[Inhalt]

MÄDCHENKÖNIGIN DES MAIEN


MARIE VON NAZARETH

ZU MUTTERTAG GESUNGEN


1

Seit tausend Jahren thront Sie,
Das Kind auf dem Schoß.
Große schwarze Pupillenkreise in einer Iris erglänzen.

Die erhabene Frau trägt eine Frucht
Aus farbigen Edelsteinen und Ornamenten:
Den Granatapfel Evas.

Die Frau ist ganz aus Gold, aus reinem Gold.
Sie ist so rein, als wäre sie aus Sonne.

Die Frau im goldenen Thronsessel
Trägt ein goldenes Kind auf dem Schoß,
Sie trägt ein goldnes Gewand
Und goldene Schuhe,
Sie trägt einen goldenen Schleier um das Haupt,
Ja, Sie selbst ist Gold, ist pures feines Gold,
Die Hände, der Hals, das Antlitz, der Mund ist Gold.

Sie ist die Madonna der Ottonen.

Die Menorah aus dem Tempel von Jerusalem
Strahlt vor der Goldnen Madonna und dem goldenen Kind.

Die Mutter vom guten Rat
Ist gekrönt mit der Krone des Wunders der Welt,
Ottos des Dritten Kaiserkrone,
Dreijährigen Kaisers Lilienkrone
Aus Gold und Perlen, Edelsteinen und Filigran,
Die dient allein dazu, an Feiertagen die Madonna zu krönen.

Wie in der dunkelsten Vorzeit
Bringen die Menschen der goldenen Mutter
Opfer.
Nicht Menschen und nicht Tiere werden geopfert der goldenen Mutter,
Sondern das innocente Wachs, gewoben vom Fleiß der Bienen.
Hier ist Goldenes Zeitalter in dem Reich Mariens.


2

Niemandem bin ich so oft begegnet wie Ihr.
Kein Erdteil, wo Sie nicht wäre.
In Europa ist Sie allerorten.
Auf Sizilien lebt Sie in jeder ärmlichen Hütte.
In Polen lebt Sie in jeder ärmlichen Hütte.
Sie wohnt auf den Hebriden, auf Malta,
In Lappland und bei den Eskimos von Grönland.

Sie wird hoch verehrt,
Geradezu überschwänglich!
Erkannt wird Sie am Ende der Welt,
Wo Christus nur die Menschen berührt.

Im Koran wird sie freundlich erwähnt.

Die Zahl Ihrer Bilder ist eine Milliardenzahl.
Sie ist die am meisten dargestellte Frau aller Zeiten.
Unzählbar, wie oft Ihr Name am Tag geflüstert wird.

Eine Inseltochter auf Ischia
Fragte: Liebst du die Madonna
Oder bist du Protestant?
Diese Barbaren aus dem Norden lieben die Madonna nicht!
Unglaublich!
Ich sagte: Ich liebe die Madonna!
Die siebzehnjährige Schönheit rief:
Der Deutsche liebt die Madonna!

Goethe an Frau von Stein:
Was die Mutter Gottes doch für schöne Poesie ist!
Eine Jungfrau mit Ihrem Sohn auf dem Arm,
Darum heiligste Jungfrau, weil Sie den Sohn geboren!
Vor Ihr stehn einem die Sinne so schön ganz stille,
Man freut sich so ganz und gar an Ihr!


3

Im fünfzehnten Jahrhundert
Lebte bei Xanten ein Hirte,
Der war lahm,
Der konnte seine Herde nicht mehr weiden.
Da träumte dem armen Hirten ein Traum.
Er sah eine mächtige Eiche,
In deren Stamme Treppen waren,
Auf denen die Mutter Gottes hinanstieg
Und stellte sich in die Eiche.
Vertraue dich der Mutter Gottes von dem Treppenbaum an,
So bist du der Genesung sicher.
Er vertraute sich der Mutter Gottes von dem Treppenbaum an
Und genas.
Kranke pilgern zur Madonna der Eiche und beten und finden Hilfe.

Als ein Priester die Madonna in die Kirche führen wollte,
Verließ die Madonna in der Nacht die Kirche
Und wohnte wieder in der Eiche.

In Fatima erschien Madonna in der Eiche.
In Horn in Österreich wohnt Unsere Liebe Frau zu den drei Eichen,
In Bayern Maria Eich,
In Basur-Seine Notre Dame von der Eiche,
Im italienischen Vossa die Madonna von den drei kleinen Eichen.

In Georgenberg in Österreich
Wird Unsere Liebe Frau zur Linde verehrt.
In Bayern wird verehrt das Gnadenbild von Weihelinden.
Im schlesischen Rosenberg wohnt Unsere Liebe Frau von Heiligenlinde.

In Salceda in Spanien wohnt Nuestra Senora vom Weidenbaum.
In Kroatien fand man Madonna im blühenden Pflaumenbaum.
In Sizilien am Hang des Ätna wird gebetet zur Madonna degli Olivi.
Im Schwarzwald lebt Unsre Liebe Frau von der Tanne.
Im Böhmisch-Mährischen lebt Maria im Haselstrauch.
In Hildesheim ist Maria geweiht
Der tausendjährige Rosenstrauch an der Mauer des Domes.

Wie hat doch der heilige Lebensbaum
Die Himmelskönigin aufgenommen!
Seine Krone ist nun Ihre Krone!
Sein Stamm ist nun Ihre Höhle!
Das Flüstern seiner Wipfel
Ist nun Ihr Flüstern in den Träumen der Träumer.


4

Beim letzten Abendmahl
Trank Jesus aus der Gralsschale, die aus reinem Jaspis war.
Josef von Arimathia fing unterm Kreuze
Das Blut des Herrn in dem Gralskelch auf.
Er brachte das Gralsgefäß nach Monte Salvatore.
Dort ward es von den Gralsrittern treu bewacht.

O Nuestra Senora de Montserrat!
Die Mönche haben eine liebliche Königin,
Morena, Morenata,
Die Kastanienbraune!

Heil Dir, Königin,
Mutter der Barmherzigkeit!

Die Knaben von Montserrat besingen ihre Königin
In einer dunklen Kathedrale,
Märchenhaft und geheimnisvoll und feierlich überreich geschmückt.
Es ist ein Orient im Okzident!
Berauscht vom Weihrauch
Steigen die Pilger auf den Stufen hinan zur Königin
Wie in Ekstase und Trance.

Sie ist sehr schön!

Sie ist die kosmische Kaiserin
Mit dem ungewöhnlichen Antlitz,
Dem dunklen Antlitz und den verschleierten Zügen,
Erhaben und lieblich.

Sie hält die ganze Welt in Ihrer Hand.

Ein Eishauch trennt mich von der Morenata –
Wer dürfte Sie berühren?
Aber küssen darf ich Ihre Hand!
Ich bleibe Ihr die schuldige Huldigung nimmer schuldig.


5

Unsere Liebe Frau von Altötting hat ein Herz
Für alle, die den Weg nicht mehr sehen
Und ratlos sind vor Not.
Sie ist die schwarze Madonna,
Sie ist Morenata,
Maria in der Kupfergasse in Köln,
Madonna del Carmine in Neapel,
Die Mutter Gottes von Tschenstochau.

Der schwarzen Madonna traut man zu,
Des Leidens und Mitleidens fähig zu sein.
Von der Mutter der Schmerzen
Und mitgekreuzigten Miterlöserin
Wird mehr Mitleid geglaubt
Als von rosigen Püppchen.

Der dunklen Mutter
Fühlen sich die Schwermütigen,
Kummervollen Seelen,
Traurigen Herzen,
Leidzerrissnen, Umnachteten,
Wahnsinnigen, Todessehnsüchtigen
Ganz und gar zugehörig.

Votivkerzen, Weihegaben, silberne Herzen des Dankes:
Maria hat geholfen!

Sie steht in einer Zelle aus Herzenswärme und Gnadenstrahlen,
Die Kapelle ist Ihre goldlichtdurchzitterte Aura.
Golden ist Ihr Mantel und golden der Mantel Ihres Kindes.
Ein goldenes Zepter mit der Vergißmeinnicht-Blüte als Spitze.

Altötting ist ein magisches Wort für die verzweifelten Seelen.
Diese Frau versagt keinem die Hilfe.
Ihre Beruhigung ist schon Gnade.
SIE anzuschauen ist bessere Medizin als die Pille der Alchemisten.


6

Im Patriarchenkloster von Pec
Sah ich einen Bauern,
Der die Marien-Ikone küsste.
Er küsste Maria nicht so, wie man sich einer Herrscherin naht,
Als dürfe man allenfalls den Saum Ihres Kleides mit den Lippen berühren,
Er küsste Sie nicht ehrfurchtschaudernd,
Er küsste Sie nicht ekstatisch –
Er küsste Sie unbefangen,
Er küsste Sie zärtlich wie eine Schwester oder Freundin.


7

Im Klostergarten
Waren die Marien-Altäre geschmückt
Mit üppigem Blumenschmuck.
Die schönsten Blüten des Frühlings
Wurden Maria geweiht.
Der Mai ist ihr Mond,
Sie wird gepriesen
The Maiden-Queene of Maye!
Die Engel der Kirchen neigen sich andächtig vor Maria:
Chaire, kecharitomene!

Man huldigt der FRAU.
Die Klosterglocken läuten.
Der Rotdorn wird röter...
Die Kastanie verschwenderisch...
Die Blumen in den Kirchen duften für die Himmlische Jungfrau
Und der ganze Frühling singt: Ave Maria!


8

Der Poet und Papst Wojtyla sang:
O Heilige Jungfrau,
Die Du das lichte Tschenstochau beschützt
Und strahlst im spitzen Tor!

Matka Boska czestochowska
Im Kloster Jasna Gora!

Schwarze Madonna,
Voll des Leidens,
Verwundete Mutter,
Wunden des Säbels trägst Du!

O Frau mit den Wunden des Säbels,
Mit der Krone und den strahlenden Edelsteinen des Kleides,
Mit dem Kind und dem Buch!

Als ich ein Kind war,
Lieh ich allen Prinzessinnen, Königinnen und Feen
Das Diamantgewand der Matka Boska!

Selbst in den Wohnungen der Kommunisten
War die Mutter Christi gegenwärtig
In den Kommoden der Großmütter.

Lukas hat Sie gemalt
Auf dem Tisch der Heiligen Familie von Nazareth!

Hussiten verwundeten Sie mit dem Säbel
Und zerbrachen den Tisch der Heiligen Familie.

Die Mönche stellten das Bild Mariens wieder her,
Nun in einer bezaubernden Mischung
Aus byzantinischem Ernst
Und italienischer Poesie.

Ich wollte nicht die Nachbildungen sehen,
Sondern das Urbild selber sehn.

Betende! Beichtende! Kommunizierende!

Keine Herrscherin der Erde ward je so beschenkt
Wie diese Magd des Herrn!

Diamantgewand Mariens,
Rubingewand Mariens,
Korallgewand Mariens!

Nun stand ich vor Polens Königin – und ich war verwirrt,
Mir hatte niemand gesagt,
Wie schön, wie sanft, wie leidvoll, wie dunkel Maria war!
Mehr als daß ich Sie ansah – sah Sie mich an!

Nicht alle Herrlichkeit und aller Reichtum der Welt ist das Schöne,
Sondern daß die milde, trauervolle, verwundete Frau einen anschaut!

Man küsst die Matka Boska nicht,
Aber die geheimnisvolle Frau berührt einen jeden
Mit Ihrem geheimnisvollen Blick.

Schweigende, dunklen, verwundeten Angesichts...

Sie ist die Inkarnation der Seele Polens,
Sie ist die Ikone der Freiheit,
Sie ist die DIVA vom Klaren Berg!


9

Tannen, Tannen.
Rieseln, Rauschen.
Raschler im Laub...
Käuzchen klagen und Eulen heulen.
Tierwald, Geisterwald.
Der Weg verliert sich im Wirrwald.

O Maria hilf!

Maria schützt vor Waldangst.
Die Maria in der Tanne,
Ein Lichtblick im Schwarzwald.

Ein kleines Kind fand das Bild
Und nahm es fröhlich an sich,
Es erblindete.
Die Mutter brachte Maria zur Tanne zurück,
Das Kind ward wieder sehend.

Ein Aussatzbefallner wusch sich
In der Quelle neben der Maria in der Tanne
Und wurde von seinem Aussatz erlöst.

Tiroler Soldaten hörten überirdisch schönen Gesang.

An Mariae Heimsuchung
Ließen sich zwei weiße Turteltauben
Am heiligen Orte nieder, jedes Jahr.

Ganz Villingen verlobte sich der Wunderbaren Frau
Und wurde nicht eingenommen von den Franzosen,
Die schon vor den Toren standen.

Waldangst, Wegangst gibt es immer noch
Und Beter kommen noch immer zur Baumfrau Maria.


10

Hier ist das Tuch, in dem das Haupt Johannes des Täufers lag,
Hier sind die Windeln Christi,
Hier ist der Lendenschurz Christi,
Hier ist das Gewand Mariens!

Ein weites, langes, lichtes Kleid
Aus Leinen,
Mit weichem Goldschimmer,
Feine, weibliche Hülle
Für eine Frau, die Gott geboren hat!

Das Kleid Mariens wird aus dem Dom von Aachen getragen
Und flattert wie eine Fahne,
Unter der man Angst und Verzweiflung besiegen kann.

Die Gläubigen sind wie Kinder,
Die sich klammern an den Rock der Mutter,
An das Kleid, unter dem die Menschwerdung Gottes geschah.

In der Angst
Und im Versagen der Rationalität
Klammert euch an das Mutterkleid!


11

Matka Boska skepska,
Die kleine Skepska!

Eine heimliche Maria,
Ein gehüteter Schatz,
Das geheime Mädchen der Mönche!

Die Mondsichel ist Ihre Barke,
Die über den Himmel fährt,
In der Barke steht die liebliche Frau,
Zart verhüllt,
Eine Blumenkrone im Haar.

Aus dem Himmel scheint sie herabgekommen
In Ihrem Geisterschiff,
Ein Mondschimmer, Nachthimmelwesen,
Ein Mädchen mit betenden Händen,
Sie scheint uns Betrachter zu bitten – um was?
Bittet Sie uns, Sie wieder gen Himmel schwimmen zu lassen?

Nun steht Sie da auf dem Mondhorn,
Fast entgleitend, zögernd,
Weil Sie gebeten wird, zu bleiben
Und weil Sie den bittenden Menschen nichts versagen mag.

Eine Überirdische,
Traumgeborene!


12

O Madonna der Hoffnung!
La Virgen de la Esperanza!
Mutter der Armen!

Eine Stunde nach Mitternacht
Verläßt sie die Kirche.

Langsam erscheint die Macarena,
Sevillas schöne Allerschönste!

Auf einem Podest erscheint Sie,
Von Kerzen und weißen Nelken geschmückt.

Es ist die Nacht des letzten Abendmahles,
Es ist die Nacht des Kreuzes,
Es ist die heilige Nacht.

Die Frauen tragen alle schwarze Kleider,
Tritt die Macarena auf die Straße.

Ein weißes Tränentuch in Ihrer Hand,
So steht Sie trauernd,
Ihr Schmerz erweicht den härtesten Stein,
Ihr Schmerz steht in Tropfen auf Ihren Wangen,
Diamantene Tränen hat Sie geweint...

Ein goldbesticktes Kleid trägt Macarena,
Auf den Schultern liegt ein schwerer Mantel mit langer Schleppe,
Mit goldenen Fäden durchwoben.

Eine Krone und eine Sonne trägt Sie auf dem Haupt,
Die Brust ist mit smaragdenen Blumen geschmückt.

So schön, so wunderschön ist die junge Dolorosa!

Madonna Macarena wandelt weinend durch die nächtlichen Straßen.
Eine goldene Braut, die den Schmerz zum Bräutigam hat!

Ein Schmerzjuwel.

La Madonna Macarena, Nuestra Senora de la Esperanza!


13

Ich sah das sizilianische Mädchen
Und an ihrer Mädchenbrust
Die Madonna delle Lacrime.

Die Madonna delle Lacrime
Hat nun ein anderes Antlitz: Sie weint nicht mehr –
Sie lacht!

Sankt Josef, siehe dich vor!


14

O das Verwunschene,
Keusche,
In Schleier und Mädchenscheu
Verborgene Weibliche
Der Liebesinsel der Seligen Jungfrau!

O berückende Königin
Ohne Heiligenschein, mit zierlichem Schmuck,
Geneigten Hauptes,
Goldumflossen,
Das Zepter in der zarten Hand, als wär es ein magisches Reis,
Mit dem Sie anrühren kann, wen sie will,
Und wen Sie anrührt, der muß bleiben
Und lieben!

Auf den Wassern des Rheins
Treibt die Liebfraueninsel
Mit der verborgenen Frau,
Die keinen Tag nicht schön ist!


15

Je vous salue, Marie!


16

Die Mönche schworen Treue dem heiligen Vater Benedikt,
Dem Abbas folgten sie.

Abbatia Sanctae Mariae ad Lacum!

Avocata nostra,
Illos tuos misericordias oculos
Ad nos converte!

O dulcis Virgo Maria!

Marienmönche, in einer keuschen Nacht
Beten sie zu der Frau ihres Lebens!

Benedikt warf sich nackt in Nesseln,
Als ihn Gedanken an eine Jugendgeliebte überfielen...

Wird es dunkel, suchen die Mönche
Näher in die Aura der Madonna zu kommen,
Treten zur Advocata,
Zu Ihrem Mosaik in der Nische,
Zur Glanzvollen, Unerreichbaren,
Immer Gegenwärtigen!


17

Leitbild der Versöhnung!
Frau von Amerika und Rußland!

Wladimirskaja!

Eure Mutter ist auch unsre Mutter!

Schirmherrin der russischen Erde!

Sie schützte Rußland vor der Goldenen Horde!
Sie schützte Moskau vor Napoleon!

Ganz Rußland tritt vor die Wladimirskaja!

Schwermütige, stille Maria...

In den Maphorion gehüllt,
Goldborte, Fransen,
Drei Mariensterne: Immerwährende Jungfräulichkeit.

Das Kind schmiegt sich an die Mutter,
Das Kind umhalst die Mutter,
Das Kind schmiegt seine Wange an die Wange der Mutter.

Sie schaut auf uns aus ernsten Augen,
Unendlich traurigen Augen.

Diese Frau weiß vom Unglück, das kommen kann,
Sie sieht das Leiden voraus,
Das das zärtlich Ihr zugetane Kind erdulden muß.

Noch hält Sie es schützend im Arm,
Seine Füßchen sind nackt,
Das Kindlein regt sich
Und fühlt sich arglos geborgen bei der Mutter.

Aber die Mutter weiß schon.
Sie ahnt den Karfreitag.

Man stellte die Wladimirskaja den Mongolen entgegen
Und die Mongolen zogen ab!
Unter Dankesliedern brachte man die Madonna nach Wladimir,
Brachte Sie nach Moskau,
Ins Dritte Rom.

In der Himmelfahrtskathedrale der Metropole
Bei der Tür zum Allerheiligsten
In einer Nische thront die Wladimirskaja.

Unangefochtne Madonna von Moskau!

Schön und mächtig ist die stille Wladimirskaja
Mit Ihrem schmalen Angesicht,
Den feinen Brauen, der schlanken Nase,
Den geschlossenen Lippen,
Den großen Mandelaugen, die alles sehen –
Man weiß sich wahrgenommen, angenommen von Ihrer Liebe!


18

Notre Dame de Vie!

So abweisend hab ich mir die Maria des Lebens nicht gedacht,
So einsam nicht den Ort, wo man sie nicht betrachten darf...

Mutter der Abgetriebenen!

Sie gibt den im Mutterschoß Gestorbenen
Für einen Moment das Leben,
So werden sie getauft und schweben dann ins Paradies...

Schwarze Falter geben stille Zeichen...


19

Freue Dich, Vertrauende Du auf Geheimnisse,
Denen Verschwiegenheit gebührt...
Freue Dich, Du Becher,
In dem die Wonne gemischt wird...


UNSERE FRAU VON RUSSLAND


MARIEN RITTER VON ALEXANDER PUSCHKIN

Es lebte einst ein armer Ritter,
Der schweigsam war und still ergeben,
Mit bleichen blassen Wangen schritt er
Gradsinnig tapfer durch das Leben.

Erfahren hat er als Vision,
Was im Gesichte ihm erschienen,
Er wahrte sie im Herzensthron,
Nur der Vision fortan zu dienen.

Er war dereinst nach Genf gefahren,
Da ward am Weg er auserkoren:
Maria tat sich offenbaren,
Die Jungfrau, die den Herrn geboren.

Entflammt sah er nun keine Maid
Mehr mit dem Herzen fort und fort
Und sprach seit dieser Gnadenzeit
Mit keinem Weibe mehr ein Wort.

Seit jener Zeit hat jedenfalls
Er das Visier nicht mehr gehoben
Und hat statt Schmuckes um den Hals
Sich nur den Rosenkranz gewoben.

Nie hat den Vater er gepreist
Und nie den Sohn aus Gott geboren
Und hob die Hände nie zum Geist.
Ihn nannten alle einen Toren.

Nur vor der Heiligen und Schönen
Sank er anbetend auf die Knie,
Ihm strömten blutig seine Tränen,
Er sah nur Sie allein, nur Sie!

Voll Liebe, welche nimmer ruht,
Und voll von Träumen süß und mild
Er malte mit dem eignen Blut
Das A.M.D. auf seinen Schild.

Und als in Palästinas Feld
Die Schlacht begann in Gottes Namen,
Die Paladine dieser Welt
Die Namen riefen ihrer Damen,

Ertönte seine starke Stimme:
O lumen coelum! laut zu sagen,
Und dann in großem Zorn und Grimme
Die Feinde Gottes totzuschlagen.

Er kehrte aus dem Krieg voll Demut,
Dann er der eitlen Welt entweichte,
Bis er voll Minne und voll Wehmut
Starb ohne Hostie, Öl und Beichte.

In seines Lebens letzter Stunde
Der Böse kam, mit Feuerlohen
Der Strafe in dem Höllenschlunde
Des Ritters Seele zu bedrohen:

Du batest nie um Gottes Gnade,
Du tatest fasten nicht noch büßen,
Du bist gewandelt dunkle Pfade,
Abgöttisch Gottes Magd zu Füßen.-

Die Reine, Gnadenvolle, Süße,
Sie trat zu Gott und bat für ihn:
Und Sie empfing im Paradiese
Treu ihren treuen Paladin!


DIE SCHÖNE DAME VON ALEXANDER BLOK

1

Spar den Befehl, ich werde ohne ihn
Hinan zum Tempel steigen,
Geneigten Hauptes vor Dir knien
Und stille schweigen.

Ich werde lauschen, sanft von Dir gelenkt,
Bis Du mich wirst berühren.
Ich werd, was die Begegnung schenkt,
Ersehnen, spüren.

Ich ward geweiht von Deiner Liebe Schimmer.
Die Leidenschaft ist meine Strafe.
Bin Sohn, Geliebter, aber immer
Geringster Sklave!


2

Was nützt die Ruh? Der Weg geht steil empor.
Der Abend glüht. Ich poche an das Tor.
Das Irdische, wie ists Ihr unbekannt!
Rings streute reine Perlen Ihre Hand.
Ihr Schloß mit Türmen in dem Himmelsfeuer,
Die offne Pforte mit dem Purpurschleier –
Wer zündet abends Türme glutbelichtet,
Die Sie allein mit eigner Hand errichtet?
O Pracht des Frühlings voller Samenflocken!
O Chorgesang von mütterlichen Glocken!
Bist Du es, wartend dort im Sonnenflor,
Die mir geöffnet hat das Himmelstor?


3

Gläubig trat ich in den Tempel,
Einfach war mein Ritual.
Schöne Dame, Dich erwart ich,
Wenn die Kerze brennt im Saal.

Schatten bei den Marmorsäulen...
Ich erbeb beim Knarrn der Tür...
Still schaut zu mir die Ikone –
Ach ein schöner Traum von Dir!

Goldgerahmte, reine Dame,
Antlitz frei, die Hände beten.
Ammenmärchen, Liebesträume
Und Dein Lächeln zu mir wehten.

Zärtlich deine Kerzen, Dame,
Trotz der Lieder ist nur Ruh.
O Dein Antlitz glänzt holdselig!
Meine Liebe – die bist Du!


MARIA VON MOSKAU VON MARINA ZWETAJEWA

Empfange, wunderholder Freund, die Stadt,
Die keine Menschenhand geschaffen hat:
Die zwölfmal vierzig Kirchlein, Gott zu Ehren,
Die Täubchen in den hoheitvollen Sphären,
Das Spasski-Tor mit Blumen übersät,
Barhäuptig dort der müde Pilger steht,
Die Stern-Kappelle, Zufluchtsort vorm Zank,
Der Marmorboden dort von Küssen blank,
Fünf Dome dort empfang, o mein Gesandter,
Durch Inspiration der Vorzeit Geistverwandter!
Gast aus der Ferne, wir betreten beide
Den schönen Park der Unverhofften Freude!
Sind über uns die Kuppeln mit Gefunkel,
Ertönen über uns die Glocken dunkel.
Die Gottesmutter in dem Himmelsfeuer
Läßt voller Huld zu dir hinab den Schleier –
Wie durch ein Wunder du erstehst erneut:
„Nie wird dich reuen, daß du Mich gefreit!...“


MUTTER DER SCHMERZEN VON ANNA ACHMATOWA

Die Engel priesen Ihn, den Todesblassen,
Des Tages Himmel schwarz verhüllte sich,
Als Er zum Vater schrie, der Ihn verlassen,
Zur Mutter sagte: Weine nicht um Mich!

Wild raufte Magdalena sich das Haar,
Erstarrt sah man den Lieblingsjünger stehen.
Zur Mutter – ganz verstummt, der Tränen bar –
Zur Mutter wagte niemand hinzusehen!


NACH DEM KORAN


DAS PARADIES

1

Verheiße denen, die glauben und das Gute tun und sprechen,
Daß Gärten für sie bestimmt sind, durcheilt von Bächen.
Sooft sie werden gespeist mit ihren Früchten als Speise,
Sie sprechen: Dies war zuvor doch auch schon unsre Speise,
Und ähnliche werden ihnen noch und noch gegeben,
Und darinnen werden sie leben
Und reine Bräute empfangen
Und sie ewig im Garten umfangen.

2

Verlockend ist gemacht den Leuten
Die Liebe zu den Freuden
An Frauen und Kindern hold
Und Silber und Gold
Und rassigen Pferden und Acker und Herde.
Solches ist der Genuß des Lebens auf der Erde.
Aber Gott allein –
Bei Ihm wird die schönste Heimat sein!
Soll ich euch noch Besseres künden als dieses?
Die Gläubigen finden bei Gott die Gärten des Paradieses,
Durch welche die Bäche eilen,
Ewig darinnen zu weilen,
Und reine Bräute den Gläubigen allen
Und Gottes Wohlgefallen!

3

Diejenigen nämlich, die glauben und das Gute tun,
Die lassen Wir in ewigen Gärten ruhn,
Durch welche Bäche eilen,
Daß sie ewig darinnen weilen,
Und reine Bräute erwarten dort die Gatten,
Und führen werden Wir sie in überschattenden Schatten.

4

Für die Gläubigen sind ja Edens Gärten,
Durcheilt von Bächen, wo sie weilen werden.
Geschmückt sind sie dort mit Spangen von Gold,
Gekleidet in Seide und Brokat, in grüne Kleider hold,
Werden sich dort auf Diwane lehnen.
Ein glorreicher Lohn und eine schöne Ruhe den Gläubigen, jenen!

5

Siehe, Gott führt die Gläubigen, die das Gute tun,
In Gärten, wo sie ruhn,
Durcheilt von Bächen. Dort ruhen sie hold,
Geschmückt mit Spangen von Perlen und Gold,
Und ihre Kleider fein
Sollen reine Seide sein.

6

Am Tag des Gerichts soll keiner Seele Unrecht geschehen,
Nach eurem Tun sollt ihr belohnt euch sehen.
Siehe, des Paradieses Bewohner werden nach Kräften
Sich ergötzen an Vergnügungsgeschäften,
Sie werden sich mit ihren Bräuten, jenen,
In Schatten auf Hochzeitsthrone lehnen.
Früchte werden da sein und was sie verlangen
Und werden Frieden – das Wort des barmherzigen Herrn empfangen!

7

Siehe, die lauteren Gottesknechte,
Sie erhalten die zugemessne Versorgung, die rechte:
Früchte, gereift in der Sonne,
Und sollen geehrt sein in Gärten der Wonne,
Auf Polstern ruhend einander gegenüber,
Kreisen soll der Becher, kein trüber,
Ein reiner Wein ergötzt die Trinkenden,
Nicht im Rauschschwindel Sinkenden,
Und daß bei ihnen züchtig blickendes Mädchen mit großen Augen sei
Gleich einem verborgenen Ei!

8

Siehe, für die gottesfürchtigen Knechte
Ist eine schöne Einkehr, eine rechte:
Edens Gärten, auserkoren,
Mit offenen Toren.
Zurückgelehnt dort rufen sie nach Früchten und Trank,
Sind bei ihnen – Gott sei Dank! –
Züchtig blickende Jungfraun in den Lauben,
Altersgenossinnen derer, die glauben.

9

Siehe, die Gottesfürchtigen werden sein an sicherem Ort,
In Gärten, sind Quellen dort,
Gekleidet in Brokat und Seide licht,
Sitzend einander gegenüber von Angesicht zu Angesicht.
Wahrlich, Wir vermählen sie mit Mädchen, reinen,
Denen die großen dunkelschimmernden Augen scheinen.
Rufen werden sie nach süßen Früchten in Sicherheit.
Das ist Huld des Herrn! Das ist ewige Seligkeit!

10

Dies ist das Bild des Paradieses,
Den Gottesfürchtigen ward verheißen dieses:
In ihm sind nie-verderbende Wasserbäche,
Von ihren Geschmack nie ändernder Milch sind dort Bäche,
Bäche von Wein, den Trinkenden wonnig,
Und Bäche von geläutertem Honig.
Sie speisen dort süße Trauben mit Kern
Und haben Verzeihung von ihrem Herrn.

11

Siehe, die Gottesfürchtigen kommen in Gärten der Wonne,
Genießen, die ihnen der Herr gespendet, die Wonne,
Befreit hat sie ihr Herr von der Höllenpein.
Um eurer Werke willen: Esset und trinket und wohl laßt euch sein!
Sie lehnen sich auf Polster, die liegen gereiht,
Und Wir vermählen sie mit Mädchen mit großen Augen, Maid bei Maid.
Diejenigen, welche leben im Glauben,
Denen die Söhne folgen nach im Glauben,
Wir wollen sie mit ihren Söhnen, den reinen,
In den Gärten vereinen,
Um nichts von ihren Werken wollen Wir sie bringen.
Jedermann wird sein eignes Werk erringen.
Wir wollen sie reichlich mit Früchten und Fleisch ernähren,
Wie sie es begehren.
Reichen sollen sie einander Becher um Becher,
Ist dabei keine Sünde und kein Geschwätz der Zecher.
Unter ihnen wandeln Knaben, noch nicht gereift zu Kerlen,
Reine Pagen, gleich verborgenen Perlen.

12

Jener, der ehrfürchtig war vor seinem Herrn,
Der sieht die Gärten gern.
Sind Gärten mit Zweigen,
Die sich auf eilende Quellen neigen.
In ihnen sind Früchte aller Arten.
Sie ruhen auf Betten in dem Garten,
Mit Decken aus Brokat und Seide,
Und Früchte sind nahe, schöne Augenweide.
Keusch blicken die Mädchen, die verführen,
Tat nimmer ein Mann noch ein Engel die Mädchen berühren.
Mädchen sinds wie Hyazinthen und Korallen!
Soll den Guten andres als Gutes wohlgefallen?
Und da sind andere Gärten für immer,
In grünem Schimmer,
In denen die Quellen durch Bäche flüchten
Bei Granatäpfeln, Palmen und allerlei Früchten.
In ihnen sind gute Mädchen, die schönsten Mädchen der Welten,
Huris, wartend in Zelten,
Huris, die verführen,
Tat weder Mann noch Engel sie jemals berühren.
Sie lagern sich auf grünen Kissen,
Auf herrlichen Teppichen liegen sie und küssen!

13

Sie sind nahegebracht zu Gott, ihrer Sonne,
In Gärten der Wonne,
Eine große Schar der Früheren, reich an Gebeten,
Und eine kleine Schar von Späten,
Auf weichen Polstern sich dehnend,
Einander gegenüber in die Kissen sich lehnend.
Die Runde machen bei ihnen unsterbliche Knaben,
Sie mit Becher und Kelch und Wasserkrügen zu laben.
Der Wein wird nicht im Schädel dröhnen,
Wird niemand bewußtlos, wird niemand lallen und stolpern und stöhnen.
Früchte sind da, die süßen,
Geflügelfleisch ist zu genießen.
Mit großen Augen warten die Huris da,
So schöne Perlen niemand sah.
Die sind der Lohn für die guten Taten nach dem Gesetz.
Und man hört von den Mädchen kein Geschwätz
Und niemand klagt die Männer der Sünde an.
Friede! Friede! Nichts andres hört der Mann.
Und die Gefährtinnen da zur Rechten?
Selig sind die Gerechten!
Unter dornenlosem Lotus, dem lichten,
Bananen mit Blütenschichten,
Und weitem Schatten vor Sonnengluten
Und bei strömenden Wasserfluten
Und Früchten in Menge, begehrten,
Unaufhörlich gespendeten, unverwehrten,
Liegen sie in weichen Kissen
Und küssen!
Wir erschufen in besonderer Schöpfung Huris
Und schufen als Jungfraun die Huris,
Zu liebenden Altersgenossinnen für die Gerechten,
Zu Gefährtinnen sie für die zu Gottes Rechten!

14

Siehe, Er wird sie für ihre Treue belohnen und weiden
In grünen Gärten und Kleidern von Seiden.
Sie lehnen sich in die Hochzeitsthrone,
Sie leiden nicht schneidende Kälte, nicht stechende Sonne.
Nahe über ihnen sind die Schatten der Lauben,
Über sie hängen herab die prallen Trauben,
Es kreisen Gefäße von Silber, Mandeln zu naschen,
Und Becher voll Wein wie volle Flaschen.
Sie stürzen die Becher in durstigen Stürzen,
Den Wein, den sie mit Ingwer würzen.
Eine Quelle ist in dem Garten, ein Wasserspiel,
Geheißen Salsabil.
Die Runde machen unsterbliche Knaben, noch nicht gereift zu Kerlen,
Siehst du sie, so hältst du sie für reine rosige Perlen.
Schaust du, so schaust du Wonne an Freuden reich
Und ein ewiges Reich.
Sie werden Kleider von Brokat und Seide empfangen
Und sich schmücken die Arme mit silbernen Spangen,
Und es tränkt sie ihr Herr, dem Herrn sei Dank,
Es tränkt sie der Herr mit heiligem Trank!

15

Siehe, für die Gottesfürchtigen ist ein seliger Ort,
Gärten und Weinberge dort,
Jungfraun mit schwellenden Brüsten,
Altersgenossinnen voll von Lüsten,
Volle Becher,
Nicht Schwatzen und nicht Lügen hören die Zecher.

16

Wahrlich, die Heilige Schrift der Gerechten ist in Illiyun.
Was lehrt dich die Weisheit, was ist Illiyun?
Ein Buch ohne Mängel!
Bezeugen werden es die Gott-nahen Engel!
Siehe, die Gerechten weiden in Wonne-Auen,
Auf Hochzeitsthronen sitzend werden sie schauen,
Erkennen wirst du auf ihren Angesichtern der Wonne Schein,
Sie werden getränkt mit versiegeltem Wein,
Das Siegel ist Moschus, dem Duft ist nicht zu wehren,
Begehrende mögen dieses begehren,
Der Wein ist gemischt mit Wasser aus der Tasnim-Quelle,
Die Gott-Nahen trinken aus dieser Quelle.

17

Dies lies,
Denn gnädig ist dein Herr im Paradies,
Der die Feder gelehrt mit der Weisheit Lust,
Zu lehren den Menschen, was er nicht gewußt.


MARIA

1

Für Zacharias des Herrn Barmherzigkeit ist tief,
Da er zum Herrn im Verborgenen rief,
Sprach: Herr, mein Gebein ist schwach, grau schimmert das Haar schon mir,
Nie war erfolglos mein Gebet zu dir.
Ich fürchte meine Sippe, mein Weib ist ohne Frucht,
Gib mir einen Sproß und Jakobserben nach deiner Zucht.
O Zacharias, Wir künden dir den Knaben Johannes,
Genannt mit dem Namen keines anderen Mannes.
Herr, wie wird mir ein Sohn, mein Weib ist unfruchtbar und ich bin alt geworden.
So spricht der Herr: Ein Leichtes Mir! Ich schuf dich, bevor du geworden.
Herr, gib mir ein Zeichen, hat er gebetet.
Dein Zeichen sei, daß du, Gesunder, drei Tage lang nicht zu Leuten redest.
Er schritt aus der Nische zum Volk, sprach: Lobpreist am Morgen und Abend!
Johannes, nimm hin die Schrift in Kraft, Wir sind dich Kind mit Weisheit begabend
Und Barmherzigkeit und Reinheit und der Frömmigkeit Wohlgeruch
Und Liebe zu den Eltern. Er war nicht stolz, nicht voll Widerspruch.
Friede seiner Geburt, seinem Tode, seiner Erweckung zum Leben!
Gedenke Maria im Buch! Sie hat sich gen Osten hinwegbegeben,
Sie verschleierte sich, Wir sandten Unseren Geist zu ihr, den Seelengast.
Sie sprach: Meine Zuflucht ist der Erbarmer, so du Gottesfurcht hast!
Ich bin der Gesandte des Herrn, dir den Knaben zu bescheren mit reinem Sinn!
Wie wird mir ein Knabe? Da mich kein Mann berührt, ich keine Dirne bin!
Der Herr spricht: Mir Leichtes! Er wird ein Zeichen,
Erbarmen von Gott ist er ohnegleichen.
So ist es beschlossen.
Sie empfing ihn und zog an einen Ort, der verschlossen.
Die Wehen kamen bei der Palme: Ach wär ich tot! Ach daß ihr mich vergesst!
Es sprach aus der Tiefe: Der Herr dir ein Bächlein fließen läßt,
Schüttle und rüttle die Palme, so werden dir frische Datteln fallen.
Iß und trink und sei getrost. Siehst du einen Menschen wallen,
So sprich: Ich hab dem Erbarmer ein Schweigefasten gelobt, so sage an.
Sie kam, ihn tragend, zum Volk, das sprach: Maria, was hast du getan?
Schwester Aarons, deine Mutter war keine Dirne, dein Vater kein Bösewicht.
Sag uns, wie man mit ihm, dem Kind in den Windeln, spricht.
Sprach Jesus: Ich bin Gottes Knecht! Er gab mir die Schrift und sprach: Sei Mein Prophet,
Er segnete mich, wo ich bin und befahl mir Almosen und Gebet
Und hat mir selige, demutreiche Liebe zu meiner Mutter gegeben.
Friede meiner Geburt, meinem Tod und meiner Erweckung zum Leben!
Dies ist Jesus, Marien Sohn, das Wort der Wahrheit, das sie leugnen.
Zeugt Gott einen Sohn? Er spricht: Es werde! So wird sichs ereignen.
Gott ist der Herr, ist mein Gott und euer Gott. Den Weg will ich euch zeigen.
Die Sekten sind irrig. Wehe den Gottlosen an des schrecklichen Tages Zeugen!
Laß sie schauen den Tag der Heimkehr zu Uns. Die Frevler aber will der Irrtum rauben.
Warne sie vor dem Tag des Seufzens, wenn das Urteil ergeht, wenn sie nicht glauben.
Wir erben die Erde und alle Erdenwohner, wenn die Erde zum Erbarmer geht.
Gedenke Abrahams in der Schrift. Er war wahrhaftig ein Prophet.


2

Imrans Weib sprach: Herr, ich weihe dir meine Leibesfrucht! Sie sei ganz dein!
Du hörst Gebet, du bist Weisheit allein!
Als sie geboren, sprach sie: Ich hab geboren eine Jungfrau rein.
Gott kannte die Jungfrau. Ich hab sie Maria genannt und weihe sie und ihren Samen
Zum Schutz vor dem gesteinigten Satan in deine Hut und deinen Namen!
Gott nahm Maria in Gnade an und segnete schön den Wachstum Marias.
Es pflegte sie Zacharias.
Trat Zacharias in Marias Zelle, fand er Manna süß:
O Maria, woher denn ward dir dies?
Sie sprach: Das ist von Gott. Gott versorgt die, denen er gnädig ist
Und rechnet nicht in Geiz und List.
Rief Zacharias zum Herrn: O gib mir einen Sproß! Du erhörst Gebet!
Da riefen die Engel, dieweil er betend in der Zelle steht:
Gott verheißt dir Johannes, gewiß ist Gottes Wort seinen Knechten,
Einen Asketen, Propheten und Gerechten.
Wie wird mir Altem und meinem unfruchtbarem Weib ein Knabe?
Gott gibt, die er will, die Gabe.
Herr, gib mir ein Zeichen!
Drei Tage lang wirst du vor den Leuten den Stummen gleichen
Und reden nur durch Winke verborgen.
Preise Ihn am Abend und am Morgen!
Die Engel sangen: O Maria, Gott hat dich auserwählt,
Du Reine, du Auserwählte unter den Weibern in der Welt!
O Maria, sei voll Andacht zum Herrn und wirf dich nieder
Und beuge dich mit den sich Beugenden immer wieder.
Wir offenbaren dir ein Geheimnis, weil Gott es wollte:
Warst du bei den Männern, die stritten, welcher Maria pflegen sollte?
Warst du bei ihnen, als sie stritten dort?
Die Engel sangen: O Maria, Gott verkündet dir das Wort:
Sein Name ist Jesus, der Messias,
Sohn Marias,
Daß jeder auf Erden und im Jenseits ihn mit Wohlgefallen sehe,
Er ist in Gottes Nähe!
Reden wird er in der Wiege mit Vollmacht schon,
Der Gerechte. Sie sprach: Wie wird mir ein Sohn?
Wo doch mich nie ein Mann berührt!
Er sprach: Gott schafft, was er will. Er spricht: Es werde! Und es wird!
Er wird ihn lehren Schrift, Weisung, Weisheit, Freudenkunde!
Wird ihn senden zu Israels Kindern, er wird sprechen mit dem Munde:
Ich komme mit einem Zeichen vom Herrn!
Ich will euch Vögel aus Ton erschaffen und Geist in sie hauchen von fern,
Sie sollen lebendige Vögel werden, will Gott es erlauben.
Ich will heilen Blindheit, Aussatz, und, daß ihr mögt glauben,
Tote auferwecken! Ich gebe euch, was ihr speisen wollt,
Was ihr in euren Häusern aufbewahren sollt.
Ich bin wahrlich ein Zeichen gebenedeit,
So ihr wahrhaft gläubig seid!
Ich komme als Siegel der Weisung, die vor mir war,
Um euch manches zu erlauben, was euch verboten war.
Ich komme als ein Zeichen vom Herrn.
Habt Ehrfurcht vor Gott und gehorcht mir gern!
Gott ist mein Gott und euer Gott. Ihm naht!
Das ist der rechte Pfad.


3

Gott spricht: O Jesus, Marien Sohn, gedenke der Gnade für dich und den Schoß Marias,
Als ich den Heiligen Geist dir gab, daß du sprichst als Kind, als Messias.
Ich lehrte dich Schrift, Weisheit, Weisung, Freudenkunde,
Daß du aus Ton die Tauben erschufst nach der Erlaubnis aus meinem Munde,
Mit meiner Erlaubnis Geist in sie hauchend eiltest,
Aussatzbefallne und Blinde mit meiner Erlaubnis heiltest
Und Tote wieder zu Lebenden machtest.
Ich schützte dich vor den Juden, als du ihnen das Zeichen brachtest.
Da sprachen die Gottlosen, sie:
Das ist nichts als offenkundig Magie.
Ich inspirierte die Jünger: Glaubt an Gott und seinen Gesandten.
Sie sprachen: Wir glauben! Sei Zeuge, daß wir uns zu Gott bekannten.
Die Jünger sprachen: Jesus, Marien Sohn, ist vom Herrn aus dem Himmel ein Tisch bereit?
Er sprach: Habt Ehrfurcht vor Gott, so ihr Gläubige seid!
Sie sprachen: Wir wollen essen vom Tisch und unsre Herzen sollen im Frieden sein,
Wir wollen die Wahrheit kennen und ihre Zeugen sein.
Sprach Jesus, Marien Sohn: O Herr, so sende den Tisch vom Himmel herab,
Denn du bist der, der den Festtag uns gab,
Dem Ersten und Letzten von uns, von dir ein Zeichen.
Ernähre uns, denn du bist der Ernährer, von dem wir nicht weichen.
Sprach Gott: Ich sende den Tisch vom Himmel auf die Erde.
Gottlose straf ich mit Strafe, wie ich keinen der Erde strafen werde.
Spricht Gott: O Jesus, Sohn Mariens, Gottesmann,
Du sprachest nicht: Nehmet neben Gott noch Götter an!
Spricht Jesus: Ich spreche nichts, was nicht wahr.
Wenn ich es gesprochen hätte, so wär es dir offenbar.
Gott weiß, was in des Menschen Seele ist,
Der Mensch weiß nicht, was in Gottes Seele ist.


4

Gott gab ein Gleichnis den Gläubigen allen:
Das Weib des Potiphar sprach: O Gott, mir baue im Paradiese die Hallen,
Rette mich vor Pharao, vor seinem Tun, dem schlechten,
Rette mich vor dem Volk der Ungerechten.
Und Maria, Imrans Tochter, die hütete ihre jungfräuliche Scham,
Drum hauchten Wir den Heiligen Geist in sie als Bräutigam.
Sie glaubte an das Wort des Herrn, wie die Schrift gesagt,
Sie ist die sanftmütige, demütige Gottes-Magd!




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