[Inhalt]

DIE WEISHEIT FÜHRT INS PARADIES

Von Peter Torstein Schwanke


ÖKUMENISCHE WEISHEIT


TAOISMUS

O Mutter Tao, du bist unergründlich
Und unaussprechlich von den Menschen mündlich
Und unausforschlich. Was ich immer sage,
Du bleibst zuletzt geheimnisvolle Frage.
So hoch ich dich auch preise als dein Seher,
Du bist noch als die höchste Höhe höher.
Du bist ein Brunnen, unausschöpflich tief,
Ein Schoß, darin der Weltensame schlief.
Kein Sterblicher hat jemals dich erkannt,
Kein Dichter und kein Weiser dich genannt.
Und doch bist du des ganzen Lebens Quelle,
Die Quelle du von Dunkelheit und Helle,
Von Weiblichkeit und Männlichkeit der Schoß,
Von Himmel und von Erde Urgrund groß,
Die ganze Schöpfung trat aus deinen Toren,
Als Mutter hast die Schöpfung du geboren.
Ja, wer die Mutter aller Welt erkannt
Und sich erleuchtet hat ihr Kind genannt,
Der, wenn die Seele von dem Leibe scheidet,
Doch nicht den Tod des eignen Wesens leidet.
Wer durch die Tür des Ewigweiblichen
Eingeht ins Reich des unbeschreiblichen
Mysteriums des Urmysteriums,
Ins Allerheiligste des Heiligtums,
Ihm leben ewig seine Seelentriebe.
Die Mutter Tao rettet durch die Liebe!
Die Menschheit liebt und folgt der Mutter Erde,
Die Erde Vater Himmel folgen werde,
Der Vater Himmel Mutter Tao nur
Gehorcht, und sie der eigenen Natur,
Die Höchste, Mutter Tao auserlesen,
Folgt ihrer Gottnatur, dem eignen Wesen.
Die Mutter Tao ist der Anbeginn,
Das Höchste Wesen, Weltalls Kaiserin,
Die oberste Regierung herrschaftslos,
Der Brunnen, Urgrund und der Mutterschoß.
Sie ist die höchste Herrschaft, Gottnatur,
Die herrscht, indem sie dient der Kreatur.
Sie dient wie eine Mutter ihren Kleinen,
Sie dient den Kreaturen, allgemeinen,
Indem sie ihnen Kraft und Leben gibt,
Indem sie das Geschöpf ins Dasein liebt.
Die Mutter Tao strömt die Lebenskraft
Der Liebe in der Wesen Mark und Saft.
Sie strömt die Herrschaft in den Herrscher ein,
Den edlen Weisen läßt sie heilig sein,
Dem Armen sättigt sie die Lebenstriebe,
Den kleinen Kindern schenkt sie Mutterliebe.
Der Mann bewahrt sein innres Weibliches,
Empfängt von Tao Ewigweibliches
Und wird zum Flußbett, darin Liebe fließt,
Von Mutter Taos Liebe überfließt.
Die Mutter Tao ist die Führerin
Des Alls, des Universums Kaiserin,
Und wenn die Indianer und die Inder
Ihr folgen, wie der Mutter folgen Kinder,
Kriegswagen ziehn die Pferde nicht mehr wacker,
Pflugscharen ziehn die Pferde durch den Acker.
Die Herrscher streben nicht nach Ländern, fernen,
Die Kinder nicht mehr Krieg zu spielen lernen.
Die Mutter Tao als die Führerin
Des Alls, des Universums Kaiserin,
Ist keine Gottheit der Unordnung, Chaos
Vertreibt die Harmonie der Ordnung Taos,
Der Hierarchie des Himmels und hienieden
Die Mutter Tao schenkt der Welt den Frieden.
Empfangen wirst du Frieden, segnet sie,
Empfängst von ihr die Schöpfungsharmonie
In der Regierung unsrer Mutter Tao.
Gesegnet wie der erste Mensch Pan Kao
Bist du und gehst den Weg auf allen Wegen
Und wirst als Heiliger durch ihren Segen
Die Menschen segnen, die gesegnet sind
Von Mutter Tao und dem Menschenkind,
Denn alle Menschenkinder, Mann und Frau,
Geliebte Kinder sind der Mutter Tao.


ISLAM

Allah verkündet allen den Muslimen
In des Korans Verheißungen intimen
Genuß der Huri, mehr als Frauen süß,
Der reinen Jungfraun in dem Paradies.
Sie sind so rein und sittsam, heilig-züchtig,
Die Wonnen, die sie spenden, sind nicht flüchtig,
Sie lieben die Muslime in Millionen
Zeitaltern, von Äonen zu Äonen,
Die Bräute sie den Paradieseskerlen.
Wie in den Muscheln eingeschlossne Perlen
Die großen schwarzen Augen, rein und keusch,
Die Engelinnen aus des Himmels Fleisch
Ganz reine Paradiesesjungfraun heißen,
Den Heiligen vermählt, die Blendendweißen,
Die ruhen auf dem Samtdiwan Äonen
Und thronen herrlich in den Hochzeitsthronen.
Die heiligen Musliminnen erlaben
Die schönen Jünglinge und Himmelsknaben,
Die blendendweißen gleich der Apfelblüte,
Die Jünglinge im Glanz der Jugendblüte,
Die perlenreinen Himmelsknaben, welche
Spazieren durch den Garten mit dem Kelche
Und dienen den Musliminnen Äone,
Die Jünglinge voll Reiz im Hochzeitsthrone.
Wem wird es nicht vorm Paradiese schaudern
Vor Wonne, wenn die Huri nicht mehr plaudern,
Ist nicht Geschwätz, Geplapper, Langeweil,
Wenn ruft der Glaubenszeuge: Friede! Heil!
O Huri in dem Garten! Gruß beschieden
Wird von den Huri dem Gerechten: Frieden!
Heil! Friede! Paradieses Bräutigam!
Wir geben dir den Friedenskuß! Salam!
Beim Lotosbaume an dem Thron Allahs,
Maria zu den Füßen Gottes saß
Im siebten Himmel, in dem Paradies,
Die Mutter des Messias himmlisch süß!
In seiner Himmelfahrt sah Mahommed
Maria, und es wollte der Prophet
Nun keine Huri mehr im Paradies,
Nur Unsre Liebe Frau Maria süß!
Ruft heim der Todesengel Azrael
Den Seher Mahom, dann wie Gabriel
Will immer er Maria minnig grüßen
Und Himmelshochzeit feiern mit der Süßen!
Der Seher hat gedichtet ohnegleichen
Maria seinen Minnesang, dem Zeichen,
Der Huri-Herrin in dem Paradies,
Der Mutter des Messias wundersüß,
Der Heiligsten der Heiligen der Frauen!
Maria wollte Mahom sich vertrauen,
Der heiligsten Muslima der Muslime.
Hob Mahommed die Stimme, die sublime,
Er sang wie Engel singen schönen Schall,
Er sang als dichterische Nachtigall
Die Rose seiner Minne an, die ferne,
Die Himmelsrose in dem Kranz der Sterne,
Die unerreichbar schöne reine Rose,
Die Allgebenedeite, Makellose,
Der Huri Herrin, die von Liebe Süße,
Die schönste Königin im Paradiese,
Maria sich in Ewigkeit zu weihen,
Maria in dem Paradies zu freien!
Sprach Mahommed mit zärtlichem Gezitter:
Das Paradies zu Füßen ruht der Mütter.
Sprach Mahommed, von Liebe selig da,
Sprach Mahommed zum Mädchen Fatima:
Das Paradies ruht zu den bloßen Füßen
Marias, denn der Schoß der Wundersüßen
Ist Gottes Garten Eden makellos,
Der Garten Eden ist Marias Schoß!
Das Paradies ist hochzeitliche Liebe,
Der Gläubige im tiefsten Seelentriebe
Geliebt ist als ein innres Kindlein dann
Und lieben wird als Minner und als Mann.
Ja, alles, was vom Leben letztlich bliebe,
Ist Leben meiner Gottheit nur, der Liebe!
Die Gottheit ist die Liebe makellos,
Die Liebe ist der schöpferische Schoß,
Die Liebe ist der Weg des Glaubens, Liebe
Ist Religion der tiefsten Seelentriebe,
Die Liebe ist das ewige Gefühl,
Die Liebe Anfang ist und Weg und Ziel,
Wenn Gläubige der Liebe makellos
Sich ganz ergeben in der Gottheit Schoß!
Im Himmel Liebe, Liebe auch hienieden
Und allen Menschenkindern Gottes Frieden!


JUDENTUM

Die Weisheit spricht: Der Ewige gehaucht
Hat mich aus seinem Mund, wie Weihrauch raucht,
Ich wandelte im lichten Himmelszelt
Und war die Herrin überm Kreis der Welt
Und auf der Urflut Chaos bin gewallt
Als schöne Jungfrau oder Lichtgestalt.
Bei allen Völkern bin ich auch zu finden,
Ließ meine Spuren in der Völker Gründen.
Da sprach der Ewige in Lichtäonen:
In meinem Knechte Jakob sollst du wohnen,
In Israel sei dir dein Eigentum.
In Offenbarungszeltes Heiligtum
War ich das Schemen Gottes, Gottes Schem,
Ich war die Jungfrau von Jerusalem,
Die Erste und die Letzte, A und O,
Die Herrlichkeit im Tempel Salomo.
Ich bin die Königstochter eingeboren,
Des Ewigen Prinzessin in den Toren
Der Tochter Zion, bin der Seelengast.
Der Ewige mir baute den Palast,
Wo er mich oft besucht und mich erlabend
Spricht Gotteswort am Morgen und am Abend.
Zum göttlich-eingerichteten Palast
Der Weisheit ruft der Ewige als Gast
Die Gottessöhne und die göttlich Weisen,
Sie sollen dort der Weisheit Speise speisen.
Ihr Männer Gottes, hört, ich ruf euch zu,
Ich flüstere in eurer Seelenruh,
Ich hauche meine Worte nicht den Toren,
Ich hauche Sinn den Weisen in die Ohren,
Ich lad euch in den heiligen Palast
Der Jungfrau Weisheit, seid mein Seelengast.
Umwandelt den Palast im Wettersturm,
Beschaut von Elfenbein den Davidsturm,
Den Flur von Gold und Glas, die Jaspismauern,
Vor meiner Perlenpforte sollt ihr schauern,
Da tretet durch die Perlenpforte rein
Ins Heiligtum des Heidenvorraums ein,
Durchs ewigweibliche Mysterium
Geht in der Auserwählten Heiligtum,
Von dort ins Allerheiligste, wo, ach!
In Nacht ruht mein intimes Brautgemach!
Dort in dem siebenten Gemach der Braut
Ihr werdet in der dunklen Nacht vertraut
In Liebeseinigung in dunkler Stätte
Der Jungfrau Weisheit in dem Ehebette!
Schau, Mose, der Erwählte aller Welt,
Er sah mich in dem Offenbarungszelt,
Und Jakob sah mich in des Mantels Schleppe
Als Herrin droben auf der Himmelstreppe,
Und Salomo, der Weise ohne Tadel,
Erwählte mich zur Ehefrau von Adel,
Und Adam sah mich in dem Paradies,
Mit mir vereint in Liebeswonnen süß!
Ich bin des großen Königs erste Tochter,
Der stiftet eine Hochzeit seiner Tochter
Und sucht, die dieser Hochzeit würdig sind.
Da schickt er seinen Boten aus, den Wind,
Der findet unter Männern viele Toren
Und wenig Weise göttlich auserkoren.
Die Weisen aber lädt die Weisheit rein
Zur hoChzeitlichen Eheliebe ein,
Zur Hochzeit mit der gottgezeugten Braut,
In dem Geheimnis dunkler Nacht vertraut
Der Ewigen von göttingleichem Adel,
Der allgeliebten Herrin ohne Tadel.
Die Weisen kränz ich mit der Hochzeit Kranz,
Schenk ihnen meiner Perle keuschen Glanz.
Sie sind die Weisen, die gefunden haben
Den Seelenfrieden meiner Liebesgaben,
Die friedlich ruhn im göttlichen Erbarmen
Als Friedefürsten in Liebfrauenarmen,
Die Frieden fanden, Ruhe für die Seele
Im Liebesakt der Freundin ohne Fehle,
Die Frieden fanden durch die Liebesblicke,
Mit denen ihre Seele ich erquicke.
Ich bin die Friedefürstin! Friede blüht
Am Herzen göttingleicher Schullammyth.
Mein Reich ist Friedensreich von tausend Jahren
Dem, der gefangen liegt in meinen Haaren,
Ein Reich der wahren Liebesruh der Seele,
Die ruht im Schoß der Freundin ohne Fehle.
Dem Menschen wird der Friede, wenn ich komm,
Des Menschenfriedens Königin! Schalom!


KOPTEN

Die Königin von Saba, sieh nur hin,
Ist schwarze schöne Jungfraunkönigin,
Die sie zertrat der Schlange ihren Nacken,
Die Schlange wollte ihre Ferse packen,
Da sie das Schlangenhaupt mit nackten Füßen
Zertreten, mit den nackten, schwarzen, süßen!
Da aus dem Blut der Schlange sproß Getreide,
Den Kindern von Äthiopien Brot zur Freude.
Die Königin von Saba, angenehm
Gestaltet, reiste nach Jerusalem,
Zu hören dort die Weisheit Salomos,
Denn Salomonis Weisheit war sehr groß.
Sie fragte alles, was sie wissen wollte,
Was Salomo ihr alles sagen sollte.
So sprachen sie am Abend und am Morgen,
War Salomonis Weisheit nichts verborgen,
Denn Jahwe hatte ihm gegeben Chockmah
Zur Ehefrau, wie definiert das Dogma
Der heiligen Vereinigung der Ehe.
Und Chochmahs Ehe bringt in Jahwes Nähe.
Da ging die Königin von Saba aus
Und ein im Tempel Salomos, dem Haus
Der Ruach, dort saß Salomo zu denken.
Auch sah sie abends an dem Tisch die Schenken,
Die Pagen Salomos, die schönen Knaben,
Die mit dem edlen Wein den Meister laben.
Da sprach sie: Selig sind und hoch zu ehren
Die Fraun, die immer deine Weisheit hören,
Wenn du gibst Rätsel und Moralien frisch
Und sprichst Mysterien beim Mahl am Tisch.
Die Königin von Saba ward erkannt
Von Salomo, von Liebe übermannt
Im Liebesbett, intimem Hochzeitsthron,
Und sie gebar dem König einen Sohn.
Dem schenkte Salomo aus Königsgnade
Die allgebenedeite Bundeslade.
Der Sprößling Salomos ward erster Kaiser
Äthiopiens, war junger schwarzer Weiser
Und gründete das schwarze Kaisertum
Äthiopiens, Gottesgnaden-Kaisertum,
Das schwarze Kaiserhaus von Gottes Gnade.
Es hütete jedoch die Bundeslade
Der Papst der Kopten, heiliges Exempel,
Er hütete die Lade in dem Tempel,
Wo alles Ehre singt, anbetend schweigt.
Die Bundeslade aber ward gezeigt
Am Tage Unsrer Lieben Frau von Zion,
Der Jungfrau in dem Kranze des Orion,
Der großen Bärenmutter, der Plejade,
Maria nämlich ist die Bundeslade.
Die Bundeslade von Akazienholz
Ist unvergänglich, ist der Kopten Stolz,
Mit Golde überzogen, Gottes Thron.
Die Gottheit thronend in dem Lichtäon
Thront über liebevollen Seraphim,
Thront über weisheitsvollen Cherubim,
Thront über schönheitsreichen Götterthronen.
Gott wollte in der Bundeslade wohnen
Durch seine Tafeln mit der frommen Weisung,
Mit dem mosaischen Gesetz, der Speisung
Der Seelen seines Gottesvolkes groß.
Gott aber wohnend in Marias Schoß
War nicht mehr nur die Weisung der Torah,
Gott selber nun als Sapientia
Einwohnte in Marias Jungfraunschoß.
Marias Jungfraunschoß ist makellos.
Der König David tanzte lang und kurz
Im Takt, ganz nackt bis auf den Lendenschurz
Vor Gottes Lade, heiliges Exempel,
Als zog die Bundeslade in den Tempel.
Maria durch den Dornwald ging der Schmerzen,
Die Weisheit Gottes unter ihrem Herzen,
Das schöpferische Wort im Schoß Marias.
So zog sie zu dem Priester Zacharias.
Die Bundeslade, Unsre Liebe Frau,
Die Weisheit in Marias Tempelbau,
Zog auch mit Gottes schöpferischer Kraft
Einst in ägyptische Gefangenschaft.
Ist Gott die schwarze Göttin Isis? Nein,
Sie ist nur einer Göttin Bild aus Stein,
Sie ist nur einer Göttin Marmorbild,
Die einen marmorharten Gott gestillt.
Als aber die Lebendigkeit Marias
Gewandelt mit dem fleischlichen Messias,
Kam in der Götter Tempel in Ägypten,
Zerbrachen Götterbilder in den Krypten,
Die kalten Herzen hart wie Marmorstein,
Marias Herz jedoch von Blut und Wein
Mit ihrem liebevollen Kinde Jesus
Zerwarf das Bild von Horus und von Isis,
Zerwarf das Reich der finsteren Dämonen,
Wo Christus und die Gottesmutter wohnen.
Maria aber, Notre Dame Noire,
Die wahre schwarze Muttergöttin war,
Die schwarze Gottesmutter Afrikas,
Seit Jesus auf dem Schoß Marias saß.
Am Jüngsten Tage, der Gerechten Frieden,
Wird treten auf die Königin von Süden,
Und wird die überreichen Völker richten,
Der armen Völker Elend und Verzichten
Wird sie belohnen dann mit ihrer Huld,
Den satten Reichen aber gibt sie Schuld.
Sanftmütige, Friedfertige, die Kleinen,
Barmherzige, die Armen und Gemeinen,
Gerechtigkeit Verlangende, Gejagte
Wird sie, wenn sie im Weltgerichte tagte,
Glückselig sprechen über alles Denken,
Die Königin wird ihnen Frieden schenken,
Vor Gottes Thron die Königin von Süden
Den armen Kindern schenkt den Gottes-Frieden.


ANGLIKANER

Ja, unsre Künstler sind von Gott berufen,
Zu treten auf der Himmelstreppe Stufen,
Die Wahrheit-Schönheit zu verehren, ach,
Von der so voller Weisheit Platon sprach,
Von der Urgottheit der Urschönheit, ja,
Die Dionysios im Geiste sah,
Sankt Dionysios Areopagita.
Nicht singen unsre Künstler Aphrodita,
Die Musen rufen sie nach altem Brauch
Und rufen: Inspiriere uns, o Hauch,
Komm, Geist, und inspiriere meine Leier,
Daß sich mein Geist erhebt zur Himmelsfeier,
Daß meine Seele über Luna steigt,
Ob Luna sich auch voller Sanftmut neigt,
Daß meine Seele über Venus schwebt,
Die strahlend voll Brillianz am Himmel bebt,
Daß meine Seele steigt auch über Sol,
Den Triumphator, goldnen Lichtes voll,
Daß meine Seele schwebt geflügelt, groß
Und machtvoll in das Reich des Uranos,
Zum Pater in dem Uranos – dem Lieben,
Von welchem in der Bibel steht geschrieben,
Daß meine Seele sieht, der Gottheit nah,
Bei Gott die göttliche Urania!
Mein Geist tritt ein in den Ideensaal,
Dort Ideal ist über Ideal,
Die Urideen sind dort, die enormen,
Die Bilder und die Keime und die Formen,
Urschöpfung ideal, vom Geist gezeugt,
Von dort der Schöpfung Schatten gleichsam zeigt
Als Abglanz unvollkommnes Schattenbild,
Urschöpfung im elysischen Gefild
Lebt aber in Vollkommenheit und dies
Ist Edens Garten, ist das Paradies.
Und über geistgeborenen Ideen
Der Geister Engelchöre sind zu sehen,
Die Engelchöre alle tönend, sie
Geordnet sind in einer Hierarchie,
Neun Engelchöre ordnen sich in Stufen,
Die alle Heilig-Heilig-Heilig rufen.
Den Menschen, den geliebten Gotteskindern,
Den armen Sündern, frommen Überwindern
Am nächsten sind die Engel, deren Fron
Ist Segen, Schutz, Gebet, Inspiration,
Erzengel sind darüber, große Engel,
Wie Gabriel mit seinem Lilienstengel,
Wie Michael mit seinem scharfen Schwert.
Dort sah ich, wie die Weisheit mich gelehrt,
Das Fürstentum, die Herrschaft und die Tugend
Und englische Gewalt in schöner Jugend,
Darüber aber in der höchsten Sphäre
Die heiligste Dreifaltigkeit der Chöre,
Es spenden Gottes Weisheit Cherubim,
Es spenden Glut der Liebe Seraphim,
Darob der Höhepunkt der Hierarchie
Die allerhöchste Engelordnung, die
Der Engelhierarchie gesalbte Krone,
Das ist der Chor der göttergleichen Throne,
Die Gott so ähnlich, Gott dem Herrn und Retter,
Daß man sie mystisch preisen darf als Götter,
Gottähnlichkeit der Engelskreatur
Macht sie zu Göttern bei der Gottnatur!
Die Götter aber in den höchsten Thronen
Anbetend legen nieder ihre Kronen
Vor Gott dem Herrn, dem Ich-bin-da, dem Sein,
Dem Ewigen, dem einzig-einen Ein!
Doch wer darf wagen als ein armer Sünder,
Ein Staub und Hauch, nicht rein wie kleine Kinder,
Zum Heiligsten der Heiligen zu treten,
Die makellose Gottheit anzubeten,
Die ewige Urgottheit in dem Thron,
Die Gottheit makelloser Perfektion?
Ob je ein Sterblicher und Sünder werde
Und Gras und Rauch und Schatten von der Erde
Zur Gottheit treten, muß vor Seelennöten
Aus Scham der Sünde feuersheiß erröten
Bei dem Abyssus seiner eitlen Sünde,
Darin er in Verstrickung sich befinde.
Wer rettet doch den Sünder im Gericht
Des Zornes der Gerechtigkeit, da Licht
Des Zornes niedergeht wie Blitz und Wetter,
Wer ist vor Gottes Zorn allein der Retter?
In deinen Schirm und Schutz allein ich flüchte,
O Sapientia, du Licht vom Lichte,
Du Tochter Gottes, Gottes Lieblingin,
Du Mittlerin, du Seligmacherin,
Du Retterin der Welt! Wie gut gebettet
Bei dir, durch Weisheit wird mein Geist gerettet,
Erlöst vom Tod, unsterblich ewig leben,
Nicht freien, sondern wie die Engel schweben,
Unsterblich werd ich durch Sophias Ehe,
In ihr nur wag ich mich in Gottes Nähe!
Sophia in der Gottheit Majestät,
Ich seh sie, die am Throne Gottes steht,
Die schöner als die schaumgeborne Venus,
Die liebevoll wie Jesus Nazarenus,
So lieblich ist die Hagia Sophia
Wie die Idee glückseligster Maria!
Der ganze Uranos Sophia preist,
Urania Sophia, Licht und Geist!
Sophia ist die Quelle allen Lebens,
Das Innere des ganzen Liebesstrebens,
Die die Natur in ihrem Geiste reinigt
Und an der Zeiten Ende sie vereinigt
Mit dem sophienvollen Seelentriebe
Dem Schöpfer, Gott dem Herrn, dem Gott der Liebe!
Von dir ist meine Seele, o Sophia,
Durch dich ist meine Seele, o Sophia,
In dir ist meine Seele, o Sophia,
Für dich ist meine Seele, o Sophia!
Du bist mein Ein und Alles, Höchstes Gut,
Die höchste Lust, die höchste Liebesglut!
O du Urschönheit, Gottes Morgenstern,
Du bist die Lieblingin von Gott dem Herrn,
Geliebte Gottes und auch meines Geistes!
Dein Lieben, all mein Harfenstammeln preist es,
Mein Preisen deine Schönheit noch verschönt,
O Herrin, die du mich mit Gott versöhnt!
Der ganzen Menschheit schenke dein Versöhnen,
Versöhnung mit der ewigen Urschönen,
Die Harmonie im Himmel und hienieden,
Den Seelen Ruhe und den Völkern Frieden,
Das Heil den Völkern, jedem Seelentriebe
Im Reich der Majestät der Schönen Liebe!


ORTHODOXIE

Wir wollen in der Weisheit Tempel gehen,
Den idealen Tempel der Ideen.
Ich trete betend auf die Treppenstufen,
Die Herrscherin des Himmels anzurufen,
Die auf der Himmelstreppe steht im Strahl,
Der Schönheit feminines Ideal!
Wir wollen Kerzen zünden vor dem Throne
Der Weisheit, vor der weiblichen Ikone
Der Hagia Sophie von Nowgorod,
Der Herrlichkeit, dem mütterlichen Gott!
Sophia, Schönste Dame aller Damen,
Sophia, Muttername aller Namen,
Dir tönen Chöre deiner Seelengäste,
Da musikalisch Elfenbeinpaläste
Dir tönen und das All der Sphärenräume,
Dich preisen Märchen, Mythen, Sagen, Träume.
Du sitzt schon morgens frühe an der Pforte
Und wartest auf den Dichter mit dem Worte,
Der kommt zu der poetischen Verehrung
Der Herrin in der göttlichen Verklärung!
Dein Schloß ist wie das Licht, ein goldner Schleier
Hängt vor der Pforte, du bist wie das Feuer.
Du bist so schön, Urschönheit, die du bist,
Urewige, die sein wird, war und ist!
Der Dichter preist dich Rußlands reine Venus,
Die Weiblichkeit des Jesus Nazarenus,
Der femininen Reinheit Hauch und Kraft,
In dir geordnet alle Leidenschaft,
Der Liebe Leidenschaft voll Harmonie
In der Passion und in der Apathie.
Du bist die schöne Dame meiner Jugend,
Geheime Freundin kardinaler Tugend,
Ich schaute dich in meiner Jugendzeit
Als reine Lichtgestalt im weißen Kleid,
Ich schaute dich in meinem innern Sinne,
Als ich litt Seelenschmerzen meiner Minne.
Großmutter aber sprach: Sophia sing,
Ein Püppchen ist das Weib, nur hübsches Ding,
Ein hübsches Püppchen, aber blind und dumm,
Du sing das weibliche Mysterium
Als frommer Minnesänger und Psalmist,
Die Herrin, die die Weisheit Gottes ist!
Dann schaute ich dich in der Bibliothek
Der Universität, da auf dem Weg
Der Wissenschaft von Kabbala und Gnosis
Und orthodoxem Dogma der Theosis
Ich schaute dich in einer jähen Schau:
Urgottheit in Gestalt der jungen Frau,
Die lächelte so feminin und hold,
Im Schleier und im Umhang ganz wie Gold,
Und barg den Reiz des Körpers lichter Frau
In fließendem Gewande himmelblau.
Und in der Wüste dann der Einsamkeit
War ich zur mystischen Vision bereit,
Ich dachte an das Reich des Paradieses
Und an den Schleier vor der Göttin Isis,
Die galt ja als die Seele der Natur,
Da ich den Lichtglanz sah, den Lichtglanz pur,
Der reinen Jungfrau Morgenröte gleich,
Die Schöpferin in dem Ideenreich,
Als ich das Morgenrot der Schöpfung sah,
Urschöpfung sah der Sapientia,
Urmenschheit habe ich als Frau geschaut,
Geheime Freundin mein und Gottes Braut! –
So gieß den Zauber deiner Schönheit aus
Auf mich und auf das Weltall, Gottes Haus,
Und schütte deiner Liebe Harmonie
Und deiner Weisheit Schönheit über die
Gesamter Menschheit, alle Seelentriebe,
Weil einzig deine feminine Liebe
Befriedigt all den Liebesdurst der Welt,
Weil einzig Gottes-Grazie gefällt
Der Menschheit und auch meinem Seelentriebe,
Die ganze Schöpfung deiner Mutterliebe
Will ruhen, Ewige, an deiner Brust,
Ein Kind, das trinkt in Frieden süßer Lust!
Ist von der Mutter nicht die Welt geschieden,
Gestillte Seelentriebe haben Frieden.



DAS PARADIES

„Sagt Ja zum Paradies!“
(Unsere Liebe Frau von Medjugorje)


1

Wer fliegt, der fliegt zur Sonne wie ein Adler.
Ihr Sterblichen, der Papst flog fort von euch,
Ist nicht mehr von der Erde, ist vom Himmel,
Er schaut die Gottessonne wie ein Adler,
Ja, er ist auferstanden wie ein Phönix.
Der Papst gefahren ist ins Himmelreich,
Ihm steht des Himmels Perlenpforte offen.
Die Himmelstreppe ward ihm aufgestellt,
Er stieg hinan die Stufen zu der Gottheit.
Der Vater stieg hinan die Himmelstreppe,
Die da erschuf für ihn sein König Christus.
O Jesus Christus, wahrer Gott und Mensch,
Er kommt zu dir, voll Ruhm und unvergänglich.
Der Papst ist nun ein Heiliger im Himmel.
Er stirbt nicht mehr den Tod, er ist unsterblich.
Er geht nicht mehr zugrunde in dem Tod.
Ihm ist ein Thron gegeben in dem Himmel,
Er ist ein König nun im Reich der Himmel.


2

Ich bin der Sänger mit der goldnen Leier
Und reiche euch den bleichen Totenschädel,
Daß ihr den Wein genießt und Liebchen küsst!
Ich las die Verse auf den Gräbersteinen,
Die von der Herrlichkeit auf Erden sangen
Und den Verwünschungen des bittern Todes.
Warum spricht also man vom Totenreich,
Warum so von dem Reich der Ewigkeit,
Das doch gerecht ist, ohne alles Übel?
Die Ewigkeit verabscheut doch den Krieg,
Und niemand greift dort seinen Nächsten an.
Im Reich der Toten gibt es keine Feinde.
Die Menschen ruhen dort von Anbeginn,
Vom Garten Eden an die Menschen alle.
Und Millionen werden, Myriaden
Von Seelen ziehen in das Reich der Toten.
Kein Mensch wird je auf dieser Erde leben,
Der nicht gelangte in das Reich der Toten.
Die Lebenszeit auf Erden ist wie Traum,
Kommt aber eine Seele in das Jenseits,
So grüßen sie die Engel: Heil, Willkommen!


3

Anbetung Jesu Christi, meines Herrn,
Der Allerheiligsten Dreifaltigkeit,
Gesungen als Gesang vom frommen Dichter:
Heil, Richter aller Toten, Jesus Christus,
Du Herr der himmlischen Jerusalem!
Ich komm zu dir, gerecht durch deine Gnade,
Der ich die Sünde meid mit aller Kraft,
Der ich nicht Lüge, sondern Wahrheit rede,
Der ich, wenn ich gefallen, mich erhebe.
Laß Anteil haben mich am Brot des Lebens,
Das wird auf dem Altar des Herrn geweiht,
Und laß mich wandeln in der Jenseitswelt
Und halte meine Seele nicht zurück,
Zu schauen des Erbarmens milden Mond
Und dich, die Sonne der Gerechtigkeit.


4

O Mensch, du wirst im Himmelreiche wandeln,
Dein Herz erfreuend an der Gunst der Gottheit.
Dir wird zuteil ein heiliges Begräbnis
Nach einer ehrenvollen Lebenszeit,
Bis dann das Alter war herangekommen,
Du legtest dich ins mütterliche Grab
Und wandeltest hinüber in das Jenseits.
Du wirst verklärt in eine lichte Seele,
Die wird genießen reine Engelsspeise
Und Wasser von der Quelle allen Lebens.
Du wirst wie eine weiße Turteltaube
Im Himmel schweben oder wie ein Adler
Die lichte Gottessonne schauen und
Als Nachtigall der Minne Rose preisen,
Was immer dein Begehr im Himmel ist.
Dein Boot des Lebens überkreuzt den Jordan,
Und keine Rückkehr gibt es für dein Leben,
Dein Leben wird wie neugeboren sein
Und schwimmen in dem Ozean der Liebe.
Die lichte Seele wird vergöttlicht werden,
Als Göttin leben mit den andern Göttern.
Die andern Seelen werden mit dir reden,
Es werden alle Wünsche euch befriedigt.
Mit Geistesaugen schaust du Gottes Licht,
Mit Geistesohren hörst du die Musik
Der Engel in den Engelschören Gottes,
Mit deinem Munde sprichst du Dank und Lob
Und mit den Flügeln schwebst du frei umher,
Dein Himmelskörper makellos und heil
Umschließt dein Herz, das heil und heilig ist,
Denn die Person wird dir bewahrt in Gott.


5

Großmutter, sei dein Himmelskörper heil,
Sei makellos und heil dein Himmelsleib!
Du steig vom Himmel in den Überhimmel
Und sei dort alles, was du je erträumt!
Empfange du das Opfer des Altares,
Darbringungen des Priesters vor dem Herrn.
Steig von dem Himmel in das Paradies,
Nicht abgewiesen an der Perlenpforte,
Dir tu sich auf die enge Perlenpforte,
Sankt Petrus öffne dir mit seinem Schlüssel!
Dann tritt du in die Halle ein der Weisheit,
Der Herr begrüße deine schöne Seele!
Dein Herz sei glücklich in dem Rosenhag
Mariens, wenn du weiße Rosen pflegst,
Maria freue sich an deinen Rosen,
Sie sollen blühen schön im Paradies!
Fahr in der Arche auf dem Meer des Lichts,
Fahr hin von Himmelreich zu Himmelreich!
Dir leuchte immerdar der Morgenstern,
Messias, Morgenstern in deinem Herzen,
Dir strahle stets die Herrlichkeit des Herrn,
Der Lichtglanz leuchte dir in deinem Herzen!
Willkommen, singen Engel, Heil und Frieden,
Vor dir in deinem Raum im Himmelshause.
Du schaust den König an in seiner Schönheit,
Den Morgenstern Messias, der erstanden.
Erwache in dem Licht der Liebe Gottes,
Dein Joch ist dir genommen und dein Kreuz,
Dein Herz ist heilig nun in deinem Lichtleib,
Und immerdar genießt du Himmelsspeise.


6

Wenn einst ich selig werde in dem Himmel,
Weil ich ein Glaubender auf Erden war,
Verklärt wird meine Seele und vergöttlicht!
Ich werde wandeln in der Jenseitswelt
Und werde nicht zurückgewiesen werden
Von Petrus an der engen Perlenpforte.
Wenn einst ich selig werde in dem Himmel,
Weil ich verehrt die Gottheit hab auf Erden,
So werde Säule ich im Tempel Gottes,
Wenn Jesus Christus durch den Himmel reitet,
Der Friedefürst auf seinem weißen Pferd.
Wenn einst ich selig werde in dem Himmel,
Weil ich das Gute tat den Menschenkindern,
So werde ich den neuen Namen Christi
Geheimnisvoll auf meiner Stirne tragen
Und werde in der Auferstehung Garten
Vom Gärtner, von dem auferstandnen Meister,
Erlangen meinen Paradiesesgarten.
Wenn die verklärten Seelen selig werden,
Wird meine Seele Jesus Christus folgen
Und wird in einen Adler sich verwandeln
Und schauen an die lichte Gottessonne,
Wenn Gott im Morgenrot der Ewigkeit
In lichter Herrlichkeit des Herrn erstrahlt.
Wenn die verklärten Seelen selig werden,
Wird meine Seele Unsrer Lieben Frau
Maria als ihr Minnesänger folgen
Und wird in eine Nachtigall verwandelt,
Die ewig singt im Rosenhag Marias
Maria Minnesang, der Himmelsrose!


7

Den Menschenfischer sah ich an dem Meer,
Als ich zum Meergestade heimgekehrt,
Da sprach der Menschenfischer dies Orakel:
Dir ist bestimmt, o Gottes Freund und Sänger,
Im Tod nicht in dem Staube zu versinken
Als ungerühmter Schatte unter Schatten,
Nein Gottes Weisheit und die sieben Geister
Ergreifen deine Seele bei den Locken
Und tragen heim sie ins Elysium,
Dem Reiche des gerechten Totenrichters.
Dort ist den Seelen heiter gar das Leben,
Wo weder Schnee, noch Regen oder Hagel
Und Winterdunst befällt die Seelen, ach,
Es weht vielmehr vom Meer der Ewigkeit
Die Aura eines wundervollen Maien
Und süßen Lenzes, der kein Ende nimmt,
Die Aura reiner Primavera küsst
Dort deine Seele wie ein lichtes Lächeln
Und macht dir deinen Geist zum schönsten Jüngling.
Dies wird dem Gottessohn, Mariengatten!


8

Fern von den Menschenkindern euch gewährt
Der Herr, der König in den Himmeln, Leben
Und Wohnung in dem großen Himmelreich,
Da Christus Jesus herrscht als Friedefürst.
Dort wohnen sie mit Herzen ohne Kummer,
Dort in der Seligkeit, am Meer der Liebe,
Die Hochbeglückten, Seligen, Geliebten!
Dort reifen ihnen süße Dattelfeigen,
Die süßer sind als Wabenseim und Honig,
Die Feigen reifen an dem Stamm der Palme
Dort jeden Tag des Jahres in Äonen.


9

Wo laue Liebesnächte nie sich wandeln
Und nimmer wandelt sich das milde Licht,
Der Edle wird das Leben dort genießen,
Ein Leben ohne Mühsal, Angst und Kummer.
Schafft keiner dort im Schweiß des Angesichts,
Denn alles spendet Gottes Fruchtbarkeit.
Wer immerdar die Wahrheit nur bezeugt,
Weilt bei der Gottheit als der Gottheit Liebling,
Als Liebling Gottes bei den Gottgeliebten,
Der weiß nur noch, was Freudentränen sind!
Die Überwinder, die sich reingehalten,
Die ziehen in die Burg der Tochter Zion,
Wo Jesus Christus herrscht als Herr und König.
Wie Pfingstgeist weht ein süßer Frühlingshauch
Die Seelen an vom Meer der Ewigkeit.
Des Paradieses Blumen leuchten gülden,
Sie blühen in den blauen Dämmerungen.
Die Seligen umwinden ihre Arme
Und kränzen ihre Häupter mit den Blumen,
Wo die Gerechtigkeit sie freigesprochen.


10

Idee der Schöpfung in dem Himmelreich,
Dort ist die Welt von Purpur, Gold und Weiß,
Viel reiner, als es je die Erde sah.
Die Täler haben ihre eigne Farbe,
Den Farbenton des Weinstocks Sankt Mariens.
Dort sehen wir den schönsten Regenbogen,
Dort alles ist ein reines weißes Licht.
Die Bäume rauschen dort im Hauch der Ruach,
Dort blüht die blaue Blume der Alleinheit,
Dort blüht die rosa Rose ohne Dornen,
Dort blüht die Lilie der Jungfräulichkeit,
Dort blüht die Lotos der Erotik Gottes.
Erhaben steht der Berg der Tochter Zion,
Dort donnert Sinai, dort brennt der Dornbusch,
Ein Berg der Fruchtbarkeit ist der Karmel.
Granaten fruchten dort wie goldne Glocken
Und Feigen sind so süß dort wie die Braut.
Wie Jaspis ist die Welt, wie reine Jade,
Smaragd, Türkis und Lapislazuli,
Wie der Rubin und wie der schwarze Onyx.
Glückselig sind, die sehen dieses Schauspiel,
Das Gold ist rein von aller Erdenschlacke.
Der Phönix, aus der Asche auferstanden,
Schwebt mit dem Adler zu der Gottessonne.
Die reine weiße Turteltaube girrt
Dort mit der Nachtigall von Gottes Minne.
Der Falke fliegt voran den Minnesängern
Und Gottes Milan schaut den Weg der Weisheit.
Gazellen spielen dort, die Zwillingskitze,
Das Einhorn stark steht auf dem Scheideberg.
Der Hirsch trinkt an der Quelle Lebenswasser,
Die Hindin tänzelt durch die Morgenröte.
Die Pantherweibchen liegen bei den Böcken,
Die Knaben spielen an dem Loch der Schlange.
Die Wolken sind wie Insel in den Lüften,
Die Meere Meere sind der Ewigkeit.
Was hier ist Hauch, ist dort der lichte Äther.
Dort herrscht der Frühling, welcher nimmer endet,
Die Rosen blühen und die Trauben fruchten.
Die Augen sehen an die Schönheit Gottes,
Die Ohren hören dort die Stimme Gottes,
Die Einsicht sieht dort ein die Weisheit Gottes,
Der Geist ist dort erfüllt vom Geiste Gottes.
Bei Lebensbäumen in dem Paradiese
Zur blauen Abenddämmerung der Herr
Leis wandelt durch der Auferstehung Garten
Und redet mit den Seligen von Liebe.
Die Gottheit ist als Geist allgegenwärtig,
Erfüllt von Weisheit, thronend in dem Himmel.
Die Seligen durch die Gerechtigkeit
Der Gnade und der Wahrheit schauen Gott,
Vereint mit Gott in ewiger Erkenntnis!
(Das sah mein Geist in nächtlicher Vision
Und geht zur Ruh mit Unsrer Lieben Frau.)


11

Ich, der Poet, erzähl euch einen Traum:
Großmutter ist erschienen als Vision,
Großmutter, in der Bibel heißt sie Mamme.
Als ich sie sah, da zitterte ich leicht,
Sie aber sprach: Hab keine Angst, mein Junge,
Vernimm nur, was ich dir zu sagen habe.
Da ich sie sah, da zitterte ich zaghaft,
Doch nicht vor ihr, vielmehr vor meiner Sünde.
Da frug ich sie: Großmutter, lebst du noch,
Großmutter du, und Urgroßmutter auch?
Gewißlich leben wir, sprach meine Mamme,
Entkommen sind wir nun dem Körperkerker.
Das Leben auf der Erde ist ein Tod,
Ein Sterben ists von der Empfängnis an
Bis zu dem Sterben, da man nicht mehr stirbt. –
Da sah ich meine Urgroßmutter schweben,
Und ich umarmte sie mit meiner Seele.
Großmutter aber nahm mich an ihr Herz
Und küsste mich mit mütterlichem Kuß.
Da sprach ich: Liebe Mamme, wahre Mutter,
Ist dieses Leben auf der Erde Tod,
Was muß ich noch im Totenreiche leben,
Was darf ich denn nicht heim zu dir ins Leben?
Großmutter aber sprach: Wenn Gott, dein Schöpfer,
Dich heimruft aus dem Kerker deines Körpers,
Kommst du zu mir in deine wahre Heimat.
Doch auf der Erde trag du deine Pflicht,
Weil Gott dich auserwählt hat, als sein Sohn
Ein Miterlöser dieser Welt zu sein.
Schau alle diese schönen Sternenfunken,
Viel schöner ist das Fünklein deiner Seele,
Ein Hauch vom Hauche aus dem Munde Gottes.
Sieh die Planeten in den Himmelskreisen,
Wie Gottes Weisheit unter ihnen waltet
Als kosmisches Gesetz, der Weisheit Geist.
So auch soll deine Seele in dem Körper
Als innre Weisheit auf der Erde wandeln.
Die Seele scheide nicht von deinem Körper
Durch menschliche Gewalt, vielmehr der Herr,
Gott ruft dich, wenn gekommen deine Stunde.
Mein lieber Junge, wie die Urgroßmutter
Und wie ich selber auch, gehorche Gott
Und lebe fromm. Du achte deine Eltern
Und sei ein frommer Diener aller Menschheit.
Ein frommes Leben ist ein schmaler Weg,
Ist ein gerechter Weg ins Himmelreich.
Erforsch die Bibel, bete, bete, bete,
Du liebe immer Unsre Liebe Frau
Und sei wie eine Mutter allen Menschen
Und diene Gott durch deine Nächstenliebe.
Wenn du vollendet hast dein Erdenleben
Und eintrittst in Marias Galaxie,
Glückselig in Marias Galaxie
Wirst du dann sein brillanter Morgenstern
Im Reich der Galaxie der Galaktrophousa! –
Da schaute ich Marias Galaxie,
Dort waren Morgensterne, Meeressterne,
Die Rose, der Altar, die Winzerin,
Das Buch, der Fruchtkranz und das Sternbild M,
Das Sternbild, das der Mütter Reich bedeutet.
Da staunte ich der Sterne Schönheit an
Und sprach: Und was sind das für schöne Töne,
Was ist denn solche schöne Harmonie?
Mir war, die Sterne sangen: Ave Stella!
Die Sphäre tönten wie ein Chor im Kloster.
Großmutter aber sprach zu mir: Musik
Der Sphären in Marias Galaxie
Ist die Musik der Weisheit, Harmonie
In der Weltseele Hagia Sophia.
Doch wisse, Menschen auf der Erde gibt es,
Die Harmonieen Hagia Sophias
Entzückt vernommen mit dem Seelenohre,
Da sie gewidmet sich dem Studium
Der göttlichen Mysterien der Weisheit. –
Da nahte meine Urgroßmutter mir
Und sprach: Du bist ein Geist vom Geiste Gottes,
Ein Hauch vom Hauche aus dem Munde Gottes.
Wie Gott ist eine göttliche Person,
Ein Wesen ist mit Wille und Bewußtsein,
Bist du gottebenbildliche Person.
Gott ist in deinem Geist, dein Geist in Gott,
Dein Geist vereinigt sich dem Geiste Gottes,
So sollst du Gott in Gott unsterblich leben!...


12

Ich sah in mitternächtlicher Vision
Den Heimgang des Vikarn des Herrn, des Papstes.
Da schlich der letzte Feind hinein, der Tod.
Der Papst begrüßte ihn: O Bruder Tod,
Jetzt will ich fröhlich beten zu Maria!
Maria war des Papstes Morenita,
Sein braunes Mädchen, seine schwarze Jungfrau.
Sie raufte sich das Haar und schlug die Brüste
Und wollte ihren Lieblingssohn, den Papst,
Verbergen im Gewölk der Herrlichkeit.
Gott aber sprach: O erstgeborne Tochter,
Maria, erstgeborne Tochter Gottes,
Durchs Tor des Todes geht der Papst nun heim.
Maria, lies du nur im Buch des Lebens,
Geschrieben steht mit Diamant in Erz
Die schöne Zukunft deines Lieblingssohnes.
Er hat vollendet seines Lebens Laufbahn,
Gesiegt um einen edlen Kranz im Wettkampf,
Ihm liegt bereit die Krone des Gerechten.
Nun wird sein Geist vergöttlicht durch die Gnade,
Als Heiligen wird ehren ihn die Kirche,
Das wirst du wirken, Tochter, mit dem Sohn.
Nun aus dem Leib, dem sterblichen, die Seele
Entführe küssend, die unsterbliche,
Und wandle sie zu Licht in Gottes Lichtglanz,
Das stets der heilige Vikar des Christus
Die himmlische Jerusalem erblicke
Und Gottes Herrlichkeit und die des Lammes!
Kaum sprach der Herr sein Wort, da stand Maria,
Die gütige, die milde und die süße
Maria unsichtbar im Vatikan.
Des edlen Papstes Seele führte sie
Aus seinem kranken todgeweihten Körper.
Maria trug des Lieblingssohnes Seele
Zum Morgenstern hinan ins Paradies.
Dort ließ den Geist sie des Vergöttlichten
Von ihren makellosen Zwillingsbrüsten,
Der Vater trat in Gottes Vaterhaus.


13

O Schwester, die du heilig warst auf Erden,
Du bist nicht tot, du bist nur fortgewandert
Ins liebliche Gefild des wahren Lebens.
Nun wohnst du ganz in der Glückseligkeit,
In dem unendlichen Gefild der Wonne,
Im unbegrenzten Paradiesesgarten!
Die Füße leichtbeschwingt wie die der Hindin
In Gloria der Morgenröte schwebst
Du leuchtend über himmelblaue Blumen
Und weidest wie die liebliche Gazelle
In Lilienauen der Jungfräulichkeit!
Nun schneidet dich nicht mehr der Winterfrost,
Nun brennt dich nicht mehr grelle Sommerhitze,
Nun quälen dich nicht mehr des Körpers Schmerzen
Und nicht die Seele mehr der Schwermut Trübsal,
Auch glüht in dir des Menschen Sehnsuchtspein
Nicht mehr, vielmehr befriedigt deine Seele
Als schöne Göttin lebt in Gottes Reich!


14

Ich fragte einst den Herrn: O Jesus Christus,
Du schöpferische Weisheit, Schöpferin,
Wenn ein Gerechter stirbt, wo weilt er dann?
Da sprach der Geist: Am ersten Todestag
Bleibt seine Seele in dem Haupte noch
Und meditiert das Wort der Weisheit immer:
Heil ihm, der anderen zum Heil geworden!
Und in der ersten Nacht des Todes findet
Die Seele freudigere Freude als
Sie jemals Freude auf der Erde fand,
So auch die zweite und die dritte Nacht.
Doch wenn am Ende dann der dritten Nacht
Die Morgenröte kommt, dann ist die Seele
Entrückt in Gärten düftereicher Blumen,
Von Süden wehn ihr Lüfte Düfte zu,
Die Seele des Gerechten atmet auf
Und spricht: Wo kommt der Wind, der süße, her?
Und auf den Flügeln dieses süßen Windes
Kommt seine eigne Religion daher
Als junges schönes Mädchen, rein und strahlend,
Mit lilienweißen Armen, wohlgebildet,
Mit makellosen Brüsten, edlen Wesens,
Ein siebzehnjähriges Geschöpf der Schönheit!
Die Seele des Gerechten spricht sie an:
Wer bist du, Mädchen, Schönstes aller Mädchen?
Sie spricht, die seine Religion gewesen:
Ich bins, du Mann von heiligen Gedanken,
Von schönen Worten und von guten Werken,
Bin deine Religion der Schönen Liebe!
Die Menschenkinder lieben deine Schönheit
Und deinen Adel, Seele des Gerechten,
Und deinen Geist und deine Menschenliebe.
Du liebtest mich als deine Religion.
Wenn du auf Erden einen Spötter sahst,
Sahst Götzendiener und Dämonensklaven,
Sahst einen Mann, der nicht die Kinder liebte,
Sahst Geizige und andre Mammonsknechte,
So setztest du dich hin in Staub und Asche
Und meditiertest Rosenkranz und Psalmen.
Mich, die geehrt von vielen Menschen wird,
Mich hast du hochgerühmt gemacht durch deinen Lobpreis,
Daß ich noch liebenswerter schien den Menschen.
Ich war vor allen andern deine Liebe,
Doch dein Begehr war, daß mich alle lieben!
Ich bin liebreizend und begehrenswert,
Du aber machtest als mein Minnesänger
Mich noch liebreizender, begehrenswerter,
Wahnsinnig warst du von der Liebe Wahnsinn!
Mich, die die Höchste ist am Thron des Herrn,
Mich hast du gar erhöht zu einer Göttin!...
Dies alles tatest du durch dein Gebet,
Durch deine Weisheit und durch deine Kunst,
Durch jedes gute Werk der Menschenliebe.


15

Die Guten werden dort auf Kissen ruhen,
Geschmückt mit Gold und schönen Edelsteinen.
Dort sitzen sie sich lächelnd gegenüber.
Die Jünglinge in reinster Jugendblüte
Dort wandeln mit den Flaschen und den Bechern
Voll Wein, der keinen Schmerz bereiten wird,
Mit Schalen voll von auserlesnen Früchten.
Die Guten lieben dort im Garten Eden
Die Jungfraun mit den wunderschönen Augen,
Die reinen Perlen gleichen in den Muscheln.
Das ist der Lohn für ihre Menschenliebe.
Man hört nichts anderes als: Friede, Friede!
Die Guten ruhen in dem Garten Eden
Im Schutze dornenloser Lotosblumen
Und schön geordneter Akazienbäume
Am frischen Quell bei Überfluss von Früchten,
Im Paradies bei unverbotnen Feigen.
Dort ruhen sie auf Kissen bei den Jungfraun,
Die wie die Männer sind von gleicher Jugend,
Die werden allzeit wie die Engel lieben!
Die Guten mit der Heiterkeit im Antlitz
Bekommen immerdar vom besten Wein,
Vom Traubenblut, das jene trinken werden,
Die Gott im Paradiese nahe sind.


16

Im Paradiese des Messias wohnen
Die schönsten Mädchen, die die Weisheit schuf,
Um die Erlösten selig zu beglücken,
Die auf der Erde alle Menschen liebten,
Messias‘ Nymphen heißen jene Mädchen.
In allen Nächten unermüdlich schenken
Sie ihren Minnern mit intimer Minne
Den süßen Odem der Jungfräulichkeit!
Sie schenken ihrer Liebe Ganzhingabe!
Zu allen Nächten, wenn die Morgenröte
Gekommen, schenken sie den Minnefreiern
Durch Gottes grenzenlose Liebe reine
Jungfräulichkeit erneut zu neuer Wonne!
Sie sind ganz unberührt an jedem Morgen,
Als ob sie nie das Liebesspiel gespielt,
Als ob sie nichts von süßer Wollust wüssten,
Und die Erinnrung an die Liebesnächte
Mit ihren Minnern ist wie fortgeweht.
Erst gestern hatt ich einen schönen Traum
Von jenem Paradiese des Messias,
Und meine Augen sahen in dem Traum
Die Traumgestalt von einem jungen Mädchen
Des Paradieses, Haura war ihr Name.
Sie zählte siebzehn Jahre, jung und schön.
Doch war sie wirklich nur ein schönes Mädchen?
Sie schien mir frisch wie eine Pfirsichblüte
Und licht erstrahlend wie die goldne Sonne
Und schwebend süß wie Maienblütenduft
Und war brillanter als der Morgenstern
Und ihre Haut war weiß wie Muttermilch.
Da schien sie mir des Paradieses Seele.


17

So ist es in dem Paradiese Christi,
Im Paradiese schönster Liebeswonnen:
Hier singen Engel wunderschöne Lieder,
Es tanzen hold die schöngeformten Mädchen,
Die makellosen Paradiesesmädchen,
Hier schallt der goldne Ton der Schwanenleier,
Des Psalters und der Harfe und der Flöte,
Und Blüten segeln durch die süßen Lüfte.
Hier kann man trinken aus der frischen Quelle
Und speisen mit den Engeln Engelsspeise,
Wobei die Engel Dankeshymnen singen.
Allüberall sind stille Schwanenteiche,
Seerosen schwimmen dort und Lotosblumen,
Die Lebensbäume werfen frischen Schatten,
Pfingstrosen blühen, dornenlose Rosen.
Den Weg der Wonne wandeln edle Menschen.
Die einen reiten da auf weißen Pferden,
Die andern reiten da auf einem Einhorn,
Und andre lassen tragen sich in Sänften
Voll Freude zur Behausung Jesu Christi.
Unsterblichen Erlösten lächeln Jungfraun,
Die Himmelsjungfraun mit Zypressenfächer,
Und Göttlichweise künden ihre Weisheit.
So gehen all die tugendsamen Menschen
Zur Wohnung Christi, weißes Linnen tragend,
Gekränzt mit Kränzen ihrer Hochzeitsfreude,
Gesalbt mit Salbungsölen ihrer Wonne
Und Mandeln speisend oder süße Feigen.
So kommen sie zur Wohnung Jesu Christi
Im Lichtglanz ihrer reinen Himmelskörper.
Sie trinken Milch aus Sankt Marien Brüsten,
Sie saugen Nektar aus Marias Busen.


18

Wenn deine Seele ihre Leiblichkeit
Im Tode abgelegt und das Gebiet
Der Erdenwelt verlassen und den Jordan
Zum Himmelreich durchmessen, dann empfängt
Sie einen Körper ganz aus Licht und Geist,
Von einer reinen makellosen Schönheit.
Dann kommt sie zu dem Hain der Lebensbäume
Und badet in der Quelle allen Lebens.
Am Saum der Ewigkeit mit reinen Perlen
Beim Feigenbaum des Paradiesesgartens
Die Seele wird geschmückt von Christi Nymphen,
Von Jesu tausend Paradiesesnymphen.
Dann kommen Christi Engel, reine Geister,
Die Seele eilt den Himmlischen entgegen.
Dann kommt die Seele nach Jerusalem,
Zu der Metropolis Jerusalem,
Dort ist sie glücklich über alles Glück!
Vor Zions Perlenpforte sie verneigt
Sich voller Demut, tritt durchs Himmelstor
Und wandelt Straßen dort aus Gold und Glas,
Da schaut sie all die wundervolle Schönheit,
Daß sie verrückt vor solcher Schönheit wird!
Dann kommt sie zu den Pforten der Apostel,
Hier neigt sie sich vor Petrus und den andern,
Wo Petrus herzlich sie willkommen heißt.
Dann geht sie auf dem Weg von goldnem Glas
Zur Doppelsäule in dem Tempel Gottes,
Zwölf Edelsteine sind dort eingesetzt.
Hier sieht die Seele ihren Meister Jesus,
Den Gottmensch Christus in der Gloria,
Zur Linken ihm Maria Magdalena,
Die Königin der Liebe und der Schönheit,
Zur Rechten Unsre Liebe Frau Maria,
Die Himmelskönigin, die höchste Herrin!
Der König Jesus Christus hält das Kreuz,
Den Himmelsschlüssel und den Hirtenstab,
Ihr auf dem Haupt sind sieben Diademe,
Er trägt ein Linnen lichter als der Schnee
Und ist allblühend und allduftend schön,
Kein Menschenwort kann Christi Schönheit sagen!


19

Im Jenseits ist der Berg der Tochter Zion,
Das ist der Mittelpunkt des Himmelreichs,
Hier ist der Sitz der Göttinnen und Götter,
Der Garten Eden, wieder aufgeschlossen,
Ist hier der Mutter Eva Paradies.
Hier hat die königliche Mutter Eva
Von Jaspis einen himmlischen Palast,
Umgeben rings von einer Jademauer.
Hier sitzt der Gottmensch Jesus auf dem Thron.
Die Mutter Eva, Königin des Gartens,
Sie lebt im schönen Paradiesesgarten,
Wo Lebensquellen sind, die nie versiegen,
Der Lebensbaum ist schön wie ein Smaragd,
Im Paradiesesgarten aber leben
Der auferstandne Phönix und das Einhorn,
Im Garten Eden blüht die Blume Todlos.
Im Garten Eden zieht die Mutter Eva
Beim Lebensstrome ihren Lebensbaum.
Am Lebensbaume reift die Lebensfrucht,
Wer die verspeist, ist immerdar unsterblich.
Die königliche Mutter Eva ist
Ein wunderschönes Weib in feinster Seide,
Und Jungfraun, schön wie Engel, dienen ihr.
Den himmlischen Palast von Jaspis baute
Ihr Jesus Christus, Architekt des Himmels,
Als er am Kreuz gestorben, auferstanden! –
Im Paradiese feiert Mutter Eva
Geburtstag, da die Seligen und Engel
Im Himmelreiche feiern die Erschaffung
Der ersten Frau unmittelbar durch Gott!
(Einst griff ich nach den Paradiesesfrüchten
Auf unerlaubte Weise, ich drang ein
Ins Paradies und trat zum Lebensbaum
Und wollte pflücken mir die Lebensfrucht,
Als Jesus Christus sprach: Noch nicht, mein Sohn!
Maria, Mutter der Barmherzigkeit,
Sprach zärtlich lächelnd: Mein Geliebter! Liebling!
Du sollst noch meinen Ruhm auf Erden mehren!)
Maria war die Tochter armer Eltern,
Dreijährig trat sie in den Tempel ein,
Ganz heilig war ihr Lebensende, daß
Sie noch Erbarmen hatte mit den Seelen,
Die selber in die Hölle sich verdammten.
Da stieg Maria in die Hölle nieder
Und schuf die Hölle um zum Paradies!
Dann stieg als Göttin sie zu Gott dem Herrn!


[Inhalt]

Hosted by www.Geocities.ws

1