[Inhalt]

MARIEN OFFENBARUNGEN



MARIENLIEDER


1

Ave, o Maria, gratia plena!
Minnig grüßte Gabriel die Jungfrau,
Brachte ihr von Gott die Freudenbotschaft.

Siehe, du sollst einen Sohn empfangen,
Der die Sehnsucht ist des ganzen Kosmos,
Du wirst heißen Gottes Jungfrau-Mutter.

Engel, Engel, wie soll das geschehen,
Da ich keinen Mann erkennen werde
Und vor Gott die reine Jungfrau bleibe!

Geistkraft wird die Jungfrau überkommen
Wie der Morgentau den Flor der Blüte,
Also sollst du Gott den Sohn gebären.

Als Maria hörte Gottes Botschaft,
Sprach sie: Siehe, ich bin Gottes Sklavin,
Mir geschehe nach des Vaters Willen.

Loben wir und preisen wir die Weisheit,
Daß der Herr vom Himmel her uns alle
Durch Marien Mutterschoß erlöste!


2

Sei gegrüßt, du Zärtlichste der Zarten,
Dornenlose Rose, Rosengarten,
Reine weiße Lilie, Unbefleckte,
Ganz vollkommne Schönheit, ganz Perfekte,
Minnegruß aus Engelsmund dich freute,
Gottes Grazie, Allgebenedeite!

Du hast Gottes Sohn im Schoß geboren,
Jungfrau, von dem Geiste auserkoren!
Trug der Jungfrau-Mutter Schoß, der keusche,
Gott, der Geist ist, Gottes Sohn im Fleische!
Grüßen wir dies Wunder voller Lachen:
Deines Schoßes Frucht will selig machen!

Darum, Mutter, Milde, Lieblich-Linde,
Sprich mit deinem Göttlichen, dem Kinde,
Daß es unsre Schulden uns verzeihe,
Gnädig seine Gottheit uns verleihe
Und nach dieser Pilgerschaft der Leiden
Schenke uns die Paradiesesfreuden!


3

Ave Mater, Gottes Herrlichkeit,
Mater Dei, Gottes Seligkeit,
Mater Nostra, Frau der Christenheit, Maria!

O Maria, gottergebne Magd,
Die du zu dem Herrn dein Ja gesagt,
Als der Herr um Liebe dich gefragt, Maria!

Du hast Gottes Antlitz nicht geschaut,
Aber Gottes dunklem Wort vertraut
Und bist so geworden Geistes-Braut, Maria!

Gruß dir, Gottes Offenbarungszelt,
Schöpferin des Schöpfers aller Welt,
Paradies, das Gott dem Herrn gefällt, Maria!

Hilf, o Trösterin in allem Leid,
Frau, die durch die Gnaden uns erfreut,
Deine Minne unsre Fröhlichkeit, Maria!

Schuf der Schöpfer dich ganz makellos,
Wohnte fromm das Wort in deinem Schoß,
Ist zu dir die Glut der Liebe groß, Maria!


4

Eine Rose ist entsprungen,
Von den Sehern sie besungen,
Rose wie der Liebe Flamme,
Wurzelstock von Isais Stamme,
Diese Wurzel brachte Triebe,
Diese Rose ist die Liebe!

Diese Rose, die ich meine,
Meine Braut ist sie, die Reine,
Diese Rose des Propheten
Brachte uns, um anzubeten,
Aus des Schoßes Heiligtume
Jesus Christus, ihre Blume!

Dieses Blümchen, dieses kleine,
Lacht wie Gottes Sonnenscheine,
Lachend ist das Honigsüße
Gottesgruß vom Paradiese!
Laßt das Blümlein benedeien
Uns, uns seiner Minne weihen!


5

Stern des Meeres, sei gegrüßt,
Die uns dunkle Nacht versüßt, Maria!
Rose ohne Dornen scharf,
Der des Engels Harfe harf, Maria!
Lilie rein und unbefleckt,
Deine Schönheit ist perfekt, Maria!
Aller Wonnen Quelle rein,
Laß im Leid uns nicht allein, Maria!
Auf dem Mutterthrone mild
Bist du reines Jungfraunbild, Maria!
Gib ein Leben in der Kraft,
Führung in der Pilgerschaft, Maria!
Die als Jungfrau sich uns zeigt,
Die ihr Antlitz huldreich neigt, Maria!
Nimm in die Liebfrauenhand,
Fraue, unser Heimatland, Maria!
Christus, deines Schoßes Frucht,
Schenk uns an der Wonnen Bucht, Maria!


6

So laßt uns jubeln, jubeln sehr,
Denn die Madonna weint nicht mehr,
Halleluja!
Vergangen ist die dunkle Nacht,
Der Morgenröte Wimper lacht,
Halleluja!
Wo ist er nun, dein Todesschmerz,
O selig wonnevolles Herz?
Halleluja!
Aus deines Sohnes Busen fleußt
Wie Wein und Wasser Blut und Geist!
Halleluja!
Madonna ganz in Wonne schwimmt,
Uns mit in Paradiese nimmt!
Halleluja!


7

Maria hob an seine Brüste
Der Sohn des Vaters, Jesu Christe,
Halleluja!
An Jesus, der den Tod besiegte,
Madonna sich liebfraulich schmiegte,
Halleluja!
Im Himmel ist sie Königinne,
Der Menschensöhne wahre Minne,
Halleluja!
Ihr Seidenkleid ist rein wie Sonne,
Die in der Endzeit unsre Wonne,
Halleluja!
Der Zodiak ist ihre Krone,
So führt sie uns zum Weißen Throne,
Halleluja!
Die Luna schimmert ihr zu Füßen,
Wir nachts die süße Diva grüßen,
Halleluja!
Gelobt sei Allmacht, Weisheit, Gnade!
Gegrüßt die Jungfrau rein wie Jade,
Halleluja!


8

Schaut den Spaziergang der Erkornen
Durch einen Wald von dichten Dornen,
Der sieben Jahre keine Rosen
Getragen vor der Makellosen –
Jesus und Maria!

Was trug Madonna unterm Herzen?
Die Frucht im Schoße, ohne Schmerzen!
Als so sie durch den Wald geflossen,
Da sind die Rosen aufgesprossen –
Jesus und Maria!

Wie sollte sein des Kindleins Namen?
Herr Jesus Christus, Ja und Amen!
Der Sohn Marias ist der Größte,
Der mit der Mutter uns erlöste –
Jesus und Maria!


9

O Gott, erbarm dich über deine Menschen!
O Allmacht, gnädig sei den Menschenkindern,
O Weisheit, gnädig sei den Menschenkindern,
O Liebe, gnädig sei den Menschenkindern,
Dreifaltigkeit, o ewige All-Einheit!

Maria, Makellose, Unbefleckte,
Maria, Theotokos, Gottesmutter,
Maria, Mutter des Messias Jesus,
Maria, Mutter Christi an dem Kreuze,
Maria, Magna Mater Dolorosa,
Maria, Tränenreiche, Perlenreiche,
Maria, Tiefbetrübte, Schwermutvolle,
Maria, ach vom Sohn verlassne Mutter,
Maria, mit dem Schwert in deiner Seele,
Maria, Königin der Marterzeugen,
Maria, Mutter der bedrückten Seelen,
Maria, Trösterin der Schwermutreichen,
Maria, Helferin der armen Kleinen,
Maria, Stütze der Verwaisten, Witwen,
Maria, Hoffnung kummervoller Seelen,
Maria, Stärke in dem bangen Kleinmut,
Maria, Sündern Zuflucht, Heil der Kranken,
Maria, Knotenlöserin des Schicksals,
Maria, Mutter herzlichen Erbarmens,
Maria, bitte du für deine Kinder!

Durch deine Armut in der Weihnachtsgrotte,
Durch deinen Schmerz bei Schwertes Prophezeiung,
Durch deine Traurigkeiten in Ägypten,
Durch deine Suche des verlornen Knaben,
Durch deine Trübsal bei des Sohns Verfolgung,
Durch deine Ängste vor dem Ölbaumgarten,
Durch deinen Schmerz bei dem Verrat des Judas,
Durch deine Trauer bei der Leugnung Petri,
Durch deine Tränen vor dem Antlitz Christi,
Durch deines Herzens Marter an dem Kreuze,
Durch deinen Todesschmerz beim Sterben Christi,
Durch deine sieben Schwerter in der Seele,
Durch deine Mutterklage um den Leichnam,
Durch deine Trauer an dem Grabe Jesu,
Durch deine Einsamkeit nach dem Begräbnis,
Durch deine Tränen, die um Gott du weintest,
Durch deine Gottergebenheit voll Demut –

Maria, Gospa, Königin des Friedens –

Erlöse uns von aller dunklen Trübsal,
Erlöse uns von aller finstern Schwermut,
Erlöse uns von Seelenpein und Krankheit,
Erlöse uns von Kummer, Angst und Elend,
Erlöse uns von der Versuchung Satans,
Erlöse uns im Tod vom Zweiten Tode!

O Lamm, du nimmst hinweg des Kosmos Sünde,
Erhöre das Gebet der Jungfrau-Nymphe!
Sela.

10

Sei gegrüßt, Maria, Mutter Gottes,
Sei gegrüßt, Maria, Göttermutter,
Sei gegrüßt, Maria, Schöpfungskrone,
Sei gegrüßt, Maria, Schatzhaus Gottes,
Sei gegrüßt, Maria, Perle Gottes,
Sei gegrüßt, Maria, Himmelsleuchte,
Sei gegrüßt, Maria, Jungfraunkrone,
Sei gegrüßt, Maria, goldne Wohnung,
Sei gegrüßt, Maria, Zelt der Weisheit,
Sei gegrüßt, Maria, Tempel Gottes,
Sei gegrüßt, Maria, Tabernakel,
Sei gegrüßt, Maria, Weltalls Herrin!


11

Wunderschönheit! Aller Frauen Pracht!
Meine hohe Herrin voller Macht!
O Holdselige, o Liebe Fraue!
Dir bring jetzt ich, immerdar
Atem, Leben, Alles, Alles dar!
Mutter, der ich ganz und gar vertraue!
Ist mein Blut doch und mein ganzes Sein,
Seele, Herz und Leben, Alles dein!
Alles, was in Gottes Herz ich bin,
Geb ich ganz, Maria, ganz dir hin!

O du Makellose Konzeption!
Ewig-Auserkorne für den Sohn!
Magd des Herrn und Gottes Mutter, Nymphe
Du des Geistes, Nymphe unbefleckt,
Leib- und Seelenschönheit ganz perfekt,
Königin des Himmels ohne Strümpfe,
Die der Geist allein aus Licht erbaut,
Die der Geist sich selbst erschuf als Braut!
Allen Weltalls Minnekult
Weiht sich, Diva, deiner Minnehuld!

Wenn wir schleichen durch das Jammertal,
Wo die Weiber weihen sich dem Baal,
Schreien wir aus unsres Herzens Nöten:
Schönste Jungfrau, wenn die Seele stirbt,
Sterbend nur um deine Minne wirbt,
Soll ein Kuß von deinem Mund uns töten!
Sind in dunkler Nacht wir angstvoll, bang,
Uns in deinem lieben Schoß empfang,
Deines Schoßes Frucht, wie Nektar süß,
Laß uns ein ins Wonnen-Paradies!


12

O du Wunderschöne, du bist prächtig,
Hoheit, durch der Fürsprach Allmacht mächtig,
Bist holdselig, o Geliebte, Fraue!
Ewig deiner Jungfraunmutterschöne
Ich mich als ein Gotteskind versöhne,
Mich mit Blut und Atem anvertraue!
Alle meine Liebe, all mein Leben,
Meines Blutes Sehnsucht will ich geben
Dir, Maria! Mit dir selbst erlabe
Meine opferreiche Ganzhingabe!

O du Fraue in der Sonne Glänzen,
Galaxieen weben sich zu Kränzen,
Diva auf dem Monde, Himmels Leuchte,
Gottes Weltall, Gottes Tabernakel,
Schönste Jungfrau, Schönheit ohne Makel,
Mit dem Tau der Liebe mich befeuchte!
O du Paradieses Perlenpforte,
Schwarze Jungfrau, schwanger mit dem Worte,
Welches uns allein vermag zu retten,
Laß mich mich in deinem Schoße betten!

Gottes Schoß, der konnte Gott gebären,
Du Geschöpf, das konnte Gott ernähren,
Große Mutter du und reines Mädchen!
Zu erlaben weißt du, zu erquicken,
Seelen paradiesisch zu beglücken,
Führst durchs Nadelöhr das Lebensfädchen!
O Treuliebchen Gottes, o Getreue,
Göttlichtraurig Tränen heißer Reue
Weine ich und Asche ist mein Futter –
Aber du bist mein, o Jungfrau-Mutter!


13

Freue dich und jauchze, reine Rose,
Labe mir die Seele, Makellose,
Lausche meinen Liedern voller Gnade,
Ewig mich in deiner Liebe bade!
Ave, Paradieses Königinne,
Ave, ewig dir geweiht die Minne, Maria!

Freue dich, du Fraue in der Sonne,
Segne meinen Weg mit deiner Wonne,
Bette du in deinem Schoß den Müden,
Gib ihm deiner Seele stillen Frieden!
Ave, Paradieses Königinne,
Ave, ewig dir geweiht die Minne, Maria!

Freu dich, Stella Maris, Stella Maris,
Freu dich, Inbegriff von Gottes Charis,
Die du schaust in innerlicher Leisheit
Die Vision der fleischgewordnen Weisheit!
Ave, Paradieses Königinne,
Ave, ewig dir geweiht die Minne, Maria!


14

Maria, liebe Gottesmutter,
Maria, meine liebe Mutter,
Gib du dein Herz mir, das perfekte,
Das reine, schöne, unbefleckte,
Daß sich die Gottheit in mich senke –
Ich eile, SIE den Menschen schenke!


15

Herz Allerheiligster Dreifaltigkeit,
All-Einheit, übe Allbarmherzigkeit!

Marienherz, du Herz nach Gottes Herz,
Marienherz, frei von der Sünde Schmerz,
Marienherz, du Kammer für den Geist,
Marienherz, du nichts als Weisheit weißt,
Marienherz, du Heimat für das Wort,
Marienherz, der Schönen Liebe Port,
Marienherz, du stärker als der Tod,
Marienherz, von Wunden Jesu rot,
Marienherz, vom scharfen Schwert durchbohrt,
Marienherz, voll Weh beim Gottesmord,
Marienherz, du Herz nach Jesu Herz,
Marienherz, Erlöserin durch Schmerz,
Marienherz, du Herz, das Gott gefällt,
Marienherz, Gott lieber als die Welt,
Marienherz, der Sünder Heiligkeit,
Marienherz, du Trost in Traurigkeit,
Marienherz, in Angst die Zuflucht du,
Marienherz, in Einsamkeit die Ruh,
Marienherz, du Hoffnung noch im Tod,
Marienherz, des Reiches Morgenrot,
Marienherz, du Rettung aus dem Sumpf,
Marienherz, gewiß ist dein Triumph,
Marienherz, du aller Völker Frau,
Marienherz, der neuen Schöpfung Bau,
Marienherz, des Weltalls Königin,
Marienherz, der Minne Kaiserin,
Marienherz, von Gottes Liebe süß,
Marienherz, du Gottes Paradies!

Messiasherz, du Herz des Lammes rot,
Messiasherz, befrei uns all vom Tod!

Sela.



MARIENHYMNEN


1

Heil dir, göttliche Mutter, Gottesgebärerin Jungfrau!
Gottesgebärerin, welcher Himmel und Erde durchwaltet,
Dessen numinose Allmacht das Weltall umarmet!
Sein Imperium ist in nie endenden Kreisen unendlich!
Du vereintest mit Freuden der Mutter die Ehre der Jungfrau,
Erste der Frauen, keine dir gleich, wird keine dir gleich sein,
Exemplarische Feminität, die wohlgefällt Christus!


2

O gloriose Domina,
Die schöner als der Venus Stern!
Den Schöpfer nährtest du mit Milch
Von deiner prallen Frauenbrust!

Was Eva, weh uns, uns entwand,
Schenkst du uns neu durch deinen Schoß!
Du rufst uns in die Sternenwelt
Und öffnest uns das Perlentor!

Des Königs Krone, Königin,
O Perlentor, o Brautgemach!
Ihm, welcher ruht im Jungfraunschoß,
Erlöste Scharen, applaudiert!


3

Gruß dir, Stern des Meeres,
Gottes große Mutter,
Ganz intakte Jungfrau,
Paradiesespforte!

Ave, o Maria,
Gabriels Gebetswort
Gibt der Seele Ruhe,
Evas Namen wendend.

Uns von Schuld befreie,
Die Erleuchtung schenke,
Alle Bosheit wende,
Höchstes Gut verleihe!

Sei du unsre Mutter,
Daß durch deine Bitten
Gnädig uns sich zeige
Er, den du geboren.

Jungfrau einzigartig,
Über alles Süße,
Zahle unsre Schulden,
Schenk Geduld und Reinheit!

Leben in der Reinheit
Gib durch deine Gnade,
Daß wir Christus leben
Immerdar voll Freude!


4

Laßt singen uns alle die Tage
Zu klingenden Zimbeln Gesänge,
Zu schallenden Zimbeln, Gott preisend,
Die Hymnen der Jungfrau Maria!

Maria vom Stammbaume Juda,
Die Mutter des Herrn und Erlösers,
Geschaffen ist sie uns zum Heile,
Dem krankenden Menschengeschlechte.

Sprach Gabriel Grußwort des Vaters,
Das Wort aus dem Schoße des Vaters,
Empfing es die Jungfrau und barg es
In ihrer Gebärmutter selig!

Der Mutter Maria ist nimmer
Ein anderes Wesen vergleichbar,
Wer immer ist menschlichen Ursprungs,
Erreicht nie die Mutter und Jungfrau!

Durch weibliche Lüsternheit stürzte
Die Welt in den Abgrund der Sünde,
Nun durch die jungfräuliche Mutter
Die Heiligkeit ist uns erschienen.

Den nahtlosen Rock unsres Meisters
Gewoben hat ihm seine Mutter,
Um welchen beim Kreuzestod Christi
Die Kriegsknechte warfen die Würfel.

Wir legen die Waffen des Lichtes,
Das Schwert an, die Rüstung des Glaubens,
Zum kämpfen im heiligen Kriege,
Uns sendet die Jungfrau Maria!

Amén und Amén! Wir verehren
Im Staube die göttliche Jungfrau,
So werden uns Schwefel und Feuer
Und Bosheit des Feindes nicht schaden.

Den heiligen Namen des Christus
Wir singen vereint mit den Engeln,
Daß unsere Namen geschrieben
Im Himmel des Ewigen bleiben.


5

Heil, Königin, o Mutter des Erbarmens,
O Lebens, Süßigkeit und Hoffnung, Heil dir!
Zu dir wir schrein, verbannte Kinder Evas,
Zu dir wir seufzen, trauernd unter Tränen
In diesem dunklen Jammertal der Tränen!
Wohlan denn, also, unsre Advocatin,
Die Augen voll Erbarmen zu uns wende
Und Jesus, benedeite Frucht des Schoßes,
Uns offenbare in des Elends Ausgang.
O milde, fromme, süße Maid Maria!


6

Singe stets das Wort, du Sklave,
Welches aussprach Vater Jahwe,
Stets des Minnegrüßens Ave,
So ward Gott der Jungfrau Sohn.

Die empfangen mit den Ohren,
Um der Demut auserkoren,
Davids Tochter, hat geboren,
Rote Rose ohne Dorn.

Mutter Salomonis, Süße,
Tau auf unbeflecktem Vließe,
Magier dir singen Grüße,
Huldigen dem Sohn im Schoß.

Ave, Schoß der Morgenröte,
Jesus Hirtenlieder flöte,
Kommend in die Erdennöte,
Lebensquelle, Gottes Thron.

Ave, Braut des süßen Hauches,
Feuersglut des Dornenstrauches,
Myrrhestrauch voll süßen Rauches,
Frau von Macht, Gewalt und Thron.

Tilge alle unsre Sünden,
Uns als Heilige zu künden
Christus, daß wir in ihm gründen
In der Lust der Lüste voll!


7

Meeresstern, die du ohne Samen geboren den Knaben,
Sonne der Gerechtigkeit, über das Weltall erhaben,

Ganzreine Venus, Mutter, die Welt will still zu dir beten
Und zu dem Kinde, dem Gott der Liebe, mit stillen Gebeten:

Königin mit dem König, wen das Gewissen erschreckte,
Weil ihn ungeordnete Leidenschaft sündig befleckte,

Laß ihn nicht im Gerichte verfallen dem Pfühl der Gehenna,
Laß in Elysium ruhn ihn mit dir unter blühender Henna!...


8

Kann schauen ich den kleinen Gott
An seiner großen Mutter Brust -
Mir Odem, Odem im Schamott,
Mir schmilzt das Herz vor Lust, vor Lust!

Die Gesten rein, die Gesten zart,
Die du, o reine Jungfrau, übst,
Das Kindlein süß, der Gott von Art,
Wie du es sanft und selig liebst!

Wie rein mit ihrem reinen Licht
Die Sonne lacht in Äthers Wind,
So an Madonnas Busen dicht
Und dichter lachend liegt das Kind!

Die Jungfrau stirbt den Liebestod
Und seufzt dem Sohne in das Ohr –
O Schöne Liebe! Rose rot,
O Veilchenduft, o Lilienflor!

Wie Amor sendet Pfeil um Pfeil
Zu seiner Jungfraungöttin hier –
Ein Pfeil der Liebe mir zum Heil
Soll heiß das Herz durchbohren mir!


9

Göttin, die die heilige Flamme hütet,
Luna küsst dir, Sol küsst dir deine Füße,
Luna, deine Sklavin, dein Sklave Phöbus
Küsst dir die Füße!

Heil dem Dichterseher dein Lobpreis bringe,
Göttin, die die heilige Flamme hütet!
Nichts versagt die Leibesfrucht dir, die deine,
Nichts wird versagen

Er dir, den du schautest am Kreuze sterben,
Er, gestärkt von lieblichster Mutterliebe,
Sah, der Sohn, aushauchend den Geist, zum Vater
Ewiger Liebe!


ODE DER JUNGFRAU VON GUADELUPE

Höre, leidender Sohn, höre du in dein Herz,
Lausch mit deinem Gemüt, innig geliebter Sohn,
Nichts soll je dich erschrecken,
Nichts soll dir eine Trübsal sein,

Nichts soll dir dein Gesicht schrecklich verfinstern, nicht
Soll dein kindliches Herz dir sich verfinstern, auch
Sollst du Kummer und Schmerzen
Nicht mehr fürchten, noch irgendein

Schweres lastendes Leid, Leid deiner Seele, noch
Schmerzen deines Gemüts. Siehe, bin ich denn nicht
Deine liebende Mutter?
Bist du in meinem Schatten nicht?

Unterm schirmenden Schutz du denn der Jungfrau nicht?
Nicht im Mantel gehüllt himmlischer Königin?
In der Beuge der Arme
Meiner heiligen Liebe ruh!


GESANG DER SCHMERZENSMUTTER


I

Ich bin der Kirche Mutter fort und fort,
Ich trage sie im Herzen schwertdurchbohrt,
Die Priester meines Sohnes trag ich dort,
Dort trage ich euch alle, Gottes Braut,
Kommt, kommt zu mir, Er hat euch mir vertraut,
Ich darf euch schützen, euch im Strom der Gnaden
Des Herzens Jesu an dem Kreuze baden,
Ich bin der Beistand vor dem Seelendiebe,
Die Advocatin, Mutter schöner Liebe,
Die euch mein Sohn am Kreuz erworben sterbend,
Ich bin die Mutter, euch den Sieg erwerbend,
Die Siege über alle Macht des Bösen,
Ich werd euch mit des Sohnes Herz erlösen,
Des Vielgeliebten, der als Überwinder
Erlöste euch, nun seid ihr Gottes Kinder.


II

Kommt alle an mein Mutterherz und seht,
Ihr sollt durch euer Beispiel und Gebet
Die Herzen eurer Nächsten auch bewegen,
Sich in mein Mutterherz hineinzulegen.
Ich will sie zu dem Herz des Sohnes tragen.
Es wird noch kommen eine Zeit von Tagen,
In der ihr ohne mich nicht könnt bestehen.
Die Menschen sollen euer Beispiel sehen.
Wißt ihr, wie wichtig euer Beispiel ist?
Ihr führt die Menschen nicht zu Jesus Christ
Durch Worte nur, ihr raubt dem Seelendiebe
Die Seelen nur durch Taten wahrer Liebe,
Durch Güte, Hilfsbereitschaft und Verständnis,
Erbarmen und Verzeihn, das ist Erkenntnis
Der Sendung. Stärkt durch Opfer das Gebet,
Als Menschenfischer durch die Lande geht!


III

Die Mutter armer Seelen, aller Seelen,
Sie fleht: Es soll ihr keine Seele fehlen,
Vertraut mir eure Lieben, euren Schmerz
Und euer Glück legt in mein Mutterherz,
Ich darf sie dort empfangen in dem Segen
Und sie in das Erbarmen Gottes legen.
Auf meiner Fürsprach Allmacht sollt ihr hoffen,
Ihr steht das Mutterherz des Vaters offen,
Da meiner Liebe und Barmherzigkeit
Von Gott wird viel geschenkt und viel geweiht.
Das glaubt mit aller Frömmigkeit der Frommen,
Mit diesem Glauben sollt ihr zu mir kommen.
Ihr, eure Liebe und Barmherzigkeit
Vereint mit meiner allgebenedeit,
Sollt alle Sorge um die Lieben, Frauen
Und Kinder, meinem Mutterherz vertrauen.
Der Vater, er hat seiner Magd und Braut
Den Sohn, den Vielgeliebten anvertraut.
Er legte so das göttliche Erbarmen
Vertrauend nieder in den Mutterarmen,
Nun darf ich tragen sie gebenedeit
Und euch vermitteln die Barmherzigkeit.
Kommt, eure Liebe soll Geschenk mir werden,
Die Lieben mit der ganzen Not auf Erden,
Schenkt ihren Heimgang mir zum Licht des Thrones,
Daß ich sie mit der Liebe meines Sohnes
Von dieser Erde tragischem Theater
Heimführen kann zum allgeliebten Vater!


IV

Nimm Alle an wie deine eignen Kinder,
Als Söhne deiner Seele und nicht minder
Als Töchter deiner Seele, so solls sein,
Nimmst du die Kinder in dein Herz hinein,
Kannst alles ihnen du bei Gott erbitten,
Was ihnen dient zum Heile, wo sie litten.
Ich bin dein Beistand, werde dich und sie
Beschützen mit der Muttersympathie,
Ihr sollt durch meine Liebe, durch mein Lieben,
In Gottes Herzen werden eingeschrieben.
Das ist die Wonne für mein Mutterherz,
Wenn du der armen Kinder Erdenschmerz
Und jeder Seele, die mich noch nicht liebt,
Mir schenkst, daß dein Gebet mir Seelen gibt,
Daß sie an meiner Mutterbrust sich betten,
Erfahren Heilung, Hilfe, Trost und Retten!


V

Ich bitte euch um euer Beten, Beten,
Ich brauche euch, ich brauche wirklich jeden,
Um Frieden in der Welt und Seelenfrieden
Sollt beten ihr und haltet selber Frieden.
Erbarmen sei und Güte euch beschieden,
Geht mit den Nächsten sanft um, voller Frieden,
Der Friede wird in euren Herzen thronen,
Verströmen sich, in Menschenherzen wohnen.
Kommt näher noch zu mir mit eurem Wandel,
Sucht Bergung unter meinem Muttermantel,
Dort seid geborgen ihr, seid fromm und froh,
Des Vaters große Liebe will es so.
Die Liebe seiner Liebe anvertraut
Hat mir der Ewigvater, seiner Braut,
Sein Kleinod, seinen Schatz, die Freudenkron,
Den über alles vielgeliebten Sohn.
Er dachte schon an euch im Sündenfalle,
Am Kreuz, an meine Mutterschaft für Alle.
Ist Liebe über Liebe, drein euch senkt,
Die euch mit Muttergnade reich beschenkt,
Die euch ins minnige Mysterium
Hineinnimmt, in der Gottheit Heiligtum,
Die Einigkeit von Vater, Sohn und Geist.
Der Macht der Liebe dankt! Die Liebe preist!
Allüberragender Barmherzigkeit
Und mütterlicher Güte Gottes seid geweiht,
Die Leben eurem tiefsten Seelentriebe
Eingießt in Flut der Fülle seiner Liebe!


VI

Ich bin die Mutter wahrhaft schöner Liebe,
Ich trage alle Schönheit aller Liebe
In meinem Herzen, Schönste aller Frauen,
Der Vater wollt mir Schönheit anvertrauen,
Die Schönheit wahrer Heiligkeit der Liebe
Goß Gottes Geist ein meinem tiefsten Triebe,
Durch mich der Liebe Schönheit euch zu schenken,
Der Liebe Heiligkeit in euch zu senken,
Als Liebesoffenbarung ohne Makel.
Ich bin der Schönen Liebe Tabernakel,
Das Allerheiligste, wo Gottes Thron,
Das Tabernakel, darin Gottes Sohn
Gehüllt in Mutterwärme und in Huld,
Geborgen in dem Schoße ohne Schuld,
Um seiner höchsten Liebe schönem Leben
Im Tränental der Erde Raum zu geben
Für das Erlösungswerk zum Seelenglück.
Gott nimmt von seiner Gnade nichts zurück,
Wie damals ist auch heute seiner Braut
Als Mutter seine Liebe anvertraut,
Die Gott will schenken aller Not der Welt,
Daß Heil und Segen bei euch Einzug hält.
Zu meinem Mutterherzen kommt, ich bringe
Zum Sohne euch, zum Schöpfer aller Dinge.
Ist wer in meinem Herzen, mir intim,
Der ist zugleich beim Sohne, ist bei ihm.
Dort wird ihm Liebe schenken Gottes Traute,
Die Gott sich durch ihr Ja-Wort anvertraute.
Du wirst in mir mit Schöner Liebe scherzen,
Die eins in Jesu und Marien Herzen.


VII

Mein Sohn ist meine Liebe, Jesus Christ,
Der mit dem Vaterherz verbunden ist,
In diesem Herzen Liebe ist verborgen,
Doch offenbar vom ersten Weltenmorgen,
Indem der ewiggute Vater seines
Geliebten Sohnes Herz gelegt in meines,
Des Sohnes liebes Herz mir anvertraut,
Das Vaterherz lebt nun in seiner Braut,
Des Vaters Liebe in dem Sohn, den preiste
Die Mutter, die Gemahlin ist dem Geiste,
Dem Geist, der schönen Liebe Jubelschall,
Dem Geist, der da durchhaucht das ganze All,
Der da der Schöpfung gottgeschaffnes Herz
Belebt in wundersamer Geistes-Terz,
Dem Herzensdreiklang, Gottes in dem Thron
Gesang, da er im Geist gezeugt den Sohn,
Da von dem Vater und dem Sohne traut
Der Geist ergießt sich auf die Mutter-Braut.
Des Vaters Tochter, Mutter seinem Sohne,
Die reine Braut des Geistes zweifelsohne,
Dies bin ich im dreifaltig-einen Herzen,
In Gottes Freude, in des Sohnes Schmerzen,
Im Geistesjubel, im Marienkult,
Da mich und Alle einschließt Gottes Huld,
In der Barmherzigkeit der Gnadenneigung
Des Vaters, in des Sohnes reiner Zeugung,
In Geisteshuld und geistlicher Beseelung
Erfahre ich die göttliche Vermählung,
Begeh die Hochzeit ich mit Ich-bin-da,
Ich Sklavin Gottes mit der Liebe Ja,
Mit meiner Antwort auf der Liebe Wort,
Ruh ich an Gottes Herzen immerfort,
Bin ich in Heiligkeit der Ewigkeit
In Allerheiligster Dreifaltigkeit.


VIII

Seid ganz getrost. Legt euch in meine Hände,
Ich bin die Mutter, Anbeginn und Ende,
Und betet ihr Gebet, mit Gott zu reden,
Vereinigt euer Beten meinem Beten,
Der Allmacht meiner großen Fürbittmacht,
Die euer Ewigvater mir vermacht.
Vertraut, nichts kann so furchtbar schrecklich sein,
Ich senke alles ins Erbarmen ein.
Die Schrecken aller Schuld, die Todesklagen,
Hat mein geliebter Sohn ans Kreuz getragen,
Geopfert in der Ganzhingabe alles
Dem Herrn, den ganzen Fluch des Sündenfalles.
Stellt euch mit mir zu Christus an das Kreuz,
Wo wir gelitten an der Liebe Geiz,
Seid treu, ihr sollt nicht wie die Andern flüchten,
Ich speise euch mit der Erlösung Früchten,
Die pflück ich euch von Christi Lebensbaum.
Gebt dem Vertrauen, gebt der Liebe Raum
In eurem Herzen für das Höchste Gut,
Daß meines Sohnes edles Purpurblut
Wie Wein euch überströmt, des Lebens Welle,
Der immersprudelnden, der Liebe Quelle,
Euch, was ihr auch in euren Sünden littet,
Und allen eures Volks, für die ihr bittet,
Die Heilung und die Rettung bringen kann.
Ich, eure Mutter, bin bei Frau und Mann,
Ich bin bei meinen Kindern, eure Triebe
Erlöse ich als Mutter Schöner Liebe,
Erlöse euch mit Christi Kreuz im Herzen,
Ich, Christi Mutter, Mutter eurer Schmerzen,
Ich bin der Heilung Mutter, Heil der Kranken,
Ich schenk euch Heil, das habt ihr Gott zu danken.


IX

Laßt alle euch an euren Händen fassen,
Ihr sollt euch von der Mutter führen lassen,
Wie Kinder von der Mutter Heiligkeit,
Zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit,
In diese Liebe, die mein Leben preist,
Des Vaters Liebe zu dem Sohn im Geist,
So hat sie mich ersehn von Ewigkeit
Zur Königin der Liebe benedeit,
Zur Mutter schöner Liebe, nicht vergebens,
Zur Mutter allen liebevollen Lebens.
Ich durfte wahrlich Mutter Gottes werden,
Die Königin des Himmels und der Erden,
Nach Gottes Willen Jungfrau ohne Trübe,
Ward ich die Mutter schöner Gottesliebe,
Die wohnte mir im warmen Mutterschoße,
Das Allerheiligste die Makellose,
Die Gott empfangen mit den frommen Ohren,
Die Gottes Sohn aus reinem Schoß geboren.
Ihr sollt euch nicht der Mutter Gottes schämen,
Ihr sollt den Weg zu Jesus Christus nehmen,
Den er gegangen, als er ging hinein
In meinen Mutterschoß, mein Muttersein
Ist nun der makellose Pfad der Pfade,
Weg der Vereinigung mit Gottes Gnade,
Weil ich dem Leben aus der Liebe Kraft
Bin Mittlerin aus Christi Mittlerschaft,
Bin allem Leben, Leid und Kreuz und Tod,
Der Weg zum Auferstehungs-Morgenrot,
Ich bin der Stern des Morgens ohne Trübe,
Ich führe euch zum Leben ewger Liebe.
Durch meines vielgeliebten Sohnes Wunden
Mein wundes Herz ist Gottes Herz verbunden,
Verbunden meine Minne ohne Trübe
Im Geist der makellosen Gottesliebe.
Ich kann euch bitten nur, was wahrhaft frommt,
Ist, daß ihr zu der Jungfrau-Mutter kommt,
Zum Mutterschoß, aus dem der Überwinder
Erstand, der euch erlöst als Gottes Kinder,
Auch meine Kinder ihr durch meine Schmerzen,
Die ich erlitt im schwertdurchbohrten Herzen,
Nun führ ich euch als Mutter himmelwärts,
Zu mir, der Jungfrau in dem Vaterherz!


X

O kommt doch alle her in meinen Garten,
O seht doch alle dort mich auf euch warten!
Ich darf euch überreiche Gnaden schenken,
Die euer Vater möchte in euch senken.
Kaum kennt ihr diese Liebe, die euch segnet,
Die doch in vielen Zeichen euch begegnet,
Wenn ihr nur haltet eure Augen offen.
Ihr sollt der Liebe trauen, auf sie hoffen,
Um desto stärker werdet ihr empfangen,
Und wenn ihr sie empfangen ohne Bangen,
Dann werdet mehr ihr glauben und vertrauen.
Ich darf als Mutter, Fraue aller Frauen,
Euch diese Schöne Liebe weiterschenken
Und darf in Christus, meinen Sohn, euch senken,
Er ist die Offenbarung Schöner Liebe,
Kommt voll Vertraun im tiefsten Seelentriebe!


XI

Bei jedem Ave, damit mich zu segnen,
Darfst du der Liebe Gottes hold begegnen.
Ich bin ja deine Mutter, du mein Sohn.
Und weißt du, welches Glück darin dir schon
Der Vater zubereitet und geschenkt?
Die große Gnade also in dich senkt?
In Gnadenfülle hat mich Gott umfangen,
Ich habe Gottes Gnade rein empfangen,
Als mich der Geist der Gnade überschattet,
Hat Gott mich voll mit Gnaden ausgestattet,
Die darf ich meinen Kindern weitergeben.
Durch meiner Ganzhingabe Ja, mein Leben
Als Sklavin Gottes, meines Geistes Ehe,
Durch mein „Es werde!“ durch das „Mir geschehe!“
Ward ich der Einfalt Gottes anvertraut,
Der Ewigen Dreieinigkeit als Braut.
Nun darf ich euch als Fraue aller Frauen
Dem Vaterherzen Gottes anvertrauen,
Und als die Mutter schließen in die Treue
Der Schönen Liebe! Darum, Sohn, dich freue!


XII

Kommt an die Mutterbrust, sie macht euch satt,
Ich nehm euch alle an an Kindesstatt,
Die Ewge Liebe, meines Sohnes Schmerz,
Sie legte all euch in mein Mutterherz,
So seid ihr meine Kinder und Geliebten,
Der unbefleckten Frau, der ungetrübten
Magd von des Vaters Liebe anvertraut,
Des Sohnes Mutter ich, des Geistes Braut.
Dreifaltig ist die Liebe, o du Welt,
Die dich durch mich in ihren Armen hält
Und euch umsorgt in allen euren Sorgen,
Die hält euch in dem Mutterarm geborgen,
Die mütterliche Liebe in euch senkt,
Euch Innigkeit und süße Zartheit schenkt.
Auf allen Wegen bin ich bei euch, Kinder,
Wie ich gewandelt mit dem Überwinder,
Hinein ins Leiden, bis ins Sterben auch,
Und nie verläßt euch meiner Liebe Hauch!
Mein Mutterherz geht alle Wege mit,
Wie liebend ging ich mit dem Sohn, der litt,
So geh ich nun mit euch, mit euren Herzen,
Die trag ich all in meinen Mutterschmerzen,
Mit Christi Herz vereint in Gottes Willen,
Denn Gottes Schöne Liebe will euch stillen
Mit mir, der Schönen Liebe Dienerin,
Der Jungfrau, Mutter, Himmelskönigin.


XIII

Gib deine Hand mir, laß dich von mir führen,
Ich führe dich durch alle sieben Türen
Zum Vater, ihm sollst du als Sklave dienen,
In Demut meines Magdtums, dir erschienen.
Wer durfte so in inniger Union
Vereinigt sein mit Christus, Gottes Sohn,
Den Weg der Liebe ganz im Vaterwillen
Auf Erden als die Dienerin erfüllen?
Den Weg der Liebe, gänzlich Gott ergeben,
Führ ich die Kinder mein ihr ganzes Leben,
Die Kinder mein, die sich mir anvertrauen,
Der schönen Mutter, Fraue aller Frauen.
Wie wunderbar ist doch die Ganzhingabe
An Gottes Willen, voll der Gnade Gabe.
Bet immerdar im tiefsten Seelentriebe:
Gescheh dein Wille, denn du bist die Liebe!
Je mehr verbunden du mit Gottes Willen,
Kannst du die Vaterliebe auch erfüllen.
Denk, alles was des Vaters Herz erfreut,
Strömt auf die Kinder überreich erneut.
Gott bittet euch um Liebe, daß er dann
Euch mit der Seligkeit belohnen kann.
Ihr dürft euch seinem Willen ganz vereinen,
Er wird es immer euch zum Heile meinen.
Gib dich der Liebe hin in Ganzhingabe
Und schenke rückhaltlos der Seele Gabe,
Daß dich des Vaters herzliches Erbarmen
Kann sich dir schenken, herzlich dich umarmen.
Vergiß nicht, auch für Andere zu bitten,
Die Kinder Gottes, die an Krankheit litten,
Sollst sie mit deiner Fürsprach Krone zieren
Und sie den Weg der Ganzhingabe führen.


XIV

Dein Herz muß immerdar den Vorrang haben,
Bereiten laß dein Herz von Geistesgaben,
Damit dein Christus, mein geliebter Sohn,
In deinem Herzen bauen kann den Thron.
Laß alles so geschehn wie Gottes Wille.
Geh immer wieder in die Andachtstille,
Zu schweigen dort, zu hören Gottes Wort.
In Stille und Gebet dein Herz wird dort
Sanftmütig werden, reicher an Geduld,
Bereit zu Opfern für der Liebe Huld,
Dann wird die Liebe in dir wachsen, reifen,
Wird Früchte bringen, die nicht zu begreifen,
Weil sie so schön vor Liebe, Gottesmann,
Daß sich die Liebe offenbaren kann.


XV

Ich darf euch Gottes Schöne Liebe zeigen,
Darf ihrer Reinheit Schönheit euch bezeugen,
Wie sie sich einzigartig eingesenkt
Und göttlichgnädig sich an mich verschenkt
Und als Gefäß der Liebe mich erwählte
Und mit der Liebe Gnadenflut beseelte.
Unendlich gütig ist der Liebe Gabe,
Die euch beschenkt mit meiner Ganzhingabe,
Euch zur Beseligung in all der Wehmut,
Teilhabe am Geheimnis meiner Demut,
Die Gottes Willen lebt, nur Gott zu loben,
Durch Gottes Gnadenhuld hineingehoben
In Herrlichkeit, die alles überragt,
In Liebes-Seligkeit durch Gottes Magd!
Ist eure Liebe meiner Liebe eins,
Darf in der Schönheit liebenden Vereins
Dreifaltigkeit der Liebe wie Kristall
Voll Lichts aufstrahlen euch im Innern All,
So daß ihr strahlen werdet, werdet Kelch,
In dem sich Schöne Liebe spiegelt, welch
Ein Glanz, der Kinder zu dem Herrn beflügelt,
Weil euer Herz die Liebe widerspiegelt!


XVI

Kommt alle zu mir unter Christi Kreuz!
Hier ist der Ort der Liebe, unterm Kreuz
Ist auch der Liebesort für deine Liebe.
An keinem Ort ist strahlender die Liebe,
Gekreuzigte und triumphale Liebe,
Hier ist der Platz der liebevollen Herzen,
Ich sammle sie in meinen Mutterschmerzen
Als Mutter des gekreuzigten Geliebten,
Hier sammle ich die Schar der Vielgeliebten!
Am Kreuz der Himmels eins der Erde ward,
Am Kreuz des Menschensohnes, Gott von Art,
Hier in der Liebe und Barmherzigkeit,
In der Versöhnung mit der Heiligkeit
Des Ewigen in Majestät des Thrones
Durch das geweihte Opfer meines Sohnes,
Der nur noch Liebe ist, der Liebe Leben,
Als Gott und Mensch der Liebe hingegeben,
Der Caritas allein, der Gottes-Minne,
Der Gottes-Minne, die im Anbeginne
Gezeugt von Gott, vorm Anbeginn der Erde,
Daß nie die schöne Minne enden werde,
Weil sie des Todes Dämon überwunden,
Tod überwunden durch die Minnewunden,
Weil Tod gewandelt durch die Neugeburt
Der Auferstehung ewges Leben wurd.
Hier unterm Kreuz darf ich in meinen Armen
Den Sohn-Geliebten halten voll Erbarmen,
Des Leichnam durch die mysteriöse Minne
Ward euch zu ewgen Lebens Anbeginne,
Zu ewgem Leben hat sie euch berufen,
So folgt hinan der Minne goldne Stufen,
Hinan zur schönen Minne, Gottes Reiz!
Hier ist ihr Ursprungsort, hier an dem Kreuz,
Hier sollt ihr euch vereinigen der Minne,
Der Gottes-Minne von dem Anbeginne,
Daß jeder durch die Minne auferstehe,
Vereint mit ihr in mysteriöser Ehe,
Um durch der Minne wehe Minnewunden
Von Hölle, Tod und Teufel zu gesunden,
Zum Leben in dem Himmel zu gelangen,
Wo ganz er in die Minne eingegangen!


XVII

Mein Schmerz, das ist der Schmerz des Sohn-Geliebten,
Mein Kummer ist der Kummer der Betrübten,
Ich sorge mich mit meines Sohnes Sorgen,
Die Seelen einzuführen in den Morgen,
Die Seelen meiner Liebsten, alle Seelen,
Soll keine Seele meiner Liebe fehlen.
Wer kann beschreiben diesen unbeschreiblich
Schmerzreichen Schmerz des Sohnes, den ich weiblich
Empfunden hab in meinem Mutterherzen,
Mein Herz war nichts als Schmerz von seinen Schmerzen,
Dort bin ich mehr zur Mutter ihm geworden,
Als da Frau Welt den Sohn mir wollte morden,
Als er geschrien in seiner Todesnot,
Als er am Kreuz gestorben ist den Tod!
Dort ist mein Mutterherz mit seinem Herzen
Vereinigt worden ganz zu Einem Herzen,
Zu einem einig Herzen voll der Liebe!
Nur eine heiße Sehnsucht kennt die Liebe
Der Mutter mit dem Sohne: Zu erlösen
Die Kinder alle aus dem Fang des Bösen,
Die Seelen allesamt für Gott zu retten,
Sie in der Liebe Gottheit Schoß zu betten!
Das Eine Herz der Mutter mit dem Sohne,
Der Fraue und des Herrn, ist die Ikone
Des Ewigen, des Ursprungs dieser Minne,
Gott ist die Quelle, ist im Anbeginne
Die Liebe, die sich offenbaren will.
Aus dieser Minne bin ich Jungfrau still,
Aus dieser Liebe auf dem Gottesthrone
Bin ich die schöne Mutter mit dem Sohne,
Bin ich die Mutter, die die Liebe preist,
Die Schöne Liebe, die da ist der Geist.
So kommt zu mir, geliebte Menschensöhne,
Ihr Kinder Gottes, denn ich bin die Schöne.


XVIII

Als Schmerzensmutter bin ich den Betrübten
Geworden Mutter wie dem Sohn-Geliebten,
All die da leiden an der Liebe Geiz,
Die sollen Liebe schöpfen unterm Kreuz,
Das ist die Regel für den Minneorden,
Dort bin ich Mutter allen euch geworden,
Dort Frau des Herrn. Du, suchst du meinen Reiz,
So suche du die Jungfrau unterm Kreuz!
Wo könntest du denn sonst den Trost erfahren?
Dort will ich meine Liebe offenbaren,
Dort will ich schenken meiner Schönheit Reiz,
Im Dornenbett der Minne, an dem Kreuz,
Dort gebe ganz ich mich dir hin in Reinheit,
Die Liebe Fraue und der Herr in Einheit
Eröffnen dort mit einig-einem Herzen
Dir Heil und Heilung allen deinen Schmerzen.
Hier ist der Ruhe Stätte, dunkle Nacht,
Hier ist die Wirksamkeit, der Liebe Macht!
Der Himmel hat der Erde beigewohnt,
Die Sonne zittert hier, es bebt der Mond,
Hier geht im Herz dir auf der Morgenstern:
Ich Morgenstern, ich Minne deines HERRN!



DAS IDEAL

CHRISTUS:
Mein Bruder, du liebst meine liebe Mutter
Und bist in der Marienminne glücklich!
Noch lange liebst du Sie nicht in dem Maße,
Wie ich es von dir möchte, o mein Freund.
Du liebst sie, weil du Reinheit liebst und Schönheit,
Liebst sie als Inbegriff der reinen Schönheit;
Du liebst sie, wie man liebt, die gütig sind,
Weil niemand gütig ist wie sie und hilfreich;
Du liebst sie, wie ein Kind die Mutter liebt,
Weil kleine Kinder doch die Mutter lieben;
Du liebst sie, weil du ihre Liebe schmecktest;
Du liebst sie, weil du in der Weisen Schriften
Gelesen, daß die Andacht zu Maria
Der beste Weg zu Heiligung und Heil ist.
Das alles ist sehr gut. Doch Einen Grund
Will ich dir mehr noch geben, denn du sollst
Doch nicht zufrieden sein mit Mittelmaß,
Nicht einmal mit dem Guten, mit dem Bessern,
Genügen soll allein dir das Vollkommne!
Kennst du vollkommne Andacht zu Maria?
Soviel du forschst, du findest nirgendwo
So reine Andacht zu Maria, wie
Teilnahme an der Sohnesliebe Christi
Zur Mutter der gottmenschlichen Person!
Besteht denn die Vollkommenheit der Jünger
Nicht in der Ähnlichkeit mit ihrem Meister?
Und hab ich dir gegeben nicht das Beispiel,
Damit du handelst, wie ich handelte?
Hat nicht auch Pauli Weisheit oft verkündet,
Er wolle sich in Christus kleiden, Christus
Nachahmen, eines Sinnes sein mit Christus?
Kannst du denn meine Mutter lieben mehr
Als ich sie liebte, liebe, lieben werde?
Drum lieb die Mutter du mit Christi Liebe!

PSYCHE:
O Jesus, welche wahrhaft große Aussicht
Eröffnet meinem Geist die Anteilnahme
An deiner Sohnesliebe zu Maria!
Doch wie kann ich, befleckt von meinen Sünden,
Die unbefleckte Liebe je erreichen,
Das makellose Ideal der Liebe?

CHRISTUS:
Mein Bruder, daß du meine Sohnesliebe
Zur Jungfrau-Mutter mit dem Geist ergreifst,
Versteh: Ich bin ihr Sohn, weil ich es wollte!
Als ich herausging aus des Vaters Schoß,
Die Menschheit zu erlösen, wählte ich
Den Weg der Wege: durch Marien Schoß!
Ich hab Maria selbst im Geist erschaffen,
Die Makellose Konzeption Maria,
Weil ich ihr geben wollt das Amt der Mutter!
Ich schuf sie so, sie wurde so durch mich,
Damit ich durch sie werde, der ich bin.
Ich bin in Wahrheit ihr geliebter Sohn.
Wie jedes Kind nahm ich von meiner Mutter
Fruchtwasser an und Mutterkuchen, nahm
Ihr Blut und ihren Atem an im Schoß
Und wurde wahrlich Fleisch von ihrem Fleische!
Dann nährte mich die Milch von ihren Brüsten,
An ihrer Brust war mein gelobtes Land,
In welchem Milch und Honig überfließen.
Von ihrer Hand ward zärtlich ich gestreichelt
Und ihre Weisheit hat mich unterrichtet.
Ich bin ihr Kind in höherm Grade noch,
Als du das Kind bist deiner Erdenmutter,
Weil meine Mutter ganz allein es war,
Die aus dem samenlosen Schoße mich
Gebar, als Mutter-Schöpferin des Schöpfers!
Ich bin ihr Kindlein ganz und gar, als Gott-Mensch!
Es war die Schöne Liebe, die mich trieb,
Der wunderschönen Jungfrau Sohn zu werden,
Die Schöne Liebe zu dem Ewigen,
Daß ich den Menschen Gottes Huld verkünde,
Die Schöne Liebe dann zu meiner Mutter,
Die mir mehr Freude macht als alle Engel,
Die Schöne Liebe zu den Menschen dann,
Zu dir die Schöne Liebe, o mein Bruder!

(Pause.)

Betrachte auch, was meine Sohnesliebe
Zur Lieben Frau mir alles eingegeben:
Von Ewigkeit her dachte ich an Sie,
In Gottes Geist war sie die Große Mutter,
Ich sah in ihr schon meine Jungfrau-Mutter.
Ich dacht an Sie, als ich den Himmel schuf
Mit allen Engeln, daß sie Sie verehren,
Ich dacht an Sie, als ich die Erde schuf
Mit allen Menschen, daß sie Sie verehren!
Ich dacht an Sie, als ich zu Eva sprach
Die Prophezeiung von des Weibes Samen.
Ich dacht an Sie, als ich den Patriarchen
Und den Propheten offenbarte mich
Und offenbarte Sie den Weisheitsdichtern!
Die Liebe zu der Jungfrau-Mutter mich bewog,
Mit jedem Vorzug auszustatten Sie,
Wobei schon jeder Vorzug übertrifft
Das Größte, das ich tat an Heiligen.
Sie, sie allein war unbefleckt
Von aller Sünde, schon in der Empfängnis.
Vorauserlöst durch Kreuz und Auferstehung
Schon als ein Lebenskeim im Mutterschoße,
Frei von Begier und Unvollkommenheit
Als Kind, als Tempelmädchen voll der Gnade,
Als keusche Geistesbraut die Gnadenvolle,
An Gnaden reicher als die Engel alle
Und Heiligen von Anbeginn der Welt!
Aus Gottes Schoß bin ich zur Welt gekommen,
Die Menschheit durch mein Opfer zu erlösen,
In Fleisch und Blut der Liebe Ganzhingabe –
Da widmete ich dreißig Lebensjahre
Allein der Mutter, drei den andern Menschen.
Ich hab nicht nur an meinem Innenleben
Und jedem Vorzug meiner Seele sie
Teilnehmen lassen, hab nicht nur vertraut
Mit ihr gelebt, im reinsten Sinn intim;
Ich gab ihr Anteilhabe an der Sendung,
Mit der ich kam, die Menschheit zu erlösen,
Ich machte Sie zur Miterlöserin,
Zur Mittlerin zu Gott, zur Advocatin!
Ich wollte, daß sie in dem Himmelreich
Ausspenderin der reichen Gnaden sei,
Schatzkammer aller Gnaden, Gottes Schatz!
Wie ich auf Erden einst ihr Sohn gewesen,
Bin ich im Himmel immer noch ihr Sohn.
Mein größtes Glück im Himmel aber ist,
Die Großmut meiner Mutter zu vergelten,
Die Liebe, die sie immer mir geschenkt!
Auch höre dies: Ich setze ja mein Leben
Im Corpus Mysticus, der Kirche, fort.
Mein Geist ist ja die Seele dieser Kirche,
Und was die Kirche tut, das tue ich:
Wie sie Marias Herrlichkeit verteidigt
Und feierlich verkündigte in Dogmen,
In päpstlicher Unfehlbarkeit die Dogmen
Von ihrer Makellosen Konzeption
Und ihrer Himmelfahrt mit Leib und Seele;
Wie zahlreich feierte die Kirche Feste
Zu ihrer Ehre, förderte die Andacht
Zur Herrin schöner Minne in dem Maien,
Zur Frau des Rosenkranzes im Oktober;
Wie Kommunionen ihr gegründet worden,
Wie Orden ihr gegründet sind, Karmel
Vor allem, der dir alles beigebracht.
Sieh auch die Kinder dieser Kirche an:
Schau Bernhard von Clairvaux, den Troubadour
Der Schwarzen Jungfrau, Juan Diego schau,
Der ganz gedient der heiligen Ikone,
Louis-Marie Grignion schau an, den Minner
In seiner Ganzhingabe an Maria,
Und schau Johannes Paulus an, den Großen,
Der meine Menschheit Unsrer Frau geweiht!
Schau an das Volk der Kirche, schau die Polen
Mit ihrer Göttin von dem klaren Berge,
Die Mexikaner, alle Indios,
Die eignen allesamt der Schwarzen Jungfrau,
Schau an die Menschen, die gepilgert sind
Nach Lourdes zur Quelle und nach Fatima,
Und an die Kinder denk von Medjugorje!
Scharfsinniger das Volk oft als Gelehrte,
Die oft bei allem Wissen wenig wissen
Vom Heil der Ganzhingabe an Maria!
Das alles und unendlich mehr noch ist
Ein Zeichen meiner großen Sohnesliebe
An die verborgene, vollkommne Mutter!
Denk auch, was tut die Kirche in dem Himmel
In Heiligen und Seligen, Erlösten
Und Engeln? Alle feiern Sankt Maria,
Weil Sie allein das Heil geschenkt der Schöpfung,
Weil Ihre Leibesfrucht das All erlöst!
An dieser meiner großen Sohnesliebe
Teilhaben soll nun mein geliebter Bruder:
Weih dich in Ganzhingabe Sankt Maria,
Weih dich in ihrem Unbefleckten Herzen
Der Allerheiligsten Dreifaltigkeit!
Dann freue dich in Hoffnung auf die Zeit,
Da du im Himmel bist vor Ihrem Antlitz!

PSYCHE:
O Jesus, wundervoll ist solche Minne!



ROSE MEINER MINNE

I

So greife nach dem schönen Morgenstern,
Entfache deine Fackel an dem Herrn!
Wir kennen unser Ziel, des Pilgerns Ziel,
Es gibt nur Einen Weg ins Liebesspiel,
Den Weg des Kreuzes mit des Sterbens Schwere,
Daß wir erstehen aus der Erdensphäre
Und steigen auf dem Berg aus Fegefeuer
Hinan in schöner Minne Abenteuer!
Wir leben nur als Heldin hier und Held,
Um aufzusteigen in die Sternenwelt!
Wir schaun nicht auf den breiten Weg, den Sumpf,
Die Engel singen über uns: Triumph!
Strahlt unsre Herzensfackel in der Hand,
Zieht sich ein goldnes Band aus Licht, ein Band
Der Liebe, süßer als der Liebe Traum,
Zieht sich der Liebe Fessel durch den Raum.
Wir sind vereinigt, Perlen unsre Wunden,
Wir sind schon mit dem Morgenstern verbunden!


II

Im Liebeswillen Gottes sind verbunden
Die Männer und die Frauen, ihre Wunden
Geworden sind zu Perlen schöner Reinheit,
Wenn eins geworden sie in Liebeseinheit.
In gottgewirkten Bindungen aus Flammen
Der Liebeslust schließt sich erneut zusammen,
Was schon im Ursprung, schon in der Idee
Ist eins gewesen, liebend je und je.
Wenn auch Jahrtausende vergangen sind
Und Seelenmeer geteilt vom Schicksalswind,
Im Ewigen vereint sind Er und Sie,
In Gottes wundersamer Harmonie.
Wenn Menschen in der Welt der Liebeswunden
Noch einsam sind, nicht liebevoll verbunden,
So nur, weil sie noch schmerzlich reifen müssen,
Bis sie erkennen, küssen, küssen, küssen!
Die Menschen aber, die schon auf der Erden
In mystischer Union vereinigt werden
Mit Gott, vereint in schweren Liebestoden,
Die bindet Gott durch seines Himmels Boten,
In höchster Seligkeit empfinden sie,
Wie sanft und zärtlich Gott berührt und wie
Entzückend seine Liebe sie erfüllt,
Die Seele sanft umarmt und völlig stillt!
Die gottverlobten Seelen aber glänzen
Nicht einsam, sie auch müssen sich ergänzen,
Den Beter, Büßer und den Gottesmann
Zieht auch das Ewigweibliche hinan.
Wir steigen in das Paradies gemeinsam –
Ich minne dich, mein Mann, du bist nicht einsam!


III

Im Himmel sollt ihr meine Gäste sein,
Ich lade euch in meine Wohnung ein,
Getreue, zeig euch mehr als ihr erhofft.
Ihr ward zu Gaste ja bei mir schon oft,
Wenn ihr vor den Altären mir vertraut,
Die eure fromme Minne mir erbaut.
Du warst so oft mein Gast, wenn du mir sangst,
Wenn du mich Schutzfrau riefst in deiner Angst,
Wenn du mir weihtest Weh der Liebesnot,
Zu mir gebetet hast um frühen Tod –
Wenn du zu deines Geistes Neugeburt
Zu mir gepilgert bis zum Quell von Lourdes,
Wo du in deiner Leidenschaft begehrend,
Leidtragend warst, das Liebesglück entbehrend,
Entsagend Liebender in schwarzem Leid,
Fürbittend selbstlos um die Seligkeit
Der Andern, Hoffnung suchend für das Herz,
So kamst du aus der Welt, beschwert von Schmerz!
Du warst mein Gast in deiner Trauer Trübe,
Ich stärkte dich mit Gnaden meiner Liebe!
Nie gingst vergeblich du zur Jungfrau-Braut,
Blieb keine deiner Kerzen unerschaut!
Ich stehe in Gestalt und Antlitz, Geist
Und unbeflecktem Herzen, das ihr preist,
Empfinden und Gefühl, hoch über Allen,
Die jemals eurer Minne Wohlgefallen,
Was jemals Lust begehrte anzuschauen:
Ich bin die Allerschönste aller Frauen!


IV

Nun kommt, da ihr nun meine Gäste seid,
Und seht, was ich euch liebend zubereit:
Ein lecker Mahl auf schön gedecktem Tisch,
Von Honigseim und Galiläas Fisch,
Und trinken werden wir in meinem Garten.
Genießt es froh und dankerfüllt mit zarten
Gebeten, wie die Kinder Gottes Gaben
Genießen sollen fröhlich, die erlaben.


V

Die Märchenträume eurer Kindertugend,
Die Liebessehnsucht eurer wilden Jugend,
Die hoffnungsfrohe Hoffnung in dem Alter,
Daß eure Seele aufsteigt wie ein Falter,
Von einem höhern Sinn des Lebens schier
Erfüllen werden sie sich alle hier,
Vertraut wie Lieder den Belesenen,
Wie Heimat lange Ferngewesenen.
Zutiefst vertraut die Schönheit ohne Fehle
Ist jeder edlen gottverbundnen Seele.
Was immer durch den Schönheitssinn auf Erden
Von Künstlern konnte schön gestaltet werden,
Was je gesungen hat ein Musenheld,
Entsprang dem Genius in Gottes Welt!
Auf eurer Erde jetzt die Harmonieen
Verklingen, Gottes Hymnen leise fliehen,
Der Engel Chorlied niemand mehr betört,
Verhallen sie auf Erden ungehört.
Noch liegt ein Glanz aus der Vergangenheit
Auf eurem menschlichen Geschlecht, von weit
Und alters her erfüllt die Kreatur
Der Neuzeit Meisterwerke der Kultur.
Ihr konntet sie in Gottes Sphären sehen,
Wo sie in Ewigkeiten fortbestehen...!


VI

Nun seht mein Haus, Juwel der Architektonik,
Gebaut aus Marmor, weiß und gold wie Honig,
So steht es, schwebend aber wie mit Flügeln,
Auf meinem Berge über sieben Hügeln.
Mein Heim ist Wärme, Schönheit, Blumenduft,
Ist Sonnenstrahlung in des Äthers Luft,
Ist lichterfüllter Raum, ein Blicken weit,
Es ist behagliche Geborgenheit.
Im Anspruch meiner Seele nach dem Schlichten
Ihr werdet nicht viel Prunk und Zierat sichten,
Nicht lieb ich Luxus und nicht Eitelkeit,
Der reinen Schönheit alles ist geweiht.
Aus allen Sternenreichen kommen Gäste
Zum ernsten und zum freudenreichen Feste,
Die schönen Jungfraun und die lieben Schenken,
Die Weisen all zum frommen Angedenken,
Die schönen Frauen mit erfrischten Pulsen,
Sie sind zu inspirierenden Impulsen
In meinem Reich geworden, schöne Lichter,
Die glühend lieblich um der Liebe Dichter.


VII

Ihr, meine Engel, ausgeflogen seid,
Zu schaun die Herrin in der Ewigkeit.
Nun ruft euch heim die irdische Natur
Zum wehen Seufzerland der Kreatur.
Bevor wir aber scheiden, ihr Geliebten,
Laßt uns mit Blicken noch, mit ungetrübten,
Mein Land beschauen, wie es fruchtbar glutet:
Weinberge um Marien Stadt durchflutet
Vom fruchtbarreichen Liebesgruß der Sonne,
Im Himmel tanzt die Erde der Madonne,
Ist alles Milch und Honig und Arom,
Die Sterne tanzen auf dem weißen Strom,
Die Himmlischen in ihren Kleidern beben,
Die Engel pilgern um das Blut der Reben,
Wo Jesus spricht in Worten süßer Gnade
So lieblich wie das Zirpen der Zikade.
Dann schaue auch die Stadt mit seinen Gärten,
Wo Kätzchen schimmern an den schlanken Gerten,
Wo Bienen summen, Nektar an den Stulpen,
Wo Admirale minnen rote Tulpen,
Wo abends in der blauen Blume Dämmer
Am Deich des Stromes weiden weiße Lämmer,
Sie steigen mittags auf die Bergeshöhen,
Im weißen Dämmer Lämmer weiß zu sehen,
Bis Orione und Plejaden küssen
Die lichten Nymphen in kristallnen Flüssen
Und Selige in Christi Bacchanale
Aufjauchzen vor dem ewigen Fanale
Und selig sich umarmen Mann und Maid
In Gottes heiligschöner Einsamkeit!
Es ruft die Mutter, die Natur, ringsum
Die Menschen all in das Mysterium
Der Gottergießung voll der höchsten Wonne,
Wenn alle baden sich in Gottes Sonne,
Wenn Gottes Liebe sich wie eine Sphäre
Im Himmelssüden breitet überm Meere
Und alle Menschenseelen fruchtbar fruchten
Von Liebe selig in der Wonne Buchten
Und sich in Gott die Seligen und Reinen
Zur Liebe sich, zur Ewigen, vereinen!

Dies schenk ich dir, mein Dichter, der den Reim hat,
Dies schenk ich dir, dies Gleichnis deiner Heimat.
Zum Abschied nimm den schweren Schluck von Glut,
Trink meine Minne du in Christi Blut!...


MARIEN MINNESANG


Geliebte, ich, ich geb euch Kraft zum Leben,
Ich, Söhne, werde sie euch immer geben.
So ruft mich an, ein leises Ave haucht,
Wenn meinen Trost ihr, meine Hilfe braucht.
Die Furcht und Bangnis immer von euch fleuch,
Denn ich bin stets und überall bei euch.
Seid ruhiger und seid mehr ausgeglichen,
Nicht abgesondert und nicht abgewichen.
Ich führe euch als Hirtin mit dem Stab.
Euch sondert nicht von andern Menschen ab.
Ach Engel, aufmerksam hör ich euch zu,
Ich führ euch eine sichre Straße in die Ruh.
Seid alle glücklich, weil ich für euch bitt,
Mein Segen sei mit euch auf Schritt und Tritt.
Ich schütz vor allem die als Helden-Maid,
Die sich der Unbefleckten ganz geweiht.
Auf bald, ihr Engelein, mein Dank ist groß,
Zu euch die Liebe mein ist grenzenlos!
Seid mit mir glücklich, froh sei euer Sinn,
Weil ich mit euch auch, Engel, glücklich bin.
Nehmt alles an aus Liebe, auch die Leiden,
Die Unannehmlichkeiten, Schwierigkeiten,
Nehmt alles an und achtet nicht des Spottes,
Weiht euch der Ewigen Schönen Liebe Gottes!
Sei glücklich! Ich, die Mutter aller Schmerzen,
Ich liebe dich, mein Sohn, von ganzem Herzen!
Wenn du von Gott empfangen eine Gabe,
Sei stolz und sprich: Von Gott ichs habe.
Ich geb dir meine Liebe, die du liebst,
Daß meine Liebe du den Andern gibst.-
Geliebte, betet großen Betern gleich,
Daß anbricht in der Welt der Liebe Reich!
Wie glücklich würden alle Menschen sein,
Wenn Ewige Liebe herrschte ganz allein!
Bejaht geduldig alle eure Leiden,
Laßt euch durch Leiden nicht von Christus scheiden,
Der doch geduldig ist zum Kreuz geschritten,
Für euch geduldig seinen Tod erlitten.
Tut auf die Herzen, Minner, laßt mich ein,
Ich will euch Königin des Herzens sein!
Ich werde euch zum Frieden und zum Glück,
Zum Schoße Gottes führen euch zurück.
Ich bin sehr froh, weil es sehr viele gibt,
Die sich mir weihen, mancher Mensch mich liebt.
Ich danke euch! Ihr habt euch nicht geirrt,
Mein Sohn, der Herr, der euch als Hirte führt,
Will euch durch mich besondre Gnaden geben.
Mein Sohn ist froh, schenkt ihr mir euer Leben.
Ich habe euch ja mehrmals schon gesagt,
Daß ich euch auserwählt, ich, Gottes Magd,
So wie ihr seid, ihr in dem Sündenfalle,
Denn ich, die reine Mutter, lieb euch alle.
Besonders danke ich von allen jenen,
Die lieben mich mit Seufzern und mit Tränen,
Die mit gebrochnem Herzen voller Schmerzen
Der Minne weihen sich in meinem Herzen...
Ich dank euch, daß ihr betet wie mein Orden,
Ihr seid mir lieber noch als lieb geworden.
Tut auf die Herzen aller Herzen Herrn!
Gebt was ihr fühlt, gebt was ihr leidet, gern
Und ganz der Gnadenmutter der Erlösten,
Ich will in jeglicher Versuchung trösten
Und euch mit Ruhe, Ja zu Gottes Willen,
Mit Glück und schöner Liebe ganz erfüllen.
Ich, Lieblinge, bedanke mich im Geist
Für alle Liebe, die ihr mir erweist.
Ihr wisst, Geliebte, darum seid nicht trübe,
Daß ich euch grenzenloser Liebe liebe!
Ich will, daß jeder pilgernde Geselle,
Der bei mir war an meiner Gnadenquelle,
Mir ein Geschenk im Paradiese weiht,
Das ist in Gottes Liebe Heiligkeit!
Ihr wisst, daß ich euch liebe, euch erkenne,
Daß ich für euch aus heißer Liebe brenne!
Geliebte, weiht euch ganz der Schönen Liebe,
Daß Ewige Schöne Liebe in euch bliebe.
Weiht euch nicht der Verliebtheit voll des Spottes,
Weiht euch allein der großen Liebe Gottes! –
Heut will ich alle meine Minner rufen,
Die stehen an der Himmelstreppe Stufen,
Euch rufe ich als Minneherrin süß:
Für mich entscheidet euch, fürs Paradies!
Ihr, liebe Söhne, wißt, seid nicht vergeßlich,
Ich lieb euch grenzenlos und unermeßlich!
Ich will, daß jeder wie ein Rehbock röhre
Auf Scheidebergen, ganz mir ganz gehöre!
So freuet euch! Ich leg euch an die Brüste,
Ich schenke euch von Herzen Jesus Christe!
Geliebte mein, ich liebe euch als Braut,
Ich will, daß ihr euch ganz mir anvertraut,
Daß jeder Minner sei mein Ehemann,
Daß ich ihn in die Liebe führen kann!
So betet um Erkenntnis, daß mein Eigen
Ihr seid, dann werdet ihr vor Wonne schweigen.-
Ihr sollt die Schönheit jener Menschen denken,
Die sich mir ganz mit ganzer Liebe schenken.
Gott sandte mich zu euch, vom Herrn Erlöste,
Daß ich euch führe, rate, helfe, tröste.
Ich danke sehr dem Schöpfer aller Dinge
Für diese Zeit, die ich mit euch verbringe.
Hier bin ich, meine Lieben, euch zu führen.
In Wonnen könnt ihr schon den Himmel spüren.
Ich, ich bin mit euch, jetzt und alle Zeit,
Und euer Leid ist auch der Mutter Leid.
Geliebte, Zärtlichkeit des kleinen Christe
Sei mit euch von den Höhen meiner Brüste!
Ich liebe euch mit schöner Minne süß
Und führe alle euch ins Paradies!
So freuet euch und seid nicht mehr betrübt,
Weil Gott, die Ewige Liebe, ganz euch liebt!
Ich bin euch nahe, Minner, makellos
Geliebte, lade euch in meinen Schoß.........







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