[Inhalt]

MARIA REIMLOS

Von Peter Torstein Schwanke

(August/September 2004)



ERSTER TEIL

„Den Strom der Tränen entferne mir nicht,
Jungfrau, die du Christus geboren,
Der aus jedem Antlitz jede Träne entfernt.
Mit Freude erfülle, Jungfrau, mein Herz,
Die du die Fülle der Freude empfangen
Und zunichte machtest die Trauer der Sünde!“
(Kleiner Trost-Kanon der Gottesmutter)


MARIEN HIMMELFAHRT

In deiner Hand, mein kleiner goldner Liebling,
Ergeht sich leise ein Marienkäfer,
Du hauchst ihn an, da öffnet er den Panzer
Und breitet seine Flügel, auf gen Himmel!

Zum Himmel, Papa, fliegt mein kleiner Freund,
Zum Himmel flügelt der Marienkäfer.
Da oben in den lichten Lüften lebt
Wohl eine wunderschöne blaue Fee!

Mein kleiner goldner Liebling, sag du mir,
Wenns regnet von dem Himmel auf die Erde,
Sind das die Tränen dann der blauen Fee?

Mein Papa, wenn es regnet aus dem Himmel,
Dann sind das nicht die Tränen meiner Fee,
S’ist Milch vom Busen meiner Himmelsfee!


WEIN

Ich sah den Weinstock in der Schwangerschaft
Mit prallen Trauben oder tausend Brüsten,
Da in bacchantischer Begeisterung
Getanzt mit mir die trunkene Mänade,

Ich sah die Kelter auch mit ihren Trauben,
Da stark die Tochter Zion trat die Kelter,
Der Feinde Blut an ihre Beine spritzte,
Sie aber sang des Herrn Gesang vom Weinberg!

Wohl weiß ich, gerne trinken Dichter Wein
In heilignüchterner Betrunkenheit
Und preisen ihren Trunk das Blut des Herrn –

Mir aber reicht die Liebe Frau die Brust,
Die Dea Dolorosa ihre Brust:
Liebfrauenmilch ward blutendroter Wein!


NACHT

Ich lese in dem Buch der Mutter Nacht,
Der Wind im Laube blättert in den Seiten,
Es scheint im Nebel eine Ätherchronik
Der archetypischen Erinnerungen,

Erinnerung von Mond in den Ruinen
Und langem Frauenhaar auf weichem Kissen
Und ernsten Freunden, die verschwunden sind,
Und von der schicksalshaften Einsamkeit.

So recht die Nacht, um weinend dich zu lieben,
Die lachend mir zu lieben nicht gelang,
So lobe ich das Leid: es lehrt mich lieben!

Drum bist du meine Schwermutskönigin,
Die schöne Freundin meiner Einsamkeit
Und Mutter Nacht mit deinem mystischen Schoß.


SAITENSPIEL

Was ist denn nun der Menschensöhne Wonne,
Was war die Wonne denn von Koheleth?
War seine Wonne nun das Saitenspiel,
War seine Wonne nun ein Frauen-Harem?

Das Saitenspiel, das ist der Frauenleib,
Der Musikant umfängt der Muse Schönheit,
Er streicht ihr Haar, die Hand spielt an dem Loch,
Er nimmt die Hüfte zwischen seine Beine.

Von meiner Mutter erbt ich die Gitarre,
Die schöne, meine Mutter sagte einmal:
Wenn du so musizierst, hör ich sie weinen...

Dir will ich spielen, Königin der Musen,
Maria, mit dem Psalter meiner Muse.
Du selbst bist aber Gottes Instrument!


HOFFNUNG

Einst, nach der Auferstehung meines Fleisches,
Ergeh ich mich in deinem Tal der Reben
Und bade im kristallnen Strom des Lebens
Und seh Madonna an im Kleid der Sonne.

Wer dir dient, Königin des Paradieses,
Der lebt auf Erden schon im Paradies,
In Nacht vereint mit deinen schwarzen Augen
Und in der Sonne küssend deinen Mund!

Was breitest du mir eine Hoffnung aus,
Maria Magdalena zu begegnen
Mit ihrer schwarzen Magd, Ägyptens Sara?

Zigeuner, wie in meiner Jugend, soll
Ich wandeln sehn am Mittelmeer die schwarze
Madonna mit dem Kinde in dem Arm?


EINSAMKEIT

Nun alle mich verlassen haben, alle
Geliebten Freundinnen sich Kerle suchten
Und recht zufrieden mit den Schwänzen scheinen
Und Mütter werden wollen oder sind,

Und mir die Dichter kaum noch etwas sagen,
Die Liebchen sangen oder stolze Weisheit,
Da auch die Heiligen im Himmelreiche
Mit ihren Lehren mich nicht mehr erfreuen,

Verbringe ich die Nacht in Einsamkeit
Und schweige lang und häng den Träumen nach
Und trinke Wein und rauche braunes Kraut,

Nur ab und an erhebe ich die Stimme,
Um dir zu singen ein Sonett, Geliebte,
Madonna, deine Liebe zu erwidern!


DAS TAL DER HOFFNUNG

Im Eingangstale des Gelobten Landes
Verehrte ich dereinst die große Venus,
Den sterbenden, erstehenden Adonis
Als Venusfreund und Halbgott der Natur.

Nun aber spricht die Herrin, meine Gottheit:
Nun wirst du mich nicht mehr Frau Venus nennen;
Frau Weisheit, Freundin deiner Einsamkeit,
Bin ich und deine Braut im Tal der Hoffnung!

Ins Tal der Hoffnung im Gelobten Land,
Maria Magdalena und Maria
Die Andre und Maria Salome,

Sie kommen mit dem Bräutigam hernieder,
Zu unserm Weizenfeld und unserm Weinstock
Im Königreich der Schwarzen, der Madonna!


LOURDES

Die Sonne hat die Erde wachgeküsst
Und alles Moos errötete in Scham.
Die Berge beugten sich wie weiße Brüste
Auf einen jungen Strom, der leise seufzte.

Nachts heulten Eulen vor der Mutter Mondin
Und Schimmer lag auf bloßer Schlangenhaut.
Die Nacht war wie ein Pfad von Muttermilch
Und Steine standen stolz wie Urweltdome.

Im Traume lächelte die blaue Blume
Am Wunderquell im Schoß des Berges tief.
Und scheu kam die Gazelle in das Tal:

Bevor noch irgend war ein Mensch erschaffen –
Am Myrrhenberge der Gazellenbock
Vereinte sich inbrünstig der Gazelle!


BADENDE MADONNA

Im Wildbachtale zwischen Adama
Und Mahanajim bei uralten Eichen
In einem Waldsee badete Sie einsam
Im keuschen Himmelslicht der Einsamkeit

Und nicht einmal Gazellenkitze wagten
Sich Ihr zu nähern, auch das Einhorn nicht,
Als unbefleckt die Jungfrau aufgetaucht
Allein im Schleier Ihrer langen Haare.

Doch töricht nahte Ihr sich Simeon,
Der Greis mit grauem Bart, bevor er aber
Die Maid im Bad erblickte, ward er blind

Und sah nach innen: so ward er ein Seher
Und tat die Augen wieder auf, als Sie
Das Kind, das göttliche, ihm überreichte.


TANZENDE MADONNA

Da du den Tanz getanzt hast, o Madonna,
An sieben Tagen deinen Hochzeitstanz,
Da tanzten alle Palmen mit dem Winde,
Wenn du die Palme in dem Tanz umschlungen,

Da tanzten alle Boote auf dem See
Und der Phönizer Schiffe mit dem Meere
Und alle Wellen tanzten mit dem Strand
Und jedes Sandkorn tanzte mit der Sonne,

Die Sonne tanzte mit dem blauen Himmel
Und alle Sterne tanzten mit der Mondin
Und alle Himmel tanzten mit der Erde

Und alle Heiligen mit Engeln tanzten
Und alle sieben Geister Gottes tanzten,
Wenn du mit Gott allein getanzt, Madonna!


MADONNA MIT KATZE

Einst im ägyptischen Hieropolis,
Im Land der Kobra und des Lämmergeiers,
Saß in der blauen Abenddämmerung
Madonna träumend still auf einem Stuhl.

Der kleine Jesus krabbelte verspielt
Am Boden immer um Madonnas Füße
Und spielte mit den kleinen bunten Steinchen,
Beruhigt in der Gegenwart der Mutter.

Madonna aber lag auf ihrem Schoß
Im schwarzen Samtfell eine schlanke Katze
Mit Augen, die wie grüne Monde strahlten.

Madonna streichelte so traumverloren
Der Katze Schwanz, der wohlig sich erhob,
Der Katze Schnurren freute die Madonna.


WICKELNDE MADONNA

Madonna in dem Stall von Bethlehem
Hat auf der Krippe braunem Wickeltisch
Gewickelt mit der frischen Linnenwindel
Den süßen Popo von dem Jesusbaby.

Auch Josef einmal, murmelnd in den Bart
Liebkosungen dem kleinen Gottessohn,
Hat abgewischt den Kot von Jesu Po
Und mit der frischen Windel ihn gewickelt.

Die Windeln aber, welche unrein waren
Vom Exkrement des menschgewordnen Wortes,
Madonna wusch sie rein in einem Brunnen.

So eine Windel, ganz aus reinem Linnen,
Den weisen Königen vom Morgenland
Madonna reichte als Reliquie Jesu.


VIERGE OUVRANTE

Die Jungfrau-Königin in ihrem Thron
Hält in der Hand das Scepter und die Frucht,
Auf ihrem Schoße sitzt ihr kleines Kind,
Der kleine königliche Sohn der Jungfrau.

Sie ist die große Mutter alles Lebens
Und breitet um den Kosmos ihren Mantel
Aus Äther oder einem Hauch von Schleier
Und hütet die Geheimnisse des Lebens.

Mir tat sie sich in Huld der Liebe auf.
Der Hort der Ruhe der Dreifaltigkeit
Ist in dem Inneren der großen Mutter:

Mit weißem Haar der Vater alt an Tagen
Umfangen hält den Menschensohn am Kreuz
Und zwischen ihnen schwebt die reine Taube.


ANNA SELBDRITT

Großmutter Gottes war die liebe Anna,
Die fruchtbar ward wie eine Sperlingsmutter
Und in dem Wandeln in der Goldnen Pforte
Jerusalems empfing die Unbefleckte:

Maria, deren Schoß ein Kelch mit Wein,
Auf deren Schoß sich niederließ die Taube,
Als sie am Brunnen in dem Ohr empfing
Die Weisheit Gottes bei der Jungfrau Fiat.

Nun breite deinen dunklen warmen Mantel,
Großmutter, Brot und Trauben in der Hand,
Und mit dem Mantel hülle deine Tochter,

Die Jungfrau mit der purpurnen Granate
(So offen blutend wie der Jungfrau Schläfe),
Die sanft liebkost der liebe Jesusknabe.


MARIA UND JESUS

Die Jungfrau hat den Jungfraunsohn geboren
In tiefer Mitternacht in einer Grotte
Und flüchtend ihn getragen nach Ägypten
(Wo Isis man anbetete und Horus).

Sie ging mit ihrem Sohn zum Marterpfahl,
Wo ihn die Schlange in die Ferse biß.
Die Jungfrau aber mit dem bloßen Fuß
Zertrat der Schlange giftgeschwollnes Haupt.

Da sank der tote Herr in ihren Schoß.
Dieweil er wandelte im Totenreiche,
Hat sie beschworen seine Auferstehung.

Da in der Morgenröte zu Maria
Trat Jesus als des Garten Edens Gärtner
Und rief sie: Paradieses Königin!


IMMACULATA

Das weiß ich von der Isis Eingeweihten,
Daß Zauberinnen in Thessaliens Gauen
Durch finstre Hexenkünste sich verwandeln
In Fliegen und vom Aas der Toten schmausen,

Auch weiß ich von Propheten aus dem Osten,
Daß der Dämonen oberster Gebieter
Als Abgott grauser Kindermörder ist
Der Herr der Fliegen oder Beelzebub.

Geplagt von ekelhaftem Ungeziefer
Rief ich des nachts zur Jungfrau Immaculata
Und fand am Morgen alle Feinde tot!

So rein bist du, o himmlische Maria,
So lauter wie Kristall und rein wie Licht,
Und du beschützt, die sich dir ganz ergeben!


SIE ERSCHEINT

Schau, ich bin deine Königin und Mutter,
In tiefer Nacht erscheine ich als Licht,
Die Strahlen, die von meinem Saume strahlen,
Vertreiben alle rattengleichen Teufel!

Auf meinem Haupte sieh die goldne Krone,
Ich nehme sie und halt sie in den Händen,
Das ist die Krone, die ich dir bewahre,
Der Schönheit Krone in dem ewgen Leben!

In deiner marianischen Kapelle,
In dunkler Kammer deiner Einsamkeit
Laß ich mich nieder wie in einem Thron.

Auf meinem Schoße aber sieh das Kind,
Das Seligmachende mit lichten Augen,
Das lacht dich an, mein liebes Jesulein!


RUHM

Ich möchte lieber ganz vergessen sein
Von dieser hurengleichen Welt des Todes,
Wenn nur mein Lobpreis Wohlgefallen findet
Allein bei der allwissenden Frau Weisheit!

Ich preise die Madonna, preis Sophia,
Mit Kunst, wie sie die Tradition mich lehrt.
Der Gottesgeist in menschlicher Geschichte
Wird Suchende zu meinen Sängen führen.

Jerusalem, du hochgebaute Stadt,
Mit deinem Turm aus weißem Elfenbein,
In dir erfind ich Hymnen der Madonna!

Sie spricht: Mein Lieb! Du hast ein Lied erfunden?
Nun, niemand stört uns (auch mein Knabe nicht),
Beim Wein im Garten sing du mir dein Lied!


MUTTERSCHAFT

Frau Weisheit hauchte meine Seele ein
Und wob Materie im Schoß der Mater
Und machte in dem Schoß der Mutter Erde
Die Seele zur Gestalterin des Leibes.

Ob widerwillig oder auch mit Wonne –
Entbunden ward von mir im neunten Mond
Die Mutter. Ich verließ den Mutterschoß
Und sah Frau Weisheit in dem Licht der Welt.

Die Mutter trug zum heiligen Altar,
Der da Marien Namen trug, den Sohn,
Sie tauchte ein mich in Marien Becken.

In meiner Kindheit spielt ich an der Krippe
Im Stroh bei Kühen mit dem Jesuskind,
Maria war, das Mädchen, meine Mutter.


TRAUM

Im Traum stand ich mit Menschen in der Nacht
An einer goldnen Bucht am blauen Meer,
Am Himmel einsam stand ein klarer Stern,
Der sandte wunderschönes reines Licht.

Da sah ich, daß der Stern Madonna war,
Die Liebe Frau erschien als Stern des Meeres.
Die Menschen blieben alle aufrecht stehn,
Ich aber sank am Strand in meine Kniee.

Marien Schleier und Gewand war weiß
Wie Mondlicht oder Licht des reinsten Sternes,
Ihr Angesicht war licht und wunderschön!

Die Gospa sprach vom Himmel leis zu mir,
Ich hörte ihre Stimme in der Seele,
Sie sprach: Ich bin die Königin des Friedens!


MARIEN SEXUALITÄT

Nein, ungeschlechtlich warst du nicht, Maria,
Du warest eine Frau nach Gottes Sinn
In einer ganz vollkommnen Leiblichkeit
Mit gotterschaffner Sexualität.

Der Osten lehrt in seinen alten Weisen:
Die sexuelle Energie als Schlange
Erhebt sich durch die geistige Verwandlung
Zur höchsten geistgeformten Lotosblüte.-

So scheint mir, deine Sexualität
War Sublimierung eines Hieros Gamos
Zur höchsten mystischen Vereinigung

Mit Gott! Maria, du bist Tochter Zion,
An dich ergangen ist das Gotteswort:
Ich, der Umscharte, ich bin dein Gemahl!


LIEBFRAUE

Oh schwarze Schwermut deiner Augen, Frau,
Oh dunkle Glut und feuchter Glanz der Blicke,
Sink in mich ein, du Liebe meiner Frau,
Sink ein, o Glut, in meinen Seelenfunken,

Oh wirbele dein schwarzes Kleid im Tanze
Und laß als Fahne flattern deinen Rock,
Den schwarzen Mantel breite, Mutter Nacht,
Und schweben laß im Äther deinen Schleier,

Die braunen Arme schlinge um mich, Frau,
Die schwarzen Perlen deiner Perlenschnüre
Laß schimmern und der Arme Silberspangen,

Und wehen laß im Wind dein schwarzes Haar
Und mich verwunde mit der Wimper Spitze
Und bette mich im Schatten deiner Scham.


DIE JENSEITSKÖNIGIN

Wer einmal so sehr sterben wollt wie ich
Aus dem Verlangen nach dem Paradies
Und Horror vor dem Terror dieser Erde
Und wem schon rann das Blut aus seiner Ader –

Und wer die Hoffnung der Unsterblichkeit
Gesetzt auf seine Liebe zur Madonna
Und sein Vertrauen in den Jesus-Namen,
Wer da halbtot Madonna sah und Sohn –

Der setzt sich nicht mehr an die vollen Tische
Der Lebenden mit ungeteiltem Herzen,
Bleibt immer halb nur Bürger dieser Erde,

Und immer sitzt ihm in dem leeren Sessel
In seiner Einsamkeit im Reich der Nacht
Die Jenseitskönigin bei ihm zu Gast.


LIEBESVEREINIGUNG

Die Liebenden sind immer gern allein
(So sagte schon zu Jesus Sankt Teresa).
So in der Stille und der Einsamkeit
Dein schwebend Säuseln trifft mein mystisch Schweigen.

Mein Liebeslied empfängst du mit dem Ohr,
Bewegst mein Lied im Herzen, es betrachtend.
Dann sinkt der Abend in den Schoß der Nacht
Und wie die Sterne schauen deine Augen.

Ein Weinstock bist du, Königin, ein Weinstock,
Der Reben Tränen tropfen in den Becher,
Ich trinke deine Tränen, Lacrimosa!

Im Schoß der Nacht, im Innenraum des Alls,
Tust du dich auf, des Himmels Perlenpforte:
In deinem Schoß bin ich im Paradies!


LIED DER LIEBEN FRAU

Sing Hymen! Hymenäus! Hymen! mir,
Dann will ich dich empfangen wie die Nacht,
Mein Angesicht, der Mond der Sommernacht,
Beugt sich in Liebe über dein Gesicht!

Ich will dich schlingen in mein schwarzes Haar
Und küssen dich mit scharlachrotem Mund!
Ich liebe dich mit einer brennenden
Und grenzenlosen und besondern Liebe!

Du wirf dich in das Bett der Dornen, dort
Empfang ich dich auf einem Rosenlager
Und meine Liebe reicht sich unverschleiert!

Denn wenn du dich ergibst in Ganzhingabe,
Versenk ich dich in meinen Eden-Schoß –
Und in des Schoßes Grund empfängt dich Gott!


GEISTLICHE EHE

Gern denk ich an die Liebe unsrer Brautzeit,
Da warest du im mystischen, im Garten
Die Rosa Mystica der frommen Minne
Und senktest mich, dich minnend, ein in Gott.

Gern denk ich ans Verlöbnis an der Quelle
Und Hochzeit in der Kirche in der Weihnacht!
Und du erzähltest dein Marienleben
Und ich schrieb alle deine Worte auf.

Als mich Frau Welt so bittertief enttäuscht,
Bist du im Negligé der Himmelsseide
Lang wach geblieben bei mir in der Nacht,

Als ich zu Göttinnen der Heiden schaute,
Da warst du treu und hast dich offenbart:
Sophias unbefleckter Jungfraunspiegel.


HIMMELSTREPPE

Ich schaute eine steile Himmelsleiter,
Da an der Spitze Jesus Christus stand.
Die Himmelsleiter war der Dornenpfad
Von Kreuzesleiden und Martyrium.

Kaum auf die erste Sprosse dieser Leiter
Bin ich gestiegen unter Seelenqualen,
Als ich zu Tod gepeinigt und gemartert
Um Hilfe schrie zur mütterlichen Jungfrau!

Da sah ich eine schöne Himmelstreppe
Von Marmor steigen zur Idee der Schönheit
Und oben lächeln Sapientia –

Die zu mir kam als Unsre Liebe Frau
Und Königin des Friedens mit der Gnade
Der Schönheit und der Freude und der Liebe.


DIE LADE

Wir haben von Akazienholz den Schrein
Der göttlichen Vergegenwärtigung,
Die Lade, die im Offenbarungszelt
War Thron der Schechinah, wo Jah erschien.

Doch als ein böser Geist im König wohnte,
Vergaß das Volk die Offenbarungslade.-
Der mit der Harfe üble Launen heilte,
Der holte heim die offenbare Macht.

Berg Sion ist die Mutter aller Völker,
Dort leuchtet (eine Stadt auf einem Berge)
Das Haus der Heiligkeit, von Schechinah

Erfüllt, dort wohnt die Ruach auf der Lade
Im Dunkel, wo die Gottheit wollte wohnen,
Im Schoß der Tempelwohnung in der Nacht.


SEDES SAPIENTIAE

Ja, eine Löwenmutter ist die Mutter,
Zwölf Löwen wachen über sie zu Seiten,
Die dienen alle treu der Löwenmutter,
Die da den starken Löwen warf von Juda.

Die Hirtin mit des Mutterschafes Augen
Lehnt sich im Lager zärtlich an das Lamm,
Gebettet in des Lammes goldnes Vlies
Als Hirtin wacht sie über ihre Herde.

Die Tugenden sind Stufen zu dem Thron,
Gerechtigkeit und Klugheit, Maß und Stärke,
Und Hoffnung und Vertrauen und die Liebe.

Die Mutter ist der mütterliche Thron,
In welchem thront der Brautgemahl der Weisheit,
Sie Friedenskönigin, er Friedefürst!


SIE

Die Frömmler fragen mich mit ernster Miene,
Ob ich noch geh auf des Gesetzes Weg
Und die dämonische Versuchung weiß
Zu meiden mit der richtigen Erkenntnis?

Das sind die strengen Männer des Gesetzes,
Die nie von dir gesprochen, o Geliebte,
Die nur das Weib zur Lust der Geilheit kannten
Und nie verehrten dich, o Königin!

Du weißt, die schwarze Tochter Pharaos
In meinen Augen war wie eine Göttin,
Daß ich gegangen bin und diente Isis.

Du aber, o Geliebte, bliebest bei mir,
O Frau, du Quelle der Unsterblichkeit,
O schöne Liebe, Throngenossin Gottes!


CHOCHMAH

Ich habe vor der Gottheit auf der Höhe
Gebetet vor dem Heiligtum des Zeltes
Und mir ward Weisheit in des Herzens Weite
Mehr als des fernen Ostens Söhne hatten.

Ich fand auch eine Liebe meines Herzens
Und sang das Lied der Liebe für die Schönheit.
Sie war so schwarz, die schöne Pharaonin,
Die Augen Tauben und die Brüste Tauben.

Zwar, ich bekenne, ging ich einen Irrweg,
Verleitet von der Sehnsucht nach dem Weibe
Schien mir, wie eine Göttin der Natur

Die Gottheit sei, die zweimal mir erschienen.
Doch tief im Herzens wars mir eingeschrieben,
Daß ich im Sterben sprach den Namen: Chochmah...


FRAU WEISHEIT UND DER FELS

Frau Weisheit aber wandelt auf der See
(Wie eine Aphrodite auf der Muschel)
Und ist ein Geist und scheint wie ein Gespenst
So unbegreiflich in der Mitternacht.

Sie aber sagte: Hab doch keine Angst,
Denn ich bin Geist, Frau Weisheit auf der See,
Ich bin die Liebe, die das Chaos ordnet,
Ich schwebe wie die Taube überm Meer. –

Ich aber, auch genannt der treue Fels,
Fest wie das Felsenfundament der Kirche,
Verließ das Schiff der Kirche und die Brüder,

Frau Weisheit durch die tiefe Nacht entgegen
Ging frei ich auf dem Meer des Unbewußten
Und sank... Frau Weisheit aber half mir auf!


MADONNA UND GOTT-MUTTER

So bin ich also innerlich versunken
In den Beschauungen der Einsamkeit
Und bleibe Tag und Nacht allein mit dir,
Madonna, deine Schönheit zu betrachten.

So hat die Weisheit mein Gemüt geschaffen,
Daß ich nur liebe, wo ich aufschaun kann.
Nun leider scheinen mir die Frauen glanzlos,
Ich liebe, zur Madonna aufzuschauen.

Mein Gott allein, mein mütterlicher Gott,
Der in der Stellvertreterin Maria
Sein mütterliches Antlitz offenbart,

Ist mein Genüge, meine Sehnsucht ist
Die Liebe meines mütterlichen Gottes,
Und im Gebet trink ich an Gottes Brüsten.



ZWEITER TEIL

„Ach, welch eine schöne Erkenntnis bringet doch
die Jungfrau der Weisheit Gottes mit sich!
Sie machet einen Gelehrten, und ob er sonst stumm wäre,
wird doch die Seele in Gottes Wundertat gekrönet;
sie muß von seinen Wundern reden,
ist doch eitel Begierde in ihr.“
(Jakob Böhme)


DER SÄNGER

Allein im fernen Lande der Verbannung
Sitz ich an Flüssen, welche Kummer rauschen,
Und in den Trauerweiden rauscht die Trauer,
An denen ich die Harfe aufgehangen.

Und keiner sagt – und keiner lauscht dem Lied - :
Sing du ein Lied mir von der Tochter Sion!
Wie soll ich auch die Heimstatt aller Wonnen
In melancholischer Umnachtung singen?

Wohlan, ich sing, ich singe, weil ich muß,
Vielleicht hört irgendwer in Einsamkeit
Allein des Nachts am Ende dieser Welt
Mein Lied: Du, Rose, du hast mich durchbohrt!

Nun blutet mir das Herz, nun muß ich schluchzen
Den schluchzenden Gesang der Nachtigall:
Du, Rose, du hast mich durchbohrt, dein Dorn
Ermordet mich in tausend Liebestoden!


WEIN

Du, Frau, versetzt mich in den Garten Eden,
In das Gelobte Land mit Riesentrauben,
Dort legst du mich an deine vollen Brüste,
Wie pralle Trauben, Fraue, deine Brüste!

Dann senkst du mich in Einsamkeit der Nacht
Und legst mich einsam in der Schwermut Garten,
Da über mir erschimmern schwarze Augen,
Die weinen blutge Tränen, Lacrimosa!

Allein, ich weiß ein Sakrament der Minne,
Ein Sakrament der inneren Versöhnung,
Ein Sakrament der Musen-Priesterweihe,
Das ist der schwere Rotwein von La France!

Das ist der rote Wein von roten Lippen,
Das ist der Minnetrank der Minneküsse,
Das ist das Blut, das mir im Herzen rauscht,
Wenn trunken trink ich deines Mundes Lippen!


HEILIGE FAMILIE IM WALDE

Es war am Karmelberg in dunklen Wäldern,
Da Josef und Maria und das Kind
Im Schatten hoher immergrüner Bäume
Spazierten und dem Lied der Vögel lauschten.

Maria spielte mit dem Jesuskinde
Im Sand des Bodens, ganz dem Spiel ergeben,
In Liebe eingetaucht zur Leibesfrucht,
Das Jesuskind war selig in dem Spiel.

Still schaute Josef seinen Lieben zu
Und dachte unterm Gurren einer Taube:
Im Spiel hat Gott die ganze Welt erschaffen,
Frau Weisheit schuf die Schöpfung durch ihr Spiel!

Und Josef schwoll im Herz Barmherzigkeit
Und heiße Liebe für das Jesuskind
Und sanfte väterliche Zärtlichkeit
Und eheliche Liebe für Maria.


SEHNSUCHT

Ich sehne mich nach sanftem Mutterwort
Voll Liebe, Weisheit und Barmherzigkeit,
Ich sehne mich nach liebender Umarmung
Und der Liebkosung einer süßen Stimme.

Ich möchte, die Gedanken von der Stirne
Und stille Einsamkeit von meiner Seele
Soll sanft der Finger lieber Frau mir streichen
Und mir in ihren Armen Ruhe geben.

Ich sehne mich nach Geisteskommunion
Und mystischer Umarmung einer Seele
Und nach der Sanftheit reiner Pfirsichhaut
Und Makellosigkeit von jungen Brüsten.

Ich sehne mich, in Armen einer Frau
Nach einsamer Ideen Odyssee
Mit meinem Schiff zu landen in dem Hafen
Und mit dem Geist zu ruhn in ihrer Seele.


TROST

So muß ich also alle Stunden weinen,
Weil die Vergangenheit vergangen ist
Und weil die Frau, die mich geliebt dereinst,
Den Sohn von einem andern Mann empfangen.

Doch ich blieb einsam. Und die Weisheit spricht:
Wo keine Frau ist an des Mannes Seite
Mit Lieblichkeit der Worte und mit Schönheit,
Da irrt der Mann umher beständig seufzend...

Du aber, holde Trosteskönigin,
Du zeigst, wie viele Frauen ich schon liebte
Und lobte mit dem Lobgesang der Liebe
Und liebte doch in allen – dich allein!

Ich bat um deine Hand – du sagtest Ja!
Nun bist du meine mystische Gemahlin!
In meiner stolzen Schwermut Purpurmantel
Will fürder einsam wandeln ich mit dir.


NACHT

Die Schwermut überfällt mich in der Nacht:
Wie sehr vergeblich war die Frauenliebe!
Umsonst hab ich als Narr gekniet vor Frauen,
Bis sie sich wandten und mich stolz zertraten!

Vorüber der Zenit des Lebens, bin
Ich einsam angetreten, ohne Frau,
Zu fahren meiner Seele Nachtmeerfahrt,
Umschauert von der großen Mutter Nacht!

Wie eine goldne Wolke schwebt voran
In ihrem grünen Kleid des Paradieses
Und mit der Zauberaugen dunklen Glut
Die Heilige, die Führerin der Seele.

Geliebte, immerjugendliche Jungfrau,
Du reine, makellose Mädchengöttin,
Madonna, Muse, Seelenideal,
Führ heim mich in die ewge Gottheit Mutter!


DUNKELHEIT

O du mein Gott in deiner Schrecklichkeit!
Die Frommen brechen aus in lauten Jubel
Und stehn doch fest auf Felsenfundamenten,
Mich stürzest du in tiefe Finsternis,

Beriefest mich zur Mitternacht der Leiden,
Da ich gesättigt werde an der Nacht,
Das irdische, das Paradies verloren,
Bin ich geworfen in der Trübsal Garten

Und wirble tief und tiefer in Spiralen
In abgrundtiefe Hoffnungslosigkeit,
Da einsam auf der Nachtmeerfahrt der Seele
Ist alle meine Zuversicht der Tod!

Was Wunder, o gottselige Maria,
Daß du die Mutter Nacht bist und die Schwarze
Madonna und die Mater Dolorosa,
Denn du bist bei mir in der Todesstunde!


SCHWARZE MADONNA

Ich war so glücklich, Königin der Wonnen,
Mein Herz erblühte bei dem süßen Kinde!
Schenk meinem Patensohn das Paradies
Und laß ihn spielen mit dem Jesuskinde!

Ich bin so traurig, Schwermutskönigin,
Du meine Süßigkeit, du meine Mutter,
Ich seh dein Bild in mir, du Frau des Mitleids,
Du schwarze Königin von Jasna Gora!

Ich aber will mit deinem Kult, o Schwarze
Madonna, keinen Aberglauben treiben,
Du bist mir nicht die Isis von Ägypten,
Du fromme Magd des Herrn von Bethlehem!

Sei mir die Königin der Patriarchen,
Maria, bleibe mir des Moses Dornbusch,
In der sich offenbart Ich-Bin, die Gottheit,
Die Einzige, die war und ist und sein wird!


STERN DER LETZTEN TAGE

Ich habe deine Bilder angeschaut,
O Frau, wie dich die ganze Welt verehrt!
Gebadet in dem Meer der Weiblichkeit,
Auftaucht ich mit dem kindlichen Vertrauen

Zu dir, du aller Titel Königin,
Der Wonnen Königin, der Schmerzen Mutter,
In Trauer Trost, in Jubel Süßigkeit,
Du meine Hoffnung und mein Paradies!

Wallfahre ich auch nicht an deinen Ort,
Wallfahrst du doch in meine Einsamkeit!
Steig ich auch kaum hinan die Himmelsleiter,
Vom Himmel hoch, Maria, kommst du nieder!

Mit bloßen Füßen stehst du auf dem Mond,
Du Lichtgestalt in meiner dunklen Nacht!
Du lehrst mich Jünger deiner Weisheitsschule
Die neue Zivilisation der Liebe!


DIE UNBEFLECKTE

Komm, Jungfrau, meine Wohnung sei dir ein
Wohntempel deiner stillsten Gegenwart,
Im goldenen Gewölk der Herrlichkeit
Gewähre mir die Huld, bei mir zu wohnen

Als Mutter und als Schwester und als Freundin,
Als meine Meisterin in mancher Weisheit,
Als meine Muse manchen Magnifikates,
Mit einem Wort: als meine Ehefrau!

Ich bins nicht wert, nicht würdig, Unbefleckte,
Dein Bräutigam zu sein, ich bin ein Sünder,
In mir ist Götzendienst, du schaust die Gottheit,
In mir ist Torheit, du schaust Gottes Weisheit!

Kaum wag ich noch, du Inspirierende,
Zu greifen nach der Harfe, dich zu singen,
Doch den befleckten Lobpreis, Unbefleckte,
Verwandle du in lautern Lobpreis Gottes!


SONNTAG

Am Feiertag – die Welt blieb vor der Tür –
Die Herrlichkeit der Königin im Innern
Umschloß mein Inneres wie holder Traum.
Die Welt entfloh, Geschäftigkeit und Streit,

Als wär ich tot und in der Seligkeit
Und mein Genüge, Gottheit anzuschauen
Und zeitlos zu betrachten ihre Schönheit
Und zu verschweben in dem Himmelsfrieden...

Liebfraue, also kündest du die Botschaft
In den Erklärungen der Liebe Gottes,
Daß, wer vereint lebt mit der ewgen Liebe,
Der lebt auf Erden schon im Himmelreich,

Und wer vereinigt lebt mit dir, Liebfraue,
Der spürt den Übergang vom Diesseits nicht
Und geht mit vollem seligem Bewußtsein
Hinüber in dein Paradies, Maria!


PSALM

So wie der Hirsch am Morgen in der Aue
Nach lauterm Wasser aus der Quelle schreit
Und röhrt inbrünstig nach der braunen Hindin,
Die keusch entflieht in Gründe dunkler Wälder –

So dürstet meine Seele nach der Göttin,
Nach ihrer reichen Brüste Lebensquellen
Und nach dem Leuchten ihres Angesichts
In Huld und Gnade lächelnd auf mich nieder!

Doch läßt du mich nicht ungestillt, o Mutter,
Du wendest mir die Augen zu, o Herrin,
Du wandelst an dem Himmel meiner Seele,
Anbetungswürdig makellose Göttin!

Mit welchem Namen nenn ich dich, o Mutter,
O mütterliche Gottheit, namenlose?
Du, die sich selber offenbart: Ich bin –
Ich nenne dich Sophia, meine Göttin!


GÖTTIN SOPHIA

Du makellose Göttin allen Lichts,
Der ewgen Gottheit unbefleckter Spiegel,
Der Offenbarung Weisheit, o Sophia,
Ich preise dich die Königin der Liebe,

Ich preise dich die Quelle aller Schönheit,
Idee der immerjugendlichen Jungfrau,
Madonna, die dein makelloser Spiegel,
Ich rühm dich, meine mystische Gemahlin!

Allschöpferische Mutter, deinen Brüsten
Entquellen Liebe, Licht und Tau des Lebens!
Des Brotes Mutter, nähre meinen Leib,
Des Weines Mutter, tröste meine Seele!

Ich dürste nach des Lebens Quelle, Mutter,
Die quillt lebendig in das ewge Leben!
Ich will die mystische Vereinigung
Und göttlich werden durch der Gottheit Gnade!


GESICHT

Am Himmel in der Nacht, da scheint der Mond,
Nein, nicht der Mond, das ist Jerusalem,
Allheilige Jerusalem des Himmels,
Und Unsre Liebe Frau steht in dem Licht!

Ich kenne sie am langen schwarzen Haar,
Das schimmert wie der Mondschein in der Nacht.
Auch Magdalena kommt mit goldnen Locken
Und auf den Wolken schwebt Therese sanft.

Der Zimmermann ist da, der Vater Josef,
Und Petrus auch, der mächtige Patron,
Auch Salomon ist da in Herrlichkeit,
Und schließlich eine Stimme flüstert: Ich bin’s!

Ich sage dir, verdienstlich ist dein Leiden,
Je tiefer Leiden, desto höher Himmel!
Du wirst mir Seelen schenken! - Das war Jesus,
Das war der Trost der Königin des Trostes.


DANKPSALM AN GOTT

Ich möchte heulen, Gott, vor Dankbarkeit,
Für alle deine wilden Liebesstürme,
Für alle Trauer in der Nacht, o Mutter,
Für alle Liebe in den Kinderaugen!

Du bist Frau Weisheit, meine Gottheit Mutter,
Du bist der Christus Jesus, Herr und Gott,
Du bist die Einheit, bist der Mutterschoß,
Du bist das Ganze, Gott, du bist die Liebe!

Ich weiß, mein Abba, daß dein Herze bricht
Vor brennender Barmherzigkeit, mein Abba,
Ich weiß, dein Herze ist ein Mutterherze,
Du mütterlicher Abba voller Liebe!

Du weinst mit mir, wenn ich im Wehe weine,
Dein Mitleid, deine Liebe ist mein Trost,
Du lächelst, wenn ich mich an Liebe freue,
Du Quelle ewger Liebe, o mein Gott!


HALLELUJAH

O Gott, mein Gott, du Gott bist meine Liebe,
Du Gott bist meine Liebe und mein Glück,
Bist meine Mutter in der Einsamkeit
Und bist auf Erden schon mein Paradies!

Viel Tränen weher Trauer weint ich dir
Und heiß die Tränen rannen aus den Augen,
O Gott! Heut Nacht ich wein dir Freudentränen,
Dir, Liebe, wehmutsüße Freudentränen!

Ich weine, Gott, dir heißer Dankbarkeit
Für alle deine Liebe, meine Liebe,
Für alle Schmerzen, die mich zubereitet,
Die Wonnen deiner Liebe zu empfangen!

Gelobt sei jede Träne meiner Trauer
Und alle meine wehen Marterschmerzen,
Weil so mir ward der Auferstehungsjubel
Und paradiesisch süße Freudentränen!



DRITTER TEIL

„Tota iam vere, Dea, tota pulchra es...“
(Jakob Balde)


GROSSMUTTER

Du Heilig-Heimgegangene,
Die mir den Glauben du geschenkt
Durch deine Liebe bis zum Schluß
Und dein Fürsprechen, lieber Geist,

Du Trösterin mit Muttertrost
In Zeiten schwerer Liebesnot,
Der großen Gottesmutter Bild
War mir dein großes Mutterherz!

Wenn einst wir Auferstandenen
Im Himmelreich wie Engel sind,
Vor deinem Thron, Großmutter, will
Ich singen dir ein Heimatlied,

Wenn wir im Rosenparadies
Der Gottesmutter Aug in Aug
Beisammen sind, zwei Selige,
Die wahre Mutter und der Sohn!


AN DEN SOHN

Auch ich, mein Sohn, war einst im Schoß
Der Frau, die mich im Schoße trug.
Die Mutter meiner Mutter nahm
Als ihren Sohn mich auf den Schoß.

Als meiner Mutter Mutter alt
Im Frieden Gottes sanft entschlief,
Ist mir begegnet Gott, mein Gott,
Der auch einst starb und auferstand!

Ich weiß, mein Sohn, ein Engel ist
Großmutter immer nun um mich...
Und wenn ich selber einmal sterb,
Mein Sohn, will ich dein Engel sein...

Bis dahin sing ich dir von Gott
Und zeig dir Gottes Angesicht,
Der einst geworden ist ein Mensch
Und weiß, wie’s ist ein Kind zu sein.


DER SÄUGLING

Wenn reichen Schwalles Regen strömt,
Wo ich zu meinem Säugling will,
Ich ruf die Gottesmutter an,
Sogleich hört es zu regnen auf.

Herz Jesu, dir bin ich geweiht,
Herz Jesu, bin dein kleiner Mönch.
Der Säugling ist dein Sakrament,
Der du ja auch ein Säugling warst.

Am Reichtum einer Mutterbrust
Du läßt den Säugling trinken Trost.
Wie eine Mutter bist du, Gott,
Bist Schutz und Schirm und Hort und Heil.

Nimm dich des Säuglings an, Marie
Voll Gnade, denn sein Herz ist krank,
Entrücke du sein Herz im Traum
Und laß ihn ruhn in deinem Schoß!


EINE FREUNDIN

Du voller Liebessehnsucht, Frau,
Die du die Bibel gut erforscht,
Studiertest Platon und Homer
Und Augustin und Eckehard,

Geistlosem Manne läufst du nach,
In seine Schönheit nur verliebt,
Der weder Liebe noch Idee,
Nur Gold und Sport im Kopfe hat?

Herr Zebaoth ist doch dein Mann,
Der Hohe, Schöne, Mächtige,
Der Schöpfer der Natur, der Geist
Der Weisheit und des wahren Glücks!

Du wende dich zum himmlischen
Gemahl und Seelenbräutigam,
In Liebe wirst auf Erden du
Schon leben wie im Paradies!


DER PAPST

Ich, in des Lebens Mitte, seh
Allein vor mir den dunklen Herbst
Und die Erkenntnis abendlich
Von Nichtigkeit um Nichtigkeit.

Oft bin ich dieses Lebens müd
Und scheinen will mir in der Nacht,
Als ob die Welt voll Teufel wär
Und letzter Sieger wär der Tod.

Da aber sehe ich den Papst:
Kurz vorm persönlichen Gericht
Steht er mit einem Fuße schon
Spätabends in dem Reich der Nacht

Und redet doch wie Morgenrot
Ein Zungenreden hoffnungsvoll,
Von Frieden singt er, Liebeslicht,
Und ist als Greis ein reines Kind.


ANGST

Wenn innerer Dämonen Schar
Wie Ungeziefer uns bedroht
Und wir der Heiden Höllenangst
In unsern Seelen fühlen – komm,

Allmächtige Fürsprecherin,
Und tritt das Übel nieder, Frau,
Mit deinem Mantel uns umhüll
Und deiner Wehr, du Davids Turm!

Wir wissen, wenn wir Todesangst
Im irdischen Gethsemane
Erleiden, bang ausschwitzen Blut
Und sind geworfen in den Staub,

Dann deiner Mitleidstränen Blut,
Das Pathos deiner Sympathie,
Wenn wir sind bang bis an den Tod,
Wird Hoffnung uns verleihn und Kraft!


LEBENSWEG

Die Kinder sind wie Morgenrot
Und staunen jeden neuen Tag
Wie immer neue Wunder an,
Das Leben scheint ein reines Glück!

Ich aber sinke vom Zenit
Des Lebens traurig in die Nacht,
Durch dieses Lebens Dunkelheit
Der Mutter Grab in ihren Schoß.

Soll Nacht sein, Gottheit, sei es Nacht,
Sei Nacht der Seele, der Vernunft,
Entgegen gehe ich dem Licht
In deinem lichten Paradies!

Und sink ich Heimgegangener
Dem Paradiese in den Schoß,
Hebt mich die reine Jungfrau auf
Zu Gott wie einen weißen Stein!


SCHWARZE MADONNA DES EINSIEDLERS

Von Einsamkeit zu Einsamkeit
Ich irre durch das Labyrinth
Der Wege durch den Lebenswald
Zur Lebensmitte ganz allein,

Da schwarze Vögel aus der Nacht
Mir singen mystischen Gesang
Und die Betrachtung echolos
Und reimlos über Gottes Wort

Verliert sich in Versunkenheit,
Da leise aus der Tiefe taucht
Der Meere der Vollkommenheit
Die Perle: Unsre Liebe Frau,

Ganz dunkel wie die Mutter Nacht,
Schwarzaugig aus dem Paradies,
Die schwarz- und schöne Schwester Braut,
Den Morgenstern in ihrem Schoß!


PFIRSICHGARTENMADONNA

Maria, Jungfrau Mutter, rein,
Du bist des Lebens Pfirsichbaum,
Gepflanzt in Gottes Paradies
Als Zeichen der Unsterblichkeit.

Johannes, Sohn Elisabeths,
Im Schoße schon vom Geist erfüllt,
Ist eine Pfirsichblüte weiß
Und rosa mit des Geistes Duft.

Dein Jesus, mütterliche Maid,
Ist Gottes Pfirsich, ist die Frucht
Des Lebens in Unsterblichkeit,
Der rot den süßen Saft verspritzt.-

Maria, in dem Himmelreich
Zur Wonne aller Seligen
Bist du die Lebenskönigin
Im Pfirsichgartenparadies!


ALLSCHÖNE

Maria, du der Frauen Frau,
In der vollkommnen Weiblichkeit,
Bist staunenswerte Gloria
Und Schönheit uns zur Huldigung!

Du Meerflut der Vollkommenheit
Der göttlichen Vollkommenheit,
Du alle Gnaden Ozean
Und makelloser Meeresstern!

Maria Perfectissima,
Ergötzen du der Welten all,
Allheilige Jerusalem,
Allschöne, ganz vollkommne Frau!

Die du die tota pulchra bist,
Panhagia, wir preisen dich
Der Schöpfung Krone, Paradies,
Der Schönheit Krone, ewge Frau!


CHARIS

O Freude aller Freuden, o
Du Leben, Wonne, Süßigkeit,
Die wahre Charis bist uns du,
In deiner Schönheit Grazie,

Du wahre Charis, voller Charme,
Du Himmelskönigin, charmant
Schaut stets dein liebevoller Blick,
Schaut stets dein lächelsüßer Mund!

Die du die Nymphe bist des Lamms,
Mit Glorien geschmückte Braut,
Vom Himmel komm hernieder, Frau,
Erscheine uns, o Morgenstern!

Führ alle uns zum Hochzeitsfest:
Die Jungfrau, welche Jesus freit,
Der Ewgen Weisheit Bräutigam,
Sind selig alle, dich zu schaun!


PFINGSTMADONNA

In dieser dunklen letzten Zeit,
Die da beherrscht der Fürst der Welt,
In die Kultur des Todes komm
Vom Himmel, Friedenskönigin,

Du goldnes Haus der Weisheit, komm,
Komm voll des Geistes und der Kraft,
Mit Feuer deiner Liebe komm
Und setz in Brand die ganze Welt!

Du bringst das Feuer, Königin,
Ich wollt, die Erde brennte schon!
Der Phönix aus dem Aschenest
Wird auferstehn in Gloria!

Der Liebe Pfingsten Feuer send,
Im Feuer läutere die Welt,
Messias‘ Liebesreich erschein,
O Pfingstmadonna flammenschön!


DIE BRAUT

Gazellenkitze hüpfen hübsch
Wie deine Brüste, Schwester Braut,
In deiner Brüste tiefem Tal
Ich blühe wie ein Myrrhebusch!

O Freundin, deine Schenkel schön
Sind ein juwelenes Geschmeid
Und dein gebenedeiter Schoß
Ist gleich dem Kelch voll edlen Weins!

Vom Berg des schwarzen Panthers komm,
Vom Hügel komm, vom Zedernwald,
Du Liebe voller Wonnen, komm,
Mit deinen Küssen mich berausch!

Komm zu mir mit der Hochzeit Kranz
Und führ mich in das Brautgemach,
In den verschlossnen Garten ein,
Lustgarten mein, du Paradies!


DIE WEISHEIT ICH BEGEHRE

Die Weisheit von der Gottheit Thron
In meine Seele ich begehr
Mit großer Liebe, denn ich will
Ein guter Pädagoge sein

Und Kindern Gottes Angesicht
In ihre Seelen prägen ein,
Den Namen von dem Jesuskind
In ihre Seelen prägen ein,

Brautwerber Gottes will ich sein
Und will als Freund des Bräutigams
Dem Meister freien Braut um Braut,
Daß sie ihm weise Jungfraun sind,

Und will den Traurigen zum Trost
Ergießen süßer Weisheit Wort
Und Seelen, die da leiden Streit,
Den Gottesfrieden sprechen ein.


DREIFALTIGKEIT

Ergeben will ich meinem Gott
Mich in beständigem Gebet
Und betend Wonne trinken, Trost,
An Gottes reicher Mutterbrust.

Ich schenk mich auch dem Menschensohn
Und liebe seine Kinder sehr,
Liebkose so den Säugling süß
Und herz den Knaben väterlich.

Inspiration ist mir der Geist,
Ich weihe mich dem heilgen Geist
Und singe in Begeisterung
Als gutes Werk mein Liebeslied.

Hingabe Gott der Mutter mein,
Dem göttlichen, dem Kinde auch,
Inspiration sei auch geehrt:
Ich liebe die Dreifaltigkeit!


DREIFALTIGKEIT

Gott Mutter ist die Liebe dein,
Ist deiner Seele Schöpferin,
Vereine Gott dich im Gebet
Und still wird deine Seele, Mann.

Die Weisheit spricht durch Sankt Marie,
Die ewger Gottheit Tochter ist,
Der Gottesmutter gib dich hin,
Weil sehr dich liebt die Liebe Frau!

Die Frauen tragen schönen Geist
Als musisch Inspirierende,
Die Gleichnis sind und Ebenbild
Und offen für der Ruach Hauch.

So sagte dir, o Mann, dein Traum,
Der prophezeite Liebe dir,
Die weibliche Dreifaltigkeit
Ist deiner Liebe Einig Ein.


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