[Inhalt]

DIE WEIBLICHKEIT GOTTES

Von Peter Torstein Schwanke


MARIA MAGDALENA

Die drei Marien trieben auf der See,
Maria Joses, Jungfrau rein wie Schnee,
Wie Wollust schön Maria Magdalena
(Ich sah die Göttin in dem Dom von Siena),
Und weise wie der Weisheit Uridee
Im Frauenleib Maria Salome,
Drei Grazien und Nymphen, schön wie Traum,
Im Schiffe trieben durch den Meeresschaum
Des Mittelmeers, so kamen sie daher,
Um bei Les-Saintes-Maries-de-la-mer
Zu landen an dem Golf des Löwen dort,
Die Nymphen Gottes landeten im Port.
Maria Magdalena, Braut voll Sex,
Die Nymphe des Messias, ging nach Aix
In der Provence, der minnigen Provence,
Um heilig darzubringen Gott La France.
Sie war auch in Marseille, an jenem Orte,
Stand strahlend dort in des Triumphes Pforte,
War auch in Avignon, wo im Exil
Die Päpste, wo Petrarca voll Gefühl
Am Dom der Santa Klara sah die Aura
Der Gottesschönheit seiner Göttin Laura.
Die Gallier aber und die wilden Kelten
Den vielen Göttern in den Überwelten
Selbst Menschen opfern, opfern Menschenblut!
Dort auserkor sich als ihr höchstes Gut
Die Fürstin der Provence, an Schönheit hold,
Mit ihrem Fürsten einen Gott aus Gold,
Den Glücksgott mit den irdischen Gesetzen
Von Reichtum wählten sie zum goldnen Götzen
Und brachten ihrem Götzen offenbar,
Dem goldnen Glücksgott, Kinderopfer dar!
Maria Magdalena rief: Ein Greuel
Ist euer Götze, Schande er und Scheuel,
Ich schau den goldnen Glücksgott mit Entsetzen,
Ich fluche eurem widerlichen Götzen!
Doch Fürst und Fürstin voll des Reichtums Macht
Ergötzten sich an ihres Götzen Pracht
Und beteten den Götzen an aus Gold
Und hörten nicht auf Magdalena hold.
Maria Joses aber, rein wie Schnee,
Und weisheitsvoll Maria Salome
In bittrer Armut lebten, wie sie nie
Gewichen von dem heiligen Genie
Der Bräute Jesu. Jede arme Närrin
Der Gottesliebe wählte sich zur Herrin
Frau Armut, wie die frommen Troubadoure,
Die franziskanisch Jesus ihre Sure
Der Gottesliebe sangen, Gottesminne.
Maria Magdalena aber inne
Geworden ist der Armut ihrer Schwestern
Und sah, wie Fürst und Fürstin böse lästern
Die Heiligen, weil sie so bitterarm.
Maria Magdalena rief: Erbarm
Dich, Christus, über deine armen Schwestern
Und laß die reichen Heiden nicht mehr lästern.
Maria Magdalena schön wie Schaum
Der Fürstin nachts erschienen ist im Traum,
Maria Magdalena stand voll Grimm
Vor jener Fürstin des Provence und schlimm
Empfand die Fürstin Magdalenas Zorn:
Die drei Marien sind von Gott geborn,
Sind Gottes Nymphen, Jesu Christi Schwestern,
Ihr reichen Heiden aber wollt sie lästern?
Almosen spendet lieber Gottes Nymphen,
Sonst wird einst Gott der Herr die Nase rümpfen
Und euch verachten an dem Jüngsten Tag.
Almosen Christi Bräuten nie versag,
Sprach Magdalena zu der Fürstin streng.
Der reichen Fürstin Herz war aber eng,
Sie sprach zu ihrem Fürsten in der Nacht:
Maria Magdalena voller Macht
Erschien vor mir, voll Gottes Zorn und Grimm,
Und sprach: Am Jüngsten Tag ergehts dir schlimm,
Wenn du nicht helfen wirst des Meisters Schwestern.
Da sprach der Fürst: Ich höre auf zu lästern,
Ich sah Maria Magdalena bloß,
Sah grimmig sie im Grimme Gottes groß,
Gleich einer Göttin, Schönste aller Dirnen,
Doch wehe mir, ich sah sie mit mir zürnen!
Ich falle nieder gleich zu ihrem Fuße
Und wende mich zu Gott dem Herrn in Buße.
Schön ist Maria Magdalena bloß
Und Gottes Macht und Majestät ist groß,
Wir werden nie mit unsern Seelen ruhn,
Wenn wir nicht Opfer bringen, Buße tun.
Maria Magdalena, Gott zum Gruße,
Empfange gnädig reicher Sünder Buße.
Da sprachen Fürst und Fürstin der Provence:
Marie, la Madelaine de la France,
Du schön wie Meeresschaum und wild wie Wind,
Erbitte uns von Gott dem Herrn ein Kind,
Daß Gott der Herr annehme unsern Gruß
Und unsre Buße, Gott den Uterus
Der Mutter öffne, Gott der Fruchtbarkeit,
Maria Magdalena gottgeweiht
Erbitt uns betend wie der Geist im Wind
Von Gott die Fruchtbarkeit, der Frau ein Kind!
Maria Magdalena sprach: O nein,
Nicht euer soll das Kind von Jesus sein,
Wenn Gott euch schenkt ein Kind als Frucht der Buße,
So soll es immer ruhn zu meinem Fuße
Und soll ein Heiliger der Minne sein
Und sein ein Troubadour des Einig Ein!
Die Fürstin sprach: Wenn anders Leibesfrucht
Nicht wird zuteil mir als durch Gottes Zucht,
Will ich die Leibesfrucht im Schoße mein
Maria Magdalena ewig weihn,
Die Frucht aus meinem sündigen Geschlecht
Mariens Minner sei und Gottes Knecht!
Maria Magdalena aber bat
Und Gott der Schöpfer tat die Gnadentat,
Gelandet ist das Kindlein an der Bucht,
Die Seele ward zu einer Leibesfrucht,
In der Empfängnis schon gebenedeit
Maria Magdalena war geweiht.
Da sprach der Fürst: Die Glaubenswahrheit lehre,
Daß ich vernünftig deine Gottheit ehre.
Maria Magdalena an dem Strom
Ardeche sprach da: Du pilgere nach Rom,
Daß du an Petri Weisheit dich erlabst,
Die Christusdogmen lehrt dich dort der Papst,
Der Eckstein in des Vatikanes Bau,
Nimm mit zur Pilgerfahrt auch deine Frau,
Die Fürstin, die von Gottes Gnade schwanger,
Daß sie gesegnet auf der Weisheit Anger
Dir sein ein Hag von Rosen voll Arom,
Wenn Papa Petrus segnet sie in Rom.
Da sprachen Fürst und Fürstin der Provence:
Marie, la Madelaine de la France,
Gib deinen Segen uns zur Pilgerfahrt,
Das Kreuz, da sich die Gottheit offenbart,
Daß wir gesegnet seien und geweiht
Von deiner Gottheit der Dreifaltigkeit.
Maria Magdalena ohnegleichen
Die beiden weihte mit dem Kreuzeszeichen.
Da stiegen Fürst und Fürstin in ein Boot
Und sind durch Morgenrot und Abendrot
Gesegelt durch Tyrrhenermeeres Strom
Auf ihrer Pilgerfahrt zum Papst von Rom.
Da hob sich auf dem Meer ein Wettersturm,
Die Wellen bogen sich wie Tal und Turm,
Gischtspritzer in dem Wettersturme sprühten,
Mit Donnern große Wellenbrecher wüten,
Da unterm Meeresdonnern wunderbar
Die Fürstin der Provence ihr Kind gebar.
Und da sie in den letzten Wehen schrie,
Gebar das Kindlein, ist gestorben sie!
Das Kindlein lebte, war ein kleiner Knabe.
Daß der Geborene gemordet habe
Die Mutter fern von jedem sichern Port
Im wilden Meer mit wildem Muttermord,
Das konnte ihm der Vater nicht verzeihen.
Die Leibesfrucht dem sichern Tod zu weihen,
So sehr das Kindlein weine auch und winsel,
Er legte es auf eine Felseninsel
Im Meer und seiner Mutter Leichnam auch.
Da sanft blies übers Meer ein leiser Hauch,
Da all die Stürme in den Meeresbetten
Sich legen und die Wellen sanft sich glätten,
Die Schiffer ruderten im stillen Strom
Der See den Fürsten nun zum Papst nach Rom.
Als Petrus sah den Fürsten der Provence,
Sprach er: Bei Madelaine de la France,
Maria Magdalena ohnegleichen,
Ich seh dich Sünder unterm Kreuzeszeichen
Der Heiligen geweiht und doch ich finde
In deiner kalten Seele schwere Sünde,
Die Seele muß dir reinigen die Flut
Der Gnade Gottes in Messias‘ Blut,
Bereu, tu Buße, deiner Schuld dich schäm!
Und Petrus zeigte ihm Jerusalem,
Der Gottesmutter Haus in Nazareth,
Die Hütte der Verkündigung noch steht,
Die Kirche der Geburt in Bethlehem,
Wo orthodoxe Mönche angenehm
Mit Afrikanern und mit Römern beten
Und mit Armeniern zusammentreten,
Und wies ihm Simon Petrus‘ Fischerhaus,
Da ging der Christus Jesus ein und aus,
Der Christus Jesus, der erlöst hat Eva,
Der wohnte dort mit Simon oder Kefa,
Der wies ihm auch der Grabeskirche Ort,
Mohammedaner gottergeben dort
Im Land der Juden nach der dunklen Nacht
Die Kirche schließen auf mit Schlüsselmacht,
Weil in der Grabeskirche betend wohnen
Zerstritten alle Christenkonfessionen,
Drum gab der Fürst von Israel sublim
Die Schlüsselmacht der Kirche dem Muslim.
Dort betete der Fürst für seine Sünde,
Um Gottes Gnade seinem Weib und Kinde,
Der Toten und dem Ausgesetzten Segen
Erflehte er auf Christi Pilgerwegen,
Daß Christus Gottes Gnade offenbare.
Der Fürst und Petrus pilgerten drei Jahre
Durch Israel, wo sie den Christus ehrten
Und dann in ihre Heimat wiederkehrten.
Papst Petrus kehrte in den Vatikan,
Der Fürst begab sich auf den Meeresplan
Und segelte durchs Meer. Bei dem Gewinsel
Der Robben kam er zu der Felseninsel,
Wo er der Fürstin Leichnam ließ zuletzt
Und wo er seinen Sprößling ausgesetzt.
Ein Wunder durch die Huld des Herrn geschah,
Der Fürst die Wundertaten Gottes sah:
Maria Magdalena saß am Saum
Der Insel, sanft umspült von Meeresschaum
Die schlanken bloßen Füße an dem Strand,
Da Muscheln trieb das Meer ans Inselland,
Da saß sie in dem leichten lichten Kleide,
Die nackten Brüste eine Augenweide,
Voll Liebe blitzten ihre Mandelaugen
Zum Kind, das an dem großen Busen saugen
Die Milch des Trostes durft mit Wohlgefallen,
Dreijährig liegend an der Brust, der prallen,
Maria Magdalenas praller Brust,
Der Knabe lachte voller Liebeslust,
Marias nackten Busen an dem Mund,
Der liebe Knabe lachend und gesund,
Befriedigt von Marias Leidenschaft
Im Paradiese spielte voller Kraft,
Weil blühend um den Fuß der makellosen
Maria Magdalena blühten Rosen
Und Lilien, Veilchen, Nelken, Mohn und Lotos,
Da in die Blumen blies der Südwind Notos,
Maria Magdalena himmlisch süß,
Das Kindlein auf dem Schoß im Paradies,
Berauschend in des Meereswindes Raunen
Saß göttlich da, dem Fürsten ein Erstaunen,
Der senkte seine Stirn zum Sand hinunter
Und betete: Der Schönen Liebe Wunder
Und reiner Spiegel du, o Gratia Plena,
O göttliche Maria Magdalena!
Da lachte Magdalena süß und girrend,
Den Fürsten der Provence so hold verwirrend:
Zur Grabeskirche gingest du hinunter,
Drum wirke ich aus Gottes Huld ein Wunder,
Weil Christus deine Buße du entboten,
Und wecke deine Fürstin aus den Toten!
Talita kum! sprach leise Magdalena,
Maria Magdalena, Gratia Plena,
Maria Magdalena hat geboten
Mit Christi Wort, da wachte von den Toten
Die Fürstin auf, die Fürstin der Provence:
Marie, la Madelaine de la France,
Im Staube dankt die Sünderin, die Närrin,
Dein sei mein Kind, o göttingleiche Herrin,
Maria Magdalena sei geweiht
Mein Kind, der Gottheit in Dreifaltigkeit,
Mein Kindlein, Gottes Schöner Liebe inne,
In der Provence ein Troubadour der Minne
Und frommer Troubadour der Gottheit sei!
Sprach Magdalena: Der aus deinem Ei
Geschlüpft, die Leibesfrucht mit Liebe kaufe
Dem Tod ich ab und ihn auf Christus taufe!
Hier bei Les-Saintes-Maries-de-la-mer
Maria tauft ihn auf den Namen Pierre.
Maria sprach zu Pierre: Bei Jesus Christ,
Ein Kind der Herrin du geworden bist,
Marie, la Madelaine de la France!
Wenn Fürst und Fürstin nun in die Provence
Heimkehren, sollen sie im schönen Aix
Maria Magdalena, Braut voll Sex
Der Liebe Gottes, Schönste aller Frauen,
In Frankreich einen Tempel ihr erbauen.
Doch du, mein Sohn, sollst mit Maria gehen
Ins Baskenland am Fuß der Pyrenäen,
Dort in den Bergen sollst du Hirte werden,
Dieweil als Hirte weidest du die Herden,
Sollst du als Beter, weidend Gottes Schafe,
Stehn vor der Gottheit in dem Himmel – Iahve!...


UNSRE LIEBE FRAU VON WLADIMIR

1

Der Bauer Rasputin ging durchs Gewitter,
Ein armer Mönch, entflohen seinem Kloster,
Da zückte über ihm das Blitzgezitter,
Da schrie er in der Angst ein Paternoster.

Da tat sich über ihm der Himmel auf
Und eine Frau in lichter Herrlichkeit
Vernichtete der Wolken finstern Hauf
Und strahle liebreich in der Sonne Kleid.

Vor ihrer göttingleichen Majestät
Der arme Mönch in seine Kniee sinkt
Und in erbarmungswürdigem Gebet
Die Gnade dieser lichten Mama trinkt.

Und Rasputin fällt auf sein Angesicht,
Im Staube liegt der arme Gottesmann
Und huldigt heiß der Frau im Sonnenlicht
Und betet seine höchste Gottheit an!

Da sprach die Frau: Ich bin die Mutter Gottes,
Ich bin die Herrscherin im Himmelszelt,
Ich hab dich armen Narren trotz des Spottes
Als Dolmetsch meiner Weisheit auserwählt!

Rief Rasputin mit zarten Seelenzittern:
Unwürdig bin ich dein geringster Sklave,
Du Gottesmutter, Mutter allen Müttern,
Ich bin ja nichts als ein betrunkner Slawe.

Die Gottesmutter in des Lichtmeers Bade
Sprach: Nicht nach Würde ich die Seelen wähle,
Ich wähle nach der Freiheit meiner Gnade,
Du, Mönch, bist eine auserwählte Seele.

So bring dem Zaren meiner Botschaft Kunde:
Wenn er die alte Rus Maria weihe,
Versprech ich ihm mit meinem Rosenmunde,
Daß ich die Rus vom Bürgerkrieg befreie.

Doch wenn der Zar die Rus nicht weiht der Mutter,
Wird Krieg und Terror herrschen auf der Erde,
Die Menschen werden zum Kanonenfutter,
Der Wolf bricht in die hirtenlose Herde.

Du sollst der Mutter Botschaft offenbaren,
Geh, sage du der alten Mutter Rus
Und sage ihm, dem gottgesalbten Zaren:
Du bete, bete, bete, übe Buß!


2

So trat nun also Rasputin zum Zaren,
Dem eingesetzten Herrn der Rus hienieden,
Der Gottesmutter Wort zu offenbaren:
Du weihe Rußland mir für Rußlands Frieden.

Der Seher Unsrer Lieben Fraue trat
Zum Zaren, kniete vor des Zaren Thron
Und sprach: Zugrunde geht des Zaren Staat,
Wenn uns nicht hilft der Gottesmutter Sohn.

Die Rus in einem Weltkrieg wird versinken,
Verkündet Unsre Frau von Wladimir,
Ich sah die Frau im Licht der Sonne blinken,
Am Himmel stand geschrieben: Friede! MIR!

O Zar, du weihe unsre Mutter Rus
Mariens makellosem Mutterherzen,
Das sei dir dein Gebet und deine Buß,
Sonst sürzt die Rus in Blut und Todesschmerzen.

Sprach Rasputin zum Zaren. Doch der Zar
Vernahm der Gottesmutter Botschaft nicht,
Weil so gering und arm der Bote war
Und seine Botschaft also kindlich schlicht.

Gebet und Buße wollte offenbaren
Die Gottesmutter, nichts als frommen Dunst?
Wirksamer schien dem starken Mann, dem Zaren,
Das Herrschertum und die Regierungskunst.

Der Zar wies ab den Seher Rasputin,
Ungnädig ist des Zaren Hand gesunken.
Die Zarin aber sah zum Seher hin
Und sah in seinen Augen Gottes Funken.

Die Zarin war der mystischen Erfahrung
Empfänglicher, fast wollt die Zarin schwören,
Des Sehers Wort sei eine Offenbarung,
Sie sprach: Ich möchte dich noch einmal hören.

Die Abenteurer legen Krieges Zunder,
Die Armen unsres Rußland aufzuwiegeln.
Du, Mönch, jedoch, du sollst mir durch ein Wunder
Der Mutter Botschaft Heiligkeit besiegeln.

Nun geh, mein Mönch, ich will dich wieder sehen,
Zu Kindern und zu Weibern sprich und Bauern,
Ein Seher durfte vor Maria stehen
Und sah um Rußland Gottes Mutter trauern.

Das ist wie eine Hoffnung unsrem Volke,
Daß nicht der Abenteurer Abenteuer
Uns überschattet wie Gewitterwolke
Mit Todesblitzen und mit Höllenfeuer!


3

Um Rasputin wie eine lichte Wolke
Die Herrlichkeit der Gottesmutter schien.
Da stand der Seher mitten in dem Volke,
Die frommen Frauen glaubten Rasputin.

Da drängten dichtgepaart sich alle Leiber
Von Bauern, Weibern, Kinderlein um ihn,
In der Entzückung riefen fromme Weiber:
Gib uns Mariens Segen, Rasputin!

Der Kreis der frommen Weiber lärmend preist
Das Zeichen Unsrer Frau von Wladimir,
Da auf die Frauen niederkam der Geist,
Entzückt die Frauen riefen: Friede! MIR!

Rief Rasputin: Um Rußland zu befreien
Von Terrorismus und vom Bruderkrieg,
Der Gottesmutter wollen wir uns weihen,
Dann schenkt ihr Mutterherz des Friedens Sieg.

Der Gottesmutter Kinder wir hienieden
In unsrer Armut, allen unsren Schmerzen,
Wir flehen Unsre Frau an um den Frieden,
Erflehn den Sieg von ihrem Mutterherzen.

Der Widersacher Waffen werden stumpf
Vor Unsrer Lieben Frau von Wladimir,
Der Gottesmutter heiliger Triumph
Senkt auf die Mutter Rus den Frieden, MIR.

Da riefen alle Weiber in Verzückung
Zum Seher Rasputin, verzückte Weiber:
Zu unsrer Seele seligen Beglückung,
Marien Mönch, berühre unsre Leiber!

Du, der du durftest Gottes Mutter schauen
Und küssen ihren Mantel und Gewand,
Berühre segnend alle frommen Frauen
Mit dem geweihten Schatten deiner Hand!

Laß segnend nur so im Vorübergehen
Den Schatten deines Körpers auf uns fallen,
Die wir in dir Marien Seher sehen,
So wird Marias Mantel uns umwallen!

Wir beten alle, Bauern, Kinder, Weiber,
Verzeihe Gott uns unsern Sündenwandel,
O Rasputin, umhülle alle Leiber
Der Gottesmutter mütterliche Mantel!


4

Die Zarin rief den Seher Rasputin
Und sprach: Sieh an den Zarewitch, den Knaben,
Der tödlich krank ist, Seher, heile ihn
Mit heiligen Gebetes Gnadengaben.

Die Ärzte haben längst ihn aufgegeben,
Du bist mein letztes hoffendes Vertrauen,
Ich glaube dir, kannst retten du sein Leben,
Daß du die Gottesmutter durftest schauen.

Maria, zu beglaubigen den Boten,
Maria gab der Heilung Gnadengabe.
Der Seher beugte sich zum nahzu Toten
Und ah den Bluter, den todkranken Knaben.

Da sprach er: Ach mein Lieber, ach mein Guter,
Mein Zarewitch, mein gottgeliebter Knabe,
Der Tod schon schattet über dir, dem Bluter,
Doch ich des Lebens Gnadengabe habe.

Der Seher legte sanft sich auf den Knaben
Und schloß ihn liebevoll in seinen Arm,
Ihn mit der Liebe Unsrer Frau zu laben,
Mit Muttertrost zu trösten seinen Harm.

Er nannte ihn: Vielsüßer mein, Viellieber,
Vielschöner und Vielzarter und Vielguter!
Des Sehers Schatten linderte das Fieber,
Der Seher weihte Gott den jungen Bluter.

Und Gott dem Blut des Bluters gab das Heil
Und machte gnadenreich das Kind gesund.
Der Zarewitch saß aufrecht da und steil,
Gesundheit blühend um den Rosenmund.

Vielschöner mein, Vielguter mein, Vielsüßer,
Ich gebe dich der Zarin-Mama wieder.
Der Gottesmutter Gnade durch den Büßer
Erwirkten dir Gesundheit deiner Glieder.

Der Gottesmutter Liebling bist du, Knabe,
Ich weihe dich der Gottesmutter Herzen,
Wie für die Zarin ich gebetet habe,
Für deinen Vater auch mit vielen Schmerzen.

Der Gottesmutter aufgeopfert habe
Ich deine Seele als Marien Büßer.
O du bist Gottes Liebling, lieber Knabe,
Vielschöner mein, Viellieber mein, Vielsüßer!


5

Die Zarin schenkte Rasputin Vertrauen,
Vertrauen, weil er heilte ihren Knaben,
Daß er Maria durfte hören, schauen,
Begabt mit mystisch-visionären Gaben.

Die Zarin hörte nun Marien Kunde
Durch ihres Sehers treues Offenbaren,
Die Zarin sagte dies mit frommem Munde
Dem Ehemann, dem herrscherlichen Zaren.

Die Zarin sprach: Du weihe Mutter Rus
Der Frau vom Wladimir und deinen Thron,
Denn weihst du nicht dein Reich und tust nicht Buß,
So kommt der Weltkrieg und die Revolution.

Im Braten stocherte mit Silbergabeln
Der Zar und trank vom schweren Wein dabei:
Ich will nicht hören auf Altweiberfabeln,
Gottseliger Großmütter Frömmelei.

Der hochberühmte Seher Rasputin,
Der Gottesmutter Prediger, der puren
All-Zarin? Geh nur in die Schenke hin,
Dort sieh ihn mit den liederlichen Huren.

Ein Mushik ist er, ist wie Rus versoffen,
Der Prediger, versoffen und verhurt!
Der sei des Zarentumes letztes Hoffen?
Ein Bauer will, daß ihm der Kaiser spurt?

Ein wahrer Prediger der geilen Weiber,
Ein Beichtiger den gottlos frechen Stirnen,
Der Mönch, der lädt zur Kommunion der Leiber
Und lädt ins Himmelreich vor allem Dirnen!

So zürnte in gerechtem Zorn der Zar,
Der heilig war und fromm, im Geist erhaben.
Mit Sehersinn begabt war offenbar
Das Herz des Zarensohns, des reinen Knaben.

Der Zarewitch im trunknen Mushik sah
Das heilige Gemüt der Mutter Rus,
Sophia oder Sapientia,
Sah gläubig auf zum Mönch und sprach den Gruß:

O Mönch, du freier Geist nach Gottes Herzen,
Ich schaue gläubig auf zu deinem Geist,
Und wenn du stirbst verblutend unter Schmerzen,
Du bist es wert, daß dich ein Puschkin preist!


6

Ries Rasputin: Wie ich vom Weine rase
Und von der Wollust lodernd in den Lenden!
Ich prophezeih in trunkener Ekstase:
In wenig Tagen werde ich verenden!

Wenn Abenteurer ihrer Abenteuer
Erschlagen mich wie einen Stzraßenhund,
Bleibt Mutter Rus bewahrt vorm Höllenfeuer,
Wird Rus so wie der Zarewitch gesund.

Doch wenn mich Leute aus dem Haus des Zaren
Ermorden, der ich wollte ihren Sieg,
Dann werd ich durch mein Sterben offenbaren:
Die Rus wird vergewaltigt durch den Krieg!

Dann werden triumphieren Bolschewisten,
Des Todes Hölle öffnet ihren Rachen,
Dann bricht herein das Reich des Antichristen,
Des falschen Sehers und des roten Drachen.

Verblendet und in Torheit von dem Zaren
Befehl ging aus, den Seher zu vergiften.
Mit Gift erschienen adlige Bojaren
Mit des zaristischen Befehles Schriften.

Sie gaben Rasputin im Wein das Gift,
Vermochten doch den Mönch nicht zu ermorden,
Gift schadet nicht dem Jünger, sagt die Schrift,
War Rasputin doch von Marien Orden.

Da schickte aus der Zar verdorbnen Adel,
Der Zar sprach zu dem Adel: Nehmt den Beter,
Den heilig Gottgeweihten ohne Tadel,
Und schlagt ihn tot wie einen Straßenköter!

Die Adligen verprügelten den Bauern,
Zum Tode sie durchbohrten ihm sein Herz,
Er sterbend sah die Gottesmutter trauern,
Dies war das letzte Wort des Sehers: - Schmerz!


SCHWARZE SCHWESTER SOPHIA

Der Vater gebe mir der Weisheit Dämon,
Den Liebling und die Künstlerin, Aämon
Sophia, und die Mutter Heilig Geist,
Daß mein Gesang die Schwarze Schwester preist!
Denn eine Christin in Germania
Den blonden Christus in der Kirche sah,
Der schön und rein das Kirchenfenster zierte.
Die Christin sprach: O Herr, du bist mein Hirte,
Mir wird nichts mangeln in der Erdenwelt.
Der Christin Vater nämlich hatte Geld,
Pastor der Gottes-Einheit in der Dreiheit,
Germania in Frieden und in Freiheit
War stark, schien zu besiegen selbst den Tod.
Die Christin fühlte mit der Armen Not
Und reiste also aus Germania
Gen Süden zu der armen Afrika.
Südafrika ward ihre Heimat nun.
In Christi Namen wollte Gutes tun
Die Christin als der armen Kinder Mutter,
Sie reichte ihnen Brot mit Erdnußbutter
Und predigte das Evangelium.
Dann aber trat sie ins Mysterium
Der dunklen Nacht, da sie im Ghetto sah
Die Kreuzigung der armen Afrika!
Die wüsten weißen Hurenböcke lungern
Um schwarze Frauen, deren Kinder hungern,
Sie bangte selbst, ob wohl die Pest noch schleiche,
Doch mörderisch war eine andre Seuche,
Die Kinder starrten in der Hungersnot
Mit großen Augen an den nackten Tod,
Die Frauen vergewaltigt von den Kerlen,
Geschändet viele dieser schwarzen Perlen.
Die Herren des satanischen Faschismus
Und Chauvinismus, teuflischen Rassismus,
Imperialismus und Sexismus trieben
Den Kinderglauben aus der frommen lieben
Entsetzten Christin, die im Ghetto schrie:
Gott in der prästabilen Harmonie,
O Herr im Regiment, o lieber Vater,
Wo bist du in dem tragischen Theater,
Wo bist du in dem Elend, in der Not?
Ich sehe hier nur Satanas und Tod!
Was, Vater, soll ich tun als Tochter dein?
Ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein,
Was ich in diesem Elend helfen könnte.
Wo bist du, Herr, in deinem Regimente?
Da sah sie eine Hütte stehn im Schlamm,
Sah eine Schwarze in dem Ghetto-Slum,
Die war behindert, lag im Krankenbette,
Die sprach, ob sie gehört von Jesus hätte?
Die Christin sprach: Vom Herrn, des Kosmos Licht?
Nein, Jesus Christus ist im Ghetto nicht!
Die arme kranke Schwarze aber sprach,
Die Augen liebevoll und klar und wach:
Mein Jesus Christus aber lebt mit mir
Zusammen in dem Ghetto, er ist hier,
Der mit mir leidet, blutet, kämpft und feiert!
Hier ward nicht fromme Litanei geleiert
Vom absolut-abstrakten Höchsten Gut,
Hier war der Herr in Tränen, Schweiß und Blut,
Hier in dem Herz des schwarzen Weibes keusch
Schlug Christi Herz in ihrem Blut und Fleisch,
Hier war der Heiland von geheimem Reiz,
Gekreuzigt mit Gekreuzigten am Kreuz!
Er kämpfte mit gekreuzigtem Geschlecht
Der Gotteskinder als der Gottesknecht,
Hier Jesus Christus war der Gottesklave,
Hier bei den Armen Jahwes lebte Jahwe! –
Da hörte auf die Deutsche, fromm zu lästern,
Und trat zum Kreis der weisen schwarzen Schwestern.
Die klugen schwarzen Schwestern aber sprachen:
Der Herren Herrgott gleicht mehr einem Drachen,
Der blonde weiße Christus bei den Herrn
Ist seinen armen schwarzen Schwestern fern,
Er ist so fein, so vornehm und so edel
Wie dieser Herrenrasse Totenschädel,
Er geht in weißer Seide, weichem Samt,
Als ob er aus der Herrenrasse stammt,
Wie Vergewaltiger der Unterdrückten
Die himmelblauen Augen Christi blickten
Als Herr der Herren, Herr der reichen Klasse,
Als Herr im Regiment der Herrenrasse,
Und schwebend überm heiteren Theater
In Heiterkeit der alte Himmelsvater,
Ein weißer Patriarch mit grauem Bart,
Ein Vater aller Väter offenbart.
Wir Frauen wollen nicht wie Frevler lästern,
Wie aber ist der Gott der schwarzen Schwestern?
Uns Gott ist Retterin wie weiland Esther,
Uns Gott ist eine große schwarze Schwester,
Der unsre Leiden mütterlich bemerkt,
Als starke Frau in unserm Kampf uns stärkt,
Als Mutter gibt sie unsern Kindern Futter,
Ist starke Frau, ist Freundin, Schwester, Mutter,
Ist schwarz wie wir, ist schwarz wie Mutter Nacht,
Ist schwarz und schön, in schöner Schwärze Pracht!
Der Dichter preist die Schwarze Schwester, die
Frau Weisheit in geheimer Theosophie:
Gott spricht: Die Weisheit nenne deine Schwester,
Sie rettet aus der Sklaverei wie Esther,
So stehts im Liber Sapientiae,
Sophia ist die ewige Idee
In Gott, sie ist die göttliche Vernunft.
Die Weisen harren ihrer Wiederkunft,
Da sie mit mütterlichem Allerbarmen
Erlöst die Frauen, Kinder, alle Armen,
Frau Weisheit, Gott die Frau, des Todes Feindin,
Sie ist die Schwester und sie ist die Freundin.
Es preist sie Salomo im Hohenlied,
Sophia preist sich selbst in Sulamith
Als die Geliebte, Schönste aller Fraun:
Was schaut ihr scheel, daß ich bin schön und braun,
Daß ich bin schwarz und schön, bin angenehm
Dem Weisen, Töchter von Jerusalem,
Die schöne Schwarze werde ich genannt,
Der Liebe Sonne hat mich so verbrannt!
So liebte Salomo, schwarz wie die Kaaba,
Ja auch die schwarze Königin von Saba,
Die im Gericht als Königin vom Süden
Aufsteht und urteilt über Krieg und Frieden,
Die Königin von Äthiopia,
Sie, Unsre Liebe Frau von Afrika!
Sophia schau geheim und offenbar
Ich in Maria, Notre Dame Noire,
Die Schwester-Braut, intime Seelengattin!
Ich denk auch an der Heiden schwarze Göttin,
Die schwarze Weisheitsgöttin, die war da
Im Matriarchat der alten Afrika,
Die fortlebt in der schwarzen Frau Maria,
In schwarz und schöner Hagia Sophia.
Das Schwarzsein aber ist die dunkle Nacht
Der Heiligkeit der numinosen Macht!
Die Gottheit offenbarte sich im Wetter,
Die allerhöchste Gottheit aller Götter,
Und sprach zum stillen Dulder sanfter Leisheit:
Ich bin allmächtig schöpferische Weisheit,
Nie kann mich sagen eines Menschen Dogma,
Unsagbar unergründlich ist Frau Chokmah,
Die ich in meiner Allmacht dich erlöse,
Ich schwebe göttlich über Gut und Böse,
Nicht Liebesgüte nach der Menschen Bild,
Bin Gottheit, furchtbar, feurig, eifernd, wild!
Ja, heilig, heilig, heilig ist Sophia!



DIE WEIBLICHKEIT GOTTES


1

Hauchwesen ist die Psyche-Maid,
Ein Seelchen wie ein Schmetterling,
Verwandt dem Winde und dem Geist,
Gehaucht als Hauch von Gottes Mund.

Frei ist sie von der Leiblichkeit,
Ist innere Persönlichkeit,
Des Mannes Unbewußtes sie,
Charakter aus der innern Nacht.

Des Mannes äußere Gestalt,
Das ist die Maske der Person,
Ein Narr aus der Commedia
Der Welt, der eitlen Narrenwelt.

Da flieht die Psyche in die Nacht,
Wenn die Person die Maske trägt
Und in Gesellschaft sich ergötzt,
Wie schweigt dann Psyche heimlich still.

Ein Auffangbecken ist die Maid
Für der Verdrängung Wasserstrahl,
Sie ist dem Schatten der Person
Liiert, des Doppelgängers Braut.

Der Psyche-Maid Charakter ist
Komplementär zu der Person.
Trägt er die Maske Ratio,
Ist sie das bloße Sentiment.

Die Maske ist ein Mann der Kraft,
Die Psyche eine sanfte Frau.
Die Maske ist ein Denker-Geist,
Die Psyche ist ein Eros-Trieb.

Was der Person der Maske fehlt
Zur Ganzheit wahrer Menschlichkeit,
Das stellt geheim die Psyche dar.
Nur Psyche schenkt der Maske Heil.

Im Traum erscheint die Psyche oft
In einem mythischen Gewand,
Diana ist sie von dem Mond,
Morgana, Fee von Avalon.

Wenn nicht der Mann die Psyche kennt,
Dann sieht er sie in einer Frau,
Die Frau ist unerreichbar, schön,
Ist sein geliebtes Seelenbild.

Drei Stufen steigen wir hinab,
Von einer ganz konkreten Frau
Zur eignen innern Weiblichkeit
Und tiefer in der Mütter Reich.

Im Leben sieht der Mann die Frau,
Doch ist er wenig sich bewußt,
Wie ihm das Inbild dieser Frau
Zur Psyche wird, zur Traumgestalt.

Die eigne innre Weiblichkeit
Von Mutterleib des Mannes an
Ist Psyches eigene Gestalt
Der männlichen Persönlichkeit.

Hermaphroditisch ist der Keim
Des Kindes in dem Mutterschoß.
Der Knabe aber wird zum Mann,
Sein Weiblichsein lebt Psyche-Maid.

Der Knabe schaut das Ideal
Der reinen Männlichkeit sich an,
Was alles sonst noch in ihm lebt,
Das lebt fortan die Psyche-Maid.

Nun Männer gibt es in der Welt,
Die sind ganz Logos-Ratio,
Da ist die innre Psyche-Maid
Nur Sentiment und Eros-Trieb.

Sind Vätersöhne in der Welt,
Mannskerle ganzer Männlichkeit,
Die leben ihre Psyche-Maid
Als ordinärer Hure Fleisch.

Bei solchen Vätersöhnen ist,
Mannskerlen, Herrenmenschen, ach,
Das Psychemädchen wild und wüst,
Ist ähnlich einem geilen Tier.

Doch edle Männer voller Geist
Begegnen hold der Psyche-Maid,
Mitspielerin und Muse sie,
Inspiration und Beistand ist.

Mitspielerin im Lebensspiel
Und Muse, Freundin voller Geist,
Das Psychemädchen führt den Mann
Zu Freundschaft, Liebe und Gefühl.

In der Begegnung mit der Frau
Erfährt der Mann die Psyche-Maid,
Doch nicht das wahre Selbst der Frau,
Die bleibt ihm ein Mysterium.

Noch tiefer in der Psyche wohnt
Die ewigweibliche Idee,
Der feminine Archetyp,
Des Weibes kollektives Bild.

Sie ist die große Mutter Nacht,
Des Unbewußten dunkles Reich,
Ist weibliche Empfänglichkeit
Und Sanftmut, Demut voller Herz.

Sie ist die große Mutter Meer,
Die Aphrodite aus dem Schaum,
Ist Wasser, Meeresschaum und Gischt,
Der Fluß, der Teich, der Morgentau.

Sie ist die Mutter Erde, ist
Natur, die Mutter Schöpferin,
Sie ist der große Weltenberg,
Der Mutter Erde Nabelstein.

Sie ist der dichte dunkle Wald,
In dem der Wandrer sich verirrt,
Sie ist das sanfte grüne Tal,
In dem der Wandrer selig ruht.

Sie ist die Höhle in dem Fels,
Sie ist die Grotte der Geburt,
Der Eingang in das Schattenreich,
Die Tiefe und die Jenseitswelt.

Sie ist der Drache ganz aus Gold,
In ihrem Blute schwimmt der Held,
Sie ist im Meer der große Wal,
Der Held im Bauche überlebt.

Sie ist die Hexe in dem Wald,
Die Zauberfee vom Inselreich,
Prinzessin aus der Märchenwelt
Und Jungfraungöttin ganz aus Licht.

Sie ist die Rosa Mystica,
Der Liebesrosen Königin,
Der Minne Tulpe ist sie auch
Und Pflaume von dem Pflaumenbaum.

Sie ist die mütterliche Kuh,
Die schweigend auf der Wiese ruht,
Die feminine Katze sie,
Die heimlich in den Nächten schleicht.

Urahnin ist sie, Eva sie,
Großmutter sie dem Enkelsohn,
Großmutter, die dem kleinen Kind
Die erste große Liebe war...

Das Weibliche als Archetyp
Wird selbst dem Manne nicht bewußt,
Die Psyche-Maid entdeckt der Mann
Im Umgang mit der lieben Frau.

Die Frau lebt ihm die Psyche vor,
Die erst der Mann als Bildnis warf
Großmutter, der geliebten, zu
Und dann das Bild den Frauen all.

Schaut dann ein Mann die Psyche-Maid
Im Spiegel eines Weibes an,
Entsteht Verliebtheit voll Magie,
Identisch scheint die Frau dem Mann.

Dann der Affekte Übermacht
Und der Verliebtheit Raserei
Und höchster Minne Todeswahn
Befällt mit Allgewalt den Mann!

Einbildungen durchschaue, Mann,
Gelangst du in die Reifezeit.
Was ist der Zauber jener Frau,
Der dich voll Allmacht zu ihr zieht?

Was ist der Zauber jener Frau?
Den Zauber finde in dir selbst,
Einbildungen nimm du zurück
Und leb die eigne Weiblichkeit.

Verbinde du Gefühl und Geist,
Den Eros und die Ratio
Zur Ganzheit wahrer Menschlichkeit,
Sei wahrhaft menschlich, Menschenkind!

Auch sprich mit deiner Psyche-Maid,
Wie David sang zum Saitenspiel:
Was bist du traurig, Psyche-Maid,
Und bist so ruhelos in mir?

Hör auf das Wort der Psyche-Maid,
Die Stimme aus der Tiefe tönt.
Nicht die Kritik der Ratio
Beleidige die Psyche-Maid.

Dann produziert die Psyche-Maid
Dein religiöses Ursymbol:
Der Herr freit deine Psyche-Maid,
Die Gottheit dir zur Mutter wird.

So Nikolaus von Kues sah
Den Herrn, den königlichen Herrn,
Als königliche Mutter auch,
Die Hagia Sophia heißt.

Die Gottheit ist Substanz und Kraft,
Ist Liebe und ist Willenskraft,
Der Herr ist Eros-Bräutigam,
Die Schöne Liebe Mutter ist.

Die Via Purgativa war
Dein dornenreicher Pilgerweg,
Die Via Contemplativa war
Dein immerwährendes Gebet.

Nun Troubadour der Gottheit du,
Der Mutter schöner Minne bist,
Ein Mystiker des Eros du,
Ein Brautgemahl der Gottheit bist!


2

Die Chochmah ist das Kundigsein
Und Klugsein Gottes, Gottes Frau,
Sie ist des Menschen Kundigsein,
Des Menschen Klugsein, seine Frau.

Die Chcochmah schenkt die Fertigkeit,
Das Können und die Meisterschaft,
Sie ist die starke Zimmerin,
Sie ist die schöne Künstlerin.

Die Chochmah selbst die Frauen lehrt
Das Spinnen an dem Spinnrad und
Das Weben an dem Webstuhl auch,
Sie lehrt die Spinnen ihre Kunst.

Die Chochmah lehrt die Klugheit, lehrt
Gerissne Schläue, kluge List,
Die nicht bestimmt ist von Moral
Und meistert doch die Wirklichkeit.

Die Tiere haben Weisheit auch,
Die kleine Biene ist nicht schön,
Doch macht sie süßen Wabenseim,
Ameisen haben großen Fleiß.

Die Chochmah lehrt die Lebenskunst
Den Menschen, der sein Lebensboot
Soll steuern durch das Meer, den Sturm,
Zum Hafen, seines Lebens Ziel.

Die Chochmah weiß von Reichtum zwar,
Von der Gefahr des Reichtums auch,
Die Chochmah von der Armut weiß
Und ihren kalten Sorgen auch.

Die Chochmah weiß von Freud und Leid,
Sie weiß von Jubilus und Pein,
Sie weiß von Arbeit, Schweiß und Brot
Und von dem Wert der Freundlichkeit.

Sie weiß, wie man den Freund gewinnt
Durch Freundlichkeit und ein Geschenk
Und wie die Freundin man gewinnt
Und wie die Frauen man besticht.

Sie kennt den köstlichen Genuß
Von Frau, Musik und Spiel und Wein,
Sie weiß, wie Menschen sich verstehn,
Wie wahre Menschlichkeit geschieht.

Sie lehrt des Mannes Weg zur Frau,
Sie lehrt des Vaters Weg zum Sohn,
Sie lehrt des Herren Weg zum Knecht
Und lehrt des Bauern Weg zum Vieh.

Das rechte Handeln lehrt das Herz,
Das Herz, der Tugend Lehrerin,
Auch sagt die Chochmah: Tadeln muß
Der weise Mann mit Freundlichkeit.

Gerecht und milde sei der Mensch
Und sei den Armen stets ein Freund.
Die vaterlosen Kinder lieb,
Die gattenlosen Frauen lieb.

Den Vater und die Mutter ehr,
Auch wenn sie alt geworden sind,
Dein Leben ist ja ihr Geschenk,
Du schuldest ihnen deinen Dank.

Dem Feinde aber fluche nicht,
Du steh ihm bei in seiner Not,
So häufst du Kohlen auf sein Haupt,
Denn alle Rache ist des Herrn.

In deiner frommen Religion
Bedenk, daß Gott die Welten lenkt,
Voll Demut sei der Mensch vor Gott,
Verehre immer Gott den Herrn.

Die Furcht des Herrn, die Jahwe-Furcht
Ist keine Angst vorm lieben Gott,
Verehrung ist es ehrfurchtsvoll
In jeder Hinsicht deines Seins.

Die Chochmah ist die Seele, ist
Das Ewigweibliche in Gott,
Nicht ein abstrakter, ferner Geist,
Ist Mutter, gegenwärtig nah!

Die Chochmah spekuliert nicht viel,
Dem Leben nah und der Natur,
Der lebensvollen Wirklichkeit
Verbunden als die Schöpferin.

Ihr Blick auf diese Wirklichkeit
Ist ohne Traum und Illusion,
Nicht Ideale schaut sie an,
Vielmehr was wahr ist und real.

Doch ist sie in der Wirklichkeit
Als Hilfe und als Beistand da,
Als Nährerin und Trösterin,
Die sie den Menschen innig liebt!

Die Liebe Chochmahs führt den Mann
Noch über seinen eignen Tod
In einer ewigen Geburt
Durch Wandlung in das Leben ein.

Geduldig ist die Chochmah, weiß
Zu warten auf die rechte Zeit.
Ihr geht es um Vollkommenheit,
Um Ganzheit, um das Seelenheil.

Ihr geht es um das Schöpfertum,
Sie ist ja selbst die Schöpferin,
Des Unbewußten Schöpferkraft
Ist ähnlich einer Schwangerschaft.

Die Chochmah redet zu dem Sohn,
Sie redet nicht die Tochter an,
Im Sohne aber spricht sie an
Des Sohnes innre Weiblichkeit.

Sie spricht nicht an des Mannes Kopf,
Sie redet an des Mannes Herz.
Das Herz ist aber eine Frau,
Es ist des Mannes innre Frau.

Die Weisheit kommt als Weisung von
Der Mutter als ein guter Rat,
Nicht von dem Vater als Befehl,
Sie fordert nicht Gehorsam nur.

Die Mutter guten Rates will
In ihrer Weisung Paradox
Des Menschen Freiheit regen an,
Die zwischen Tod und Leben wählt.

Nicht Gegensätze stellt sie dar
Im klaren Umriß scharf getrennt,
Sie liebt vielmehr das Paradox,
Das mildere Sowohl-als-auch.

Der Weise handelt nicht spontan,
Aus Leidenschaften impulsiv,
Weiß weiblich abzuwarten, weiß
Sich zu besinnen innerlich.

Gehorsam fordert Chochmah nicht,
Sie fordert auf die Weiblichkeit
Im Menschen, des Zuhörens Kunst,
Besinnung, in sich tief versenkt.

Die Chochmah ist auch die Torah,
Grundmuster aller Schöpfungen.
So laßt uns Menschen machen, sprach
Gott zu der Chochmah, der Torah.

Zwölf Stunden hat der Tag, o Mensch,
Drei Stunden an dem Tage du
Erforsche betend die Torah,
Du wirst von Gott gesegnet sein.

Die Chochmah ist die Byblia,
Der göttlichen Gebote Buch,
Der ewigen Gebote Wort
Ist Chochmah, die da ewig ist.

In Ewigkeit vergeh ich nicht,
Vor aller Welt ward ich gezeugt,
Spricht Chochmah, die das All erfüllt,
Des Lebens weibliches Prinzip.

Das ewigweibliche Prinzip
Ist Chochmah innerlich in Gott,
Gott wird der Chochmah sich bewußt,
So Gott der Weltenschöpfer wird.

Die Chochmah ist die Künstlerin,
Die ordnet die Ideen all
In Gottes Geiste, eingeweiht
Ist Chochmah in den Geist des Herrn.

Sie schaut die Ur-Ideen an
Im Geiste Gottes, Künstlerin,
Werkmeisterin und Schöpferin,
Und schafft nach der Idee die Welt.

Der Chochmah göttliche Potenz,
Sie ist die weibliche Potenz,
Die da durchwaltet All, Natur,
Des Menschen innrer Lebenshauch.

In göttlicher Lebendigkeit
Ist sie des Lebens Urprinzip.
Wer da im Einklang mit ihr lebt,
Der wird behütet und beschützt.

Sie schenkt dem Menschen ihrer Gunst
Die Fülle der Lebendigkeit,
Erfülltes Leben, Lebenssinn,
Lebendigkeit noch nach dem Tod!

Nicht eines Dogmas Satz neutral,
Nicht absolute Ur-Idee,
Nein, sie ist göttliche Person,
Ist Göttlichkeit in Weiblichkeit.

Prophetin ist sie, die da spricht
Auf allen Straßen, auf dem Markt,
Die Toren zu der Umkehr ruft,
Daß Toren ändern ihren Sinn.

Als Frau verkündet sie das Wort
Der Wahrheit, lehrt und mahnt und ruft
Zur Freiheit der Entscheidung auf,
Zu wählen Leben, nicht den Tod.

Sie ist des Schriftgelehrten Braut,
Sie ist geheime Ehefrau,
Genossin in dem Lebensbund,
Intim vertraut dem weisen Mann.

Sie ist die wahre Freundin, ist
Die große starke Schwester und
Die liebevolle Mutter auch,
Die mehr als eine Mutter liebt!

Vereinigung mit Chochmah ist
Des Jüngers ganze Seligkeit,
Wie Chochmah selbst vereinigt ist
Dem Ewigen als Ehefrau.

Die Cochmah führt den Ehemann
Durch seine innre Weiblichkeit
Zu seinem androgynen Selbst,
Da Chochmah ist das innre Weib.

Wie Chochmah die Erkenntnis schenkt
Dem Manne, der die Frau erkannt,
So ist der Mann in Chochmah auch
Unmittelbar dem Herrn vermählt.


3

Noch bevor das Wort gesprochen
Sein allschöpferisches Werde,
Schwebte Ruach überm Wasser,
Überm Urgewässer Tehom.

Ruach-Geistin, Tehom-Wasser
Sind die Urgegebenheiten,
Schöpferkräfte in der Schöpfung,
Geist-Materie, der Urkeim.

Urgewässer Tehom nämlich,
Tiamat genannt in Babel,
Ist Materia als Chaos,
Ist Materia, die Mutter.

Alles Leben dieser Erde
Stammt ja aus dem Urgewässer,
Jedes Leben eines Menschen
Aus des Mutterschoßes Wasser.

Gottheit-Mutter will ich singen,
Die des Lichtes Licht geboren
Aus dem Dunkel ihres Schoßes.
Preis der dunklen Mutter-Gottheit!

Geistin über den Gewässern,
Das ist Energie als Geistin
Und Materia als Wasser,
Ist die Schöpferin der Schöpfung.

Dieser Kosmos ist der Sprößling,
Ist der Sohn, der Erstgeborne
Der allschöpferischen Mutter,
Schöpferischer Mutter-Gottheit.

Immer, wo es in der Schöpfung
Irgend geht um neues Leben,
Göttlichmännliches bedürftig
Göttlichweiblichem ist innig.

Selbsterneuerung des Mannes
Immerdar bedarf des Weibes.
Menschen, die die Ruach anhaucht,
Schaffen unerwartet Neues.

Jesus sprach zu Nikodemus:
Neugeboren mußt du werden
Aus der Geistin und dem Wasser,
So gelangst du in den Himmel.

Nicht aus eines Mannes Wollen
Und dem fleischlichen Begehren
Sind geboren Gottes Kinder,
Sondern sind von Gott geboren.

Die Erneuerung durch Jesus
War der heilige Gedanke,
Göttlichkeit in eins zu denken
Mit den mütterlichen Kräften.

Unsre Liebe Frau war schwanger
Von der Kraft der Mutter Ruach.
In dem Himmelreich sind Mütter,
Mütter, Schwestern nur und Brüder.

In dem Himmelreiche Jesu
Gibt es keine Vaterherrschaft,
Nur Geschwister oder Mütter
Unter Einer Lieben Gottheit!

Alle Sünden sind vergeben,
Alle Lästerung vergeben,
Auch des Herrn, des Menschensohnes,
Aber nicht der Mutter Ruach!

Göttlichweibliches geleugnet
Und geschmäht durch Herrensöhne,
Ist das Schmähen der Vergebung,
Mütterlichen Allerbarmens.

Großen Richtervaters Söhne
Schmähn das ewige Erbarmen,
Statt der Mutter des Erbarmens
Schreien sie vom Zorn des Richters.

Also auch der Ablaßhandel
Unbarmherzig sich vereinte
Mit Verbrennungen der Frauen
Durch die Priesterschaft des Vaters.

Aber bei der Taufe Jesu
Plötzlich war der Himmel offen,
Ruach kam als Taube nieder:
Jesus ist mein Sohn-Geliebter!

Mein geliebter Sohn, mein Liebling,
Wohlgefallen mein und Wonne,
Das ist Jesus, sprach die Ruach.
Jesus rief die Ruach: Mama!

Ruach also sprach zu Jesus:
Meine Wonne, Sohn-Geliebter,
Ich erwartete dich lange
In begeisterten Propheten,

Daß du kämest und ich ruhte,
In dir ruhte, meine Ruhe,
Eingeborner Sohn, Geliebter,
Du mein König in Äonen!

Göttlichweiblich ist Sophia
Heimatlos in Vaterländern,
In der Zeit der Väterherrschaft,
Da der Mensch nicht liebt die Schöpfung.

Also irrt Sophia suchend
Auf der Erde bei den Menschen,
Suchend eine traute Bleibe
Bei geliebten Menschenkindern.

Niemand nimmt sie auf! Sophia
Wandert wieder in den Himmel,
In die lichte Himmelswohnung
Zu dem Throne ihrer Gottheit.

Zwar die göttliche Sophia
Hat die ganze Welt geschaffen,
Aber ach die eitlen Menschen
Wollen nicht Sophia kennen.

Darum ist der Menschen Leben
Auch so voller Leid und Unglück,
Darum müssen alle sterben,
Finden nicht den Weg zum Leben.

Die romantischen Poeten
Inspirierte einst Sophia,
Aber Kirchentheologen
Hielten fern sie von der Kirche,

Keine Heimat hat Sophia
In dem Kirchenchristentume.
Doch Sophia wohnte heilig
In dem Meister Jesus Christus!

Bei der Taufe Jesu Christi
Sprach die Hagia Sophia:
Jesus ist mein Sohn-Geliebter,
Wohlgefallen mein und Wonne!

Die Fleischwerdung Jesu Christi
Hatte Hagia Sophia
Schon erwartet voller Sehnsucht
In begeisterten Propheten.

In dem Anfang war Sophia,
Urzeit-Gottheit ist Sophia.
Alles ist durch sie geschaffen,
Alles wurde durch Sophia.

In ihr war das wahre Leben,
Leben als das Licht der Menschen.
In der Dunkelheit das Licht schien,
Nicht begriffen hats das Dunkle.

Sie ist der geheime Lichtglanz,
Der die Menschen all erleuchtet,
Die in diese Welt gekommen,
Sie ist Lichtglanz für den Kosmos.

Sie war in der Welt des Menschen,
Die sie selbst die Welt erschaffen,
Aber ach die Welt der Menschen
Nicht erkannte die Sophia.

Sie kam selbst zu ihrem Erbe,
Doch die Menschen nicht empfingen
Ihre Schöpferin in Liebe,
Sie verwarfen die Sophia.

Aber wer sie aufgenommen,
Konnte solche Macht erlangen,
Kind zu werden der Sophia,
Die an ihren Namen glauben.

Und Sophia wurde fleischlich,
Wohnte bei den Menschenkindern,
Und wir sahen ihren Lichtglanz
In dem eingebornen Sohne.

In dem eingebornen Sohne
Sahen Gnade wir und Wahrheit.
Gnade über Gnade nahmen
Wir von Hagia Sophia. –

In dem Anfang, ehe Gott schuf,
War Sophia ewig, ewig,
Ist von Ewigkeit lebendig,
Alle Ewigkeiten ist sie.

Jesus war Sophias Träger,
Jesus war mit ihr identisch.
In dem Christus alle Schätze
Der Sophia sind verborgen.

Magier des Morgenlandes
Schon das Jesuskind bekannten
Als den König aller Weisen,
Jesus als die wahre Weisheit.

Und der kleine Jesusknabe
Wuchs in Gnade und in Weisheit
Und er lehrte Schriftgelehrte
Alle Weisheit in den Schriften.

Darum sprach das Volk der Juden:
Woher hat er seine Weisheit,
Woher seine Kraft und Weisheit,
Jesus, dieser Sohn Marias?

Jesus selbst sprach voller Weisheit:
Hier ist mehr als Salomonis
Weisheit, als des Weisheitsgatten,
Hier ist die Sophia selber!

Jesus ruft die Menschenseelen
Zu sich in die Seelenruhe.
So der Weise findet Ruhe
In den Armen der Geliebten.

In dem Schoße der Sophia
Finden Philosophen Ruhe
Und Erquickung ihrer Seele,
Wie das Volk bei Jesus Christus.

So fand Hagia Sophia
Selbst die lang ersehnte Ruhe
Im erwarteten Messias,
Jesus war Sophias Ruhe.

Jesus wollte auch als Henne
Alle kleinen Küken sammeln,
Alle kleinen Menschenkinder
Unterm Schatten seiner Flügel.

Wie die Isis ihre Flügel
Überm Pharao gebreitet,
So Sophia in dem Schatten
Ihrer Flügel birgt die Kinder.

Jesus predigte Vergebung
Und barmherziges Erbarmen.
Die barmherzigen Erbarmer
Nur erlangen selbst Erbarmen.

Demut, Sanftmut, Friedestifen
Ist Sophia-Jesu Lehre,
Schwachen helfen, Arme retten,
Kranke heilen, Kinder segnen.

Hört auf mich, geliebte Kinder,
Spricht die Hagia Sophia,
Wohl den lieben Menschenkindern,
Die auf meinen Wegen wallen.

Denn ich liebe, die mich lieben,
Wer mich sucht, der wird mich finden.
Keinen Menschen will ich richten,
Sondern alle Seelen retten!

Mehr als von dem Ewigvater
Von dem Reiche sprach der Meister:
Malkut-Schechinah ist Perle,
Fruchtbarkeit und Lebensfülle.

Malkut-Schechinah ist Friede,
Freundlichkeit, Geduld und Freude,
Gottesliebe, Menschenliebe,
Seelenruhe, Ruachs Früchte.

Malkut-Schechinah verbreitet
Sich dem Sauerteig der Frau gleich.
Suche nach verlornen Seelen
Ist die Frau, den Groschen suchend.

Ja, Frau Weisheit sucht den Groschen
Eifrig, die verlorne Seele,
Wenn den Groschen sie gefunden,
Sagt sie freudig das der Freundin.

Malkut-Schechinah ist ähnlich
Dem verborgnen Schatz im Acker,
Weisheit ist ein Schatz unendlich,
Ist ein süßer Schatz im Himmel.

Weisheit rettet ihre Kinder
Aus der Mühsal, Leid und Schmerzen,
Weisheit leitet die Gerechten,
Offenbart das Reich der Himmel.

Malkut-Schechinah eröffnet
Den Geheiligten, was heilig.
Um das Heilige das Wissen
Ist das Eigentum der Frauen.

Für die Religion sind offen
Frauen, Spirituelles suchend,
Mystischen Visionen offen
Im Geheimnis ihrer Seele.

Schechinah ist Gott der Schöpfer,
Jesus Christus ist Sophia,
Heilig Geist ist Mutter Ruach:
Eine weibliche Triade!


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