Meilensteine der Frauenbewegung

von E. Probst

1791: Olympe de Gouges (1748–1793) fordert in ihrem Manifest „Déclaration des droits de la femme et de la citoyenne“ (deutsch: „Die Zulassung der Frauen zum Bürgerrecht“) die völlige rechtliche, politische und soziale Gleichstellung der Frauen.

1792: Mary Wollstonecraft (1759–1797) plädiert in ihrem Buch „A Vindication of the Rights of Women“ (deutsch: „Eine Verteidigung der Rechte der Frauen“) für die soziale und rechtliche Gleichstellung der Frau.

1833: Die erste „Female Anti-Slavery-Society“ wird in Philadelphia gegründet.

1843: Louise Otto-Peters (1819–1895) schreibt in einem Aufsehen erregenden Leserbrief, der in den „Sächsischen Vaterlandsblättern“ veröffentlicht wird: „Die Teilnahme der Frauen an den Interessen des Staates ist nicht ein Recht, sondern eine Pflicht“.

1848: Beim ersten Frauenrechtskongress der USA in Seneca Falls (New York) wird nach dem Vorbild der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung die „Declaration of Sentiments and Resolutions“ verabschiedet.

1849: Louise Otto-Peters gründet in Meißen die „Frauen-Zeitung“, die erste politische Frauenzeitschrift in Deutschland.

1865: Louise Otto Peters, Auguste Schmidt (1833–1902) und Marie Löper-Houselle (1837–1916) heben im Oktober beim ersten deutschen Frauenkongress in Leipzig den „Allgemeinen Deutschen Frauenverein“ (ADF) aus der Taufe.

1865/1866: In Berlin wird der Lette-Verein – auch „Verein zur Förderung der Erwerbstätigkeit der Frau“ genannt – gegründet. Unter anderem fordert er die Zulassung von Frauen auf dem Gebiet der Wissenschaft, der Kunst, der Technik, des Handels und des Handwerks.

1867: ohn Stuart Mill (1806–1873) beantragt als erster Abgeordneter im britischen Parlament das aktive und passive Wahlrecht für Frauen.

1867: Die „National Society for Women Suffrage“ wird gegründet.

1869: Susan Brownell Anthony (1820–1906) und Elizabeth Cady Stanton (1815–1902) gründen im Mai die „National Woman Suffrage Association“ (NWSA).

1869: Auguste Schmidt und Marie Calm (1831–1887) gründen den „Verein deutscher Lehrerinnen und Erzieherinnen“.

1873: Lina Morgenstern (1830–1909) gründet in Berlin den ersten Hausfrauenverein.

1885: Emma Ihrer (1857–1911), Gertrud Guillaume Schack (1845–1903) und andere Frauen gründen in Berlin den „Verein zur Vertretung der Interessen der Arbeiterinnen“.

1885: Der „Fachverein der Berliner Mantelnäherinnen“ wird gegründet. Es ist die erste gewerkschaftliche Arbeiterinnen-Organisation.

1888: Der „International Council of Women“ (ICW, „Weltbund der Frauen“) wird gegründet.

1888: Minna Cauer (1842–1922) gründet in Berlin den Verein „Frauenwohl“.

1888: Hedwig Dohm (1831–1919) und andere Frauen gründen in Weimar den „Deutschen Frauenverein Reform“.

1890: Helene Lange (1848–1930) und Auguste Schmidt (1833–1902) gründen zu Pfingsten in Friedrichroda den „Allgemeinen Deutschen Lehrerinnen-Verein“ (ADLV).

1891: Die „Sozialdemokratische Partei Deutschlands“ (SPD) bekennt sich in ihrem „Erfurter Programm“ zur Gleichberechtigung der Frau.

1892: Der 1888 gegründete „Verein für erweiterte Frauenbildung" eröffnet in Österreich eine Gymnasialklasse für Mädchen.

1893: In Karlsruhe wird das erste deutsche Mädchengymnasium gegründet.

1893: Der „Allgemeine Deutsche Frauenverein“ fordert in einer Petition mit 60000 Unterschriften die Freigabe des Studiums für Frauen.

1894: 34 Frauenvereine schließen sich zum „Bund Deutscher Frauenvereine“ (BDF) zusammen. Sie wollen Frauen die gleichen Rechte verschaffen wie Männern.

1896: In Berlin absolvieren die ersten Mädchen ihr Abitur.

1898: Der „Verband fortschrittlicher Frauenvereine“ wird gegründet.

1899: Der „Deutsch-Evangelische Frauenbund“ wird gegründet.

1900: Im Februar erlaubt Baden als erstes deutsches Land Frauen das Studium.

1900: Der „Bund Schweizerischer Frauenvereine“ (BSF) wird gegründet.

1902: Lida Gustava Heymann (1868–1943), Anita Augspurg (1857–1943) und Minna Cauer (1842–1922) gründen den „Deutschen Verein für Frauenstimmrecht“.

1902: Marianne Hainisch (1839–1936) gründet den „Bund österreichischer Frauenvereine“, eine Vereinigung von 13 liberal-bürgerlicher Frauenvereinen.

1902: In Australien wird das Wahlrecht für Frauen eingeführt.

1903: Emmeline Pankhurst (1858–1928) gründet am 10. Oktober in Großbritannien die „Women’s Social and Political Union“ (WSPU), die sich zum radikalsten Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung entwickelt.

1903: Der „Katholische Frauenbund“ wird gegründet.

1904: Der „Jüdische Frauenbund Deutschlands“ wird gegründet.

1905: Helene Stöcker (1869–1943), Lily Braun (1865–1916), Henriette Fürth (1861–1938), Werner Sombarth (1863–1941) und Max Weber (1864–1920) gründen den „Bund für Mutterschutz und Sexualreform“.

1906: In Finnland wird das Wahlrecht für Frauen eingeführt.

1908: Frauen können aufgrund eines neues Vereinsgesetzes in Parteien und Gewerkschaften eintreten. Im selben Jahr wird Luise Zietz (1865–1922) als erste Frau in den Vorstand einer Partei, nämlich der „Sozialdemokratischen Partei Deutschlands“ (SPD), gewählt.

1910: Der „Weltbund für Frauenstimmrecht“ wird gegründet.

1913: In Norwegen wird das Wahlrecht für Frauen eingeführt.

1915: In Dänemark und Island wird das Wahlrecht für Frauen eingeführt.

1915: Rosika Schwimmer (1877–1948), Emmeline Pethick-Lawrence (1867–1954) und Jane Addams (1860–1935) gründen im Januar die „Womens Peace Party“.

1917 In Kanada, den Niederlanden und in der Sowjetunion wird das Wahlrecht für Frauen eingeführt.

1918: In Berlin wird die „Evangelische Frauenarbeit in Deutschland“ (EFD) als Vereinigung evangelischer Frauenverbände gegründet.

1918: Der Aufruf an das Deutsche Volk des „Rates der Volksbeauftragten“ vom 12. November 1918 gilt als die Geburtsurkunde des Frauenwahlrechts in Deutschland. Darin heißt es: „Alle Wahlen zu öffentlichen Körperschaften sind fortan nach dem gleichen, geheimen, direkten und allgemeinen Wahlrecht ... für alle mindestens 20 Jahre alten männlichen und weiblichen Personen zu vollziehen.“

1918: Außer in Deutschland wird in jenem Jahr auch in England, Irland, Luxemburg und in den USA das Wahlrecht für Frauen eingeführt.

1919: Bei der Wahl zur „Weimarer Nationalversammlung“ am 19. Januar 1919 sind 17 Millionen Frauen und 15 Millionen Männer wahlberechtigt. Die Wahlbeteiligung bei den Frauen beträgt 82,3 Prozent und bei den Männern 82,4 Prozent. 310 Frauen kandidieren, 41 ziehen als Parlamentarierinnen in die Nationalversammlung ein, was 9,6 Prozent der insgesamt
423 Abgeordneten entspricht.

1919: Die SPD-Abgeordnete Marie Juchacz (1879–1956) hält am 19. Februar 1919 in der „Weimarer Nationalversammlung“ als erste Frau eine Rede im Parlament.

1919: In Österreich, Polen, Schweden und in der Tschechoslowakei wird das Wahlrecht für Frauen eingeführt.

1920: Frauen werden in Deutschland zur Habilitation zugelassen.

1931: In Spanien wird das Wahlrecht für Frauen eingeführt.

1933: Der „Bund Deutscher Frauenvereine“ löst sich vor der drohenden Gleichschaltung durch das nationalsozialistische System selbst auf.

1934: In der Türkei wird das Wahlrecht für Frauen eingeführt.

1935: In Indien wird das Wahlrecht für Frauen eingeführt.

1944: In Frankreich wird das Wahlrecht für Frauen eingeführt.

1945: In Italien wird das Wahlrecht für Frauen eingeführt.

1946: In Japan, Jugoslawien und Rumänien wird das Wahlrecht für Frauen eingeführt.

1946: Die „Arbeitsgemeinschaft der katholischen deutschen Frauen“ wird gegründet.

1946: Dorothy Thompson (1894–1961) gründet die „World Organization of Mothers of all Nations“ (deutsch: „Weltorganisation der Mütter aller Nationen“).

1947: In Bulgarien und China wird das Wahlrecht für Frauen eingeführt.

1948: In Belgien wird das Wahlrecht für Frauen eingeführt.

1949: In Ungarn wird das Wahlrecht für Frauen eingeführt.

1949: Der „Deutsche Frauenring“, eine überparteiliche und überkonfessionelle Vereinigung der Frauen, wird gegründet.

1951: 14 nach dem Zweiten Weltkrieg neu- und wieder gegründete Frauenvereine schließen sich im Dezember zum „Informationsdienst für Frauenfragen e. V.“ zusammen.

1952: In Griechenland wird das Wahlrecht für Frauen eingeführt.

1955: Das Bundesinnenministerium des Innern gibt an die obersten Bundesbehörden in der Bundesrepublik Deutschland einen Erlass heraus, der es ledigen Frauen überlässt, die Anrede „Fräulein“ aus dem Sprachgebrauch zu tilgen und sich „Frau“ nennen zu lassen.

1961: 343 französische Frauen bekennen im Frühjahr bei der Aktion „J’ai avortee“, sie hätten abgetrieben.

1966: Betty Friedan und andere Frauen gründen die „National Organization of Women“ (NOW).

1967: In den USA entsteht die Frauenbewegung „Women’s Liberation Movement“, kurz „Women’s Lib“ genannt.

1969: Der „Informationsdienst für Frauenfragen e. V.“ wird in „Deutscher Frauenrat – Lobby der Frauen“ umbenannt.

1970: Germaine Greer veröffentlicht ihr Buch „Der weibliche Eunuch“, das als Meilenstein der feministischen Literatur gilt.

1971: Am 7. Februar stimmen die Schweizer Männer der Einführung des nationalen Frauenstimmrechts mit großer Mehrheit zu. Acht Kantone scheren aus: Uri, Schwyz, Obwalden, Glarus, St. Gallen, Thurgau und beide Teile von Appenzell.

1971: Nach dem Vorbild französischer Frauen initiiert Alice Schwarzer den am 6. Juni im Hamburger Magazin „Stern“ veröffentlichten Artikel „Ich habe abgetrieben“, in dem sich 374 Frauen der Abtreibung bezichtigen.

1977: Alice Schwarzer gründet die „Zeitschrift von Frauen für Frauen" mit dem Titel „Emma“.

1990: Im schweizerischen Halbkanton Appenzell-Innerhoden wird das Wahlrecht für Frauen eingeführt.

1995: Die „Feministische Partei Die Frauen“ entsteht.


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