[Inhalt]

MARIANISCHES MATRIARCHAT


GRUSSHYMNE

Ave stilla maris,
Ave stella maris,
Stella matutina,
Domina, regina,

Ave sanct ancilla,
Ave maris stilla,
Ave consolatrix,
Ave o salvatrix,

Ave mater mea,
Ave mater dea,
Ave sponsa diva,
O Maria, viva!



HYMNEN AN UNSERE LIEBE FRAU VON INDIEN


Prolog

So schaue doch, so schau,
Wie dir durch eine Frau
Erlösung wird auf Erden.
Gleich einem trocknen Scheit
Zum Brennen sei bereit,
Heiß muß das Herz dir werden!
IHN, welcher alle Welt
Durchdringt und sie erhält,
Kann niemand sehn und zeigen.
Doch wer die Liebe kennt,
Die in dem Herzen brennt,
Ist IHM allein zu eigen!


I

Wie könnte ich dich rufen,
Wo finde ich die Stufen,
Auf denen steige, Mutter, ich zu dir!
Mit glühenden Gebeten
Zu deinem Thron zu treten,
O Mutter, die Glückseligkeit wärs mir!
Kaum kenne ich die Zeichen,
Dich, Herrin, zu erreichen,
Kenn kaum den Weg zur wahren Seligkeit.
Doch weiß ich dieses Eine,
Daß, Mutter, einzig deine,
Nur deine Liebe mich vom Leid befreit!

In Blindheit ich geboren,
Zur Armut ich erkoren,
Bin schwach ich, gutes Liebeswerk zu tun.
In Torheit ich befangen,
War fort ich, fort gegangen,
Statt ewig dir zu deinem Fuß zu ruhn.
Vergib du deinem Kinde,
O Mutter, diese Sünde,
Du Welterlöserin, du Morgenlicht!
Wohl schlechte Söhne werden
Geboren auf der Erden,
Doch deine Mutterliebe mangelt nicht!

Viel gute fromme Söhne,
O Königin, du Schöne,
Versammelt sind um deinen Mutterthron.
Von allen, die da leben
Und liebend dich umgeben,
Bin ich dein schwächster und dein ärmster Sohn.
Doch niemals könnt ich fassen,
Du hättest mich verlassen,
Nie glauben, daß mich Unsre Frau nicht liebt!
Wohl schlechte Söhne werden
Geboren auf der Erden,
Doch stets es die vollkommne Mutter gibt!

O Mutter aller Welten,
Ich muß mich reuig schelten,
Daß ich nicht immer treu dich tief verehrt,
Daß ich nicht oftmals habe
Durch eine fromme Gabe
Dir deines Reiches Tempelschatz vermehrt.
Doch mir nicht zu vergleichen,
O Frau, sind deine Zeichen
Der Liebe, die du stets mir zugewandt!
Wohl schlechte Söhne werden
Geboren auf der Erden,
Doch stets man eine liebe Mutter fand!

Zu all den vielen Göttern,
Verehrt von eitlen Spöttern,
Zu vielen Göttinnen ich bete nimmer.
Nur deine Huld mir schenke,
An meine Jahre denke,
Ich trage schwer an meinem Leben immer.
Zu gar nichts bin ich nütze,
Auch fehlt mir jede Stütze,
Doch du, o Mutter, du bist gnädig mir!
Wohin nun soll ich ziehen?
Zu wem denn sollt ich fliehen?
Mein Heil und Glück, o Frau, ist nur bei dir!

Verworfne treten
Zu dir und beten
Und werden lieblich, der Melone gleich,
Und Bettler flehen
Zu dir und gehen
Beschenkt von dir vondannen gabenreich.
Das wird zum Minnelohne,
O Mutter, deinem Sohne,
Dem deine Botschaft geht ins Herz hinein.
Wer kennt den Minnelohn,
Den der geliebte Sohn
Empfängt fürs Murmeln der Gebete dein?

Nicht leidlos will ich werden,
Nicht glücklich auf der Erden,
Auch Weisheit nicht noch Liebe fleh ich mir.
Nur Eines wolle geben,
O Mutter, daß mein Leben
Sei ohne Unterlaß gewidmet dir!
O Dame aller Damen,
Laß alle deine Namen
Mich rufen, Morgenstern,
O Göttin, Mutter, Jungfrau, Braut des Herrn!

Dich, Dunkle, dich gemäß dem Kult zu ehren,
Rechtgläubiger zu sein versteh ich schlecht.
Wolltst du mir darum deine Huld verwehren,
So wär gerecht das nur, o Mutter, recht.

In Leid versunken, doch gedenk ich dein,
O Mutter, Meer, von Mitleid du durchtränkt!
Ich lüge nicht, mein Herz ist fromm und rein,
Nur ein Verdurstender der Frau gedenkt!

Ein Wunder, Mutter, niemand ist dir gleich,
Weil voll Barmherzigkeit du für mich bist.
Den Sohn, ist er an Fehlern noch so reich,
Die ewige Mutter nimmerdar vergißt!

Kein Sünder ist an Sünden reich wie ich,
O Sündentilgerin aus Liebe du!
Nun kennst du deinen Sünder, kennst du mich,
Und was dir gut erscheint, o Göttin, tu!


II

Wohin, o Mutter, auch dein Wille
Fortan des Lebens Weg mir lenkt,
Wird alles werden mir zur Fülle,
Weil mein Gemüt stets dein gedenkt.

Des Lebens Schmerzen, alle Mühe,
Das Leid nehm ich mit Freuden an,
Wenn ich im Innern, wo ich glühe,
Dich, schwarze Göttin, schauen kann.

Ob ich in Sack und Asche gehe,
Ob schön mich schmücken gar Juwele,
Ob ich bei wilden Wurzeln stehe,
Ob reich gekrönt ist meine Seele,

O Mutter, Schönheit oder Schmerzen,
Gleich, welches Schicksal du bestimmst,
Wenn du nur tief in meinem Herzen
Den Tempel dir zur Wohnung nimmst!


III

Wie kann ich dich in einem Bild verehren?
Der ganze Kosmos ist dein Schmuck allein!
Sind Tempel wo, die deiner würdig wären?
Des Himmels Himmel ist der Tempel dein!
Und seh ich Sonne, Mond und Kranz der Sterne,
So seh ich schweben dich in hoher Ferne,
Ich seh dich in des Gartens Rosendüften,
Im Liebesspiel von süßen Frühlingslüften,
Dich in den Ranken vom erblühten Wein
Und in den Turteltauben in dem Hain.

Der Frauenminne Honigtau, der süße,
Der Kinder Lächelblick, der Mutter Küsse,
Der Frommen Beten und der Weisen Denken,
Das Sich-im-Rosenkranz-in-dich-versenken –
Ist deine Schönheit, deiner Liebe Macht!
Es ist in jeder Erdenkreatur
Von deiner Liebe, Mutter, eine Spur.
Im Winter oder wenn der Lenz erwacht,
Am lichten Tag und in der dunklen Nacht
Entfaltet schön sich deiner Weisheit Pracht!

Wir aber, Mutter, wollen dich verehren
Und schaun im Bild die Schönheit an der Hehren.
Doch nie wird einer deine Schönheit fassen,
Die Wunder all, die sich nicht sagen lassen!
Du lebst im Geistesgrund, in Herzenstiefe,
Wir schauen aus, dich irgend zu gewahren,
Im Innersten willst du dich offenbaren!
Ich seh, Frau Weisheit, an der Tür dich stehen,
Kein Blicken ist vergleichbar deinem Spähen,
Ich lausch, mir ist als ob die Mutter riefe.............


HYMNEN AN DIE ORIENTALISCH-OKZIDENTALISCHE MADONNA


I

O Erste, du, die Gottes Kraft besitzt,
Du Herrin, die den Herrinnen vorangeht!


II

O Himmelskönigin, voll Gottes Kraft,
Die da vorangeht Heiligen und Engeln!
Dein Auge ist gewaltig und erhaben,
Es schaut im Himmel und es schaut auf Erden,
Schaut auf dein Volk und schaut auf alle Völker!
Madonna, Löwin du im Himmelreiche,
O Herrin, deine Kräfte übersteigen
An Stärke alle Kräfte, starke Frau!
Die Ordnung der Kultur, die du gestiftet,
Ist offenbart und unveränderlich.
Gewichtig ist die Regel deines Ordens.
Dein Plan, umfassend ist er wie das Meer,
Umfaßt dein Tun doch alles wahrhaft Edle.
Kein Heiliger kann sich mit dir vergleichen!


III

Madonna, große Mutter, Herrscherin
Des Südens, die im Weltgericht erscheint!
Du bist der Schoß, der uns gebar die Sonne,
Die uns den Segen gab zu Menschengöttern,
Die Mutter du, der Schoß der Morgenröte,
Gebarst die Sonne der Gerechtigkeit!
Du bringst uns auch das Reich am Weltenende,
Da du uns spendest ewigliche Ruhe!
Dann wird nur da noch sein das Eine Wesen,
Die Gottheit, die da war und ist und sein wird!


IV

Madonna hält den Griffel raschen Schreibers,
Madonna schreibt auf Tafeln ein die Sterne,
Madonna dachte über Gottes Wort nach,
Madonna weiß von Eins und Drei und Sieben,
Madonna ist die Ärztin ihrer Völker,
Madonna schützt das Leben ihrer Kinder.


V

Die Melodieen und die Poesieen,
Die über tausend Jahre aufbewahrt,
Sind Schöpfungen der inspirierenden
Madonna, aller wahren Künstler Muse.


VI

O Herrin dessen, was da wirklich not tut,
O Herrscherin, die schön die Krone trägt,
O Mutter, die am Leben Rom erhält,
Die weiß, was sich in ihrer Stadt gehört,
O Königin, du große Mutter, Frau,
Die Fatima und Lourdes gegründet hat!
Die bist du, o Madonna, voll der Gnade
Und voller Macht, zu richten über Sünde,
O Frau, zu bringen des Gerichtes Stunde,
Zu triumphieren in dem Himmelreich!


VII

Heroische Madonna, Siegerin
In Gottes Schlachten gegen alles Böse!
Du Schöpferin des neuen Bundesvolkes,
Du Frau, der alle Kreaturen dienen,
Du Liebe Frau, die liebt den Guten Hirten,
Die du die Hirtin aller Völker bist!
Die Völker sind zufrieden, Frau, mit dir
Und beugen sich vor deiner Herrlichkeit
Und suchen allezeit dein Angesicht.


VIII

Ich preise die Madonna, die der Herr,
Gott, Jahwe vor den andern allen ehrt!
Er schenkte ihr die Edelste der Gaben:
Ein unbeflecktes Leben auf der Erde
Und Gnaden uferlos wie Ozeane,
Im Himmel einen Ruhmeskranz aus Sternen!
Am meisten wird geehrt Madonna von
Den Heiligen und Engeln in dem Himmel.
Nie machte Jesus Christus sie zur Sklavin,
Nie nahm er ihr die unbefleckte Reinheit.
Noch mehr: Gott selber achtet sie als Mutter,
Die Muttergottes machte Er zur Göttin!
Wem sie will nahn, dem naht sie voller Liebe
Und naht mit Hilfe ihm zu seinem Heil.
Wen sie begünstigt mit der Weisheit Gabe,
Der ragt hervor im Rat der frommen Leute.
Sieh, auch am Jüngsten Tag im Weltgerichte
Sitzt sie zur Rechten Christi, unsers Richters!


IX

Madonna sprach zu dem geliebten Papst:
Johannes Paulus, deines Geistes Kräfte
Hab ich dir, deine Weisheit dir geschenkt
Und hab dich angeschaut mit süßer Minne
Und dich berufen auf den Stuhl des Petrus
Und dir gegeben deinen neuen Namen.
Bis an die Enden dieser Erde habe
Ich dich geführt, dich unerreichbar hohen
Verehrer meines unbefleckten Herzens.
Mein Bräutigam, dir war das Wort gegeben,
Zu sterben nicht durch feindliches Geschoß,
Vielmehr im hohen Alter satt an Leben
Im Frieden heimzugehen zu dem Herrn.
Mein Bräutigam, der sollst du immer bleiben,
Der treue Gatte deines braunen Mädchens!


X

Der Dichter dankt der Herrin, der Madonna:
Madonna, an dem Meer ward ich geboren,
Am grauen Meer am Ende dieser Welt.
Da aber kannt ich deine Macht noch nicht
Und habe nie gemurmelt dir ein Ave.
Die Deutschen wußten nichts von der Madonna
Und haben nie gemurmelt dir ein Ave.
Doch du, Madonna, Königin der Seelen,
Du auserwähltest mich mit Einem Blick –
Du wünschtest, daß ich weide deine Kinder,
Du brachtest mich vom Deiche an dem Meer
In deine Stadt, die Stadt der großen Mutter,
Und gabest mir der Weisheit Lilienzepter.


UNSERE LIEBE FRAU VOM MITTELMEER


I

Aphroditissa ist nicht die sündige Venus der Huren,
Daß sie gnädig dir sei, nenne Urania sie!
Eine Mutter weihte dies Bild, die Frau ihres Mannes,
Dem sie in Liebe gelebt, welchem sie Söhne gebar.
Immer mehrt sich ihr Heil – von dir, Maria, begann es!
Dreimal selig der Mensch, welcher den Ewigen ehrt!


II

Als die Jungfrau die Ikone von Guadelupe sah,
Sprach sie lächelnd zu sich: Raffael malte mich schön,
Michelangelo bildete mich vollendet in Marmor,
Aber dies Bild schuf Gott, wahrlich, so sehe ich aus.


III

Aphroditissa Maria, die Goldene, Schöne besing ich,
Sie, die steht auf den Höhen des himmlischen Gottesbergs Zion,
Wo sie alles beherrscht, wohin die Hauchung des Geistes
Trug sie vom Nachtigallenberge zu Ephesos oder
Von dem Tale Josaphat an dem judäischen Ölberg.
Alle die betenden Horen mit den goldenen Gürteln
Nahmen sie freudig auf bei ihrer Himmelfahrt, feiernd
Hüllten sie sie in die ätherischen leuchtenden Kleider,
Taten ihr aufs unsterbliche Haupt die Krone der Sterne,
Legten ihr um den Arm den Rosenkranz schneeweißer Perlen,
Ihren Schwanenhals und gottwohlgefälligen Busen
Schmückten sie mit Muschelkettchen und Beutel von Myrrhe,
Wie sie selbst geschmückt einherziehn zum Hause des Vaters.
Als sie so geschmückt den pneumatischen Körper der Jungfrau,
Führten sie zu den Himmlischen sie. Die sahen sie, sangen
Grußhymnen, beteten Psalmen. Jeder Selige wünschte,
Sie als Braut zu empfangen in der ewigen Wohnung,
Staunend über die Schönheit der rosenbekränzten Madonna.
Heil dir, schönblickende Jungfrau! Laß mich im Wettstreit der Dichter
Meinen Lorbeer erringen, segne meine Gesänge!
Stets werd ich deiner gedenken und neue Hymnen ersinnen.


IV

Lächelnliebende Aphroditissa, Herrin des Himmels
Und der Erde, von unzähligen Hymnen verherrlicht,
Geistgehauchte, Heilgebärende, Freundin der Minner,
Liebe stiftend mit Weisheit, Mutter der ewigen Liebe!
Alles Heil ist aus dir, und dir gehorchen die Seelen.
Über die Schicksale herrschst du und bist die Königin aller
Himmlischen, aller die da leben auf fruchtbarer Erde,
Und die Herrin der Wesen der Tiefe. Du thronst neben Christus!
Freundin des mystischen Mahles und Freundin der mystischen Hochzeit,
Mutter der schönen Liebe, gnadenvolle Geliebte,
Du liebst Gebete und des Brautgemaches Geheimnis!
O Geheime-Offenbare mit Schleier und Schwarzhaar,
Tochter des ewigen Vaters, Herrscherin über die Engel,
Ewige Jungfrau lieblichen Wortes und heiligen Zornes,
Spenderin ewiger Liebe, ersehnteste Freundin der Männer,
Die du die Sterblichen bindest an Gott mit goldenem Bande
Und mit Glut der Liebe erfüllst das All der Geschöpfe!
Komm, o Tochter des Himmels, wo du auch immer nun sein magst,
Ob auf dem himmlischen Zion mit deinem heiligen Antlitz
Oder ob du umschwebst den vatikanischen Tempel
Oder ob du wandelst in Medjugorjes Gefilden,
Wo dich alle die Jahre die Jungfraun und seligen Knaben
Schauen und hören und preisen deine Schönheit mit Liedern
Und Gebeten, dich, o selige Jungfrau, und Jesus!
Komm, du einzige Diva mit schönem heiligem Antlitz!
Reinen Herzens ruf ich dich an und mit heiligen Worten.


V

Ach, bejammert den lieben Messias! Tot ist Messias!
Tot ist Messias! Es jammern um ihn die Himmlischen alle!
Keine Purpurgewänder umwallen dich länger, Maria.
Richte dich auf und schlage die Brüste, trauernde Herrin!
Sag es allen, du Mutter der Schmerzen: Tot ist Messias!
Ach, bejammert den lieben Messias! Tot ist Messias!
Auf der öden Schädelstätte liegt der Messias,
Herz und Hände und Füße durchbohrt vom Stachel des Todes!
Wehklagen muß Maria, es ächzt der Messias,
Purpurne Tropfen träufeln über den schneeweißen Körper,
Tief im Haupte die Augen starren erlöschender Funken,
Und es entfleucht die duftende Rose von Lilienlippen,
Ach, es ersterben den Lippen die lieblichen Küsse, die küsste
Sankt Maria, die galiläische Minnerin, Mädchen,
Aber der Jüngerin lindert den Schmerz das Küssen der Füße,
Aber Messias erstirbt und fühlt nicht den Kuß auf die Füße.
Ach, bejammert Messias! Es jammern die Himmlischen alle!
Grausame, tödliche Wunde! Sie traf das Herz des Messias!
Aber blutend ist auch die Wunde im Herzen Marias!
Laut aufbrüllen die Büffel von Baschan, es heulen Schakale
Und es weinen die Quellen Jerusalems. Aber Maria
Eilt durch die Wälder des Libanon, offen die fließenden Haare,
Ungeschminkt, mit bloßen Füßen, von Dornen verletzten,
Heiliges Blut entquillt den bloßen Füßen Marias!
Libanonberg und Jordantal durchirrt sie mit Klagen,
Ruft in Todesangst nach dem Bräutigam, Herrn und Geliebten!
Ihm entspringt im Herzen die Quelle erlösenden Blutes,
Von dem Herzen zur Lende ergießt es sich. Weh dir, Messias!
Weh dir, Herz Marias! Es jammern die Himmlischen alle!
Sie verlor mit dem Bräutigam ihre eigene Schönheit,
Denn Maria war schön, als der Messias sie liebte!
Ach, es verblich die Schönheit Marias mit dem Messias!
Alle Berge rufen, es rufen die Eichen Messias
Und der Jordan beweint den Schmerz der Mutter der Schmerzen,
Jordanquellen im Hermongebirge beweinen Messias,
Schmerzlich vergehen die Rosen von Scharon, die Lilien der Täler,
Als Maria weinte und klagte mit schluchzender Stimme:
Weh mir, Maria! Tot ist Messias, tot ist Messias!
Seufzend erwidert das Echo: Tot ist, tot ist Messias!
Ach, wer beweint nicht der Madonna traurige Liebe,
Da sie erblickte, betrachtete jene fünf strömenden Wunden,
Da sie sah das purpurne Blut des sterbenden Heilands!
Flehend rief sie mit offenen Armen: Geliebter Messias,
Lebe, lebe, daß ich mich an deiner Liebe erlabe,
Dich umarme und küß dich mit Küssen des Mundes wie Süßwein!
Ach, erwache und küß mich noch einmal, mein Herr und Geliebter!
Küss mich so lange, Messias, so lange noch leben die Küsse!
Bis mit dem letzten Hauch du in Mund und Seele mir eingießt
Deine ewige Seele voll allersüßester Liebe,
Trinke ich deine Liebe und bewahr sie wie Mischwein!...


DREI ORIENTALISCHE LIEDER


1

Salomo:

Ach, Sulamith ist dort, ist drüben,
Der Jordan scheidet mich vom Ziel.
Ich will zu ihr, ich will sie lieben,
Doch mich bedroht das Krokodil.

Ich steige in die Jordanflut
Und schwimm durchs Wasser zu der Süßen.
Mein Herz ist stark durch Liebesglut,
Bin stark an Händen und an Füßen.

Die Liebe läßt zu Sulamith
Mich fest und stark sein, wie beschwingt.
Es ist als ob, wie Liebeslied,
Sie mir den Wasserzauber singt.


Sulamith:

Ich bin dein Liebchen, deine Beste,
Ich bin dir eigen wie der Garten,
Dort stehen Apfelbäume, feste,
Der Gärtner will der Rose warten.

Der Teich ist lieblich anzublicken,
Dort wollen wir in Minne handeln,
Im süßen Westwind uns erquicken
Und zärtlich durch den Garten wandeln.

Mein Händchen liegt auf deinen Händen,
Mein ganzer Körper steht in Flammen,
Mein Herz will sich im Busen wenden
Vor Wonne, weil wir sind zusammen.

Dein Wort ist Süßwein, spricht die Braut,
Ich will in deinem Wort versinken.
Bin ich von dir nur angeschaut,
Will nimmermehr ich Rauschtrank trinken.


2

Komm, Goldne, der man goldne Lieder zahlt,
Die wünscht sich nichts als Reigentänze schicklich,
Die über Jubel in dem Dunkel strahlt
Und über Tanz ist froh und Lieder glücklich.

Komm, wandle zu dem Weinhaus, zu dem Fest,
Zur Halle der Ergötzung heitrer Menschen.
Die Ordnung dauert, das Gesetz steht fest,
Ist nichts mehr hier von ungestillten Wünschen.

Prinzessinnen sich gänzlich schenken dir,
Die Fürstlichen dir Weihegaben spenden,
Die Priester singen dir aus dem Brevier,
Die Weisen deuten dich aus Pergamenten.

Dich feiern Tänzerinnen mit den Tänzen
Zu Tamburinen und zu Flöten laut.
Die Mädchen bergen sich in Blumenkränzen,
Für dich schmückt schön sich die erwählte Braut.

Dir singen Trunkene in allen Ländern
Bis zu dem Morgenrot beim Blut der Reben.
Die Beduinen mit den Gürtelbändern
Und Nubier dir spielen mit den Stäben.

Die Lybier ersteigen dir die Zedern,
Dich grüßen Bärtige von Israel.
Dich preist der Ibis mit den Geistesfedern,
Dir laufen liebliche Gazellen schnell.

Dir legen Adler ihre Schwingen an,
Dir schleichen um den Sessel schwarze Katzen,
Dir singt den letzten Hochgesang der Schwan,
Dir reicht der Löw‘ von Juda seine Tatzen!


3

Um den Gekreuzigten wird Weh geklagt:
Mein Sohn, mein Sohn! so wird um ihn geklagt,
Mein Christus Jesus! wird um ihn geklagt,
Mein Priester und Gesalbter! wird geklagt!
Von jener Zeit, da ihn gebar Maria,
In Bethlehem und Rama wird geklagt,
Das Haus des Herrn klagt wehe, wehe Klage,
Die Stadt des Herrn klagt wehe, wehe Klage,
Die Klage ist das Weh um Jesses Reis,
Die Klage ist das Weh um Schatz und Perle,
Die Klage ist das Weh um Brot und Wein,
Die Klage ist das Weh um unsern Gatten,
Die Klage ist die Klage um die Weiber,
Die Klage ist die Klage um die Kinder,
Die Klage ist die Klage um den Jordan,
Die Klage ist die Klage um den Weinberg,
Ist Klage um den See von Galiläa,
Ist Klage um das Wildbachtal vom Jabbok,
Ist Klage um den Wald vom Libanon,
Ist Klage um die Wüste von Judäa,
Ist Klage um das Gartenparadies,
Ist Klage um den Schoß, den Kelch von Mischwein,
Ist Klage um Jerusalem, die Braut!



KOPTISCHE OSTERN

Man weihe das Haus und bringe zwei Frauen, gebadeten Leibes, mit kunstreich geflochtenen Haaren, mit Zymbeln und Trommeln. Auf die Arme der beiden Frauen seien die Namen MARIA und MAGDALENA geschrieben. Sie singen die folgenden Lieder. Sie sollen dreimal rufen:
Herr Jesus Christus, erbarme dich unser!

Der Weihepriester ruft dreimal:
Im Kreuz sind vermählt der Himmel und die Erde!


1

Die Klageweiber von Jerusalem singen dieses Lied:

Ich hab gereinigt sündbefleckte Lippen,
Ich hab geräuchert Weihrauch auf der Glut,
Ich hab gebeichtet, bin geweiht und heilig!

Ich räucherte mit Weihrauch in dem Tempel,
Die Mischung nach dem Maß des Heiligtums,
Wie Moses im Gesetz uns vorgeschrieben.

Wie herrlich ist die Auferstehung Christi!
Wie festlich ist die Auferstehung Christi!
Wie lieblich ist die Auferstehung Christi!


2

Der Priester rufe dreimal:
Im Kreuz sind vermählt der Himmel und die Erde!

Die Klagefrauen rufen dreimal:
Jubel vom Himmel zur Erde!

Der Priester rezitiere dreimal:
Maranatha! Komm, Herr Jesus!

Die Klagefrauen rufen dreimal:
Jubel vom Himmel zur Erde!

Sie klatschen dabei in die Hände.

Der Priester und die Klagefrauen rufen dreimal:
Himmel und Erde sind vereinigt und jubeln!
Der Herr ist in seiner Kirche!
Fürchtet euch nicht!


3

Maria singt:

O komm zu deiner Kirche, Jesus Christus,
O komm zu deiner Kirche, Vielgeliebter!
O Jüngling, schau die Jungfrau in der Kirche,
Die Frau ist deine Braut, o Herr und Gatte!

Verlaß mich nicht, du herrlichschöner Jüngling!
O komm zu deiner Kirche! Herr, wo bist du?
Ich will von Antlitz dich zu Antlitz schauen,
Ich such dein Antlitz, anzuschaun dein Antlitz!

Ach daß ich dürfte schauen an dein Antlitz,
Du Vielgeliebter deiner Braut, o Jesus!
Ist Seligkeit, dich ewig anzuschauen,
Glückseligkeit, dich ewig zu erkennen!

O komm zu deiner Kirche, die dich liebhat!
Du bist des allerhöchsten Wesens Antlitz,
Bist schöpferische Weisheit, Glut der Liebe!
O komm zu deiner Braut, o Vielgeliebter!

O du bist Gottes Sohn, ich Gottes Tochter!
Du bleibe bei mir bis ans Weltenende!
Dich schauen an die Heiligen und Engel
Und weinen, denn sie sehn die Mutter weinen!

Ich rufe tränenreich zum Empyreum,
Erhöre mein Gebet, o Ewigvater!
Ich bin die Frau, Geliebte auf der Erde,
Bin deine ewige Geliebte, Gatte!


4

Die Frauen mit den schönen schwarzen Haaren singen:

O schöner Jüngling, komm zu deiner Kirche!
Wie weit bist du entfernt von deiner Kirche?
Obwohl doch in ihr Heilige und Engel
Das Opfer feiern, singen Liturgie?

Ich bin die Braut, bereit dem Bräutigam,
Bin deine Braut und deine Schwester, Jesus,
Komm bald, Herr Jesus, Maranatha, Christus!

Jetzt ist die Zeit des Schauens nicht, o Herr,
Bald aber will ich schauen an dein Antlitz!
Ich wandle in der dunklen Nacht des Glaubens,
Obwohl die Sonne an dem Himmel strahlt.
Im Kreuz vereinigt Himmel sind und Erde,
Nachtdunkel wölbt sich über aller Welt.

Mein Herz entbrannt ist, weil du fortgegangen,
Mein Herz entbrannt ist, weil du mich verlassen!
Hast dein Erbarmen du im Zorn verschlossen,
Weil ich so reich an Fleisches Sünden bin?

Die Tempel sind verödet, die Altäre,
Beschreitet niemand mehr die Pilgerwege.
Ich such dein Antlitz, anzuschaun dein Antlitz!

Ich wein um deine Liebe, bitte, lieb mich!
Geliebter, lieb mich heftig, oft und lange!
Ach, bleibe nicht allein im Himmelreich,
Ach, bleib nicht fern von mir, Geliebter, Jesus!


5

Mein Herr, du bist jetzt nah bei mir,
Ich schaue dich, dein Kleid ist Zimt,
Willkommen heißen dich die Mädchen,
Es freuen sich die Engelswesen.

Du kehrst zu deiner Braut zurück,
Ihr Herz pocht heiß aus Lust an dir!
Ich herze dich, du bist mir nahe!
Dein Antlitz ist die Schönheit Gottes!


6

Komm bald, Geliebter, komm zu uns,
Uns lebt das Herz, bist du uns nah.
Die Männer rufen fromm nach dir,
Die Frauen rufen fromm nach dir
Aus Sehnsucht, daß du ihnen nahst!


7

Der du das Licht des Lebens liebst,
Geh nicht zur Finsternis des Todes!
Der du Gemeinschaft liebst beim Mahl,
Geh nicht zur Einsamkeit der Hölle!

Wohin, du Sohn der Lieben Frau,
Der du den Hochzeitsjubel liebst?
Ach, gehst du in das Land des Schweigens,
Ins Haus der Finsternis des Todes?


8

Er, der die Ährenfelder liebt,
Er ging hinab in Hades‘ Reich.
Er, der geliebt den Hochzeitswein,
Verschmachtete vor Durst am Kreuz!

Ach, nie der Tränen sind genug,
Beharrlich strömt der Tränenstrom!
Er liegt, ein Leichnam wurde er,
Verlassen hat er unsre Welt.

Er geht davon, läßt uns allein.
Mein Herr! Ich bins, die Liebe Frau!
Ich weck dein Haus mit Harfenspiel,
Erfreu dich mit der Liebe Lied!


9

Es ruft die Liebe Frau: Der Einsame
Ist Bräutigam und Bruder und Gefährte.
O wohin gehst du, Sohn der Lieben Frau,
Geboren gestern, heute dich entfernend?

Du gehst zu denen in dem Todesschatten,
Zu Feldern, welche sind wie Wüstenöde,
Zu Gräbern, die allein dem Schweigen dienen,
In des Vergessens Land, das Gott nicht preist.

Die liegen da, die sollen auferstehen,
Das Linnen um den Leichnam soll sich lösen,
Des Leibes Glieder sollen sich verklären,
Das tiefe Land soll in die Höhe steigen.

O Wasser Belials, des Todes Fluten,
O Hades‘ Schattenreich, du Land der Toten,
O Tor des Todes, Satans Eisenpforte:
Der Herr, der Herr kommt, gebt die Toten frei!


10

Maria singt:

Vorhöllengeister, all ihr Heiligen,
Die ihr den Herrn seht in dem Reich des Todes,
Tut auf mir das geheime Tor des Todes,
Laßt mich den Christus sehn, im Grabe ruhend!


11

Maria singt:

Zertreten werde ich die alte Schlange,
Die alte Schlange greift die Jungfrau an.
Der Tod soll nicht bestehn, des Todes Teufel,
Der trennen wollte Bräutigam und Braut!


12

Maria singt:

Bin ich allein für alle Ewigkeit?
Mein Bräutigam, ich eile dir entgegen!
Es pilgern meine Füße durch die Welt
Und schweben auf den Wolken in den Himmel!

Die Welt, die Völker, alle Menschenseelen,
Sie sollen kommen all zur Lieben Frau
Und weinen mit der Mutter aller Schmerzen:
Mein Sohn, mein Sohn! O weint um Christus Jesus!
Ich bin die Frau, die Braut des Herrn und Heilands,
Des Bräutigams, der in dem Himmel ist!


13

Magdalena singt:

Komm zurück zu mir, o Herr, der fortging,
Daß du, die du liebst, im Garten segnest!
Ach mein Herz ist fort von mir geflogen,
Ich will dich, Geliebter, ewig lieben!

Gehst du in den Himmel, geh ich mit dir!
Ich hab keine Angst vor Tod und Teufel!
O Gesalbter, einzigartig bist du,
Aus dem Herzen bricht mir Lust zu Christus!


13

Magdalena singt:

Herr, der du an der Lethe wandelst,
Um dich die Engel weinen alle,
Es weinen um dich Engelinnen.

Sei meine Seele deine Seele!
Dem Teufel ist die Macht genommen,
Die Macht und Herrschaft ist des Christus!


14

Magdalena singt:

Herr, öffne mir, daß ich den Vater sehe!
Erinnre dich an meine Jesus-Liebe!
Dämonen zogen aus durch deine Worte,
Ich ward dem Herrn Apostlin der Apostel!

Ich war bei dir, o Herr, in Galiläa,
Verließ die sieben Teufel, dir zu folgen!
Gib mir dein Licht, daß ich den Vater schaue
Aus Gnade, Jesus, weil ich an dich glaube!


15

Maria war allein am Gnadenschrein,
Da tat ich auf den Vorhang zu dem Tempel,
Sie trat ins Allerheiligste, sah Jahwe
Sie warf sich nieder auf ihr Antlitz, betend:

Ich trat ins Allerheiligste des Himmels,
Ich suchte ihn, den meine Seele liebet,
Er sprach zu mir, ich leb von seinem Worte.

Ich trat ins Allerheiligste des Himmels,
Erschlossen ward die Tür, wird nicht verschlossen,
Es liebt der Herr und ich bin seine Liebe!



HYMNEN AN RUACH HA KADOSCH


1

Wir, geboren durch Ruachs Hauch und Athem,
Wir, verloren gegangen in der Sünde,
Sind verklärt in Messias‘ Auferstehung
Und befreit in dem Tod vom Weltgerichte.

In uns Ruach bereitet sich die Wohnung,
Die wir in ihrer Kraft weit überwinden,
Durch Messias‘ Erweckung, seine Stärke,
Seine Stärke des Siegs ward uns zu eigen.

Kinder, Erben der allerhöchsten Gottheit,
Die in Ruach wir Papa, Mama nennen,
Diese Ruach teilt sich dem Menschengeist mit,
Formend unsere Seufzer und Gebete.

Einer ist ihr Geliebter, Auserwählter.
Sie formt Ähnlichkeit mit dem Sohn der Gottheit
In berufenen und gerechten Menschen,
Herrschen sollen sie einst an seiner Seite.

Weder Leben noch Tod noch Jenseitsmächte,
Weder Höhe noch Tiefe kann uns trennen.
Denn wir kennen durch Elend, Nacht und Sterben
Jene Liebe der Gottheit im Messias.


2

Hauch mich an, o Ruach, Gottheit,
Fülle mich mit neuem Leben,
Daß ich liebe, was du liebest,
Daß ich tue, was du tun willst.

Hauch mich an, o Ruach, Gottheit,
Bis mein Herz, mein Herz ganz rein ist,
Eins mein Wille deinem Willen,
Daß ich kann vor dir bestehen.

Hauch mich an, o Ruach, Gottheit,
Bis ich völlig bin dein eigen,
Bis an mir der Teil von Erde
Brennt in deinem Feuer, Herrin.

Hauch mich an, o Ruach, Gottheit,
Bis ich werde ganz unsterblich,
Lebe ein vollkommnes Leben
Von Äonen zu Äonen.


3

Komm hernieder, Mutter Liebe,
Suche heim du meine Seele,
Such mich heim mit deiner Flamme!
Trösterin, o sei mir nahe,
Scheine du in meinem Herzen
Und entflamm mich durch dein Feuer!

Lasse du mein Herz entbrennen,
Bis die Leidenschaft sich wendet
In die Asche, sich verzehrend.
Deine Gloria des Glanzes
Leuchte über meinem Antlitz,
Birg mich, sei du meine Leuchte!

Laß die treue Nächstenliebe
Meine Kleidung sein des Körpers,
Demut mein Gewand der Seele,
Wahre Demut in dem Herzen,
Die nimmt ein den Platz des Sklaven,
Über eigne Fehler weinend.

Meine seufzenden Gebete
Als die Seufzer der Begierde
Gehen über Menschenweisheit.
Nie errät wer deine Gnade,
Bis er selbst zum Tempel werde,
Dem du einwohnst, Herrin Ruach!


4

Komm, Ruach, allbelebend Glut,
Komm, in mir freue dich zu ruhn!
Bin aufgewühlt ich von der Lust,
So komm und weihe neu mein Herz!
Der Seele Tempel richte ein,
Sei gegenwärtig du in ihr!

Wenn ich nun deinen Einfluß fühl,
Wenn ich in dir beginn zu sein,
So offenbar dich meinem Geist!
Gib du dich selbst, dich je und je!
Ein Korn, ein Tropfen ist mein Reich,
Mehr such ich nicht, mehr frag ich nicht.

Nach dir nur frag ich und begehr.
Das Urprinzip der Göttlichkeit,
Das trägt mich durch mit süßer Kraft.
So meine Seele ganz ist dein.
Ich tauche in der Gottheit Meer
Und schwimm in Uferlosigkeit.

Mein Leben, Friede, Trost bist du,
Mein Schatz, mein Ein-und-Alles du,
Der Kindschaft treues Zeugnis du.
Verzeih dem Herzen jeden Fleck,
Messias will in dir verzeihn,
Du reine Lust im Himmelreich.

Komm, Gottheit, deinem Erben strahl,
Vom Himmel reichen Segen gib,
Mit klarem Licht dein Zeugnis gib,
Empfindsam in mir lebe du.
Dein Lieben fühle mein Gemüt,
Präg ein mir deiner Liebe Spur!


5

Ruach, Seelen inspiriere
Und erleucht mit deiner Flamme!
Du bist auch das Öl der Salbung
Und teilst mit die sieben Gaben.

Deine Segnungen von oben
Trost sind, Leben, Liebesflamme.
Stärke mit des Lichts Erleuchtung
Blindheit unsrer innern Augen!

Salb mit Freude unser Antlitz,
Mit dem Reichtum deiner Gnade,
Halt den Feind fern, schenke Frieden!
Wo du führst, da naht kein Übel.

Lehre kennen uns die Gottheit,
Lehre lieben uns Messias,
Laß uns dich empfangen, Ruach,
Gottheit in der Gottheit Throne!


6

Komm, o du heilge Ruach, komm
Von deinem hohen Himmelshaus,
Dein unbewölktes Licht mir schein,
Komm, Mutter aller Armen du,
Du guter Gaben Geberin,
Komm, Braut, erleuchte jedes Herz!

Du aller Trösterinnen Trost,
Willkommne Freundin meinem Geist,
Erfrischung schon auf Erden du,
Du bist in Unrast süße Ruh,
In Hitze bist du frisch und kühl,
In Kummers Mitte Zärtlichkeit!

O benedeites Himmelslicht,
Schein in den Herzen deiner Schar,
Das innre Dasein du erfüll!
Wo du nicht bist, da ist das Nichts,
Nichts Gutes da in Wort und Werk,
Nichts makellos und unbefleckt.

Heil unsre Herzenswunden sanft,
Auf unsre Dürre senk den Tau,
Erneure unsre Lebenskraft!
Der Wille sei dir ganz geweiht.
Du wärm den Frost, du schmelz das Eis,
Führ unsre Schritte an das Ziel!

Den Frommen, die verehren dich
Und dich bekennen, je und je
Erschein mit deiner Gaben Zahl!
Gib ihnen du der Tugend Kranz,
Gib ihnen, heilge Herrin, Heil
In ewiger Glückseligkeit!


7

Schöpfrin Ruach du, durch deren Werke
Ist am Anbeginn gelegt der Grundstein,
Komm, besuche die bereiten Geister,
Komm und gieße Freude auf die Menschheit
Und befrei von Schulden und von Kummer,
Mach die Tempel würdig deiner Gottheit!

Quelle ungeschaffner Hitze, Ruach,
Trösterin, die uns verhieß Messias,
Dreimal heilge Quelle, heilges Feuer,
Unsre Herzen inspirier mit Liebe!
Komm und deine Geistesgaben gebe,
Weihe uns, wo wir dir Hymnen singen!

Gnadenfülle, du erschein von oben,
Reich in deiner Energie, Dynamik,
Laß die Weisheit uns im Geist empfangen,
Laß uns leben heilig, wie wir glauben!
Gib dich selbst, daß wir durch dich erschauen
Schöpferische Gottheit im Messias!

Ehre, die unsterblich, Ruhm, der ewig,
Sei geweiht der Gottheit Namen – Jahwe!
Herrlichkeit des Herrn sei des Messias,
Dem Gekreuzigten, dem Auferstandnen!
Sei Anbetung dir und gleiche Huld dir,
Mutter Liebe, Gottheit Herrin Ruach!


8

Ruach aller Gnade, wohne in mir
Und ich selber werde voll der Gnade.
Dann mit meinen Worten heilsam, hilfreich
Wirst durch mich du selbst dich offenbaren
Und mit Werken voller Kraft und Sanftmut
Werd ich sein der Zeuge des Messias.

Ruach aller Wahrheit, wohne in mir
Und ich werd wahrhaftig sein im Geiste
Und mit wahrer Weisheit menschenfreundlich
Wird dein Leben dann durch mich erscheinen
Und mit treuer Nächstenliebe Werken
Bin ich tätig für das Reich der Gottheit.

Ruach aller Stille, wohne in mir
Und ich werde ruhig sein und friedlich,
Friedlich wie ein Grashalm in dem Frühling,
Wenn er aufbricht aus dem Schoß der Erde,
Leise wie die süße Morgenröte,
Die vertreibt die Kälte und den Nebel.

Ruach aller Stärke, wohne in mir
Und ich werde kräftig sein, voll Stärke,
Kraftvoll zu beschützen alle Kleinen
Und die Armen, die in Not geraten,
Werde sie durch eine ewge Hoffnung
Trösten, stärken, innerlich erheben.

Ruach, die du heilig, wohne in mir
Und ich werde heilig und geweiht sein
Und geschieden von der üblen Sünde
Werde streben ich zum Höchsten Gute.
Herrin, alles was ich bin und habe
Weih ich dir, die alles mir gegeben!


9

Gewiß sind Messias‘ Gebete,
Er sendet der Trösterin Gnade,
Verheißung des scheidenden Heilands,
Messias, gestiegen gen Himmel,

Messias, gestiegen gen Himmel,
Gefangen Gefangene führte,
Die Feinde, die wurden begnadigt:
Die Gottheit vereint sich der Menschheit!

Die Gottheit, die ewige Gottheit
Macht selbst sich zur Wohnung die Menschheit,
Der Himmel faßt nimmer die Gottheit,
Doch will sie einwohnen der Menschheit.

Nie wird sie sich scheiden vom Menschen,
Demütiger Herzen Vertraute,
Vertreibend Dämonen der Sünde,
Ihr Werk sie im Inneren wirkend.

Komm, göttliche, friedliche Freundin,
Zieh ein in anbetende Busen,
O Ruach, das Herz inspiriere,
Entzünde der Frohbotschaft Feuer!

Komm nieder, erschüttre die Erde,
Erweck uns in Wiedergeburten,
Erneure das ewige Leben,
Du gibst es und du bist die Gabe!


10

Heilge Ruach, komm, bestärke
In der Weisheit des Messias.
Uns ward Glauben und Erkenntnis
Nur durch deine Gnadengabe.

Heilge Ruach, komm und tröste,
Trösterin der Kinder Evas,
Geisteskraft der ewgen Gottheit,
Im Messias gib die Hilfe.

Heilge Ruach, komm, erneure,
Komm du selbst und gib uns Leben,
Leben, heilig durch dein Da-Sein,
Heilig durch der Gnade Gabe.


11

Heilige Ruach, o göttliche Liebe,
Glühe im Herz meines Herzens im Innern,
Zünde die hohe Begierde zur Wollust,
Welche purgiert ist im Reinigungsfeuer!

Heilige Ruach, o göttliche Weisheit,
Sei du das Morgenrot meinem Gemüte,
Wort ewger Gottheit und innere Leuchte,
Wecke den Geist auf und lehre mich schauen!

Heilige Ruach, o göttliche Stärke,
Füg meinen Willen der Vorsehung Willen,
Dir will ich leben in Stärke und Vollmacht,
Leid tragen tapfer, ein Ritter des Friedens!

Heilige Ruach, o göttliche Friede,
Stille, befriede die ruhlose Seele,
Hauch, zu befriedigen Meerschaumpassionen,
Gottseele, gib du die Ruhe der Seele!

Heilige Ruach, o göttliche Wonne,
Göttlich ergötze die Leib-Seele-Einheit!
Heut aber sing ich in einsamer Wüste:
Quille, o Quelle der Wonne, ergieß dich!


12

In eine Welt der Finsternis
Und ungeordnet wüsten Raum
Kam sie wie sanfter Wind der weht,
Haucht auf die Gischt bewegter See.

Die Ruach hauchte Chaos an,
Sie blies, die Weltgestalt erstand.
Aus Unform tauchte die Gestalt,
Aus Nichts ward Ordnung geistgeplant.

Das Licht schied von der Finsternis,
Die Erde tauchte aus dem Meer,
Es ward die Zeit, es ward der Raum,
Ward Schönheit, welche Gutheit war.

In eine zweifelvolle Welt
Kam durch geschlossne Türen sie,
Die Gottheit Ruach voller Kraft
Wie Wind und Feuerflammentanz.

In leerer Wüsten Einsamkeit
Und in das öde Totenreich
Blies sie des lieben Lebens Licht
Und zündete den Glauben neu.

Noch heute schöpferischer Kraft
Die Gottheit Ruach Menschen schenkt
Das Leben in der Ewigkeit
Und schafft die ganze Schöpfung neu.


13

Gottheit Ruach, Gottheit in mir,
Wohn in meiner Form des Menschen,
Nimm die Kohle meines Herzens,
Zünde an der Liebe Flamme!
Neu erschaffe Adams Inbild,
Neu erschaffen, neu erstrahlend,
Jenes Ebenbild der Gottheit,
Bild vom Bilde des Messias!

Gottheit Ruach, Weisheit in mir,
Wohne in Gedanken, Sinnen,
Leuchte meinen innern Augen,
Die der Böse mir verblendet,
Gib mir Kraft, zu schauen Weisheit,
Die Sophia des Messias,
In Sophia gib mir Freiheit!

Gottheit Ruach, Liebe in mir,
Wohne mir in Herz und Händen,
Lös der Eigenliebe Fesseln,
Die mich von der Menschheit scheiden,
Gib mir Liebe, welche leidet,
Welche glaubt und hofft und duldet,
Die vollendet sich im Opfer,
Sorgt sich, wie sich sorgte Jesus!

Gottheit Ruach, Leben in mir,
Wohne du in meinem Leben,
Komm wie Hauch, der Gottheit Odem,
Komm als Flamme schöner Liebe!
Ruach, Mutter des Messias,
Herrsche du in diesem Lehmhaus,
Bis ich aus dem Staub erstehe
Zu der Lust, die nimmer endet!


14

Komm, Ruach, o himmlische Taube,
Mit allen erquickenden Kräften!
Entzünde die Flamme der Liebe
In unsern vertrockneten Herzen!

Vergebens wir singen die Lieder,
Vergebens wir falten die Hände,
Hosanna erstirbt auf den Lippen,
Die Anbetung stirbt in dem Herzen.

Ach, sollen wir immer denn leben
In diesem ersterbenden Mangel?
Die Liebe so schwach und so frostig –
So heiß deine Hingabe, Ruach!

Komm, Ruach, o himmlische Taube,
Mit allen erquickenden Kräften!
Gib Liebe uns, Liebe Marias,
Entzünde das Feuer der Liebe!


15

O gnädge Ruach, heilge Gischt,
Du lehrst uns unsre Wissenschaft
Durch deiner Minne Pfingsten, Braut
Voll Himmelsliebe, Heiligkeit.

Gibst Glaube, der den Berg versetzt,
Gibst Engelszunge, Menschenwort,
Erkenntnis – doch ist alles nichts,
Wenn deine Himmelsliebe fehlt!

Es wird vergehn die Prophetie,
Wird schmelzen in dem Morgenrot.
Die Liebe immer steht uns bei,
Drum spende uns die Liebe nur!

Die Freundliche, die Dulderin,
Die Sanfte, Gutes Denkende,
Die Liebe, stärker als der Tod –
O gib uns nichts als Liebe nur!

Wir Hoffnung, Liebe, Glaube schaun
Wie Schwestern wandeln Hand in Hand.
Frau Liebe ist die Heiligste,
Die Schönste, Ewige ist Sie!



VISION DER HAGIA SOPHIA

(nach Solowjew)

Sophia, o du bist der Gottheit Blüte!
Nun spür ich es, du bist zu mir gekommen!
Ich sah schon in der Kindheit deine Güte.
Kaum aber hast du dies mein Wort vernommen,
Wars plötzlich Licht wie goldener Azur,
Du strahltest auf in göttlicher Natur,
Ich schaute an dein Antlitz, Frau, dein Antlitz!

Im Himmel und auf Erden Rosenduft,
Ein Glanz von Himmelspurpur in der Luft.
Mit Augen voll azurnen Feuers ganz
Du blicktest strahlend wie der erste Glanz
Des Weltenmorgens, ersten Schöpfungslichtes!

Was war, was ist, was kommen wird und sein,
Umfing mich alles nun in deinem Schauen!
Die Meere und die Ströme und der Hain
Und schneebedeckte Gipfel, grüne Auen,
Das schaut ich an, und alles war es Eine
Gestalt von Frauenschönheit, eine Reine!
Das Unermeßliche war eingegangen
In sie und hat von ihr sein Maß empfangen.
Vor mir und in mir warst nur du!

Lichtglänzende, du hast mich durchgetragen.
Ich habe in der Wüste dich geschaut.
Die Rosen purpurrot aus diesen Tagen
Verwelken in mir nie, geheime Braut!
Wohin wird mich das Leben noch verschlagen,
Mich, den Gefangnen dieser eitlen Welt?
Doch hab ich die Materia durchschaut
Und sah Frau Weisheit, die als Gottes Braut
Die Welt im Innersten zusammenhält...
Ich hab der Gottheit Gloria gespürt
Und heut schon übers Sterben triumphiert
Und überwunden diese Zeit im Traum - - -


[Inhalt]

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