DIE OBERZIPS

 

Die kulturhistorisch bedeutende Landschaft der Oberzips wird im Westen von der Hohen Tatra begrenzt, liegt im Tal des Flusses Popper und oberer Hernad. Die menschliche Besiedlung läßt sich bereits in vorchristlicher Zeit nachweisen, denn in Gehansdorf unweit der Stadt Deutschendorf sind die Reste eines Neandertalers gefunden worden, dessen Alter auf 70 000 Jahre geschätzt wird. Archäologische Ausgrabungen in Donnersmark und Zipser Bela bezeugen, daß die Oberzips bereits im Neolithikum (3000-2000 v.Chr.) besiedelt war. In der Gegend von Leutschau und Zipser Bela wurden Metallgegenstände aus der Bronzezeit (etwa 13. Jh. v. Chr.) gefunden, die auf Verbindungen zum heutigen süddeutschen Raum hinweisen. Auch die Kelten (um 400 v. Chr.) sind in diesem Raum nachgewiesen.

Die ersten deutschen Kolonisten kamen schon zu Beginn des 12. Jh. in das Gebiet der heutigen Slowakei, aber erst nach dem Mongolensturm von 1241, setzte die eigentliche Besiedlung in der Oberzips, der Unterzips und des südlicheren Bodwatals ein. Eine der ältesten Gemeinden der Oberzips, Eisdorf, wird schon im Jahre 1204 im Zusammenhang mit dem Kirchenbau erwähnt. Dieselbe Ortschaft erscheint im Jahre 1209 mit ihrem historischen Namen Villa Isaac auf einer Urkunde des deutschen Grundherrn, dem Bamberger Bischof Eckbert. Meistens waren es Bauern und Handwerker, die im 13. Jh. die zerstörten Ortschaften in Zusammenarbeit mit der kleinen Restbevölkerung wieder aufbauten und neue Orte gründeten.

Die Rechtsordnung der Zipser Städte wurde auf der mitgebrachten eigenen Rechtsordnung der Kolonisten aufgebaut und durch Privilegien, z. B. von König Stephan V. 1271 bestätigt und ergänzt und in der sog. “Zipser Willkür" niedergeschrieben. Die Beziehung der Rechtsordnung zum Magdeburger Recht und zum Sachsenspiegel ist für Kauf und Handel, die Ordnung von Handwerk und Gewerbe, sowie auch für Klagen bei Gericht ganz offensichtlich.

Die Quellen aus der 2. Hälfte des 13. Jh. belegen, daß es damals den großen Stuhl des Zipser Adels (Sedes nobilium de Scepus), den kleinen Stuhl (Sedes decem lanceatorum) und die Gemeinschaft der Zipsen Sachsen (Provincia Saxonum) gab, die ihre recht unterschiedlichen Interessen vertraten. Nach dem Mongolensturm wurde im Jahr 1248 die geistliche Organisation, die “Bruderschaft der 24 königlichen Pfarrer", wiederbelebt, der vom Probst in Kirchdrauf zahlreiche Privilegien, darunter die freie Pfarrerwahl, zugestanden wurde. Parallel dazu entwickelte sich die weltliche politische Organisation, der Bund der 24 Zipser Städte, an deren Spitze der Zipser Graf stand und von den Stadtrichtern gewählt wurde, die auch die Funktion des Bürgermeisters ausübten. Leutschau als Sitz des Grafen entwickelte sich zum kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum der Oberzips.

Die Gemeinschaft der 24 Zipser Städte wurde zerstört, als 1412 der ungarische König Sigismund von Luxemburg insgesamt 13 Zipser Städte an seinen Schwager, den polnischen König Wladislaw II., für 37 000 Schock breite bömische Groschen (eine Goldmenge von etwa 300 kg), verpfändete. Die verpfändeten Städte gehörten weiterhin nominell zu Ungarn, denn nur ihre Steuereinnahmen, also die wirtschaftliche Nutzung der Städte, war an Polen verpfändet worden. Auch an der kirchlichen Zugehörigkeit zum Zipser Probst in Kirchdrauf änderte sich nichts. 1772 kamen die verpfändeten Städte wieder zurück an Ungarn, 1778 wurden in diese Gemeinschaft die Städte Alt Lublau, Pudlein und Kniesen aufgenommen und bildeten den Verband der 16 Zipser Städte.

In den königlichen Freistädten und den 13 verpfändeten Städten der Oberzips entwickelten sich vor allem Handel und Handwerk. Es wurden prächtige Bauten errichtet, in Käsmark Bürgerhäuser und die kath. Kreuzkirche, später die hölzerne ev. Artikelkirche, in Leutschau die kath. Jakobskirche, die Wirkungsstätte Meister Pauls, das Rathaus im Stil der Renaissance, große bürgerliche Handels- und Wohnhäuser. Die wirtschaftlichen und geistigen Verbindungen zu den Nachbarländern und zu den Universitäten von Krakau und Wittemberg wurden ausgebaut. So gelangte auch das Gedankengut der Reformation bereits in der 1. Hälfte des 16. Jh. in die königl. Freistädte Käsmark und Leutschau. In fast allen bedeutenden Ortschaften der Oberzips existieren bis heute neben den katholischen Kirchen auch evangelische Kirchen. Die Gegenreformation setzte zuerst im Bund der 11 Zipser Städte, die zum ungarischen Herrschaftsbereich gehörten, ein und später auch in den 13 verpfändeten Städten. Die Oberzipser Region hatte auch unter den Hussiteneinfällen zu leiden. Um Ostern 1431 erschienen die Hussiten von Polen kommend im Poppertal, brannten zuerst das Rote Kloster und dann die Stadt Leutschau nieder. Auch beim zweiten Einfall 1433 kamen sie wieder über Polen, raubten Käsmark aus und zogen ins Hauerland weiter.

Im 19. Jh. setzte so, wie in allen anderen Teilen der Slowakei, eine starke Magyarisierung ein. Da die Ämter durch Ungarn besetzt wurden, nahm der Anteil der Ungarn an der städt. Bevölkerung zu. In fast allen Orten der Oberzips bildete sich eine Dreisprachigkeit aus, die bis zum Ende des 2. Weltkrieges dominant war.

 

Die Städte der Oberzips

 

Leutschau: In den Städten der Zips war im Mittelalter, sowie im 16. und 17. Jh. der deutsche Bevölkerungsanteil bestimmend. So waren im Jahre 1590 in Leutschau 84 % der Einwohner Deutsche, 9,6 % Slowaken, 3,1 % Ungarn und 3,2 % Juden. Im Jahr 1650 gab es in dieser Stadt 71,5 % Deutsche, 19,3 % Slowaken, 4,6 % Ungarn und 4,6 % Juden. Daraus kann man ableiten, daß Handel und Handwerk in deutschen Händen lagen. Günstige Voraussetzungen für Geschäfte boten im Mittelalter die Handelswege über die Oberzips nach Polen, von dort weiter zur Ostsee und nach Rußland. Die größte Bedeutung hatte im Spätmittelalter die Stadt Leutschau, verfügte sie doch über das Stapelrecht. Das bedeutete für die Händler, daß sie bevor sie weiterzogen, in dieser Stadt 1 Woche bleiben mußten, um ihre Waren anzubieten. Das zog natürlich Käufer aus der Umgebung an und die Stadtbewohner selbst erzielten durch die Gewährung von Unterkunft und Verpflegung beträchtliche Einnahmen. Für eine Breitenwirkung Leutschaus sorgten auch die Buchdrucker, die bereits im 16. Jh. lateinische und deutsche Bücher druckten.

Käsmark: Außer Leutschau entwickelte sich auch Käsmark materiell und kulturell sehr gut. Neben Kaschau und Leutschau war es zu einem der wichtigsten Handelsplätze in der heutigen Ostslowakei geworden. Der Handel war zwar um das Jahr 1700 leicht rückläufig, dafür entwickelte sich jedoch das Handwerk auf ein hohes Niveau, es gab 1715 etwa 263 Handwerksbetriebe. Besondere Bedeutung erlangten die Zünfte der Leinenweber und Färber, die Blaudrucke herstellten. Als die Kaschau- Oderberger Eisenbahn Käsmark nicht berührte, begann eine weitere Stagnation der Stadt, die Käsmark in seinen alten Formen erstarren ließ. Es ist uns als als Kleinod einer mittelalterlichen Stadt erhalten geblieben.

 

Deutschendorf: Eine besondere Entwicklung vollzog sich in der Stadt Deutschendorf, die im 13. Jh. als deutsche Siedlung mit einem geschlossenen Anger gegründet worden ist. Verkehrtechnisch sehr günstig gelegen, erlebte sie durch den Bau der Kaschau- Oderberger-Eisenbahnlinie und durch den Bau eines Flugplatzes eine große Bevölkerungsexplosion. Im Jahre 1930 zählte das Städchen 3 583 Einwohner, darunter 1052 Deutsche, doch schon im Jahre 1990 waren es über 50 000 Einwohner, die in Waggonfabrik, Sägewerk, Brauerei, Lebensmittelbetrieben und anderen angesiedelten Industriezweigen ihren Lebensunterhalt verdienten.

 

Hobgarten: Zu den entlegensten, aber sich auch in jeder Hinsicht von den anderen Gemeinden der Oberzips unterscheidenden Orten, gehört Hobgarten. Die Kleingemeinde Hobgarten liegt am linken Popperufer, nahe der Grenze der ehemaligen Komitate Zips und Scharosch, nahe der Lublauer Burg.

Es ist jedem Außenstehenden unverständlich, daß sich diese Dorfgemeinschaft inmitten anderer Volksstämme - Slowaken und Ruthenen - so viele Jahrhunderte ihr Volkstum und Brauchtum bewahren konnte, zumal mit dem geschlossenen Siedlungsgebiet der Oberzips nur ein ganz unbedeutender Kontakt bestand. Es kam nur ganz seltenen vor, daß ein Hobgärtner oder eine Hobgärtnerin in ein anderes deutsches Dorf eingeheiratet hat. Ebenso selten war es, daß aus einem Ort der Oberzips jemand nach Hobgarten eingeheiratete. Freilich blieb dieses abgeschiedene und abgeschlossene Leben auf der Sprachinsel und die fremde Umgebung nicht ohne Einfluß auf Leben, Brauchtum, Sprache und völkische Entwicklung.

Die älteren Einwohner sprechen mit ihren Kindern oder Enkeln auch heute noch die “Hobgärtner Mundart", und auf der Dorfstraße hört man auch noch die Laute aus früherer Zeit, freilich vermischt mit der Sprache der neuen Einwohner. Bei den Gottesdiensten erklingen öfter noch die vertrauten alten Weisen der so sangesfreudigen Hobgärtner, deren Lieder und Melodien immer bei den Ablässen in Leutschau und Pudlein von vielen Wallfahrern bewundert wurden.

 

Laut amtlicher Bevölkerungsstatistik aus dem Jahr 1921 gab es in der Oberzips 168 745 Einwohner, davon waren, laut damaligem Sprachgebrauch 105 759 Tschechoslowaken, 37 133 Deutsche, 5350 Ungarn, 9982 Ukrainer, 3499 Juden und 1822 andere (Polen, Rumänen usw.). Das bewährte Nebeneinander verschiedener Nationalitäten in der Oberzips, der Unterzips und dem Bodwatal, wie auch in der gesamten Slowakei dauerte bis Ende des 2. Weltkrieges.

 

DIE UNTERZIPS

 

Als Hauptsiedlungsgebiet der Unterzipser kann man das Tal der Göllnitz mit all seinen Nebentälern bezeichnen. Erste Berichte über deutsche Kolonisten in diesem Gebiet stammen aus dem Jahr 1030. Eine erste Beschreibung des Katasters des heutigen Göllnitz und die Erwähnung der Eisenhütte im Schmöllnitz stammt aus dem Jahre 1225. Also gab es noch vor dem Mongolensturm (1241-42) einen Bergbau, der sich unter dem Einfluß der nach dem Mongoleneinfall herbeigerufenen deutschen Bergleute erneut entwickelte. Belege über die Herkunft der deutschen Siedler - hostes, hospites - gibt es leider nicht. Die deutschen Mundarten der jetzigen Bewohner dieser Täler weisen Merkmale aus dem bayrischen, fränkischen und thüringischen Raum auf. Die Mundarten von Dobschau und Wagendrüssel bilden einen Übergang zur oberzipser Mundart. Diese deutschen Kolonisten brachten im 14. Jh. neue Impulse in den Bergbau der Zipser Täler, es kam sehr bald zum Aufbau von Kupfer- und Silberhütten.

In einer Urkunde aus dem Jahr 1264 erteilte der ungarische König Bella IV. den an dem Fluß Göllnitz wohnenden Bergleuten alles, was zur Gründung einer freien Bergbaustadt nötig war. In einer Urkunde von 1276 erhielt die aufblühende Stadt Göllnitz Privilegien für die Eigenwahl des Richters, die freie Wahl des Pfarrer, die Anfänge gerichtlicher Immunität, außerdem das Jagd-, Fisch-, Rodungs- und Erzbaurechts. Grenzbestimmungen zwischen dem Territorium der Stadt Göllnitz und dem Joßauer Stift wurden 1287 urkundlich festgelegt, und 1332 wird das Kataster von Göllnitz urkundlich erfaßt. Die Intensivierung des Bergbaus in den Gründen, also dem Gebiet der Unterzips, erfuhr im Mittelalter eine gezielte Unterstützung durch König Matthias Corvinus. Gleichzeitig waren die Feudalherren Thurzo, Fugger, Mariássy, sowie die Bebeks und Jekelfalussys bemüht sich am Bergbau finanziell zu beteiligen und Gewinn daraus zu ziehen. Die Bergbaustädte wehrten sich gegen diese Bestrebungen seitens der Feudalherren, denn dadurch verringerten sich ihre Gewinne. Im Jahr 1487 schlossen sich die Städte Göllnitz, Schmöllnitz, Ruda, Joßau, Thelken, Rosenau und Zipser Neudorf zum Bund der 7 Zipser Bergbaustädte Oberunganrs zusammen. Zum Sitz des obersten Berggerichtes wurde die Stadt Kaschau gewählt. Es wurden Richtlinien für die Vergabe von Grubenfeldern, Instruktionen zum Teufen der Grubenanlagen, zur Kontrolle der Arbeit und Strafen für verschieden Übergriffe erlassen. Im Jahre 1726 wurde auch Unter- und Obermetzenseifen in den Bund aufgenommen.

Um das Jahr 1546 wurden im Gebiet von Unterzips und Gemer 40 Hochöfen und 41 Hammerwerke betrieben. In Schmöllnitz waren im Jahr 1550, zwei Kupfer- und Silberhütten in Betrieb. Es wurden wöchentlich 1250 Zentner Kupfer produziert. Der Gewinn der Betreiber war groß, deshalb konnte Schmöllnitz die Gruben im Komitat Gemer finanzieren.

Infolge mehrer Pestepidemien (1509, 1600, 1662) und Aufstände gab es immer wieder Unterbrechungen in der Erzförderung. Nach der Niederlage der Türken vor Wien im Jahre 1683 beruhigten sich die innerstaatlichen Verhältnisse. In Schmölnitz nahm der ungarische Staat in der Hälfte der Gruben Stephan Csakys, der wegen der Teilnahme am Thököly - Aufstand seine Güter verlor, die Förderung wieder auf. Einen weiteren Auftrieb erlebte die Unterzips im Jahr 1696, als der hervorragende Grubenfachmann Mathäus Ethenius als Bergwergsoberinspektor in das Oberberggericht, das inzwischen nach Schmöllnitz verlegt worden war, eintrat. Mit ihm kamen zahlreiche Beamte aus Wien und Schemnitz, sowie Bergleute und Handwerker. Die Grubeninstitutionen, Bergwerksverwaltungen, Zementation, Verwaltung der Hammerwerke, Schmiedestätten und Lagerräume funktionierten erneut. Die Weiterentwicklung des Bergbaus in dem ausgedehnten Bergbaubezirk zu Ende des18. Jh. läßt sich auch an den 14 Unterberggerichten erkennen.

Im Jahr 1831 suchte eine Choleraepidemie die Gründe heim, allein in Schmöllnitz vielen ihr 148 Personen zum Opfer.Die Revolutionsjahre von 1848-49 brachten nationale Streitigkeiten und Unruhen mit sich und infolge ausländischer Konkurrenz zugleich den Verfall des Kupferbergbaus. In den Gründen gab es viele kleine private Grubenbesitzer oder Teilhaber, deren Förderung häufig unrentabel war. Um dies zu vermeiden, schlossen sich die Kleinbetriebe in der “Oberungarischen Waldbürgerschaft" zusammen und betrieben ihre Gruben gemeinschaftlich. Als der Kupferabbau im Jahre 1898 erschöpft war, löste sich auch die “Waldbürgerschaft" auf. Ein kurzes Aufblühen der Pyritförderung und der Produktion von Kupfer und Eisenvitriol erfolgte in den Jahren des Ersten Weltkrieges. Als in den Jahren 1918-22 das Pyrit guter Qualität abgebaut worden war, wurden auch die Gruben von Schmöllnitz stillgelegt.

In den dreißiger Jahren begannen sich zahlreiche soziale und politische Probleme in den Gründen in Form nationaler Probleme zu äußern. Die Stagnation des Bergbaus und die damit verbundene chronische Arbeitslosigkeit traf hauptsächlich die Arbeiterschaft mit einem höheren Anteil deutscher Bevölkerung. Diese Situation wurde von den faschistischen Kräften ausgenutzt, wodurch die langjährige Einheit und das friedliche Zusammenleben der Bevölkerung der Gründe gestört worden ist.

 

Die Städte der Unterzips

 

Göllnitz: Die bedeutendste Stadt der Unterzips ist Göllnitz. Nach dem Eintreffen der deutschen Bergleute wurde es bereits 1264 zur Bergbaustadt erklärt. In der Zeit des blühenden Kupfer- und Silbererzabbaus wurde es 1317 zur königlichen Bergbaustadt erhoben, ausgestattet mit dem Schemnitzer Recht. 1435 verlieh König Sigismund Göllnitz die Reichsunmittelbarkeit mit dem Sitz des Appelationsforums. Die sinkende Ergiebigkeit der Erzfunde hatte auch einen Verlust der Privilegien zur Folge. Da Schmöllnitz, trotz der schwedischen Konkurrenz, auch weiterhin eine umfangreiche Kupferproduktion hatte, übernahm es 1747 die Führungsrolle, Berggericht und Appelationsforum wurden nach Schmöllnitz verlegt. Nach der Beendigung der antihabsburgischen Aufstände setzte in Göllnitz eine langsame Erholung ein, die Einwohnerzahl bewegte sich aber immer nur zwischen 4000 und 5000 Personen. Um die Jahrhundertwende siedelte sich Kleinindustrie, eine Ketten und Nagelfabrik, eine Eisenwarenfabrik und eine Maschinenfabrik an. Die bauliche Dominate der Stadt bildet das Rathaus mit seinem mächtigen Turm auf dem stark abfallenden quadratischen Marktplatz. Die gotische katholische Kirche aus dem 14. Jh., die evangelische Toleranzkirche, erbaut im klassizistischen Stil, und die Ruinenreste der sog. Thurzo-Burg auf dem Burgberg sind Zeugen einer ruhmreichen Vergangenheit.

 

Schmöllnitz: Seit dem 13. Jh. wurden, in Schmöllnitz Kupfer und Silbererze abgebaut. Der Abbau ist oft unterbrochen worden. Außerdem wurde Roheisen erzeugt und im 19. Jh. der Abbau von Antimon und vor allem von Pyrit aufgenommen. Ein besonderes Kapitel im Rahmen der Abbaumethoden bildet das Zementationswasser, das in Schmöllnitz über Jahrhunderte hinweg als nutzbarer Rohstoff zu einer günstigen Nebenquelle der Kupfergewinnung wurde. Die Zementationswässer bildeten natürliche oder künstliche Lösungen von Kupfersalzen, vorwiegend Kupfervitriol, aus denen der Kupferanteil durch metallisches Eisen in festem Zustand ausgefällt wurde. Den größten Aufschwung der Produktion von Zementationskupfer gab es im 19. Jh., als in Schmöllnitz 10 Anlagen in Betrieb waren. In der Zeit des größten Aufschwungs (19. Jh.) wurden 1000 bis 2000 Zentner Kupfer produziert. Ende des dritten Drittels des 19. Jh. wies die Kupfergewinnung aus Grubenwasser einen absteigenden Trend auf.

 

Einsiedel: Als alte Bergbaustadt kann man auch Einsiedel an der Göllnitz ansehen. Nach der Beendigung von Bergbautätigkeit und Verhüttung wurde 1918 ein Sägewerk errichtet. Mit dem Neubau der Eisenbahnlinie Margareten - Roter Stein erhielt das Städtchen eine günstige Verbindung zur Ost- und Westslowakei. Die barock-klassizistische kat. Kirche wurde 1820 erbaut, die ev. Kirche 1785-89 als klassizistische Toleranzkirche errichtet. In Einsiedel befindet sich auch die Begegnungsstätte der Karpatendeutschen der Unterzips.

 

Schwedler: In einem anderen ehemaligen Bergbauort, in Schwedler, wurden nach dem Erlöschen von Bergbau- und Hüttenwesen, zwei Sägewerke und eine Papiermühle, die jedoch bald eingingen, errichtet. Von den alten Häusern sind nur wenige erhalten geblieben. Die kath. Kirche war ursprünglich ein gotischer Bau, der später barockisiert wurde und eine schöne Bronzetaufe aus dem Jahr 1360 und drei spätbarocke Altäre hat. Die evang. Kirche wurde 1784-87 als klassizistische Toleranzkirche, mit einem Grundriß, der einem griechischen Kreuz entspricht, gebaut.

 

Wagendrüssel: Ein weiterer ehemaliger Bergbauort, Wagendrüssel, liegt im westlichen Teil des Göllnitztals. Der deutsche Lokator, der den Ort 1290 gründete hieß Pecoldus. Bis 1924 spielte dort der Bergbau die entscheidende Rolle für die Wirtschaft. Auf dem weiten Marktplatz dominiert die evang. Kirche, erbaut ohne Turm im barock-klassizistischen Stil. Die Kirchenglocken sind auf einem offenen Stahgerüst neben der Kirche aufgehängt. Die kath. Kirche abseits des Platzes ist höher gelegen und wurde in den Jahren 1770-81 erbaut.

 

Dobschau: Die erste sichere Nachricht über Dobschau findet sich in der Gründungsurkunde aus dem Jahre 1326. Während des ganzen Mittelalters sind Kupfer-, Gold-, Silber- und Eisenerz gefördert worden. Nach 1680 verlagerte sich der Abbau von Kobalt und Nickel auf Asbest. Der Niedergang des Bergbaus führte zu einer Schrumpfung der Einwohnerzahl. Im Jahr 1900 zählte Dobschau 5115 Einwohner, davon 2790 Deutsche.

Im westlichen Teil des Göllnitztals befindet sich im Bereich der Kleingemeinde Verlorenseifen die weltbekannte Dobschauer Eishöhle. Von den 1,4 km langen Höhlengängen sind 0,5 km begehbar. Bläuliche Eisflächen, weiße Eisblöcke und bizarre Eisfiguren säumen während des ganzen Jahres den Besucherweg.

 

BODWATAL

 

Etwa 35 km westlich der ostlowakischen Stadt Kaschau liegt das Bodwatal. Hier finden wir die letzten Orte des unterzipser Bergbaugebiets: Stoß, Unter- und Obermetzenseifen und Joßau.

 

Stoß: In Stoß waren bereits zu Mitte des 13. Jh. Bergleute ansässig. 1331 wurde Stoß auch für kurze Zeit auch königliche Bergbaustadt, geriet aber schnell in die Abhängigkeit von Schmöllnitz, und ist später, 1696, zur Freien königl. Stadt erklärt worden. Nach dem Niedergang der Förderung von Kupfer- und Silbererz im Mittelalter, erlebte Stoß zur Regierungszeit Maria Theresias eine zweite Blüte. In der stoßer Schmelze wurden damals jährlich 4000 Zentner Roheisen gewonnen. Nach der Erschöpfung der Erzadern im stoßer Revier wurde 1827 die 1. Messerfabrik Ungarns geründet, der die Gründung von zwei weiteren folgte.

Im Jahre 1881 wurde der Luftkurort Bad Stoß gegründet. Es liegt an einem südlichen Hang der Stoßer Berge, inmitten von Tannen- und Fichtenwäldern. Heute werden dort Erkrankungen der Atemwege und Berufskrankheiten behandelt.

Die urpsrünglich gotische kath. Kirche wurde um etwa 1500 umgestaltet und der Turm umgebaut. Die evang. Kirche, erbaut als klassizistische Toleranzkirche, blieb turmlos. An den statistischen Daten aus den Volkszählungen lassen recht gut die “Erfolge" der Magyarisierung feststellen. Zählte Stoß 1880 noch 92 % Deutsche, scheint das Städtchen 1910 mit nur 14 % Deutschen fast völlig magyarisiert. Aber bei der Volkszählung 1921 stieg der Anteil der Deutschen auf 66 %.

Metzenseifen: Das wirtschaftliche Zentrum des Bodwatales bildet die Stadt Metzenseifen bestehend aus Ober- u. Untermetzenseifen und der kleinen Bergbausiedlung Lucia. Wenn auch das Gründungsjahr von Metzenseifen aus den bisher zur Verfügung stehenden Urkunden nicht ermittelt werden konnte, bringt uns die Jahreszahl 1272 einen verläßlichen Beleg für die Niederlassung deutscher Siedler (Saxones). 1376 heißt der Ort bereits Mechenseyfe, als neben dem Bergbau die Hammerschmiede zum gleichwertigen, später zum dominierenden Wirtschaftszweig wurde. Im Jahr 1842 zählte Metzenseifen 109 Hammerwerke mit 198 Essen (Feuerstellen). Im siebenten Jahrzehnt des 19. Jh. erreichte das Schmiedehandwerk eine nie gekannte Blütezeit. 500 Gesellen und Lehrlinge arbeiteten auf Hochtouren um die Bestellungen aus Böhmen, Mähren, Deutschland und ganz Osteuropa zu bewältigen. Erzeugt wurden landwirtschaftliche Geräte aller Art, Hauen Schaufeln, Pflungscharen, Äxte.

Die alte Zunftordnung für die Hammerschmiede regelte die Rechte des Meisters, der Gesellen und Lehrlinge genau, und bei Absatzstockungen wurde die Erzeugung für alle Hammerschmieden gedrosselt, damit keiner daraus Kapital schlagen konnte. Weiter bestimmte die Zunftordnung vom 10. Febr. 1772, daß ein Meister im Laufe des Tages, 8 Hauen oder 8 Schaufeln, oder 6 einheimische Pflugscharen oder 40 Sicheln erzeugen dürfe. Im Febr. 1944 wurden von einem Meister täglich 34-38 Schaufeln hergestellt. Mit der Konfiszierung aller privaten Gewerbebetriebe, also auch aller Hammerwerke im Jahre 1946 wurde das Schmiedehandwerk in Metzenseifen liquidiert. Derzeit, im Jahre 1997, ist im Goldseifental eins der allerletzten Hammerwerke in Betrieb. Um produktiver arbeiten zu können, wurde er von der Karpatendeutschen Stiftung gefördert und erzeugt außer landwirtschaftlichen Geräten vielerlei Kunstschmiedeartikel. Die ehemaligen Schmiedemeister arbeiteten während des kommunistischen Staates in staatlichen Fabriken, in denen keine neuen Handwerkermeister (Schmiedemeister) mehr herangebildet wurden.

Die kath. Kirche in Unter-Metzenseifen, hat einen interessanten, aus dem Gebäude herauswachsenden Turm, der mit einem gedeckten Umgang versehen ist. Der ursprünglich gotische Bau wurde 1732 total umgebaut. Die Finanzierung des Umbaus erfolgte durch Bischof Gregor Sorger, den Karl VI. zum Bischof von Transsilvanien (Siebenbürgen) ernannt hatte. Die schöne steinerne Kanzel mit ihrem deutschen Text stammt aus dem 17. Jh.

In Ober-Metzenseifen steht die im Jahre 1773 im barock-klassizistischen Stil erbaute kath. Kirche am Ende eines langgestreckten Straßenmarktes. Der Hauptalter stammt aus dem Joßauer Kloster. Die Madonna des Marien-Altars wurde von dem berühmten Maler des Barock, J. L. Kracker, gemalt. Während des letzten Krieges wurde die Barockorgel stark zerstört. Um dieses Kulturgut zu erhalten, finanzierte die Regierung der BRD die Renovierung der Orgel. Die Kirche zeichnet sich durch eine sehr gute Akustik aus.

Im Jahre 1930 betrug die Einwohnerzahl von Unter-Metzenseifen 2619, davon waren 2072 Deutsche. In Ober-Metzenseifen gab es 1576 Einwohner, davon 667 Deutsche. Bei der Volkszählung von 1991 wurden in der Stadt Metzenseifen 3840 Einwohner gezählt, von denen 675 Deutsche sind.

 

Joßau: Südlich von Metzenseifen liegt der alte Siedlungsplatz (aus der mittleren Steinzeit, Jungsteinzeit und Bronzezeit) Joßau. Er wurde schon 1243 Bergbaustadt, scheiterte aber bereits zu Beginn seiner Entwicklung wegen der Unergiebigkeit der Erzvorkommen. Später, von 1780 bis 1870 arbeitete hier ein Hochofen und eine Gießerei. Das große barocke von Anton Pilgram in Jahren 1750-66 neu errichetete Prämonstratenserkloster bildet die Dominante des Ortes. Es ist der schönste Klosterbau östlich der March. Der Grundriss wiederholt die Disposition der großen österreichischen Barockklöster, mit der zentral situierten Kirche, deren innere Ausstattung der Bildhauer J. A. Kraus, der Maler J. L. Kracker und der Stuckateur J. Hennevogel durchführten. Links von der Kirche befinder sich die Prälatur mit prunkvollen Empfangsräumen, rechts von der Kirche der Konvent. Nach dem J. 1989 wurde das Kloster restituiert und dem Prämonstratenserorden zurückgegeben.

Eine der längsten begehbaren Tropfsteinhölen der Slowakei befindet sich in Joßau. Die Höhle diente schon zu Urzeiten als Aufenthaltsort, später während der mittelalterlichen Kriegszüge als Zufluchtsort für die Einwohner.

 

Kaschau: Die zweitgrößte Stadt der Slowakei, Kaschau, ist mit etwa 240 000 Einwohnern, einer der bedeutendsten Luft-, Eisenbahn- und Straßenknotenpunkte der Slowakei. Der alte Siedlungsplatz (Jungsteinzeit, Bronzezeit) ist ist historisch erstmals im Jahr 1230 nachgewiesen. Wegen seiner günstigen Lage an den Handelsstraßen, die von Norden nach Süden und von Osten nach Westen führten, wurde Kaschau 1347 zur königlichen Freistadt und erhielt das große Stapelrecht und das Münzrecht. Im 15. Jh. wurde die Stadt während der Hussitenkriege von Jan Jiskra erobert, im 16. Jh. war sie in Fehden zwischen dem Haus Habsburg und Johann von Zapolya verwickelt; im 17. und 18. Jh. war sie Brennpunkt der antihabsburgischen Aufstände. 1945 ist Kaschau vorübergehend Sitz der tschechoslowakischen Regierung gewesen, die am 5.4.1945 das sog. “Kaschauer Programm" verlautbart hat.

Die Stadt war im Mittelalter befestigt. Im Rahmen der jetzigen baulichen Sanierungen des Stadtkernes werden immer weitere Fragmente der Stadtbefestigungen freigelegt und konserviert. Die Dominante von Kaschau ist der St. Elisabeth-Dom, der in beherrschender Lage auf dem spindelförmig erweiterten ehemaligen Marktplatz steht. Mit dem Bau dieser größten Kirche der Slowakei wurde 1357 nach einem Brand der alten Kirche begonnen. Nördlich neben dem Dom steht der Urban-Turm, der ebenerdig mit Arkaden versehen ist. Weiter in nördlicher Richtung steht der Sezessionsbau des Stadttheaters. Neu renoviert ist es ein Kleinod, das seinesgleichen nur schwer finden wird. An der Stelle eines Richtplatzes wurde 1720-23 am ehemaligen Markt eine Immaculata aufgestellt. Eine Besonderheit der Barockarchitektur bilden unverputzte, aus behauenen Steinen bestehende monumentale Fassaden wie die der ehemaligen Jesuitenkirche, derzeit Kirche der Prämonstratenser. Neben ihr steht ein spätgotisches Bürgerhaus, das Alexius Thurzo 1542 der Stadt Leutschau schenkte, das sog. Leutschauer Haus. 1569 ist es von der Stadt Kaschau zurückgekauft worden. Weitere Kirchen und Bauwerke, wie St. Michael-Kapelle, Franziskanerkirche, Dominikaner Kirche, die erzbischöfliche Residenz, das Rakoczi-Palais, das neugotische Jakab-Palais, die Ursulinenkirche, das im Neorenaissancestil erbaute Ostslowakische Museum, die klassizistische evang. Kirche und eine große Anzahl guterhaltener Bürgerhäuser aus dem Mittelalter formen das architektonische Bild der Stadt.

Den dominierenden Industriezweig bilden die westlich der Stadt geglegenen Ostslowakischen Eisenwerke (VSZ). Mit ihren 3 Hochöfen, mit dem Kaltwalz- und Warmwalzwerk und Kokereien sind sie die Erwerbsquelle für mehr als 22.000 Arbeitnehmer. Neben diesem Großbetrieb arbeiten in der Stadt Maschinenbau-, Lebensmittel-, Baustoff- und Chemiebetriebe. Kleine und mittelere Gewerbebetriebe ergänzen die Industriebranche.

 

Baudenkmäler in der Zips

 

Die Zipser Burg: Die erste urkundliche Überlieferung der Komitatsburg Zips stammt 1202 von einem Burggespan (Komitat = ungarisches Verwaltungsgebiet; Gespan = ungarischer Verwaltungsbeamter). Die Tatsache, daß die bedrängten Zipser beim Mongolensturm (1241) nicht sie, die Zipser Burg, sondern den “Zufluchtsstein" bei Lettensdorf aufsuchten, läßt darauf schließen, daß sie von den Mongolen verheert wurden ist. Erst der ungarische König Bela IV., der sich die weitere Besiedlung der Zips sehr angelegen sein ließ, ermächtigte den Zipser Probst, auf dem 200 m hohen Burgberg Palas und Bergfried zu errichten und die Burg nach westlicher Art zu befestigen (Palas = Hauptgebäude, Bergfried = Hauptturm einer Burg). Der Palasbau erfolgte wie üblich an der am schwersten zugänglichen Stelle des Berghangs über dem steil abfallenden Felsen. Er hatte ein Untergeschoß mit Tonnengewölbe und einen Rittersaal im Obergeschoß. Als Burgkapelle wurde im 14. Jahrhundert die St. Elisabethkapelle erbaut.

Die weiteren Jahrhunderte brachten Anbauten und die Erweiterung des gesamten Komplexes, so daß auf dem mächtigen Kalkfelsen sehr bald das wuchtige “Zipser Haus" zum Mittelpunkt der ganzen Zips wurde: fünf ausgedehnte Höfe mit Vorburg, mittlerer und oberer Burg, darin 135 Räumlichkeiten, von denen etwa 50 Wohnungen waren. Der mächtige Bergfried zählte 4 Stockwerke; die Ringmauern waren stellenweise fast 3 m dick und 23 m hoch.

Obwohl sich Ungarns Könige ausbedungen hatten für immer, im Besitz dieser Feste zu bleiben, wechselte sie im Laufe der Jahrhunderte mehrmals ihre Besitzer. Bis zum Jahre 1465 gehörte sie Ungarns Königen und ging dann in den Besitz der Familie Zapolya über, der sie bis 1527 gehört hat. Mit mehr oder weniger großem Erfolg gehörte sie auch den Rebellen des Landes wie Bocskay, Bethlen, Thököly und Rakoczy. Am schrecklichsten hausten auf ihr fast zwei Jahrzehnte lang die Hussiten, bis sie von Ladislaus Hunyady vertrieben wurden.

Ferdinand von Habsburg, der siegreiche Gegenkönig Johann von Zapolya, übergab die Burg an Alexander Thurzo, der ihn mit seinen Mannen tapfer unterstützte. 1638 geht die Feste in die Hände der Familie Csaky, ein ungarisches Grafengeschlecht, über, das aus Siebenbürgen stammte und seit dem 17. Jahrhundert auch in der Zips reich begütert war. 1780 zerstörte ein Brand die Zipser Burg, die in Europa kaum ein würdiges ihr vergleichbares Objekt hat.

Ob ihrer kulturhistorischen Bedeutung für Europa ist die Zipser Burg gleich der Bergbaustadt Schemnitz in das Verzeichnis der Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen worden.

 

Die Käsmarker Stadtburg: Über den Ursprung der Käsmarker Stadtburg können nur Vermutungen aufgestellt werden. Sie soll aus einem Nonnenkloster entstanden sein, das 1190 errichtet worden war. Im Jahre 1348 - urkundlich belegt - hat der Magistrat an der Stelle der Burg eine Kapelle erbauen lassen, die der hl. Elisabeth geweiht war. Nachdem die Hussiten diese Kapelle zerstört hatten, und die Heere der ungarischen Könige Ladislaus und Matthias Corvinus auch nach Käsmark kamen, ließ man erneut eine stattliche Burg errichten, zumal die Kirche aus der zerstörten Elisabethkapelle neu erbaut und schon befestigt war, diesmal allerdings mit der hl. Barbara als Schutzheiligem.

So läßt sich die endgültige Entstehung der Burg in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts datieren. Auf der älteren Burganlage hat Sebastian Thököly weitergebaut und Stefan Thököly im 17. Jahrhundert den Bau in seiner unregelmäßigen Anlage erneuert. Nach außen hin sind doppelten Ringmauern und wuchtige Basteien kennzeichnend. Sollte sie ja auch eine richtige Zwingburg gegen die Stadt Käsmark sein. Im Burginneren zeichnete sich der große Festsaal durch besondere Prachtentfaltung, der Brunnen und die auch heute noch viel bewunderte Burgkapelle aus. An Mauern und Türmen prangten reicher Sgraffitoschmuck mit Lilienmotiven und Zinnenbekrönung (Sgraffito = in den Putz eingeritze Zeichnung, eine Art der Wandmalerei). Seit dem Jahre 1706 ist die Burg im Besitz der Stadt.

Von den fünf Basteien erhebt sich eine als mächtiger viereckiger Turm über dem Haupteingang, der das Eingangstor schützte. Ihn ziert immer noch eine Marmortafel mit Inschrift und Wappen der Familien Thököly und Thurzo. Die Wände des Speisesaales waren mit Fresken geschmückt. Längs der inneren Ringmauern zogen sich bis zum östlichen Eckturm die Kasematten hin. Die Burg selbst ist auf einem sich von diesem Eckturm aus bis zur Schloßkapelle und von dort bis zum Eingangsturm elipsenförmig hinziehenden Platz erbaut. Die Nebenräume waren ebenerdig, im Stockwerk befand sich der prunkvolle Rittersaal, der den ältesten Schloßteil bildete.

Der bekannte Historiker Matthias Bel (1684-1749) sagte über diese Stadtburg, daß sie so monumental und so prächtig wäre, daß sie in ihren Sälen selbst Könige beherbergen könnte. Und weil sie eine wichtige Grenzfeste gegen Polen war, behandelte sie König Sigismund und seine Nachfolger als königliche Burg und setzten auf ihr einen Burghauptmann ein.

König Matthias Corvinus schenkte die Burg im Jahre 1462 gleichzeitig mit dem vererbbaren Amt der Würde eines Obergespans Emmerich von Zapolya. Von da an zahlte die Stadt den königlichen Zensus (Steuerabgabe) an den Schloßherrn, doch blieben ihre Freiheiten und Privilegien unverändert weiter bestehen.

Von dieser bewegten Zeit an erfährt die Burg eine sehr wechselvolle Geschichte, die sich auf die Stadt Käsmark nicht immer günstig ausgewirkt hat. Seine Glanzzeit erreichte der stolze Bau unter der Familie Thököly. Aber bereits nach den achtziger Jahren des 17. Jahrhunderts, nachdem es Emmerich Thököly, der Rebell gegen das Haus Habsburg, noch einmal zu kurzem Ruhm erhob, erlosch alle Herrlichkeit, und sein Schicksal war gleich so vieler anderer Adelspaläste des Landes für immer besiegelt. Es ist das Verdienst des Käsmarker Notars, des späteren Märtyrers Jakob Kray, wenn die Stadt Käsmark ihr Schloß für 80 000 Gulden im Jahre 1720 kaufen konnte. Heute steht es unter staatlichem Denkmalschutz und beherbergt ein Museum.

 

Schloß Nehre: Das Schloß ist in der Zeit von 1570 bis 1590 von Georg Horvath Stansith de Gradecz erbaut worden. Es ist ein vierflügliger Bau, der um einen quadratischen Arkadenhof herum angelegt worden ist. An den Ecken stehen Rundtürme. Die Zinnenbekrönung ist nur noch an der Süd- und Westseite der Arkadenmauern erhalten geblieben. Weil sich der Schloßherr in den Türkenkriegen wiederholt ausgezeichnet hatte, erhielt er von König Ferdinand die Dörfer Kreutz und Nehre zum Geschenk. Sein Sohn Gregor war Professor in Wittenberg. Nach seiner Rückkehr gründete er hier 1584 eine Hohe Schule, an der er Vorlesungen über Dialektik, Rhethorik und Ethik hielt und Professoren aus Deutschland hierher berief. Die Lehranstalt in Nehre bestand bis 1711.

Das Schloßkastell ist ein Bau von einem Stockwerk Höhe im Stil der oberungarischen Renaissance und gilt als ältester Bau dieses Stils auf dem Gebiet des ehemaligen Ungarn.

Das Gebäude wird derzeit von der Slowakischen Nationalgalerie genutzt und hat eine ständige Ausstellung.

 

Burg Lublau: Sie ist im 10. Jahrhundert als Grenzfeste errichtet worden, aber hier hatten schon zuvor Sarmaten, Karpen und Goten eine Befestigung gehabt. In der Geschichte der Zips gewann diese Burg an Bedeutung, als der Trentschiner Graf Matthäus Csak, der nach der Königskrone strebte, auch die Lublauer Burg eroberte und 1308 noch weiter befestigte. Nur unter großer Mühe gelang es König Karl Robert, die Burg wieder zurückzuerobern. Als die 13 Zipser Städte 1412 an Polen verpfändet wurden, war die Lublauer Burg zum Sitz der polnischen Landesherren bestimmt worden, die das wertvolle Pfandobjekt zu verwalten hatten. Bis 1772 waren sie die Herren der Burg, von denen die Fürsten Lubomirsky fast zwei Jahrhunderte lang die Zipser Städte regierten. Von 1772 bis 1777 war die Lublauer Burg von österreichischen Soldaten besetzt. Das war die Zeit, in der Königin Maria Theresia die Zipser Städte wieder heimholte. Die Burg ist dann der Zivilverwaltung übergeben worden. Auch in dieser Burg befindet sich ein Museum.

 

Schloß Betelsdorf: Schloß Betelsdorf wurde laut Inschrift auf einem Türgesims 1564 erbaut. Seine Bauherren waren die Thursos. Dieser klar gegliederte Steinbau in Würfelform mit seiner reichen Innenausstattung ist dem Verfall preisgegeben. Die Reste einer Zinnenkrone sind zwar immer noch an den Außenmauern erkennbar, ebenso wie die hinter der Zinnenmauer beiderseits absinkenden Dächer. Im Erdgeschoß waren Balkendecken eingezogen, im Obergeschoß dagegen gab es Gewölbe, die aus der Barockzeit stammten. Schloß Bettelsdorf war schon mit einer bequemen Innentreppe ausgestattet, errichtet in der damals neuesten Form. In seiner eigenartigen Zinnenbekrönung hat man das typische Merkmal der oberungarischen Renaissance gesehen. Sehr häufig war dieser Baustil mitbestimmend für das gesamte Stadtbild.

 

Das Rathaus in Leutschau: Der Kernbau des Leutschauer Rathauses stammt aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Das Schema dieses spätgotischen Baus ist ein rechteckiger würfelförmiger Steinbau mit steilem Satteldach. Die heutigen Giebel in Art der “deutschen Renaissance" stammen aus der Restaurierung vom Ende des 19. Jahrhunderts. Durch das Erdgeschoß führt ein Mittelgang mit Tonnengewölbe, über den man zu den Amtsräumen gelangt. Links des Haupteingangs befindet sich ein bewundernswertes spätgotisches Portal, das in die alte Rathausapotheke führte. Der unselige Stadtbrand von 1549 hat diesen historischen Bau sehr stark beschädigt. Bei seiner Wiederherstellung wurden dann die doppelgeschossigen Laubengänge an der West- und Südseite angebaut, die in ihrer Gesamtheit bereits der neuen Stilrichtung entgegenkommen, in ihren Einzelformen wie Laubenwölbung und Säulenausführung aber noch immer mittelalterlich befangen sind und somit von einheimischen deutschen Meistern stammen. Im Obergeschoß des Rathauses, zu dem unter der westlichen Laube eine mit einer Ballustrade geschmückte Treppe hinaufführt, die natürlich auch die Renaissanceform beibehält, befindet sich eine weiträumige zweischiffige Diele, deren Kreuzgewölbe mit Stukkorropen unterlegt sind, die Sternformationen bilden. Auf der Ostseite, bis zur Laubenflucht vorspringend, erstreckt sich der prächtige Ratssaal, den eine Balkendecke abschließt. Diele und Ratssaal werden durch prächtige Renaissanceportale betreten.

Aber auch die Barockzeit ist an diesem einzigartigen Bau nicht spurlos vorübergegangen. Sie versieht ihn mit einem Mansardendach. Zu jener Zeit wurde der Glockenturm in den Rathauskomplex mit einbezogen. Das 17. Jahrhundert hat sich auch an der Südfassade in den in Freskotechnik gemalten fünf allegorischen Figuren der Gerechtigkeit, Tapferkeit, Tücke, Klugheit und Mäßigkeit verewigt. Wer von Leutschau als vom “Zipser Nürnberg" spricht, denkt außer an den Hochaltar von Meister Paul in der Jakobskirche auch an diesen Rathausbau, der weit und breit nicht seinesgleichen hat.

 

Das Rathaus in Käsmark: Daß der Käsmarker Rathausturm eine getreue Kopie des Turms der Salzburger Stiftskirche zu Sankt Peter ist, dürfte im Laufe der Zeit auch schon manchem Touristen aufgefallen sein. Die heutige Gestalt des Rathauses ist ein Erneuerungsbau aus dem 15. Jahrhundert.

Der Erbauer des neuen Rathauses war Meister Georg von Georgenberg. Bereits 1515 fiel es einer Feuersbrunst zum Opfer und wurde 1541 beim Wiederaufbau gänzlich umgestaltet; seine Fenster wurden mit schön gemeißelten Steinfassungen umrahmt. Damals erhielt das Rathaus ein Äußeres im Stil der oberungarischen Renaissance und auch das diesem Baustil eigene Satteldach.

Ursprünglich war dieses Rathaus ähnlich dem Leutschauer Rathaus mit allegorischen Bildern geschmückt. In Jahre 1642 erhielt es den Turm. Nach dem Brand von 1799 wurde dieser im Rokokostil mit einer Kupferhaube überdeckt und einer Galerie versehen. So ist er uns bis heute erhalten geblieben. Zu jener Zeit erhielt das Rathaus auch seine schützende Brüstung, die in unserer Zeit zu einem weiteren Stockwerk ausgebaut worden ist. Auf der Turmhaube fallen besonders die drachenförmigen Wasserspeier auf.

Das über dem alten Südportal aus Sandstein angebrachte Wappen weist auf das Jahr 1453 hin. In dem überwölben Sitzungssaal befand sich das Geheimarchiv und in einem gesonderten Raum das große Stadtarchiv.

 

Zipser Glockentürme: Es gibt in der Zips allein an die 60 stabile Sakralbauten. Unter ihnen findet sich kaum eine Dorfkirche, die nicht ihren eigenen künstlerischen Wert hätte, und sei es nur der freistehende mit Kratzputzmalerei und Zinnenbekrönung versehene massive, aus Stein errichtete Glockenturm. Diese Türme lösten bei uns im 16. Jahrhundert die hölzernen Glocktürme ab, die häufig samt ihren Glocken durch Brand vernichtet wurden. Der schönste dieser Glockentürme ist wohl der von Käsmark, auch der “Goldne Turm" genannt. Mit Recht sind die Käsmarker stolz auf dieses besondere Wahrzeichen ihrer Stadt, das im sogenannten oberungarischen Renaissancestil erbaut worden ist. Der Glockenturm trägt die Jahreszahl 1591. Diese eigenartigen Glockentürme sind für das äußere Erscheinungsbild vieler Zipser Städte und Dörfer mitbestimmend.

 

Die Käsmarker Stadtpfarrkiche: Vom Käsmarker “Goldenen Turm" nun zur gotischen Stadtpfarrkirche “zum Heiligen Kreuz" selbst. Sie wurde genau im Zwickel zwischen den beiden Hauptstraßen errichtet, die eine Zeitlang als Marktplätze gedient haben. Weil wir über einem früheren Bau an ihrer Stelle nichts wissen, nimmt die Kunstgeschichte das Jahr 1444 als ihr Baujahr an. Der Kirchenkörper wird von einer dreischiffigen Halle mit vier Jochen gebildet deren westliches im Mittelschiff mit eine Empore aufweist. Der mächtige Westturm steht nicht in der Achse des Kirchenkörpers. Daraus und aus seinen spaltförmigen Fensteröffnungen läßt sich schließen, daß er zu einer älteren Kirchen gehört hat. Das Südportal ist unter einer mit einem Sternengewölbe geschmückten Vorhalle als mit Figuren versehenes Portal gestaltet worden.

Wie bei jedem Kirchenbesuch zieht auch in der Käsmarker Stadtpfarrkirche gleich der Hochaltar unseren Blick auf sich. Auf ihm steht eine Kreuzigungsgruppe, deren Komposition ganz dem “idealen" Stil der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entsprincht. Das wuchtige Kruzifix dürfte die Arbeit eines Käsmarker Holzschnitzers sein, der unter dem Einfluß Meister Pauls von Leutschau stand. Ein anderer Käsmarker Meister, gleichfalls in Leutschau geschult, hat den Salvatoraltar geschaffen, der den segnenden Christus mit den beiden Aposteln Petrus und Paulus darstellt.

Bei einem Rundgang durch die Stadtpfarrkirche fällt uns altes Kichengestühl aus der Zeit der Gotik durch die meisterliche Handwerksarbeit auf. Der große hohe mittelalterliche Kirchenraum gehört zu den Kleinoden der unserer gotischen Arichtektur.

 

Die Käsmarker Holzkirche: Käsmark hat aber noch eine andere ganz besondere Sehenswürdigkeit: die alte evangelische Holzkirche aus dem Jahre 1717, errichtet nach dem Muster der schlesischen Gnadenkirchen. Das für den Steinbau geltende System wurde hier für einen Holzbau übernommen, der behördlicherseits damals die einzig zulässige Bauart für protestantische Gotteshäuser gewesen ist. Für den Bau durften auch keine Nägel verwendet werden, also benutzte man an ihrer statt Holzdübel. Die Tonnengewölbe aus Holz werden von gedrehten und mit Weinranken geschmückten Holzsäulen getragen. Altar und Kanzel wurden von dem Holzschnitzer Johannes Lerch geschaffen. Die überdachte Kanzel wird von einem Karyatidenengel getragen (ein Karyatidenengel ist eine Säulenfigur an altgriechischen Tempeln). Außer der St.-Jakobs-Kirche in Leutschau ist diese Holzkirche wohl der bedeutendste Bau der Zips. Die Kirche bietet 1500 Menschen Platz und der Pfarrer kann auf seiner Kanzel trotzdem von allen Plätzen der Kirche aus gesehen werden. Bilder und Sprüche aus der Bibel zieren die Decke des Innenraumes. Die Orgel mit ihren 18 Registern stammt aus dem Jahr 1719. Ihr weich flutender Klang bleibt allen, die sie einmal gehört haben, unvergeßlich. Heute steht die Holzkirche unter staatlichem Denkmalschutz.

 

Nehre: In nächster Nähe der ehemaligen königlichen Freistadt Käsmark, von den umliegenden Landgemeinden gewöhnlich nur die “Stoodt" genannt, liegt das Dorf Nehre direkt an der Straße. Die kleine r.kath. Kirche beherbergt zwei Altäre, deren Erbauer aus der Leutschauer Schule hervorgingen. Der Anna- und der Marienaltar sind zwischen 1510 und 1520 entstanden. Man verläßt diese gut restaurierte Kirche, die mit herrlichen spätgotischen Fresken geschmückt ist, tief beeindruckt. Der frei stehende Glockenturm trägt die Jahreszahl 1629.

 

Die Kirche in Georgenberg: Die Popper aufwärts gelangen wir nach Georgenberg, dessen Stadtpfarrkirche dem hl. Georg geweiht ist. Diese Kirche wird 1253 erstmals erwähnt. Ihr Chor ist um die Mitte des 15. Jahrhunderts neu errichtet worden.

Im Jahre 1464 empfiehlt sich “Meister Jörg Steinmetzer" aus Georgenberg der Stadt Bartfeld für den Neubau des dortigen Chors. Die nördlich an das Kirchenschiff angebaute Clemenskapelle aus dem 16. Jahrhundert wurde später barockisiert. Die selbst für Zipser Verhältnisse ungewöhnlich reiche Innenausstattung des Gotteshauses (Altäre, Triumphkreuz, Taufstein) ist bis in die neue Zeit unberührt erhalten geblieben.

Der Hochaltar mit der holzgeschnitzten Statue des hl. Georg weist an der rechten Predellenzarge die Datierung 1516 auf. Da er sich in allen Formen als Werk Meister Pauls ausweist, ist das Datum für die Stilentwicklung von Meister Paul wichtig. Hier setzen in der Ornamentik bereits Renaissancemotive ein, z. B. Girlanden mit reitenden Putten. Auch die Figur des Antonius im zweiflügeligen Antoniusaltar betrachten wir als ein Frühwerk Meister Pauls.

In der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts gab es Georgenberg begabte Bildhauer. Es war auch die Heimat des Johannes Brockoff, der sie 1675 seines evang. Glaubens wegen verließ, und sich in Prag niederließ.

Der Westturm der Georgenberger Kirche ist von imponierender Höhe. Vor der Kirche befindet sich der freistehende barockisierte Glockenturm mit dem städtischen Wappen, das den heiligen Georg hoch zu Pferd verbildlicht. Den Marktplatz ziert eine Mariensäule aus der Zeit, als die Stadt Georgenberg an Polen verpfändet gewesen war.

 

Die Kirche St. Jakob in Leutschau: Laut lokaler Überlieferung fällt der Baubeginn der Kirche in das Jahr 1280, was sich natürlich nur auf einen Vorgänger des bestehenden Kirchenbaus beziehen kann.

Das Gotteshaus ist nach dem St. Elisabeths-Dom in Kaschau das zweitgrößte in der Ostlowakei. Es bildet mit seiner Länge von 47 m und der Breite von 26 m die Halle einer Pseudobasilika ohne Querschiff, mit Kreuzgewölben über 7 ungleich tiefen Jochen, mit einem kurzem Chor und gradem Abschluß der Seitenschiffe. Bezeichnend für den Raumeindruck von Sankt Jakob ist die starke Überhöhung des Mittelschiffs. Hier beträgt die Scheitelhöhe der Gewölbe 20,5 m gegenüber den Seitenschiffen mit einer Scheitelhöhe von nur 16 m. Im 15. Jahrhundert wird über dem Westjoch des Mittelschiffs eine Orgelempore errichtet. Die Profile der Pfeilerquerschnitte weisen auf die Tätigkeit von Bauleuten aus der Kaschauer Bauhütte hin. Aus dieser Zeit stammt auch das reichverzierte Sakramentshäuschen im Chor.

Vor den 14 herrlichen Altären dieser Kirche wollen wir nur zwei näher betrachten die Werke Meister Pauls von Leutschau sind: den Hochaltar und den Csáky-Altar,die zu Beginn des 16. Jh. entstanden sind.

Der berühmte Hochaltar ist ein Flügelaltar mit fixierten Außenflügeln. Die Außenseiten der geschlossenen Flügel und die Innenseiten der fixierten Flügel stellen gemalte Szenen aus der Passion in Landschaftsbildern dar. Im Schrein stehen die Figuren: Jungfrau Maria mit dem Jesuskind, hl. Jakobus - Patron dieser Kirche - und hl. Johannes Evangelist. Diese Figuren und auch die aus dem hl. Abendmahl in der Predella des Altars sind Werke höchster Vollendung. In die streng und doch leicht aufgebauten Geschosse mit den Baldachinen des Gesprenges stellte Meister Paul 10 Apostel eines älteren Altars aus der Zeit um 1440; 2 weitere fanden an den Seitenwänden des Schreins Platz.

Es ist einmalig, wie sich dieser höchste (18,62 m) und größte spätgotische Hochaltar Europas in das Gewölbe der Apsis emporhebt. Einmalig ist auch die gesamte Komposition des Werks. Der Altar steht auf einer Mensa aus Stein, die in der Kirche schon vorhanden gewesen ist. Auf ihr steht die Predella, auf der der Schrein aufbaut. Von stehenden Säulen wird er in drei Felder unterteilt. Der Schrein kann von zwei beweglichen Flügeln geschlossen werden.

Hier ein Größenvergleich der bekanntesten Flügelaltäre Europas:

Der Leutschauer Jakobsaltar von Meister Paul - 18,62 m;

Der Bordersholmer Altar von Brüggeman in Schleswig - 16 m;

Der Hauptaltar von Noosburg, Bayern, von Leinberger - 14 m;

Der Hauptaltar von Blaubeuren, Württemberg, von G. Erhardt - 13,70 m;

Der Käfermarkter Altar in Oberösterreich - 13,50 m;

Der Jakobsaltar bleibt bei offenen und geschossenen Flügeln in seiner Silhouette unverändert, da die hinteren Altartafeln dieselbe Breite haben wie die beweglichen Flügel. Die Breite des Altars ist 6,27 m, die Höhe 18,62 m. Durch dieses Verhältnis von 1:3 wirkt der Altar durch seine Schlankheit noch höher und zählt daher zu einem der schönsten gotischen Denkmäler.

Wenden wir uns noch kurz dem Csáky-Altar zu. In diesem von einem Grafen Csáky gestifteten barocken Altar, stehen folgende ältere Schnitzwerke einer Geburt Christi, die aus der Werkstatt Meister Pauls stammen: kniend die das Jesuskind anbetenden Maria und Josef samt zweier Hirten, drei kniende Engel und die Köpfe von Ochs und Esel. Deshalb wird das Ganze auch Weihnachtsaltar genannt. Alle Figuren sind aus Lindenholz und wurden 1698 in einer vermauerten Wandnische des Rathauses gefunden. Noch ein Wort zur Jungfrau Maria selbst: Der feinsinnige Ausdruck ihres Seelenlebens wirkt auf dem Antlitz aller Madonnenstatuen aus der Hand Meister Pauls sehr lebendig; vor allem aber wirkt die ihre schmalen Hände zum Gebet faltende Jungfrau Maria des Csáky-Altars am ergreifendsten. Sie ist wahrhaftig eine andächtige, weltentrückte Verkörperung des inbrünstigen Gebets einer jungen Mutter.

Das Innere von Sankt Jakob ist mit vielen Wandmalereien geschmückt. Diese Fresken stammen aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Die prachtvolle Renaissancekanzel und die beachtenswerte Orgel mit ihren 27 Registern sind ebenfalls seltene Kunstwerke. Das älteste Chorgestühl, das der städtischen Senatoren, stammt aus dem Jahr 1492. Unter den zahlreichen Grabdenkmälern gibt es eins vom Urahn des ehemaligen Münchner Erzbischofs Faulhaber; dann befindet sich hier noch die Gedenktafel des Olmützer Bischofs Thurzo, der heiraten durfte, um sein Geschlecht vor dem Aussterben zu bewahren. Der schlanke Westturm wurde 1858 neu errichtet.

Sehenswert in Leutschau ist außerdem noch die ältere Minoritenkirche mit ihrem in der ganzen Slowakei einzig dastehenden gotischen Kreuzgang.

 

Die Kirche in Donnersmark: Die Pfarrkirche “zum heiligen Ladislaus" in Donnersmark wurde 1263 zum erstenmal erwähnt. Sie ist ein einschiffiges, barock eingewölbtes Langhaus mit einem einjochigen, etwa quadratischen Chor und starkem Westturm. Darin befinden sich romanische Schallarkaden.

An die Südseite der Kirche, die ursprünglich eine Wehrkirche gewesen ist, wurde die Kapelle der Familie Zapolya als Gruftkapelle von Stephan von Zapolya angebaut. Es handelt sich um einen zweigeschossigen Kapellenbau in der Art französischer Palastkapellen. Die aufwärtsstrebende Gliederung der gotischen Bauweise erreicht nirgends in der Zips einen solchen Schwung wie hier. Ein wahres Kunststück ist die prächtige Empore, deren doppelter Arkadenbogen, dem Geist der späteren Gotik entsprechend, mit den mittleren Bogenenden frei in den Raum herabhängt. Im neugotischen Hauptaltar finden wir eins der schönsten Altarbilder der Zips. Es ist der Marientod mit der im Stehen zusammensinkenden Gottesmutter, die von Johannes gestützt wird. Die Kapelle besitzt auch eine Monstranz aus dem Jahre 1769 und einen Kelch aus dem Jahr 1773. Beide sind Kunstwerke des Leutschauer Goldschmieds J. Szilássy. Dem Formenkreis Meister Pauls zugehörig, aber herausfallend in dem Entwurf ist ein Relief in der Klosterkirche.

 

Der Dom des Zipser Kapitels: Vom 13. Jahrhundert an bis zur Zeit Maria Theresias war das Domkapitel eine Probstei, seit dieser Zeit ist es mit Unterbrechungen Bischofssitz und Stätte eines kath. Priesterseminars. Während der Amtsführung des Probstes Horvath von Lomnitz erreichte die Reformation das Land, Pfarrer und Gemeinden schlossen sich der evangelischen Lehre an, bis schließlich auch die Probstei evangelisch wurde. 1598 wurde das Zipser Kapitel mit einer festen Ringmauer umgeben. Die Gegenreformation hat über zwei Jahrhunderte gedauert, aber der größte Teil der Zipser Deutschen blieb der neuen Lehre treu. Statt ihrer kamen Slowaken zur Probstei, die von dem durchwegs katholischen ungarischen Adel in der Zips aus den Nachbarkomitaten Arva, Liptau und Zemplin angesiedelt wurden.

Den Kirchenraum des Doms schmücken insgesamt elf Altäre. Im 13. Jahrhundert stand an der Stelle der heutigen Kirche eine Basilika ohne Querhaus. Das Besondere ihrer Proportionen bleibt auch im Erneuerungsbau des späten Mittelalters erhalten. Ungewöhnlich ist die Breite der Seitenschiffe, ungewöhnlich auch die Kürze des Langhauses. An die zweitürmige Westfassade schließt in voller Breite die dreischiffige, zwei Joche tiefe Vorhalle an, über deren Mittelschiff sich zum Langhaus hin eine Empore öffnet.

Tief beeindruckt stehen wir vor dem Hochaltar, der erst im 19. Jahrhundert zusammengestellt wurde und dessen Schrein die Figuren der Muttergottes umgeben vom hl. Martin und hl. Nikolaus enthält. Diese Schnitzwerke könnten von der Kaschauer Schule beeinflußt worden sein. Der aus dem Jahr 1490 stammende Dreikönigsaltar scheint aber eine Arbeit der Kapitelschule zu sein.

 

Der Dom in Kaschau: Der Dom in Kaschau ist der Schutzpatronin der Karpatendeutschen, der Hl. Elisabeth geweiht. Folgende Bauetappen des Dom der hl. Elisabeth lassen sich feststellen:

1. Im XIII.-XIV. Jahrhundert bestand bereits eine kleine Kirche und wurde im Fundament der großen Kirche verbaut.

2. In der Zeit um 1400 entstand das Heiligtum mit dem Westportal, dem Südtor und dem inneren Tor.

3. 1430-1460: Errichtung der mächtigen Tragpfeiler und der Sakristei.

4. 1460-1490: Bau des Sakramentshäuschens, Durchführung von Bodenarbeiten, Verbesserungen, Dekorationen.

5. 1490-1500: Nachbauten, Restaurierungen.

Hinweise auf den Ursprung der Baustils und Anhaltspunkte für den Bau geben die vielen Steinmetzzeichten auf Mauern, Pfeilern und Bögen.

Dieses Bauwerk ist die größte gotische Kirche in der Slowakei. Sie hatte ein ähnliches Schicksal, wie andere Kichen auch: erbaut von Katholiken, wurde sie in den Zeiten der Reformation von den Protestanten übernommen.

Anläßlich des Reichstags vom 8. Dezember 1681 forderten die Kaschauer Protestanten von König Leopold die Rückgabe der drei Kirchen, d. h. der Elisabeth-, der Michaels- und der Reformierten-Kirche. Graf Thököly, der 1682 die Stadt stürmte, rückte von der Bevölkerung bereits erwartet, am 15. August in Kaschau ein. Er gab sofort die Elisabethkirche und die Michaelskapelle an die Protestanten zurück. Franziskaner und Jesuiten mußten die Stadt verlassen. Die große Glocke vom Turm der Jesuitenkirche ließ Tököly nach Käsmark schicken. Sie wurde aber auf Befehl Leopolds bereits 1686 von der Stadt Käsmark den Jesuiten in Kaschau zurückgegeben. Thökölys Kurutzen plünderten die Kirche erheblich, der Wert der so verschleppten Gegenstände, deren Geldeinlösung zu Kriegszwecken verbraucht wurde, betrug etwa 4 000 Gulden. Unter den geraubten Schätzen befand sich auch die im Jahre 1671 wiederentdeckte goldene Monstranz, die in “Europa ihres Gleichen nicht hatte", wie die Dokumente besagen.

Im Jahre 1731 läßt die Stadt die große Orgel wieder herstellen. Die Arbeiten werden vom Leutschauer Laurenz Czaikovsky getätigt, 1782 wurde eine neue zweite Orgel von Meister Franz Rosa erbaut. Die kunstvolle Kanzel stammt aus dem Jahre 1764 vom Bildhauer Franz Frey, die Steinmetzarbeiten fertigte Josef Hartmann, die Vergoldung und die Malereien Heinrich Schweitzer, der dafür 300 Gulden erhielt. Dem Brand im Jahre 1775 fallen der Nordturm und das Dach zum Opfer, doch wird alles gleich wieder restauriert. Nach der Feuersbrunst wurde auch der vergoldete Hahn von der Turmspitze entfernt und im städtischen Archiv deponiert, ein Jahr darauf wird das Innere der Kirche auf Verfügung des Stadtrichters Joseph Klestinsky weiß getüncht, wobei leider einige Fresken verlorengingen.

Das 19. Jahrhundert brachte eine wesentliche Änderung. König Franz I. verfügt am 23. März 1804 die Errichtung des Bistums Kaschau, da die Erlauer Diözese bereits zu ausgedehnt gewesen ist. Die Elisabethkirche wird bischöfliche Kathedrale. Erster Bischof wird Andreas Szabo. Für die Ausstattung der Elisabethkathedrale wendete Szabo etwa 30 000 Gulden auf. Ihm folgte als Bischof Stefan Cseh, Domherr des Zipser Kapitels, der am 8. Februar 1821 in Rom präkonsiniert wurde. Cseh beschaffte kostbare Messgewänder und kümmerte sich sehr um die innere Ausschmückung des Gotteshauses.

Ein so großes Gotteshaus, wie es der Kaschauer Dom ist, erfordert ständige Unterhaltungsarbeiten. Der wunderbare gotische Hochaltar ist bereits fachmännisch restauriert worden und erstrahlt in alter Schönheit. An der Restaurierung des Baus wird ständig gearbeitet und derzeit vor allem an den durch die Umweltverschmutzung sehr in Mitleidenschaft gezogenen Fassaden mit ihrem gotischen Schmuck.

 

Der marburger Kunsthistoriker Oskar Schürer spricht über die historischen Kunstwerke in dem kleinen Gebiet der Zips bewundernd als von einer “gewaltigen Gesamtkulturleistung", von Kunstdenkmälern, “die das Gesamtgut alter deutscher Kunst aufs glücklichste Bereichern", und von einem Reichtum, “wie binnendeutsche Gebiete ihn in dieser Dichte nicht häufig aufweisen".

 

Zipser Trachten, Bräuche und Mundarten

 

Die Zipser Tracht hat die schönen Motive entfaltet, die jeden erfreuen. Das Leibchen in Paßform mit den kunstvollen Stickereien, die Hauben, die Kopftücher, der dunkle, bei jungen Frauen bunte Rock ergaben eine anerkennenswert, schöne Zusammenstellung der deutschen Tracht. Die Topportzer Brauttracht mit dem diademartigen Kopfputz und dem Strauß, den breiten Schleifen und faltenreichen fächerartigen Hemdärmeln, dem durchwirkten Leibchen, dem in der Mode des Rokoko empfundenen bunten Rock aus feinsten Stoffen oder die bäuerliche Tracht der Maltherner Frauen mit den weißen feinen Kopftüchern, dem Schultertuch, das auf den Rücken hinabgeht, mit den vielen farbigen Stickereien, die Weste mit den Schnallen, die funkelnden breiten Schnüre und Schleifen vor der Schürze - das alles bietet ein Trachtenbild, das nicht genug gewürdingt werden kann. In Untermetzenseifen entwickelte sich eine herrliche Brauttracht mit etwas ungarischem Einschlag: die Leibchen waren bunt und farbig, weiß und bauschig die Ärmel mit feinen Spitzen verziert, dazu gehörten breite schöne Schleifen aus Seide, lange Röcke breite Schnüre im Haar, die bis an den Rand des Rockes reichten. Die Frauen trugen bis in die letzte Zeit ihre schwarzen kostbaren Pelze mit den schmucken kronenförmigen Silberknöpfen, ihre Goldhaube mit den breiten seidenen Schnüren, den faltigen feinen Rock mit der Seiden- oder Listerschürze. Die Männer in der Zips trugen dunkelfarbige Westen mit Silberknöpfen oder Beschlägen, mantelartige Umhänge oder einreihige schwarze Röcke. Die Mäntel hatten oft Pelzkragen, die vorn häufig mit hellen oder blauen Schnüren verziert waren. Als Kopfbedeckung dienten Pelzmützen (in Metzenseifen) oder breitkrämpige Hüte; die Stiefel waren aus feinem Leder, vorn häufig mit einem Einschnitt und Kopf und mit einem von Verzierungen umsäumten Rand. Es würde zu weit führen, alle Trachtenschattierungen genau zu beschreiben. Viele Trachten sind in der modernen Zeit verdrängt worden, etliche durch die letzten Kriegs- und Nachkriegsereignisse zugrundegegangen, auch Abbildungen von ihnen sind leider nur vereinzelt vorhanden.

Die altehrwürdigen Bräuche waren in manchen Zipser Orten noch bis in die letzten Jahre erhalten geblieben, in den meisten sind sie aber bereits seit einigen Jahrzenten nicht mehr zu finden. Bleigießen, Knödelkochen zum Andreasabend, Hexenumgänge zu Luza, Schemelschnitzen zur Christmette aus verschiedenen Holzarten, Bade (Begießen) der Mädchen und Frauen zu Ostern, Kettenspannen bei Hochzeiten, Geldstreuen durch das Hochzeitspaar an der Kirchentür, Aufstellen von Maibäumen, Spinnen und Federschleißen in den Rockenstuben, Volksspiele und viele andere Bräuche könnte man nennen, womit bei weitem nicht alle erwähnt sind.

Die Mundart in der Zips ist von vielen bekannten Gelehrten und Volkskundlern erforscht und beschrieben worden. Hier sollen statt langen grammatikalschen Feinheiten der verschiedenen Mundarten einige Gedichtsproben folgen, die uns die Schönheit der Zipser Mundart vor Augen führen.

 

E. Klein: S wor ejnmäul...

 

Dertaussen es kolt, der herbst es schunt hie,

en Summer, en Summer wor Pläug und Mih!

Zäubend es, en Sporhard flommt's Feuer und briht

Uns es Holz dos Knostert und 's Äumtihrchen gliht.

Und aus'n Retzen spreng' flink of die Dieln

die Feuerstrohin und tun sich däu fongen

Die Babe die huggert äuch of der Bank spilln.

unt denkt sich, dos Leabn es long, es long...

und denkt sich, dos Leabn, dos ä Quäul...

Ja, es war ejnmäul!

 

L. Guzsak: Mei Schbadlastodt

 

Vom Rechen bis beit en Koppagrund,

vom Puchbald bis zum Huchkuhlinggrot,

hea hont doa, schen etliche Stund.

Dos es da Hattat meina Schbadlastodt.

Ont metten dren on dem Gellenzafluß

on de helzren Kathreinapreck

steh ich als klaana Jung -en da Hand a nuß,

es es lang, ach lang zereck.

 

Peter Gallus: Es Päalied

 

En Metzenseifen boas geschehn, de Leut boan alle toll,

de sogn, de hobn an Päa gesehn met langa graua Boll.

Es muß ach a bos sein dron gebest, a Stiekl boa en Bald

varreckt ontran Strauch gelegn, boa mäuslstot ont kalt. (usw.§

 

Die Hohe Tatra

 

Wer einmal dieses in der Eiszeit geformte Hochgebirge erlebt hat, vegißt es nimmer. Die Hohe Tatra ist der höchste Gebirgszug des Mitteleuropäischen Karpatengebirges. Seine höchste Spitze ist 2654 m hoch und wurde im Laufe der Zeit öfter umbenannt. Für uns bleibt sie die Gerlsdorfer Spitze (slowakisch Gerlach) benannt nach dem Ort Gerlsdorf an ihrem Fuß. Der Aufstieg erfolgte gewöhnlich vom Kurort Weszterheim aus durch das Felker Tal und am Schlesierhaus vorbei.

Der zweithöchste Gipfel ist die Lomnitzer Spitze mit 2634 m. Sie wird vom Kurort Tatralomnitz aus bestiegen. In 1752 m Höhe führt der Weg am einzigartigen Steinbachsee vorbei. Als einer der Ersten bestieg 1615 der Käsmarker David Frölich die Lomnitzer Spitze. Jetzt führt eine Seilschwebebahn auf ihren Gipfel, der von einer Wetterwarte gekrönt ist.

Der Hauptrücken der Hohen Tatra ist ungefähr 26 km lang, während die Luftlinie von einem Ende zum anderen nur 17,5 km beträgt. Die Hohe Tatra ist demnach nicht länger als das Riesengebirge, das sie aber mit der Höhe ihres Kamms um 1000 m übertrifft. Weil sie sich ganz ohne jegliches Vorgebirge aus der Zipser Ebene heraus erhebt, wirkt sie auf den Betrachter wie ein riesiger Felsaltar, dessen Kern aus Granit besteht. Die Zahl der Tatragipfel, Spitzen und Türme beträgt an die 300.

Die vielen herrlichen Hochgebirgsseen in den Talkesseln heißen Meeraugen. Verschiedenfarbige Algen “färben" die Meeraugen zu grünen, roten, blauen oder schwarzen Seen. Sie sind die Wiege zahlreicher reißender Bergbäche. Den Kohlbach mit seinen Wasserfällen will jeder Tatrabesucher gesehen haben.

In den modernen Hotels und Sanatorien der Kurorte Tschirm, Hoch Hagy, Weszterheim, Alt- und Neuschmecks, Tatralomnitz und Matlarenau trafen sich einst Menschen aus aller Herren Länder.

 

KARPATENDEUTSCHE STREUSIEDLUNGEN

 

Die Habaner: Im 16. und 17. Jahrhundert wanderten Handwerker und Gewerbetreibende aus deutschen Ländern und der Schweiz aus religiösen Gründen in die Südslowakei ein. Das waren die Wiedertäufer, Habaner genannt. Der Name Habaner ist nicht geklärt. Es gibt für ihn verschiedene Auslegungen. Unter anderem soll das Wort “Habaner" von “Haushaben" abgeleitet sein.

Aufgrund ihres Gemeinschaftssinns, der sich aus ihrem Glaubenbekenntnis ergab, schufen sie sich gemeinsamen Siedlungen und “Höfe". Diese historischen Siedlungen sind zum Teil noch in ihrer alten Ursprünglichkeit erhalten geblieben. So war in Groß-Schützen ein ganzes Habanerdorf zu sehen. Die typischen strohgedeckten Steilgiebelhäuser waren brandsicher. Die Strohbündel wurden nämlich bevor sie auf die Holzlatten des Dachstuhls gebunden wurden, in einen Tonbrei getaucht, wodurch erreicht wurde, daß das Dach nicht so schnell Feuer fing. Brannte ein solches Dach doch einmal, so war die Gefahr für die Umgebung nicht so groß, denn das Stroh konnte wegen der Tonschicht, die das Stroh zusammenkittete nicht mit heller Flamme brennen

Weitere Habanersiedlungen befanden sich in Sobotischt, wo noch ein ganzer “Hof" erhalten geblieben ist. Die “Höfe" der Habaner hatten einen Dorfältesten, dem die Leitung der Gemeinschaft oblag. Ihre Gemeinschaft wirkte auf dem Gebiet der Erziehung sehr streng. Sie ließen ihre Kinder gemeinsam von einem Lehrer erziehen und hatten ihre eigenen Betreuerinnen für die Kleinkinder.

Unter anderen vielen Handwerken beherrschten die Habaner besonders die Fayence- oder Steingutherstellung. Ihre schönsten Stücke in sehr charakteristischen Formen von Krügen, Vasen, Tellern, Schüsseln, Tassen usw. befinden sich in den Museen von Preßburg, Brünn, Budapest und Prag. Die Ornamentik dieser Gefäße ist meist nur dem Pflanzenreich entnommen, da sie ihrem Glaubensbekenntnis nach keine Tiere und Menschen darstellen durften.

Die strenge rituelle Haltung der Wiedertäufer hielt sich bis in das 18. Jahrhundert. Dann gaben auch diese festen Glaubensburgen nach, und einzelne Mitglieder fielen aus der Gemeinschaft aus. Diese gründeten ihre eigenen “Höfe", das heißt Werkstätten, und arbeiteten so auf traditionelle Art selbständig in ihrem Handwerk für die Leute ihrer Umgebung. Am meisten befleißigten sie sich natürlich für die Grafen und Fürsten der damaligen Zeit, die ja eigentlich ihre Schutzherren waren. Ihnen mußten sie auch in Form von verschiedenen Handwerksarbeiten Tribut leisten, hatten aber gewisse Vorrechte vor der eigesessenen Bevölkerung. Sie waren von der Arbeit für den Herrn befreit und brauchten keinen Kriegsdienst leisten.

 

Deutsch-Dioseg: Im Zuge der Besiedlungen, die das Königreich Ungarn während der Regierungszeit Josefs II. (1780-1790) vornahm, wurden auch Deutsche in das Neutraer Komitat gerufen. Aus dem Schwabenland, Württemberg, Breisgau, Mainz, Elsaß-Lothringen, aber auch aus Bamberg und Bayern kamen Siedler in das “reiche ungarische Land". Im Sommer des Jahres 1786 trafen die ersten Gruppen in Wien ein, wo sie einen mit “Seiner Majestät geheimen königlichen ungarischen Insigel" versehen Paß und ein Reisegeld von 40 bis 300 Florin (Gulden - je nach Größe der Familie) erhielten. Sie zogen nach Deutsch Dioseg, wo jede Familie 15 Joch Grund, landwirtschaftliche Geräte, zwei Pferde, eine Kuh und Lebensmittel erhielt, damit “die aus der Fremde Kommenden sich mit allem, einem Landwirt nötig, versehen gefunden haben". Die Kolonisten wurden zehn Jahre lang sowohl von der Steuerentrichtung an den Landesfürsten als auch von allen Abgaben an die Herrschaft befreit.

Bei der im Jahre 1790 durchgeführten Konskription und in einer Urkunde aus dem Jahre 1806, bei der die Herrschaft im Tauschweg auf den Grafen Esterhazy übertragen wurde, wurden die Sonderrechte nicht mehr erwähnt. Ein Bittgesuch an Kaiser Franz Josef I. brachte ihnen am 23.10.1853 die Selbständigkeit.

Bei der 150. Gründungsfeier der Gemeinde Deutsch-Dioseg waren die Namen der ersten Siedler noch bekannt.

 

Urngarten: Unter anderen Voraussetzungen erfolgte die Ansiedlung von deutschen evangelischen Auswanderern in Urngarten. Dort lebten im Roten Kloster die Kamadulenser, die Mönche eines katholischen Ordens. Im Zuge seiner Reformen hat Kaiser Josef II. den Kamaldulenser-Orden aufgelöst. Davon wurden auch die Mönche des Roten Klosters in Urngarten betroffen. Das Vermögen des aufgelösten Ordens verwaltete die Königliche Ungarische Hofkammer. Vielleicht ging von ihr der Ruf nach Kolonisten aus, die bereit wären, das Erbe der Kamaldulenser im östlichen Teil der Hohen Tatra anzutreten. Vielleicht ging es dabei auch nur um die Lachsfischerei, die eine gute Einnahmequelle bildete. Historisch ist nur belegt, daß im Sommer des Jahres1786 70 Seelen in Unter-Lechnitz und 38 Seelen in Alt-Meier-Hof angesiedelt wurden, wobei jede Familie ein volles Bauerngut erhielt, ungefähr 16 Katastraljoch. In Unter-Lechnitz wurden 14 Familien angesiedelt.

Aus welchen Gemeinden Deutschlands die Siedler kamen, konnte noch nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Die Mundartforschung meint, ihre Heimat wäre in Unterfranken zu suchen. Die harten Lebensbedingungen führten dazu, daß einige Familien ihren Besitz in Urngarten aufgaben und sich in anderen Gemeinden der Zips eine Existenz aufgebaut haben.

 

Tscherman: Wesen und Schicksale der ostdeutschen Kolonistensiedlungen sind oft auf diesem kleinsten Raum unterschiedlich. Verhältnismäßig nahe beieinander lagen in der Slowakei kleine deutsche Sprachinseln mit einer 700 Jahre alten Kultur und ganz junge Siedlungen, deren Eigenart sich erst formen mußte. Eine solche war auch Tscherman nördlich von Neutra.

1857-58 kamen die Güter des Grafen Degenfeld-Schinburg und des Barons Heinrich von Splenyi bei Tscherman im Neutratal zum Verkauf. Agenten gelangten bis nach Hannover und Oldenburg und bewogen eine Anzahl von Familien dazu, die Besitztümer gemeinsam zu erwerben. Selbständige kleinere Landwirte, Landarbeiter, die sich zu den Erntearbeiten nach Holland verdingten und ehemalige Matrosen aus dem vorwiegend katholischen Gebiet von Arenberg-Meppen trieb der Bodenhunger in die Fremde. Gerhard Heuer aus Suttrup, zuerst Bäcker, dann Bauer, hatte die Kaufverhandlungen geleitet und führte im Herbst 1858 die Auswanderer in die neue Heimat. 1859 folgte unter Führung Steltenpohls aus Schemde, einem Oldenburger aus der Gegend von Dammerberge, eine weitere Gruppe.

Anfangs galt es große Schwierigkeiten zu überwinden. Man wohnte in Notbauten und führte alle Arbeiten gemeinsam durch. Erst 1865 erfolgte die Aufteilung des gemeinsamen Besitzes entsprechend der Geldmittel des Einzelnen. Weniger Bemittelte beteiligten sich zuerst an den gemeinsamen Arbeiten und erwarben dann nach und nach Grundbesitz von ihren Nachbarn. Nach der Aufteilung wurden Einzelhöfe inmitten des ihnen zu Eigen gewordenen Grundes errichtet. So standen nach altdeutscher Weise die deutschen Höfe einsam, in den Feldern rings und den slowakischen Ort. Trotz einzelner Rückschläge blühten die Höfe auf. Die neuen Siedler übernahmen nicht die ungute Sitte der Erbteilung, die zu einer Zerstückelung des Bodens führte und die andere Sprachinseldörfer in der Slowakei zugrunde richtete. Der älteste Sohn erhielt nach heimischer Sitte den ganzen Hof, die jüngeren Söhne erwarben von den Slowaken neuen Boden und kauften sich in die Nachbargemeinden ein. So hatte sich in einem Umkreis von 12 Kilometern eine neue Streusiedlung gebildet, die bereits fast dieselbe Kopfzahl aufwies wie die Muttersiedlung.

Mit der Aussiedlung der Deutschen aus der Slowakei fand auch diese Siedlung nach vielen Jahrzehnten emsiger Aufbauarbeit ein Ende.

 

Michalok: Zehn Kilometer nördlich von der slowakischen Bezirksstadt Frönel an der Töpl entfernt liegt inmitten slowakischer Dörfer nahe Mernik Michalok, ehemals deutsche Ortschaft, in der bis zur Vertreibung im Jahre 1944 noch ein unverfälschtes Egerländerisch gesprochen wurde.

Die Siedlung war eine der allerjüngsten. Im Jahre 1899 kauften sich deutsche Bauern hier ein. Die meisten stammten aus der Gegend von Tachau in Böhmen, kamen aber nicht aus dieser ihrer ursprünglichen Heimat, sondern aus Ostgalizien, der Gegend von Ludwikuwka und Werschinietz, von wo sie wegen Übervölkerung abwandern mußten. Einige Grundstücke bildeten die Anfänge der Neusiedlung. Es war kein leichter Anfang für die Ansiedler. Der Wald mußte gerodet und der steinige, hügelige Boden kultiviert werden. Immer neue Schwierigkeiten türmten sich auf. Doch mit zäher Geduld und unermeßlichem Arbeitseifer brachten es die Ansiedler so weit, daß jede deutsche Familie bald ihr eigenes Anwesenden besaß.

Der Haupterwerbszweig war die Landwirtschaft; doch war der landwirtschaftliche Ertrag nicht groß genug, um die ganze Bevölkerung zu ernähren. Ein großer Teil der Männer zog in Frühjahr und Sommer in die Umgebung "auf die Zimmerei". Sie waren meist gelernte Zimmerleute, wie in ihrer einstigen Heimat um Tachau.

Als vier Kilometer von der Ortschaft Mernik entfernt eine Quecksilbergrube erschlossen wurde, waren es wieder die Michaloker, die den größten Teil der Bergarbeiter stellten. Während die Männer dem Verdienst nachgingen, betrieben die Frauen daheim die kleine Wirtschaft. Bei Kriegsausbruch wurde das französische Unternehmen eingestellt und die Tore der Quecksilbergrube schlossen sich. Dauraufhin gingen die Michaloker Männer zur Arbeit nach Deutschland, wo sie nach 1945 auch mit ihren Familien eine neue Heimat gefunden haben.

 

Tochtersiedlungen: Im 19. und 20. Jahrhundert wurde die Armut durch den kargen Boden der Gebirgslandschaft und die Überbevölkerung verursacht. Viele Deutsche aus der Slowakei arbeiteten in Böhmen, Mähren oder dem Ausland als Saisonarbeiter, die Unternehmungslustigeren wanderten in die USA aus. In den Konjunkturjahren erwarben sie sich in Übersee ein Vermögen und kehrten in ihre alte Heimat zurück, wo sie nach einer sicheren Existenzgrundlage Ausschau hielten. Da es aber in der engeren Heimat nicht ausreichend Ackerland gab, kauften sie Güter im Süden der Slowakei und sogar in der Karpatenukraine. Mehrere Familien kauften häufig gemeinsam Güter auf. So entstanden in den 20er Jahren einige neue deutsche Streusiedlungen. Den größten Teil der Siedler stellten die Dörfer Münnichwies, Glaserhau, Oberstuben, Hochwies, Paulisch, Deutsch-Litta, Drexlerhau und Krickerhau.

20 deutsche Familien haben die Siedlung Neu-Weinberge bei Jasova gegründet, sie stammten aus Deutsch-Litta und Drexlerhau. 13 Familien aus Hochwies und Paulisch kauften von einer Volksbank einen in Demenditz zwischen Lewenz und Šahy gelegenen Meierhof. Sie teilten ihn unter sich auf, so daß jeder Siedler bis zu 20 Joch Ackerland bekam. Auch in Sazdice, 5 km von Demenditz entfernt, siedelten sich Deutsche aus Hochwies an. In der Neutraer Gegend haben bei Vrable weitere 16 Familien aus Hochwies einen Meierhof gekauft.

Mehrere Krickerhauer Familien haben sich in Groß-Bedzan angesiedelt. Ihr Verhältnis zu den Slowaken und Ungarn war sehr gut, was auch durch zahlreiche Mischehen bestätigt wurden.

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