[Inhalt]

PAULIADE

Von Peter Torstein Schwanke

„Es bleiben die Treue, die Liebe, die Hoffnung, diese Drei –
Aber die Liebe ist die Schönste von ihnen!“
(Evangelium Pauli)


I

(Sing, Muse.................................................................)

Schau, Paulus war im aufgewühlten Meer,
Das Meer war aufgepeitscht um Mitternacht,
Der Sturm des Schicksals wütete so sehr,
Der Sturm des Schicksals mit Gewalt und Macht
Gab nicht auf Paulus’ Schiff im Meere acht,
Vom Schicksal aufgepeitscht die Meerflut brandet,
Des Paulus Schiff in tausend Stücke kracht,
Daß Paulus nur mit einem Wrack gelandet,
Gescheitert Paulus ist an Zyperns Strand gestrandet!

Da lag er wie ein Toter an dem Strand,
Kalt war das Lebensblut in seiner Vene,
Gleich einer Leiche lag er in dem Sand,
Da nahte ihm Maria Magdalene,
So wunderschön wie Anadyomene,
Die Paulus bettete an ihrer Brust
Und goß ihm ihren Atem ein, Gestöhne
Entrang sich ihm und neue Lebenslust,
Und Paulus war sich wieder der Mission bewusst.

Maria Magdalenas Hennamähne
Von rötlichbraunen Locken flog im Wind,
Die neue Cypris Anadyomene
Nahm Paulus bei der Hand ganz sanft und lind,
Er ging wie einer Mutter folgt das Kind,
Sie ging zu der Fontana Amorosa,
Wo Liebesgötter in der Quelle sind,
Maria in dem Kleide blau und rosa
Erschien ihm glorreich wie die Mater Gloriosa!

(Maria Magdalenas Brüste......................................)

Doch Paulus wieder ging zum Meeresstrand,
In seiner Seele unnennbare Trauer,
Er trocknete die Tränen mit der Hand,
Doch kam sogleich ein neuer Tränenschauer.
Er sah voraus der Irrfahrt lange Dauer
Und wie er für das Evangelium
Sophias muß arbeiten wie ein Bauer
Und schließlich leiden das Martyrium,
Um einzugehen in das Ur-Mysterium!

(O Petra tou Romiou..........................................)

Dann dachte wieder er an Mutter Roma:
Ich bin ein Römer, dachte er, und um und um
Wie Weihrauch aufzusteigen und Aroma
Zur strahlenäugigen Sophia, stumm
Will ich erleiden das Martyrium,
Die Erde zu erlösen aus der Not
Der Finsternis, will im Mysterium
Der strahlenäugigen Sophia rot
Mein Blut vergießen Ihr in meinem Opfertod!

Auf Zypern schafft man Göttinnen aus Marmel,
Die strahlenäugige Sophia mein,
Die Tochter Theos’, sprach einst auf dem Karmel
Zu mir, ich soll der Mann der Herrin sein,
Die Oikumene meiner Herrin weihn
Und dulden meine Leiden in Geduld
Und freudig leiden, ich bin nicht allein,
Sophia ist mit mir, der Herrin Huld
Mein Sühneopfer segnet im Erlösungskult!

So komm herbei, mein lieber Bruder Tod,
Erwarte du mich in dem großen Rom.
Mein Blut in seinem purpurdunklen Rot
Will ich vergießen wie der Liebe Strom
Und will so noch das winzigste Atom
Der strahlenäugigen Sophia weihen,
Der Tochter Theos’ in dem Ätherdom,
Und will mich von dem Todesleib befreien
Und in der Himmelsheimat meine Herrin freien!

(O Tochter Theos’....................................................)

Und Magdalena trat zu Paulus leise
Und sprach sanftmütig flüsternd, hörbar kaum:
Ich bin voll Liebe, Paulus, du bist weise,
Doch schau, was seh ich dort im offnen Raum
Für einen Lichtglanz auf dem Meeresschaum
Und was ist das für eine Lichtgestalt?
Mir ist, ich sehe sie wie einen Traum
Und mich ergreift das Traumbild mit Gewalt,
Das leuchtend überm Mittelmeere wogt und wallt!

Und Paulus stürzte sich ins Meer und schwamm
Mit seinem nackten Leib, denn er war ohne
Bekleidung, wallend auf dem Wogenkamm
Die Lichtgestalt auf einem Muschelthrone
Erwartete den Schwimmer, die Ikone
Wars der Panhagia Aphroditissa, die
Madonna, welche aus dem Licht-Äone
Nach Zypern kam. Mit süßer Sympathie
Den nackten Schwimmer Paulus grüßte liebend Sie!

Und Paulus und Maria Magdalene
Nun der Panhagia Aphroditissa Bild
Und wundertätige Ikone, jene
Ikone der Madonna gnadenmild,
Hinan durchs grüne zyprische Gefild
Auf den Olympos trugen, auf den Gipfel.
Der heilige Olympos hoch und wild
Hoch überragte alle Pinienwipfel,
Dort floß nun der Madonna Mantelsaum und Zipfel.

Madonnas Antlitz voller Lieblichkeit
War reich an süßem femininem Charme,
Von Gold und Purpur war ihr feines Kleid,
Sie trug ihr nacktes Baby auf dem Arm,
Das machte alle Menschenherzen warm.
Madonna in der Anmut ihres Kleids
War Inbegriff der Liebe ohne Harm,
Der Liebe Herrin ohne Liebesgeiz,
Die Königin der Liebe voller Charme und Reiz!

(Und Paulus rührte ihren Gürtel an.........
............................................................)

Und über Paulus tat sich auf der Himmel
Und über Paulus leuchtete die Gnade,
Es war um sie von Himmlischen Gewimmel,
Sie aber strahlte, rein von allem Schade,
Die makellose Gnade, rein wie Jade,
Sie war so glorreich wie der Stella Maris
Und schöner noch als in des Schaumes Bade
Einst Aphrodite sah der Jüngling Paris,
So unaussprechlich rein und schön war Gottes Charis!

Die Göttin Charis saß im weißen Thron
Und strahlte lichter als das Licht, gedenke,
Daß nie ein Mensch sie sah im Lichtäon,
Der nicht geblendet von der Schönheit! Senke
Demütig deine Augen, Beter, kränke
Die Göttin nicht, du Sterbling voller Schade,
Schau an die Liebesgöttin der Geschenke,
Die Liebe-Schenkende, die rein wie Jade,
Dich lädt zur Hochzeit ein die Göttin aller Gnade!

Die Charis Gottes ist die Schönheit Gottes,
Ist Gottes Anmut, Liebreiz, Zauber, Charme!
Die Göttin Charis feire fern des Spottes,
Daß sie sich voll Barmherzigkeit erbarm,
Daß sie dir tröste allen bittern Harm,
Daß sie umfange dich mit ihren Armen,
Der du bist elend, blind und nackt und arm,
Der Göttin Mitleid wird den Elend-Armen
Umfangen mit dem mütterlichen Allerbarmen!

Die universelle Allbarmherzigkeit
Und Allversöhnung bete an der Gnade,
Die Tochter Gottes in der Ewigkeit,
Die Gnade Gottes, Jungfrau rein wie Jade,
Die unbefleckt ist, ohne Fleck und Schade,
Du knie andächtig betend vor der Schönen
Und in der Liebesgunst der Göttin bade
Und weihe ihr der Menschen Todesstöhnen
Und bitte sie, die Sünder alle zu versöhnen!

(O Charis, schau!...................................)


II

(Atlantis....................................................)

Da ging herauf die goldne Morgenröte,
Die strahlenäugige Sophia kam
Und Paulus ward zu einer Jubelflöte,
Der Göttin Sohn und treuer Bräutigam,
Sie freute sich an seiner keuschen Scham
Und küssend seine Seele inspirierte
Zur Predigt, die das Volk zu Herzen nahm,
Da jubelnd Worte seine Lippe führte,
Da seine Worte Gottes Weisheit lieblich zierte:

Vergebung aber will ich all euch lehren,
Vergebung sei euch Reinigung der Seele,
Vergebung sollt ihr niemandem verwehren,
Wie oft er auch an eurer Seele fehle,
Vergebung ich zu meiner Mutter wähle,
Vergebung ist die Mutter voll Erbarmen,
Ich schenke der Vergebung die Juwele
Des Lobgesanges, alles Gold der Armen,
Dann wird mein Herz an ihrem Mutterherz erwarmen!

Ihr sollt den Schuldnern alle Schuld vergeben,
Vergeben wird die Gottheit eure Schuld.
Ja, Theos ist Vergebung, Gottes Leben
Ist voll Barmherzigkeit und schöner Huld.
Vergebung ist die Frau im Liebeskult,
Der will ich dienen in der Ewigkeit.
Vergebung voll verzeihender Geduld
Besiegt die rächende Gerechtigkeit
Mit Gottes allverzeihender Barmherzigkeit!

(Eirene!..................................................)

O seht ihr auch, was ich am Himmel sehe?
Eirene sehe ich im Sonnenschein,
Die Königin des Friedens in der Nähe,
Sie lädt uns alle zur Vergebung ein,
Dann wird Eirenes Reich des Friedens sein.
Eirene sage ich mein Lob, der Schönen,
Der schönen Königin des Friedens mein,
Verzeih uns allen, werde ich ihr stöhnen,
Sie möge alle Menschen dieser Welt versöhnen!

Eirene ist die Göttin der Versöhnung,
Die Königin, die bringt der Welt den Frieden!
Verstumme alle Zunge der Verhöhnung,
Eirene ist uns nun von Gott beschieden,
Eirene in dem Himmel und hienieden,
Eirene singe ich, der Wunderschönen,
Sie wird die Menschen alle, die sich mieden,
Wie liebende Geschwister all versöhnen,
Eirene liebt selbst, die Eirene noch verhöhnen!

Eirene kommt! Die Göttin schenkt uns Frieden!
Die Rache stirbt und mit ihr stirbt der Krieg
Und mit ihm stirbt der Haß der Welt hienieden!
Eirene schenkt der Menschheitssehnsucht Sieg!
O meine Seele, zu Eirene flieg,
Der Friede über den Verstand allein
Ist die, an die ich mich voll Liebe schmieg!
Kein Haß soll mehr auf dieser Erde sein,
Der Schönen Liebe Frieden wollen wir uns weihn!


III

(Ach Meter! O geliebte Mamme!...........................)

Und Paulus sprach: Die Gottheit will ich lehren,
Die Liebe ist, die spendet uns den Regen,
Erfüllt der Gottesfürchtigen Begehren
Und gibt uns Fruchtbarkeit als ihren Segen
Und wird uns Kinder in die Wiege legen
Und lehrt uns nach der dunklen Nacht allmählich
Zu Licht zu werden und auf Liebeswegen
Voll Glück zu sein, auf fromme Weise fröhlich,
Das Meditieren dieser Liebe, das ist selig!

Doch mehr noch von der Liebe will ich lehren,
Ich glaube nämlich an die Macht der Liebe
Und will der Liebe Heiligkeit verehren,
Die nicht nur lebt in allem Lebenstriebe,
Ist nicht in Sonne nur und Wettertrübe,
Die ist ein Mensch geworden, ward ein Kind!
Dies Liebes-Kindlein ist es, das ich liebe,
Das lieblich ist, wie kleine Kinder sind,
Und doch als Gott regiert den Atem und den Wind!

Die Liebe, die ich meine, ist nicht Venus,
Ist nicht Begierde, Wollust und Verlangen,
Die Liebe, die ich lieb, ist Nazarenus,
Ich schwör, dem Jesuskinde anzuhangen,
Das Jesuskind in seiner Gottheit Prangen
Und seiner Menschheit Armut ist mein Herz,
Dem Jesuskinde küss ich seine Wangen,
Dem Jesuskinde tröste ich den Schmerz,
Dem Jesuskinde schenk ich meiner Weisheit Scherz!...

Noch ein Geheimnis will der Gottesliebe
Euch Griechen der Erotik ich verkünden.
Die Gottheit mit dem heiligsten der Triebe
Will sich den Söhnen liebevoll verbünden,
Ihr Leben sollen sie in Ihr begründen,
Geliebte sollen sein die Gottessöhne,
Geliebte nicht wie Sünder wilder Sünden,
Geliebte sein der Liebe voller Schöne,
Um mehr zu sagen, fehlen mir die höchsten Töne.

Wie ist es unaussprechlich wundervoll
Zu sein Geliebter solcher Gottesliebe!
Das macht den Liebenden wie Irre toll
Und Lichtglanz leuchtet ihm in tiefster Trübe.
Die Liebe rauben nimmer ihm die Diebe,
Die Liebe bleibt ihm immer treu als Frau,
Und noch im Tod ist seinem Seelentriebe
Sie seiner Auferweckung Morgentau,
Bis selig er verschwebt in Schöner Liebe Schau!

(Da lachte die Agape.................................)


IV

(Ach schwarze Göttin...............................)

Apostel Paulus sprach in Ephesos:
Ich lästere die Jungfraungöttin nicht
Und Magna Mater, die ihr preist als groß,
Doch trage ich ein Bild wie ein Gedicht
Mit mir von einem lieblichen Gesicht:
Maria, die der Maler Lukas malte.
Was immer auch ein Mann von Liebe spricht,
Was er für Zoll der reinen Schönheit zahlte,
Ist nichts vor jener Schönheit, die vor Lukas strahlte!

Glückselig Lukas, der Madonna schaute
Und malte die Idee im schönen Bild!
Nun die Ikone Lukas mir vertraute,
Madonna voller Charme und anmutmild!
Doch will ich zeugen, Weisheit ist mein Schild,
Daß ich Madonna noch viel schöner sah,
Madonna sah ich in dem Lichtgefild
Und schaute Gottes Wunderschönheit da,
Mir war geheimnisvoll intim die Freundin nah!

Ich sah in langen krausgelockten Locken
Verschleiert schön ihr schönes Antlitz weiß,
Ihr Antlitz weiß wie Weihnachts weiße Flocken,
Wie Mond und Sonne war ihr Antlitz-Kreis,
Die Augen klar kristallen wie das Eis
Und doch so glühend von der Liebe Glut,
Der Liebesglut Madonnas sag ich Preis,
Verschleiert von der langen Locken Flut,
Ihr Mantel blau und purpurn war wie Meer und Blut!

Wie schön die Jungfrau war in ihrer Jugend,
Wie schön Madonna war mit siebzehn Jahren,
Die Glut der Liebe war der Jungfrau Tugend,
Verschleiert von den langen Lockenhaaren,
Sie kam, das Paradies zu offenbaren,
Das war die Schönheit der Jungfräulichkeit!
Entzückt die Engel in dem Himmel waren
Von der Madonna rosenrotem Kleid
Und ihrem lichten Körper allgebenedeit!

Madonna mit den langgelockten Locken
In Segensflut und Liebesüberflüssen
Beim Ätherdom mit seinen Sphärenglocken
Sich neigte, mich mit Leidenschaft zu küssen
Mit Zungenküssen, seligsten Genüssen
Und mich mit Ganzhingabe zu umarmen!
O Liebe in ekstatischen Ergüssen,
Die Frau voll universellem Allerbarmen
Beseligte den Todgeweihten voll von Charmen!

Da öffnete Madonna ihren Mantel
Und öffnete das rosenrote Kleid,
Liebreizend sah sie aus der Augen Mandel
Zu dem Geliebten, ihr allein geweiht,
Und zeigte ihre Brüste benedeit,
Die makellosen Brüste, unbefleckt,
Es offenbarte mir die schönste Maid
Die feste straffe Jungfraunbrust, perfekt,
Die sie sogleich erneut in ihrem Kleid versteckt.

Und Lukas sprach, der Maler der Madonne:
Ich sah das Jesuskind mit reinstem Triebe
Ganz nackt im Arm der Mutter, seiner Wonne,
Anbettelnd sie um ihre Mutterliebe,
Daß sie die Mutterliebe in ihn schriebe
Mit Küssen, Zärtlichkeit, Zuneigung, Reiz.
Madonna aber sah ich traurig trübe
Mit Mutteraugen schaun der Menschen Geiz,
Die schlugen ihren Sohn-Geliebten an das Kreuz!

(O Jesuskind.......................................................)

O Kind, häng dich an deiner Mutter Mund,
Berühre ihre benedeite Brust,
Der Mutter Busen ist von Liebe wund,
Sei du der Mutterliebe dir bewusst,
Die Milch des Trostes sauge voller Lust,
Glückselig sei im Mutterarm, mein Knabe!
Die Menschen sind verdammt zu Staub und Dust
Und keine Liebe ist der Menschen Labe
Und ohne Mutterliebe wallen sie zum Grabe!

Du, o Madonna, Mutter aller Mütter
Und aller Väter mit den lieben Herzen,
Du schaust voll Wehmut und voll Schwermut bitter
Auf deines lieben Kindes wehe Schmerzen,
Und deine Mandelaugen sind wie Kerzen,
Die schaun voll melancholisch-süßem Reiz,
Wie Menschen lachen, lärmen, spotten, scherzen,
Verschließen ihre Herzen, Liebesgeiz
Und Todeshaß bereiten deines Kindes Kreuz!

Erbarme dich, o Mutter aller Schmerzen,
Mitleidende, Geliebte voller Rührung,
Du siehst die Menschheit mit dem Mutterherzen,
Die Sünder in satanischer Verführung,
Du willst sie mütterlich durch deine Führung
Zum Heile führen und zur Auferstehung!
O Jungfrau voller Charme und Reizverzierung,
Madonna, schön in deines Tanzes Drehung,
Die Menschheit ist geweiht dem Staub in der Verwehung!

O große Mutter, opfre du dein Kind,
Dein Opfer soll die ganze Welt versöhnen
Mit Gottesliebe ewig, lieblich, lind!
Ich will mich weihen ganz der Wunderschönen,
Anbetend will ich vor der Herrin stöhnen,
Die opferte das Kind der Liebe Gottes!
Verstumme meine Leier der Kamönen,
Ich singe nicht den Spöttern kalten Spottes,
Gott singe ich allein die schöne Muttergottes!


V

(Und Paulus schwebte auf.................................)

Und Paulus schwebte in der Sterne Reich,
In der Ideenwelt sah er Ideen
Und die Ideen Himmelsgöttern gleich
Und Himmelsgöttinnen gleich anzusehen,
Wo Ideale sich im Tanze drehen,
Die Ideale trugen alle Flügel,
Die Paare sah er idealer Ehen
Die Partner schauen in dem Himmelsspiegel
Und die Idea Gottes thronte auf dem Hügel.

Schutzengel schaute Paulus dort wie Frauen
Und Männer und Erzengel voller Kraft
Und Fürstentümer, herrlich anzuschauen
Wie Paradiese voller Lebenssaft,
Und Mächte waren dort, stark aufgerafft,
Und Herrschaft trug die goldne Strahlenkrone
Und Seraphine voller Leidenschaft
Sah Paulus, sah die Cherubim, die Throne,
Die Götter fielen nieder vor dem Gottessohne!

Und schwebend über aller Hierarchie
Sah er den Engelsgeist, der ohne Hohn
Wie eine Frau war schön voll Sympathie
Und war gestaltet wie ein Menschensohn
Und Herrscher war der Engelsmillion,
Der Myriaden Engel, Licht an Licht,
Des Engelsgeistes Name: Metatron,
Der Engel dies vor Gottes Angesicht,
Der Engel dies des Herrn, von dem die Bibel spricht.

Und Paulus schwebte vor die Himmelspforte
Und hörte Engel singen Hymnen süß:
Maria, laß mich ein in deinem Horte,
Madonna, hör wie ich dich liebend grüß,
Du Himmelspforte, siehe, wie ich büß
Und kehre gläubig mich zur Muttergottes,
Maria, laß mich nur ins Paradies,
Mein Paradies bist du, trotz allen Spottes,
Maria, Empyreum du und Lustort Gottes!

Und Paulus sah, und siehe, was er sah,
Das war die Göttin-Frau in Gottes Thron,
Sophia oder Sapientia!
Zur Linken stand als armer Menschensohn
Der Täufer Sankt Johannes da und schon
In Sankt Johannes Paulus tief erkennt
Den ersten Bund im ewigen Äon,
Voll Poesie das alte Testament,
Da Gott der Herr für seine Tochter Zion brennt!

Zur Rechten sah der Sapientia
Sankt Paulus aber Unsre Liebe Frau
Maria, die als Advocatin da
Stand in dem roten Rock und Mantel blau,
So makellos und unbefleckt wie Tau,
Das Kind in ihrem Schoß, das fern des Spottes
Gott selber war und Liebling Gottes, schau,
Der Lieblingssohn im Schoß der Muttergottes
Der Gottmensch Jesus Christus war, der Liebling Gottes!

Und Paulus schaut überm Haupt Sophias
Des Christus Jesus Heil’ges Angesicht,
Das Angesicht des göttlichen Messias
War das Mysterium von finsterm Licht,
Die Liebe, deren Herz vor Schmerzen bricht,
Die Liebe in der tödlichen Passion!
Und Christi Antlitz still zu Paulus spricht:
Nimm an dein Kreuz, sei mitgekreuzigt, Sohn,
Dann wirst du thronen königlich auf meinem Thron!

Und Paulus sah die Hagia Sophia
Als feminine himmlische Gestalt,
An Schönheit ähnlich Unsrer Frau Maria,
In Gold und Purpur ihr der Mantel wallt,
Mit Sternen oder Feuern mannigfalt,
Die goldnen Füße ruhen auf dem Thron,
Wie eine Muttergöttin sie uralt,
War sie doch Gottes eingeborner Sohn,
Frau Weisheit, die regiert im goldenen Äon!

Wie Feuerflammen waren ihre Schwingen
Und wie von reinem Gold die Frauenhände,
Ihr überm Haupt die Engelsknaben singen,
Die Biblia wie Sakramentes Spende
Sie heiligen dem Anfang und dem Ende,
Sophia hält in einer Hand den Stab
Der mystischen Erkenntnis, Elemente
Gehorchen diesem Lilienzepter, Grab
Um Grab das Lilienzepter neues Leben gab.

Dann in der andern Frauenhand Sophia
Hielt Christi Kreuz von Tod und Auferstehn.
O schaute einer Unsre Frau Maria
Und sah des Himmels Wunderschönheit schön,
Der wird Sophias Schönheit erst verstehn!
Ihr Angesicht war ganz wie reines Feuer,
Du würdest, dies zu schauen, ewig gehn
Und gehn durch vieler Tode Abenteuer,
Zu heben von der Göttin auf die sieben Schleier!

(Sophias Schleier...........................................)

Sophia aber sprach zu Paulus da:
Ich, die Sophia, ich bin Jesus Christe,
Ich bin die Diva Sapientia
Und lege dich an meine Mutterbrüste!
Glückselig, wer Sophias Busen küsste,
Glückselig, wer Sophias Busen sieht,
Glückselig, wer des Paradieses Lüste
Genießt und singt beglückt das Hohe Lied
Als Minner Salomo der Göttin Sulamith!

Berühre meine makellose Brust
Und fühle die Vollkommenheit perfekt,
Das Paradies ist höchste Götterlust,
Des Garten Edens Lust ist unbefleckt,
Ich hab den Eros Gottes auferweckt,
Und du sollst nun in seligen Genüssen
Sophias Jungfraunbrüste unverdeckt
Mit Himmelslippen gottbeseligt küssen
Und trinken meine Milch und Wein in Überflüssen!

Schau an das Inbild der Vollkommenheit
Und schaue an Sophias Brüste rund
Und sei beglückt in Über-Sinnlichkeit
Und sauge Himmelsnektar mit dem Mund
Und sei vom Liebesschmachten ewig wund
Und ewig liebeskrank vor Liebesschmachten
Und ewig sei in Liebeslust gesund
Und ewig sei in Wollust der entfachten
Begierde tief gestillt in göttlichem Umnachten!

Ich schenke dir im Paradies die Perle
Der ehelichen Einigung in Liebe!
Wer mich zur Frau hat, ist nicht wie die Kerle
Des Todesstaubes in der Erdentrübe,
Nein, mein Gemahl im tiefsten Seelentriebe
Wird seine Kraft mit meinem Schoß vereinen!
Glückselig, wer in meinem Schoß verbliebe
In Paradieses Ewigkeit und meinen
Schoß ganz erkennt im Hymenäus, im ganz reinen!...

(Die mystische Union der Gottes-Ehe
Ist Liebe.............................................)

Der du nun in der Liebe Zyklus bist
In deine Frau in der Vereinigung
Tief eingegangen, auserwählter Christ,
In mystisch-trunkener Begeisterung
Und durch der Liebe Übermeisterung,
Bis dir die Ewigkeit der Ehe werde
Sollst du hinab und sollst zur Heiligung
Mir opfern auf die große Mutter Erde
Und weiden als ein Hirte meine Lämmerherde!

Apostel sollst du sein und Missionar,
Sollst pilgern durch das Land, das Meer, den Wind,
Sollst predigen Geheimnis offenbar
Den Heiden, die verstockte Blinde sind,
Um deinen Hals dir die Sophia bind
Und schreibe sie ins Herz mit Geistes Flamme.
Die ganze Welt soll sein dein kleines Kind
Und du sollst sein der Welt die liebe Amme,
Die Amme sein der Welt, zu weihen sie dem Lamme!


VI

Und Paulus kam ins schöne Griechenland
Und lehrte in Athen die Weisheit nur
Und sprach vom Frieden über den Verstand
In Gott. Da aber sagte Epikur:
Es ist kein Gott, es ist nur die Natur.
Ich liege der Natur an ihrer Brust
Und such in all dem Chaos nur die Spur
Des letzten Ziels der Menschen, nämlich Lust!
Ist außer Lust kein Sinn des Lebens mir bewusst.

Es ist kein Gott und sind auch keine Götter.
Nur Zufall schuf aus Chaos von Atomen
Die Welt mit Sonnenschein und Regenwetter
Und mit des Frühlings lieblichen Aromen.
Die Krähe aber ist ein böses Omen:
Die Welt zerfällt und löst sich auf ins Nichts!
Doch meine Predigt in den Sternendomen
Lehrt Weisheit philosophischen Gedichts:
Trinkt Wein, solang ihr lebt im Schein des Sonnenlichts!

Der Zufall schuf die menschliche Natur,
Des Menschen Denken ist wie Herzensfunken,
Zu Staub zerfällt der Mensch. Es bleibt ihm nur
Der Trost, dass er genügend Wein getrunken,
Auch fleißig mit den Wimpern hat gewunken!
Bevor das Nichts kommt, lebe er bewusst,
Sei heiß in seiner Freundin Arm gesunken
Und berge sich an seiner Freundin Brust,
Im Angesicht des Todes lehre ich – die Lust!

Ihr tanzt ja alle auf des Ätna Rand,
Die Lava aber wird euch bald verschlingen!
So tanzt den Reigen, wandelt Hand in Hand,
Ein Liebeslied der Lebenslust zu singen
Und wie die Kinder Schmetterlinge fingen
Und wie so wohl ists euch in der Natur.
Denn das ist die Natur von allen Dingen:
Ein Chaos von Atomen, Zufall nur,
Im Tode bleibt von eurem Leben keine Spur!

So wollen wandeln wir im grünen Garten,
Die bunten Blumen pflücken an den Wegen,
Solang wir auf das Nichts des Todes warten,
Uns in der Freundschaft warme Arme legen,
Die Kunst der Freundschaft wie ein Meister pflegen,
Denn Freundschaft ist der Menschen schönste Freude.
Der Weg ins Nichts kommt immer ungelegen,
Zu Nichts zerfällt das kosmische Gebäude,
Drum lebet allzeit lustig, meine lieben Leute!

Erfreut euch an der sinnlichen Musik
Und freut euch an der Frauen Reigentanz,
Das Leben feiert den Triumph und Sieg,
Vergesst des Todes bittres Schicksal ganz.
Natur, die Mutter, strahlt im schönsten Glanz
Und lädt die Freunde zur Beschauung ein.
Doch kommt der Tod, von Wildmohn ist sein Kranz,
So soll der Tod im Rausch willkommen sein,
Denn alles bittre Schicksal schön wird durch den Wein!

Es hob die Stimme Zenon nun, der Weise,
Der Stoische, er sprach von der Natur:
Schau all die diamantnen Sphärenkreise
Und Schönheit an der Menschenkreatur
Und schau der Frauen himmlische Figur
Und schau Natur im Schmuck der Sternjuwele
Und schau in der Natur der Gottheit Spur
Und wirken allzeit göttliche Befehle
Gott oder Logos oder dieses Kosmos Seele!

Gott, Logos, oder dieses Kosmos Seele,
Die Seele ordnet herrlich die Natur.
Gott ordnet an mit göttlichem Befehle
Und schön und gut wird alle Kreatur.
Ein Werden und Vergehen ist nicht nur,
Es ist ein ewiges und reines Sein,
Durch allen Wandel zieht sich seine Spur.
Des Menschen Seele geht im Tode ein
In dieses Kosmos Seele makellos und rein.

Drum ist der Freitod auch des Menschen Würde,
Unsterblichkeit der Seele zu bezeugen.
Die Seele schüttelt ab des Körpers Bürde,
Still einzutauchen in des Weltalls Schweigen.
Weltseele wird sich sanft als Mutter zeigen
Und mütterlich die Seele der Natur
Wird sich zu ihrem Menschenkinde neigen,
Dann lässt des Menschen Seele eine Spur
Im All zurück und wird ein Stern im Kosmos pur.

Die Menschen fragen, wie sie leben sollen?
Sie sollen würdig leben ihrer Größe
Und nur das Gute und das Schöne wollen.
Ob ihnen auch das Sterben Furcht einflöße
Und fürchten sie der Seele letzte Blöße,
Die Seele geht doch ein zum Höchsten Gut.
Und stoßen sie hinab die Schicksalsstöße,
So sollen dulden sie mit festem Mut.
Der kann sein Haupt erheben, der da lebte gut.

Laß nicht beherrschen dich die Leidenschaft,
Ein wilder Ozean in Wut ist sie,
Du zügle gut die Triebe deiner Kraft
Und such der Seelenruhe Apathie.
Gelassen lebe als ein Weiser wie
Ein stiller See, der ruhig glatte Spiegel
Dir spiegelt dieses Weltalls Harmonie.
Ein gutes Herz besteht des Todes Siegel,
Des Menschen Güte gibt der Seele Geisterflügel!

Lebst du in Seelenruhe, Apathie,
Und zügelst du der Leidenschaften Triebe,
Sei du ein guter Mensch voll Sympathie
Und hege zu Natur und Menschen Liebe.
Du läutere der Seele dunkle Trübe,
Beruhige der Leidenschaften Schwall.
Dann glaub, dass Gott in deiner Seele bliebe
Im Tode auch und dass die Seele wall
Unsterblich selig in der Seele dieses All!

Sprach Paulus auf dem Markte von Athen:
Ich, Stoa, auch die wahre Tugend preise,
Das schöne Maß will ich im Körper sehn,
Der gute Mut sei stets der Seele Speise,
Der Geist sei aber allzeit klug und weise,
Und dieser heiligen Dreifaltigkeit
Der Menschentugend Ordnung ihrer Kreise,
Das ist die Tugend der Gerechtigkeit,
Der tugendsam Gerechte sei gebenedeit.

Die strahlenäugige Sophia gibt
Die Tugenden, die Weisheit, Maß und Mut
Und die Gerechtigkeit dem, den sie liebt.
Wer diese Tugenden besitzt, ist gut.
Sophia selbst in solcher Seele ruht.
So sehr der falsche Neid auch listig lugend
Scheel schaut, der Weise kennt das Höchste Gut.
Drei Grazien im Liebreiz schönster Jugend
Vereint in Einer Göttin – preis ich Gottes Tugend!

Ich gurre nämlich wie die Turteltaube,
Als ob ich Oden wie ein Dichter schriebe,
Die Tugend Hoffnung preis ich, Tugend Glaube,
Vor allem aber preis ich Tugend Liebe,
Die einzige, wenn alles fällt, die bliebe,
Denn Liebe waltet in der Ewigkeit!
Die Liebe rauben keine frechen Diebe,
Die Liebe lebt in stolzer Sicherheit,
Die Liebe ist die ewige Glückseligkeit!

Ja, Epikur, ich preise auch die Lust,
Ich bin nicht wie die seelenlosen Pfaffen,
Die tragen Feuer nicht in ihrer Brust,
Lust preise ich, doch nicht die Lust der Affen,
Die Liebespfeile, das sind Gottes Waffen,
Die Liebe selbst bestimmte vor der Zeit
Und in der Stunde, da sie uns erschaffen,
Zum Glück uns und zur Lust, zur Freudigkeit,
Wir sind bestimmt zur ewigen Glückseligkeit!

Doch sind wir nicht nur Stofflichkeit der Triebe,
Vielmehr sind Herz wir, Seele wir und Geist.
Im Inneren des Menschen lebe Liebe,
Mein Geist die Lust der wahren Liebe preist,
Die Lust, die Heiligkeit und Reinheit heißt,
Wo nicht der Geist besiegt wird von dem Fleisch,
Wo nicht das Fleisch den Geist in Höllen reißt,
Nein, wo die Lust der Liebe rein und keusch
Jauchzt wie Seraphe, nicht mit teuflischem Gekreisch!

Von Gottes Liebe allesamt berufen
Sind wir zu Frohsinn und zur Freudigkeit,
Steigt nur hinan der Himmelsleiter Stufen,
Im Himmel waltet lautre Heiterkeit,
Der Seelen selige Glückseligkeit!
Die wahre Seligkeit wird niemals sterben,
Die wahre Lust will tiefe Ewigkeit!
Des Himmels Wonne niemals wird verderben,
Ihr also sollt um Gottes Lust und Wonne werben!

Wer aber in der Liebe Tugend lebt
Und wartet auf der Seele Seligkeit,
Der immer nach der Herzensgüte strebt
Und wartet auf den Tag der Ewigkeit,
Wird auferstehen auch in Heiligkeit!
Was ist denn Auferstehung von den Toten?
Unsterblich ist die Seele und ihr Kleid
Ist Geist und Licht! So ist es euch geboten,
Die Auferstehung predigen euch Christi Boten.

Denn was ist Güte und des Himmels Lust,
Ist nicht die Seele auch in einem Leib?
Wer wahre Liebe trug in seiner Brust
Und liebte Gott in Kind und Freund und Weib,
Die Gottesliebe seinen Namen schreib
Ins Buch des Lebens, er wird Christus sehen,
Der Geist ihn in die Auferstehung treib,
Der Mensch nur höre auf des Geistes Wehen,
Dann wird er auch im Geisteskörper auferstehen!

Wie Christus war im Auferstehungsleibe,
Im Auferstehungsleibe sind die Frommen.
Der Geist, der in dem Mann und in dem Weibe
Wirkmächtig lebt, wenn sie ins Jenseits kommen,
Hat einen neuen Körper angenommen
Im Jenseits, dieser Körper ist aus Geist,
Der Geistleib ist von Gottes Licht durchglommen,
Der Auferstehungsleib den Schöpfer preist,
Der Seligkeit in Über-Sinnlichkeit verheißt!...

Das Auge wird dann schauen in die Sonne
Und wird geblendet nicht von solchem Licht,
Die Ohren hören dann Musik voll Wonne,
Es singt die Nachtigall, der Engel spricht,
Das Riechen süßen Duft der Rose riecht
Und ein Parfüm betörender als Rosen,
Das Schmecken speist den Nektar als Gericht
Und trinkt den Wein und Tau von Aprikosen,
Der Tastsinn fühlt die süße Brust der Makellosen!

Wenn du nicht auferstündest in dem Leibe,
Wie wolltest du dann jemals selig sein
Im Himmel mit dem Paradiesesweibe?
Die Liebe lädt die schönen Frauen ein,
Die lächeln lieblich, feminin und fein,
Die in des Garten Edens Blumenmatten
(..............................................................
.................................................................
..................................................................)

Des Fleisches Auferstehung will ich künden,
Im lichten Fleisch ich komm in Gottes Nähe,
Mein Fleisch ist dann erlöst von allen Sünden,
Im makellosen Fleisch ich mich ergehe
Und Fraun im makellosen Fleische sehe!
Und meine ewige Geliebte dann
Lebt wie ein Geist mit mir in Engels-Ehe!
Ich liebte Sie, bevor die Welt begann,
Ich bin bei Gott der Paradiesgeliebten Mann!


VII

(Damaris sprach.........................................)

Ich schaue an die Schönheit einer Blume
Und traue auf die Kraft im Edelstein,
Mir wird Natur zu einem Heiligtume,
Ich wandle gerne an dem Hang mit Wein,
Verzückt betrachte ich des Mondes Schein
Und mags, der Nachtigallen Lied zu lauschen,
Gern bin ich in der stillen Nacht allein
Und wollt mit keinem Eheweibe tauschen,
Hör ich der Sterne Tanz wie Ozeane rauschen!

(.................................................................)

Vor allem aber preise ich die Liebe,
Die Liebe, die ich trage zu dem Knaben,
Ich liebe ihn mit reinstem Seelentriebe,
Mich mehr als an dem Wein an ihm zu laben,
Der schönen Seele, seinen Geistesgaben,
Ich liebe seiner reinen Seele Schöne!
Und wenn wir uns geküsst wie Geister haben,
So stammelt meine Seele Wonnetöne!
Daß ich den Knaben mit dem Kranz der Liebe kröne!

Vor allem lieb ist mir der süße Knabe,
Doch lieb ich alle selig reinen Knaben.
In ihnen wohnt der Liebe Gnadengabe,
Die Liebe in dem Seelenfunken haben
Und mit der Liebe Reinheit mich erlaben,
Sind auch die Sünder voller Scheelsucht lugend.
Mein Herz liebt aller Knaben Gnadengaben
Und ihrer Kindheit Unschuld, ihrer Jugend
Kraft-Schönheit als Verkörperung der Gottestugend!

Ich lieb der Seele Unschuld, reine Kindheit,
Ja, meine Psyche selbst ist wie ein Kind.
Gott Eros sehe ich mit seiner Blindheit,
Er ist wie Wettersturm, wie Zephyrwind,
Er ist wie Feuersbrunst, wie Säuseln lind,
Er ist ein reines Kind und ist ein Gott!
In Menschenkindern ich die Liebe find,
Ich achte nicht der frechen Frevler Spott,
Ich bete an den Odem Gottes im Schamott!

Sprach Paulus: O Damaris, liebe Frau,
Ich ehre deine Ahnung und Vision,
Sie ist der Schatte vor der Gottesschau.
Ich will dir sagen nun in mildem Ton,
Wie sehr dich innig liebt der Gottessohn,
Der lebt dir schon im tiefsten Seelentriebe.
In der Natur schaust du die Gottheit schon,
Das klare Licht in dunklen Spiegels Trübe.
Ich künde dir Agape nun, die Göttin Liebe!

Wenn Kräuter senden Duft zu andern Kräutern
Und wenn im Wind die Zweige sich verschlingen,
Wenn Mutterkühe schaukeln mit den Eutern
Und Kälber zu dem Muttereuter dringen,
Wenn in der Nacht die Nachtigallen singen
Und schweigend lauschen fern die roten Rosen,
Wenn sich die Stürme überm Meere schwingen
Und wenn im Meere Wellen sich liebkosen,
Seh ich die Macht der Liebe nur, der makellosen!

Wenn Sterne sich erheben aus der Nacht
Und Wolken sich erheben wie aus Nichts,
Dann schaue ich der Schönen Liebe Macht,
Die Schönheit ihres Mutterangesichts
Voll schöpferischen Strahl des Lebenslichts!
Und wenn ein Leben ist in der Natur,
Nach Zahl und Maß und Schwere des Gewichts
Geordnet, schaue ich in aller Kreatur
Die Werkstatt meiner Herrin Göttin Liebe nur!

Und wenn die schönen Seelen kleiner Kinder
Und wenn der Liebreiz femininer Frauen
Dem Minner leuchtet, diesem Überwinder
Des Vater Krieges, so ist voll Vertrauen
In Seelen Schöne Liebe anzuschauen,
Weil Schöne Liebe wirkt im Seelentriebe!
Wie an dem heitern Himmel auch, dem blauen,
So Liebe lebt auch in der Wettertrübe.
Denn allumfassend ist und einig Göttin Liebe!

Die Liebe fruchtbar ist in schönen Leibern
Und rein ist in der Seele und im Geist,
Die Liebe reizend ist in schönen Weibern,
Die man für ihren Charme und Liebreiz preist,
In Kinderseelen Liebe Reinheit heißt
Und in den starken Männern heißt sie Kraft,
Die Weisen Liebe mit der Weisheit speist,
Den Jungen schenkt die Liebe Leidenschaft,
Die Göttin Liebe ists, die alles Leben schafft!

Die Göttin Liebe in des Menschen Liebe
Ist Ewige (.................................................
.................................................................
................................................................)

                                                Fragment.


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