Die Gemeinde Glaserhau - Entstehung

 

Das Dorf Glaserhau liegt im oberen Teil eines schönen Tals, im Turztal, das nach dem Fluss Turz (Turiec) benannt ist. Dieser entspringt in einem auch ehemaligen deutschen Dorf Turz (Turèek), durchfließt das Tal in nördlicher Richtung und mündet im unteren Teil des Tales bei Vrútky in die Waag. Das Turzer Becken ist im Westen und Norden von den Bergen der Kleinen Fatra (Malá Fatra), im Osten von der Großen Fatra (Ve¾ká Fatra) und den Kremnitzer Bergen (Kremnické vrchy), im Süden von dem Žiari Gebirge umgeben. Das schöne Tal wird auch der ”Garten von Turiec” genannt.

Das gesamte Gebiet des oberen Turztales wurde Anfang des 14. Jahrhunderts durch deutsche Siedler besiedelt. Es geschah nach einem Besuch des ungarischen Königs Karl Robert in der Stadt Kremnitz, als er dieser unbewohntes Land zu ihrer Nutzung schenkte und die Stadtherren aufforderte, dieses Land mit Deutschen zu besiedeln.

Kremnitz schon damals bekannt durch Goldfunde, lockte gleißige Bergarbeiter an. Die Werber der Grundherrschaft des oberen Turztales gingen auf die Suche nach tüchtigen Arbeitern und Handwerkern. Sie fanden sie auch. Wo, das weiss bis heute niemand. Es waren Deutsche. Sicher ist, dass es gleißige, verantwortungsvolle und pflichtbewußte Menschen waren, die das unbewohnte Waldgebiet besiedelten und langsam bewohnbar machten.

Sie rodeten mit großem Fleiß die Wälder und ”hauten” Lichtungen, wo später Dörfer entstanden. Darum gibt es eine Menge von Gemeinden im Hauerland, deren Ortsbenennung auf -hau- endet.

Das Dorf Glaserhau erstreckt sich in einer Länge von mehr als 3 km und liegt 520 bis 680 m ü. M. Urkundlich wurde es zum erstenmal im Jahre 1360 erwähnt. Benannt wurde es nach seinem Gründer - Peter Glaser.

Das Leben der Siedlet - unserer Vorfahren war sicher sehr schwer. Es muss sie viel Mühe gekostet haben, den Boden fruchtbar zu machen. Sie schafften es, un die steinigen Felder brachten allmählich ihre Ernte.

So verflossen Jahre, Jahrzehnte, ja Jahrhunderte. Die deutschen Einwohner von Glaserhau lebten friedlich in guter Freundschaft mit den slowakischen Bewohnern der umliegenden Dörfer. Anfang der vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts hatte Glaserhau fast 4000 Einwohner.

 

Die Kirche - das Wahrzeichen von Glaserhau

 

Unsere Vorfahren, die allem Ansehen nach sehr religiös waren, brauchten auch ein Gotteshaus. Wann sie in ihrer neuen Heimat, nach der Ansiedlung, ihre erste Kirche errichtet haben, ist nicht bekannt. Die jetzige Kirche - das Wahrzeichen von Glaserhau, wurde Anfang des 17. Jahrhunderts erbaut. Sie steht im unteren Teil des Dorfes auf einem hohen Hügel und trägt den Namen ”Maria-Geburt”.

Bis zur Vertreibung der deutschen bewohner von Glaserhau, im Jahre 1945, wurde sie von den Gläubigen täglich, besonders aber an Sonn- und Feiertagen besucht. In den folgenden Jahren, als die ehemaligen deutschen Einwohner ihr Heimatdorf verlassen mussten, war auch die Kirche verlassen.

Es verging eine sehr lange zeit, fast ein halbes Jahrhundert, bis endlich die Zeit kam, wo die Glaserhauer ihr Heimatdorf wieder besuchen können. Der erste Weg eines jeden Besuchers führt in die Kirche. Sie fühlen sich verbunden mit ihr und sorgen, wenn auch aus weiter Ferne für ihre Erhaltung. Bei den Besuchern werden Erinnerungen wach. Besonders die älteren Glaserhauer denken an ihre Kindheit und Jugendjahre, die sie zu Hause - in Glaserhau verbracht haben. Obwohl früher die Zeiten oft schwer waren, gab es auch frohe und glückliche Stunden im Leben eines jeden und an die erinnert man sich gern.

Vor dem Gotteshaus - im Kirchhof und um den Friedhof stehen große Linden, die vor ungefähr 400 Jahren von Glaserhauern gepflanzt worden waren. Eine ist besonders bewundernswert. Sie hat einen Umfang von fast 700 cm.

Ja, diese Linden könnten viel erzählen von Freud und Leid, von Leben und Tod der ehemaligen Bewohner.

Durch den Kirchhof, vorbei an den Linden, trug man jedes Neugeborene zur heiligen Taufe, hier in der Kirche wurden die Ehen geschlossen und die Verstorbenen wurden hier vorbeigetragen, um im Friedhof, der sich gleich neben dem Gotteshaus befand, zur letzten Ruhe gebettet zu werden.

So war es bis zum Jahre der Vertreibung 1945. Die großen Linden sind standhaft geblieben und verbreiten so wie einst im Sommer, wenn das Lindengeblüt blüht ihrem süßen Duft in die weite Umgebung. Schön ist es im Kirchhof auch im herbst, wenn sich das Laub bunt färbt, langsam zu Boden fällt und leise unter den Füßen reschelt. So war es immer, so ist es auch jetzt.

Die Äste und Zweige der Linden rauschen im Herbstwind weiter. Sie trotzen dem Schicksal, das ihre Landsleute getroffen hat, und schweigen darüber, was sie im Laufe der Jahrhunderte mitgesehen und -gehört haben, besonders in den traurigen Septembertagen des Jahres 1944.

Damals sahen sie mit an, als die meisten Glaserhauer Männer im Alter von 16 bis 60 Jahren am 21. September 1944 die Dorfstraße herunterkamen, an der Kirche vorbei zum Bahnhof entgegen einem unschuldigen Tode.

Ein weiterer für die Glaserhauer teuerer aber trauriger Ort ist das kleine Stückchen Erde im Ebenen Wald, wo nach fast 50 Jahren ein würdiges Denkmal den 187 unschuldigen Opfern errichtet worden ist. Hier unter den rauschenden Tannen und Kiefern schlummern sie in ewiger Ruhe schuldlos, herausgerissen aus der Mitte ihrer Familien - Söhne, Brüder, Väter und Ehemänner. Warum? Die Frage wird wohl nie beantwortet werden.

 

Die Bevölkerung der Gemeinde

 

Das einst dicht bewohnte Dorf mit seinen fast 4000 Einwohnern hat zur Zeit 862 Bewohner.

Davon sind 33 Deutsche, 10 Tschechen, 3 Ukrainer, 5 Zigeuner, 3 Ungarn, 1 Pole und die übrigen 807 Personen sind Slowaken.

Bei der Volkszählung im jahre 1970 lebten in Glaserhau noch einige hundert Deutsche, von denen sich aber nicht alle zu ihrer Nationalität bekannten. Wahrscheinlich aus Angst. Viele dachten wohl noch an die Nachkriegszeit un an die Worte des damaligen Präsidenten Beneš, der gesagt hat: ”...Das deutsche Volk hat aufgehört menschlich zu sein... Es gibt nur schlechte und noch schlechtere Deutsche. Es besteht kein Unterschied zwischen dem Deutschtum und dem Nazismus. Darum besteht ein Grund, die Deutschen nicht als Menschen zu betrachten. Wenn wir deutsche sprechen hören, bekommen wir rote Ringe unter den Augen...”

Ja, nach dem Kriege durfte man nicht deutsch sprechen, sonst wurde man auch in der Schule verprügelt.

Das ist nun vorbei, und man soll nicht oft daran denken.

Nach dem Prager Frühling (1968) verließen viele Hauerländer freiwillig ihre Heimat. Auch aus Glaserhau wanderten um die 400 Personen als Spätaussiedler zu ihren Verwandten nach Deutschland. Eine geringe Zahl von Glaserhauer Deutschen lebt verstreut in slowakischen Dörfern und Städten.

 

Der Karpatendeutsche Verein und das deutschtum

 

Im Hauerland sind noch etwa 3000 Deutsche, von denen ungefähr 1000 Mitglieder des Karpatendeutschen Vereins sind. Das sind meistens ältere Frauen und Männer.

Der Karpatendeutsche Verein ist eine kulturelle Organisation, die sich bemüht, das Deutschtum wo möglich zu erhalten. Es wäre nur zu wünschen, dass es auch gelingen möge. Unterstützt wird der KDV auch von unserem Staat. In den deutschen Dörfern werden Sing- und Tanzgruppen organisiert und Treffen dieser Gruppem veranstaltet, bei denen die schöne deutsche Sprache erklingt.

In Glaserhau, wo nur wenige Deutsche sind, ist eine Singgruppe von slowakischen Frauen, die auch deutsche Lieder einüben und singen.

In den gewesenen deutschen Dörfern kann man ja noch die deutsche Sprache hören. Auch in Glaserhau wird in den wenigen deutschen Familien, wo ältere Leute sind, immer noch deutsch (Glaserhauerisch) gesprochen.

Das wird wohl nicht mehr lange so sein, denn die junge Generation - unsere Enkel/Urenkel leben meistens schon in gemischten Familien, in einer nur slowakischen Umgebung, wo das Deutsche immer weniger gebraucht wird.

Es besteht zwar die Möglichkeit für deutschstämmige Kinder eine Schule mit erweitertem Deutschunterricht zu besuchen. Solche Schulen gibt es aber im ganzen Lande nur 7 und so können diese Möglichkeit nicht alle, die es möchten, nutzen. Auch werden in den Sommerferien Fahrten nach Deutschland organisiert für ”deutsche Kinder”, mit dem Ziel sich in der deutschen Sprache zu vervollkommnen. So ist es auch in Glaserhau. Dabei wird der größte Teil der Kosten von den in der Bundesrepublik lebenden Glaserhauern bestritten. An diesen Fahrten können aber nur in Glaserhau wohnende deutsche Kinder teilnehmen. Und solche gibt es fast keine. Es muss also noch viel getan werden, um das Deutschtum zu erhalten.

 

Glaserhau als Ausflugsziel

 

Unser Dorf Glaserhau ist in eine schöne Naturzszenerie eingebettet. Die schöne Natur ringsum bietet viele Möglichkeiten auch für Touristik. Man kann Ausflüge in die nahen Wälder unternehmen, in denen es eine menge Waldfrüchte und Pilze gibt. Ein lohnendes Ausflugsziel ist für jeden der sagenumwobene Krönlstein, von wo aus eine herrliche Aussicht auf die umliegende Natur ist. Ein weiterer beliebter touristischer Pfad führt zum Bach im Haugrund (Biely potok), wo man an diesem Bach mit klarem kalten Wasser, im Schosse der jungfräulichen Natur, oder in der Jagdhütte, die dem hiesigen Jagdverein gehört, gut ausruhen und sich völlig entspannen kann.

Am begehrtesten aber ist eine Fußgängertour in den Ebenen Wald, wo man Waldfrüchte und Pilze sammeln kann. Nach so einem Ausflug ist es angenehm am Forsthaus (beim Mrnica) zu rasten und gemütlich Speck oder Wurst zu braten.

Obwohl Glaserhau keine ausdrücklichen touristischen Atraktionen hat, findet ein jeder der hierherkommt, Ruhe und Erholung.

Es gibt auch die Möglichkeit in einem Hotel oder privat Unterkunft zu finden und zu übernachten.

Im Dorf ist ein dichtes Netz von Geschäften, die mit einem reichen Sortiment von Lebensmitteln versorgt sind. In zwei Gaststätten kann man sich nach den Ausflügen vortrefflich erfrischen.

Für Touristen besteht weiter die Möglichkeit die umliegenden Städte wie Bad Stuben (Turèianske Teplice), Kremnitz (Kremnica) und Krickerhau (Handlová) zu besuchen.

Turèianske Teplice ist ja bekannt durch sein Heil- und Thermalbad. In Kremnica kann man eine Menge historischer Denkmäler besichtigen. In Remata bei Handlová kann man in den Wintermonaten schilaufen, im Sommer baden und touristische Ausflüge unternehmen.

Ja, schön war, ist und bleibt Glaserhau und seine Umgebung.

Monika Lehner

 

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