RUHET IN FRIEDEN, SOLDATEN!

7 unbequeme Wahrheiten über den Krieg in Afghanistan

von Julian Reichelt und Jan Meyer (BILD, 13.07.2010)

1. Wir haben unsere Soldaten viel zu lange vernachlässigt!

Jahrelang mieden deutsche Politiker das Wort „Krieg“, um Wähler nicht zu verschrecken. Obwohl deutsche Soldaten im Gefecht fielen, war Afghanistan offiziell bloß ein „Stabilisierungseinsatz“. Und was nicht „Krieg“ heißen durfte, sollte auch nicht aussehen wie Krieg. Man verwehrte den Soldaten schwere Waffen. Die Gewehrmunition durchschlug nicht einmal Lehmmauern. Erst Verteidigungsminister Guttenberg sprach von Krieg, verschaffte den Soldaten bessere Ausrüstung.

2. Wir haben uns in Afghanistan mehr Feinde als Freunde gemacht!

Wir dachten, wir könnten Afghanistan durch gute Taten, „bewaffnete Entwicklungshilfe“ befrieden. „Jeder Brunnen ist ein kleiner Sieg“, verkündete der damalige Außenminister Steinmeier im Juni 2008. Falsch! Wer in einem afghanischen Dorf einen Brunnen bohrt, verändert das Machtgefüge, das oft seit Jahrhunderten besteht. Plötzlich kontrolliert eine Familie den Zugang zum Wasser. Andere Familien fühlen sich übergangen – und schwören Rache.

3. Unser engster Verbündeter ist ein Wahlfälscher!

Afghanistans Präsident Hamid Karsai war einst die Hoffnung des Westens auf eine Demokratie. Aber innerhalb des letzten Jahres hat er sich seinen Wahlsieg durch massiven Betrug erschlichen, gedroht, zu den Taliban überzulaufen und Millionen an Entwicklungshilfe auf Auslandskonten seiner Familie geschleust.

4. In einem Drogenstaat ist kaum ein Krieg zu gewinnen!

über 95% des weltweit verkauften Heroins stammen aus Afghanistan. Die Einnahmen (rund 300 Millionen Dollar/Jahr) fließen an die Taliban. Jeder Drogensüchtige, der an einem deutschen Bahnhof ein Gramm Heroin kauft, verlängert den Kampf der Taliban.

5. Viele Soldaten wissen nicht mehr, wofür sie kämpfen!

Der Krieg in Afghanistan dauert schon länger als der Zweite Weltkrieg und der Vietnamkrieg. Viele Soldaten, die heute am Hindukusch kämpfen, waren am 11. September 2001 neun oder zehn Jahre alt. Sie erinnern sich kaum noch an den Grund dieses Krieges.

6. Die Taliban wissen, dass wir nicht ewig bleiben!

US-Präsident Obama hat angekündigt, 2011 mit dem Abzug zu beginnen. Die meisten Afghanen trauen sich deshalb nicht mehr, mit den Nato-Truppen zusammenzuarbeiten – sie fürchten die Rache der Taliban.

7. Die deutsche Sicherheit wird nicht (mehr) am Hindukusch verteidigt!

Afghanistan war vor dem 11. September die wichtigste Festung von al-Qaida, Hauptquartier von Osama bin Laden. Heute vermutet der US-Geheimdienst CIA „weniger als 50“ Al-Qaida-Kämpfer in Afghanistan. 150.000 Soldaten kämpfen in Afghanistan, obwohl die Al-Qaida-Terroristen, die im Westen Bomben zünden wollen, längst in andere Länder (Pakistan, Jemen) geflüchtet sind.


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