[Inhalt]

Peter Torstein Schwanke
 
SONETTE AN MADONNA MARIA
DRITTES BUCH
 
 
I. MINNESONETTE
 
„Ich kann nur Maria anschauen und sagen: Jesus!“
(Hl. Therese von Lisieux)
 
 
1. DIE GOTTESMUTTER
 
 
1
 
Der Wahrheit Mutter, lange irrt ich um
Und folgte dem Gesetze nicht im Düster
Und lauschte keinem weisheitsvollen Priester,
Rief Jesus aus dem Evangelium,
 
Da gab der Herr mir das Martyrium
Der Minne, sandte mir die Schlangenbiester
Und Pharisäer Spotten und Philister
Und wies von fern mir das Mysterium
 
Des Fleisches, das die Weisheit angezogen,
Das nahm, Maria, sie aus deinem Schoße.
Und du erschienest, wehrtest allem Spott,
 
Der Wahrheit Mutter, du bist ungelogen
Die mystische Gemahlin, Makellose,
Und wegen dir ist mit mir Gott, mein Gott!
 
 
2
 
Ich bin so sehr geplagt und schwer gezüchtigt
Und hart liegt Gottes Hand auf mir und Rute!
Schon hat sich all mein Glaube fast verflüchtigt
Und wie umringt von Haß ist mir zumute.
 
Wes soll ich mich nun trösten? Wo ist Gnade,
Haltlosem aber wo ist noch ein Halt?
Fern sind mir Wort und Fleisch und Bundeslade
Und denk ich an die Priester, bleib ich kalt.
 
Ach, hätt ich eine Mutter, die mich herzt,
Und könnt ich fliehen unter ihren Rock!
O Gottesmutter, sieh, das Dasein schmerzt
Und schrecklich weh tut mir des Vaters Stock!
 
O Gottesmutter, gnadenvolle Mutter,
Ich schmelze hin wie in der Sonne Butter!
 
 
3
 
O königliche Gnadenmutter, hohe
Und sonnenlichte Frau, der Hoffnung Zeichen,
Ach, steh ich in der Leiden heißen Lohe,
So laß du deine Huld nicht von mir weichen!
 
Der Schmerzen Mutter, lehre mich zu leiden
Und dem Gekreuzigten mich zu vereinen.
Ich sterbe täglich! Mögest du mich weiden,
Laß Pieta, in deinem Schoß mich weinen!
 
Denn wenn ich sterbe mit dem Herrn den Tod,
Wird Gott mich durch den Heiligen Geist verklären!
Zu bitterm Becher Ja und Kreuzesnot,
Das Leiden Christi wird mich ganz verzehren!
 
Wenn mich durchbohrt die Schärfe scharfen Schwerts,
Ist ja mein Herz vereinigt deinem Herz!
 
 
4
 
Verbiete dieser Liebe zu erlahmen,
Gebiete dieser Liebe du, zu wachsen,
Sich zu vertiefen! In Marien Namen
Will ich mich drehen um des Glaubens Achsen.
 
Und schenk mir Liebe zur Ecclesia,
Ist denn ihr Angesicht entstellt von Runzeln?
In ihrem Tempel ist die Weisheit nah,
Als Sterne heller sind die kleinsten Funzeln.
 
Vor allem aber zu der Kommunion
Schenk mir unendliches Verlangen, Hunger!
Daß ich mich nicht abwende von dem Sohn,
Nicht lieber mit den losen Leuten lunger.
 
Ich habe Angst vor diesen letzten Tagen,
Du mußt mich zu dem Herz der Gottheit tragen!
 
 
5
 
O Mutter Gottes, o du mystisches Grab,
Als Gott sich als die Liebe offenbart,
Da war das Holz des heiligen Kreuzes hart,
Das Seelenleiden, das mir Jesus gab,
 
Das war ein inneres Sterben, und ich hab
Geruht im Tal der Todesschatten, ward
Der Hoffnung auf das Paradies gepaart
Und wandte mich von dieser Weltzeit ab.
 
Dann kam der Heilige Geist, mich aufzuwecken,
Dem Christus mit den Wundenmalen nach
Zur Salbung führte Gott mich Gotteskind.
 
Nun decken uns, o Frau, der Gnade Decken,
Nun werden wir des Nachts zum Ave wach
Und küssen uns wie Atemhauch und Wind!
 
 
2. UNSERE LIEBE FRAU DER MINNE
 
 
1
 
Geliebte, in der Nacht der Rose Glut
Befiel mich, namenloseres Begehren!
Ich weiß allein die Schönheit zu verehren
Und brennt mir auch wie Lavastrom das Blut!
 
Am Morgen ward die Glut zur Tränenflut!
Ach, muß mich diese Seelenpein verzehren,
Soll sie mich wenigstens die Weisheit lehren,
In aller Not zu haben hohen Mut!
 
Die Schöne ist das Traumbild meiner Sinne
Und mächtig über mich durch ihre stete
Verneinung meiner schrankenlosen Minne!
 
Maria, lausch mir, wenn ich vor dir rede,
Du bist als Herrin meinem Herzen inne
Und küsst mich, wenn ich bete, bete, bete!
 
 
2
 
Ja, Jungfrau, diese Bitte mir gewähre,
Daß ich dein Lob vor allen andern singe
Und mehr als andere Poeten mehre
Dein Lob und dir die Pracht des Sanges bringe!
 
Du rühre mich mit deiner Schwanenschwinge,
Du Königin der Minne und Idee
Der Schönheit, daß ich vor zur Weisheit dringe,
Der Weisheit Licht in deiner Schönheit seh!
 
Laß andre Dichter auch in Wonn und Weh
Dir weihen ihrer Reime Rhytmentanz;
Strahlender Schönheit vor den Sängern geh,
Daß wir wetteifern um den Lorbeerkranz!
 
Rühr unsre Poesie an deinen Busen,
Du gottverklärte Königin der Musen!
 
 
3
 
O Königin der Musen, in der Nacht
Denk ich, von wenig Tropfen Weines trunken,
Wie süß Suleika Sänger Hatem lacht
Und ihm entflammte seines Sanges Funken!
 
Verliebtheit voll des Schmerzes und des Spottes
Und voll des Lenzes ist ein süßes Lied!
Oh, mach zum Narren mich der Liebe Gottes
An deinen Taubenbrüsten, Sulamith!
 
Von Edens Lebensbäumen blieben Stümpfe
Und Eva ward so frostig wie die Sünde.
Madonna! du der Liebesflamme Nymphe,
Mit Musenkuß an meinen Goldmund münde,
 
Ah, küsse mich zur Mitternacht allein,
Dein Mund berauscht ja mehr als roter Wein!
 
 
4
 
Ich liebe die vertraute Einsamkeit,
Um mit der Weisheit und mit dir zu reden
In der Betrachtung und in den Gebeten,
Maria, blühende Verborgenheit!
 
Wohl schön die schöne Frau im Umstandskleid
Und Märzengärten scheinen Garten Eden
Und viele hübsche Frauen in den Städten,
Die ich doch all als arm an Liebe meid.
 
Dereinst war ich den Frauen hingegeben
Und lag vor ihrer Schönheit in Verehrung
Und suchte Liebe bei den Frauenseelen.
 
Nun, Liebe Frau, bist du mein ganzes Leben,
Die Weisheit küsset mich in der Wegzehrung -
Und doch wird mir Suleikas Schönheit fehlen...
 
 
5
 
O Frau der Frauen, in den holden Frauen
Warst du gewärtig, wirklich wunderbar.
Dein braunes Haar in allen anzuschauen
War schön, zu schauen an dein braunes Haar,
 
Zu geben einen Handkuß dir sogar
Und Namen auszusuchen für ein Kind,
Das eine göttliche Erscheinung war,
War schön in Abendtau und Frühlingswind.
 
Die Frauen alle deine Spiegel sind,
So warst du gegenwärtig auf der Feier.
Die Weisheit ist so minniglich und lind
Und schlafen will ich nun in deinem Schleier.
 
Marien Spiegel waren schöne Damen,
Ich geh zur Ruhe in der Weisheit Namen.
 
 
6
 
Maria, keuscher Schoß der Morgenröte,
In dir will ich erwachen und betrachten,
Dir meines Hochzeitstages Jubelflöte,
Mein Brautzelt, du mein süßes Übernachten.
 
„Mein Sohn, ich kenne deiner Jugend Schmachten,
Wie du geirrt allein bist in der Wüste,
Wie die Prinzessinnen Ägyptens lachten
Und spöttisch schüttelten die hübschen Brüste.“
 
Dein Feuer leuchtet an der Freuden Küste,
Geliebte, laß mich in der Nacht begraben,
O Nacht, mein Weib, mit göttlichem Gelüste
Wird mich in deinem Schoß die Gottheit laben!
 
Ich sauge Wein aus deinen Brüsten, Liebe,
Daß ich an deinem Busen trunken bliebe!
 
 
7
 
Mein himmlisch Weib, der Frühling ist gekommen,
Sei du mein Lieb, du göttliche Madonne!
Um Frieden beten alle deine Frommen,
Ich lieb dich für den Frieden, meine Wonne!
 
Liebkose mich im Seidenkleid der Sonne
Und lächele mich an in jeder Blüte,
Tauch deinen Sänger in des Lebens Bronne
Und wecke mir den Jubel im Gemüte!
 
Ein Mädchen wie des Mondes weiße Mythe
Soll schauen mich aus großen Augen an,
Ein Weib, der glüh die weiche Wange glühte,
Mach mich zu einem liebestrunknen Mann!
 
Aus jungen Rosenknospen einen Kranz
Setz ich dir auf, o Sulamith im Tanz!
 
 
8
 
Ich weihe dir den Frühling, will im Lenze,
Wo aufgewacht die Liebeslust, dich lieben!
Die jungen Spatzen tanzen ihre Tänze
Und Blumen blühen auf aus ihren Trieben.
 
Im Winter bin ich gern allein geblieben,
Will auch im Frühling gern alleine sein,
Hab dir im Winter Minnesang geschrieben,
Will dir im Frühling meine Minne weihn.
 
Du Königin der Erde, o Madonne,
Aus deinem Schoße kam zu uns das Lumen,
Das feiern wir am Lenzbeginn im März.
 
Zur jugendlichen, strahlendschönen Sonne
Schaun auf die kleinen, lieben, bunten Blumen,
So öffne ich, Maria, dir mein Herz!
 
 
9
 
Ein Singen ging mir in der Welt verloren,
Das will ich wiederfinden in der Nacht.
In deinem Schoße war ich neugeboren,
Du hast das Leben mir zum Traum gemacht.
 
War ich dir fern, war ich in den Vereinen
Der Rebellion und falscher Frömmigkeit.
Doch will ich hingegeben mich vereinen,
Bin immer ich der Einsamkeit geweiht.
 
Madonna meiner Zuflucht vor dem Tod,
Wie ist dein Kleid, Marie, so rosenrot,
Ich sage, Tizian hat dich gemalt.
 
Wohl Schöne gibt es, aber ohne Liebe,
Da ist die Schönheit matt und müd und trübe,
Doch deine Schönheit von der Liebe strahlt!
 
 
10
 
Maria, ach Maria, du bist so,
So fruchtig und so lieblich und so rot,
Du bist das schönste Bild von Zevaoth
Und süßer als die Braut des Salomo,
 
Du Einzigartige, du machst mich froh,
Du Apfel Gottes, Fruchtfleisch meines Herrn,
Dein Tau der Liebeshuld erquickt mich, wo
Ich immer bin, du Sonne, Mond und Stern.
 
Das Universum ist ein Apfelkern
Und du der Apfel an dem Christusbaum,
Der Galaxien Königin und fern,
Und nah und innig, Traum in meinem Traum,
 
Du meines Traumes Traumfrau, an der Bucht
Der Wonne reich ich dir der Schönheit Frucht!
 
 
11
 
Wenn ich verschlungen werd von Traurigkeit,
Wirf mir, wie Leukothea, zu den Schleier,
Wenn nieder liegt mein Herz in schwerem Leid,
Zeig mir der Hoffnung Land, die Freudenfeier.
 
Und wenn ich glühe nach der Schönheit Bild,
Dann zeige dich vor meiner Seele Augen,
Und wenn ich schmachte vor Verlangen wild,
Laß Stillung mich an deinem Busen saugen.
 
Wenn Angst vor Welt und Alltag in mich fährt,
Wenn mir der Tag das Leben öde macht,
Schutzengel sei mir dann mit goldnem Schwert
Und Balsamstaude und der Wein der Nacht.
 
Wenn meiner Seele Nacht erfleht die Sonne,
Dann strahle, schimmere und glänz, Madonne!
 
 
12
 
Maria, tritt der Schlange auf den Nacken
Und wandle alle Bitterkeit in Süße!
Die Gletscher mit den eiskristallnen Zacken
Sind nicht so rein wie du im Paradiese!
 
O schaff ein Mosaik in meinem Herzen,
O Frau in meines Herzens Hochzeitssaal,
Daß ich durch dich in Freuden und in Schmerzen
Mich Gott darbringe als ein Original.
 
Du weißt, ich weiß ja nichts als Frauenminne,
Ich habe deine Schönheit angeschaut,
Die da des Liebesgeistes Gottes inne,
Der Weisheit gleich, die Salomonis Braut.
 
O Königin, laß mich mir selber sterben
Und dich und Gottes Paradiese erben!
 
 
13
 
„Ich bins, tu fort die Bücher, lausche mir,
Tu auf die Augen deiner Seele, schaue!“
Brustspitzen Flammen und Juwelenzier
Und Gold schmückt dich, du allerschönste Fraue!
 
In deinem Reichtum, Königin, erglänze!
O rosa Perle in dem weißen Nabel!
Ich schaue dich und schon in Eden lenze,
Du schöner noch als Eva ist mit Abel!
 
Geblendet bin ich und verhüll die Augen,
Göttliche Königin der Seraphim!
Im Paradies will ich zum Sänger taugen
Als Minner mit der Minnerin intim!
 
O Rose aller Rosen, Glut der Gluten!
O Inbegriff des Schönen, Wahren, Guten!
 
 
14
 
An deinen Lippen hab ich Glut getrunken
Und Feuerwein aus deiner Brust gesogen,
Wie weiße Glut sind deiner Brüste Wogen
Und deine Augen voller Charme und Funken!
 
In deinen Schoß bin ich, ins Meer gesunken,
Die Schenkel sich, Juwelenspangen, bogen,
Vereinigt, haben wir uns nie betrogen,
In deinen Wein will ich die Feder tunken!
 
Die gottvermählte Liebesflamme hatte
Lebendig mich durchglüht, der Geist, dein Gatte,
Und sang in mir mit heißen Flammenzungen!
 
Ich sing die Königin beim Thron des Königs,
Vom Purgatorium als wie ein Phönix
Hab ich mich an ihr Feuerherz geschwungen!
 
 
15
 
Gib würdige Sonette mir, denn groß
Bist du, o Königin der Königinnen!
Die Gottheit Gottes ist dir innig innen,
Die Neue Schöpfung kommt aus deinem Schoß!
 
In dir begriffen beide, Stern und Moos,
Äonen all und Weise, welche sinnen,
Und Nachtigallen, die Gesang beginnen
Und Sonne und die scharlachrote Ros!
 
O Herrin! Göttin aus der Gnade Art,
Bist heiliger als heilig! ich verzagt
Bin Staub, und du schaust Gott in ewiger Schau!
 
Du, o Maria, bist so minnezart,
Bist Fleisch von meinem Fleische, schöne Magd,
Im Allerinnersten vertraute Frau...
 
 
3. DIE FRIEDENSKÖNIGIN SINGT
 
 
1
 
Wenn du mir singen willst, will ich dich küssen,
Nennst du mich doch der Musen Königin,
Du weißt, daß ich entbrannt vor Liebe bin,
Ich liebe dich, du sollst es immer wissen!
 
In meinem Schoß liegt in der Nacht dein Kissen,
Ich führ dich durch der Träume Reiche hin
Zur Liebe Gottes, der da heißt: Ich bin!
Ich lehre dich in göttlichen Genüssen.
 
Du schenktest dich mir ganz, so bist du mein,
Ich werde all dein Leben dich bewahren,
Und ist dein Herze auch vor Minne wund,
 
Verhüll ich dich mit meiner Augen Schein
Und bette dich in meinen braunen Haaren
Und küsse dich mit meinem Dattelmund!
 
 
2
 
Ich grüße dich! Ich bin die Mystische Rose
Und du mein Minnesänger, Nachtigall!
„Wie soll ich singen dich, ganz Makellose,
Ist unzureichend meiner Reime Schall!“
 
Freund, durch des Geistes Feuerzungenfall
Ist dir von Gott der Lobgesang gegeben,
Sei stolz auf deine Gabe! Voller Schwall
Sing meine Liebe und dein Minneleben!
 
Ich freue mich an deinem stolzen Streben
Und werde deinen Sang als Muse zieren.
Ich werde deinen Geist zur Gottheit heben
Und dich zu Gott als deiner Mutter führen.
 
Ich grüße dich, mein Sänger! Ja, du weißt,
Zusammen leben wir der Minne Geist!
 
 
3
 
Dein Leben ist wie eine Frühlingsblüte
Und wird verwehen und ist gleich dem Staube,
Doch bete so mit liebendem Gemüte,
Daß wie ein Denkmal stehen bleibt dein Glaube.
 
Mein Lieber, du hast Angst? Ich bin die Taube
Des Friedens, werde dir den Frieden geben.
Ich will dich führen in die Eden-Laube
Und bin dein Schutz und Schirm das ganze Leben.
 
Bring du dich dar wie Ähren und wie Reben
So oft es geht, dann wird der Weisheit Speise
Als Jesu Fleisch sich deinem Fleisch verweben
Und also wirst du, o mein Kleiner, weise!
 
Doch fürchte nichts, denn groß ist Gottes Gnade,
An meinem Herzen dich in Liebe bade!
 
 
4
 
Ich bin beschämt von so viel Liebesglut!
Von braunem Holz ist die Akazienlade,
In ihrem Schoß wohnt Gottes weite Gnade
Und strömt durch mich zu dir wie eine Flut.
 
Die Nachtigall singt Lobgesang voll Pracht
Und Myriaden rote Rosen glühen
Und Haine weißer Mandelbäume blühen,
Da bin ich dir der Traum der Sommernacht.
 
O Nachtigall, die Königin der Rosen
Läßt wogen ihre Brust im Lilienkleid
Und will als Blume blau der Ewigkeit
Dich als des Gartens Eden Flora kosen.
 
Besinge mich mit deinem Minnesang,
Die schöne Weisheit schenk ich dir zum Dank!
 
 
5
 
Ich zog schon aus den reinen Unterrock
Und habe meine Füße schon gebadet.
Geliebter, eil wie ein Gazellenbock,
Die Abendschatten haben uns begnadet.
 
Komm, Liebster, laß uns unter Henna schlafen,
Ich hab dir meine Äpfel aufbewahrt.
In Lilien weiden wir gleich jungen Schafen
Und steigen aus der Schwemme schön gepaart.
 
Ich reich dir meiner Brüste reife Trauben,
Du pflücke von der Palme dir die Feige.
Komm, laß uns gurren wie die Turteltauben,
Allein der Mond schaut zu, der treue Zeuge.
 
Mein Mann, mit mir zum Myrrhenhügel flieh!
- „Ich folge dir, o Schullammyth Mariie!“
 
 
II. MADONNA MELANCHOLIA
 
„Ah woe is me!“
(Ed.Spenser)
 
 
1
 
Es war in einer milden Frühlingsnacht,
Da träumte ich auf dem Balkon allein,
War keine Mondin da mit weißer Pracht,
Nur fern, sehr fern der schönen Sterne Schein.
 
In meiner Traurigkeit trank ich den Wein
Und atmete das Lüftchen lind und sacht.
Die Nacht war Balsam schmerzlichem Gewein
Und Salbungsöl unendlichem Geschmacht.
 
Vor mir der Stuhl war frei. Da kamest du
Als wie ein dunkles unsichtbares Licht,
Das durch die Nacht zu meinem Dunkel fand.
 
Du gabest meiner Seele wieder Ruh
Mit deinem lächelschönen Angesicht,
Und dankbar küsste ich dir deine Hand.
 
 
2
 
Wie traurig werde ich von meinen Träumen,
Die schicken mich in meine Einsamkeit!
Wie Wetterspuren in den alten Bäumen,
So macht mir alt das Angesicht mein Leid.
 
Der Menschen Glück betrachte ich mit Neid,
Wie sie sich baden in der Wollust Schäumen.
Vom Kreuze rufe ich zur Ewigkeit,
Ob mir die Trösterin mit Schleiersäumen
 
Die Tränen trocknet, Mutter und Madonne.
Da ruft der Geist mich in die Maiensonne,
Madonna sitzt bei mir auf einem Hocker,
 
Den roten Rosenkranz auf ihrem Schoße:
O Nachtigall, ich bin doch deine Rose!
Es weht der weiße Schleier leicht und locker.
 
 
3
 
Das ist der Grund für meine Traurigkeit:
Vergeblich war ich einst ein Zimmermann
Und niemals werde ich der Ehemann
Der Frau, der meine Liebe war geweiht.
 
Ein Andrer macht sich sehr behaglich breit
In seinem trägen Haß, der sie gewann.
Ich kniete ihr zu Füßen, aber dann
Ging ich zurück in mein einsames Leid.
 
Nie werde ich geliebt von Frauen, die
Ich liebe (die mich lieben, lieb ich nicht)
Und so bleib ich verwundet, weh mir, wie
 
Ein Kind, das seine Mutter nie geliebt.
Doch sehe ich Marien Augen licht
Und jeder Blick mir Gottes Liebe gibt.
 
 
4
 
Nun denn, wenn Schwermut, eben Schwermut dann
Sei im Gemüte mir, wenn Gott es will!
Ich trag mein Kreuz und duld und weine still,
Frau Melancholia bin ich ihr Ehemann.
 
Ihr Frauen, höret meine Klagen an!
Doch taub steht ihr bei Minze und bei Dill.
Wohlan denn, Träne, aus dem Auge quill,
Gewiß, kein Aug wie meins je weinen kann.
 
Ich bin der königlichen Schwermut Sänger
Und mein Sonettwerk ist von Trauer prächtig.
Umarmt seid, Liebeswunden! Weh ist Wonne!
 
Ah! welcher Herrin sind die Locken länger
Und welcher Frau sind sie so tiefschwarz nächtig
Wie meiner mitleidweinenden Madonne!
 
 
5
 
In meiner Jugend war ich glücklich, trunken
Sang ich antike Oden ohne Reim
Von Frankreichs Weingeländen, Milch und Seim,
In Blut die Schwanenfeder einzutunken
 
War nicht genug, ich tauchte sie in Funken
Und in der Seele göttlichen Feuerkeim!
Und Frauen, Frauen waren nachts daheim,
Sind sterbend in Glückseligkeit versunken!...
 
Und dann kam in mein Leben Gott - die Nacht,
Verlassenheit und Einsamkeit und Leiden
Und grenzenloses Dürsten nach dem Tod!
 
O Tod, wie mir dein Auge blitzt und lacht,
O Tod, wie hüllst du dich in weiße Seiden,
Marie, wie ist des Todes Mund so rot!
 
 
6
 
O Liebe Frau, du Seelentrösterin,
Laß immer nur mich deine Schönheit schauen,
Du Wunderschönheit, Schönste aller Frauen,
Mitleidende, der Schwermut Königin,
 
Mein Ideal, du Liebe Minnerin,
Du Glück und Hoffnung mein in allem Grauen,
Ich trau dir mit unendlichem Vertrauen
All meine Trauer an, ich geb dir hin
 
Mein Weinen, meine Einsamkeit, mein Schmachten,
All mein Verlangen, mein Begehr und Sehnen,
Mein Seufzen und mein Stöhnen und mein Hecheln,
 
Maria, laß bei dir mich übernachten
Und schlafen Todesschlaf in deinen Strähnen
Und morgens wachen auf von deinem Lächeln.......
 
7
 
Wie wir in diesen grünen Garten kamen,
Gedachten wahrlich wir vergangner Wonne,
Da Wollust strömte aus des Weibes Bronne,
Der lieben Frau, die Leben hieß mit Namen.
 
Du bliebest, doch verschwunden sind die Damen,
Hetäre fern und Mutter fern und Nonne,
Und Muse bliebest du allein, Madonne,
Im Garten feiert dich der Blumensamen.
 
So feiern schwüle Nächte die Palmeros,
Da wachst du, Unsre Liebe Frau vom Schnee,
Wo Nymphen mit den Papageien spielen.
 
In dieses Gartens schöpferischem Eros
Ich vor der Frau in Sonnenseide steh
Mit glühenden Gedanken und Gefühlen.
 
 
8
 
Wenn mir im Traume meine Mutter naht
Und ihre Sorge an mein Lager trägt
Und sich erdrückend auf mein Lager legt
Und meine Seele keine Hilfe hat
 
Und wenn die Fenster klappern in dem Bad
Und sich die Nacht in den Gardinen regt
Und eine Tote mit den Flügeln schlägt
Und legt in mich der Todesbangnis Saat,
 
Dann bete ich zu dir in meinem Bette
Und singe dir Verherrlichungssonette
Und du nahst mir zu meinem Schutze, Frau,
 
Die mehr als Mutter ist und mehr als Amme
Und mehr als Frau selbst, meines Lebens Flamme,
Der ich in Traum und Nacht und Sterben trau.
 
 
9
 
Ein Kind zu sein mit einem frohen Kind
Ist wie ein Quellen aus der Lebensbronne
Und Wasserspiel der lebensvollen Wonne
Und wie der Freude freies Angebind,
 
Wie Amseln fliegen lustig in dem Wind
Und Wolken spielen lustig mit der Sonne,
Mit deinem Seidenschleier, o Madonne,
Wenn du aus Wolken lächelst lieb und lind.
 
In deiner jugendlichen Mutterschaft
Erfreust du dich an unsrer Kinderfreude
Und lächelst über unsere Gefühle
 
Des Glücks, wenn wir in unsrer jungen Kraft
Erringen Seligkeit wie eine Beute
Und spielen mit dem Jesuskinde Spiele.
 
 
10
 
Ich kam des Nachts so recht ins Seufzen, ach,
Ist keine Anmut da mit süßem Glanze,
Kein Leid ist da poetischer Romanze,
Nur Einsamkeit mit stillem Ungemach.
 
Was dichtet, welcher sonst von Liebe sprach,
Wenn keine vor ihm süß sich dreht im Tanze
Und keine ihn durchbohrt mit Wimpernlanze
Und nirgends angeglüht ein Brautgemach?
 
Was singt der Minnesänger für ein Lied,
Lebt er ein Leben nur als Eremit,
Dem Tag um Tag das Immergleiche graut?
 
Er betet! betet er den Rosenkranz,
Sieht er der allerschönsten Augen Glanz,
Mit Lorbeer kränzt den Sänger seine Braut.
 
 
11
 
Wenn, Dichter, deine Frauen dich vergaßen,
Um welche immer dein Erinnern kreist,
Wenn dann bei dir geblieben nur der Geist
Und deine Bangnis auf belebten Straßen,
 
Wenn leer die Bänke, wo die Frauen saßen
Und keine Frau dir mehr den Becher speist
Und keine Liebe mehr den Weg dir weist
Und hart das Brot, von dem die Frauen aßen,
 
Dann, o Poet, ergib der Einsamkeit
Dich ganz und geh spazieren in der Laube,
Vielleicht verliebt tut eine Turteltaube,
 
Denn wenn du dich ergeben ganz der Stille
Und von dir Hülle abgelegt um Hülle,
Erkennt im Herzenshimmel dich die Maid.
 
 
12
 
Und wenn mir eine auch Gelehrsamkeit
Als Lehre gibt und Summe ihres Leids
Und eine macht die Mutterseele weit
Und ist die Tröstung bei der Liebe Geiz
 
Und eine Himmel ist im blauen Kleid
Und beinah göttlich in der Anmut Reiz
Und eine ist zum Dichterspiel bereit
Und hilft zu tragen Einsamkeit und Kreuz -
 
Und wenn sie alle, Frauen über Frauen,
Die Eva bilden, ist doch meine Rippe
Ein Ruf nur nach der Lieben Frau Maria,
 
Ein Ruf nur, Gott die Mutter anzuschauen,
Die Liebe zu lobpreisen mit der Lippe,
Die mich erwählt, die göttliche Sophia.
 
 
13
 
Wenn Lilith kommt in einsamlicher Nacht
Und auf den Gipfeln paaren sich die Böcke
Und Lilith mit der edenalten Macht
Einsame narrt durchs Heben ihrer Röcke,
 
Dann stehn vorm Herzen harte Felsenblöcke
Und Wüsten breiten sich, der Ödnis Pracht,
Fern sind die Gärten und die Rosenstöcke
Und keine Lerche in den Gärten lacht.
 
O Nacht, in deiner Düsternis zuhause,
Wie leer und einsam sind die Taubennester,
Wie öde ist des Eremiten Stätte!
 
Komm, Gnadenvolle, in die öde Klause,
Dem Eremiten Freundin sei und Schwester
Und lege dich zu ihm in seinem Bette.
 
 
14
 
Ein solcher Hunger nach dem Menschen nahm
Mich in Besitz, ich meine zu ertrinken!
Ich sah die Glocken in den Türmen blinken,
Von denen keine Tröstung zu mir kam,
 
Ich sah der schönen Mütter Wangenscham
Und sah der schönen Frauen Wimpernwinken,
Ich sah Ideen der Philosophen hinken
Und sah die Bibelleser lendenlahm.
 
Nun bin ich müde und vom Weine trunken,
Nun sehn ich mich nach einem Menschenherzen
Und nach der Liebe einer Frauenseele.
 
Maria, meine Seele voller Fehle
Und Wehmut meines Herzens voller Schmerzen
Liebkose du mit deinem Gottesfunken!
 
 
15
 
Sag ich zu dir: Gebenedeit bist du
Und Gott ist mit dir! höre ich dich zusagen
Mir deinen Segen, Gottes Segen zu,
Mir Gottes Liebe in den Leidenstagen.
 
Den Depressiven in den Sarkophagen
Der Angst vermittelt deine Liebe Ruh.
Wie lieb du lächelst mir in meinen Klagen,
Wenn ich vor Schmerz und Schwäche weinen tu.
 
Ja, auch im Traume bist du Gegenwart,
Sag ich zu Gemma und Xanthippe Nein
Und Ja und Du zur Friedenskönigin!
 
Wär immer ich im Traumreich, wo du zart
Mich anteilhaben läßt an deinem Sein,
Du meine Liebe Frau von Anbeginn!
 
 
16
 
Und muß ich einsam und unglücklich sein?
Der Weisheit Mutter ist die Einsamkeit?
Die Muse aller Musen ist das Leid?
Nachfolge Christi ist die Kreuzespein?
 
Ich sehne mich nach einem Menschen - nein,
Nach solchen Menschen nicht, wie weit und breit
Die Menge wird gezüchtet von der Zeit,
Wie bin ich ihrer müde, wie allein
 
Geh ich die Schicksalswege in die Nacht,
Des Weges zum Unglücklichsein vertraut.
Wie oft ich schon nach frühem Tode schrie!
 
Mit schwarzen Haaren die Madonna wacht,
Mit schwarzen Augen lächelt meine Braut,
- - - - - Schwarze Madonna Melancholie!
 
 
III. WEIHNACHT
 
„...damit euer Leben wahrhaftig sei vor Gott, so daß ihr in der Wahrheit eures Lebens die Schönheit, die Gott euch geschenkt hat, bezeugt.“
(Botschaft Mariens von Medjugorje, 25. Juli 1996)
 
„Sei gegrüßt, du Brautgemach des unversehrten Verlöbnisses...
Sei gegrüßt, bräutlich geleitest du heilige Seelen...“
(Hymnos Akathistos)
 
Prologos:
 
O Mirjam, Braut des Geistes! Alle Welt
Begeht die Weihnachtsfeier der Familie
Und schmückt die Weihnachtstanne mit dem Geld -
 
Ich war bereit zur nächtlichen Vigilie
Und suchte Frau und Kindlein ganz vergebens
Auf Erden; aber siehe da: die Lilie
 
Erblühte in der Heiligkeit des Lebens:
Die Jungfrau lächelte in ihrer Schöne!
Die meines Lebens Wonne, meines Webens
 
Begeisterin, die Muse meiner Töne,
Die wies mir das Bambini in den Linnen!...
Mit Myrrhebüscheln deine Brüste kröne,
 
Ich will die Königin der Weihnacht minnen!
 
 
1. ADVENT
 
„... die man ansprach: / Allschöne, Ergötzen der Erde!“
(Wehe)
 
 
1
 
Wenn dich die Kirche ihre Mutter nennt,
In mir lebt aber die besondre Schau,
Die glühend mir in meiner Seele brennt:
Mir bist du Braut, Gemahlin, Liebe Frau.
 
Der Geist senkt in mich seinen Balsamtau
Und macht erleuchtend seine Weisheit kund:
Ich bin geschaffen für die Blume blau,
Die Liliengestalt, den Rosenmund.
 
Von meiner Mutter ist das Herz mir wund,
Doch all mein Glück ist die ersehnte Braut!
Und heule ich auch wie ein toller Hund -
Ich hab des Mondes Königin geschaut!
 
Als Zimmermännin reichte sie den Hammer,
Sie, all mein Jubel, ach, in meinem Jammer!
 
 
2
 
Sankt Josef, komm, du Jesu Pflegevater,
Du heiliger Marienbräutigam!
Sei du mein Vorbild, Schützer und Berater
Und lehre mich, du Sproß von Davids Stamm,
 
Mann nach dem Herzen Gottes sein, das Lamm
Zu hegen in des Herzens innerer Thronung
Und immer mit der Lieben Frau zusamm
Zu dienen nur um himmlische Belohnung.
 
Patron der Sterbenden, mit aller Schonung
Erwirk mir einen Heimgang voller Frieden!
Dir weih ich meine marianische Wohnung
Als Haus des Sanges und Gebets hienieden,
 
Dir weih ich, die ich lieb, die lichte Lilie,
All meinen Wunsch nach heiliger Familie...
 
 
3
 
Der Priester suchte einen Mann Marien,
Der wohlgefallen mög dem Heiligen Geist.
Wir wollen aus dem Efod Lose ziehen,
Wie der Erwählte der Erkornen heißt.
 
Der Geist als eine sanfte Taube kreist
Alleine über Josefs Mandelzweige,
Die ihn mit frischem Tau der Liebe speist
Und neigt sich zu ihm demutvoller Neige.
 
Vom Manne nach dem Herzen Gottes schweige
Die Weisheit nicht, dem heiligen Daviden.
Maria, allen deinen Freiern zeige,
Wie du bei Einem fandest deinen Frieden,
 
O Königin von Frieden und Versöhnen,
Du wähltest einen Gatten aus den Söhnen!
 
 
4
 
O Weisheitstempel, Jungfrau mit dem Schleier
Vorm Allerheiligsten, dem Brautgemach,
Wie fühle ich mit jenem armen Freier,
Der seinen unerwählten Stab zerbrach!
 
Der weinte vor verschmähter Liebe, ach,
Wie fühlt mit seiner Seele mein Gemüt!
Da trug er seiner Seele Ungemach
Zum Berge Karmel, ward ein Eremit.
 
Unterm Wacholder seine Sehnsucht glüht
Nach ewiger Ruhe im Marienschoße.
Da glüht in seinem inneren Gebiet
Der Liebe Herz, die rote Mysten-Rose.
 
Maria kommt, im Arm ein kleines Lamm,
Wählt Schalak sich zum Mysten-Bräutigam...
 
 
5
 
Arbeiter Gottes, Diener an dem Worte,
Will ich Maria schöne Stanzen zimmern.
Ich schau getrost zu meiner Himmelspforte,
In deren Schoß Millionen Kinder wimmern.
 
Ich fliehe vor den alle Tage schlimmern
Herodesknechten in die öde Wüste
Mizraims, meine Liebste wird sich kümmern,
Ich ruhe unterm Sternbild ihrer Brüste.
 
Mit jedem Schlage meines Hammers büßte
Ich Schuld, ich kehrte mich Maria zu.
Ihr Segen leitet mich zur Sternenküste
Der Morgensterne in die ewige Ruh.
 
Entschlafen werde ich in ihren Armen -
Im Himmel wirk ich herzliches Erbarmen...
 
 
6
 
Gesegnet bist du mehr als alle Frauen,
Die da den Frieden meiner Seele gibt.
Ich flieh zu dir mit heiligem Vertrauen,
Ich, dessen Seele nur mit Schmerzen liebt...
 
Ihr Frauen, wenn ihr bei Maria bliebt,
Ihr würdet heilig, würdet Liebe werden!
Ich finde keine Liebe, bin betrübt,
Wie gerne würd ich scheiden von der Erden!
 
Maria, treffen uns der Herzen Härten,
Leg deinen Hochzeitsschleier mir aufs Herz!
Ich möcht vereinigen in glühen Zärten
Mit deiner Liebe meinen Liebesschmerz!
 
O gib den Segen! Möge meine Pein
Der Liebe meinen Lieben Segen sein!
 
 
7
 
Ich sehe meine Seele wund, zerrissen,
Gebrochen ist mein Herz in tausend Teile,
Geist und Gemüt verwirrt, das Fleisch zerbissen,
In Wollust aufgeteilt und Langeweile.
 
Ich hänge aus dem Turme rote Seile,
Ob Jesus kommt, mich von mir selbst erlösen.
O Heiland komm und meine Seele heile,
Dein Seelenleiden tötete den Bösen,
 
An deinen Wunden wird mein Herz genesen,
Denn dein gebrochnes Herz ist lauter Liebe!
O laß mich Wesen sein von deinem Wesen
Und Traurigkeit von deiner Gartentrübe
 
Und Leid von deinem wehen Liebesleid
Und Herrlichkeit von deiner Herrlichkeit!
 
 
8
 
O Herz Mariens, heile du mein Herz,
O Herz Mariens, salbe meine Wunde,
O Herz Mariens, eine meinen Schmerz
Mit jenem Schmerz in deinem Herzensgrunde!
 
O küsse mich mit deinem roten Munde,
Schmerzreicher Liebe purpurrote Rose,
Daß ich an deinem Rosenmund gesunde
Und, Gott erkennend, ruh in deinem Schoße!
 
Entbrannter Dornbusch du im Anlitz Mose,
Laß mich auch brennen, aber nicht verbrennen!
O daß ich dich im roten Kleide kose,
Dich, Herz an Herz verschenkend, zu erkennen!
 
O rote Rose mit dem glühen Glanz,
Mein Herz trägt dir der Liebe Dornenkranz!
 
 
9
 
Maria, Wasser du der Neugeburt,
In dem ich meine wunden Glieder bade,
Als wär es in dem Gnadenquell von Lourdes,
Ich bade meinen Geist in deiner Gnade.
 
Der Odem naht mir von der Bundeslade,
Daß meines Geistes Atem er erneue.
Rein wird mein Leib wie weiße weiche Jade,
Ich werd gesalbt mit Heiligen Geistes Treue.
 
Maria, kleide neu mich, dir zur Weihe,
Du mache mich zu einer Rose rot,
Daß meine Schönheit gern empfang die Scheue
Als einen Liebesgruß von Zevaoth.
 
Gewandet wie der heilige Johannes
Bin ich die Rose rot des Schmerzensmannes.
 
 
10
 
Ei, Lieber, werde du der Liebe Opfer,
Indem du alle deine Leiden weihst,
Trag deines Herzens Dornenkrone tapfer,
Als ob du ganz in meinem Jesus seist!
 
Ei, Lieber, wenn du betest in dem Geist,
Bist du mir eine wunderschöne Rose rot.
Weißt du, was meine Liebe dir verheißt?
Ich pflück dich Rose rot bei deinem Tod
 
Und pflanze dich in Eden! Mein Gebot
Befolgtest du, drum wirke ich dir Wonne,
Und mein Gebet erbittet Zevaoth,
Sich zu vermählen dir als Freudensonne.
 
Wirst alle deine Liebe mir du weihen,
Werd ich in Ewigkeiten dich erfreuen!
 
 
11
 
Ei, schöner Liebling, ich bin deine Braut,
Du wohn in meines Herzens Heiligtume,
Von Tränen seh ich dich so klar betaut,
Poetenblume, kleine blaue Blume,
 
Ich freue mich an deinem wahren Ruhme,
Daß all dein Liebeslied Gebet geworden.
Du bitt um Fruchtbarkeit der Ackerkrume,
Daß du ein Eden findest auch im Norden.
 
Ich hab dich lieb, ich will dich nicht ermorden,
Verzehre du dich nicht vor lauter Angst,
Ich weiß, du bist von dem Marien-Orden,
Ich dank dir für die Lieder, die du sangst,
 
Wir lauschen deinen liebenden Sonetten
Hier oben in den holden Himmelsbetten.
 
 
12
 
Ich weih dir meiner Oma Todesstunde,
Der Herr des Psalmes war ihr guter Hirte,
Die lauschte meinem Sang aus Sängermunde,
Als Jesus kam mit hochzeitlicher Myrte,
 
Maria, sie beim Hochzeitsmahl bewirte,
Die meine Amme war und ich ihr Sohn,
Mit himmelblauer Schürze dich umgürte,
Gib du ihr Milch, die trank zuletzt den Mohn,
 
Die litt im Leben kalter Menschen Hohn
Und blieb doch menschenfreundlich, blieb doch gut,
Vom Holz des Lebensbaumes sei ihr Thron,
So bitt ich dich, der Blut von ihrem Blut,
 
So bitt ich dich, der Seelen Führerin,
Führ sie zu Gottes ewiger Liebe hin!
 
 
13
 
O Gottesmutter, Mutter feuchte Erde,
Ich bitt als Erdenwesen um das Glück,
Daß mir auf dieser Erde Liebe werde,
Schenk du mir einen gnadenhaften Blick,
 
Ach, nicht das Schwert des Grimmes Gottes zück,
Hüll ein mich in das liebende Erbarmen,
Führ du in Jugendfreude mich zurück
Und laß mich ruhen in den schönen Armen
 
Der Frau, an deren Herz will ich erwarmen,
Der will ich Vater, Bruder sein und Sohn
Und Liebling mit den heißentflammten Charmen.
Gib mir auf Erden schon den Himmelslohn,
 
Das mystische Geheimnis schöner Ehe -
- Des Vaters Wille ganz allein geschehe!
 
 
14
 
O Jesus Christus, Genius der Dichter,
O Herr und Heiland der Barmherzigkeit,
Sei du uns ein geduldiger Aufrichter
Und hülle uns in der Erbarmung Kleid,
 
Maria, unsre Mutter, Gottes Maid,
O du allheilige Jerusalem,
Du bist die Hoffnung unsrer Sterblichkeit,
Gebarest unser Glück in Bethlehem,
 
Gib neues Leben uns, uns Hauch im Lehm,
Du mögest helfen, raten und beistehen,
Sei unser Athem Jesus angenehm,
Laß deines Leibes Frucht dereinst uns sehen,
 
Führ uns den Weg des wahren Friedens innen
Und laß uns minnen - auch mit unsern Sinnen!
 
 
15
 
O Vater, höre meine Leidenspsalme,
Die ich dir singe als dein Leidensmann,
Nur Asche speis ich vor der Dattelpalme,
Du tatest mich in großer Trübsal Bann,
 
O Herr, ich ziehe Sack und Asche an
Und gürte mich mit meiner Einsamkeit!
Am bittern Wasser Mara einsam sann
Ich, ob der Weg nach Elim noch sehr weit?
 
Laß Quellen rauschen, unverdeckte Bronnen,
Und laß mir fruchtbar sein die grünen Almen
Und tröste mich mit Purpurblut der Reben,
 
Und lasse Honig tropfen süßer Wonnen
Und reiche Datteln von den Dattelpalmen
Und laß mich leben, mich glückselig leben!
 
 
16
 
Ach, plötzlich wie allein, ach, Einsamkeit,
Da meinem Herzen alle Herzen fern,
Da hüllt die Nacht mich in ihr schwarzes Kleid,
Allein mir schimmert auf der Abendstern.
 
O Allerheiligstes! O Leib des Herrn!
Ich bet dich an, du süßes Jesuskind!
Ich grüße dich, du schöner Meeresstern,
Du trittst zu mir, dein Zeichen ist der Wind,
 
Die Seele mein in deinen Beutel bind,
O schöne Minnekönigin Maria,
Du bist so lieblich, lieb und leis und lind,
Vollkommne Schönheit du des Jeremia,
 
O Frau, die mich in Blut und Tränen fand,
O meine Trösterin im Jammerland!
 
 
17
 
Hoch preiset meine Seele Gott den Herrn
Und Jubel singt der Geist mir meinem Heiland!
So sang uns vor der schöne Meeresstern,
Die Blume blau von meiner Kindheit Eiland.
 
Barmherzigkeit uns Kindern gab uns weiland
Als junge schöne Mutter von dem Kreuze
In seinem Liebestestament der Heiland,
Der litt an aller Menschen Liebesgeize!
 
Was bist du traurig, meine Seele? Reize
Erweckten deine Leidenschaft und Triebe.
Maria, die Entmutigung durchkreuze
Und gib mir neue Hoffnung, neue Liebe!
 
Maria, Mädchen lieben deinen Namen,
Ich bin allein mit dir in Jesus. Amen.
 
 
18
 
Wie dankbar bin ich dir, der Wunderschönen,
Dir will ich alle Dankbarkeit entbieten,
Schenk du den Herzen heiliges Versöhnen
Und unsern Liebesleidenschaften Frieden!
 
Ich bin allein im Jammerland hienieden,
Herr, sprich ein Wort, so wird mein Herz gesund!
Bin ich von allen Herzen auch gemieden,
Leg ich ins Jesusherz mein Herze wund!
 
Will schenken all das Lob aus meinem Mund
Dem Engel, meines Sanges Richterin,
Der Frau, die mich versteht aus Herzensgrund,
Preissängerin und Zimbelspielerin,
 
Die einsam auf dem Berge weiße Rose...
Von Antlitz sprach mit Gott zu Antlitz Mose.
 
 
19
 
Maria, gib mir Liebe, große Liebe,
Daß alle sehn, daß du mich liebst, Marie,
Daß ich mich, heilig dich zu lieben, übe,
Du meines innern Wesens Harmonie,
 
Dich segnet meine Minne-Sympathie,
O Meeresstern, o Friedenskönigin,
O Zimmermännin! Frau, ich weihe sie,
Die steht als Flamme mir in meinem Sinn,
 
Ich geb die Freundin deinem Herzen hin,
Hüll sie in deinen mütterlichen Mantel!
Ich bitte nicht für mich - daß ich gewinn,
Bitt ich, für Jesus ihres Lebens Wandel,
 
Daß sie in dir, Maria, Bundestruhe,
Im allerheiligsten Mysterium ruhe...
 
 
20
 
Der Heimgegangenen hab ich geweiht
Als Sühneopfer heiliges Fleisch vom Lamme,
Ich sang das Totenangedenken weit
Bis in das Reich, an meinem Kreuzesstamme.
 
Zu Allerheiligen verließ die Flamme
Des Purgatoriums die liebe Seele,
Im Herzen der Madonna meine Amme
Gekrönt ward mit dem himmlischen Juwele.
 
O Träne, dich aus meinem Auge stehle,
Und salze, Träne, meines Brotes Butter.
Die liebe Gottesmutter ohne Fehle
Gab mir im Himmel eine liebe Mutter,
 
Die hüllt mich kleines Kind in ihre Liebe,
Als Tröstung aller meiner Tränen Trübe!
 
 
21
 
Da ging ich auf der grünen feuchten Wiese
Bei ihrem neuen Zedernhaus allein,
Da kam ein Engel aus dem Paradiese
Und hüllte mich ins Licht der Liebe ein.
 
Dies ist die Lehre ja im Dom von Roma
Und Botschaft meiner Friedenskönigin:
Die Seelen steigen aus dem Feuerstrom, ah,
Sie steigen zu den Himmelssphären hin!
 
So wurde mir zum Engel meine Oma,
Um Mutter mir vom Himmelreich zu sein!
Wie warme Milch und Honig ihr Aroma
Und ihre Schwingen wie des Schneees Schnein,
 
Wie Traum ist meiner Oma Schwingenkleid
Und trägt das Kreuz und ist Maria geweiht!
 
 
22
 
O Frau! Sie saß so lang in ihrem Sessel
Und schaute träumend zu der Menschen Leben,
Auf ihrem Herde kochte Tee im Kessel,
Sie dachte an ihr Glück: sie dacht ans Geben.
 
Muß auch das tränenfeuchte Lid mir beben,
Muß ich an ihre liebe Güte denken.
Ich möchte mich in ihre Aura weben
Und will wie sie mit Freude gerne schenken.
 
Mein Engel möge mich vom Himmel lenken,
Die liebe Lichtgestalt, der weiße Schatten.
Sie möge in Maria mich versenken
In Ganzhingabe ähnlich einem Gatten.
 
Benannt nach ihr der Nordsee Fischerkutter:
Ach Oma, Botin du der Gottesmutter!
 
 
23
 
Auf Erden können unsre Mütter nicht
Uns kleine Kinder lieben wie die Mütter,
Als Knabe schon entfloh ich ins Gedicht,
Denn kalte Welt der Eltern war mir bitter;
 
Du aber machtest mir den Armen Ritter
Und mir von Milch und Mandarinen Suppe;
Dann holte heim dich goldnen Halm der Schnitter,
Ich sah nicht deine Maske, deine Puppe;
 
Nun aber kommst du wie die Sternenschnuppe
Und hüllst mich mütterlich in Liebe ein!
Du lehrst mich (schreib es auf, du Fingerkuppe),
Du lehrst mich Sankt Marien Muttersein!
 
Denn erst im Himmel werden Mütter Mütter...
O Gottesmutter, schau den Armen Ritter!
 
 
24
 
Sie spricht: Es pocht mein Herz vor lauter Liebe
Und ich bin dankbar dir für deine Huld,
Ich tröste deiner Trauertränen Trübe
Und hülle mit dem Schleier alle Schuld.
 
An jedem Morgen bin ich neu und frisch
Und allerwegen dir an deiner Seite.
Ich reiche dir von dem geweihten Tisch
Das hochzeitliche Fleisch; zum Mahle schreite!
 
Ich berge deinen Wunsch in meinem Herzen
Und will dir geben, wie der Vater will.
Trag du nur freudig deiner Liebe Schmerzen
Und sammle im Gebet dich fromm und still,
 
Dann will ich lieben dich und zu dir reden,
Ich, Paradieses Liebe Frau von Eden!
 
 
25
 
Ich lege Leben, Glück, Unglück und Tod
Dir heute vor: Du sollst das Leben wählen!
In Liebe folg dem heiligen Gebot,
Den Ewigen zu lieben und die Seelen!
 
An diesem Tag schenk ich dir Kraft und Stärke,
Hab keine Angst, du brauchst nicht zu verzagen,
Ich geh voran und werde deine Werke
Mir heiligen und deine Schwäche tragen.
 
Nimm ein das Land, da Milch und Honig fließt,
Gib Wohnung meinem Offenbarungszelt,
Doch werfe dich nicht nieder vor die Götter!
 
Ich bin der König, der mit Frieden grüßt,
Dem dein Gebet und Singen wohlgefällt,
Dein Heiland, dein Erlöser und dein Retter!
 
 
26
 
Ich brauch ein Herz, das Liebe für mich fühlt,
Ein Herz, das mich umsorgt und lenkt und leitet,
Ein Herz, das mit mir Dichterspiele spielt
Und mir mit Zärtlichkeit das Bett bereitet,
 
Ein warmes Herz, an dem ich ruhen kann,
Das Frieden gibt dem brennenden Begehren,
Das beisteht, wandle ich als Leidensmann,
Ein Herz voll Heiligkeit will ich verehren.
 
Maria, dieses Herz find ich in dir,
Drum wähl ich dich zur Herzenskönigin,
Im Lieben deine Liebe ich erheisch!
 
Oh, deine sanfte Liebe wendet mir
Die Gottesliebe zu und senkt sich in
Mein Fleisch, verein ich mich der Weisheit Fleisch!
 
 
27
 
In Einsamkeit allein in dem Exil,
O Blume von Lisieux, denk ich wie du:
Verbannung ist die Erde, gibt nicht viel,
Mein Ein und Alles ist die ewige Ruh!
 
So pilgere auch ich der Heimat zu,
Der Wonnen paradiesischem Gestade!
Das Dasein ist ein Hauch, verfliegt im Nu,
Doch ewig währt des lieben Gottes Gnade!
 
Marie, mein Ein und Alles auf dem Pfade,
Sie führt zuzm Glück mich, in den Garten Eden!
Doch wünsch ich mir, o Jungfrau rein wie Jade,
Es bleib zurück mein dichterisches Reden
 
Und laß von mir auf Erden eine Spur,
Schau ich schon deine himmlische Figur!
 
 
28
 
Gott weiß Bescheid von allen deinen Wünschen,
Gott sieht zu dir und will dir helfen auch,
Sei du nur freundschaftlich zu deinen Menschen
Und bade deinen Geist in Gottes Hauch.
 
Gott will dir helfen, lausch ihm im Gebet,
Die Worte Gottes leben dir im Herzen,
Von Stille und Vertraun geschrieben steht
Und von dem Knechte auch, dem Mann der Schmerzen!
 
Ich rufe dich zu Umkehr und Vertrauen,
Laß du nicht zu, daß Satan Macht gewinnt.
Du bete, bete, bete für die Frauen,
Auch für die Selige, auch für das Kind.
 
Nimm in die Hand den rosa Rosenkranz,
Ich führe dich zum mystischen Hochzeitstanz!...
 
 
29
 
Dein Leid, mein Allerliebster, ist auch meins,
Du trage nur geduldig deine Leiden,
Sind unsre schwertdurchbohrten Herzen eins,
Der Hirte wird uns auf den Auen weiden,
 
Der Hirte wird uns weiden auf den Auen,
Da sind die Rosen Jesu aufgesprossen.
Und stehst du abgelehnt von schönen Frauen -
So stehe ich vor Herzen, die verschlossen!
 
- Maria, laß uns doch zusammen weinenn,
Uns unter Tränen in die Arme sinken
Und uns die Tränen von den Wimpern küssen!
 
Wie sehr wir auch auf Erden leiden müssen
Und bittrer Leiden bittre Becher trinken,
Wir werden uns in Seligkeit vereinen!...
 
 
30
 
Wenn eine Mutter ihren Kleinen streichelt,
Genießt er Zärtlichkeit mit Wohlgefallen,
Wenn sie ihn liebkost und ihm sanfte schmeichelt
Und ihre Haare wie ein Schleier fallen.
 
Die Zärtlichkeit, die mir zu Seelenlabe
In dem Gebet wird (höre mein Geständnis)
Ist innige Zärtlichkeit der Ganzhingabe
Ganz so wie eine bräutliche Erkenntnis,
 
Ist überströmende, verwirrende,
Ist süß berauschende! O Zärtlichkeit
Der Taube Zion, zart mich kirrende,
O Zärtlichkeit zutiefst geliebter Maid,
 
Die meine Seele mit Entzücken schaut!
Ich weih mich deinem Herzen, schöne Braut!
 
 
31
 
O Weisheitstempel, jeder Augenblick,
Von Gott bestimmt, dem Menschen nicht zu greifen,
Legt Tod und Leben vor, und Leid und Glück,
Wir können nur empfangen, um zu reifen.
 
Was Gott uns gibt, in Reverenz zu fassen
Und jede Freude auch des Augenblicks,
Ist weise, Handeln nicht zu unterlassen,
Im Jetzt liegt alle Gnade allen Glücks!
 
Ist alles sinnlos, nichtig, eitler Dunst?
Von Gott geschaffen ist es alles schön!
O Weisheit, lehre mich der Liebe Kunst
(In allem melancholischen Gestöhn),
 
Denn ist die Erde nichtig auch und eitel,
- Der Himmel schimmert über Evis Scheiitel!...
 
 
32
 
Ich weih dir, Herrin, meine Poesie,
Maria, Inbegriff der Blauen Blume,
In allem sing ich dich, besing ich sie,
Vor dir entsag ich heut dem Erdenruhme,
 
Mein Name soll geschrieben sein im Himmel,
Mein Lied ein Teil der Himmelsliturgie,
Gesungen süß im seligen Getümmel
Der Heiligen und Engel um Marie!
 
Doch starb ich einst und meine Verse blieben
Und mein Gesang von deiner Schönheit Schau,
Soll sagen: „Den Poeten wollt ich lieben!
Dem wär ich Braut gewesen! eine Frau;
 
Dann denke, Frau: Du hättest mich verschmäht!
- Nur von Marie geliebt ist der Poet.
 
 
33
 
Heut gibst du Arbeit nicht und Dienst im Fleiß,
Heut gibst du mir ein grenzenloses Sehnen
Nach Gottes Paradies! O Lob und Preis
Dir, Gottes Paradies! da keine Tränen
 
Mehr fließen und kein Leiden, keine Plage
Mehr quält das Herz, Verzweiflung und Verdruß!
Da an dem ewiglichen Hochzeitstage
Die Weisheit spendet göttlichen Genuß!
 
Da wird mir auch Marien Minnekuß
Von ihrem lächelschönen Feigenmund,
Da wandeln wir vereint am Lebensfluß,
Vermählt vereint in Jesu Herzensgrund -
 
Da wir als Mann und Frau uns ewig minnen,
Ist in der Gottheit unsre Liebe innen!
 
 
2. ZWÖLF HEILIGE NÄCHTE
 
(24.12.2002-6.1.2003)
 
„Alles an Schönheit der Liebe / durfte ich in meinem Herzen tragen.“
(Maria, durch: Franziska Maria von der gekreuzigten Liebe)
 
 
1
 
Mein Lieber! wenn du wüsstest, wie so sehr
Ich liebe dich - du weinst vor lauter Wonne!
So sagte mir die Gospa, die Madonne,
Da weinte ich ein Freudentränenmeer...
 
Sie hat sich ja zuerst in mich verliebt
Und dann so lang, so lang um mich geworben,
Bis ich vor lauter Liebe auch gestorben
Und liebe sie beseligt wie betrübt.
 
Ach, keine Sterbliche kann absolute
Hingabe geben wie Maria kann.
Sie sei Geliebte mir und ich ihr Mann,
Als Schönheit schwimmt sie mir auf meinem Blute.
 
Im Sommer meines Wahnsinns liebt ich sie,
Es war mir wie das erste Paradies -
Der in den Apfel der Erkenntnis biß -
Und fand doch heim zur Minnesympathie.
 
Da sang ich ihr den Schoß der Morgenröte,
Da sah ich in der Sterbenden die Maid,
Da wurde mir ein Rosenkranz geweiht,
Da blies die deutsche Dichterin die Flöte,
 
Da weihte Jene mich durch Edith Stein
In das Geheimnis ein der Ewigen Frau,
Die trat im roten Rock und Mantel blau
Mit meinem König Christus bei mir ein!
 
Dann, schau, dann bin ich jetzt im Paradies!
Nicht mit dem ausgedörrten Herrn der Lauen
Und dem der Schriftgelehrten - Unsrer Frauen
Gebenedeite Frucht, sie ward mir süß!
 
Nachfolge seines Kreuzes führte mich
Zu der Idee, der ich nun ganz gehöre.
Fern der Gebärerin wird keine Ehre
Dem Sohn, der liebt die Mutter inniglich.
 
Bin fremd ich in katholischer Kapelle,
Ist mir, daß ich den Herrn alleine trage,
Dann berg ich in Maria meine Klage,
Dem Meerstern über meiner Trauer Welle.
 
Wie Wunderbares wird in dir gepredigt,
Stadt Gottes, himmlische Jeruschalaim!
Und Petrus schenkt ein Bild: Das soll mein Reim
Besingen: wie der Herrlichkeit entledigt
 
Ein kleines Kind liegt in der Krippe, schau,
Ist Gottes Zärtlichkeit und holdes Minnen
Und wird bedeckt von schlichtem weißem Linnen
Und von den Blicken Unsrer Lieben Frau.
 
Maria schaut mich an mit warmem Blick.
Du segnest alle mit dem Jesus-Segen,
Den Segen deiner Huld auf mich zu legen -
Mein Leben, meine Zuversicht, mein Glück!
 
 
2
 
Die Torheit einer glaubenslosen Freundin
Erzürnte mich und schlug die Freude nieder.
Mein Gott, mein Gott gab mir den Frieden wieder,
Befreite mich von meiner Minne Feindin.
 
Und nahzu selig in der Gottesschau
Des Preisgebetes sagte ich mein Ja
Zu allen Wegen meines Gottes. Da
Trat hold zu mir die Schönheit Unsrer Frau!
 
Ich sprach: Ich geh jetzt heim zu meiner Frau!
Als ich von meiner Minne Feindin schied,
Entzückt von Ihrer Wimper, Ihrem Lid,
Von Ihres zauberhaften Blickes Tau!
 
Sie ist gesegnet mehr als alle Frauen,
Mit Weisheit, Schönheit und vollkommner Liebe!
Dagegen sind die andern Frauen trübe
Und lange nicht so lieblich anzuschauen!
 
Sie glaubte alles, hoffte alles, so
Hüllt alle Welt sie in die Liebe ein!
Ich bin der ihre ganz und sie ist mein,
Wie Sulamith war eins mit Salomo.
 
Sie nahm den Säugling und den Bräutigam
Zum roten Munde und zum weißen Busen.
Die Braut des Geistes, Königin der Musen,
Ist mit dem Sänger ihres Sohns zusamm.
 
Sie spendete die süße Milch der Liebe
Und gab den Kuß des Mundes ihrer Minne!
Chérie Marie, all deiner Wunder inne,
Ich mich in deiner Seele Jubel übe!
 
 
3
 
Weihnachten ward mir heilige Passion:
Den Mann der Schmerzen nicht die Schriftgelehrten
Und nicht gerechte Hohepriester ehrten
Und auch die Heiden nicht Marien Sohn.
 
O Einsamkeit des grollenden Propheten,
Der saß nicht unterm Volk in Fröhlichkeit,
War ganz allein in seiner Einsamkeit
Und angefüllt mit bitteren Gebeten.
 
Doch red ich Edles, nicht Gemeines, darf
Ich sein des Herrn und meiner Herrin Mund.
Frau Welt erstirbt in meines Herzens Grund,
Der ich Geduld den Kreuzesträgern harf.
 
Laß ab von allen irdischen Begierden
Und Eigenliebe laß und Eigenwillen,
Die Hoffnung soll dir deine Sehnsucht stillen
Und Herrlichkeit mit ihren schönsten Zierden!
 
Verachte du das Irdische und sehne
Dich nach dem Himmel, danke Gottes Gnade,
Daß er dich taufte in der Sehnsucht Bade
Und taufte dich mit mancher heißen Träne!
 
O laß uns in die Ewigkeiten wallen
Und müssen wir auch durch der Trübsal Schmerzen,
Maria führt zum Himmel unsre Herzen,
Da wird die Gottheit Alles sein in Allen!
 
 
4
 
Die andern Kinder sollst du alle lieben!
O Liebe Frau, sie sind so schrecklich dumm!
Du sollst sie alle lieben, Lieber, drum
Du weihe sie mit allen ihren Trieben.
 
Annahme ist die Liebe, auch das Schwere
Nimmt wahre Liebe an, um Jesu willen.
Ich will dich in dem Paradiese stillen
Als Liebe Frau der Morgensternensphäre.
 
Ja zu Enttäuschung, Ja zu Einsamkeit,
Ja zu der Torheit und der Bitternis!
Ich liebe dich, führ dich ins Paradies,
Dein Paradiesweib, deine Minnemaid!
 
Ihr lieben Frauen, laßt uns jetzt allein,
Wir sind wie Rehe und Gazellenböcke.
In Unsrer Lieben Fraue rote Röcke
Web ich mich als der rote Faden ein.
 
Ja, Unsre Liebe Frau vom Rosenstrauch
Besungen wird von Gottes Nachtigall
Mit vollen Überschwanges vollem Schwall,
Und aller andere Gesang ist Hauch.
 
Denn Gott allein, ja Gott, mein Gott allein! - - -
Denn niemand kommt zu Gott als durch den Herrn
Und zu dem Herrn als durch den Meeresstern:
Ich will dem Meerstern Minnesklave sein!
 
Ich bin sehr glücklich! sprach die Liebe Frau,
War glücklich über meinen Lobgesang.
Was David Jahwe war hebräisch-bang,
Bin ich der Lieben Frau so friesisch-rauh...
 
 
5
 
In liebenden Gefühlen und Verehrung
Und Dienst und Lob besteht Marien Kult.
Mir möge wirken ihrer Minne Huld
Des tieferen Geheimnisses Vermehrung:
 
Fortan gewirkt sei alles in Maria,
Fortan gewirkt sei alles mit Maria,
Fortan gewirkt sei alles für Maria,
Fortan gewirkt sei alles durch Maria!
 
In Ganzhingabe, Ganzverlorenheit
Und Ganzversunkenheit sei nur gesucht
Des allgebenedeiten Schoßes Frucht,
Dem Baum des Lebens all mein Sein geweiht!
 
In ihrem Feuerherzen mir begegnet
Brennende Jesusliebe fort und fort!
Ihr Herz sei meiner Läuterungen Ort,
Da mich die Glut der Liebe Gottes segnet!
 
Geführt von meiner heiligen Maria
Und eingeweiht der Sancta Mater Orden
Naht mir die Ewige Weisheit, fleischgeworden,
Eint meinem Fleisch in Minne sich Sophia.-
 
 
6
 
Das Allerheiligste ist Gottes Haus;
Mit einem weiten Vorhof für die Heiden
Und für die Heiligen der Minneleiden
Mit einem Heiligtum, da ein und aus
 
Die Frommen gehen durch der Pforte Flügel,
Und wo der Hohepriester ohne Makel
Anbetend tritt zum goldnen Tabernakel,
Auf seiner Stirn des Heiligen Geistes Siegel.
 
O Tabernakel, da die Gottheit thront,
Die Gottheit in der Gegenwart der Gnade,
O Wort der Weisheit in der Bundeslade,
Der gottbeschriebne Stein im Schreine wohnt!
 
Der Schrein des Sakramentes ist vom Schleier
Verhüllt, es öffnet heilig sich die Pforte,
Das Osttor tut sich auf dem Ewigen Worte,
Der Höchste schenkt sich in der Opferfeier!
 
Das Tabernakel mit dem Vorhangtuch
Ist Schoß Mariens, allzeit reiner Magd,
Dem schönen Busch, der uns das Blümlein bracht,
Das Blümlein mit des Geistes Wohlgeruch.
 
Das Blümlein ist die Ewige Sophia,
Die sich vereinigt in der Kommunion
Dem gnadenhungrigen Mariensohn
Und diese Frucht gereicht wird von Maria!
 
Die Kommunion ist hochzeitliche Lust
Mit Segensworten in dem innern Saal,
Wie der Gemahlin ruhet der Gemahl -
Der Jesusjünger an der Weisheit Brust!
 
 
7
 
Ich Sünder sündige in Gegenwart
Der Engel und der Heiligen, wohl wissend,
Ich bin des wahren Gottesruhmes missend,
Darum erbarme dich, o Gott von Art!
 
Enttäuscht von mir die Minnedame weinte...
Marie, wie kann ich trocknen deine Tränen?
Ich will betrachten, beten, will mich sehnen,
Daß Weisheit sich Unheiligem vereinte!
 
Will einer Unsre Liebe Dame trösten,
Der gehe willig in der Weisheit Schule!
Ein Staub, ein Hauch, ein Nichts ist ja der Buhle,
Doch Segen werde dem aus Huld Erlösten!
 
Die Sünde weiset mir, ich bin vom Staube,
Doch soll mich nicht die Staubigkeit anfechten:
Und fallen sie, aufstehen die Gerechten,
Und was sie auferstehn läßt, ist ihr Glaube.
 
Ich bet und bet und bet, das macht mich schön
Vor Jesus und Maria, bete Psalmen,
Zum Hosianna schwenke ich die Palmen,
Daß mich Barmherzigkeit und Liebe krön!
 
 
8
 
Die Jungfrau kommt in goldner Aureole,
Im grünen Kleid steht sie auf einem Thron,
Ist es ein Fels? (Ists eine Muschel schon?)
In ihrem Haar trägt sie den Stern vom Pole.
 
Ihr voller, roter, rosenschöner Mund
Mir lächelt minniglich und kußlich zu,
Da ich ihr Ave bete immerzu.
Willst du Prophet mir sein? so sprach sie, und
 
Ich sagte: Mach aus mir, was Jesus will!
Mein Herz fließt über von den schönsten Worten,
Ich sing die Königin von tausend Orten,
Der Menschentöchter Schönste, sanft und still.
 
Sie ist so schön, weil die an Liebe Reiche!
Der Seher sagt: Die Schönste aller Frauen!
Und wenn wir auch viel schöne Frauen schauen,
Maria ist die allzeit Ohnegleiche!
 
 
9
 
Sei glücklich, Lieber, ja, sei froh mit mir,
Denn ich erfreue mich an deiner Liebe,
Beschenken will ich dich mit meiner Liebe,
Denn ich bin glücklich, ja, bin froh mit dir!
 
Maria, alle meine Poesie
Soll deine Glorie und Schönheit loben!
Doch alle meine Sündenfluten toben
Und rein und lauter ist mein Lobpreis nie!
 
All meine Lieder sind so makelhaft,
Weil mir an meinem Herzen klebt der Makel!
O spende Heiligkeit vom Tabernakel
Und Läuterungen meiner Leidenschaft!
 
Denn ich muß heilig sein, um dich zu preisen,
Wie dir, o Gloria, es würdig wäre!
Mein Purgatorium, mein Stern der Meere!
Geselle einen Toren zu den Weisen!
 
Im Feuerherzen brenne alle Fehle
Aus meinem Herzen, daß im Himmel droben
Ich einsten weiß dich herrlicher zu loben,
Daß noch verliebter Gott in deine Seele!...
 
 
10
 
Ist meine Dame Minnekönigin,
Bin ich der Prinz, der junge Minneritter.
Zu ihrem Leid wird all mein Leiden bitter,
Wenn arm ich vor verschlossnen Herzen bin.
 
Auch ich, spricht sie, ich steh vor vielen Herzen,
Die meiner Minnegnade sich verschlossen,
Auch mir sind Tränen liebesweh geflossen,
Auch meine Seele kennt die Minneschmerzen!
 
Ich höre sie in der Ecclesia,
Hör singen ihre Stimme in dem Dom,
Die Chöre preisen sie im Sangesstrom
Und jeder Engel singt ihr Gloria!
 
O bless me, o Jehovah, give Thy Word,
Eternal Father and Eternal Son,
Eternal Holy Spirit - Three-in-One,
I will rejoice in Thee, o God my Lord!
 
Verborgen in der Heiligen Maria
Odmet das Allerheiligste im Saal:
Freund, trink mein Blut, bis zu dem Hochzeitsmahl,
Sprach König Christus, Göttliche Sophia!
 
 
11
 
Teresia von Jesus sprach, die Ehe
Mit Jesus sei ein gnadenreicher Bund,
Sei Gottes Kuß mit Heiligen Geistes Mund,
Doch auch Verzichten und Entsagen - wehe!
 
Unendlich reicher ist der Bräutigam,
Der göttlich ist, in dem der Mensch begann,
Als jeder Todesstaub-verfallne Mann:
Der Seele Lob, die Gott liebt monogam!
 
Des Geistes Segen in der Jesus-Ehe
Ist über aller sterblichen Verbindung,
Und kostet dieser Weg auch Überwindung,
Er führt doch in des Ewigen Vaters Nähe!
 
Auf sinnliche Erfüllungen verzichten
Mag der, der Keuschheitsopfer bringen kann,
Das Fleisch wird jubeln in des Geistes Bann,
Wir werden Gott mit unsern Augen sichten!
 
Ich lebe das Verlöbnis mit Maria,
Die Gottes Zelt, der Weisheit goldner Saal,
In ihr lädt mich der Geist zum Hochzeitsmahl
Der fleischlichen Vermählung mit Sophia...
 
Was kostet der Verzicht mich große Kraft,
Verzicht auf fleischliche und Sinnenliebe,
Wie stark sind in mir Sünder doch die Triebe,
Der sinnlichen Begierden Leidenschaft!
 
 
12
 
Wo sind die Freuden vom vergangnen Jahr?
O Freudenbotschaft meiner Königin,
Der ich ihr Sohn-Gemahl der Mystik bin!
O Ruhe in dem geistgesalbten Haar!
 
Erst führte sie mich in den Garten Eden,
Dann gab sie Ahnungen von Sankt Sophia,
Im Mai war Blaue Blume mir Maria,
Die lehrte mich im Sommerglück das Beten.
 
Im Herbste in der Stellvertreterin
Sah ich die junge Mutter mit dem Kind.
Am siebenten November in dem Wind
Ich tanzte mit Maria Königin!
 
In der Adventszeit war die Minnerin
Fürsprecherin in tätigem Gebet,
Da war ich Josef ihr in Nazareth
Und sie die wunderschöne Zimmerin.
 
Das ganze Jahr erlebt ich in Maria,
Und in den Dornen meiner Erdenliebe
Die Rose schaute ich der Himmelsliebe,
Da Spenderin der Weisheit ward Maria.
 
 
13
 
In meiner Wohnung eine große Stille,
Als wie ein Mantel Schnee auf Jungfraun-Firnen.
Auf lauten Festen tanzen hübsche Dirnen,
Und ich bin einsam: Das ist Gottes Wille.
 
Der Minnesänger in der Nacht allein
Empfängt ein Odmen Gottes, lieblich-lindes,
Madonna auf den Flügeln Seines Windes
Naht ihrem Sänger und tritt bei ihm ein.
 
Ihr dienen Mond und Sterne, die sie schmücken,
Die Königin des Weltalls unterweist
Mit Weisheit ihrer Heiligen im Geist
Und weiß so minniglich und sanft zu blicken.
 
Ja, einsam wie der Sänger war auf Erden
Madonna auch im Treiben vieler Dränger.
Madonna spricht: Du bist mein Minnesänger,
Zur Zither sing Gesang von Huld und Zärten.
 
Maria, deine Augen sind wie Tauben,
Wie du sah nimmer eine Frau mich an.
Mit dem Gebet laß du den Gottesmann
Hinüberschweben du in Edens Lauben.
 
O Liebe Fraue, schlafen wir beisammen!
Ich benedeie dich mit deinem Schoße,
Mit deinen süßen Brüsten, Makellose,
Und deinen Mund und deiner Augen Flammen!
 
Gesegnet, süßer Jesus, sind die Brüste,
An denen du, Immanuel, gesogen!
Einsamen Umgang habe ich gepflogen,
Den niemand anders als Maria küsste...
 
 
14
 
Marie, ich küss im Geiste Frankreichs Grund,
Provence und Pyrrenäen, Notre Dame,
Chérie Marie, je t’aime la plus belle des femmes,
Jeanne d’Arc geküsst sei von Marien Mund!
 
Die Protestanten von Britannien preisen
Den Vater und den Sohn und beider Geist -
In anderm Tone meine Seele preist
Die Gottheit meiner kleinen Minneweisen.
 
Was sagt Maria mir, der Minne Maid?
Im Tabernakel stille Gegenwart
Des heiligen Messias, Gott von Art,
In ihm verkörpert Gottes Zärtlichkeit.
 
Und grüße ich die Gottesmutter - Ave! -
Erscheint mir an dem Kreuze Jesu Christe,
Die Weisheit, reichend ihre Mutterbrüste,
Und senkt mich in den Schoß der Mutter: Jahwe...
 
Marie, Gesang aus meiner Seele löse,
Daß ich nicht singe nur die schöne Laura,
Auch Beatrice nicht in Sphärenaura,
Laß singen mich: La reine mysterieuse!...
 
Wo ist dein Minnesang, dein Troubadour,
Dein provencalisches Marienlob?
Mit deinem Stein der Weisen mich erprob:
Taug ich zum Lob vergotteter Natur?
 
Jeanne d’Arc von Gott war, Frankreich zu erretten,
Erwählt! Hat Jesus nicht auch mich berufen,
Maria auf der Himmelstreppe Stufen
Zu preisen in den minnigsten Sonetten?
 
Ja, Gottes Heilsplan gibt mir diese Rolle,
Ich sing und walle Medjugorjes Pfade,
Da Gottes Charme und Grazie und Gnade
Mir spendet die in Minne Gnadenvolle!
 
(Wie lieblich lächelt mir die Minnemaid.
Was lächelst du so lieb in meine Trübe?
- Da ich beschämt bin von so vieler Liiebe,
Sagt mir Madonna voller Zärtlichkeit.)
 
 
15
 
Herr, selig sind die Brüste jenes Weibes
Und benedeit das Heiligtum im Schoße,
Der Leib gelobt, den trug die Makellose,
Die Frucht sei angebetet ihres Leibes!
 
Wenn auf der Erde dich auch Millionen
Verehren und im Himmel Myriaden -
Ich liebe dich so sehr, o Frau voll Gnaden,
Ich möcht allein mit dir in Eden wohnen!
 
Der Liebende liebt doch die Einsamkeit
Mit der Geliebten (wie ich bei Therese
Von Jesus in der Innern Burg auch lese)
Und so will ich mit dir allein sein, Maid!
 
Auf Erden schon mit dir allein, verborgen;
Und wenn ich in den Himmel kommen darf,
Ich rede töricht: daß ich einsam harf
Mit dir im Rosengarten schöner Morgen!
 
O Liebe Frau und Minnekönigin,
Des Glaubenlebens minnige Geschichte
Im Herrn ich dir als meiner Herrin dichte,
Der ich mit dir in Gott verborgen bin...
 
 
16
 
Im Traume fühlte ich der Liebe Brennen
Zur Tochter, die der Vater innigst liebt,
Davon der Vater mir zu spüren gibt,
Darf ich Marien Tochtersein erkennen.
 
Am Morgen in dem glücklichen Erwachen,
Eröffnet mir die Schrift der Heilige Geist,
Da Gott die Braut Jeruschalajim preist
Und will sie kleiden in erwählte Sachen.
 
Und mit den Augen meiner Liebe schaut
Mein Herz Maria in dem Mantel weit
Und durch das leichte weiße Morgenkleid
Die Brüste heben sich der Minnebraut.
 
Die du den Engel der Verkündigung
Empfangen in der Früh (Gott ist mein Mann),
Die seh ich traumestrunken minnig an:
Und werd ich alt auch - werde ich doch jung!...
 
Wach auf, wach auf, o Braut Jerusalem,
Leg an, o Tochter Sion, deine Prachtgewänder!
Leg um die Arme goldne Perlenbänder!
All deine Schönheit ist  s o  angenehm...
 
 
17
 
Du unter Weibern benedeites Weib,
Dir werde alle minnige Verehrung!
O Liebe Frau, ich schaue die Verklärung
Und deinen glorienverschönten Leib!...
 
Mysteriöse Rose aller Rosen
Und reine Lilie in dem weißen Kleid!
Ich sehne mich vor sanfter Zärtlichkeit
Und möchte dich, o Minnerin, liebkosen!
 
Da warest du wie Maras Tochter Ruth,
Da warest du wie der Noomi Schnur,
Du hobest meine Decke, Lammes Schur,
Und warst mir, Heilige des Himmels, gut!
 
Da küsst ich deine Stirn und deine Hand,
Da küsste ich, Maria, deine Nase,
Das Türmchen schaut Dammaskus an - Ekstase
Das Feueropfer meiner Minne fand -
 
O Feuerflamme du im Dornenbusch,
Mit der gesprochen Jahwe Sein Gebot -
O Scharlachschnüre, o Rosinenrot -
Oh laissez moi baiser ta plus belle bouche!...
 
 
18
 
Ja, Jesus freut sich über deine Liebe,
Durch mich will er dir große Gnaden geben!
Ich hab dich auserwählt, mit deinem Leben,
Mit aller Geistigkeit und allem Triebe.
 
Hab keine Angst: Ich lieb dich, bist du fern.
Doch denk daran: Im Beten Freude finde!
Nicht nützlich ist dir jede Art von Sünde!
Gott ist die Liebe, ja, ich hab dich gern!
 
 
19
 
Sophia-Logos hat im Anbeginne
Berufen mich, in Jesus Sohn zu sein.
Zum Reiche Seiner Herrlichkeit lädt ein
Mich Jesus Christus durch die Weisheitsminne.
 
Gott, der das Leben ist - aus purer Lust
Schuf Gott das All in lauter Schöpfungswonne!
Im Auferstehen Seiner Morgensonne
Ruft Gott sich Seine Menschheit an die Brust!
 
O Gott, o Gott, o Gott du Bräutigam!
Ausruhen wird Frau Shabbath von dem Trubel
Und in der ewigen Vermählung Jubel
Schmiegt sich Jeruschalajim an das Lamm!
 
O Weisheit, Mutter du der Schönen Liebe
(Wie Jesus Sirach sagt in der Vulgata),
Du Künstlerin! du Kind der Immaculata!
Mein Sein allzeit in deinem Leibe bliebe!
 
Die Weisheit geht in ihrer Fleischgestalt
Ein in mein Herz, ich werde ihrer inne.
Du Gottheit aller Schönheit, aller Minne,
Du bist die Liebesglut! (Frau Welt ist kalt.)
 
 
20
 
Am Anfang war das Wort, Gott ist das Wort,
Das Wort der Weisheit ist in Jesu Namen.
In Jesus ist ein ganzes Ja und Amen
Zur Schöpfung und zur Menschheit immerfort.
 
Maria ist die Antwort: Ja, ich will!
In ihrem Ja das Ja-Wort der Gerechten,
Die Königin des All mit tausend Nächten,
Sie sagt noch heut ihr Ja-Wort magdlich still.
 
Wer immer Ja zu Logos, zu Sophia,
Wer immer spricht sein Ja in der Bekehrung,
Der spricht sein Ja der heiligen Verehrung
Des Allerhöchsten immer in Maria.
 
Maria ist die Schöpfung, die Natur,
Die Menschheit in dem Bilde einer Frau,
Daß sie sich Gott mit ihrem Ja-Wort trau,
Der spricht sein Ja zu aller Kreatur.
 
In Jahwe ist ja lauter Ja-Wort da,
Denn Gott ist hochzeitlicher Gott der Minne!
O Herr, du aller Minnequalen inne,
Sprachst du zu Liebe und Passion dein Ja!
 
 
21
 
Die Taube brütet überm Meere (Majim)
Und Mariam als Stern des Meeres glüht,
Die Minnerin, die Ischa Schullammyth,
Maid Jahwes, Himmlische Jeruschalajim!
 
Gefallen euch die Lieder, Liebeskranke?
Ich durft als Minnefalke oben horsten
In Zions Zedernwipfel! Sänger Torsten
Weiht diesen Minnesang: Maria Schwanke...
 
[Inhalt]


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