[Inhalt]

SONETTE DER MINNE

Von Peter Torstein Schwanke

(Um Pfingsten 2004)



HONIGMOND

1

Wohl schrieb ich schon, o Freundin, von der Jugend
Und ihrem honiggoldnen Paradies,
Doch in Erinnerungen Freuden suchend
Gedenk ich wieder dein, denn du warst süß.

Du tratest wie ein Licht des Himmels ein
In meine traurige, in meine Nacht,
Wie eine Göttin du im Glorienschein
Du tratest in die Seele selig-sacht.

Dann schwandest wieder du als wie ein Traum
Und mir blieb nur der Sehnsucht süße Träne,
Gebannt von der Bezauberung Magie.

Du, Schöne, bist geboren aus dem Schaum
Der Fluten, wo Paris durchströmt die Seine,
Geliebte, Notre Dame de Clichy!


2

La France! Betret ich deinen Mutterboden,
Dann werde ich die Jungfraunerde küssen!
Einst sang ich dir der schönen Liebe Oden
An deinen Meeresbuchten, deinen Flüssen;

Nun sing ich dir das Lied der Mnemosyne
Als der Erinnerung ans Paradies.
Orange! Ewige Tragödienbühne
Sah die Passion der Jungfrau! Todschön, süß

War ihrer Wangen purpurrotes Sterben
In keuscher Scham auf weißem Mondgesicht.
Wir denken dein beim abendlichen herben
Bacchantischen Gelage. Alles spricht

In des Erinnerns festlicher Begehung,
Versunkene, von deiner Auferstehung!


3

Weingärtner fahren durch das Abendland
Und suchen für die Ernte fromme Hände.
Der Sonne weißes Feuer ist entbrannt
Sehr fruchtbar überm trunknen Weingelände.

Wir aber tanzen mit dem Pilgerfuße
Und mit der Venusmuschel an dem Hut
Im Benedeien unsrer Göttin Muße
Ans Mittelmeer und seine milde Flut.

Wir gingen durch das Tor von Montpellier
Zum Lyoneser Golfe. Gleich der Frucht
Des Lebens lagst du prangend an der See,
O Meergeborne, an der Meeresbucht,

Vom Licht des sommerlichen Südens schwer,
Wohl bei Les-Saintes-Maries-de-la-mer!


4

Was hat Kyrill zu schaffen denn, der Slawe,
Mit deinem Goldenen Äon, La France?
Was Venus, Juno und Minerva Ave
Singt der Poete aus der Renaissance

Britanniens im Gelobten Land der Franken?
Weil wir im Mittagsschatten uns bemühn
Um Fruchtbarkeit im Reiche der Gedanken!
Nachts aber trinken wir im Clair de la lune

Das Licht des Himmels! Mildes Sommerwetter
Sah Luna in dem Bett des Himmels dösen,
Da seligtrunken sie vor Wonne schwieg.

O Jugendland, da erzarchaisch Götter
Dir lächelten, glückselig und antik,
Begehrtest du: die Liebe soll dich lösen!


5

Gott hat gebauet trunkene Gelände,
Wo fruchtbar ist die pralle Rebe schwanger!
Wir tanzen sommerlicher Sonnenwende
In Bacchanalien übern grünen Anger,

In Prozessionen für Dionysos
Mit süßem Brot und Freudenbringer Wein!
Natur eröffnet ihren Gnadenschoß
Und Geister wallen um das Felsgestein

Und Echo und Narzissus lieben sich
Zum heimlichen Gesange der Zikade,
Die Muse tritt zum träumenden Arion.

Da die Geliebte schläft allein, bin ich
Vom Himmel inspiriert und Geistesgnade:
Die Jungfrau lacht dem pilgernden Orion.


6

Archaischem Idole warst du gleich,
O Freundin, aber doch von Fleisch und Blut,
Ein Weib in Wortes Vollsinn, warm und weich,
Ein schönes Ebenbild dem Höchsten Gut!

Endymion von Karien auf Latmos
Die Göttin schmeckte in des Kusses Wonne!
Der Seher aber wanderte nach Patmos
Und sah die Jungfrau im Gewand der Sonne!

Weisheit in künstlerischer Architektonik
Ersonnen hat der Rebenhügel Kranz,
Das Paradies, da Sie Ihr Wort gesprochen!

Wir feiern Weisheit nun bei Milch und Honig
Und tanzen weinestrunken Freudentanz,
Da du das Innere des Brots gebrochen.-


7

Wir badeten in einem grünen See
Zur Reinigung vor einem weißen Felsen
Und ruhten in des Sandes lichtem Schnee.
Einmal das ganze Leben umzuwälzen

Ruft Gott uns ins Mysterium der Nacht,
Wo in der Ferne locken Freudenfeuer.
Die Nacht in ihrer mütterlichen Pracht
Barg uns im Mutterschoße ungeheuer.

Da ich das Göttliche gesucht, ersehnte
Die Himmlischen mit ihren Geistesgaben,
Ob Gott, der alte Gott in mir beginnen

Ein ewges Leben wollte – Dunkel dehnte
Die Nacht sich wundersam, da Engel haben
Gesagt zu mir: Das Göttliche ist innen!



BEKEHRUNG

1

Ich habe Gott gefunden, Jesus! Ich
Befreit ward aus ägyptischem Gefängnis,
Als Anna Katharina Emmerich
Geweissagt von der Lieben Frau Empfängnis

Im Lichte durch den Gruß von Gabriel:
Gegrüßet, Jungfrau! bist von Gott erkoren!
Da sie in Bethlehem in dunkler Höhl
Als unverletzte Jungfrau hat geboren

In Armut unsern armen Jesu Christ,
Ein nacktes Kind lag Gott im Krippenstroh,
Der seiner Menschenkinder Bruder ist,
Des waren Magier und Hirten froh

Und benedeiten Himmlische hienieden:
Den Menschen guten Willens Gottes Frieden!


2

Einst lauscht ich Orpheus, Arion und Linus
Und hatte von Homeros Göttern Kenntnis.
Nun aber lauscht ich lieber Augustinus
In den Geständnissen und dem Bekenntnis.

War auch gewandert in dem Okkultismus,
Da ich vor dichter Finsternis nichts sah.
Nun strahlte Wahrheitslicht des Katholizismus
Durch ihn, den Bischof der Ecclesia.

Ich lauschte dem Bekenntnis und ich sah
Die Weisheit des Gesegneten und weiter
Den Geist als Meeresflut und Monica
Hinan ihn führen auf der Himmelsleiter –

Denn rastlos ist das Herz, o Höchstes Gut,
Bis es in dir, o Herr, o Gottheit, ruht!


3

Das Evangelium nach Klopstock las
Ich, der sonst las die alten Odyseen.
Mit Salem ich an Sions Hügel saß
Und ging mit Orionen, die sich drehen

Auf den Befehl Jehowah’s, der gebot
Im Donner von der Herrlichkeit des Throns
Das Sühneleiden und den Opfertod
Des Retters, seines eingebornen Sohns;

Der starb! und auferstand im Morgenlicht
Und trat zu Miriam von Magdala,
Der ist der Richter in dem Weltgericht,
Da seiner Heiligen Hallelujah

Lobpreist Messias triumphaler Psalmen –
Wo Klopstock geht mit Cidli bei den Palmen.


4

Es war ja in der Mitte meines Lebens,
Da ich verirrte mich im dunklen Saal,
Des Waldes Wirrnis; alles war vergebens,
Dämonisch, weltlich, fleischlich, infernal!

Da trat der Dichter zu mir, den Lucia
Und Rahel und die selige Beatrix
Gesandt und die barmherzige Maria,
Die zur Dreifaltigkeit ist Mediatrix.

Bußfertig las ich seine Worte, süß
Der neue Stil, der sang vom Paradeis,
Ging mit Beatrix in das Paradies
Zu Gottes Antlitz Sphärenkreis um Kreis,

Als mich der Blitz traf aus dem Himmelstore –
Anbetender ich stammelte: Amore...


5

Was dachtest du, o Weisheit, Königin
Sophia, mir zu künden? Ich bin doof!
Ich sehe Gott nicht schimmern in dem Zinn
Wie einstens Böhme sah, der Philosoph.

Der Mensch geworden durch die Maid Maria,
Ist aller Jüngerinnen Brautgemahl,
Ist Jüngern als die göttliche Sophia
Jungfräulich Braut in freier Gnadenwahl.

Dem Vater aller Schöpfung wir geweiht,
Von dem der Geist ausgeht und von dem Sohn.
O Allerheiligste Dreifaltigkeit,
Personen drei in Einer Gottheit Thron!

Aurora ew’ger Weisheit glühend tagt –
Vor der des Geisteskindes Geist versagt.


6

Daß rasend Roland ritt den Hippogryphen
Und ward vor Minnewahnsinn wild und dumm,
Das las ich einst; doch nun die Apokryphen
Von Jungfrau Thekla aus Ikonium.

Wie sehr auch warb aus dieser Welt der Freier
Und um die Maid im Liebeswahnsinn tobte,
Die Jungfrau lieber trug den Jungfraunschleier,
Daß freie sie der göttliche Verlobte!

Denn Paulus predigte Ikonium
Den Christus, seines Testamentes Pakt
Von Gott und Mensch! Und im Martyrium
Bot Jungfrau Thekla sich, zur Marter nackt,

Getauft, sich zur Verlobten Jesus an,
Dem Bräut’gam, wahrem Gott und wahrem Mann!


7

Anima mea, Jungfrau, jubiliere!
Preist Gott den Herrn, Plejaden und Orion!
Die Königin in ihrer Zierat Ziere
Liegt hingebettet still, die Tochter Zion.

Apostolat um sie und Geisteswind
Und Lobpreis singt der Himmlischen Gewimmel
Um Jene, deren Seele wie ein Kind
Ihr Sohn und Vater Jesus hebt zum Himmel!

Den Körper rühr nicht an, die Bundeslade,
An Usa denk bei festlicher Begehung.-
Der Jungfrau Leib, so rein wie weiße Jade,
Ward im Voraus zuteil die Auferstehung!

Immaculata, dich dem Herrn vermähle,
Im Himmel, Königin, mit Leib und Seele!



HEIMSUCHUNG

1

Was Heiden deuteten als Dom der Sonne,
Wenn in der Wende blickt der Sonnensohn,
Ward mir zur Kirche meiner Minnewonne
Und christlichen Passion!

Getürmt hat Gott die stolzen Felsensteine
Als Wächter an dem stillen Schwanensee,
Wo ich vergebens meine Sehnsucht weine
Der Maid im Kleid wie Schnee.

O Schwanenjungfrau, lilienweiße Feie,
Ich starb durch das Verhältnis deiner Seele
Wie Uria in Rabba!

Gekreuzigt und gestorben, ich noch schreie
Als Toter in der finstern Grabeshöhle
Zu Abba, Abba, Abba!


2

Wahnsinnig ward ich durch der Minne Jammer
Und ging im Schmerz durchs Purgatorium,
Mein Leib verlassen lag in dunkler Kammer,
Ohnmächtig, matt und stumm.

In Neugeburt die Seele ward zum Schatten
Und schwebte durch die Nacht zu Gottes Thron,
Da sich im Wahnsinn Licht und Schatten gatten,
In himmlischer Vision.

Allein die Seele an dem Jenseitsorte
Sah aufgetan die enge Perlenpforte
Der Stadt Jeruschalaim,

Wo Beistand war der liebe Sohn Marias,
Gab in der Welt mir zum Geleit Messias
Den Engel Mahanaim.


3

Wie oft gedachte ich der Gratia plena
Und grüßte meine Königinne Salve!
Da schaute ich die Freundin Magdalena,
Von Magdala die Malve!

Wo Simon Petrus wandelte am Meere,
Auftauchte aus dem weißen Schaum der See
Genezareth die Herrliche, die Hehre,
Maria Magdale!

Die mystische Gemahlin mir im Traume
Erschien, die Venus Christi aus dem Schaume
Der Paradieseslust!

Sie riß den Minner in dem Abenteuer
Des Jenseits durch das heiße Fegefeuer
An ihre Göttinbrust!


4

In Mahanajim Honig, Brot und Butter
Fand Ritter David an des Wildbachs Saum.
Vom Fasten geistig sah die Gottesmutter
Der Gottesmann im Traum.

Wie eine Feenkönigin im Schleier
Aus Gottes Ewigkeit erschien die Maid,
Dem Ritter auf des Glaubens Abenteuer
Sie stillte all sein Leid!

Wie sehr du auch gelitten, Jesu Jünger,
Dein Tag Gethsemane dir war, Golgátha,
Das Herz dir minnewund –

Nachts kam die Gottesmutter, Immaculata,
Und legte leise dir den Gandenfinger
Alltröstend auf den Mund...


5

Prophane Herrin, weltliche Madonne
Erwürgte mich durch ihrer Minne Geiz!
Ich lag darnieder – Tod war meine Wonne –
Genagelt an das Kreuz!

Todschatten meine Seele mir beseelend,
Ich schrie im Schattental zu Zebaoth
Aufheulend heiß aus bitterlichstem Elend
Um einen baldigen Tod!

Ich schlug in meiner grenzenlosen Trauer
Den wehverwirrten Schädel an die Mauer!
Der Tod erschien als Reiz –

Glorreich wie eine bräutliche Madonne
In Ewigkeiten Paradieseswonne –
Mir, da ich hing am Kreuz!


6

An Frieslands Archipel – o stella maris! –
Mit seinem Schwane zog der fromme Sohn
Zum dunklen Dom, wo lächelte Eucharis
In stiller Kommunion.

Zu schauen und zu schmecken Gottes Güte
Gab Sie, die römische Ecclesia.
In dir, o Seele, Gottes Seele hüte
Durch Christus‘ Hostia.

Im Todesschatten ich – der Herr mein Leben,
Ließ mich der Liebe Mahl glückselig schweben
Ins Paradies verzückt!

Wollt auch der Tod das Gottesbild verschandeln –
Ich bin trotz allem, durch des Weines Wandeln,
In Ewigkeit beglückt!


7

Heut nacht will ich sie mit dem Schwerte schlagen
Und niemand ihre Wunden soll verbinden! –
O Schrecken Gottes! – Satan will mich jagen
In finstern Todesgründen!

Ein neues Lied singt Gott dem Herrn, zu loben
In alle Ewigkeit den Jesus-Namen! –
Ich schrei zu Jesus, wenn die Teufel toben:
Herr Jesus Christus, Amen!

.......Gott fand dich dazumal im Blute liegen
Und sprach bei sich: das Menschenkind soll leben
Als wie die Lilienblume!

Der Geist ließ nicht den Mörder Satan siegen!
Ein Danklied sing ich nun in allem Streben,
O Gott, zu deinem Ruhme!



DIE SCHÖNHEIT

1

Ich brauche eine Herrin, anzubeten
Das weibliche Gesicht der Gottheit, Liebe!
Nur darum, Frau, bin ich zu dir getreten,
Zu Gott gequollen sind die Lebenstriebe,

Als ich in meiner Schwermut, meiner Trübe,
Dich nach den charismatischen Gebeten
Im Haine sah, als ob das Schicksal hübe
Frau Eva wieder aus dem Garten Eden

In diese Gegenwart, da du, o Herbst,
Das braune Haar, die Scharlachlippe färbst,
Da mir Liebfraue wird die Mutter Erde.

Und ich, in meinem Schwall und Drang,
Zu der Erfüllerin der Sehnsucht sprang –
Du wehrtest mir in schüchterner Gebärde.


2

Wenn ich dich glühen in dem Sessel seh,
Madonna, Flammen aus verliebtem Herzen
Erröten dir im Antlitz, holdes Reh,
Du Heilige, die ich in meinen Schmerzen

Verheißung höchster Wonne nenn, im Weh
Bin ich entflammter als die Bienenkerzen.
Du aber nahmest mich, im kühlen Schnee
Mit Schneeball über Schneeball schön zu scherzen.

Auf deinen langen braunen Wimpern seh
Zerstäuben ich den lichten Flockenschnee,
Ob Grazien auf deinen Wimpern sitzen.

Du schüttelst aus der hennabraunen Locke
Den weißen Schleier einer kühlen Flocke,
Doch flammend deine blauen Augen blitzen!


3

Ob mich auch tausendmal das Schwert durchdringe
Und ich den Becher leer, den Trank der Leiden,
Als Dornenvogel ich die Blüte singe,
Die holde himmlische, in Blütenseiden,

Es träuft noch Balsam von des Engels Schwinge
Und einmal muß Frau Schwermut von mir scheiden!
Glückseligkeit fand ich auf Balderinge,
Auf Baltrums Eiland wandelten wir beiden

Wie Josef und Maria Hand in Hand,
Wo im verschlafenen Dornröschenland
Sich unsre Schatten zärtlich fast berührten –

Und ich des nachts vor keuschem Rosenkranz
Im Himmel war, da deiner Schönheit Glanz
Mein Geist und meine Seele selig spürten!


4

Nach herzverschlossnem Winter kommt die Sonne,
Und ich, den lang durchbohrt die scharfe Lanze,
Tauch aus der Frostigkeit und kaltem Glanze,
Neu Leben quillt aus dunklem Abgrundsbronne,

Frau Mai erscheint in minniglicher Wonne
Und meditiert zum weißen Rosenkranze
Den Minnesang der freudigen Madonne,
Da ich, wie David vor der Lade, tanze!

Da warest du in mystischer Vigilie
Des Orients Verheißung, Chinas Lilie,
Jungfräulich, immerjugendlich und keusch!

Da mir in marianischen Gebeten
Im Herzen aufging o dein Garten Eden –
Und meine Gottheit wandelte im Fleisch!


5

Zum Frieden rief die mystische Muslima
Und in das Paradies des Himmels Haura,
In Glorie, des Orientes Aura
Der Morgenröte warest du Sulima,

Suleika mir, und führtest, Diotima,
Zum Paradies, da Zephyr blies und Aura,
Die Frau des Morgensterns, aus Paphos-Ktima,
In Edens Gärten, wo du rein, wie Laura,

Erschienest, Göttin du im Paradies,
Da du getanzt des Orientes Tanz
Vor Gottes Thron als Stern des Morgens, Venus!

So träumte ich.- O weh mir, Nazarenus,
Wie starb ich an dem Kreuze durch den Spieß!
Wie sank ich in den roten Rosenkranz!


6

Ob du des Vaterlandes Schönste seist,
Du Stadt am Neckar mit berühmter Brücke,
Gewärtig Hölderlins und Goethes Geist
Als Genius umsauste mich, Werkstücke

Von Romas Geist, da tat ich tiefe Blicke
In die Archaik, da die Muse weist
Die Weisheit – da erschien zu meinem Glücke
Die Fraue, die Allköniginne heißt,

Allkönigin im Mantel dunkelblau
Wie Nacht im Kosmos, wandelt in der Ferne,
Dem Herz des Alls, dem Herzen Jesu zu!

War das Maria? Oder, liebe Frau,
Die Frau, die wandelte von Stern zu Sterne
Zu Gottes Gnadenthrone – warst das du?


7

Madonna – ward ich doch dein Zimmermann,
Da Gott als Dritter war in unsrer Mitte!
Wir auferbauten die verfallne Hütte
Von Zion, Tochter Pharaos! Sodann

Den Himmel ich auf Erden schon gewann,
Mit dir zu sein zusammen, deine Schritte
Zu sehn in den Sandalen, meine Bitte
Des Liebesbundes dir zu tragen an! –

Du schneitest wie ein Engel, rein wie Schnee,
Als Himmelswonne mir ins stille Weh
Und warest wie die Hostie mir süß. –

Sankt Evelin und Jesu Kommunion
Dich, Seele, führten zu dem Gnadenthron,
Denn deine Heimat ist das Paradies!


MEINE MUSE

1

Sah Homer die schöne Helena,
Lalage Horaz und Lydia,
Sah Ovid die Ehefrau Corinne
Und Catullus Lesbia in Minne,

Dante Beatrice goldner Aura
Und Petrarca seine Donna Laura,
Sidney seine Stella, Stella Maris,
Und Ben Jonson seine Lady Charis,

Sah Novalis seine Blume blau,
Goethe auch sein Ideal der Frau,
Paul Claudel Proezza, sah er sie,
Und die Mutter Eva Charles Péguy,

Singe ich Maria voller Minnen,
Wird mein Ideal den Kampf gewinnen!


2

Priester fragte ich nach Unsrer Fraue,
Aber ich gewann nur Tränentaue,
Weil ich keinen Minner fand der Keuschen
Unter Katholiken, arme Deutschen!

Einer, Priester Jesu Nazarenus,
Warnte einzig vor der Göttin Venus,
Warnte mich, wenn ich den Kult beginne
Einer Mystik der Marienminne,

Und ein anderer, der Kirche Sohn,
Alter Narr der polnischen Mission,
Sprach von Mutti, der man gern vertraut,
Als ich fragte: Ist Maria Braut?

Und ein dritter, hilflos, wies allein
Mich zum Papst, der spricht: Ich bin ganz Dein!


3

Also ging ich in das Reich der Rosen,
In das Weingelände der Franzosen,
Fand bei Mystikern im Land der Franken
Wahrlich marianische Gedanken!

Nämlich Vater Grignion de Montfort
Pries sie Paradieses Perlentor,
Der wir uns in Ganzhingabe weihen,
Um durch sie den Ewigen zu freien!

Und mit Liebesglut der Seraphim
Lehrte Weisheit Bruder Ephraim,
Wie sich Bräutigame wählt die Maid
Für die Heiligste Dreifaltigkeit!

Vierge Marie, plus belle des femmes, épouse –
Also ist Maria meine Muse!


4

Meine Brüder sind nicht bei den Deutschen,
Die nicht singen Lobgesang der Keuschen,
Die nur Ideale singen kantisch
Oder Blumen namenlos romantisch.

Beatrice ist, die makellose,
Meine Mutter und die Mystische Rose
Und die Tochter ihres Sohnes übe
Ich zu singen und die Schöne Liebe!

Eva meine Mutter ist, ich bin
Sänger der Geheimniskönigin,
Ich bin Nachtigall, sie ist die Rose,
Der der Sänger weiht das Land von Beauce.

Mir gab Petrus Weisheit durch das Dogma,
Daß ich singe, Braut und Mutter, Chokma!


5

Widerhall erklingt in meiner Brust,
Lausch dem Rauschen gern der Waldeslust;
Sing nur süß, o Sänger, sing nicht bitter,
Bist der Gottesmutter Minneritter.

Lausche gern der Poesie und Prosa,
Rosa Blanka lausch ich, Rosarosa,
Lausche gern dem Leben der Madonne
Nach der mystischen Vision der Nonne.

Lausche gern der Sehnsucht nach Sophie,
Innerem Gesicht von Sankt Marie,
Die erscheint in blauer Blume Bilde,
Redend mit der Stimme der Mathilde.

Lausche gern dem Lobgesang der Rosa
Mystica, der Mater Gloriosa.


6

Einzig steh ich da im Reich Germanien!
Nur die Turteltauben in Kastanien
Und auf Osterweide Lamm und Schafe
Hören meine Glocke läuten: Ave!

Wird mich lesen Südamerika
Oder gar das Eden India
Oder pflanzt der Muse Aetherdom
Vor den Petersdom das Ew’ge Rom?

Lesen wird Madonnas Minne-Laich
Frau Ecclesia im Friedensreich,
Währt mein Ruhm, wie heut ich offenbare,
In dem Friedensreiche tausend Jahre!

Die vergaßen Sie, die Gott geboren,
Sind vergessen dann, die deutschen Toren!


7

Tausend Jahre wartete Marias
Unbefleckter Spiegel des Messias
Auf den Lobgesang zu ihrem Ruhme!
Gott sprach: Werde gleich der Lilienblume,

Künde bis zum Ende dieser Erde
Tochter Zions Glorie und Zärte!
Also rief Messias aus dem Nichts
Den Mann des marianischen Gedichts!

Denn, wer Lobpreis singt Marien Thron,
Der singt Lobpreis auch Marien Sohn!
Also inspirierte Sang im Busen
Sankt Maria, Königin der Musen,

Daß ich Lobpreis werde ihrer Glorie,
Welche spricht, Marie von Medjugorje!-



MEIN STOLZ

1

Maria! Löwen ziehen deinen Wagen,
Du mächt’ge Löwenmutter!
O nimm mich mit bei deinem Beutejagen,
Gazellen reiß zum Futter!

Allmächtige Fürsprecherin bei Gott
Im Löwenthron, o Herrin!
Bewahre mich vor falscher Welt und Spott
Durch jede eitle Närrin!

O Herrscherin! Dir einzig will ich trauen,
Beherrsche mich! Doch sollen nicht die Frauen
Beherrschen deinen Sklaven!

Wenn Frauen meinen Mannesstolz entmannen,
Wir kämpfen, diese falsche Welt zu bannen,
Gottlose Welt zu strafen!


2

Was schaust du, Narre, nach den leeren Bronnen
Und trockenen Zisternen
Und der Unliebe weltlicher Madonnen
Mit kalten Augensternen?

Und siehst sie nicht, du Narr, die volle Quelle
In Fluten-Überflüssen?
Da darfst du schlürfen, dürstender Geselle,
Und frische Wasser küssen!

Von den verschlossnen Herzen voller Haß
Den Sinn abwend, die Närrinnen entlaß
Und deiner Trübsal Trübe!

Wenn sich Frau Welt verschließt in Haß und Zorn –
Steht in der Gottheit offen dir der Born,
Die Quelle ew’ger Liebe!


3

Im Herzen brennt dein Namen, Göttin, heiß!
Du heißest Elohim!
Anbetung dir und Ruhm und Lob und Preis!
Es sinken Seraphim

Aufs Antlitz, strahlst du auf im Himmelreich,
O Gottheit, Gottheit, Jahwe!-
Ich stürze in den Staub, an Demut reich,
O Gottheit, als dein Sklave!

O Weisheit, meine Göttin! Du bist groß,
Bist strahlend, unbefleckt und makellos,
Ganz jung und rein wie Jade!

Geist! Liebesflamme! Alles in mir schreit
Zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit,
Der Göttlichen Triade!


4

Ha! Sollen Frauen herrschen oder Kinder,
Gottlose, über dich?
Sei Löwe, Ritter, König, Überwinder
Und hüt in Gott dein Ich!

Soll Torheit spannen dich vor ihren Karren,
Ausstellen dich dem Spott?
Wenn dich verspotten Närrinnen und Narren,
Gedenk, du eignest Gott!

Du laß dich nicht verbittern, wenn auch bitter
Die Liebe ist! Du aber bist ein Ritter
Im Heer der Unbefleckten!

Verlaß Frau Welt mit ihrem stumpfen Krampfe!
Du, Ritter, folg heroisch in dem Kampfe
Dem Herrn, dem Auferweckten!


5

Du trugst das Kreuz des Lebens, deine Bürde,
Mit Christus hingst am Holz!
Freund nennt dich Jesus, das ist deine Würde
Und demutvoller Stolz!

Du trankst mit Christus aus dem gleichen Becher
Den bittern Liebestod!
Dein Herz dem Bräutigam den Zedernfächer
Das Leid zu kühlen bot!

Du, dem Allmächtigen allein vertraut,
Bist Jungfrau, Seele, eine Jesusbraut
Bist du, o Anima!

O Mann, in männlicher Berufung flamm
Für deine Königin, o Bräutigam,
Maria Domina!


6

Ah! Jubel und Triumph auf jeder Wolke,
Die Königin erscheint!
Ein jeder Geist kniet tief im Himmelsvolke
Und Freudentränen weint!

Cheruben, Selige und Seraphinen
Vor ihrer Herrin knien,
Sie schwören alle, ewig ihr zu dienen,
Vor der die Teufel fliehn!

Ich triumphiere mit! Der Bundeslade,
Allheiliger Jerusalem von Jade,
Ich diene als ein Christ

Und singe zu dem Rauschen stolzer Palmen
Und bin mit meiner Harfe voller Psalmen
Der Herrscherin Psalmist!


7

Der Herrin Sieg, das ist der Sieg der Minne,
Wie ich zutiefst erkenne,
Denn das will meine Herzenköniginne,
Daß ich von Liebe brenne!

„In Demut sei du stolz, ein Überwinder,
Sei stolz auf deine Schmerzen!
Die Menschen alle lieb als deine Kinder
Mit meinem Mutterherzen!

Die Guten sollst du lieben und die Bösen,
Die Gottheit will die ganze Welt erlösen
Und all mit Wonne füllen!

Die Frauen aber – das ist mein Begehren,
O Mann – die Frauen sollst du alle ehren
Allein um meinetwillen!“



TRÖSTERIN

1

Nun kommt der Trost, die Tröstung kommt durch dich,
Des Geistes Balsamstaude!
Dein Balsam-Mantel legt sich sanft um mich,
Du Sanfte, du Vertraute!

Dein Mantel trieft von Balsam, Salbenöl,
Du Staude der Balsamen!
Ein duftigsüßer Weihrauch meiner Seel,
Aroma ist dein Namen!

Du meiner Seele innres Himmelreich,
Madonna, o Regina Angelorum,
Die du mich dir erlost,-

Durch deine Huld ist Gott mir gnadenreich,
Maria, Consolatrix Afflictorum,
Gequälter Seele Trost!


2

Beschämt senkt meine Muse ihre Leier
Vor lauter Demut bang,
Denn sie vermag nicht würdig deiner Feier
Zu singen Lobgesang.

Die du das Wort geborgen, Bundeslade,
Du gibst aus Überfluß
Von Jungfraunhuld und Gottesmuttergnade
Mir deinen Musenkuß!

Noch steckt im Herzen mir das Schwert, das scharfe,
Da heb ich schon zum Himmel meine Harfe,
Und meine frommen Musen

Besingen auf des Gottesberges Stätten
In inspirierten Huldigungs-Sonetten
Das Herz in deinem Busen!


3

O Gottesmutter, himmlisch ist dein Wandel,
Dein Liebreiz voller Charme,
Hüllst du mich ein in den Madonnen-Mantel
Und mütterlichen Arm

Und läßt mich trinken Trostmilch deiner Brüste,
Der Galaxieen Tau,
Ist mir, ich ruhe an der Freuden Küste
Mit dir, o Liebe Frau!

Das Weltall glänzt von deiner Milch, o Mutter,
Dein Busen ist ein Reich von Seim und Butter,
Des Busens Purpurwarze

Stillt deinen Säugling, Jungfrau, mit Balsamen,
Hüllt selig ihn, o Dame aller Damen,
Dein langes Haar, das schwarze!


4

Du Himmel meiner Seele! Durft ich saugen
An deiner Brust den Trost,
Allmütterlich der Schimmer deiner Augen
Mich liebevoll liebkost!

Ob schwarze Perlen, Onyx, schwarze Jade –
Wie Mutter Nacht dein Blick,
Barmherzig, liebevoll und reich an Gnade,
Gießt in die Seele Glück!

Verzeih der Leier müßigleichtes Klimpern.
Verehren will ich deine langen Wimpern
Und deiner Tränen Tau –

Des Mitleids Tränen, des Erbarmens Schauen,
Du Schönste aller Schönen, Frau der Frauen,
Du meine Liebe Frau!


5

Laß huldigen mich deiner weißen Hand,
Die ruht auf meinem Haupt,
Gibt Christi Frieden über den Verstand
Der Seele, die geglaubt.

Ach, quälen die Gedanken im Gehirn
Und sind des Friedens bar,
Streicht, Mutter, deine Hand von meiner Stirn
Mir das verwirrte Haar.

Du tatest deine weißen Hände legen
Mir auf das Haupt, zu spenden Gottes Segen
In Gnadenüberflüssen!

Drum ich mein Lied zu deinem Lobe wende
Und will in Huldigungen deine Hände,
Liebfraue, minnig küssen!


6

Mit Scherben schnitt mich scharf die schlimme Feindin,
Die Ursach meiner Qual –
Die Himmelskönigin ist meine Freundin
Und ich ihr Brautgemahl!

Ist meine Braut die Himmelskönigin
Und tut mich nicht verachten
Wie sonst die Frauen! Jahwe’s Ritterin
In allen Seelenschlachten

Ist Führerin der Heeresscharen Engel
Und Himmlische der kämpfenden Gemeinde,
Die zu mir niederstieg!

Drum, Herz, laß das erbärmliche Gequängel!
Die Freundin überwindet deine Feinde
Mit Ihrer Liebe Sieg!


7

Du mystische, du makellose Rose,
Kein Gift in dir, kein Wermut,
Ganz Süße, Selige und Sündenlose,
Erbarmst dich meiner Schwermut!

Ich war ein Wurm, kein Mensch – in armer Demut
Ersehnte ich dich Große,
Gebenedeite Stillerin der Wehmut –
Du stilltest das Getose

Der Leidenschaften aufgewühlten Flut,
Des Lebens und der Liebe Leidenswut!
Nun ruh ich kummerlos

In deiner Minne wonnevollen Macht,
Wie Jesus, in der mystischen, der Nacht,
Maria, dir im Schooß.



TAGELIEDER

1

Die Nacht ist schön, o Fraue,
Ist mystisch und geheim,
Da ich im Tränentaue
Sing deiner Minne Reim.

Der Mondin goldner Seim
Träuft auf die blaue Blume,
Singt jeder Lebenskeim
Zu deinem Frauenruhme.

Wir ruhn im Heiligtume
Als wie in einem Kutter.
Du tiefe Ackerkrume,
Du unbesamte Mutter!

Mög uns der Wächter nicht
Erwecken und das Licht!


2

In deinem Frauenherzen
Und Garten blüht kein Wermut.
Ich minne dich in Schmerzen
Und dichterischer Schwermut.

Die Sterne lächelnd scherzen
Und bleibt doch alles Nacht,
Geweihter Osterkerzen
Gefunkel flammend lacht.

Ich schmelze und ich schmacht
Vor deiner Minne, Fraue.
Ich sinke selig sacht
Von Nacht zu Morgengraue

In lieber Träume Born.
Blas, Wächter, nicht das Horn!


3

Der Schmerzen Schwert, das scharfe,
Steckt schneidend mir im Herzen!
Doch heb ich nachts die Harfe
Und sing der Schwermut Schmerzen!

Es schaun die Sternenkerzen
Von ferne durch das Dunkel.
Ich seh in deinem Herzen
Den ewigen Karfunkel

Mit rosigem Gefunkel
Beseelen dich, du Söte!
Der stillen Nacht Gemunkel
Schweigt vor der Morgenröte.

Du willst dich huldreich neigen
Zu meinem mystischen Schweigen...


4

Wie licht sind deine Glieder,
Wie fruchtbar deine Brust!
Ich sing dir Liebeslieder
In wehmutvoller Lust.

Ist alles Hauch und Dust,
Bis auf das zarte Zeugen
Der Liebe, unbewußt
Bewirkt im tiefen Schweigen

Vor deiner Gnaden Neigen
Mit süßem Musenmund,
In süßer Minne Reigen
Auf süßem Herzengrund.

So wollen wir uns küssen,
Ob wir auch scheiden müssen!


5

Ich fürchte Vogelsang
Im glühen Morgenrot!
Zu scheiden bin ich bang,
Denn Scheiden ist der Tod!

Im süßen Abendrot
Sang Ave leis die Glocke.
Die Nacht mir Minne bot,
Als ob mich Jesus locke!

In deiner schwarzen Locke
Lag lässig ich gebettet,
Du weiß wie Schnees Flocke,
Hast mich ans Haar gekettet.

Nun aber, weh der Nöte,
Zum Scheiden ruft die Röte!


6

Wie selig ist die Nacht
Mit ihrer süßen Stille,
Da weiß die Jungfrau lacht
In mütterlicher Fülle!

Die Liebe ist dein Wille,
Der Liebe glühes Feuer!
Du hüllst dich in die Hülle
Und transparenten Schleier.

Das ist ein Abenteuer
Der frommen Ritterminne.
Ein Schüchterner und Scheuer
Werd ich der Schönheit inne.

Bald aber, hör, ich klag,
Bald kommt der öde Tag!


7

An Rosenkranzes Kette
Und fromm bei Brot und Wein
Ich lag in meinem Bette
In seligem Verein!

Wie keuscher Mondenschein
Umgab mich mild die Maid,
Da ich vor Wonne wein
Und vor Glückseligkeit!

Im seidenweißen Kleid
Klar leuchtet deine Brust!
Dem Schoße bin geweiht
In voller Minne Lust!

Nun spotte, du Verächter,
Nun scheide uns, du Wächter!




TOTUS TUUS

1

Was ist der Mensch? Materie und Geist!
Ist Fleisch und Blut, ist Seele, Herz und Hauch!
Ein Bild des Logos, Bild Sophiens heißt
Isch Adam, Ischa Eva; aber auch

Der Mutter Erde Kinder, Fleisch und Blut.
Darum die Weisheit, die die Wege weist,
Der Menschlichkeit gemäß mit Gnadengut
In irdischer Gestalt den Menschen speist.

Der Taube und der Mutter Erde Brut
Bedürfen der barmherzigen Gebärde
Des Geistes, also daß der Liebe Flut
Vermittelt kommt den Kindern dieser Erde;

Dies Mittel nennt man Sakrament, jawohl,
Realgeschöpfen ein Realsymbol.


2

Wer weiß es, Gottheit, wie du Menschen labst,
Wenn sie glückselig sind im Paradies?
Das sagt allein ein Heiliger, ein Papst,
Der uns die Wege deiner Weisheit wies.

Isch Adam war das neue Leben süß,
Als er in Armen Ischa Eva fand.
In ehelicher Einigung ergieß
Die Gnade Gottes, Geist, auf alles Land.

Die Ehe Edens in dem Gnadenstand
Ursakrament der Schöpfung Gottes heißt.
Da Adam ging mit Eva Hand in Hand,
In ihrer Mitte wandelte Gott Geist

Durchs Paradies auf schöner Liebe Spur,
Ich bin, im Sakramente der Natur.


3

Ach, nach dem Sündenfall wars nicht mehr so!
Die Menschen waren, wehe, Gottes müd!
Zum Zeichen aber liebte Salomo
In minniglicher Weise Schullammyth!

Jehowah warb um Israel, die Maid,
Hosea freite seine Hure da!
Doch Jesus – sei sein Name benedeit! –
Vermählte sich der Braut Ecclesia!

Er schlief am Holze ein, am grünen Kreuz,
Er schrie nach Liebe mit dem Durst der Lippe,
Da ihn ein Lanzenstoß durchbohrt, der Geiz
Unholder Welt, da Gott schuf aus der Rippe

Dem neuen Adam seine neue Eva:
Urtypus ist Maria, Diener Kefa.


4

Gott Vater eine reine Jungfrau schuf,
Erbsünde Evas war nicht in der Seele;
Von Ewigkeit in schaffendem Beruf,
Schuf Gott, daß er die Maid zur Braut sich wähle.

Gott Sohn sah sie in seinen Leiden an
Und sah die Liebe in dem Mutterherzen,
Da einigte am Kreuz der Schmerzensmann
Sich seiner Jüngerin, der Frau der Schmerzen.

Gott Geist kam auf die Knechte, die geringsten,
Und auf die Mägde, daß er auferbaut
Die Kirche Christi für der Liebe Pfingsten
In Einheit mit Maria, seiner Braut.

Vollkommen ist vermählt Marie, die Maid,
Mit Gott in einiger Dreifaltigkeit.


5

Wir wollen uns dem Unbefleckten Herzen
Mariens, Lieber Frau von Fatima,
In Minne weihen! Wonne unde Schmerzen
In ihrem Herzen sind der Gottheit nah.

Für die, die sich ihr weihen, spricht sie Ja
Zu Gott in Christo, wie beim Fiat einst.
Was auch geschehen wird, geschieht, geschah,
O Seele, ob du jubelst oder weinst,

Wenn du dich nur der Lieben Frau vereinst,
Sie sammelt die Verdienste dir zur Glorie.
Selbst wenn im Tod du gottverlassen scheinst,
Ist Gott dir durch Marie von Medjugorje

Für alle Ewe Bräut’gam, dich zu freien,
Wollst du dich nur Marien Herzen weihen!


6

Läßt, Jünger Jesu, du Maria walten,
So werden dir in Freuden unde Leiden
Teilhaftig mystische Vertraulichkeiten,
Die sonst allein dem Bräut’gam vorbehalten.

Gebunden an das Kreuz, werd ich gehalten,
Maria, durch die Süße deiner Blicke!
Du willst in mir die Tugenden entfalten
Von Glaube, Hoffnung, Liebe. Himmelsbrücke

Bist du und führest heim mich und zurücke
In paradiesische Vertraulichkeiten
Mit dir im Geist! So preis ich mich im Glücke
Der Minnenden, die Sankt Maria freiten,

Nach Josefs Vorbild sie Verlobte sind,
Daß Sankt Maria ihnen schenkt ihr Kind!


7

Anima mea, Jungfrau! Angetraut
Bist durch Vertrauen, Zuversicht und Minne
Du Gott dem Ewigen als Jesu Braut
In dem brautmystischen Verlobungssinne.

Dir wird die Seele deines Meisters inne
Und seine Göttlichkeit in Fleisch und Blut.
Du gibst dich hin zu seligem Gewinne,
Gelassen gibst dich ganz dem Höchsten Gut,

Der Schönen Liebe, Gott! In Liebesglut
Beiwohnt der Herr in innerlichster Nähe
Des Innern dir, daß Gottes Gnadenflut
Dich, in Erwartung ew’ger Gottes-Ehe,

Zur Göttin ganz verkläre, ohne Spott,
Auf daß du ewig Liebe seist in Gott!




[Inhalt]

Hosted by www.Geocities.ws

1