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Kosovo * Polje (serbisch = Amselfeld) -- Kosova * (albanisch)--Übersetzung
Geschichtlicher
Hintergrund Kosov@
1. Weltkrieg-- 2. Weltkrieg--Ende Jugoslawiens 1989/92
Illyrische Bevölkerung (Ur-Albaner?), Römische Herrschaft, 5./6.
Jahrhundert Einwanderung von Südslawen. Im 13. Jahrhundert Kernraum des
mittelalterlichen serbischen Reiches,
28. 6. 1389 Schlacht auf dem
Amselfeld: Türken besiegen Serben. Die Niederlage von 1389 wird im 19.
Jahrhundert Grundmythos des serbischen
Nationalismus.
Seit dem 14. Jahrhundert Zugehörigkeit zum Osmanischen
Reich, danach Zuwanderung von islamischen Türken und islamisierten Albanern.
1690 Vordringen der Truppen des Römisch-Deutschen Kaisers (Österreich/Habsburg),
antitürkischer Aufstand der Serben, nach Rückzug der Österreicher Exodus der
Serben in die österreichische Voivodina und andere Militärgrenzgebiete der
Habsburger ("Reichsserben"). Nachrücken der Albaner und türkische
Besiedlung.
Balkankriege 1912/13
1912:
Noch sind die Türken auf dem Balkan präsent und halten das heutige Südbulgarien,
Nordgriechenland, Mazedonien und Albanien. Der russischen Diplomatie gelingt im
Jahr 1912 der Zusammenschluß der Balkanstaaten: Griechenland, Bulgarien, Serbien
und Montenegro sammeln sich trotz ihrer zwischenstaatlichen Streitigkeiten in
der Balkanliga gegen das Osmanische Reich. Im gleichen Jahr noch beginnt der
Erste Balkankrieg. Anfang 1913 haben die gemeinsamen Streitkräfte
die türkische Balkanarmee bis kurz vor die Stadtmauern von Istanbul aus Europa
hinausgedrängt. Doch jetzt zerbricht das Bündnis: Wie soll das neueroberte
Gebiet aufgeteilt werden? Völlig unkoordiniert sind die gegenseitigen
Forderungen, kreuz und quer verlaufen die jeweiligen Ansprüche. Wem gehört
Mazedonien, wem Saloniki (damals nach Istanbul die zweitgrößte Stadt der
europäischen Türkei mit einer jüdischen Bevölkerungsmehrheit, die Ladino
(=Judenspanisch) spricht?) Um Albanien nicht in griechische oder serbische Hände
fallen zu lassen. erkennen Italien und Österreich 1912 Albanien als
selbständigen Staat an - ein »fait accompli« gegen Rußland. Bulgarien, seit 1908
ein Zarenreich, das wieder an seinen mittelalterlichen Anspruch auf Zargrad
(=Istanbul) anknüpfen will, sieht sich als Sieger des Balkankriegs und versucht,
seine Forderungen auf Mazedonien und auf die thrakische Ägäisküste gewaltsam
gegen seine Noch-Verbündeten Serbien und Griechenland durchzusetzen. Jetzt
greift auch Rumänien - um der bulgarischen Besetzung der Dobrudscha
zuvorzukommen - ein, und die Türken, die man schon geschlagen glaubte, rücken
wieder vor. Der Zweite Balkankrieg endete jedoch mit einem Debakel für
Sofia. Allein gegen 2 ehemalige Verbündete, Rumänien und die
Türkei!
1913 ordnen die Großmächte in London die Verhältnisse auf dem Balkan neu. Das Osmanenreich behält in Europa nur noch Ost-Thrakien mit Edirne/Adrianopel und die Dardanellen (das entspricht den Westgrenzen der Türkei von heute), Griechenland gewinnt Epirus und die Küste Mazedoniens mit Saloniki. Bulgarien - erst Sieger, dann Verlierer - erhält das thrakische Küstenland und wird damit Ägäis-Anrainer. Die Existenz des unabhängigen Albaniens wird bestätigt. Rußland verlangt eine »Kompensation« für Belgrad und setzt die Herauslösung und den Anschluß des albanisch besiedelten Kosov@-Gebiets an Serbien durch. Serbien selbst ist der Hauptgewinner. Es verdoppelt seinen territorialen Umfang mit dem Binnenland Mazedoniens (Makedonisch eher dem Bulgarischen verwandt), dem türkisch-bosnisch besiedelten Sandschak und mit dem Kosov@. Das Ergebnis der Balkankriege: Serbien muß sich, um seinen neuen Besitzstand wahren zu können, noch enger an Sankt Peter(s)burg anlehnen; der österreichisch-serbische Gegensatz erfährt durch die Gründung Albaniens noch eine Steigerung; Bulgarien wird sich, um seine Ansprüche auf Mazedonien durchsetzen zu können, von Rußland ab- und den Mittelmächten Wien und Berlin zuwenden. Mazedonien und Kosov@ entwickeln sich zu immerwährenden zwischenstaatlichen Konfliktzonen. Grundsätzlich ändert sich nach dem Londoner Protokoll von 1913 auf dem Schachbrett Balkan nichts. Die Staaten sind weiterhin Objekte, nicht Subjekte der großen Politik, Staatengebilde, die in ein System gegenseitiger nationaler Feindschaften verzahnt sind.
Das Attentat von Sarajevo
am 525. Jahrestag der Schlacht auf dem Kosovo polje (Amselfeld)
In
der Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie wird die nationale Frage immer
dringlicher. Besonders in der ungarischen Reichshälfte nehmen die nationalen
Auseinandersetzungen an Schärfe zu. In Siebenbürgen fällt die rumänische
Irredenta auf fruchtbaren Boden. Der großserbische Nationalismus und die
serbische Irredenta in Bosnien (35% Serben) haben durch den Ausgang der
Balkankriege einen starken Aufschwung genommen. In ganz Bosnien agitieren
serbische Untergrundorganisationen. Das schlagkräftigste serbische
Geheimkommando ist die Ujedinjenje ili Smrt (»Vereinigung oder Tod«). Am 28.
Juni 1914 erschiesst der später in Jugoslawien als Nationalheld gefeierte
Gavrilo Princip wohl mit Rückendeckung des serbischen Kriegsministeriums den
österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Ehefrau in Sarajevo.
Warum? Franz Ferdinand strebte eine Gleichberechtigung der Slowenen, Kroaten,
Bosnier und Reichsserben in Österreich (Trialismus) an: Das wäre das Ende aller
Groß-Serbien-Träume!! ....Am 28. Juli erklärt Österreich Serbien nach mehreren
Ultimaten den Krieg.
....Erster Weltkrieg.....
1919 steht Serbien als Sieger da und erhält sein "Jugo-Slawien". Im Kosov@ versucht Belgrad eine massive Serbisierung der Bevölkerung. Zehntausende von Albanern werden als "Türken" in die Türkei abgeschoben, serbische Neusiedler sollen an ihre Stelle treten. Jugoslawien gehört zu Frankreichs Kleiner Entente.
ausführlicher zur Zwischenkriegszeit: klick hier!
Nach der Weltwirtschaftskrise
1933: Der große Einfluß Frankreichs, des Architekten der Balkan-Neuordnung
1919, ist geschwunden. Ein wesentlicher Grund dafür ist wirtschaftlicher Natur.
Die instabilen Agrarstaaten des Südostens können von Anfang an nicht mit den
Produkten aus Übersee und den britischen sowie französischen Kolonien
konkurrieren. Um so hilfloser sind sie 1929 bis 1932 der Weltwirtschaftskrise
ausgeliefert. Von da an gerät die Außenwirtschaft ganz Südosteuropas in die
alleinige Abhängigkeit vom deutschen Markt. Unter den Nationalsozialisten
startet in Berlin eine systematische Wirtschaftsoffensive. Deutschland ist der
Großabnehmer für südosteuropäische Agrarprodukte. Auch Frankreich und England
sind das, aber sie fallen als Absatzmärkte für Südosteuropa aus, da sie sich aus
ihren Kolonien bedienen müssen. Berlin dagegen verzichtet auf die billigere
Einfuhr aus Übersee. Statt dessen bietet es sogar Sonderkonditionen und
konzentriert alle Anßenwirtschaftsbeziehungen Südosteuropas mehrheitlich auf
sich. Das Ziel, die Verschuldung der südosteuropäischen Agrarstaaten, also ihre
wirtschaftliche und damit auch ihre politische Gefügigkeit, ist bald erreicht.
Handelsverträge, z. B. der deutsch-ungarische und der
deutsch-jugoslawische ( 1934) sowie der deutsch-rumänische (1939), besiegeln die
einseitige Abhängigkeit. Eine Umorientierung Südosteuropas hin zum
Deutschen Reich ist die Folge. Auf diese Weise werden die profranzösische Kleine
Entente und der Balkanbund von innen her aufgelöst. Wirtschaftlich breitet sich
in all diesen Staaten der alleinige Einfluß Berlins aus.
Zweiter Weltkrieg
Südosteuropa interessiert Hitler und die deutsche Militärführung
eigentlich nicht. Nur wegen des italienischen Debakels gegen Griechenland
1940/41 kommt der Balkan in den Blick. Um die britischen Basen in Griechenland
auszuschalten, steht der Angriff auf Griechenland bevor. Das von Deutschland
wirtschaftlich abhängige Jugoslawien soll auch militärisch-politisch eingebunden werden. Prinzregent Paul und die Belgrader Regierung treten im März 1941 dem Achsenbündnis bei.
Doch 14 Tage später wird die deutschfreundliche Regierung durch einen Militärputsch gestürzt, initiiert durch britische Geheimdiplomatie und mit Beifall der serbischen Öffentlichkeit. Jetzt marschieren Truppen Deutschlands, Italiens, Bulgariens und Ungarns ein und teilen Jugoslawien auf. Slowenien wird als Südsteiermark und Südkärnten Teil des Großdeutschen Reiches. Das Ende des serbisch dominierten Jugoslawiens wird von großen Teilen der Kroaten, Bosnier und Kosovo-Albaner begrüßt. 1941-44 wird der Kosovo nach der militärischen Besetzung Jugoslawiens dem (italienisch besetzten) Albanien angegliedert.
Das große Sterben
Der Ustaschastaat Kroatien verfolgt und tötet Hunderttausende von
Serben, Juden und politischen Gegnern, in
Serbien kämpfen die königstreuen
Tschetniks machmal mit, manchmal gegen die deutschen Besatzer, Deutsche und
Italiener bekämpfen die
Tito-Partisanen,
die fast ein Drittel Jugoslawiens beherrschen. Die bosnischen Muslime, von Serben, Partisanen und Ustascha bekämpft, verbünden sich teilweise mit den Deutschen. Der Palästinenser
Husseini
stellt eine muslimische SS-Einheit auf.
1945 erfolgt die Rache der Sieger: Hunderttausende von Kroaten werden von der britischen Besatzungszone in Österreich an die Tito-Partisanen ausgeliefert. Tag und Nacht hört man in Kärnten "das Bellen der Maschinengewehre". 600.000 Deutschsprachige lebten in Jugoslawien. Die eine Hälfte wird nach Deutschland/Österreich vertrieben, die andere Hälfte der Banater Schwaben kommt um/wird ermordet. Auch an den Kosovo-Albanern wird Rache genommen wegen ihrer (angeblichen?) Kollaboration mit den Italienern.
Titos Idee des übernationalen Jugoslawien ist so wohl 1945 das einzig Mögliche. 6 Bundesstaaten werden gebildet. Der Kroate Tito will die serbische Dominanz abbauen. So werden Mazedonien und die zwei Autonomen Gebiete von Serbien getrennt. Die "Autonome Provinz Kosovo-Metohija" bleibt der serbischen Republik zugeordnet. 1969/1974 erhält die "Sozialistische Autonome Provinz Kosovo" sogar republikähnlichen Status. Die Voivodina, das ehemalige Hauptsiedlungsgebiet der Deutschen, erhält ebenfalls eine Autonomie (zugewanderte Serben bilden jetzt die Mehrheit, Ungarn die Minderheit).
Am 28.6.1948 bricht Jugoslawien bricht mit dem sowjetischen Lager und wird blockfrei bzw. wendet sich vor allem ökonomisch dem Westen zu. Moskautreue Kommunisten werden massiv verfolgt! Albanien bleibt "Hort des wahren Sozialismus". So werden die Albaner in Jugoslawien als politisch und national unzuverlässig angesehen. Ca. 200.000 Albaner verlassen das Land Richtung Mitteleuropa. Trotz allem steigt der albanische Bevölkerungsanteil im Kosovo (höhere Geburtenquote, Abwanderung der Serben nach Mitteleuropa oder in die jugoslawischen Industriegebiete), sodass 1974 auch die Verwaltung der Autonomie albanisiert wird.
1974: Neue Verfassung (Artikel 1: Jugoslawien ist Bundesstaat als "Staatsgemeinschaft freiwillig zusammengeschlossener Völker und ihrer sozialistischen Republiken sowie auch der autonomen Provinzen Kosovo und Voivodina, die sich im Verband der Republik Serbien befinden.."): Republiken und Autonome Provinzen sind an der Festsetzung der Politik und an der Annahme von Bundesgesetzen in verfassungsbestimmten Bereichen beteiligt: Münzsystem, Geldemission, Devisensystem, Außenhandel, Kredit- und sonstige Wirtschaftsbeziehungen zum Ausland.
Nach Titos Tod 1981 regiert in Jugoslawien ein kollektives Organ aus 6 Vertretern der Republiken und der 2 Autonomien. Durch die Ausschaltung der Autonomien in der Voivodina und im Kosovo 1989 durch Serbien entsteht erst das Patt: Jugoslawien zerfällt!
Block A: Slowenien-Kroatien-Bosnien-Mazedonien: 4 Stimmen
Block B: Serbien (zusätzlich mit den 2 Stimmen der entmachteten Autonomien) und Montenegro: 4 Stimmen
Zum 600. Jahrestag der Schlacht am 28. Juni 1989 versammeln Milosevic und die
orthodoxe Kirche fast 2 Millionen Serben auf dem Amselfeld. Das Patt wird zum
Aus, als der turnusmäßig zu wählende Präsident, der Kroate Mesic, von den 4
serbischen Stimmen blockiert wird. Jetzt beginnt die Abfolge der Kriege.
Slowenien, Kroatien, Bosnien...
Die Unabhängigkeit der 5 Republiken Ex-Jugoslawiens werden 1991/92 von der EU anerkannt.
(Serbien und
Montenegro bleiben zusammen). Die Autonomien bleiben okkupiert.
Das offizielle Schriftwerk "Tatsachen über Jugoslawien" (Belgrad 1982) schreibt über die SAP Kosovo:
Fläche 10887 km², nach Volkszählung von 1981 1.584.558 Einwohner, davon Albaner 1.227.424 (77,7%), Serben 209.792 (13,2%), Montenegriner, Bosnier, Türken...Der Kosovo ist der wenigsten entwickelte Teil Jugoslawiens...., nur 2,2% des Nationaleinkommens Jugoslawiens."
"Die Provinzen verabschieden wie die Republiken selbständig ihre Verfassungen, üben die gesamte gesetzgebende Tätigkeit aus, lösen alle Fragen ausser jenen, die laut Verfassung mit Bundes- oder Republiksgesetzen gelöst werden. Das Territorium der Provinz kann ohne Zustimmung der Provinzversammlung nicht verändert werden. Die Provinzen können gemäß denselben Prinzipien wie die Republiken mit dem Ausland Zusammenarbeit herstellen." (S. 34)
(Quellen: Manuskript für Podiumsdiskussion 1995 unter Teilnahme eines Bosniers, eines Kroaten und einer Serbin, die extrem kontrovers diskutierten, aber diese einführende Darstellung nicht kritisierten, sodass ich hoffe, dass sie einigermaßen akzeptabel ist. 1999 Ergänzungen um die Thematik Kosov@--F. Josef Stauf)--Basis vor allem: Michael Weithmann-Der ruhelose Balkan-Sammelband dtv Wissenschaft 4612, Vladimir Bonac, Jugoslawien, Hannover 1976)
Anmerkung: Kosov@ ist eine neutralisierte Form, denn Kosovo könnte als proserbisch, Kosova als proalbanisch ausgelegt werden
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