ALS DIE STAATSHYMNE RUSSLANDS dient die Melodie, die von dem hervorragenden Komponisten, Michail Glinka, "Peter dem Großen in der russischen Musik", wie ihn der Kritiker Wladimir Stassow nannte, verfaßt worden ist. Später wurde sie unter der Bezeichnung "Das patriotische Lied" bekannt. Das Lied war 1834 komponiert worden, wurde aber erst Ende des 19. Jahhunderts entdeckt. Unter Glinkas Autogrammen fand sich ein Blatt Papier des gleichen Formats, wie die Partitur der Oper "Das Leben für den Zaren" (Iwan Sussanin"). Auf dem Blatt wurden eine Melodie in drei Zeilen, eine Skizze derselben Melodie mit Baß und Anmerkungen des Komponisten zu deren Bearbeitung aufgezeichnet. Das Werk trug eine Anschrift in Französisch: "Die Melodie der Nationalhymne".

Mehr als ein Jahrhundert lang war diese herrliche Schöpfung unangefordert geblieben, bis sie in den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts bearbeitet und im Rundfunk übertragen wurde. Später benutzte man sie als Hymne von Moskau. Die Bedeutung der Staatshymne erlangte die Melodie erst 1990, als das Land mit der Schaffung der neuen nationalen Symbolik und der Wiederherstellung der ungerecht der Vergessenheit preisgegebenen alten begann. Am 23. November desselben Jahres erklang die Musik von Glinka im Vortrag des Blasorchesters des Verteidigungsministeriums zum ersten Mal auf der Tagung des Obersten Sowjets Rußlands.

Die Hymne hat vorläufig noch keine Worte. Sie sollen im Ergebnis eines Wettbewerbs bestimmt werden, aber bisher wurde keine der 12 000 eingereichten Varianten des Textes bestätigt.

Heute wird die Hymne bei den feierlichen Zeremonien ausgeführt, solchen wie das Hissen der Flagge der Russischen Föderation, die Beeidigung des neugewählten Präsidenten, die Eröffnung und Schließung der Tagungen der Parlamentskammern, der Empfang und die Verabschiedung der hohen ausländischen Gäste, die Überreichung der Auszeichnungen… Die Hymne muß stehend angehört werden, die Männer müssen dabei die Kopfbedeckungen abnehmen.