[Inhalt]

LOBPREIS DER EWIGEN WEISHEIT

Von Peter Torstein Schwanke



DIE HEILIGEN
(Herbst 2003)


AN THERESE VOM KINDE JESU UND VOM HEILIGEN ANTLITZ

Dein Kindsein ist Reinheit,
Grenzenloses Vertrauen,
Hingabe an den Herrn.

Seit der Jungfrau vom Siege
Geheimnisvolles Lächeln
Dich begnadet, du in Rom
Sprachest den Heiligen Vater
Gegen die Regel,

Warst du in der Höhle des Karmel
Spielball des Jesuskindes,
Das in göttlicher Laune
Dich oft unbeachtet gelassen...

Du liebtest diese Verborgenheit,
Dichterin Jesu, dein Ruhm war
Heilig zu werden, zu leiden,
Ohne Trost zu sein, deine Freude,

Jesus folgend in den Ölgarten
Und zu schreiten unter das Kreuz
Mit der Mutter der Schmerzen
Und zu schauen des Heiligen Antlitzes
Göttliche Schönheit in Schmerzen verborgen.

Schließlich im Todeskampf heroisch
Durchlittest du die Nacht des Nichts,
Unglaubens sinnlose Nacht,
Hoffend wider alle menschliche Hoffnung
Und leidend für das ewige Zeugnis:
Es gibt das Paradies!

In das du eingegangen, lächelnd
Wie die Jungfrau vom Lächeln,
Um zu den Pilgern dich zu wenden
Als wie ein Cherubin
Und kleinen Brüdern und Schwestern
Im Herzen der Kirche Liebe zu sein:

Alles Gnade! nichts als Liebe!

Denn du starbest aus Liebe -
Oh, ich liebe dich, Gott! -
Und du lebst in Liebe!


AN JOHANNES VOM KREUZ

Wenn dein anmutig Bild, du Weiser,
Mir zu Zeiten zur Andacht dient,
Mehr noch aber dein Wort,
Doctor der Mystik, siehe,
Aber vor allem mir der Patron
Salomonischen Sanges:

Viel der Heiligen
Haben gesungen,
Dein Gesang der Liebe aber
Im Marianischen Maien
Schrieb sich mir in die Seele
Mit der Feder der Liebesleiden
Und der Tinte der brennenden Glut!

Denn Gottes Eros
Ist durch dich gegangen
Singend
Und gab dir Weisheit
In die bräutliche Seele.

Anfang der Weisheit
Ist die Gottesfurcht, heißt es,
Vollkommende Gottesfurcht aber,
Lehrst du, ist die Liebe.

Unsichtbar ist der Gott
Der Seele im Leben,
Ist die dreifache Nacht:

Abend des Glaubens
Im halbdunklen Spiegel des Wortes,
Nacht der Seele
In der Einsamkeit Ölgarten,
Morgengrauen des Herzens
In der Ahnung der Geheimnisse Gottes -

In die du eingegangen,
Bloße, bräutliche Seele,
Ohne Schuhe, über den Karmel,

Über den Weihrauchhügel der Menschenliebe,
Über den Myrrheberg der Gottesliebe

In das hochzeitliche Brautgemach
Göttlicher Weisheit in Gott!


AN FRANZ VON SALES

Zärtlicher Bischof
Abgefallenen Bistums,
Zärtlicher Seelenführer!

Liebe ist das Herz
Allen Christentums,
Aber Zärtlichkeit der Liebe
Alles Katholischen Herz.

Wie du sanft geredet
Mit deiner Schwester Braut,
Eure Seelen verbunden
Waren in Gott
Und Maria, inneren Klosters Äbtissin.

Seelenführer wie dich
Fand ich in der Kirche nicht,
Aber vertraue dem Zuspruch
Deiner milden Weisheit,
Denn deine milde Weisheit
Ist der Schwäche des Menschen gemäß
Und einzig gerichtet auf Gott.

Gott zu vertrauen
Hast du Johanna gelehrt,
Die mit dir ging
Bis an die äußerste Grenze der Liebe,
Da du entblößt von allem Geschöpflichen
Ganz hineingezogen in Gott!


AN MIRJAM VON ABELLIN

Mirjam, Tochter Palästinas,
Kleine Araberin,

Waisenkind, der Gottesmutter geweiht,
Verfolgt vom alten Drachen, getötet,
Auferweckt von der seligen Jungfrau!

Du gingest von den Josefsschwestern
Darum in den Orden Mariens,

Von dem Karmel der Pyrrenäen
In den bethlehemitischen Karmel,

Von den Wipfeln der Bäume,
In die du hinaufgeschwebt
Neulich in der Verzückung,
Ins Himmelreich der Heiligen,
Wo du sprachest Maria,
Josef und Teresa von Jesus.

O Mirjam, Mirjam,
Wunderwerk des Heiligen Geistes,
Zahlloser Gnadengaben inne:

Bezaubert mich am meisten
Der Schriftunkundigen Poesie,
Deine orientalischen Psalmen:

O Gott, wem denn vergleich ich dich?
Einer brütenden Taube,
Einer zärtlichen Mutter!


AN GREGOR VON NAZIANZ

O du Sohn empfindsamer Mutter
Und gestrengen Bischofs,

Nicht dein Wille geschah,
Als man dich zum Priester weihte,
Nicht dein Wille geschah,
Als man dich zum Bischof weihte.

Gottes ist der Orient,
Gottes ist der Okzident.
Aber in den Kirchen ist Streit.

Lehre du uns alle nur,
Die Dreifaltigkeit lieben!

Deine Herrin, Heiliger, war
Die Weisheit des Heiligen Geistes,
Erlaube mir zu sagen, o Dichter,
Deine Muse aber war
Die Weisheit des Heiligen Geistes.

Darum auch deine Sehnsucht war
Die Einsamkeit
Mönchischer Philosophie,
Denn deine Herrin war
Die Weisheit des Heiligen Geistes,

Darum auch deine Sehnsucht war
Die dichterische Einsamkeit,
Am Bach im Walde
Dein Leben zu singen Gott!

Ob Homer und Platon
Sprachen in deiner Höhle,
Weiß ich nicht, du klassischer Dichter,

Aber daß du, heiliger Dichter,
Mit Lorbeer gekrönt im Himmel
Patron gottsingender Dichter bist,
Bekenn ich, du Sohn der Weisheit!


AN EPHRÄM DEN SYRER

Ephräm, antike Poeten
Sangen zur siebensaitigen Lyra
Selbstgedichtetes Lied
In selbsterfundener Melodie
Und waren Choryphäen
Auch im Reigentanz der Nymphen;

So auch du; jedoch
Nicht Aphrodite galt dein Gesang,
Vielmehr Maria sangest du
Und die göttliche Wahrheit.

Du, der Auserwählten einer
Der Gottesmutter Maria,
Der du gedient in Ganzhingabe,

Du schufest die Wahrheit der Weisheit Christi
Um in einen schönen Gesang,

Darum preist dich die Kirche:
Die Lyra des Heiligen Geistes!

Alle Jahrhunderte sind
Voll deines heiligen Liedes
In den Kirchen des Ostens.

O du Lyra des Heiligen Geistes,
Stimme meine Lyra,
O du Lyra des Heiligen Geistes,
Hilf mir ein Lied des Lebens erfinden,
O du Lyra des Heiligen Geistes,
Hilf mir singen Maria und die Ewige Weisheit!


AN MECHTHILD VON MAGDEBURG

In meinem Amt als Poetenpapst
Sprech ich dich selig, o Mechthild,
Und erhebe dich zur Glorie
Des Altares der himmlischen Muse,
Du Sängerin Jesu,
Du vollendete Meisterin
Deutschen Minnesanges!

O du Tochter des Vaters in seiner Gottheit!
O du Braut des Sohnes in seiner Menschheit!
O du Stimme des Heiligen Geistes in seiner Brunst!

Wer ist wie du, du Täubchen,
Geflogen zum Lebensbaum,
Wer ist wie du, du Hirschkuh,
Gepirscht durch die Auen der Liebe?

Wem hat Jesus, o Mechthild,
Solch ein Lager bereitet,
Wen hat Jesus, o Mechthild,
So in Minne geküsst,
Wen hat Jesus, o Mechthild,
Geliebt so lang und oft und heftig,
Wie dich, du nackte Seele in deiner Glut!

Und wem von allen Dichtern
Deutschen Minnesanges
Gab der süße Heilige Geist
Solchen süßen Minnesang
Und solche Erkenntnis
Fließenden Lichtes
Und eine solche wahrlich hohe Dame:
Die Allerheiligste Dreifaltigkeit!


AN HEINRICH SEUSE

Sohn deiner vielgeliebten Mutter,
Ritter der heiligen Gottesmutter
Und der Ewigen Weisheit!

Deine süße Prosa preist
Im Minnemaien
Die Liebe deines Lebens,

Die dich erwählte
Zur seligen Minne,
Dich keiner anderen Frau gegönnt,
Weil sie dich wollte für sich!

Sie gab dir solches Dürsten
Nach der ewigen Minne,
Daß kein Geschöpf
Dich zu stillen vermochte,
Allein die Ungeschaffene!

Ihr weihtest du dich,
Da sie erschien und sprach
Mit dir und wies dir
Den Weg der Vereinigung:

Nämlich Sie, die Ewige Weisheit,
Deine vielgeliebte Minneherrin,
Ist der Jüngling Jesus!

Er aber wählte die Leiden der Liebe,
Der gekreuzigte Christus,
Er führte dich den Weg
Mit Maria unter das Kreuz.

Ein Schwert durchbohrte deine Seele
Und die Waffe der Liebe schrieb
Mit dem Blut der Passion
In das Innerste deines Herzens
Den Namen Jesus!


AN LUDWIG-MARIA GRIGNION VON MONTFORT

Ich widersage dem Satan
Und gelobe, Christus nachzufolgen!

Um die Gnade zu erlangen,
Christus ähnlich zu werden,
Ergeb ich mich in die Gußform
Maria, in der Jesus gegossen;

In deren Schoß der neue Adam
Als seinem irdischen Paradiese weilte,
Da er Blumen der Gnade hinterließ
Und süßeste Früchte der Wonnen!

Sie ist der Lebensbaum,
Er ist die Frucht des ewigen Lebens,
Gebenedeite Frucht gebenedeiten Leibes!

Sie ist die Bundeslade,
Er ist das ewige Wort,
Sie ist der Kelch der Hingabe,
Er ist das lebendige Blut!

Süßer als im Schoße Abrahams
Ruht sichs im Schoße Mariens.

Der Schoß Mariens ist das Paradies,
Das Herz Mariens ist Jerusalem!

Sie ist der gewisse Weg
Zur Vereinigung
Mit der Ewigen Weisheit!

Die Ewige Weisheit ist Meisterin,
Ist Rose, du Ihre Nachtigall.

Gebe die Ewige Weisheit,
Daß ich mit dir geschrieben stehe
In dem goldenen Buch der Schönen Liebe.



GOTTHEIT MUTTER
(Frühling 2004)


DIE GÖTTLICHWEIBLICHE POTENZ

Allewige Gottheit, meine Mutter,
Offenbare in deiner Gloria dich,
Ur-Idee der Schönheit,
Höchstes Gut, o Wahrheit,
Sende deine Geisteskraft,
Erhebe die Flügel meiner Seele,
Daß ich zur Harfe dir Lobpreis singe!

Siehe, dein Dichter will rühmen,
Rühmen, rühmen ist sein Amt.
Er schaut auf Erden all umher,
Ob Eines Herrlichkeit habe
Von deiner Herrlichkeit, Herrin.

Schöpferin meiner Seele,
Einwohnende Gottheit im Geist,
Allweisheit, Meisterin, du, du gabest
Meiner Seele einen hohen Begriff
Von der Schönheit und Vollkommenheit,
Wahrhaftigkeit, Güte,
Mir Sehnsucht nach absoluter Liebe!

Ich sang die Schönheit der Mutter Natur,
Den Glauben der lieben Schwestern,
Die Hoheit der Geliebten, aber
Makelloses fand ich nicht auf Erden.

Des höchsten Ruhmes würdig
Bist du, o göttliche Liebe!
Nicht wie andere Fromme kann ich
Dich Vater nennen und Herr,
Meine Muse von Sion singt zur Harfe
Die göttlichweibliche Potenz,
Allewige Gottheit, meine Mutter!


DREIFALTIGKEIT

Ich glaube an die ewige Gottheit,
Unaufhörliche Schöpferin aller Schöpfung,
Allumfassende Mutter alles Geschaffnen,
Ur-Schoß alles Lebendigen,
Leben in allem Leben, Liebe in aller Liebe,
Aus deren Willen zum Leben
Auch meine Seele geboren ist
Als originale Idee der göttlichen Mutter.

Aus ihr, dem einigen Ein, dem Schoß,
In einer ewgen Geburt geboren ist
Die unerschaffne Weisheit,
Sophia, Emanation der Gottheit,
Reiner Ausfluß der schöpfrischen Mutter,
Gleich ewig, gleich herrlich, gleich göttlich!
Sie ergießt sich in alle Schöpfung
Gleichsam als ewige Seele der Welt,
Schutzengel alles Geschaffnen,
Den Kosmos zu verwandeln in Liebe,
Die Menschen zu verklären in Götter,
Heimzuführen die Menschheit
Durch Gnade in die Gottnatur,
Heimzuführen das All der Schöpfung
In der Schöpferin Mutterschoß!

Ausgegangen von der göttlichen Mutter
Und der göttlichen Weisheit
Ist die lebendige Inspiration,
Göttliche Geisteskraft, brennend auf Erden
In Weisheit, Erkenntnis und Liebe!
Sie, die geistige Kraft der Weisheit,
Ruach, die schöpfrische Mutter,
Brütende Taube des Urmeers,
Die Taube der Liebe, die Taube des Friedens,
Sie ergießt sich in die Herzen der glaubenden Menschen,
Innewohnende, göttliche Herrin Geist,
Gleich ewig, gleich herrlich, gleich göttlich!
Sie ist aller Verklärungen Kraft,
Sie ist aller Reinigung Feuer,
Sie ist alles Lebendigen Odem
Und verwandelt den Menschen
Durch die Erleuchtung des Glaubens
Aus freier Gnade barmherziger Gottheit
In ein unbeflecktes Ebenbild
Der unsterblichen Gottesnatur!


HERRIN JAHWE

Herrin Jahwe, meine Göttliche Gottheit,
Ja, du bist dieselbe in Ewigkeit,
Die du mir am Tage der Gnade,
In der heiligen Nacht der Erwählung
Aufgeschlossen des Herzens Pforte
Zum Empfang des göttlichen Lichts
Und mir geschenkt aus süßem Zwang der Gnade
Den Glauben an deine lebendige Gottheit,
Deine Allmacht, Wahrheit und Liebe!

Wie tat sich meine Seele weh,
Dich Vater zu nennen wie die andern Frommen,
Dich als männlichen Löser anzubeten,
Allweisheit, Kennerin meines Herzens,
Mutter meines Schicksals, meiner Seele,
Du weißt, wie ich entsetzt zurückgetaumelt
Vor dem Gottesbild der männlichen Männer.

Wie mich in die Kniee der Anbetung riß
Die weibliche Herrlichkeit! Wie
Ich nicht gefunden zum Vater und lieber
Fast noch die Göttinnen hatte der Heiden, aber
Im uralten Glauben nicht Frieden fand.
Geist ist die Gottheit.

Jetzt hast du mich erhört, Allweisheit,
Mein Flehn und Seufzen der Seele gesehn,
Du offenbartest dein Mutterherz,
O Schoß der Schöpfung, deine göttliche Liebe!
Gottheit darf ich dich nennen, göttliche Herrin,
Allmächtige dich, Erlöserin meiner Seele,
Mich führen lassen von deiner geistigen Kraft
Im Matriarchat meines Herzens,
Von dir gesegnet, o Jahwe!


MATER DOLOROSA

Nicht alles kann die Seele auf einmal begreifen
Und so begreif ich dich, Christe,
In dieser Zeit in deiner Menschheit kaum,
Allein in deiner Göttlichkeit, Weisheit,
O Sophia, meine Erlöserin,

Die mich nun inspiriert, zu gedenken
In meinen Leiden zur Zeit der Passion
Deiner, Mater Dolorosa, meiner Mutter,
Jesu Braut, der Frau der Schmerzen!

Wohlan denn, wende deine barmherzigen
Schwermutvollen Augen mir zu,
Die von schöner Liebe schimmernden
Schwarzen Augen, o göttliche Jungfrau!

Das aber sagst du mir, Frau der Schmerzen,
Daß dein Herz vom Schwert der Schmerzen durchbohrt,
Und mein Herz, o Herzenskönigin,
Ist auch vom Schwert der Schmerzen durchbohrt.
Also, meine Eine, meine Geliebte,
Sind unsre Herzen eins in der Passion
Und wir wie Braut und Bräutigam
Vereint im Brautbett aus Dornen der Rosen!

O Weisheit, meine Erlöserin,
Wandle meine Seele durch das Leid,
Das Schwert in der Seele,
Die Dornenkrone des Herzens,
Zu einem Gleichnis der Mater Dolorosa,
Deren Herz du der Liebe geöffnet
In der mystischen Nacht der Passion
Zur universellen Mittlerschaft
Der Mutter aller Lebendigen, die
Der unbefleckte Spiegel ist der göttlichen Mutter!


SALOMON

O Jahwe, Salomon dereinst von dir erbat
Die Weisheit des Herzens. Du machtest ihn weise.
Von Jugend auf suchte er Schönheit
Der Sophia und suchte sie
Zur Braut und Lebensgenossin sich zu gewinnen.

Das ward ihm zuteil. So daß er sah
In seiner Geliebten, der schönen Frau,
Den Spiegel der göttlichen Güte,
Ein unbeflecktes Ebenbild,
Er stellte sie über das Licht
Und pries sie Atem Gottes!

Aber als sein Herze brach,
Als du, lebendige Gottheit,
Salomon das Herz gebrochen,
War all seine Weisheit allein,
Zu sehen im Dunkel das Nichts,
Der Nichtigkeiten Nichtigkeit,
Daß alles ist eitel unter der Sonne,
Daß sinnlos des Schicksals Sinnlosigkeit,
Daß leerer Wind ist alles bloß,
Und er verfluchte sein Dasein!

Damals beteten seine Frauen:
Dich preisen wir, göttliche Mutter,
Große Mutter mit den fruchtbaren Brüsten,
Die du dem Weltall Leben schenkst!
Und Salomon opferte Weihrauch
Vor dem Brustbild kanaanäischer Venus.

Torheit Salomons nennt es die Schrift
Und ich höre und es greift mir ans Herz
Den greisen Salomon unter heulendem Jammer
Schreien vor der Bundeslade zum Herrn!


GUTE MUTTER

Wenn den Zorn des Herrn als Gefäße des Zorns
Hartherzige Priester und haßerfüllte Eiferer
Des Gesetzes verkörpern zu meinem Entsetzten,
Der gewaltige Richter einflößt mir Furcht
Und Gott wie seine Söhne scheint hart und schrecklich –

O Maria, Mutter der Gnade und Wahrheit,
Gute Mutter mit den fruchtbaren Brüsten,
Ruf ich zu dir, du meine Zuflucht,
Gute Mutter mit den fruchtbaren Brüsten,
Mittlerin göttlicher Liebe in Christus,
Gute Mutter mit den fruchtbaren Brüsten –

Ist es nicht so? daß wie ein Geistbraus spricht
Braut Ruach zu meinem Herzensschrei:
Ich bin deine gute Mutter! Sie,
Die Jesus seine Mutter nannte, Ruach,
Denn Jesus selbst ist eine Henne,
Die ihre Küken unter den Flügeln birgt
Vor dem schrecklichen Ungewitter,
Denn Jesus ist die lehrende Weisheit,
Die uns Frieden schenkt mit Gott,
Die wie eine Mutter uns entgegenkommt
Und wie eine junge Braut der Minnezeit,
Da ist meine Seele still geworden
Wie ein Kind in den Armen der Mutter,
Denn mich hat getröstet, wie einen seine Mutter tröstet,
Jahwe, Elohim, die lebendige Gottheit,
Die da Liebe ist!


DIE BRAUT

Schau, mir ist, befrag ich
Nach dem beharrlichen Herzensgebet
Dieses Tages in Stunden der Nacht
Die inspirierten Propheten des Orients
Und lausch verborgenem Sinn des Wortes:

Daß mir die alleserkennende Gottheit
Meines gläubigen Lebens
Verheißung zuspricht,
Will doch die Gottheit
Sich mir verloben als Braut! –

Wohlan denn, geboren bin ich
Aus dem Herzen der absoluten Liebe,
Meine Seele geboren als Fünklein göttlichen Feuers,
Mein Leib bereitet im Schoß meiner Mutter,
Bin ich nach den Irrfahrten meiner Jugend
Vom Geistwesen göttlicher Liebe erleuchtet
Durch die Lichtflamme heiligen Glaubens.

Sie, die Ewige, Ich-bin,
Wohnt in ihrer heiligen Liebesflamme
Im Brautgemache meines Herzens!
Öffne mir die verborgene Kammer
Und lade mich durch die Schönheit deiner Weisheit
In das Brautbett der mystischen Einigung, Gottheit!


MEIN GESANG

Was mich geführt zur katholischen Kirche,
War das mystische Ja zum Kreuz
Und die Schönheit der göttlichen Jungfrau.
Makellos war mein Lobpreis Mariens
Nach dem Dogma und der Mystik der Kirche.

Da ich die Madonna gesungen, nun,
Wozu verbleib ich noch auf Erden?
Mein Werk scheint mir getan.

Aber mich inspiriert erneut
Die göttliche Geisteskraft,
Ich soll noch singen allein
Das weibliche Antlitz Gottes!

Wohlan denn, o Jesus,
Du Bräutigam der Frauen,
Kyrios meines Bundes,
Heroisch leidender Bruder,

Wandle ich den Pilgerpfad des Glaubens
Durch das Tal der Tränen einsam,
So ist doch meines Glaubens Ziel
Dem Ziele aller Glaubenden gleich:

Die hochzeitliche Vereinigung
Mit der ewigen Gottheit, der Schönen Liebe,
In dem Bett der Ewigen Weisheit!


LOBPREIS

Allerheiligste Dreifaltigkeit,
Einig Ein, allewige Gottheit,
Sei meine Göttin, Elohim!

Sei meine Herrin, o Jahwe,
Schöpferin, Mutter,
Sei meine Braut, o Sophia,
Meisterin, Künstlerin,
Sei meine Kraft, o Ruach,
Innewohnende Inspiration!

Anbetung, Lobpreis, Ruhm und Dank,
Weisheit und Kraft und Liebe dir, o Gottheit,
Die du warst und bist und sein wirst,
Allewige, allebendige, göttliche Herrin!
Dich will ich preisen, verherrlichen dich
Mit allem Jubel und Lobpreis,
Dessen Herz und Zunge fähig:
Anbetung dir in Ewigkeit,
Meine dreifaltige Göttin!

Sophia - Mensch geworden in Jesus,
Der das Leiden der Menschen verklärt
In einen mystischen Weg
Der Vereinigung mit der Gottheit
Durch die Nachfolge Christi,
Gekreuzigt und auferstanden,
In Ewigkeiten ist Christus
Das menschliche Antlitz
Der unerschaffenen Weisheit -
Sophia, meiner göttlichen Braut gehör ich,
Meiner christlichen Göttin, Sophia!


LITANEI

O Sophia, Mann geworden in Jesus,
O Sophia, Frau geworden in Maria,
O Sophia, Kinder geworden in der universalen Kirche!

Jesus, du rufende Weisheit auf den Plätzen,
Jesus, erlösende Weisheit auf dem Hügel,
Jesus, lieblich die Füße des Boten, der Frieden bringt!

Maria, gleichgestaltet Sophia in unbefleckter Empfängnis,
Maria, der Weisheit Gebärerin als die Gottesmutter,
Maria, Mittlerin du der Weisheit als Friedenskönigin!

Kirche, du bewahrst das Wort der Weisheit,
Kirche, du lehrst die Mystik der Weisheit,
Kirche, du erwartest das Friedensreich der Sophia!

Christus, die anima mea ist eine kluge Jungfrau,
Christus, die anima mea ist deine Braut,
Christus, die anima mea erwartet deine Hochzeit des Lammes!

Madonna, Tochter des Vaters, Mutter des Sohnes, geistliche Braut,
Madonna, Königin meines Herzens, Liebe Frau,
Madonna, ich verlobe mich dir im Brautgemach des Herzens!

Kirche, eines erbitt ich von der allein weisen Gottheit,
Kirche, daß ich im Hause der Gottheit bleibe mein Leben lang,
Kirche, in deiner Bruderschaft Brautgemahl der Weisheit!

O Sophia, meine Schöpferin, meine Mutter,
O Sophia, meine jugendliche Braut der Minnezeit,
O Sophia, meines Lebens Künstlerin, lebendige Liebesflamme!



SOPHIA
(Sommer 2004)


GOTTSUCHE

Am Morgen ganz allein,
Wie ohne Gottheit, verflüchtigt
In Äther die Mutter
Mit dem barmherzigen Busen
Und die Weisheit mir unbekannt,

Frug ich den Christus,
Sucht ihn, um ihn zu finden,
Klopfte bittend an
Die rosige Perlenpforte,
Ob ich Weisheit erkenne, und er
Sprach zu mir: Selig
Ist, wer sich nicht an mir ärgert,
Und die Weisheit ist
Gerechtfertigt durch ihr Werk.

Des Nachts alleine sucht ich
Und meine Seele ließ nicht ab,
Ich suchte den Bräutigam
Wie Magdalena Sulamith, ihn,
Der rein wie die Lilie,
Glühend wie die Rose,
Den Schönsten der Menschensöhne.

Wie Schnee sein Haupthaar
Und sein Gewand von weißem Linnen,
Goldengegürtet um die Brust,
Aus seinem sprechenden Munde
Kam das scharfe Schwert des Wortes,
Seine Beine glichen goldenen Säulen
Auf festen Piedestalen. So stand er
Und trug in der Hand die Sterne.

Immer bewahrte mich Gott
Vor der vergänglichen Liebe,
Immer sucht ich vergebens
Liebe bei schönen Geschöpfen,
Aber die Ewige Weisheit
Mit der lanzendurchbohrten Seite
Starb aus Liebe zu mir!

Licht und Hoheit ist dein Gewand,
Du bist schön, bist prächtig geschmückt,
Dein Zepter ist das Lilienzepter
Der Erleuchtung in Kontemplation,
Offenbarung der ewigen Schönen Liebe
Bist du, Barmherzigkeit und Gnade,
Gott in Gestalt der göttlichen Weisheit,
Willst du mir schenken den Brautring
Deiner mystischen Hochzeit.


ERWÄHLUNG

Menschen sind, die waren Gärten,
In denen Engel wandelten, aber
Freiwillig zogen aus dem Garten fort
Und sind nun Nesselgestrüpp
Und werden von Dämonen geplagt.
Menschen sind, die tragen
Den Schein der Geistlichkeit, aber
Verbrämen sich nur mit dem Christusnamen,
Sie jagen der Eitelkeit nach wie dem Wind
Und stillen ihre Lust allein
Im Abgrund des Schoßes der Hure Welt.

Aus reiner Gnade aber erwählt
Die Herausgerufnen Sophia
Und lacht mit der Antlitz-Sonne
Und den blühenden Lippen
In ihrem natürlichgrünen Kleide:

Steig hinan den Lebensbaum,
Von Sphäre zu Sphäre steige,
Ich werde dir entgegenkommen
Mit der brennenden Sehnsucht der Liebe
Und dem Verlangen nach Einheit.

In der himmlischen Stadt
Der goldenen Gassen der Weisheit,
Bei der mystischen Rose
Und dem Lebensbaum mit der Frucht,
Dort will ich mit dir wandeln,
Ich, deine ewige Freundin!

Ich bin, die ich bin,
Die war und ist und sein wird!
Niemand hebt meinen Schleier,
Es sei denn, ich entschleierte mich.
Denn ich will mich offenbaren
Und hingeben einzig aus Gnade
In fleischlicher Kommunion
Und im Liebesrausch des Weines!

Ich, Sophia, ich bin
Dir eine einzige Göttin aus Gottnatur,
Du aber, o mein Geliebter,
Bist aus Gnade ein Gott der Kreatur;
Und ich liebe dich mit ewiger Liebe!


RUHE

Die ganze Nacht lang hatte Jesus
Einsam gebetet droben
Auf dem Myrrhenberge zu Gott.
Aber am geschäftigen Tage
War er durch die Dörfer gezogen,
Ob er Glauben und Liebe fände.
Nun, am Abend, ruht er
In Petri Fischerkutter.
Bleiern ruht der See.

In meinem Herzen schlafe,
Innerliche Sophia! Ich will
Dir ein Bett bereiten
In meiner armen Seele.
Schlummere, schlummere, Schöne,
Nicht will ich dich wecken,
Bis es dir selber gefällt.
Ich will mich neben dich legen
Und ruhen Herz an Herz
Und träumen in tiefer Nacht
Die Träume von kalten Göttern.

Aber erwachst du, Sophia,
Und erhebst dich vom Liebeslager,
Verwirrten Haares, Holdselige,
Küsse die Stirne mir,
Daß ich dich denke,
Küsse die Lider mir,
Daß ich dich schaue,
Küsse die Brust mir,
Daß ich dich liebe!

Frisch vom Tau der Morgenröte
Meiner einsamen Andacht erheb ich
Meine Augen zu dir, du Licht,
Erhebe mein Herz zu dir, du Liebe,
Strecke meine Hände aus nach dir,
Mir dir zu tanzen, zu tanzen ekstatisch
In das ewige Licht der Gottheit!


GESCHICHTE

Verlasse mich nimmer, Genius,
Den mir Messias gesandt,
Geflügelter Sänger Gottes,
Sondern komm mir zu Hilfe,
Der du die Göttin Freiheit gesungen,
Und führe hinan meinen Geist

Zu meiner Göttin! Zu ihr, die in Asien
An der Grenze des Westgebirges
Dem Einsiedler eingab das Wort
Vom Sinn und der Kraft; zu derselben,
Die in Jericho Rose hieß
Und wohnte im Tempel Moria,
Aber den Schriftgelehrten
Heimsuchte in der Nacht
Als seine Geliebte, sein Verlangen;
Zu derselben, zu der im Feuer geritten
Auf den Rossen der Nacht der Weise
Und trat ans Tor der Vernunft,
Da sie vom Seienden sprach zu ihm;
Zu derselben, die menschlichgeboren
Heil gebracht den Armen
Und Huren zu Tische lud
Und die Heuchler verschmähte,
(Die Unsterbliche starb
An dem Haß der Toren!);
Zu derselben, die unsterblich
Und schön erschienen im Kerker
Dem zum Tode verurteilten Weisen,
Ihn zu trösten in letzter Stunde;
Zu derselben, die unsterblich
Der deutschen Prophetin erschien
Und dem deutschen Philosophen
Als die Beiwohnerin Gottes
Mit der Erkenntnis Lotuszepter;
Zu derelben, die in der heiligen Ruß
Den Namen Menschenliebe trug
Und ewige Freundin des Dichters!
Zu derselben, die mich also grüßt:

O Geliebter, nun seit zehn Jahren
Wohn ich dir bei, erinnere dich,
Wie ich dich befreite, begleitete,
Nährte, lehrte, tröstete in der Trauer,
Deine Wonne war, dein Leben,
Dein Sterben, deine unsterbliche Hoffnung!

Komm, o Genius, komm hernieder
Mit dem Feuer seraphischer Minne
Und dem Licht cherubinischer Weisheit
Von der himmlischen Sionshöhe
Und hilf mir, die Göttin Weisheit zu singen!


SCHWEIGEN

Unendliche Stille war
In dem Schweigen der Gottheit
Vor nichtseiender Schöpfung,
Bis aus Liebe durch Liebe in Liebe
Allein die Schöpferin sich
Zuwandte dem Nichts und rief:
Werde! Da ward aus Nichts die Schöpfung.

Du, meine Seele,
Bist aus Nichts
Geschaffen, du weißt,
Du wohnst im verwehenden Staub
Und wandelst wie ein Schatte
Durch eine vergängliche Schöpfung.

Heimweh, o Seele, brennt
In all deinem Elend! Aber wie
Gelangst du, Schaumblase,
Heim in das Meer der Gottheit?

Werde zunichte! Werde Nichts!
Werde leer, denn in der Leere
Ist der Sinn des Gefäßes,
Dann sprich wie die Demut:
Meine Niedrigkeit schaute an
Die Allmacht, die Großes an mir tat!

Darum die Einsamkeit, Seele,
Fern von allen Geschöpfen,
Stille im Schweigen verflossen.
Dann bist du ein dunkles Meer
Der unendlichen Einsamkeit,
Dann spricht der wispernde Wind,
Dann schwebt die brütende Taube,
Dann zündet das heilige Licht in dir

Und dein Nichts wird lebendige Fülle,
Empfängst du in deinem Schweigen
Das Wort der allein seienden Gottheit.
Sie spricht in dir und du
Bist ein Wort Gottes.


WEIBLICHKEIT

In der tiefen Nacht erscheint
Maria vor mir, ihr Antlitz
Ist weiß wie Schnee, ihr Mund
Gleicht einer scharlachnen Kirsche,
Ihre Augen schimmern Liebe
Und sie spricht im Schweigen:
Ich bin deine Madonna
Mit der purpurroten Granate
Und lade dich zum Festmahl
In meinen Garten ein!
Der purpurrote Granatapfel aber
Ist meine Liebe zu dir!

Ich ehrte früher den Vater allein,
Aber ersehnte die weibliche Gottheit
Und wandte mich um zu Aphrodite,
Bis Maria zu mir kam, die Schöne,
Tochter des Vaters, Mutter des Sohnes,
Braut des Heiligen Geistes, sie
Offenbarte mir die Sapientia.

Nämlich der Gottheit Barmherzigkeit
Ruht in der Gebärmutter Gottes.
Tröstende Mutter ist Gott den Kleinen,
Die saugen Trostmilch aus Gottes Brüsten.
Darum ist meine Seele still geworden
Wie ein Kind in den Armen der Mutter.

Auch ist die geistige Kraft
Und lebendige Flamme der Liebe
Eine schwebende Taube über dem Meer
Und brütet die Heiligkeit aus.
Darum ruh ich wie Jerusalem
Unter den Schwingen des Muttervogels.

O Madonna mit der Granatfrucht,
Nun darf ich schlafen mit dir
Und in der Vereinigung, Liebe, mit dir
In deinem Schoße selig sein.


SCHÖNHEIT

Rosen nannte ich die Frauen,
Berühmt sind ihre Dornen geworden.

Eine war schön wie der Mond,
Aber ihr Herz war kalt wie Eis,
Ihre Lippe blühte in einem Kuß,
Aber ihre Zunge spritzte Gift.
Eine war schön wie Eden,
Aber verschlossen war ihr Herz,
Ich küsste ihr minnig die Hand,
Aber sie blieb die Gnadenlose.
Eine ist fromm und belesen,
Aber ihr mangelt die Anmut,
Eine ist liebenswürdig und lieblich,
Aber sie ist ohne inneres Leben.

Aber aus allen Frauen gebildet,
Wie aus Göttinnen eine Pandora,
Oder aus meinem Fleische geboren,
Wie Eva aus der Rippe Adams,
Ist die innere Frauengestalt.

Aber erst wie schön erscheint Maria!
Ganz Mensch und Natur, doch vergöttlicht!
Vollkommnes Ideal meiner Seele,
Anmut und Liebreiz entzückend,
Schönheit bewunderungswürdig,
Gnade und Erbarmen mütterlich,
Weisheit und Liebe göttlich!

Wunder der Wunder scheint mir nun
Das Bekenntnis zu sein, es gibt
Ein Schöneres als Maria – die Gottheit
Ist die Quelle aller Schönheit,
Idee und Wesen und Substanz
Ewiggöttlicher Schönheit, wahrlich,
Nichts ist schön als die Gottheit,
Alle Schönheit ist nur ein Schatten
Vor der Sonne der göttlichen Schöne!

Nämlich wenn die Gottheit ihre Schöne
In Liebe betrachtet, als wie im Spiegel,
Schaut die Gottheit Hagia Sophia!


JAHWE UND SOPHIA

Nämlich Sophia ist eins,
Eins und einig mit Jahwe,
In der Liebesvereinigung
Der lebendigen Liebesflamme
Als des Geistes der Einheit.

(Wie die Mutter, so die Tochter,
Sagt ein altes Sprichwort.)

Niemand erkennt Sophia,
Als Jahwe allein,
Die allein weise Gottheit,
Und niemand erkennt Jahwe,
Als einzig Sophia,
Die Mystin des göttlichen Wissens,
Und wem Sophia will
Jahwe offenbaren.

Sophia als Liturgin im Tempel
Nennt Jahwe im Lobpreis
Gottheit Schöne Liebe.
Sophia im Lehrstuhl
Preist Jahwe den Kindern
Immanente Mutter.
Sophia als Inspiration
Der geheimnisvollen Schriften
Nennt Jahwe Sophia.

Jahwe wird seine Glorie
Nie mit den Göttern teilen,
Aber Jahwe übergibt
Gericht und Gnade Sophia.

So wird Sophia schließlich
Als die Versöhnerin
Alle Herausgerufenen, Kinder,
Jahwe übergeben zum Eigentum.

Denn die Erlöserin, Mittlerin,
Retterin aller der armen
Verbannten Kinder Evas,
Wird die Kinder und Kindeskinder
Heimführen einzig aus Gnade
In den Mutterschoß Gottes.


MESSE

Die Gottheit will uns speisen
Mit dem Brot vom Himmel
Wie eine Mutter Kinder nährt.

Geheiligt werde dein Name, Jahwe,
In Ehrfurcht sprech ich deinen Namen
Und zärtlicher Liebe, Jahwe.

Denn das lehrte Jesus, wir
Dürfen wie kleine Kinder
Voller Vertrauen kommen
Und dich Mama nennen, Papa,
Meine Mama Jahwe!

Und Jesus kommt, der Gemahl,
In alle unsere Leiden
Und will uns Liebhaber sein!
Mir aber sagt der Engel,
An meiner Seite die Himmlische mir:
Freunde der Sophia
Versammeln sich zum Hochzeitsmahl!

Nämlich, Sophia Jesus im Fleisch,
Ich empfang dich im Innern,
Beiwohne meinem inneren Menschen,
Daß ich durch deine Einwohnung dir
Eine andere Menschheit sei,
Erquicke meinen inneren Menschen,
Daß er dir ewig Geliebter sei,
Ewig Geliebte, Sophia!

Dir nun weih ich, o Maria,
Die Sophien-Hostie herzlich,
Daß du die Gnade bewahrst
Und Liebe entflammst in mir!

Dank singt der Priester
Im langen Kleide leise
Mit dem Sang des Magnificat.


VISION

Weit über der inneren Landschaft
Atmet der lichtblaue Himmel.
O dieser Himmel im Innern,
Wie einsam macht sein Reich
Und doch, wie weitet er die Seele,
Daß die Himmlischen doch in ihr
Eine einsame Freundin haben.

War denn Adam auch so groß
Und reich an innerem Himmel,
Daß morgens Raphael leise
Mit ihm im Garten sprach?
Und wer war Eva, die Frau,
Eva, wie reich an innerem Himmel,
Daß sie Adam verstehen konnte
Und war nicht Fleisch nur vom Fleische,
War auch Traum von seinem Traum?

Ich aber soll einsam sein
Und ohne Gehilfin leben.

Der Einsamkeit ergeben,
Seh ich die innere Einsamkeit
Wie eine einsame Wildnis,
Aber im Kern der Seele
Eine bescheidene Hütte,
Aber der Hütte Inneres ist
Wie ein goldner Palast,
Ganz in strahlendes Licht getaucht!
In dem Licht erscheint
Sophia, Seelenkönigin!
Licht ist dein Gewand,
Deine Krone von lauterem Gold.
Dein Antlitz, du Schönheit,
Sieht einem jungen Engel gleich
Oder femininem Jüngling,
So ruf ich: Du bist Christus,
Der Sohn des lebendigen Gottes!

O Sophia, soll ich warten,
Ob Gott mir Eva zuführt,
Sophia, oder bist du die Frau,
Für die ich geschaffen bin?


INKARNATION UND THEOSIS

Sophia, die göttliche, ist
Mensch geworden in Marien Schoß.
Das ist das Christus-Mysterium.
Die Weisheit hat sich vereinigt
Gewissermaßen jedem Menschen,
Jeder Mensch seit fortan
Wie eine Menschwerdung Sophiens.

Die schöpferische Gottheit
Ging in die Schöpfung ein,
Die Gottnatur der Weisheit
Ging in menschlicher Torheit,
Der intelligente Geist
Ging in Materie ein.

Das Vergängliche ward verewigt,
Das Verwelkliche blühend,
Das Nackte geziert
Und das Leere gefüllt,
Die Toten erwachen!
Die Menschheit wird ein Leib
Der vermenschten Gottheit,
Die Kultur des Todes wird
Zur Zivilisation der Liebe,
Die seufzende Kreatur wird
Zur österlichen Neuschöpfung,
Der Kosmos wird ein Schmuckstück
Der himmlischen Jerusalem
Als der Inkarnation der Sophia.

Ein Gottmensch ist Alles in Allem,
Eine menschliche Gottheit wird alles
Verwandeln in Gottnatur aus Gnade,
Nämlich Sophia in Christus.

Dann, wie die Dichter sagen,
Feiern Götter und Menschen das Brautfest,
Vermenschte Gottheit, vergöttlichter Mensch
Zelebrieren das Hochzeitsmysterium
Sieben Äonen und siebenmal sieben Äonen,
Liebe, eine ewige Liebesnacht lang!


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