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Autonome aus verschiedenen Bezirken

Antwort auf den Text der "Autonomen aus Kreuzberg und Prenzlauer Berg"

von: Autonome aus verschiedenen Bezirken, darunter auch aus Kreuzberg und Prenzlauer Berg - 18.3.2002

"zuerst konnten wir nicht glauben, was wir lasen..."

Wir aber auch nicht, als wir den Text angeblicher Autonomer aus Kreuzberg und Prenzlberg gelesen haben.

"Autonom" nennen kann sich freilich jede/r, ohne dass man/frau wüsste, welche Leute, Gruppen, Kräfte sich dahinter verbergen. Da wir, also Menschen aus dem Bündnis für einen revolutionären ersten Mai/Autonome Republik Kreuzberg aber ausdrücklich aufgefordert worden sind, Stellung zu beziehen, wollen wir das auch tun. Allerdings nicht, weil wir diese "Autonomen" besonders ernst nähmen, sondern weil wir es für wichtig finden, die Falschdarstellungen, Lügen und Denunziationen mal auseinander zu nehmen, damit sich interessierte Menschen, die vielleicht nicht unmittelbar an den bisherigen 1.Mai-Vorbereitungen beteiligt waren, selber ein Bild machen können.

Uns geht es in keiner Weise darum , den revolutionären 1.Mai zu spalten. Wie aus verschiedenen Aufrufen, Erklärungen, Stellungnahmen von linken Gruppen hervorgeht, ist aber das "Denk Mai neu"-Projekt " des Uni-Professors Grottian kein revolutionäres Projekt, sondern das genaue Gegenteil. Von oben herab sollen die Gruppen, die bisher am ersten Mai aktiv waren, fremdbestimmt werden. Wir sollen gnädig anfragen dürfen, ob unsere Aktivitäten vom Mariannenplatzfest bis hin zu den Demonstrationen dem Personenbündnis ins Konzept passen, oder auch nicht.

Irgendwelche Verhandlungen im Vorfeld hat es nicht gegeben. Das P-Bündnis meldete bereits im September große Teile des Kreuzberger Kiezes für eine Großveranstaltung an und blockierte damit die legalen Möglichkeiten für alle anderen Aktivitäten.

Lediglich mit der AAB wurden Verhandlungen geführt. die ebenfalls ohne jegliche Absprache sich für eine Teilnahme an dem P-Bündnis entschloss, einschließlich einer vom P-Bündnis abgesegneten Demonstration um 18 Uhr, die aus Kreuzberg herausführen und dem P-Bündnis und den bis dahin mit Sicherheit präsenten Bulleneinheiten das Feld überlassen soll.

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Anmerkung in der Berliner Zeitung vom 16.3., das Personenbündnis habe keine Probleme mit der 18-Uhr-Demonstration, da diese ja aus Kreuzberg wegführen solle. Genau darum geht es nämlich. Die TeilnehmerInnen der 18-Uhr-Demo dürfen sich dann nämlich in einen von der Polizei okkupierten und sicherlich recht menschenleeren Bezirk Mitte begeben, wo dann sicherlich nicht sehr erfreuliche Dinge ihrer harren. Das P-Bündnis wird dann für sich beanspruchen, die Befriedung Kreuzbergs geschafft zu haben und dann gleich ein ähnliches Konzept für das nächste Jahr projektieren.

Die AAB als Erstunterzeichnerin des "DenkMai Neu"-Aufrufs hat sich bereits im Vorfeld abgesichert, so wurde ihr Sprecher Mark Schlosser in der Berliner Morgenpost mit der Aussage zitiert, die AAB wolle eine "friedliche Demonstration, deshalb beteiligen wir uns auch am Personenbündnis". Alle anderen haben dann die Arschkarte, wenn sie sich nicht am Personenbündnis beteiligt haben und es aus irgendwelchen Gründen dann vielleicht doch nicht friedlich bleiben sollte. Dankeschön.

"Wir werden an keiner Demo gegen linke und linksliberale Kräfte in Kreuzberg teilnehmen," heißt es in der Stellungnahme der "Kreuzberger/Prenzlberger Autonomen". Wir wissen nicht, ob diese Leute sich die UnterzeicherInnenliste des P-Bündnisses mal genau angesehen haben. Da stehen neben den Uni-Professoren und der AAB u.a. auch ehemalige Baustadträte, KultursenatorInnen, führende Mitglieder der Grünen, die Jusos, MdAs der SPD, und auch Leute, die wie die Jungliberalen nun mit dem revolutionären 1. Mai noch nie irgendetwas zu tun hatten.

Leute, die Mitglieder von Kriegsparteien sind und/oder die hier die Sparkonzepte welches Senates auch immer durchsetzen wollen, die sich aber in jedem Fall gegen die armen und ärmeren Bevölkerungsgruppen richten, während die Kapitalisten, Bankrotteure und korrupten Profiteure wieder einmal elegant ausgespart werden sollen, haben am 1. Mai in Kreuzberg nichts verloren!!! Deshalb kann eine Demonstration, wie immer sie sich nennt, die von solchen Leuten gefördert wird, sich nicht gegen "Rotrotgrün" oder gegen Reformismus und Krieg richten, sondern nur in deren Sinne sein.

Es ist auch nicht zutreffend, wenn in dem Aufruf vertreten wird, die Demo des vergangenen Jahres habe nur stattfinden können, weil "genau die Kräfte" solidarisch gewesen seien, die jetzt ein "politisches Volksfest gegen Krieg und Repression feiern wollen." Richtig ist, dass die PDS-Abgeordnete Marquardt eine Demonstration um 15 Uhr angemeldet hatte, an der sich mehrere Tausend Leute beteiligten. Was jedoch den 1. Mai 2001 wesentlich geprägt hat, war die Solidarität vieler Tausender Menschen aus Kreuzberg, aus anderen Bezirken und von außerhalb Berlins, die das Konzept des Innensenators Werthebach wirklich konsequent durchkreuzt haben!

Oder warum sonst der Hass des Staates, der sich u.a. in einer teuren und an die Zeiten der Fahndung nach der Stadtguerilla erinnernden Fahndungskampagne einschließlich der Zahlung von Kopfgeldern entlud? Diese Plakate hängen immer noch in öffentlichen Einrichtungen herum. Wir haben bisher vergebens auf eine Stellungnahme des Personenbündnisses gewartet, die eine sofortige Einstellung aller Verfahren, der Rehabilitierung der bereits Verurteilten und ein klares "Nein" zu einer ähnlichen Kampagne in diesem Jahr aufruft. Von wegen Volksfest gegen Repression!

Die Denunziation von Leuten und Gruppen, die sich an dem Gegenbündnis linker Gruppen beteiligen, und tatsächlich ohne staatstragende oder staatstolerierte Kräfte, ist ja wohl das Allerletzte. Die hier als "Blut-und-Boden-Maoisten" diffamierten Autonomen Kommunistischen Gruppen waren seit 1988 am Revolutionären Ersten Mai beteiligt. Das von Euch benannte Gegeninformationsbüro sind sicherlich keine "traditionellen Antiimperialisten". Davon abgesehen haben "traditionelle Antiimperialisten" in der Geschichte des Revolutionären Ersten Mai ihren Platz, im Gegensatz zu gewendeten Ex-Pazifisten wie den Grünen, die einem Kriegstreiber wie Fischer wie jetzt am Wochenende auch wieder "standing ovations" darbieten.

Und von einem "breiten linksradikalen Bündnis " in Bezug auf die 18-Uhr-Demo zu reden, ist ja wohl das totale Wunschdenken. Hättet Ihr die bisherigen Veranstaltungen/Vorbereitungstreffen mitverfolgt, wüsstet Ihr, dass die überwiegende Mehrheit der hier aktiven Gruppen das "Denk Mai-Neu" Konzept aus verschiedenen Gründen, darunter sind die oben genannten nur ein Auszug, ablehnen, und aus diesen Gründen ebenfalls die 18-Uhr-Demonstration.

Und noch ein paar Worte zu "Nicht-Kreuzberger-Raus Aus-Unserem-Kiez." Das ist ja wohl der totale Schwachsinn, was Ihr wahrscheinlich selber genau wisst und weshalb man/frau darauf nicht näher eingehen muss. Unsere Forderung heißt: Kriegstreiber, Kriegsparteien und Sparschweine raus aus Kreuzberg, egal, wo sie nun wohnhaft sind!

Und: Am 22. Mai kommt der Oberkriegstreiber George W. Bush nach Berlin. Dies wird sicherlich ein Tag sein, wo wir Protest und Widerstand vielleicht genau in Mitte auf die Straße tragen können.

Am 1. Mai sagen wir: Wir bleiben in Kreuzberg, um das Konzept der Herrschenden zu durchkreuzen. Und wir treffen uns um 16 Uhr, Wiener Straße, am "Denk Mal für" den Revolutionären 1. Mai vor 15 Jahren...

Autonome aus verschiedenen Bezirken, darunter auch aus Kreuzberg und Prenzlauer Berg





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