[Inhalt]

DAS HOHE LOB DER FRAUEN

Von Peter Torstein Schwanke


„Wie dem auch sei, es ist klar, daß es diesem armen Ritter schon ganz gleichgültig war, wer seine Dame auch sein und was sie tun mochte. Ihm war es genug, daß er sie auserwählt hatte und an ihre ‘reine Schönheit’ glaubte...“
(Fjodor M. Dostojewski)

„Seine hilflose Dankbarkeit schmückte dieses Bild so lange, bis aus dem lachenden, lieben Kinde eine bleiche, heimliche Geliebte und aus der Geliebten eine verehrte Heilige wurde, welche der Jungfrau Maria sehr ähnlich sah und ganz darin aufging...“
(Rainer Maria Rilke)


MARION-MINNE

„Du hast mich ausgedacht. So etwas gibt es nicht
Und kann es auf der Welt nicht geben,
Das heilt kein Arzt, das lindert kein Gedicht,
Der Schatten dieses Spuks quält dich dein ganzes Leben.“
(Anna Achmatowa)


SONETTE

1

Ich sei der Wächter deiner Einsamkeit
Und schau von fern zu dir als wie ein Turm,
Der ungebeugt beharret in dem Sturm
Der Leidenschaft und nicht zerbricht im Leid.

Ich widm mich deiner Freiheit: Du bist frei!
Nur daß du meinen Liebesdienst empfängst
Wie eine Gnadenkönigin, das sei
Mein Wunsch, und daß du an mein Lieben denkst.

Und ich will pflegen die Erinnerung,
In meinem Herzen lebt die Feuersglut
Der Nacht mit ihrem dichterischem Schwung

Und deiner schönen Schwermut schwerer Mut
Freiwilliger Entsagung. Du bist jung
Und lebst in mir mit deinem Rosenblut.



2

Ein Mensch erlebte seine letzte Stunde
In jungen Jahren, Blut rann rosenrot
Aus seinem schmalen todesbleichen Munde
Und in derselben Stunde war er tot -

Nein, tot war jener nicht, denn seine Seele
War abgetaucht in einem tiefen Meer
Aus tiefster Nacht - fern schimmerten Juwele,
Und angezogen von dem Glanz ward er

Und kam zum untermeerischen Palast,
Dem ewigen Utopia voll Glast
Und Glanz, das Tor aus rosanen Korallen.

Und mitten saß auf einem Muschelthron
Die schönste Jungfrau, Meermaid Marion.
An ihr fand seine Seele Wohlgefallen.



3

O schwarze Kiefern ihr und alte Föhren,
Vom Sturm gebeugt! Ich hör des Sturmes Rauschen
Und muß darin der Muse Stimme lauschen:
O Dichter, eine Liebe mußt du ehren!

Sie wohnte einst an aufgewühlten Meeren
In einem marmorweißen Märchenturme.
Und nun erscheint sie mir in diesem Sturme,
Und ich mag ihrer Zaubermacht nicht wehren.

Ich wandle durch die dunklen Waldesgründe,
Zu schwer beladen mit der Sinne Sünde,
Und wüster ist in meinem Herz die Wildnis:

Da wütet es und schwillt es an, das Toben
Des stürmenden Verlangens - doch von oben
Erscheint mir gnadenreich Ihr Anmutbildnis!



4

In ungemeiner und geheimer Weise
Soll meine Leier wahrer Liebe tönen.
Im stillen Walde tanzen all die Schönen
Im silberweißen Mondenscheine leise,

Sie tanzen anmutige Zauberkreise,
Die alle Trank von goldnem Mondwein frönen.
Manch einer möchte sie mit Efeu krönen.
Jäh aber glänzt von licht-kristallnem Eise

Die Königin der Schönheit voller Reinheit.
Die Erde liegt in taumeltrunkner Kleinheit
Gedemütigt zu ihren bloßen Füßen.

Sie kam, um den Poeten zu erheben,
Fortan wird er durch seine Lieder leben,
Die alle seine milde Muse grüßen.


5

Beschwören will ich dich mit der Beschwörung,
Die in der Macht des liebenden Poeten
Und von der Liebe kündenden Propheten
Seit alten Zeiten ruht. Zu deiner Ehrung

Und deines Anmutruhmes holder Mehrung
Will ich dich singen wie die Winde wehten
Um die Marien, die zu Christus beten:
Vergib mir alle lüsterne Betörung!

Erscheine mir, du reine Fee der Feeen,
Laß mich der Augen Blaue Blumen sehen,
Beweis daß du an deinen Dichter denkest!

O senke du in die versuchten Zeiten
Deine jungfräulichen Barmherzigkeiten,
Daß du mir also Gottes Liebe schenkest!



6

Der Vogel fliegt so wie ein Flügelpfeil
In jene Wälder, die mir Heimat sind.
Da ruht wie eine Jungfrau mir das Heil,
In ihren Locken spielt der linde Wind.

Und Wolken wallen weiß und lächeln, weil
Sankt Agnes ihre weißen Fäden spinnt.
Der Baum des alten Lebens stürzte steil,
Nun wächst der Vorzeit Moosblum licht und lind.

Ich bin nicht einsam, denn in der Natur
Mir lebt und webt der Geist, der Liebe Spur.
Der weiße Falter schwebt und säuselt - con

Amore - von der Blüte feinem Duft,
Von deren Süße ist erfüllt die Luft,
Wie ich erfüllt von dir, o Marion.


7

Ich glaube: an die Liebe himmelhaft,
Die sie ist meiner Seele Schöpferin;
Ich glaube: an das Wunder voller Kraft
Und an den Geist im süßverträumten Sinn.

Ich hoffe: Einmal wird der Sommer nahn
Und fruchten wird der Liebe Feigenbaum,
Ich hoffe: Was die Augen nimmer sahn,
Wird mir erscheinen wie ein goldner Traum.

Ich liebe! Das ist schon genug gesagt.
Wenn auch vorm nahen Herbst die Seele klagt,
So wird doch die Verheißung nicht vermisst,

Die mein ist, weil ich liebe, was mir lieb
Und was die Liebe selbst ist. Liebe, gib
Erfüllung meines Traums, der Sehnsucht ist.


8

Im Untergang der Alten Welt erschuf
Die Gnade eine Neue Welt der Lust
Am Leben, saugend an der Trösterbrust
Und ewig widertönend Gottes Ruf -

Lobsingen ist dein heiligster Beruf,
O Land in deiner Schönheit, und du mußt
Ewiger Liebe Gottes vollbewußt
Aufwerfen deines Herzens Glutvesuv!

Des Namen ich zu tragen Ehre hab,
Den will ich ehren noch am heilgen Grab
Und herrlich finden in der ewgen Ruh!

Der Liebe, deren Namen du zu tragen
Die Ehre hast, der darf ichs herzlich wagen,
Die Liebe anzutragen, Jungfrau du.



9

Sie brachten ihn zur Stätte Golgatha,
Der Schädelstätte, und sie gaben ihm
Viel bittre Myrrhe! Keine Cherubim
Zum Troste seiner Leiden waren da.

Zur dritten Stunde schlugen an das Kreuz
Die Sünder ihn, den heiligen Messias,
Den Juden-König und den Sohn Marias,
Und losten um das Kleid mit bösem Geiz.

Es litt der Juden und der Heiden Spott
Der arme Jesus, er trug mit Geduld
Der Menschenseelen todeswerte Schuld;

Auch meiner Sünde Fluch hat er gelitten,
Ist sterbend mir in meinen Tod geschritten -
Und bringt mir meine Seele heim zu Gott.



10

O Jesus! mitten in dem Jammertal
Der bittern Tränen sitze ich und wein!
O laß das Blut des Todes werden Wein
Und diesen Leichnam Manna allzumal!

O Jesus! letzte Stunde meinem Elend
Und meiner untragbaren Leiden Not
Ist nun. Ich suche meines Leibes Tod,
Die Seele bist du ewig mir beseelend!

O Jesus! löse mich aus dieser Qual,
Die Engel Satans sind so sehr mich quälend,
Ich sterbe bald, ich habe keine Wahl.

Du wirst, all meine Tropfen Blutes zählend,
Mich retten aus des armen Hiob Mist!
O Jesus Christus! O Herr Jesu Christ!



11

Aus tiefen Zauberträumen aufgetaucht
Und ururalten Sagen ferner Meere,
Im Auge silbern eine Mondtau-Zähre,
Erscheint sie selbst am Ufer, und sie haucht

Wie eine Nachtigall voll süßer Wehmut
Vom malerischen Frieden ihrer Kindheit
Und von der Weltbewohner Dünkelblindheit
Und vom Brevier voll Poesie der Demut,

Die Sehnsucht ist ins Paradies im Lichte,
Wo in den Lauben glühen goldne Früchte,
Da rauscht der Quell, da duftet die Zyklame.

Und süßer noch im Sonnenuntergang
Erglüht die Sehnsucht heimwärts zum Gesang
Des Paradieses - - Wie ist Gottes Name?



12

O Liebe! wunderschön ist deine Güte,
Mit der du sanfte mich zu dir gezogen!
Ich bin dir ja so gern ans Herz geflogen
Mit dem Gemüte und mit dem Geblüte!

Wie lange ich mich doch vergebens mühte,
Du warst mir ohne mein Verdienst gewogen!
Inmitten unglücksschwarzer Flutenwogen
Mir deine süße Morgenröte frühte!

Da sah ich deiner Schönheit Lockenspitze
Und deiner Strenge blaue Augenblitze
Und deines Mundes dornenlose Rose.

Du schicktest Boten aus, die süßen Winde,
Den Leib zu tragen deinem lieben Kinde,
Bis daß er Ruhe fand in deinem Schoße.



13

O Liebe, nähre mich mit deinem Blute,
Das dir geflossen ist von deinem Herzen,
Als du gedachtest mein in deinen Schmerzen,
Als du gepeinigt wurdest von der Rute

Der Sünde und des Fluches. O du Gute,
Dir zünd ich meiner Andacht heilge Kerzen,
Stell sie zu deinen Füßen goldenerzen
Und schaue, wie dein Feuerauge glute.

Den einen bist du schrecklich, furchtbar, herrisch,
Die andern reden blöd von dir und närrisch,
Ich aber will anbetend dich verehren!

Du gabest mir aus Güte süße Töne,
Ich geb sie wieder deiner Gnadenschöne
Vom Himmel aus kristallnen Meeren.


14

Ich dank dir, Liebe, dir und deinem Geiste,
Für deine Weisheit, süßer als die Küsse
Von Menschen, strömender als alle Flüsse
Der Erde; Gnade, was auch je ich leiste;

O Gnadenreiche, als ich dir entgleiste,
Da kamest du: ‘Daß ich dich retten müsse,
Das sagten meines Herzens Feuergüsse!’
Ich dank dir, Liebe, dir und deinem Geiste!

Du machtest mich zu deinem Lieblingskinde,
Zu einer Heißgeliebten trotz der Sünde,
Zu einer Königin und Himmelsseele!

Ich will dich lieben mit dem Sturm im Blute,
Mit dem Gemüt und dem Verstand, o Gute,
Auf daß ich ewig zu den Deinen zähle!



15

O große Hoffnung auf die Paradiese,
In welchen nur geliebte Kinder leben
Und um die Engel ihres Lebens schweben
Wie Schmetterlinge auf der Blumenwiese.

Gemäntelt mit des Lammes goldnem Vliese
Werd ich im lichten Liebesgarten beben
Und ewig preisend Wunderfabeln weben
Von ewiglicher Liebe Honigsüße.

Und meines ewiglichen Leibs Atome
Gehn durch das Perlentor zum Jaspisdome,
Wo ich dir dann zu Füßen liegen bliebe.

Und alle Kinder goldne Kronen warfen
Zu deinen Füßen, nahmen goldne Harfen
Und wurden Dichter von der wahren Liebe!


CANZONEN

1

O Geist der Weisheit, wie soll ichs ergründen,
Was diese wunderbare Liebe will?
Ich geh im Walde still
Und laß mich anrührn von der Kindheit Buchen.
Vor dir bekenn ich alle meine Sünden:
O Lust, nicht länger in der Seele schwill,
Verliebtsein, nicht mehr quill
In mir mit deinem marterhaften Suchen,
So elendvoll, als ob mir Götter fluchen;
Nein! vielmehr will ich in der Reinheit steigen
Zum hohen Himmelsreigen
Und will geleitet werden von dem Bilde
Der Liebe, die so tief mir eingeschrieben,
So maienlind und milde.
Wie soll man dies Verlangen nennen? Liebe?

Ob solche Liebe Liebe ist? Wie könnte
Man sonst es nennen, was da in mir lebt?
Was mir im Busen bebt
Und vorschwebt aller Sehnsucht meiner Seele?
Was rein steht überm Glühn der Elemente
Und wie ein Engel mir vom Himmel schwebt?
Was sich in Träumen webt
Und hat den Glanz poetischer Juwele?
O Mai, Marone, Mondin, Meer, Makrele -
Ich liebe jedes Wort mit M beginnend!
Wahnsinnig bin ich: minnend!
Und bin ich denn, als der Poet der Minne,
Mit aller geistgewirkten Geistesklarheit,
Der wahren Liebe inne?
Ists Wahn? Ists Liebe? Gott, sag mir die Wahrheit!

Komm du in Herrlichkeit und überwältig
Mich so wie einst in der Sankt-Agnes-Nacht,
Da vor des Engels Pracht
Ich in den Staub sank mit dem Angesichte!
Seit jener Stunde sing ich tausendfältig
Der wahren Liebe Lob und ihrer Macht,
Die in mir ist erwacht
Mit ihrem seligen und süßen Lichte,
Und immer ich von Corpus Christi dichte,
Da ich des Kreuzes Bildnis in den Steinen
Geschaut und mußte weinen
Und sah der Liebsten weißen Seidenschleier
Vondannen wehen... Meiner Seele Sehnen
Und meiner Liebe Leier
War fortan nur noch der Gesang der Tränen.

Und allem, was die Menschen Wirklichkeiten
Und Leben nennen, Arbeit, Tat und Tag,
Zerfließt mir zart und zag
In lauter Innenraum von Innenwelten,
Mit anderen Gesetzen, andern Zeiten
Und lauter Traum, kaum daß ich denken mag.
Und wenn ich heut dich frag,
Ob meine träumenden Gedanken gelten
Vor deiner Wahrheit Stuhl, sind sie auch selten,
Dann mögest du mir eine Antwort geben.
Ich will in Liebe leben,
In will in Liebe leben, in der Reinheit
Der Seele, hingegeben unzerspalten,
Im Dialog der Liebe, in der Einheit
Der Liebe meinen Lobgesang entfalten.

Kanzone, mag dein Inhalt dunkel scheinen,
So sag doch immer meines Geistes Glauben
Und meines Herzens Hoffen.
Gepriesen sei die Taube vor den Tauben
Und alle Himmel offen
Und jedes Lied, das Liebe nur besungen,
Und ist es auch nicht gut genug gelungen.

2.

Wie bist du herrlich in mich eingetreten
In deiner Glut durch meines Herzens Pforte
Und lebst nun immerdar darin als Flamme!
Die Winde, welche mir am Meere wehten,
Sie stöhnten dich, du warst an jedem Orte
Und noch als Name am Wacholderstamme,
Da ich gleich einem Lamme
Verbluten wollt auf irdenem Altar,-
Und warest meiner Rekonvaleszenz
Madonna von Florenz.
Erinnerung mir eingeschrieben war
Von Augen, Haaren, Namen und Gestalt:
Du warst die Weiße Frau in meiner Seele Wald.

Dann überwand mich, was vor Augen war
Und was den Weinkelch mit mir leeren wollte
Und was mir küssen mochte meine Lippen.
Die in mein Leben mir den Zank gebar
Und mich mit Alltagssorgen überrollte
Und ließ mich nicht mehr an den Lippen nippen,
War schroff wie Küstenklippen:
Du aber warst das weite offne Meer
Von Freiheit und von holder Träumerei
Und schön wie Malerei
Und länger nicht war jene Nische leer,
Der stille Andachtswinkel meiner Seele,
Und ich bereute meiner Weltbegierde Fehle.

Auch faszinierte mich die Frömmigkeit
Von einer Jüngerin, die sprach in Zungen,
Und blond und rötlich waren ihre Haare
Und in Romanen las sie, kam von weit
Und hielt auch meine Lyrik für gelungen
Und lächelte aus blauem Augenpaare,
Doch die wie Schnee so klare
War nicht so licht in meinen Visionen
Wie du, o meiner Seele Königin!
Ob ich ein Tor auch bin,
Sah ich dich doch im Reich der Mitte thronen
Als Göttin Ma, die eines Fischers Kind
Dereinst gewesen, aber nun war sie wie Wind...

Dann stand ein Mädchen vor mir, zart und fein
Und ihre Haare waren goldenblond
Und ihre Augen Augen einer Taube
Und ihre Lippen rosa wie mein Wein.
Die Seele wehte ihr zum Horizont
Und sie verstarb in einer fernen Laube -
Gottselig war ihr Glaube.
Ich hab sie wirklich innig lieb gehabt
Und träume auch von ihr noch manchen Traum.
Doch all der Träume Schaum
Verliert sich, wenn Erinnerung mich labt
An deine Seele, wie ich sie verstehe,
Weil ich in dir die Wunderschönheit Gottes sehe.

Und eine kam mit männlichem Verstand
Und dem Gedankengut der Psychologen
Und mit dem hingegebnen frommen Jubel
Und Wanderungen durch das Frühlingsland
Und hat mich mit Verliebtheit auch betrogen
Und sagte dann in dunkler Wirtschaft Trubel
Mir ihrer Seele Skrupel.
Und ich war froh, und ich war wieder frei.
Dann aber kam der Psychologen Wettern,
Ich würde dich vergöttern.
Und ich schrieb einen Abschiedsbrief im Mai,
Doch war der Brief nur ein Memorial,
Einsamer Stern bliebst du in meinem Innen-All.

Und überwältigt ward ich durch die Sinne,
Sehr sanfte Seele und sehr dünne Seide
Und durch die Ausgeburten meiner Träume
Und hielt die Lustbegier für Seelenminne
Und fragte, warum ich so elend leide
Und trinken mußte essigsaure Schäume.
Im Maien aber Bäume
Umschwebte mir dein Bild so rein und mild
Und trunken von dem Summen süßer Sonne
Fand ich die Mai-Madonne
Und feierte in Reimerei dein Bild
Und nannte meiner Seele beste Triebe,
Die dir nachblühen, meine Religion der Liebe.

Zerrissen schrecklich zwischen Geist und Trieb,
Hab Anteil ich an Gott und an dem Nichts.
Maria liebe ich, begehre Venus.
Nach Fraun such ich, dich aber hab ich lieb,
Dich lieb ich wie die Heiligkeit des Lichts,
O Muse, sieh, dich liebend, lobt mein Genius
Messias Nazarenus!
Und dennoch, fürcht ich, bleibt mir meine Narrheit.
O mög kein Mädchen jemals mich erhören,
Wenn sie auch süß betören.
In meines Herzens innerlichster Wahrheit
(Wenn es nicht Lebenslüge ist) bist du -
Und Gott im Traum von dir verehrend, find ich Ruh.

Nun wage dich zum Meere,
Kanzone du, mit eines Narrn Bekenntnis,
Und bitte süß mit den erlittnen Reimen,
Geboren aus den Träumen
Des Liebenden, die Liebste um Verständnis,
Weil ich am Meere einst mein Herz verloren.
Ich bleib der Liebe und dem Meer verschworen.

3.

Wie eine Kirsche rot und Abenddämmer
War dein Gewand und rot wie Herzensblut
Und darin eingewoben goldne Sterne
Und Blumenblütenkränze, licht wie Lämmer.
Ich weihte dir der Rosenblüten Glut
Und du gingst fort in namenlose Ferne.
Ich aber, daß ich lerne
Von dir zu singen, hob zu reimen an
Und formte unbeholfene Sonette.
Ich stand in der Erinnerungen Bann
Und pilgerte zu deiner Kindheit Stätte
Und ging an goldner Kette
Der Liebe. Und ich hab dich wiederum
Gesehen, dich im seidenweißen Kleid,
Und deines Kusses Evangelium
War mir mein Glück und wurde in der Zeit
Mir Quelle meiner Tränen, meiner Seele Leid.

Da ging ich fort von allen Menschen in
Die tiefste Einsamkeit mit meiner Leier
Und mit der neugebornen Seele Sehnen
Und mit der wahren Liebe Glut im Sinn
Und feierte in dichterischer Feier
Dein Angedenken unter vielen Tränen.
Ich sprach am See mit Schwänen
Und mit der Himmlischen, daß sie behüte
Mir meine Seele, voll von schwarzem Elend.
Ich sehnte mich im elenden Gemüte
Nach Einem nur: daß Gott, den Tod mir wählend,
In Ewigkeit beseelend
Mir meinen Geist, mich aus dem Leiden rette
Und mich berufe in das Paradies!
Und Gott war gegenwärtig an der Stätte,
Da ich des Daseins schwarzen Wahn verließ,
Und auch dein Name war bei mir wie Myrrhe süß.

Und viele Menschen kamen, sich bemühend,
Daß ich der Träume hohen Flug vergäße
Und mich zur Wirklichkeit der Erde wende.
Ich sah die Erde voller Blumen blühend
Und alles duftend in das Ungemäße.
Da kam die Wirklichkeit und ihre Hände
Sich gürteten die Lende
Und alles bat von meiner Seele: Laß
Die Träume von Vergangenheit und dichte
Nicht mehr von Ihr. Doch trauertränennaß
Sahn meine Augen nichts mehr von dem Lichte
Der Freude, nur Gesichte
Von Melancholia, dem Meer entstiegen,
Umwölkten meine Seele. Aber immer
Versuchten die Doktoren, zu verbiegen
Mein Innenleben mir, auf daß ich nimmer
Anhange meinem Ideal, der Liebe Schimmer.

Doch ich gesteh, daß ich ein Tor geblieben,
Beständig treu des Herzens Narretei
Und immer dichtend meiner Seele Wahn.
Ihr Frauen, wisst ihr, wie Verrückte lieben?
Sie summen süße Minne-Melodei
Auch mitternachts, gekränzt von Sternenbahn,
Und singen wie der Schwan,
Und sehnen wie ein Hirsch in seiner Brunft
Nach Liebe sich, nach Liebe in der Ferne!
Fleischliche Nähe, feindlich der Vernunft,
Sie meiden sie wie bittre Mandelkerne
Und suchen nur die Sterne
Und tanzen mitternachts auf Waldespfaden
Und stammeln, lallen, rufen wie Idioten
Nach Gottes Liebe und Marien Gnaden -
Und senden ihre schwesterlichen Boten
Zur Liebsten, die sie lieben noch im Reich der Toten.

Kanzone, nichts vermag ein Mensch zu sagen,
Des Herzens Denken scheint nur eitler Trug.
Doch nimm den Schwanenflug
Und flieg mit deinen gottgebornen Klagen
(Als ob die Liebste da noch immer wär)
Zum Meere, an das Meer, zum schönen Meer!



JADENES LIEBESLIED FÜR DIE NYMPHE MA VOM MAJIA-HE

Ma, vor allem die Perle widme ich dir, denn du bist die Muschel,
Dann auch den Klangstein, denn du bist die Harmonie,
Dann auch die Münze, die ich sinken lasse in dich, du Wunderbronnen,
Dann auch den Rhombus, denn du bist meine Parallele in der Mathematik,
Und ich treff dich in der Unendlichkeit,
Dir auch das Rhinozeroshorn, denn mich verlangt nach dir,
Und dir die Artemisiablüte, denn du bist weiß und fein wie sie
Und mir ein Orakel: Ohne Makel!
Und die acht Kostbarkeiten des Tao sind dir geweiht,
Denn du bist das sanfte Wasser und das weiche Holz.
Dir allein leg ich den Fächer vor die Schwelle deines Schlafgemachs,
Wenn ich sterben gehe,
Dir mein Schwert des Geistes,
Damit ich kämpfe gegen die nördlichen Barbaren,
Dir den Flaschenkürbis, denn du bist mir
Meine Gnädige Dame Ma mit dem Goldenen Flaschenkürbis,
Dir die maronenbraunen Kastagnetten,
Denn du bist die Reigentanzende vom Schilfrohr-Ufer des Sees,
Dir die Flöte der hirtenhaften Liebe,
Denn du bist der Wind meines Schicksals
Und der Atem meiner Liebe, und ich bin dein Lied,
Und dir den Lotos, denn du bist rein
Und makellos inmitten des Schlamms der Welt,
Und dir den Bambus, mit dem du kränzen mögest deinen Poeten!
Siehe die Ameise, denn das Wort -meise reimt sich auf Tugend.
Und so weih ich dir die Tugend zur Liebe und Poesie
In Gestalt der fleißigen Ameise
Und rühme dich als die zierliche Königin der Ameisen.
Angler will ich sein am Fluß Majia-He,
Ein Angler wie Chiang Tse-Ya,
Dem Ratgeber des Himmelssohnes der Zhou,
Und mein Rat soll sein eine dreifache Tugend:
Vertrauende Liebe, hoffende Liebe, liebende Liebe.
Dir will ich einen Pavillon bauen auf dem Ao-Berge,
Der die Mitte der paradiesischen Insel der Seligen im Ostmeer ist.
Dir will ich ein Ao-Haupt sein,
Dir die Prüfung des Poeten bestehen mit Auszeichnung:
Dem Bambuszweig von dir.
Dir will ich reichen den Apfel der Schönheit,
Denn du bist schöner als Yang Guefe,
Die Lieblings-Konkubine des Kaisers der Tang,
Die doch von ihm einst Paradiesapfelmädchen genannt ward.
Du aber bist die Neue Lady Yang.
Du bist die orangene Aprikose,
Rein und nimmer buhlerisch rot,
Und deine Augen sind Aprikosenkerne.
Deine Augen sind Mandeln oder Meteore.
Du bist chung-jen: Der Mensch in meinen Augen.
Deine Augenbrauen sind fein, du feine Ma,
Und ich will sie nachmalen.
Sie sind so fein wie ein Falter oder eine Motte
Über den Flammen deiner Augen tanzend.
Deine traurigen Brauen sind wie ferne Berge.
Deine Augenwimpern sind gebogen
Wie der Bogen des papageiengeflügelten Kama,
Des Sohnes der Kamala.
Du bist schön wie eine Azalee, die Kuckucksblume.
Ich bin der Kuckuck von Szechuan,
Der die Nacht lang ruft, bis blutig seine Kehle.
Wer meinen Ruf am Morgen hört,
Der muß sich trennen von seiner Geliebten.
Im Bade reinigte ich mich, dir Lob zu singen.
Du bist die große Bärin, Pei Tou,
Und bist der Scheffel oder das kultische Gefäß
Auf dem Altar, darauf das Korn geopfert wird.
Deine Siebensterne sind eine Einwohnung himmlischer Liebe.
Den Baldachin des Segens will ich über dich halten,
Wie die Dienerinnen ihn der Königinmutter des Westens tragen.
Deinen roten Ball will ich singen,
Den du mir vom Balkon geworfen, ich fing ihn,
Da war es der rote Mond von Peking.
Darum bin ich dir auf immer verbunden.
Auf Bambus möge dein Name und auf Seide überliefert werden,
Weil die Liebenden aller Länder Chinas
Und aller barbarischen Reiche
Meine Liebeslieder lieben werden,
Die dich, geliebte Ma, feiern.
Mit dem Bambuspinsel mal ich deinen Namen
Auf das braune Bambuspapier.
Mit den Bambusblättern deiner Schönheit
Würz ich meinen dichterischen Wein,
Die Bambussprossen deiner Anmut sind mein tägliches Mahl.
Ach, ich lasse meine Bambusblätter traurig hängen,
Weil mein Herz, weil du ferne bist.
Ich will bescheiden und tugendhaft wie Bambus sein,
Um dir zu gefallen. Aber erscheinst du mir im Traum,
Dann reit ich kindlich-glücklich auf dem Bambuspferd
Und biege mich wie Bambus im Wind vor Lachen
Und platze wie ein Feuerwerk im Bambusrohr
Und schreibe mit tausend Flammenzungen
Deinen Namen ans Firmament.
O, im Himmel seh ich dich wandeln,
Im pflaumenfarbenen Mantel,
Mit bloßen jungen Bambussprossenfüßen:
Ich küsse deinen Fuß!
Du bist der Baum im Westen, der Maulbeerbaum,
In dem die Sonne abends ruht,
Und ich bin der Pawlowniabaum des Ostens,
Aus mir schwingt sich täglich die Sonne auf zu dir, o Ma!
O Fee im Garten von Majia-He, wie wachsen um dich
Ahorn, Bambus, Buchsbaum, Ölbaum, Kiefer, Persimone,
Pflaume, Weide, Wu-tung, Zimtbaum, Zypresse
Und der Maronenbaum mit seinen Blütenpavillons.
O Ma, du bist der heilige Berg O-mi,
Darauf der Erleuchtete erleuchtet wurde,
Und bist das Westgebirge Kunlun,
Da die Königinmutter des Westgebirges mit ihren Feen wandelt.
O Berg des Paradieses, sei Ma eine ewige Heimat,
Du mit deinen neun Etagen und Jadepalästen,
Hängenden Gärten mit Bronnen des strömenden Lebenswassers.
Die Stufen des Berges will ich ersteigen,
Da du mir auf dem Gipfel erscheinst
Und mir Regen aus den Augen treibst
Und mich hinaufführst in die perlmutternen Wolken
Zum strahlenden Jadeherrn!
Den zu lieben ist mein Bergschwur,
Dich zu lieben mein Meereseid.
Die Biene, die geflügelte Summerin, soll mir helfen,
Die Päonie der Päonien zu finden.
O ich sehe weiße Birnenblüten mit Tautropfen!
Schöner, o Ma, bist du!
Bei der blauen Lampe will ich den Weg der blauen Wolken wandeln.
Möge mir die Königin des Westgebirges
Einen blauen Vogel senden
Aus dem Reich des Dichtergottes mit dem blauen Gesicht,
Auf daß ich singe herrlich
Das Jadeangesicht der geliebten Ma in der Blauen Blume!
Mit Blumen bau ich dir ein Brautgemach
Unter den Wellen von Majia-He:
Lotosblätter sein Dach, Schwertlilien die Wände,
Die Orchis der Gipfel, Pfefferkraut duftend im Hof,
Zimtholz die Balken, das Tor von Magnolien,
Päonien am First, Lianen geschlungen zum Vorhang,
Basilikum bildet den Teppich, Felsenorchis auf den Matten,
Iris mischt sich mit Lotos.
Dort begegne ich Blumenfreund, der Pirol,
Dem gelben Blumenmädchen,
Nicht der Rauchblume aus dem Freudenhaus, nein,
Sondern der goldenen Primel meiner Liebe.
Unterm Bodhibaum der Erleuchtung
Will ich die Perlen des Rosenkranzes der Liebe beten.
Über die Brücke der Seelen wandle!
Stürze nicht in den Pfuhl aus Eiter!
Siehe, ich zünde Kerzen für dich.
An der Blauen Brücke beim Flusse Wei will ich dich treffen.
Dort ist um uns die Person der Blauen Brücke,
Welche vom Monde kam, die Liebenden zu segnen.
Siehe, ich harrte, wie Herr Wei dereinst,
Du kamest nicht, und ich ertrank. Ach der Trennung!
Mögen Elstern eine Brücke dem Hirten zur Weberin bauen!
O du Bronnen!
Deine Brüste sind Jadegipfel, da reifen Lotossamen.
Ich will ruhen wie ein duftender Busch in der Felsenschlucht.
Du bist das Buch,
Das mir die Königinmutter des Westens im Traum überreichte.
Sie sang mir die himmlische Harmonie vor, ich sang sie nach,
Es ist das Lied der Lieder von Ma.
Chang-O möge dich im mondenen Palast
Der weiten christallenen Klarheit empfangen!
In Pracht des Herbstmondes erblühst du mir
Wie eine Chrysantheme, vom Perlentau benetzt.
Deine Reinheit in mich aufzunehmen,
Setz ich mich einsam zum Wein.
Du erscheine mir im Traum
Mit Chrysanthemen im Haar,
So mußt du mich heimgeleiten.
Von der Jujube, die mir die Zähne so gilbte,
Sagen die Leute im Norden,
Wenn man von ihr träumt, dann stirbt man bald.
So wirst du mir einst erscheinen als Dame Ma mit der goldnen Jujube.
Dann, o Ma, wenn ich auffahr auf dem Gelben Kranich,
Meinen wilden schwarzen Schwan, dann werd ich dich sehen,
Dann wird der Donner sein das Lachen des Himmels!
In meinen Träumen bist du die Ehe-Fee,
Da sind wir ein blaues Eisvogelpaar,
Da sind wir ein purpurnes Mandarin-Entenpaar,
Da sind wir ein weißes Wildganspaar,
Da blühen wir verschlungen wie Lotos und Orchis.
Darum laß ich auch ein Ei,
Das die Überlebende der Sintflut gebar,
Über deine Brust dir in den Schoß rollen.
O du Einhorn mit dem Leib einer weißen Hindin
Und den Silberschuppen eines Silberfisches,
Du bist so leicht, du betrittst nicht einmal Gras,
Und nur Heiliges kündest du an.
O du Eine, du Einzige, dir verkünd ich:
Groß ist die Kraft des Schöpferischen, aller Wesen Anfang.
Diese schöpferische Kraft ist vollendet,
War vor Himmel und Erde da,
In stiller Einsamkeit. Wir wollen sie in dieser Nacht
Die Mutter der zehntausend Wesen nennen.
Der Name ist: das Wort. Der Name ist: Der Sinn. Der Name ist: der Weg.
Eisvogelschöne, dich sing ich in deiner malachitenen Zier,
Du Schöne mit Eisvogelbrauen.
Du bist die Freudenelster, weil du mir freudige Botschaft verkündest.
Siehe, ich habe immer noch den Elsterspiegel,
Dessen andere Hälfte dein ist.
Schau ich anderer Frauen Brunnen und Berge,
So fliegt die Elster aus dem Spiegel zu dir.
Denn du bist die Freudenelster im Kreis der Rabenweibchen.
Wir begehen den Kult der Religion der Mandarin-Enteneier,
Denn die Mutter der Barmherzigkeit erschien
Als Mutter mit dem jadenen Entenei.
Darin gedenken wir auch des Entenmutter-Königs,
Des Befreiers von Taiwan.
Wenn ich auch als Esel brülle an diesem oder jenem Brunnen,
Du wirst den Essig der Eifersucht nicht trinken.
Die Eule flog: Unheil! Da flog der Phönix: Heil!
O Fang-chan, du Insel im Ostmeer,
Da auf dir, du Weltmeerkontinent,
Die Liebe Ma dereinst gewandelt.
Wie der Magier des Kaisers zieh ich aus, in deiner Höhle
Das Kraut der Unsterblichkeit zu finden.
O Fee Ma! Du lebst auf der Insel der Seligen,
Du lebst auf der fernen Insel Chang-chou
In den purpurnen Palastanlagen
Mit vielen wahrhaft himmlischen Mädchen der Unsterblichkeit.
Du lebst im Feenpalast des Mondes,
Ich muß immer an dich denken,
Wie du mit wehendem Ärmel und Umhang aus weißer Seide tanztest.
Weil ich dich sah,
Darum sing ich das Lied vom Wolkengewand
Und Federkleid, das du sinken ließest,
Um bloß hinanzusteigen zum Paradies der lieblichen Liebe –
Und in meine Hände sank dein roter Mantel.
Du Fisch im Lotosblütenteich,
Jahre um Jahre mögest du im Überströmen wahrer Liebe leben!
Unsterbliche Fee, ich seh dich fliegen,
Mit aufgerichtetem Körper steigen zu den Wolken
Und dort ohne Flügelschlag fliegen,
Ich seh dich reiten auf dem Morgendunst,
Bis hinan zu den Stufen des Himmels,
Dort wirst du eine weiße Schwanin
Und schwimmst in blauen Wolkenmeeren.
O, wenn der Phönix tanzt,
Fliegt die Seele bis weit über den Himmel hinaus!
Die Jadeflöte seh ich dich spielen,
Die tibetanische Ti-Flöte.
Am Fluß der Flüsse seh ich dich wandeln,
Denn in zehntausend Jahren färbte sich Einmal rot
Der Fluß Majia-He und klärte sich darauf.
Frösche, seid still, ich dichte ein Lied für die Liebste!
Und die Frösche sind still.
Im Frühlingsgedankenspiegel seh ich dich,
Seh dich im Westzimmer tauchen aus dem Reinigungsbade.
Ich träumte so. Da erwachte ich vor keuscher Scham.
O Ma, bete für mich, daß die Füchsinnen fern bleiben.
Nachts erscheinen sie und saugen meine Lebenskraft mir aus.
Ich soll vergehen, damit sie das ewige Leben erlangen?
Die fünf Reinen –
Mond und Wasser und Kiefer und Bambus und Pflaume –
Sind nicht so rein wie du, o Ma, du Makellose!
O du meine Schneegans von himmlischen Bergen,
O du meine Mandarin-Ente von tiefsten Teichen,
O du meine Phönixmaid vom Lebensbaum des Himmlischen Gartens!
Und du, o wilde schwarze Schwanin,
Dich will ich speisen mit der schwarzen Tusche meines Blutes.
Dein Gelehrter bin ich, und da mir die blaue Lampe erlosch,
Sinn ich meinen Sang im Lichte des Glühwürmchens.
Wohlgeruch dein Schlafzimmer,
Wohlgeruch deine reine Seide und dein purpurner Mantel,
Wohlgeruch dein Haar, Wohlgeruch deine jadezarte Haut,
Wohlgeruch dein jadeschlanker Leib,
Wohlgeruch deine Blume am Brunnen,
Wohlgeruch deine geliebte Zunge,
Seltsam dein Duft, rein dein Duften, o Jungfrau.
Ich habe Mitleid mit dem traurigen Duft
Und träume vom süßen Duft.
Du bist die Gitarre aus Wu-tung-Holz, die ich spiele,
Oben rund und gewölbt wie der Himmel,
In den Saiten aber hab ich mich verschlungen.
Ich binde ein Glöckchen an den Fuß des Pirols und send ihn zu dir,
Die Glocke soll dir Freude läuten.
Goldfisch du im Tempelteich!
Granatapfelblüten oder Blüten von der Steinweide trägst du im Haar.
Als ich dich das erste Mal sah,
Warst du frisch wie Granatapfel und Pfirsich.
Das war in der Jahreszeit von Granatapfel und Schwertlilie.
Seither trag ich als Mandarin einen Granatapfelgürtel.
An dem Saum meines Gewandes hängen Granatäpfel und Glocken.
Du bist mir wie die unsterbliche Ho Hsien-Ku erschienen,
Die einmal Schuhe und Strümpfe auszog.
Aber ein Strumpf blieb hängen in einem Litschizweig.
Da nahm ich ihn mit. Er ist grün wie der Mantel des Dichtergottes.
Deine Haare sind Wolken, gekräuselt wie Wellen im südchinesischen Meer.
Ich will wie der Jadehase im Zimtbaum sitzen und Zimt zerstößeln,
Damit den Tee dir zu würzen, o Mondfee.
Ja, der Gott des Morgensternes sandte mir einen weißen Hasen,
Mich auf deine Fährte zu führen.
Der Alte des Mondes kam zu deiner und meiner Geburt
Und band uns an die Füße rote Fäden.
Darum sehn ich mich so nach dir. Und du?
O du mein Herz und meine Leber!
Anziehend wie die Hibiskusblüte bist du,
So sehn ich mich, seit ich dich als Wasserhibiskus sah.
Wunderschön ist dein Hibiskusgesicht!
O Himmel! O Himmel! O Himmel!
Durch das Höhlengemach wollt ich eintreten in eine schönere Welt.
Bitten will ich dich Königinmutter des Westens,
Die in einer Grotte lebt,
Um das Kraut der Unsterblichkeit.
Sie möge uns laden zum Festmahl hoch im Jadeturm.
Sie, zugleich ganz zartes Mädchen und ganz reife Matrone,
Brachte mir einen weißen Jadestein
Und einen Pfirsich des ewigen Lebens im Traum.
Ihr Palast jenseits des Frühlingsberges
Liegt im Garten des weiten Windes.
Ich träumte, ich sah dich mit einem Tigergürtel
Und einem Sonnenbaldachin stehen
Auf der Jaspisterrasse des Zauberpalastes.
Weiße Jade du, grüne Jade ich, roter Nephrit die Stadt im Himmel.
Deine weiße Jade soll mir als Plättchen auf die Zunge gelegt werden,
Wenn ich ins Grab gebettet werde,
Das Grab, das kühl ist wie deine jadekühle Haut,
Aber deine Jadegipfel sind warm. O du Jadefee!
Ich sah dich am Jadeteich der Königinmutter des Westens
Und will dich schauen im Jadepalast des himmlischen Jadekaisers!
Du bist mir die Pflaume, die im Winter blüht,
Meines Jugendliedes Pfingstrose,
Reiner weißer Lotos einst im Sommer der Sommer warest du mir,
Als Chrysanthemenblüte trink ich deine Reinheit
Mit dem warmen Wein im kalten Herbst,
Erwartend die Blüte der Pflaume im Schnee.
Du bist das Einhorn in den kaiserlichen Gärten.
O Bergteeblume Südchinas!
O goldblättrige Kastanie des östlichen Himalaya!
Treu will ich dich lieben wie eine Kiefer,
In der ein gelber Kranich sitzt,
Die Musik der Nadelbäume will ich dir singen
Und das Rauschen der Kiefern dir spielen.
Laß mich noch Einmal deine Kirschenlippen küssen!
Du bist der himmlische Kranich der Weisheit und Seligkeit,
Auf dem ich in den Himmel fliege!
Am 15. Tag des 8. Monats erscheint
Die Königinmutter des Westens mit einer Marone
Und leitet mich durch das Tor der Mondhalle in den Mondpalast,
Wo ich dich, du schöne Fee des Mondes, finden werde.
Da will ich küssen deine Melonensamen.
Ich will eintreten mit dir in das heilige Gebiet
Größter Freude und seligen Glückes.
Dort steht am Tor der alte Vater Peng-tsu
Im purpurfarbnen Kaisermantel
Mit einer Primel in der Hand,
Er führt uns zu den ewigen Bergen und der Pfirsichblütenquelle.
Am Tor zum Nephritpalast des Jadekaisers wacht
Der marmorne Löwe, der mit einer einzigen Perle spielt.
Wie Lotosblumen der Einheit werden wir gewandet sein,
Wie Eine Lotosblüte mit doppeltem Stengel........



LIEDER AN EVI

„Die Flut der Leidenschaft, sie stürmt vergebens
Ans unbezwungne feste Land.
Sie wirft poetische Perlen an den Strand,
Und das ist schon Gewinn des Lebens.




Ich liebe deine Demut,
Dein Hingegebensein
Und deine stille Wehmut
Und Schweigen wie ein Stein.

Wir wollen wie im Teiche
Die Lotusblumen ruhn
Und wolln als Gnadenreiche
Dienstbare Taten tun.

Wir wollen hingegeben
Nur noch in Minne sein
Und allem wahren Leben
Tief innig inne sein.

(O holde keusche Blüte,
Wie rein scheint mir dein Herz,
Und deine Huld und Güte
Verzückt mich himmelwärts.)




Geliebtes Mädchen! deiner Stimme Ton,
Wie Fröhlichkeit der Sonne und wie Lächeln,
Verwundet mich! Ich ruhte gern als Sohn
In deinem Arm, in deiner Locken Fächeln.

Ich würde gern von deinem Herz geliebt,
Wär gerne deiner Seele süßes Sehnen.
Entsagung ist so schwer. Ich bin betrübt
Und über meine Wangen kullern Tränen.



(Zu Raffaels Madonna auf dem Sessel)

Wie Maria auf diesem Bilde
Sei du sanfte, sei du milde,
Sei du freudig und sei du frisch
Und lad mich manchmal an deinen Tisch.

Wollen schweigen, wollen reden,
Päonien pflanzen und Reseden,
Wollen manchmal stille am See
Spazieren gehen nach dem Tee.

Alles Wilde und Wüste sei ferne,
Freund und Bruder wär ich dir gerne.
Ginge nach schön genossener Zeit
Zurück in meine Einsamkeit.




In manchen Nächten seh ich innen
Dein Bild, das Gleichnis einer Dame.
Ich möchte deine Seele minnen
Und senken Paradieses Same
In dich, die du in weißem Linnen
In stiller Sehnsucht ferne schaust -
Und dich nicht traust.

Du bist mir lieb, mit deinem Charme
Und deiner sanften süßen Trauer.
In meinen Träumen bist du warm
Und süßer Seligkeiten Schauer.
Ich nehm die Seele in den Arm
Und streich nicht mit der Hand dein Haar -
O Seele wunderbar.





(Der Bräutigam wirbt um die Seele.)

Ich rufe dich, ich habe dich berufen
Zur Freiheit! In das Reich der Freiheit komm!
Tritt auf der Himmelstreppe weiße Stufen!
Mein Herz, mein Herze immer für dich glomm,
Als dir im Auge eine Träne schwomm,
Mir in den Augen heiße Tränen schwammen.
Komm, meine Braut, wir sind ein Trost zusammen.

Umarmen will ich dich und herzlich minnen,
Mir glühen meine Sinne, ja mir glühen
Die Innereien, Eingeweide innen.
In meiner Menschheit Leib ist ein Bemühen
Dich an mein Herz, an meinen Mund zu ziehen
Und dich, wie reiner Tau der Morgenfrühen,
Mit Strömen meiner Gnade überschütten
Wie Regenstürze - du als Braut inmitten!

Ich will dir Feuer auf die Wangen malen
Von rotem Rebenwein als meinem Blut -
Ich will mich opfern! - Üble Sünder stahlen
Dir dein Gewand: o deines Schleiers Flut
Und deines Haars, darin die Spange ruht,
So hold betörendes Herniederfallen
Und deiner Locken lang Herniederwallen!

O laß mich weben mich in deine Haare
Und laß mich ruhen unter Apfelbäumen
Daß ich mich dir im Zelte offenbare.
Wir wollen lauter Seligkeiten träumen,
Du wirst an meine längste Wimper säumen
Und schauest mir (und Biene möge saugen)
In meine liebestrunknen, liebestrunknen Augen!

(Der Poet preist des Bräutigams Liebe und wirbt für Ihn um die Braut.)

Geliebte, lausch! Es spricht zu dir dein Herr,
Er ist der Ewige, ist Gott der Geist!
Entbrannt in Lieb und Minne ist er sehr,
Er liebt das Leben - weiß auch wie du heißt,
Der in der Feuersglut zusammenschweißt
Die Herzen, die da glühn in Feuersgluten -
Glückseligkeiten darfst du dort vermuten.

Geliebte, schau: Er ist Barmherzigkeit
Und schön! ja er ist wunderschön: ein Hirsch!
Er kommt in deinen Hain, du holde Maid,
Ganz kindlich durch die Gräser auf der Pirsch,
Begehrt er sehr nach deines Mundes Kirsch
Und will aus deinem Mund Ein Wort nur: Ja!
Er liebt dich sehr! Er ist der ICH BIN DA!

(Die Braut antwortet dem Bräutigam.)

Du bist die Liebe, ja, der Minne Glut,
Du bist der Schöpfung Uranfang, das Leben!
Ich badete in deiner Wasser Flut,
Du Frucht vom Baum des Lebens, mir gegeben.
Du warest wie des Falters feines Schweben...
Du warst ein Trank, ich habe dich getrunken -
Und bin im Schoße deiner Liebe tief versunken.

(Der Bräutigam gibt sich der Braut hin.)

In heiliger Erkenntnis deines Herzens
Will ich, du unbeschreiblich Holde, dir
Hingeben Linderungen allen Schmerzens
Und dich an eine Grotte von Porphyr
Der heiligen Erkenntnis führen, Zier
Du meines schöpferischen Schöpfungsaktes -
Da überkleid ich himmlisch all dein Nacktes.

Da poch ich an die Pforte deines Herzens
Und poch und poch und bitt um ein: Herein!
In der Vertraulichkeit des Minnescherzens
Will ewig ich in deinem Herzen sein,
Beim Hochzeitsmahl dir reichen roten Wein
Und - küren dich zur Himmelskönigin
An Meiner Seite, Jesus , der Ich bin!




Du so Nahe, du so Ferne,
Meiner Seele wehes Sehnen!
In dem Dunkel sehn die Sterne
Einsam hingeweinte Tränen.

Einsam schlafen, einsam wachen -
Wie soll Kummervoller bringen
Kummervolle Frau zum Lachen,
Kann er nur vom Kummer singen?




Mit Kummer ging ich in die Messe,
Ob ich den Trost des Balsams finde
Des Gottes, den ich nicht ermesse,
Die Liebe zu dem Gotteskinde.

Der Beter in der weichen Seele
Ist wie ein Weib, das fleht und bittet,
Daß nicht der Liebe Antwort fehle
Im Chore seelenvoll gesittet.

Die Antwort mir nicht ferne bliebe,
Die Gott der Ewige gegeben:
Ich bin die Liebe aller Liebe,
Ich bin das Leben aller Leben!

Das Leben! ruft der Sohn des Kefa,
Das Leben! ruft der Sohn des Levi:
Denn Leben, Leben, das heißt Eva,
Denn Leben, Leben, das heißt Evi !

In aller Freundschaft, aller Liebe
Ist Gott der Atem alles Lebens,
Daß Freundschaft sind und wahre Liebe
Vor Gott (dem Leben) nicht vergebens.




Um Mitternacht, um Mitternacht
Heilt nicht der Wein mir meinen Schmerz.
Mein wehes Leiden hält die Wacht
Und einsam, elend wacht mein Herz.

Gegeben ist mir keine Lust,
Die etwa alles Feuer stillt.
Es brennt und lodert in der Brust
Nach jenem allerschönsten Bild...

Gedanken schweigen nicht, Gefühl
Schmerzt in mir voller Bitterkeit.
Das Schicksal höhnisch spielt sein Spiel
Und treibt mich tiefer in das Leid.

Kein Lied heilt mein Gemüt, kein Buch.
An Selbstmord, Selbstmord denk ich oft.
Ich stehe unter einem Fluch,
Daß nur den Tod die Seele hofft.

Verzeih, o Liebe, wenn ich klag,
Das Leiden mir im Herzen wacht.
Ich frag, wann kommt des Todes Tag -
Um Mitternacht, um Mitternacht.




Mein Leben und mein Trost bist du,
Bist meine Stärke, meine Kraft,
Der letzte Atem vor der Ruh
Und Ausgang aller Leidenschaft.

In dir ist schön der tiefe Traum,
In dir erwach ich frohgemut.
Du lebst in meinem Innenraum,
Du fließest hin in meinem Blut.

Wie nenn ich dich? O Liebe du!
In dir mein Wesen Hoffnung schöpft
Und findet Glauben an die Ruh
Der Seel’, wenn auch die Träne tröpft.




Geschaffen bin ich für den Dienst der Frauen.
Ich huldige der Königin der Minne
Mit Visionen und der Schau der Sinne
Und werde einen Liebestempel bauen.

Mir wird die Liebe nicht zuteil. Mir tauen
Die Tränen, denn ich bin der Schmerzen inne.
O Herr! das Sterben wird mir zum Gewinne
Und Leben heißt mir Nächte voller Grauen.

Ich pilgre auf der Minne Abenteuer
Und das Martyrium ist mir gegeben.
Ich singe Licht - umnachtet ist mein Sinn.

Ah! die Geliebte ist ein Ungeheuer,
Die Freundin Feindin, die die all mein Leben,
Ist meines Lebens kalte Mörderin.




Du gehst, mir kullern Tränen.
Ach, wärst du immer da!
Du meiner Seele Sehnen,
Ob fern du oder nah.

Nun wieder Nacht und einsam,
Du lächelst mir nicht zu.
Ach lebten wir gemeinsam!
O du, o immer du!




Ich bin zerbrechlich, denn ich bin der Spiegel,
In dem sich deiner Schönheit Glanz ereignet.
Ich bin dein Lebensbuch mit rotem Siegel,
In welchem deine Tugenden verzeichnet,
Bin deines Liebens Dokument, das Buch,
Bin deiner Seele Edelstein die Dose,
Bin deiner Anmut süßer Wohlgeruch,
Den ausströmt deines Herzens rote Rose.
Du bist an meinem Himmel meine Sonne,
Ich reflektiere dich als milder Mond.
Dein Nahsein spiegel ich in meiner Wonne,
Dein fernes Bild in meinen Schmerzen wohnt.




Ich hab von dir geträumt, ich sah dein Bild,
Das Bild der allerschönsten Frau der Erde,
Das Angesicht so seelenvoll und mild,
Den Körper mit der weiblichsten Gebärde.

Vom Traume trunken war ich aufgewacht,
Verliebt in dich mit seeleneigner Liebe;
Dein schönes Bild aus meines Traumes Nacht
Erregte alle meine Lebenstriebe.

So wirkt die Seele sich im Leibe aus,
Weil dein Gemüt ich sah in deinem Leibe;
So schön bewohnt dein Herz des Leibes Haus,
Dein Herz umhüllt sich mit dem Leib vom Weibe.

Wie Judith, welche Israel befreit,
Bist du geschmückt mit Ringen und mit Spangen
Und Silberkettchen und mit Seidenkleid,
Der Busen tausendfältig reizumhangen.

Bemalt der Mund als Rose von Rubin,
Um deine Augen Schminke allenthalben,
So lieblich alle deine Glieder blühn
Und Hals und Schulter duften nach den Salben.

Doch kommt der Tag, da dir zerfällt zu Staub
Die Haut, das Fleisch und Mark und Bein der Glieder.
Sei nicht dem ernsten Wort vom Tode taub.
Des Leibes Schönheit sinkt zur Erde nieder.

Doch deine Seele wird unsterblich stehn
Vor ihrem Schöpfer, der sie schön geschaffen!
Gott wird gewiß auf dein Gewissen sehn
(Ausflüchte strecken alle da die Waffen).

In diesem Leben hast du Gott gesucht,
Er war dein Gott: die Liebe und die Wahrheit,
Die Güte; Christus hast du nicht geflucht;-
Schau voller Hoffnung auf den Tag der Klarheit!

Sei dir gewiß, ich liebe sehr dein Herz,
Und leben möchte ich mit dir in Eden.
Um unser beider Heil will ich in Schmerz
Und Freude vor dem Leibe Christi beten.

Vernimm, daß ich in Lourdes den Kreuzweg ging
Und betete allein für deine Seele.
Für dich der Christus an dem Kreuze hing
Und sühnte alle deiner Seele Fehle.

So mög er, läßt er einst dich auferstehn,
Der Seele geben engelreine Glieder,
Daß wir zusammen in den Garten wehn
Und singen Jesus ewige Freudenlieder!

Denn Paradies ist mir nicht Paradies,
Wenn ich da ohne die Geliebte bliebe,
Und ohne Evi Eden ist nicht süß.
Denn Himmel ist Vollendung aller Liebe.




Komm, Evi, tritt in deines Herzens Kreise
Und steige Kreis um Kreise tiefer ab
Und mach im Innern eine Seelenreise
Und fürchte, Holde, dich nicht vor dem Grab,

Denn Leben wohnt in dir, ein Seelenfunken,
Ein goldner Keim, ein eingelegter Same.
Dein Herz ist eine Höhle, tief versunken
Wohnt abgrundtief dein Ich, der Seele Name.

So trete durch die rosenrote Pforte
In deines Herzens vordere Gefilde,
Da wimmelt Welt und Volk an jenem Orte
Und wilde Ängste da und Trauer milde.

Laß dich zerstreuen nicht von deinen Sorgen,
Denn tiefe Ruhe ist für dich bereitet.
Die Freundinnen und Freunde sind geborgen
Im zweiten Kreis, der sich so lieblich weitet.

Du freust dich, durch das nächste Tor zu treten,
Da hängst du wie ein Kind an Mutterbrust,
Trostreiche Milch ward von dem Kind erbeten
Und mit dem Trost gespendet wird die Lust.

Noch größer aber wird der Seele Wonne,
Siehst den du, den dein Herzensblut genährt,
In dir gezeugt, in deines Blutes Bronne,
Den dein Gemüt als Allerliebstes ehrt.

Doch mußt du tiefer noch hinab, die Kammer
Eröffnet sich mit Einsamkeit und Nacht,
Du bist ein Waisenkind im Kosmos, Jammer
Und Traurigkeit erweisen ihre Macht.

Da tut sich mitten in der Dunkelheit
In deines Herzens abgrundtiefen Grund
Ein Pförtlein auf, rot wie der Herzensmund,
Und plötzlich steht die Türe offen weit.

Da hängen vor dem Eingang schöne Schleier
Und Schweigen ist und Stille ist im Raum.
Und eine Stimmung spricht als wie ein Traum:
Bereitet, Evi, ist die Hochzeitsfeier!

Im allerinnerlichsten Brautgemach
Erwartet dich der ewgen Liebe Leben,
Will sich hingeben, sich mit dir verweben,
Unruhe stillen dir und Ungemach.

Bereitet liegt der Liebe Ruhekissen,
Die Gottheit allen Lebens hats gerichtet,
Der Liebe Feueratem hats belichtet,
Der Sohn des Menschen, Jesus will dich küssen.

Im gottgegebnen Keim ist lauter Reinheit
Und diese Reinheit wird dir aus Erwählung.
„Ich, Gott, ich bin bereit zu der Vermählung,
Aufnehmen will ich dich in meine Einheit.“

Geh in dein Herz, dort findest du die Ruh;
Des Herzens Inneres nur Ruhe findet,
Wenn es an Gottes Ewigkeit sich bindet.
Sei nur getrost: Sehr tief geliebt bist du!




Ich liebe dich, du meine Meistgeliebte, Evi!
Ich liebe dich, singt dein Poet dich an als Devi!
Ich liebe dich in jedem Augenblick der Sünde!
Ich liebe dich in jedem Blick von einem Kinde!
Ich liebe dich in deinem vielgeliebten Sohn!
Ich liebe dich in dem Orange vom Gartenmohn!
Ich liebe dich im Dufte jeder schönen Blume!
Ich liebe dich in deines Dichters späterm Ruhme!
Ich liebe dich in tiefer Glut der roten Rose!
Ich liebe dich in jedem Wohlgefühl im Schoße!
Ich liebe dich im guten Sterne der Geburt!
Ich liebe dich in Dichters Traum von dir in Lourdes!
Ich liebe dich im lieblichen Madonnenbild!
Ich liebe dich im Tanz der Salome so wild!
Ich liebe dich in jedem Trost auf deine Tränen!
Ich liebe dich in jedem Tropfen Blut der Venen!
Ich liebe dich in allen deinen Seelenschmerzen!
Ich liebe dich und wohne innen dir im Herzen!
Ich liebe dich im balsamgleichen Mondenschein!
Ich liebe dich in jedem gluterfüllten Wein!
Ich liebe dich in jedem goldnen Strahl der Sonne!
Ich liebe dich in jeglichem Gefühl der Wonne!
Ich liebe dich in jeder guten Freundin Winken!
Ich liebe dich in jedes fernen Sternes Blinken!
Ich liebe dich in jeder Ehre, dir gespendet!
Ich lieb dich in der Stunde, da dein Dasein endet!
Ich liebe dich und wehre mächtig allem Fluche!
Ich liebe dich und ehre deine Gottessuche!
Ich liebe dich in jedem deiner sieben Sinne!
Ich liebe dich in jedem Lobgesang der Minne!
Ich liebe dich im Abendrot und Morgenrot!
Ich liebe dich in jedem Krümel, jedem Brot!
Ich liebe dich in schöner Liebeslieder Dudeln!
Ich liebe dich in jeder Mahlzeit gelber Nudeln!
Ich liebe dich in jeglicher Idee im Kopfe!
Ich liebe dich in jedem frischen Wassertropfe!
Ich liebe dich in einer Perle dir im Nabel!
Ich liebe dich in jedem Blatt auf deiner Gabel!
Ich liebe dich in jeder deines Haares Spitzen!
Ich liebe dich im Liegen, Stehen oder Sitzen!
Ich liebe dich im schwarzen und im grünen Tee!
Ich liebe dich in jedem Bad im blauen See!
Ich liebe dich in deinem Milch-und-Honig-Schaumbad!
Ich liebe dich in Architektur von einem Traumstaat!
Ich liebe dich in Strahlen und in Kraft der Erde!
Ich liebe dich in melancholischer Gebärde!
Ich liebe dich in deines Sohnes liebem Scherzen!
Ich liebe dich in der Romantik roter Kerzen!
Ich liebe dich in deines Sohnes liebem Kosen!
Ich liebe dich in Minze, Thymian und Rosen!
Ich liebe dich in süßer Sündennacht des Luders!
Ich liebe dich in aller Treue deines Bruders!
Ich liebe dich in aller Hoheit deiner Seele!
Ich liebe dich in Schmuck und jeglichem Juwele!
Ich liebe dich in jedem schönen Liebestraum!
Ich liebe dich in Früchten an dem Pflaumenbaum!
Ich liebe dich in jedem Tanze voller Takt!
Ich liebe dich in jedem tiefgenossnen Akt!
Ich liebe dich im süßen Saft der roten Kirsche!
Ich liebe dich in jeglicher geweihter Kirche!
Ich liebe dich in jedem Bitte, jedem Danke!
Ich liebe in Tiburzy dich und sehr in Schwanke!...
Ich liebe dich in jeder Liebe, die dich traf!
Ich liebe dich in allem Wachen, allem Schlaf!
Ich liebe dich in Kräutern, süßen oder herben!
Ich liebe immer dich in Leben und in Sterben!
Ich liebe dich in jeder süßen Schokolade!
Ich liebe dich, den Schoß dir kosend in dem Bade!
Ich liebe dich in jedem heimlichen Genuß!
Ich liebe dich in Handkuß und in Zungenkuß!
Ich liebe dich, ist alles meiner Liebe Zeichen!
Ich liebe dich so über alles ohnegleichen!
Ich liebe dich in Liebesstunden einer Mainacht!
Ich liebe endlos dich - ich lieb dich diese Weihnacht!




Den Reiswein-Becher hast du ausgewischt,
Papiernes Lampion vom Staub befreit,
Du hast mir Tee und Litschi aufgetischt,
Der Reinlichkeit mein kleines Haus geweiht.

Die Zwillingsgötter gaben dir den Besen,
Des Mondes Hase einen Stößel dir,
Die Flut des Gelben Stroms ist hier gewesen,
Du säubertest die Dichterhütte mir.

Und während du das Haus gereinigt hast
(Und auch das Bett des Dichters glattgestrichen)
Ist alles, was der Knecht der Schönheit haßt,
Vor deiner großen Schönheit fortgewichen!

Sind deine Augen ja wie Meteore,
Jujubendattel ist dein weicher Mund!
Ein Mondstein-Schmuckstück baumelt dir am Ohre,
Am Ohre dir der Mond so silberrund!

O Magd, die du als Dienerin genaht,
Bist meiner Sängerseele Königin,
Bist Kaiserin in meines Herzens Staat,
Zu deinen Füßen werfe ich mich hin!

Was du von meiner Poesie geehrt,
Vernehmen solls das ganze Reich der Mitte!
Auch deine zwiegeteilte Pflaume lehrt
Den Dichter, Glück zu singen süßer Sitte...

Himmlischem Garten bist du wohl erblüht
Als Pfirsichblüte, wie die Seide fein,
Des Jaspiskaisers Jaspis dein Gemüt,
Dein Leib wie transparente Jade rein!

Wie Zimt des Mondenbaumes dein Arom!
O Zaubervogelin, dein Zauber hat
Betört am Ende von dem Sternenstrom
Das Phönixmännchen aus der Phönixstadt!




DAS MINNEFEST

Der weise Magier Klingsor spricht:

Ich preis das Siebente Mysterium,
Ich preis es als der Gottesliebe Gabe!
Wir wollen heute in Elysium
Die Minne feiern als die Anteilhabe
An dem Geheimnis. Seele ehre Seele!
Die Liebe mit der Schöpfung sich vermähle!

Der Minne Lob! Der Minnende verehre
Blutender Liebe seiner Minne Dame.
Mit dichterischen Schöpfungen vermehre
Die Minne Gottes Reich. Der goldne Same
Des Wortes will im Schoß der Schönheit zeugen.
Gott ist das Wort, die Göttin holdes Schweigen.

Im Siebenten Mysterium der Minne
Gibt sich der Dichter hin der hohen Frau.
Geheiligt werden alle sieben Sinne
Von heiliger Erwählung Gnadentau.
Die ewige Liebe die Natur verstärke.
Menschliche Minne zeuge Minnewerke.

Den Salomonischen Gesang der Minne,
Da seiner Taube huldigte der Weise
Und schmückte sie mit allem Glanz der Sinne,
Ich als den Inbegriff der Minne preise,
Als Widerschein in eines Dichters Brust,
Bespiegelnd unsres Schöpfers Schöpferlust!

Der Ewige mit Leiden und mit Blut
Hat Eva aus dem Wasserbad gehoben.
In Nacht und Mondschein salbte schön sich Ruth,
Frau Sulamith wir als die Schönste loben,
Tobias’ Sarah ward, die schöne Maid,
Durch Minne in der Mitternacht befreit.

Sankt Josef schaute die Madonna an,
Der allerreinsten Schönheit Ideal.
Jungfräulich wie ein Dichter war der Mann,
Der Braut des Geistes ehrender Gemahl.
Die Menschheit liebt der Herr als Bräutigam,
Die Nymphe ruft zur Hochzeit sich das Lamm. - -

Wir bitten Heinrich nun von Ofterdingen
Und bitten Walther von der Vogelweide,
Daß sie als Zeugen wahrer Minne singen
Das Lob der Dame und des Dichters. Beide
Verbinden heute auf Parnassus Hügel
Sich mit der Minne festem Freundschaftssiegel.

Walter:

Paris liebte Helena
Und Herodes Salome.-
Magd Maria Magdala
Schön wie Rose und wie Schnee
Liebte Herre Jesu Christ,
Der der größte Minner ist.

Heinrich:

In der Minne Heiligtume
Blüht betaut die Blaue Blume.
Ich nun minne die Mathilde
Als der Jungfrau-Mutter Bilde.
Rings umkränzt von Sternenlichtern
Scheinen Damen ihren Dichtern.

Walter:

Meiner Seele Not
Sehnt sich voller Pein
Nach der Rose rot,
Blauem Blümelein.
Will wie Trinker nippen
Von des Bechers Rund,
Küssen rosige Lippen,
Meiner Herrin Mund!

Heinrich:

Will im süßen Maien
Wie die Nachtigall
Rote Rose freien,
Sing’n mit süßem Schall.

In des Winters Schneee
Wimpern schön ich schau:
Ist Sankt-Josefs-Ehe
Mit der Lieben Frau!

Walter:

Muß mit bitterherben
Herzenswehen Peinen
Um die Minne sterben,
Blut und Wasser weinen.

Schlug Sie an die Linde
Meinen Leib, den warmen,
Ich Sie doch verbinde
Meinen Harfnerarmen!

Heinrich:

Mich durchbohrt der Rose Stachel,
Liebste mit den süßen Mienen.
Will wie Jakob einst um Rachel
Sieben Minnejahre dienen.

Herrin, sei dem Dichter gnädig,
Schenk ihm deine Edelminne.
Bin ich ja ein Dichterkönig,
Bist du Minneköniginne!

Eine Göttin unbeschreiblich
Du erwählt von ewiger Minne!
Herz des Himmels, hold und weiblich,
Aller Huld und Gnaden inne!

Heinrich und Walter:

Minnesänger wollen ziehen
Im Mysterium der Rose
Mit der Lieben Frau Marien
In der ewigen Minne Schoße.

Reinmar der Alte tritt vor den Minnesänger und seine Dame:

Im Gesetz der Minne darf
Ich den Minnesänger fragen:
Peter Elbez mit der Harf,
Willst du treu und traurig klagen?
Willst du deine Herrin immer
Als die schönste Göttin ehren?
Kleiden sie mit Sonnenschimmer,
Sternbild über deinen Meeren?

Peter Elbez:

Minnemacht an mir geschah,
Sag zu meiner Dame Ja.

Reinmar der Alte:

Peter Elbez’ Minnedame,
Evelin von Krusenbusch
Ist der holden Herrin Name
(Dichter deinen Namen tusch
Kalligraphisch auf die Seide):
Möchtest du dich ehren lassen
Als des Maien milde Maide,
Deinen Dichter nimmer hassen?

Evelin von Krusenbusch:

Antlitz wahrer Freundschaft sah
Ich an ihm, drum sag ich Ja.

Reinmar der Alte:

Diotima einst bezeugte:
Minnesänger wollen zeugen.
Bist bereit du, Holdgeneigte
Du in deinem schönen Schweigen,
In dem Schoße deines Herzens
Liederkinder zu empfangen,
Die gestimmt von Minneschmerzen
Sängers Harfensaiten sangen?

Evelin von Krusenbusch:

Ja. Ich werde stets entschuldigen
Dichters hochgestimmtes Huldigen.

Reinmar der Alte:

Peter Elbez, Minnesänger,
Von der Musenquelle saufe,
Führe wie der Rattenfänger
Liederkinder zu der Taufe
Wohl nach dem Gebot des Levi,
Welches Mose dir verliehn.
Nennst du deine Kinder Evi,
Deine Lieder Evelin?

Peter Elbez:

Ja, denn heilig ist der Name
Der geliebten Herzensdame!

Der Magier Klingsor vollzieht die Minneweihe:

Evelin und Peter, lauschet,
Freundschaftsrosenkränze tauschet!

Evelin, dein Dichter liebet
Dich im Rosenkranz aus Tibet.

Du, Poet, von Ihr besitze
Feines Tuches Seidenspitze...

Minne! Aber keine Ringe!
Um die Gunst der Dame singe,
Sie in weißer Seide Glanz,
Um den Arm den Rosenkranz,
Gürtel umgeschlungen blau,
Lieblich lässig, leicht und lose,
Vor dem Fuß die goldne Rose.

Alle:

Lob sei Unsrer Lieben Frau!




Wir verbannte Kinder Evas stehen
Rings hier um der Taufe Wasserbecken,
Wollen Gottes Liebe wirken sehen,
Evi reingewaschen von den Flecken.

Möge nichts sie von der Liebe trennen,
Welche Gott der Schöpfer offenbarte!
Möge sie in lauter Liebe brennen,
Die sich fünfzehn Jahr zur Taufe sparte!

Über diesem heiligen Wasserbade
Möge Gott der Geist die Liebe hauchen,
Sie versenken in die ewige Gnade,
Um vollkommner Reinheit aufzutauchen.

Von des Geistes Salbe übertaut
Und umschleiert von des Vaters Gnade,
Taucht des Sohnes minnigliche Braut
Als die Reinste aus dem Hochzeitsbade!

Führe sie zu deinem Hochzeitsmahl,
Spende Speise ihr und heiligen Wein,
Führ sie aus des Hochzeitsfestes Saal
In das Brautgemach der Liebe ein!



Dich sehen ist wie eine Messe,
Da ich die Schönheit Gottes esse.
Du bist ein Sakrament für mich
Der Liebe. Darum lieb ich dich.
Ein Dank und Lob will ich dir singen,
Gesegnete, und dich verschlingen!
Und trittst du in mein Innres ein,
Wird mir durch dich mein Blut zu Wein.
Mit musenpriesterlichen Händen
Will ich dir meine Liebe spenden,
Wein meiner Liebe will ich schenken,
Dir Liebe, nimmer auszudenken.
Auf Gottes schöne Stimme lausch
In dem Verkehr und Liebestausch...
.........................................................



Selig bin ich, weil ich weine,
Selig, denn mir strömen Tränen,
Selig wegen meinem Peine,
Selig wegen all dem Sehnen,

Selig bin ich, weil ich schmachte,
Selig, weil ich mich verzehre,
Weil ich in der Mitternachte
Nach des Lichtes Trost begehre,

Selig! ich muß immer dürsten,
Selig! ich muß immer darben!
Selig, die da schaun den Fürsten,
Weil sie - dreimal selig! - starben!




Ich will dich meine liebe Freundin nennen,
Im Geiste sind wir Freunde und vertraulich.
Ich möchte tiefer dein Gemüt erkennen,
Eins sein mit dir im Stillesein beschaulich.

Was ist denn Tiefsinn und Versunkenheit?
Wir nennen es: Betrachtendes Gebet,
Ein Lauschen in intimer Innigkeit
Auf jenen heiligen Geist, der liebreich weht...

Ich will ja nicht um eine Gattin werben,
Lobpreisen will ich nur das Himmelreich.
Zerfall der Freundschaft Becher nicht in Scherben,
Er ist dem Kelch des Abendmahles gleich!

Verehrte Freundin, schau, ich bin ein Ritter
Der Gottesmutter und ihr Minnedichter.
In meiner Liebe lieblichem Gezitter
Besing ich Sie, auf Ehe ein Verzichter.

So gerne säng ich das Marienleben;
Du mußt mir zeigen, Freundin, wie sie lebte,
Ich schaute ihre Gnade um dich schweben,
Als sich dein Sohn in deine Haare webte.

Mitschöpferin du meiner Poesie,
Gewähr mir nur, die Lieder zu empfangen,
Sonst weiß ich nicht zu singen Sie, die sie
Mir aufscheint in der Schönheit deiner Wangen.

Und nenn ich dich, geschätzte Freundin: Braut,
Und sprech von Hochzeitlicher Poesie -
Ich hab dies im Mysterium erschaut:
Gott ist die Liebe in der Sympathie!

Und preis ich dich, dann als Marien Bild
Und muß dazu in deiner Seele zeugen.
Sei du nur treue Freundin, schön und mild - -
- Und Hochzeit feiern Poesie und Schweigen...



Ich hab zu meiner Flöte süß und wahr
Die tiefsten Lieder dir geflötet schön,
Die meine feuchte Traurigkeit gebar,
Du aber, du erhörtest nicht mein Flehn.

Ich dichtete dir Verse unter Tränen,
Pries deine Anmut und dein schönes Wesen,
Gestimmt von Schmachten und von heißem Sehnen -
Du bliebest kühl, als du mein Lied gelesen.

Und deine Hand, die oft im Haare raufte,
Warf fort mein Lied - es ist im Teich zergangen.
Und einen Lapislazuli ich kaufte
So schön wie blauen Abendhimmels Prangen,

Ich brachte dir den Lapislazuli
Als Zeichen: Frau, ich bin vor Liebe krank!
Du zeigtest nur die Zähne, zeigtest sie,
Und gabest deine Liebe nicht zum Dank!...




Sie:
Du, hebe mich auf keinen Sockel,
Ich bin kein Marmorideal,
Bin keine Henne für den Gockel
Und auch kein Engel blaß und fahl.

Er:
Wenn du ankündigst mir dein Kommen,
Scheint mir, daß der Messias naht!
Ich bin durch dich so glückbenommen,
Als lebte ich im Gottesstaat!

Sie:
Du sing mir immer, immer wieder
Und singe von der Liebe nur.
Vermissen würd ich deine Lieder,
Will auch gehn auf der Liebe Spur.

Er:
Geb ich mein Lied der Welt zu lesen
Zu reinem geistigen Genuß,
Wünscht sich mein ganzes Dichterwesen
Von meiner Muse einen Kuß. - - -

Sie:
Ich bin so schwach und müd im Denken,
Und oft vergeß ich, was ich las.
Ich wollt dir schöne Verse schenken,
Doch wie sie hießen? Ich vergaß!

Er:
Verhaßt sind mir die Rationalen
Und des Verstandes Kampfgefecht.
Die Liebe mißt sich nicht nach Zahlen!
Das Herz, das Herz allein ist echt!

Sie:
Ach, Spiegel, schau nur meine Arme,
Ach, Spiegel, meine Hüfte schau.
Was sagst du, Spiegel? Gott erbarme,
Nicht aphrodisisch ist mein Bau.

Er:
Würd einer deine Schönheit lästern,
Er wäre mir zutiefst verhaßt,
Du Schönste aller schönen Schwestern,
Bist schön wie Sankt Maria fast.

Sie:
Bin keine Heilige, kein Engel,
Ich komm mir oft so niedrig vor.
Noch schöner ist ein Lilienstengel,
Der blüht bei meinem Rosentor.

Er:
Wir leiden alle an den Lastern,
Doch Gott erschuf uns alle gut!
Im Herbst du schöner als die Astern,
Im Maien als der Rose Glut!

Amor:
In Dichters Herz den Pfeil ich lenke,
Daß er die schöne Muse liebt.
Einander seien sie Geschenke!
Daß sie ihn duldet, ihm vergibt!

Er trage still die Sehnsuchtsschmerzen,
Er werf ihr keine Kußhand zu.
Sie lebe tief in seinem Herzen,
Sie sag ihm immer freundlich: Du...........




Ach traurig bin ich und ich weine,
Ich weiß daß Liebe sterben kann.
Ich geh durchs Leben ganz alleine
Und kenne Menschen dann und wann.
Ach möchte eine Freundin bleiben!
Ich sehn mich, Liebe festzuschreiben!

Muß sich die Liebe immer wandeln
Und immer nach dem Neuen sehn?
Ach müssen wir so flatterhaft handeln
Und nie in Treu und Dauer stehn?
Ich wünsche dauernde Gefährten,
Mit treuer Freundin alt zu werden!

Muß Liebe mit der Zeit veralten?
Wie wär es, wenn die Liebe bleibt?
Hat die Geliebte dann auch Falten,
Die S e e l e der Poet beschreibt.
Das Herz voll treuer Liebe Tugend
Hat eine immerwährende Jugend.

Geliebte, stirb mir nicht! ich leide,
Denk ich an unsrer Liebe Tod!
Laß treue Freunde sein uns beide
Und immer blühen rosenrot.
Ich liebe deine grauen Haare,
Ich will dich lieben bis zur Bahre.-




Alle liebenden Poeten
Waren allesamt Propheten,
Haben alle prophezeit
Evelin, die schönste Maid!




Ich lese in der Heiligen Schrift:

Der „Ewige“, das ist Gottes Name,
Das „Evangelium“ auch mich trifft,
Ich lese vom Priesterstamme „Levi“,
Von „Eva“ und „Efa“, von „Hevi“ und „Mefi“ -

Und alles preist meines Herzens Dame!




Ich sehne sehr mich nach dem Paradies,
Die Lebensfrucht vom Lebensbaum mir fehlt.
Wie aber wär mir eine Mango süß,
Wenn nicht die liebe Evi sie mir schält?




Ja, „die ich lieb, mir der will ich auch gehn“,
Und weinen werd ich, wenn sie mich nicht liebt.
Ahnst du, wie ich mich in der Seele sehn’,
Wie tief ich oft betrübt?

Mir glüht die Sehnsucht bis hinab ins Blut
Und Nerv und Fleisch und Muskel schreit nach dir,
Du Meerstern meiner Leidenschaftenflut,
Mein Ein und Alles mir!

Ahnst du, wie sehr ich deine Liebe brauch?
Weil ohne deine Liebe ich nicht leb?
Dein Name ist mein tiefster Seufzerhauch,
Ich zittere und beb!

Du aller Universen schönste Frau!
Scheinst eine Himmlische, so lieb ich dich!
Komm, spiegel dich in meiner Tränen Tau,
Der ich in Seufzern schlich.

Du meines Paradieses schönste Frucht,
Du blaue Blume und du Lebensbaum!
Drei Jahre hab ich nichts als dich gesucht - - -
Ich liebe dich im Traum!...




Wenn mich nicht alles narrt,
Wird man mich später lesen.
Dann ist mit mir gepaart
Dein schönes Anmutwesen.

Mein Lorbeerkranz, so komm er,
Bin ich in Himmelswonne.
In meines Lebens Sommer
Bist du des Südens Sonne.

Man wird mit Namen nennen
Die Muse mit dem Dichter.
Dein Ruhm ist mein Verbrennen
Als dürstender Verzichter.

Doch höher sei mein Traum,
Dem Traum der Seher gleich -
O du mein Sternenraum,
O du mein Himmelreich -

Wenn Todesstunde weint
Und Seele will sich schwingen:
Sei mir in Gott vereint,
Zusammen Lob zu singen!

Glück himmlischen Vereins
In hohen Himmels Hallen!
Wir Zwei in Christus Eins
Im Garten Eden wallen!




Ich möcht in deinen Armen sterben,
Von dir den Scheidekuß erwerben,
An deiner Grazie mich weiden
Und selig von der Erde scheiden!




Ich hab dir alle meine Liebe gegeben,
Ausgegeben meines Herzens Gold,
Dir gewidmet mein Sehnen, mein Streben,
Doch du hast meine Liebe nicht gewollt.

Die himmlischen nicht und nicht die irdischen Lieder,
Sie haben keine Gefühle in dir erregt.
Nun sink ich traurig auf mein Kissen nieder,
Mein Herz in Schmerzen und Traurigkeit schlägt.

Auch ich bedarf der Liebe - der guten Worte -
Auch ich bin arm und möcht mich gern bereichern.
Ich kröche auf Knien zu deiner Rosenpforte
Und wäre der Weg auch versperrt von Dornensträuchern,

Doch du würdst mich bluten lassen am Wegesrand.
Du gingest vorüber, läg ich halbtot in Not,
Verbändest die Wunde mir nicht mit barmherziger Hand.
(Und weintest du, wäre ich tot?)

Meine Kraft ist zuende, ich kann nicht mehr lieben!
Ihr Menschen, ihr habt mich alle im Stich gelassen.
Wie soll ich leben, kann ich dich nicht lieben?
- Ich werde nie mein Glück am Zipfel fassen.




Geliebte Freundin, laß uns wieder inne
Der zarten Freundschaft werden, sei mir gut.
Du Traum von Schönheit jedem meiner Sinne,
Wirf deiner Anmut Flamme in mein Blut,
Gebäre im Mysterium der Minne
Gesänge voll geheimer Liebesglut!
Laß streichen dich mit meiner Seele Flügel
Und sei du meiner Seele schöner Spiegel!

Mein Gegenüber sei, das ich ergründe,
Daß ich erschau in dir der Schönheit Grund.
(Distanz und Kälte sei uns eine Sünde.)
Vertraut sei unsrer Freundschaft treuer Bund!
Gewähr, daß mein Gemüt in deines münde
Und trag ein leises Lächeln um den Mund.-
Empfang mein Lied in deines Herzens Schoße,
Du meines Herzens rosenrote Rose!




Die blauen Augen meiner Liebsten scheinen
Mir Abenddämmerung mit Abendsternen.
Und wenn sie über ihrem Kinde weinen,
Will ich von ihnen schöne Liebe lernen.
Und manchmal gleichen sie auch Mandelkernen
In asiatisch schmalgebauten Schlitzen.
Und manchmal wenden sie sich plötzlich her
Wie eine erste Schöpfung voll von Blitzen.
Und manchmal sind sie wie ein lichtes Meer
Des Südens, voll von so ersehnten Fernen.
O scheint, ihr Augen, scheint gleich Segenssternen
In meiner Seele, und verlaßt mich nicht:
In eurem Lichte seh ich Gottes Licht.




Wenn ich zu ihr gehe, muß ich bangen,
Denn vielleicht wird sie mich nicht empfangen,
Oder mich mit einem Blick verdammen,
Daß ich brenne in den Höllenflammen.

All ihr Heiligen des Himmels, flehen
Möget ihr für mich: Ich will sie sehen!
Möge sie mich voller Gunst begnaden
Und in ihren Garten Eden laden!




„Ein einzigartiges Geschöpf des Schöpfers
Bin ich! Mir ist verliehn die Menschen-Würde!
Mein Leib ist gutgelungner Kelch des Töpfers!
Und meine Seele ist des Kosmos’ Zierde!

Ich bin ein Traum, den Gott geträumt im Herzen!
Ich bin ein gutgeschaffnes Gottes-Gleichnis!
Ein Sinn liegt tief in Freuden und in Schmerzen,
Es ruht ein Sinn in jeglichem Ereignis!

Mein Geist ist Gott dem Geiste nahzu gleich!
Unsterblich ist die Seele mir gebildet!
Mein Herz ist über alle Maßen reich!

(Auch hat ein Dichter mich im Lied vergüldet!)“




Unfaßbares, Unaussagbares,
Eines, was ich in kein Bild fassen kann,
Hat mich berührt, überwältigt, erfüllt.
Ich muß es Seligkeit nennen.
Ich bin glücklich und traurig zugleich.
Ein Wesen ist in meine Seele eingegangen,
Ich habe weibliche Seele
Durch Augen und Ohren empfangen,
Nun ist sie Seele meines inneren Universums.
Der Dichter hat recht,
Der sie Blaue Blume nennt:
Sie gewandet sich in Blau,
Die geistige Farbe,
Aber was sie trägt, ist nicht,
Wie bei eitlen Frauen, Mode,
Sondern es ist alles Seele,
Farbe ihrer Seele.
Ich war mit ihrer Seele eins,
Es war, ohne leiblich-sinnliche Einigung,
Eine geistig-seelische Einigung,
Wie von selbst, von Gott gewirkt.
In ihr begegnete mir
Die Schönheit und Güte Gottes.-
Manche freuen meine Sinne,
Manche freuen meine geistige Seele,
Aber in ihr war mein Wesen,
Mein leiblich-seelisches Wesen erfreut,
Ja ich kann sagen: ergötzt!
Sie ist auf solche tiefe Weise
Zu Bild und Gleichnis Gottes geworden,
Daß ich nach Worten suche:
Ist sie Göttin? Mein Himmel? Ein Sakrament?
Nicht hoch genug
Kann man des Menschen Herrlichkeit preisen:
Gleichnis Gottes:
Was kann man mehr sagen?
Gott in seinem Gleichnis ist so überwältigend!
In den Sakramenten der Kirche,
Den Zeichen und Wirkungen göttlicher Gnade,
Hab ich solche Seligkeit noch nicht erfahren.
Vielleicht muß man sagen:
Der Mensch ist das Ursakrament Gottes.
Den Menschen versteht nur, wer ihn liebt.
Dem Liebenden ist die Geliebte unergründlich.
Die Seele ist in ihrem unergründlichen Reichtum
Ein Gleichnis des unergründlichen Reichtums Gottes.
Ein Narr fragte mich
Nach einem Gottesbeweis:
Ich schwieg, aber in meinem Inneren
Schaute und fühlte ich:
Die geliebte Seele in ihrem vollkommen-schönen Leib
Ist mir erfahrener, überwältigender, gewisser, unaussprechlicher
Gottesbeweis.
Das Gebet des Frommen ward erhört:
Gottes Ewige Weisheit
Hat Liebe gewirkt,
Hat mich reich gemacht, Liebe zu geben,
Die Geliebte reich gemacht, Liebe zu empfangen,
Die Ewige Weisheit in ihrer Seele
Empfing die Liebe,
Und von weiblicher Seele zu männlicher Seele
Wob sich das Mysterium unaussprechlicher Liebe!




Meiner Mutter bist Du gleich,
Melancholisch schön und weich.
Wieder mir das Schicksal spricht:
Deine Mutter liebt dich nicht!!





In der Höhle, in der Grotte
Saß Sie vor mir, schön und hold,
Um Sie dunkler Glanz vom Gotte,
Dattelfeigenbraunes Gold.

Sinnend saß Sie, tiefer Ruhe,
Goldgedichtet, glanzverklärt.
Hin sank ich vor Ihre Schuhe,
Wo ich Sie so tief verehrt.




Durch die weißen Nebelschwaden
Führt Sie mich im weißen Boote.
Schauend Ihre Gunst und Gnaden
Bang ich nicht vorm mystischen Tode.

Und es rühren unsre Hände
Sich so leicht wie Schmetterlinge.
Ihres Lächelns Gnadenspende
Leuchtet wie des Engels Schwinge.

Meeresnymphen wollen kuscheln
Mit den Kindern an den Stränden.
Rosenkränze blauer Muscheln
Schaue ich in Ihren Händen.

Abends still auf dem Balkone
Reden wir vom Traum der Liebe,
Von ersehnter Lebenskrone,
Von der Treue und dem Triebe.

Schweigend tritt Sie aus dem Bade,
Eine blaue Märchenblume!
In den Sternenaugen Gnade
Aus dem Gottesheiligtume!

In der Nacht, o goldne Sonne,
Schönste, aller Sünden Bloße,
Ruhtest Du bei Deinem Sohne,
Bei der Frucht von Deinem Schoße.




Alle meine Meere wollen
Dir in deine Muschel rollen!
Über meiner Meeresküste
Steht das Sternbild deiner Brüste!

Alle Länder meiner Erde
Küssen deines Rockes Zipfel!
Lock mit lächelnder Gebärde
Meine Menschheit auf den Gipfel!

Alle meine Himmelreiche
Glühen dir wie rote Rosen!
Meine Engel wollen kosen
Mit der Ewig-Anmutreichen!




Dein Lächeln schwebt an meinem Himmel golden,
Da blühen meiner blauen Blumen Dolden,
Da blüht die ganze Schöpfung dir entgegen!
Die Menschheit dürstet sehr nach deinem Segen,
Die Frommen aller Völker wollen gleichen
Nur deinem Herz: dem großen Gottes-Zeichen!

In meinem Schmerz, in meiner Mond-Eklipse
Seh ich nur dich, o Frau der Apokalypse!
Ich lieg zu deinen Füßen, o Madonne,
Du hüllst den schönen Leib dir mit der Sonne,
Im braunen Haar trägst du den Zodiak!

Wir sind zusammen, fest wie Leim und Lack.
In Träumen nährst du mich mit deiner Brust.
Von dir geliebt, wird mir der Tod zur Lust -
Ich sterb in dich hinein - mit meiner zarten
Geliebten will ich sein im Rosengarten.




Bin gestorben, gottergeben,
Im Martyrium der Minne!
Gott gibt mir das ewige Leben,
Ewige Seele, ewige Sinne.

Perlenzarte Knaben bringen
Goldverzierte Jadebecher,
Knaben, süß wie Zuckerbäcker,
An den Schultern rosige Schwingen.

Meiner Wonne Welle schwellte,
Sah ich in dem Eden-Garten
In dem blauen Himmelszelte
Schöngeaugte Liebe warten!

Haare braun und rot wie Rosen!
Lippen zuckersüß wie Feigen!
Ewigkeiten wir uns kosen,
Herzen ineinander neigen!

Gottes Liebe, die uns rettet,
Zwischen uns in Liebesflammen,
Seine Gottergebnen bettet
In Glückseligkeit zusammen!




Ach wenn ich sterben könnte, um Dich glückselig zu machen - -
Wollte im Himmelreich Dir Segnungen Gottes erflehn!




Jesus ging in Evi ein,
Evi ging in Jesus auf...




HEILIGE MESSE FÜR EVI

1. Begrüßung

Im Namen Gottes, der der Vater ist,
Der alle uns mit Seiner Liebe speist,
Mit Seinem lieben Sohne Jesu Christ,
Der kommt uns nah durch Seinen Heilgen Geist,

Im Namen Gottes sei willkommen, Schwester!
Ich zünde eine Kerze für dich an
Vor Unsrer Lieben Frau, der neuen Ester,
Marie, die mich für ihren Dienst gewann.

2. Schuldbekenntnis

O Gott, der Du die ewge Liebe bist,
Bekennen müssen wir: Nicht immer lieben
Wir so vollkommen wie Herr Jesu Christ
Und sind nicht immer, Gott, in Dir geblieben.

Wenn an dem Jüngsten Tag wir vor Dir stehn,
Wo wir nicht liebten, werden wir erkennen,
Und werden, wo wir Liebe übten, sehn.
Gott, laß Du Evelin vor Liebe brennen,

Laß Evelin und Torsten glühn vor Liebe!
Vergib uns, Vater, wo wir nicht geliebt!
Du bist der Same, wir die Blütentriebe,
Du bist die Sonne, die der Nacht vergibt!

3. Kyrie

Barmherzigkeit, o Vater, ist Dein Wesen,
O Jesus, Du lebendiges Erbarmen,
Laß uns an der Barmherzigkeit genesen,
O Heilger Geist, Du Vater aller Armen!

Laß satt uns werden an Barmherzigkeit,
Auf daß Barmherzigkeit wir selber üben.
Erbarm Dich, Jesus, über Evis Leid
Und sprich zu ihr: Ich werd dich ewig lieben!

4. Gloria

Wir loben Dich, Du wahrer Gott der Liebe,
Wir loben Dich in Deinem Heiligtum.
Gib Du, daß unsre Seele in Dir bliebe
Zu Deiner großen Liebe ewgem Ruhm.

Wir loben Dich mit allen guten Engeln,
Wir glühn vor Liebe wie die Seraphinen,
Wir loben dich mit allen Blumenstengeln
Und allen Brüdern Tieren, die Dir dienen.

Wir loben Dich mit Mond und Stern und Sonne,
Wir loben Dich mit Leben und mit Tod.
Du bist die Liebe, unsrer Seele Wonne.
Zu lieben, gabest Du uns Dein Gebot.

So lobt Dich Evi als die Wahrheit, Güte,
In allem Lieben Dich als Geist der Liebe.
O lieber Gott, komm Du in ihr Gemüte,
Daß ewig sie in Deiner Liebe bliebe!

5. Erste Lesung: Psalm zur Hochzeit des Königs

O Bräutigam, komm Du in Deiner Wahrheit,
Gegürtet bist Du mit Gerechtigkeit,
Du bist der Schönste, schön in lautrer Klarheit,
Und sieh, zur Rechten steht Dir Deine Maid.

Du rufst sie Dir als Deiner Minne Braut,
O Jesu süß, ruf Evelin zu Dir!
Sei Evi Deinem Herzen anvertraut,
Sei Deine Liebe ihrer Seele Zier!

Im Elfenbeinpalast erfreut die Leier
Ihr Herz, und Jungfraun bringen ihr Geschenke.
Ruf sie zu Deiner ewgen Hochzeitsfeier,
Mit Deiner Minne Glück sie ewig tränke!

6. Zweite Lesung: Das Hohelied der Liebe

Und wenn ich auch mit Engelszungen singe
Und wenn ich auch mit Menschenzungen locke,
Wenn ich Dir, Gott, nicht wahre Liebe bringe,
Bin tonlos ich wie eine dumpfe Glocke.

Und sag ich Weisheit heiliger Propheten
Und künde von der Süßigkeit des Lichts
Und singe süß wie liebende Poeten
Und lieb ich selber nicht - ist alles nichts!

Die Liebe ist ganz rein in ihr geborn,
Denn Jesu süß, Du liebst sie je und je.-
Nicht Eifersucht, nicht Neid, nicht Stolz, nicht Zorn;
In Dir, o Gott, ich nichts als Liebe seh!

7. Credo

Wir glauben an den Einen Gott, die Liebe,
Der da die ganze Schöpfung hat geschaffen,
Die hellen Sterne und die Blumentriebe,
Die schönen Schlangen und die lustgen Affen.

Wir glauben an den Einen Gott, die Liebe,
Der Leben ist und Wahrheit in Person.
O Jesu süß, daß Evi in Dir bliebe
Mit ihrem Geiste, gib, Du Gottessohn.

Wir glauben an den Einen Gott, die Liebe,
Den guten Geist, der gibt das ewge Leben.
O Heilger Geist, an Evi Liebe übe!
Sie möge sich in Gottes Einheit weben!

8. Lobgesang der Heiligen Evelin zum Liebesmahl des Herrn

O Christus, der Du auferstanden bist,
Der Du da bist das ewigliche Leben,
Wir bringen Brot dir, das gebacken ist,
Und Dir den Kelch dar mit dem Trank der Reben.

O Gott, Du Ewiger, send Deinen Geist,
Den Heiligen, verwandle unsre Gaben,
Daß unsre Liebesgabe, Gott, Dich preist,
Mögst Du mit Deinen Gaben uns erlaben.

Lehr uns, was Christi Kreuzestod bedeutet,
Wie Jesu süß im Sterben war uns gut.
Gott, Du erhörst uns! Dir die Glocke läutet -
Und Brot und Wein, sie sind uns Fleisch und Blut.

O Leib des Sohnes Gottes, Blut des Herrn,
In Dir ist gegenwärtig Gottes Gnade.
Wir haben Dich so sehr von Herzen gern,
O Jesu süß, in Deiner Huld uns bade!

Wir lieben Dich, wir wollen Dich verschlingen,
Wir wollen, daß Du tief Dich in uns senkst!
Du mögest Deiner Liebe Huld mir bringen,
Ich bet, daß Du Dich meiner Seele schenkst!

Du nährst mit Manna uns, der Himmelsspeise,
Dem süßen Brot, von dem die Engel essen.
Im Liebesmahle, Jesus, unterweise
Uns so, daß wir zu lieben nicht vergessen.

9. Agnus Dei

Die Sanftmut bist Du, Jesus, und die Demut,
Bescheiden, milden Sinnes wie ein Lamm.
Schau, gütger Jesus, Du auf unsre Wehmut,
Bring uns mit Deinem Tröstergeist zusamm!

Ich kenne keinen Menschen ohne Schuld,
Der nicht gesündigt gegen Gottes Liebe.
Lamm Gottes, o vergib in Deiner Huld,
Daß Evelin in Gottes Liebe bliebe!

10. Dankhymnus

Wir danken Dir, daß Du uns Leben gabst,
Wir danken Dir, daß Du uns innig liebst,
Wir danken Dir, daß Du mit Brot erlabst,
Wir danken Dir, daß Du im Blut vergibst!

Wir danken Di für Sonne, Mond und Sterne,
Wir danken Dir fürs Kätzchen und die Blume.
Wir danken Dir, o Gott, Du bist nicht ferne,
Wir danken Dir, o Gott, im Heiligtume!

Wir danken, Vater, Dir für Deine Güte,
Wir danken, Jesus, Dir für Deine Gunst,
Wir danken, Geist, Dir, Liebe im Gemüte,
Gott, Dank sei Dir! Lehr uns der Liebe Kunst!

11. Segen

Gott, segne Evelin mit Deinem Licht,
Wenn dunkle Nacht der Schwermut sie umhüllt.
Gib, Gott, daß Deine Stimme in ihr spricht,
Daß Deine ewge Liebe sie erfüllt!

Es segne, Jesus, Deine Mutter sie,
Sie hülle sie in ihren Mantel ein!
Geist Gottes, segne ihre Phantasie,
Du süßer Tröster aller Seelenpein!

Dreifaltig Einer, gieße Deinen Segen
Und Deine Liebe Du auf Evelin!
Sei vor, nach, unter, über ihren Wegen
Und lasse ihren Pfad zum Himmel ziehn!

12. Lied an Maria zum Ausgang

O süße Mutter du mit deinem Sohn,
Schau du barmherzig an, o Liebe Frau,
Mit deiner Augen blaublühendem Mohn
Die Seele Evis, ihrer Trauer Tau.

Hüll sie, o Mutter mein, in deinen Mantel,
In deine herzliche Barmherzigkeit!
Sei Vorbild ihr in allem ihrem Wandel,
Sei Trösterin in allem ihrem Leid!

O Liebe Frau, bekleidet mit der Sonne,
Du auf dem Mond, mit Sternen zwölf bekränzt:
Sei Leben Evi, ihrer Seele Wonne,
Daß sie mit dir im Paradiese lenzt!




MARIA ERSCHEINT VOR EVELIN -
EINE MYSTERIENSZENE

(Ein Garten mit weißen, roten und gelben Rosen und einer einsamen blauen Blume, in der Mitte des Gartens ein Pflaumenbaum. Abenddämmerung, der Abendstern als einziger Stern am Firmament. Evelin sitzt auf einer Gartenbank. Maria erscheint in Licht gehüllt: eine wunderschöne junge Frau in einem weißen Gewand, ein Diadem in den Haaren, am Gürtel einen asiatischen Rosenkranz.)
MARIA:
Ich grüße dich, geliebte Evelin!
Dein Dichter, dem du seine Muse bist,
Entzündete vor meiner Statue
Für deine Seele eine Kerze und
Sprach ein Gebet für dich. Ich hörte ihn
Und will dir zeigen, wie sehr ich dich liebe!
EVELIN:
Du bist die himmlische Erscheinung, die
Die Quelle aus der Erde rief, das Wasser,
Von dem so viele Heilung sich erhoffen?
MARIA:
Ich bin die selbe. Gott wirkt Wunder, ja,
Doch nur als Zeichen seiner Gegenwart
In seltenen Momenten. Immer aber
Seh ich die Herzen, welche Hoffnung wagen,
Und sehe jeden Keim von einem Glauben,
Der sich ans Wunder wendet. Und ich sah,
Wie du die weißen Mäuse, meine Schwestern,
Besprengtest mit dem Wasser, das ich gab.
EVELIN:
Sie litten so, die armen Mäuslein. Warum
Ward ihnen nicht das Heil zuteil? Das hätte
Mir sicherlich den Glauben sehr belebt.
MARIA:
Mein Sohn wird eines nahen Tages kommen
Zum Heil der Welt, zum Heil der ganzen Schöpfung,
Die liegt jetzt wie in Wehen der Geburt,
Die Kreaturen seufzen nach Erlösung.
Kommt aber eines nahen Tages der
Erlöser, wird er mit den Menschen auch
Erlösen alle Kreatur und dann
Auf einer neuen Erde werden leben
Erlöste Menschen mit erlösten Tieren.
EVELIN:
Maria, du erscheinst vor mir, ich aber
Bin ungewiß: Wer bist du eigentlich?
Sieh das Madonnenbild von Raffael,
Das mir der Dichter schenkte: Schön bist du
Und niedlich wie mein eigner ist dein Sohn,
Nun aber, da du hier vor mir erscheinst,
Erscheinst du als die Schönste aller Schönen!
MARIA:
In Bethlehem vor zweimal tausend Jahren
Gebar ich Jesus, und weil Jesus Gott ist,
Heiß ich die Mutter Gottes. Gott der Schöpfer
Hat mich, weil ich den Menschensohn gebar,
Entrückt mit Leib und Seele in den Himmel,
Die unsichtbare Welt, die andre Welt,
Da Gott mit Heiligen und Engeln lebt.
Im Herzen tief bewegt von aller Liebe,
Erscheine ich den Menschen oft und gern.
Der Dichter, dem ich mich in Lourdes verlobt,
Dem du wie eine Stellvertreterin
Mariens im Geheimnis wahrer Liebe
Erscheinst, er bat mich, daß ich dir erscheine.
Da ich die Mutter Schöner Liebe bin,
Erhör ich ihn und bring dir ein Geschenk
Aus Gottes Himmel mit: Ich heiße auch
Die Königin der Heiligen: und hier
Sieh meine Schwester, Sankta Evelin,
Die Tag und Nacht im Himmel für dich betet!
EVELIN:
Ist eine Heilige ein Mensch, wie ich?
SANKTA EVELIN:
Geliebte Tochter, ja, aus Fleisch und Blut
War ich wie du, als ich auf Erden lebte.
Gott gab die Seele mir und schuf den Leib.
Im dreizehnten Jahrhundert lebte ich
In Lüttich in dem Lande Belgien.
Ich hatte solche Liebe für den Herrn,
Besonders für den Leib des Herrn, den wir
Anbeten und im Abendmahle speisen,
Ja, von dem Leib des Herrn im Abendmahl
Ward meine Gottesliebe sehr vermehrt,
Bis ich mich gänzlich hingab, völlig glühte
Und (sozusagen) starb den Liebestod!
Und meine Seele stieg aus meinem Körper
Und ging zu Gott, dem göttlichen Geliebten!
Da bitt ich nun den göttlichen Geliebten,
Daß du, geliebte Tochter, ebensolche
Verrückte Liebe zu dem göttlichen
Geliebten im Gemüt empfindest. Darum
Will dir Maria deinen Bräutigam,
Den sie gebar, dir legen an dein Herz!
EVELIN:
Der Dichter schrieb mir auch Poeme über
Den Bräutigam. Doch wie kann das P r i n z i p
Der Liebe und der Wahrheit und der Güte
Mich lieben wie ein Herzensbräutigam?
MARIA:
Geliebte, schau, die heilige Geschichte
Ist wahr, und Jesus, der auf Erden lebte,
Liebt nun von Gottes Himmel aus die Menschen.
Im Abendmahle ist er auf der Erde,
Sein Bild und Gleichnis sind die Leidenden
Und Armen und ein jedes kleine Kind.
Er aber lebt in unsichtbarer Welt
Und ist erschienen manchem Heiligen
Auf Erden, mal als Mann und mal als Kind.
(Maria wird von einer Lichtwolke umhüllt, dann hält sie das Jesuskind in den Armen, es ist nackt und ungefähr vier Jahre alt).
MARIA:
Geliebte Evelin, in deine Arme
Und an dein Herz will ich mein Kind dir legen.
EVELIN:
Ein Kind des Himmels in den Armen halten
Und eine göttliche Erscheinung an
Das Herz zu drücken - Ach ich bins nicht wert.
MARIA:
Weil Gott dich schuf und über alles liebt,
Darfst du nicht sagen, daß du wertlos bist!
Ausliefern will ich dir den Gott der Liebe,
Gib ihm in deiner Liebe eine Heimat!
(Maria legt das süßlächelnde Jesuskind Evelin in die Arme. Das Jesuskind küsst Evelin die Wange.)
DAS JESUSKIND:
Du, Evi, magst du nicht das Jesuskind
Liebhaben? Weil ich dich doch liebe, Evi!
Mir ist das Herz so süß und heiß vor Liebe!
EVELIN:
Wenn du mir sagst, daß du mich liebst, berührt
Das seltsam meine Seele und ich fühle,
Daß deine Liebe Liebe mir erzeugt
Und mir das Herz so süß zu glühn beginnt...
(Das Jesuskind zeigt Evelin einen breiten Ring aus reinem Silber.)
DAS JESUSKIND:
Ich will dich lieben alle Ewigkeit!
Und wünsch mir sehr, daß du mich liebst auf ewig!
So sehr verlangt mich, daß du meine Braut seist -
Nimm diesen Ring als Zeichen meiner Liebe!
(Maria hebt das Jesuskind wieder zu sich hinauf, in der Lichtwolke entschweben die Madonna mit dem Jesuskind und die heilige Evelin. Zurückbleiben ein Duft wie von Rosenöl und eine träumerische Evelin mit einem breiten Ring aus reinem Silber.)



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