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LEHRGEDICHT VON TUGEND UND GEBET

Von Peter Torstein Schwanke


ERSTER GESANG: DIE TUGEND

„...Tugend; unsterblich ist Ihr Ruhm,
Sie steht in Ehren bei Gott und den Menschen.
Ist Sie zugegen, ahmt man Sie nach;
Ist Sie entschwunden, sehnt man Sie herbei.
In der Ewigkeit triumphiert Sie,
Geschmückt mit dem Kranz,
Siegerin im Wettstreit um einen edlen Preis.“
(Weisheit 4,1.2)


I

Ich denke an der Jugend Ideal,
Wie meine Seele sie im Traum gebildet,
Die reine Jungfrau, von Askese fahl

Und weiß wie Licht, wie Mondlicht abgemildet,
Da rief sie meine Seele: Marionna!
Von Traumes Phantasie im Geist vergüldet

War sie ein reiner Schleier der Madonna
Als schöne Jungfrau in dem Reiz der Jugend
Und auch so fromm wie meine weise Nonna,

Die mir die Bibel gab. Da las ich lugend
Von Mirjam, dachte an die Makellose
Und an des Maßes kardinale Tugend,

Als mir das Maß gab des Gesetzes Mose,
Den Herrn zuerst zu lieben, nämlich Jahwe!
Gott glühte heilig in dem Busch der Rose,

Und meine Seele lispelt‘ leise Ave
Und weiht‘ sich Marionna in Gelübden
Als einer Gottgesandten Minnesklave.

Und Gott, der mich befreit hat aus Ägypten
Mit seinen Göttern aus dem Totenreich
Und seinen Mumien in finstern Krypten,

Gott lehrte mich die Weisung gnadenreich
Des Maßes, dran zu messen Heiligkeit,
Zu der berufen ward ich alsogleich

Als zu der Keuschheit und Wahrhaftigkeit
Und auch vor Vater und vor Mutter kindlich
Um Gottes Willen Ehrerbietigkeit.

Ich achtete die Ehe, überwindlich
War mein Verhältnis schon dahingeschwunden,
In dem ich lange lebte sinnlich-sündlich.

So habe ich in Mose Maß gefunden,
Das Maß, das mir der Weisheit Weisung gab,
Das Maß, das Gott mir zumaß alle Stunden,

Daran ich aufrank wie an einem Stab,
Wie an der Ulm aufranken Rebenranken
Und Epheu aufrankt an dem Stein am Grab.

Doch schon zuvor, in meiner Schwachheit Schwanken,
Mir nahte schon das Ideal, das Maß
Der Mitte, als Horazius‘ Gedanken,

Unweise ich, von seiner Weisheit las.
Da war ich aufgewühlt von Leidenschaft,
Weil ich so lang mein Ideal vergaß

Und war gefangen in der Sinne Haft
Und tat mich an der Sünde Gift berauschen
In der Maßlosigkeit der Jugendkraft.

Da war es klug, Horazius zu lauschen,
Der immer pries das goldne Maß der Mitte
Und wollte nie den Seelenfrieden tauschen

Um Lust der Welt. So sang er von der Sitte
Und maßvoll von den Mädchen, rein wie Rehe.
An Gott er aber richtete die Bitte,

In Rom die Tugend zu erneuern, wehe,
Dieweil die Hexen herrschten mit den Huren
Und Romas Ritter brachen oft die Ehe.

Horaz ging nicht auf der Hetären Spuren
Und war als Naso und Catullus schlauer,
Die auf der Wollust breiten Straßen fuhren

(So groß sie waren als Poeten). Bauer
War dieser Dichter in Italia,
Den Venus schützte vor dem Fall der Mauer.

Die alterhabene Saturnia
Ausoniens war sein Maß und war sein Recht
Aus goldner Zeit, Naturrechts Nein und Ja.

Doch über die vom sündigen Geschlecht
Goß dieser Weise aus den scharfen Spott,
Und scharf war seine Zunge im Gefecht,

Wenn Toren trotten in der Torheit Trott,
Einsamen Weisheitsdichter nervten Doofe,
Beschwor er das Gericht bei seinem Gott,

Dann pries der Götter Gott der Philosophe,
Der allgewaltig in dem Äther saß
In des Olympus Vaterwohnung, Jove,

Der maß dem Weisen zu gerechtes Maß.


II

Und als ich schauen wollte Marionna
Und sehn die Jugendliebe Marion,
Das Sakrament der seligen Madonna,

Morgana von der Insel Avalon,
Da rief ich leidenschaftlich im Gebet:
Steh, Sonne, still! Steh still zu Ajalon!

Ruft Josua den Ruf, die Sonne steht
Momente still auf ihrer Wandelbahn.
Der Sohn von Nun in Mosis Tapfen geht

Hinüber ins verheißne Kanaan,
Die Völker mit dem Eisenstab zu weiden
Als Kämpfer Gottes, nach dem Schlachtenplan

Der Vorsicht. Heil soll kommen zu den Heiden,
Doch Gottes Volk mit Heiden sich nicht mischen,
Ob Töchter Kanaans auch Augenweiden.

Nicht schlachten sollen wir auf Opfertischen
Den heidnischen Dämonen unsre Kinder,
So sehr versucherisch auch Schlangen zischen.

Und Josua, des Frevels Überwinder,
Schloß mit dem Volke Gottes einen Bund,
Ein heiliger Heroe, Bündnis-Binder

Mit Jahwe! Gott ist Urgrund ohne Grund
Und reich an Gnade. Darum Gott nicht schwieg,
Und Bundesliebe kündete sein Mund

Und fordert um des Bundes willen Krieg
Den Kinderopfern, Mord und Hurerei,
Die Schlacht um göttlicher Gebote Sieg

Durch Helden, die zur Gottheit schreien Schrei
Des flehenden Gebetes allerwegen:
Sei Hilfe ihnen Gott, steh ihnen bei,

Der vorlegt seinem Volke Fluch und Segen,
So daß sie Leben wählen oder Tod.
Die Helden aber gehn auf Gottes Wegen

Und nehmen an die Huld, die Jahwe bot,
Der Herr der Heere, Sieger aller Schlachten
Des Reiches Gottes, Retter aus der Not!

Auch tat Achilles um Briseis schmachten
Und war, als Agamemnon sie ihm nahm,
Beleidigt! Griechen wohl auf Schlachten dachten

Um Asia, seit Paris ohne Scham
Verführt die Fürstin Spartas Helena,
Daß so nach Asien die Griechin kam.

Achilles aber keine Ursach sah,
Dem Heerfürst Agamemnon beizustehn
In seinem Kriege gegen Asia.

Nicht Feigheit war das, Feigheit ist nicht schön,
Unedel, eines Mannes unwert. Nein,
Nicht darum sah man ihn zum Zelte gehn.

Sein Stolz war ihm gekränkt, des Adels Pein,
Unedle Kränkung und Beleidigung
Ließ Held Achill nicht bei der Heerschar sein.

Jedoch er war Heroe, er war jung,
Das Schicksal riß ihn in die Schicksalsschlacht,
Achilleus, in des Zorns Begeisterung,

Weil ihm sein Busenfreund ward umgebracht!
Sein Ruhm geht in Äonen nicht verlorn,
Sein Name ist entraubt des Todes Macht

Und unauslöschlich vom Vergessensborn
Sein Name dauert durch des Homeriden
Archaisch Epos von Achilleus Zorn!

Denn immer nennen wird man den Peliden,
Wenn heilig ist ein Zorn und voller Kraft.
Wir wollen preisen heut den Völkerfrieden

Und nicht des Zorns, der Rache Leidenschaft,
Wenn Zorn durchsticht die Nerve mit der Nadel
Und Ingrimm grünlich färbt den Lebenssaft.

Doch Seelen preisen wir, die ohne Tadel
Zum Kampfe gehn für die Gerechtigkeit
Und voller Tapferkeit und Seelenadel

Geliebten Freunden Treue halten, weit
Über den Tod hinaus, im Ruf: Gott will es!
Weil wir der Bruderliebe sind geweiht

Als heilige Heroen, wie Achilles.


III

Wenn Marionna in der Seele schwebte
Als reines Ideal in meinem Traum,
Und eine Frau an meiner Seite lebte,

Wie Aphrodite, feucht von Meeresschaum –
Die Seelenideale, Augenweiden
Sind wie Erkenntnisbaum und Lebensbaum –

Die Weisheit geb die Kunst, zu unterscheiden,
Erkenntnis gebe sie von Schlecht und Recht.
So standen auch vor Salomo die beiden

Hetären im Gerichte im Gefecht,
Wes Kind lebendig sei und wessen tot.
Und Salomon, er richtete gerecht

Und weise Lösung des Problemes bot.
Woher kam Salomos Gerechtigkeit?
Einst schlief er ein und lag im kleinen Tod,

Als Gott vor ihm erschien in Heiligkeit
Und Herrlichkeit des Herrn und hellem Licht:
Was wünschst du dir von mir? – Zu gleicher Zeit

Sprach Salomo: Den Tod der Feinde nicht,
Auch Reichtum nicht und nicht ein langes Leben,
Doch gib, daß ich gerecht bin im Gericht,

Du mögest mir darum die Weisheit geben,
Die alle Dinge weiß zu unterscheiden
Und zu bewerten, wo Waagschalen schweben.

Gott mochte Salomos Verlangen leiden
Und vorenthielt die Weisheit ihm mitnichten,
So konnt er Israel als Hirte weiden

Und Lieder singen auch und Sprüche dichten
Und schaffen in dem Oriente Frieden
Und in Gerechtigkeit den Menschen richten.

Gerechtigkeit unüblich ist hienieden
Und Recht herrscht unter den Nationen wenig,
Doch Salomo war Recht und Glück beschieden,

Durch Gottes Weisheit, süß wie Wabenhönig,
Die Mutter göttlicher Gerechtigkeit,
Die liebend ward zuteil dem Friedenskönig.

Wir wollen denken auch der goldnen Zeit
Der Pax Romana unter Oktavian
Augustus, da die Welt so weit und breit

War römisch und der ganze Erdenplan
Und alle Völker sehnten sich nach Frieden
Und Menschen schon die Weltfamilie sahn

Mit einem Vater, der der Herr hienieden.
Von Romas Vatikan zu Cypros Eiland,
Ins Land der Magna Mater ward beschieden

Und bis zu Kaukasus und Indus weiland
Die römische Gesinnung, Kraft und Recht,
Gerechtigkeit und Tugend durch den Heiland,

Augustus. Aber war der Heiland echt?
Virgil die Dichterlippe überfloß
Von der Verheißung an der Welt Geschlecht:

Gerechte Jungfrau kommt und Göttersproß
Und die Gerechtigkeit fließt wie ein Strom
Und Friede in die Welt, die schon genoß

Den Frieden des Erhabenen in Rom,
Der die Hetärenkönigin besiegt
Und schuf in Rom der Magna Mater Dom

Im Recht Gottvaters. Siehe, alles liegt
Zu Füßen Vater Jove an der Tiber,
Als Isis wie die Sphinx nach Roma fliegt.

Doch ging der Friede in der Welt vorüber,
Die Nacht war vorgedrungen, in der Fülle
Der Mitternacht ging Gottes Weisheit über.-

Und Menschheit ward gezählt, wie Cäsars Wille,
Der auch erging an Israel vom Thron
Augustus‘, der vernommen die Sibylle:

Der Göttersproß kommt mit der Jungfrau schon
Herab und bringt der Erde gnadenreich
Gerechtigkeit, die Jungfrau und der Sohn

Aussenden ihren Geist in Romas Reich,
Erfüllen wollen sie die Pax Romana
Mit ihrem Geist, dem höchsten Gotte gleich,

Gerechtigkeit in Roma Christiana.


IV

Wenn ich in Einsamkeit und Seelen-Leisheit
An Marionna denke, daß ich folge
Der Minne, denke ich an Gottes Weisheit,

Die wandelte über dem Gewölk der Wolke
Und suchte eine Wohnung in der Welt
Und kam zu Gottes auserwähltem Volke

Und tat den Dienst im Offenbarungszelt
Und gab die Schrift der göttlichen Gebote
Dem Erstgebornen, weil er Gott gefällt.

Da war sie in Jerusalem die rote
Rose, bereit zu opfern gar ihr Blut,
Um Menschen aufzuwecken von dem Tode.

Da war sie auch die Narde in der Glut
Der Wüste und des Orientes Myrrhe,
Demütig unter hohen Himmels Hut.

Sie war auch die Platane, da Gegirre
Der Friedenstauben schallt, der Liebesboten,
Und grüner Oleander in der Dürre.

Sie war die Meerflut, reich an Fischerbooten,
An Segelschiffen, großer Wale Spiel,
Sie war die See zum Reich der Zyprioten,

Ergoß sich wie der Euphrat und der Nil,
Auch wie der Jordan in das Tote Meer.
Sie lehrte Jesus Sirach Sprüche viel,

Daß er die Sprüche Gotteskinder lehr,
Die lernen von der Weisheit Lehrstuhl gern
In ewger Weisheit Schule, darin er

Verherrlicht hat die Herrlichkeit des Herrn
Und Gottes Weisheit leiblich wahrgenommen
Als Braut, so glorreich wie der Morgenstern,

Als liebe Gnadenmutter aller Frommen,
Die er von Jugend an gesucht mit Brunft
Der Liebe zu der Schönheit. Angekommen,

Der Weisheit Ankunft, Heimgang, Wiederkunft
Erschaute er und sang wie Seraphim, ah,
Inkarnation der göttlichen Vernunft.-

Auch klug war in Athena Diotima,
Die Priesterin war der Urania
Und von Pandemos nicht von Paphos-Ktima.

Die Venus, welche Diotima sah,
War nicht die Herrin junger Hierodulen
Und nicht den Huren und den Hexen nah

Und nicht den Knabenschändern, losen Buhlen,
Die wühlen sich in losen Weibes Fleisch,
Sich in der Wollust wie im Schlamm zu suhlen.

Nein, ihre Himmelskönigin war keusch
Und stieg als reine Jungfrau aus der See,
Der Wahrheit Spiegel, daß sie nimmer täusch,

In allen Idealen die Idee
Und konsekriert von reiner Weisheit Öle
Und wie die Rose rot und weiß wie Schnee,

Und was sie wollte, war des Menschen Seele,
Die eingeschlossen war in Fleisch und Blut,
Neu zu gebären aus der dunklen Höhle

Und aus der Schatten trügerischen Flut
Hinan ans reine Licht, des Kosmos Sphairos,
Bis zu der Ur-Idee, dem Höchsten Gut!

Wer aber sei der Mittler? Dämon Eros,
Den Reichtum uns und Mangel uns gebar,
Der Sohn der Götterlieblingin Homeros,

Halb Gott er und halb Menschenwesen war
Und war der Menschen Sehnsucht und Verlangen
Nach höchster Schönheit, welche ganz und gar

Vollkommen ist, der Einen Gottheit Prangen,
Das spiegelt sich in aller Kreatur:
Dem Minner auf des Mädchens Rosenwangen,

Dem Philosophen in der Gottnatur,
Dem Dichter in der Musen goldnen Kehle,
Und ist dem Mann auf Diotimas Spur,

Ist Sokrates Unsterblichkeit der Seele.
So ich im Innern Marionna seh,
Jungfräulich, anmutreich und ohne Fehle,

Der Schönen Liebe heilige Idee.


V

Daß mir das Herz sei einzig Gott geweiht,
Entsagt ich dem Idol. Doch die Virgina
Maria kam zu mir, die reine Maid,

Die Mutter der Barmherzigkeit von China,
Hat meinem Herzen ein Symbol verliehn,
Um Sie zu kennen, nämlich Evelina,

Die mir Marien Sakrament erschien,
Auf Erden schon in Paradieses Laube.
Da fragte wieder ich Sankt Augustin

Von Afrika, der Weisheit fromme Taube,
Wie Gott denn sei, der Vater in dem Äther
Und Christus und der Geist. Es war der Glaube

Der Kirche einst, den ich empfangen; später
War abgefallen ich zur Häresie;
Dann wieder lehrten mich die Kirchenväter

Und sprachen von jungfräulicher Marie
Als Gottesmutter und als reiner Maid
Und Inbegriff der Kirche; nämlich die

Ist Braut des Christus, ist dem Herrn geweiht,
Daß sie der Geist in alle Wahrheit treib,
Ist Mutter aller Frommen, benedeit,

Und Braut, ist Gottes auserwähltes Weib,
Steht auf dem Monde in dem Kleid der Sonne.
Dem Haupte Christus ist die Kirche Leib,

Die Christen Glieder, Hals ist die Madonne.
Und so ist erst der ganze Christus da,
Gottmenschlichen Vereines fromme Wonne

In Christus totus ist, weil Jesu Ja
Sich seiner klugen Jungfrau anvertraut,
Auf sieben Hügeln der Ecclesia.

Der Bräutigam und seine fromme Braut
Sind wie der Weinstock und die volle Traube,
Er ist der Aar, der in die Sonne schaut,

Ist Nachtigall der Rose, Geistes Taube,
Ist wie der Friedefürst auf seinem Gaul,
Ist Hirt und Lamm, ist Gott und Gottes Glaube.

Den Glauben schriftlich niederlegte Paul
In seinen griechischen Episteln, Briefen
Des einstigen Verfolgers namens Saul,

Die alle von der Gnade Gottes triefen
Als von der Freude Evangelium.
Die Juden und die Griechen, die noch schliefen,

Rief alle er in Gottes Heiligtum,
Rief alle er in des Erlösers Leib,
Und pries den Herrn das Ur-Mysterium,

Den Herrn, geboren einst von einem Weib,
Das Wort, geboren von der Bundeslade,
Daß Gottes Kraft uns in die Wahrheit treib

Des Christus, der ist Wahrheit und ist Gnade,
Des Christus, der ist Weisheit und ist Kraft.
Die Weisheit dieser Welt ist aber fade

Und salzt nicht. Aber Gott, der alles schafft,
Ist weiser noch in seiner Torheit. Rolls
In Rollen auf, in Pergament gestrafft,

Wie Gott ein Tor geworden an dem Holz
Und offenbart sich Säuglingen und Kleinen
Und bricht der Weisen und der Großen Stolz.

Will sich die Weisheit mit dem Leib vereinen,
So in dem Herrn, gottmenschlichem Exempel,
Dem Eckstein, aber wir das Haus von Steinen,

Dem Geist, wir aber sind des Geistes Tempel,
Daß Gottes Weisheit immer in uns bliebe.
So senkt das Licht sich auf den Blütenstempel,

Wie Gottes Geist in unsre Lebenstriebe
Sich eingesenkt, das Herz uns ganz durchdrungen,
Daß wir zum Spiegel werden Schöner Liebe!

Und singt der Dichter auch mit Feuerzungen
Und singt von Gottes Weisheit der Poet
Und seufzt im Geist der Odem seiner Lungen

Und wird der Dichter Seher und Prophet
Und weiß er alles, was geschieht am Jüngsten
Gericht und ist ganz Glaube sein Gebet –

Was Wert hat, ist allein der Liebe Pfingsten!


VI

Wenn Evelina, säkulare Herrin,
Verkündet mir: Laß alle Hoffnung fahren –
War meine Seele, ach die arme Närrin,

Umschauert von bedrohlichen Gefahren
Und in der Nacht jenseitigen Gerichts,
Mit Hoffnung wider alle Hoffnung: Waren

Der Dichter und die Dame des Gedichts
Im Himmel nicht vereint, ein einig Wesen?
Da sprach zum Menschen von der Nacht des Nichts

Die Kleine von den heiligen Theresen.
Als Heldin ging sie in die Agonie,
Im Buche von dem Kreuz des Herrn zu lesen,

Dem fleischgewordnen Buch, der Energie
Der Leiden, der gottmenschlichen Passion!
Litt die Passion Therese auch, war sie

Gestorben schon vor ihrem Tode, schon
Begraben in dem Karmel für den Herrn,
So war ihr Gott doch liebende Person

In ihrem Herzen, wenn auch noch so fern
Des Fühlens wankelmütiger Empfindung.
Und schien in ihrer Nacht des Nichts kein Stern,

War sie doch tiefen Dunkels Überwindung,
Hat nachts das unsichtbare Licht getroffen
In einer mystischen, geheimen Bindung

An ihres Herrn Passion. Es war ihr Hoffen
Karsamstagshoffnung unsrer Mutter, die
Gehofft hat wider alle Hoffnung. Offen

Stand ihr das Paradies! Die Sympathie
Für die verlornen Seelen ließ sie ehren
Als Stellvertreterin die Energie

Der göttlichen Barmherzigkeit, zu kehren
Aus Gnade geistig wieder zu der Erde,
Die Seelen in der Liebe zu belehren,

Zu werden Liebe in dem Herz der Herde
Des Herrn und Hirten, Liebe, kindlichsüß
Und heilig von barmherziger Gebärde.

Der Hirte aber in des Lammes Vließ,
Der Sohn des Jona, sagte mir im Leid:
Aufs Leiden folgt das schöne Paradies!

Weil du getauft, geboren neu, geweiht,
Mußt du für Christus leiden, wenn Gott will
Und wie Gott will, für eine kleine Zeit,

So leide, Seele, du geduldig, still,
Und wenn du kannst, so trag dein Leid mit Freude,
Daß supernaturales Glück dich füll,

Weil deine Hoffnung nicht wie andrer Leute
Begierde ist das eitle Glück der Welt,
Die irdische Begier, so mächtig heute,

Weil eine andre Hoffnung Gott gefällt,
Die wird dich tragen treu in allem Leid,
Wenn Gott dich an das Kreuz der Leiden stellt,

Dann hoffe du der Seele Seligkeit!
Ob du in Wehmut oder Schwermut bänglich
Verzagst, dir dennoch ist ein Heil bereit,

Glückseligkeit des Himmels überschwänglich
Und Paradiesesfreuden überviel!
Mit einem offnen Herzen sei empfänglich

Und treu in dem, was Christus von dir will,
Sei treu von Anfang an und bis ans Ende,
Gelangen wirst du an das Glaubensziel!

Und schmelzen in der Welt die Elemente
Im endzeitlichen Untergang durchs Feuer,
Sei deine Hoffnung doch die Weltenwende!

Dann führt dich deines Glaubens Abenteuer
Auf ewigliche Tapfen, Christi Spur,
Dann trau und hoff, daß Gott die Welt erneuer

Und hört das Seufzen aller Kreatur
Und schafft die Schöpfung neu zur Ewigkeit
Durch Anteilhabe göttlicher Natur!

Dann ist zuend der Trübsal Traurigkeit,
Dann allen Glaubenden, die wahrhaft hoffen,
Stehn Freuden ewiger Glückseligkeit

Und ewig alle Paradiese offen!


VII

Im Maien Evelina voller Reize
Erweckte mir die lohe Glut der Minne,
Als vor mir sang Johannes von dem Kreuze

Die Abkehr von der Sinnlichkeit, um inne
Zu werden Jesu Über-Sinnlichkeit
In mystischer Verlöbnis süßem Sinne.

Da war die Nacht so dunkel, tief und weit,
Die dunkle Nacht der Sinne und der Seele,
Da alle schon im Haus dem Schlaf geweiht,

Ich samtner Pforten heimlich still mich stehle
Aus dem bewohnten Hause in die Nacht,
Daß mit dem Wind mir das Gespräch nicht fehle.

Die Tauben ruhten in den Kronen sacht,
Im Walde flötete die Nachtigall
Zum Duft der roten Rose voller Pracht.

Unendlich war die Heerschar in dem All,
Die Mondenjungfrau spendete den Schimmer,
Da einsam ich in meiner Minne wall

Zur Schönen Liebe! Immerdar und immer
Hat mich geliebt die Liebe, je und je,
Hat mich zu sich gezogen, läßt mich nimmer!-

Was frage ich nach Wonne oder Weh
In meinen wankelmütigen Gefühlen,
Was frage ich nach Sonne oder Schnee,

Will nur die Schöne Liebe mit mir spielen
Und mich betören mit der Weisheit Charme
Und mit Barmherzigkeit die Trübsal kühlen!

Wie breitet in der Nacht der Gottheit Arm
Umfangend all sich aus, mich zu umarmen,
Ans Herz zu ziehn, ans Jesusherz so warm!

Das Jesusherz, unendliches Erbarmen,
Durchpulst mein Herz mit lebensvollem Schlagen,
Dem Feuerherde gleich, von Liebe warmen!

Hier endet meine Einsamkeit, das Klagen,
Vorm kosmischen Messias bin ich still,
Da seh ich seine Antlitz-Schöne tagen!

Auch an Johannes Zebedäus will
Ich denken in der Nacht, den Donnersohn,
Den Jünger Boanerges. Rede, quill,

Wie eingibt dir der Geist! Marien Sohn
Der heilige Johannes war, im Sinne
Des Testamentes Jesu. Aber schon

Beim letzten Liebesmahle ward er inne
Bevorzugt Jesu Liebe, seine Seele
War Selige in der Johannesminne.

Da lag die Selige, daß sie nicht fehle
Im Himmelreiche, an Messias Brust,
Leis noch den Lobpreis in der goldnen Kehle,

Der eignen Seligkeit sich wohl bewußt
Und wissend um der Minne höchstes Gut,
Da ihr der Bräutigam zu ihrer Lust

Den Wein ihr eingeflößt, das rote Blut,
Das Fleisch ihr reichte auch, das weiße Brot.
Wie wohl der Bräutigam der Seele tut,

Als er die Gottheit in dem Tranke rot
Und Fleische süß der Braut hat hingegeben,
Da die Unsterblichkeit besiegt den Tod

Und Gottheit inspiriert der Seele Leben!
Die Wonne währt in aller Peinigung,
Der Braut vor Wonne ihre Brüste beben,

Durchflutet sie die Glut der Reinigung
Und der Verklärung, in das Herz gesunken!
Im Orte mystischer Vereinigung

Vermählt die Gottheit sich dem Seelenfunken,
Ist in der Seele lauter Gottheit nur,
Und so die Seele ward ganz gottestrunken

Durch Anteilhabe göttlicher Natur,
Und also durch der Gottesminne Bade
Zu einer Göttin ward die Kreatur!

Verehrt das Sakrament der Bundeslade
Als Allerheiligstes des Herrn, Messias,
Und folgt der Himmelsjungfrau, voll der Gnade:

Liebt Christus nach dem Vorbild Sankt Marias!




ZWEITER GESANG: DAS GEBET

„Betet, betet, betet! – Danke, daß ihr meinem Ruf gefolgt seid.“
(Maria in Medjugorje 1984)


I

Du, liebe Freundin, fragtest mich, Regina,
Nach meiner eigenen Erfahrung, Beten
Zu Gott betreffend. Heilige Schechina,

Einwohnung Gottes, kam vom Garten Eden
In unser irdisches Jerusalem
Und offenbarte Gott in weisen Reden,

Die Weisheit, als das Kind von Bethlehem,
Und lehrte uns zu beten also: Abba! –
(Ist manchem nicht der Vater angenehm,

Ist ein Tyrann und nicht ein lieber Papa,
So denken wir, wenn wir die Schriften lesen,
Wie David war mit Salomon in Rabba

Und wie Bathseba, Königin erlesen,
War Mutterkönigin auf ihrem Thron,
Und denken Vater uns und Mutter, Wesen

Der Macht und Zärtlichkeit für ihren Sohn,
Und nennen Vater Gott und Mutter auch,
Allmächtigen und Schöne Liebe!) Schon

Verehren wir den Himmel. Süßer Rauch
Der Weihe aufsteigt in den hohen Äther
Als das Gebet der Heiligen, ein Brauch

In Zion und der Kirche, schau, da weht er,
Der süße Weihrauch aus dem bittern Samen,
Zu preisen Gott, wie einst die Kirchenväter

Und Patriarchen: Jahwe ist sein Namen:
Ich bin der Ich-Bin, ich bin Ich-bin-da!
Geheiligt werd der Namen Jahwe – Amen!

Das Königreich der Himmel ist uns nah,
Seit zu uns kam Jehoschua – Gott rettet!
Weil er die Seelen in der Trennung sah

Von Gott, wie Schafe in den Tod gebettet;
Nun aber kommt das Reich, das ewge Leben!
An Christ mit goldnem Gängelband gekettet,

Wird uns der Geist der Freiheit überschweben,
Und Gottes Wille wird zu unserm Willen,
Wenn wir den eignen Willen Christus geben.

Der Vater wird uns mit der Speise füllen,
Gott ist für Raben auch und Spatzen da,
Wird uns in Liliengewänder hüllen,

Er ist bei jedem Mahl des Dankes da
Und gibt auf Trauben, Ähren seinen Segen,
Vor allem doch des Brotes Hostia

Und Kelch des ewgen Bundes allerwegen.
Sind aber Feinde, wie mich oftmals däuchte,
Sinds oft die Leidenschaften, die sich regen

In wilder Gier nach Üblem. Reue feuchte
Die Augen für des Herzens Reinigung,
Der Geist spricht durch das Sakrament der Beichte

Vergebung zu, der Sünden Peinigung
Wäscht ab des Geistes heilige Versöhnung,
Daß wir erneut bereit zur Einigung

Mit Gott! Das ist die selige Verschönung
Der Seele. Aber selbst nicht zu vergeben
Den Feinden, das ist eine Geist-Verhöhnung;

Vielmehr, wir sollen Feindesliebe leben,
Die Guten lieben, lieben auch die Bösen.
Es muß uns Gott dazu die Gnade geben

Und muß vom Egoismus uns erlösen,
Daß wir vielmehr mit Christi Herzen fühlen,
Der alle liebt und retten will! Das Wesen

Der Bosheit will mit unsern Seelen spielen,
Als wie mit Fischen spielt der Leviathan,
Und uns entfernen von den Glaubenszielen,

Dem Wortgehorsam, wie die Rotte Dathan
Einst widerstand dem Gotteswort durch Mose,
So will uns zu Rebellen machen Satan.

Vertreib die Schlange durch die Makellose,
Das Unbefleckte Herz wird triumphieren,
Kein Todeswurm nagt an der Mystischen Rose,

Der Satan wird im letzten Kampf verlieren,
Ja, Christi und Marien Sieg ist nah,
Uns in der Gottheit Friedensreich zu führen,

Der Gottheit Reich und Macht und Gloria!


II

In charismatischer Erneuerung
Erfuhr ich durch des Heilgen Geists Schechina
Den Lobpreis Gottes, fröhliglich und jung!

Doch Fundamentalismus, ob aus China,
Amerika und Kanada, wie immer
Die Häresie ist ganz verkehrt, Regina.

Doch Geist kommt mit der Morgenröte Schimmer
Herab auf aller Kirchen Konfessionen.
Daß wir dem Heilgen Geiste wehren nimmer,

Der thront zugleich mit Gott und Christi Thronen,
Wir lassen Gottes Geist im Innern beten.
Wir wissen Geist in unserm Herzen wohnen

Und hören auf der innern Stimme Reden
Als Heilgen Geistes Stimme im Gewissen.
Es kommt des Lammes Geist vom Garten Eden

Und will der Schönen Liebe Banner hissen
Und gießt auf die Geringste, den Geringsten
Den Flammenodem als der Gottheit Küssen!

Doch wenn die Menschheit naht sich auch dem Jüngsten
Gericht, will in der Endzeit sich zerreißen,
Kommt durch den Geist doch noch der Liebe Pfingsten,

Wollt Geist den Prophezeienden verheißen
Der Endzeit heilige Apostel, Kleine,
Doch große Beter, die die Gottheit speisen

In Dankgebet und mystischem Vereine.
Erwartet hat den Geist auch Sankt Marie
Als Mutter apostolischer Gemeine

Vor Gottes erstem Pfingsten, da war sie
Mit Frauen und Aposteln im Zönakel,
Da kam das Feuer auf die Jungfrau, die

Des Geistes Braut genannt wird, ohne Makel,
So daß der Geist, wenn er Maria findet
Einwohnend in des Herzens Tabernakel,

Der Geist sich diesem Menschen gern verbindet
Und singt im Herzen dann das Magnifikat,
Das Gottes Größe durch die Magd verkündet.

Wir wollen singen in dem Gottesstaat
Der Gottesliebe, unsrer Königin!
Wir wollen Lieder singen früh und spat

Dem Morgenglanz der Ewigkeit! Sei’s in
Den evangelischen Gesängen, die
Paul Gerhard schrieb zu ewigem Gewinn

Und Luther auch zu Volkes Melodie,
Das Weihnachtslied, zu Ostern Gloria;
Sei es moderner Lobpreis, Lieder wie

Ein Psalm und Magnifikat ein jedes. Ja,
Wie uns der Geist lehrt, wollen wir lobsingen
Im Geist durch Christus Gott, dem Ich-bin-da!

Wir wollen freudig Lobpreisopfer bringen
Und jubeln, wenn wir froh sind, jubeln ganz
Verzückt und selig, uns im Jauchzen schwingen

In Gottes Kreise wie der Engel Tanz!
Die Kirche aber wird in stetem Gang
Sich singend nahn der heiligen Monstranz,

Gregorianisch auch ist der Gesang,
Der Lobpreis sei auch oft gregorianisch,
Das ist der Stille süßer Überschwang.

Man singt das Magnifikat, singt marianisch
Und singt wie Mirjam an des Schilfmeers Halmen
Und singt in deutscher Kirche auch germanisch:

O großer Gott, wir loben dich! In Almen
Und Auen ist der Hirte Gott der Herr;
So singen wir die schönen Davidspsalmen.

Wer aber jung und froh empfindet, wer
Im Jubel singen möchte Lob und Preis,
Dem wird das Singen heute auch nicht schwer.

Im Maien singen alle Blüten weiß
Und in dem Winter tanzt der Flockenschnee
Dem süßen Jesus! Wie im Paradeis

Ist fortgesungen, fortgejauchzt das Weh,
Denn Christus ist erstanden, auferstanden!
Tanzt Gottes Geist mit sulamithischem Dreh,

Jauchzt Jesus Liebeslieder allerlanden!


III

Brach denn ein Pfingsten an bereits in China,
Da Christen von den Geisteskräften zucken
Und lachen, lallen, loben, o Regina?

Doch auch im Abenddämmer Tauben rucken
In stiller Ruhe in dem Abendland,
Da weiß die Blüten aus den Kronen gucken.

Ich fühl auf mir des Ewgen Segenshand
Und so in mir ist still ein Lied erklungen,
Das hab ich einsam dir, und unbekannt

Der Welt, habs dir allein zulieb gesungen
Mit Odem aus der Nase (oder „Af“)
Und Schnauben Gottes oder Feuerzungen!

Ein Halleluja sing ich! Kawlakaw
Und Abla-Zabla in dem Geistvertrauen,
Mit trunknem Lallen sing ich Zawlazaw,

Allein, die Seele wieder aufzubauen
Wie in Jerusalem des Walles Wehre,
Den Geist in seinem Glanze anzuschauen,

Dem unzugänglich-lichten Licht der Ehre
Des Gottes, der da ewig ist und Geist!
Der unbegreiflich-unergründlich Hehre

Dem stammelnden Gedicht die Wege weist
Mit süßer Feuerzunge! Ist auch grob
Germanisch mein Gesang, der Geist mich speist

Mit Weisheit Christi, stammle ich das Lob,
Das mir als deutschem Dichter ist beschieden,
Dann reimt der Geist in mir. Es ist als ob

Mein Beten in dem dunklen Tal hienieden
Sich zu dem Thron der Weisheit aufgeschwungen,
Zu schlürfen supernaturalen Frieden

Aus Gottes Lebensquell! Vom Geist durchdrungen
Singt die Triumphgemeinde Liturgie
Und Lobpreis Jesu Herz mit Engelszungen!

Keruben und Seraphen singen wie
Die Christen in dem neuen Pfingsten schon
Und wie in Gottes Herzen Sankt Marie!

Viel Glieder sind am Einen Gottessohn
Und Sankt Maria ist gewiß der Hals.
Die Friedenskönigin von ihrem Thron

Gekommen ist, die Königin des Alls,
Als die Prophetenkönigin hienieden
Die Rettung aus dem Fluch des Sündenfalls

Zu weisen uns. So hat sie uns beschieden,
Die Königin der heiligen Propheten,
Wir sollen Zeugen sein für Gottes Frieden

Und für den Frieden beten, beten, beten.
So sprach Teresia von Avila:
Ich möchte auf einen hohen Gipfel treten

Und rufen laut zu allen Menschen da:
Ihr möget beten, beten, beten! Durch
Gebet seid ihr dem Geiste Gottes nah

Und wandelt leise durch die innre Burg
Des Herzens Gottes! Ave, gratia plena!
Dein Geist ist dieser Endzeit Dramaturg,

Verkünde wie Maria Magdalena
Das ewge Leben und der Gnade Strom
Und sende Katharina von Siena,

Die Menschheit einzuführen in den Dom
Der apostolischen Ecclesia
Vor Petri Thron in unsrer Mutter Rom!

Johannes Paulus hör ich dort und da,
Versöhnungswerk und Frieden, Gottes Sohn,
Kultur der Liebe und zum Leben Ja

Verkünden uns von des Propheten Thron.
Das nenn ich Prophetie! (Doch nicht die Träume,
Der Phantasie phantastische Vision

Von Eiferern und Narren! Gern versäume
Ich Prophetien der Fundamentalisten
Und trete nicht in ihre finstern Räume.)

Propheten, Priester, Könige sind Christen!
Prophetenkönigin ist die Virgina!
Rom ist das Zentrum wahrer Humanisten,

Gott weissagt selber seiner Braut, Regina!


IV

Ecclesia est mater et virgina
Und reicht dem Gottesvolke Gottes Schrift,
Hebräisch dir und griechisch, o Regina!

So wandle auf des guten Hirten Trift,
Er führt zur Quelle dich, zu grünen Almen,
Schenkt dir den Becher ein, doch nicht mit Gift,

Gehst du im düstern Tal, so singe Psalmen,
Die Jungfraun singen sie im Hochzeitsreigen,
Die Töchter Zions sie bei Dattelpalmen,

Die Töchter Zions sie bei Wein und Feigen,
Denn sie sind Gutes und Barmherzigkeit,
Die huldvoll immer sich zum Herzen neigen.

Das Haus des Herrn, in Heiligkeit geweiht,
Ist voll von Davids Mizmor-Melodien,
Die Engel singen in der Ewigkeit!

Wir preisen und wir loben laut oh Ihn,
Ihn, und den Schönsten aller Menschensöhne!
Mir ist die Zunge und der Stift verliehn,

Zu singen den Messias in der Schöne
Des Geistes und der Herrlichkeit des Herrn!
Ich singe Gott mit seufzendem Gestöhne,

Als wie ein Hirsch, ist ihm das Wasser fern,
Als wie ein Rehbock röhrt mit heißer Brunft,
So sehn ich mich nach Gottes Morgenstern,

Nach Gottes inkarnierter Allvernunft!
Ich flehe, wenn sie stark sind, Gottes Feinde,
Des Friedens und des Rechtes Wiederkunft!

Wir sind das Volk des Herrn, des Herrn Gemeinde,
Geboren aus dem Schoß der Morgenröte
Wie Tau der Frühe, wir sind Gottes Freunde

Und beten, daß uns nicht die Sünde töte,
Zu Gott, der nicht geschaffen hat den Tod.
Ihm spielen wir mit Cymbel und mit Flöte

Und Harfe, Saitenspiel und Negithot,
Und singen mit dem Odem unsres Lebens
Das Halleluja Jahwe Zebaoth! –

Denk ich an dunkle Zeiten düstern Strebens,
Da mich verlangte, weh mir! wie Elias,
Nach meinem Tod! das Leben mir vergebens

Erschien, die Klagelieder Jeremias
Mir Trostschrift waren, und das Schwert, das scharfe,
Mir durch die Seele ging, daß ich Marias

Passion erlitt, da hört ich Davids Harfe:
Mein Gott, mein Gott, was hast du mich verlassen!?
Da ward gemäß dem ewigen Bedarfe

Der Seele mir der Psalm gegeben. Fassen
Konnt ich die Trauer Davids, das Geschenk
An die Jahrtausende! Sie schien zu passen

Zu meiner Trauer! Wenn ich heute denk
An meine Bibel mit den schwarzen Zeichen,
Ich mich in Davids Traurigkeit versenk,

Sag ich: Ich will vom Psalter nimmer weichen,
Dem König David mit dem Saitenspiel
Als Minnesänger meiner Gottheit gleichen!

Doch ward mir Freude auch und Jubel viel
Zuteil im charismatischen Erwachen
Und Auferweckung, da das Glaubensziel

So nah erschien, da war mir wohl zum Lachen,
Da war ich wie ein Träumender erwacht,
Der Heilge Geist tat meinen Geist entfachen

Und rief herauf nach langer dunkler Nacht
Der Liebe Pfingsten aus der Morgenröte!
Da kam ein Christ, der klug war, sanft und sacht,

Der blies im Morgenrot die Jubelflöte,
Da standen morgens früh wir, anzubeten,
Da inspirierend Geist ins Haar uns wehte,

Des Lammes sieben Geister liebreich wehten
Und wir die Psalmen beteten im Geist,
Mit David standen schon im Garten Eden,

Da David uns mit Brot des Dankes speist,
Als wäre David König auch von China.
So wundersam der Geist die Wege weist

Im Psalter, evangelische Regina.


V

Will singen unde sagen dir, Regina,
Von unsrer lieben Frauen Mai-Andacht.
Vor dem Altar die Statue der Virgina,

Der Mater Dei. In des Glaubens Nacht
Madonna mit dem Sohne himmlischsüß
Den Gläubigen in fromme Seelen lacht.

Doch arm und karg wars in der Kirche, dies
Sind von dem Tisch des Herrn nur wenig Krumen.
Wie fruchtbar feiert man im Paradies

Und streut der Himmelskönigin die Blumen,
Der Flora Nazareths mit keuschem Stempel.
Ich wollt in Hindostan in Heiligtumen

Der Gottesmutter schmücken ihren Tempel
Mit aller Glorie aus Gottes Lenze,
Mit Zierat, Ornament und frommem Krempel,

Der Schönheit Gottes! Mädchen würden Tänze
Ihr tanzen und der Freude Lobpreis singen
Und tausend Mütter murmeln Rosenkränze.

Doch wir, die wir der Herrin Ehre bringen,
Sind ein verlorner Haufen in dem Haus
Des Herrn; die wir uns zu der Schwester schwingen,

Zur Schwester, die empfangen Geistgebraus,
Zur Schwester aller Armen und Verlornen,
Die geht in unsern Häusern ein und aus,

Die Schwester, edle Rose ohne Dornen,
Die Schwester in der christlichen Familie,
Die Schwester Heiligen und Auserkornen,

Die Schwester Jungfrau, rein wie eine Lilie,
Die Schwester, Land von Honigseim und Butter,
Die Schwester, Mond in betender Vigilie,

Die Schwester in der Sonne, unsre Mutter,
Die Schwester derer, die den Herrn verloren
Und die dem Christus fern stehn, unserm Bruder,

Sie, Schlüssel zu des Himmels Perlentoren,
Die liebt als Minnerin der Minnesklave,
Als Muse der Poet, den sie erkoren.-

Zu meditieren gab uns Kindern Jahwe
Das Evangelium im Rosenkranze.
Wie grüßen mit dem Engelsgruße Ave

Die Frau, die benedeit der Große-Ganze,
Begnadet, weil empfangen sie die Gnade
Vom Geist, der sie erwählt im Himmelstanze.

Der Herr ist mit ihr, wahrt vor allem Schade
Die Unbefleckte, die vom Geist gebaut
Uns zu des Wortes reiner Bundeslade.

Die allgebenedeite Geistesbraut
Ist mehr gesegnet als die andern Frauen,
Weil sich der Ewige ihr anvertraut

Und wandelte in ihres Schoßes Auen
Als neuer Adam in dem Paradies;
Als Lebensfrucht am Lebensbaum zu schauen

War Jesus, Frucht des Jungfraunschoßes süß,
Der Mutter, die uns segnet alle Stunde
Und in der Todesstunde überdies.

Auch Salve, o Regina! will vom Grunde
Der Seele in der Schwermut Seufzer mir
Entfliehen im Gebet mit meinem Munde.

Die Mutter der Barmherzigkeit ist hier
Die neue Eva, Mutter allen Kindern,
Des Lebens Mutter. Zu ihr seufzen wir

In dieses Tränentales dunklen Wintern
Und in der Minne hoffnungssüßem Maien,
Zum Hort und Zuflucht allen armen Sündern.

O Advocata nostra! Voll Verzeihen
Schau mit den Blicken der Barmherzigkeit
Auf alle, die sich deinem Herzen weihen,

Durch dich der Heiligsten Dreifaltigkeit!
O Gütigste, o Mildeste, o Süße,
Führ uns zu Jesus in die Ewigkeit,

Du Leben, Hoffnung, Wonne uns! Ich grüße
Die Mater Misericordiae, Virgina,
Regina Coeli, die vom Paradiese

Barmherzig schaue auf ihr Kind Regina!


VI

„Sagt Ja zu Jesus, sagt das Ja für immer!“
Gab uns Maria ihrer Botschaft Kunde
In Medjugorje in des Geistes Schimmer.

Der Geist ausbreitet in des Herzens Grunde
Einwohnung Gottes, in dem Seelenfunken
Wohnt Gott und spricht mit Heilgen Geistes Munde

Die Sprache des Gewissens, seit gesunken
Wir in die Taufe, in die Neugeburt
Zu Kindern Gottes. Darum geistestrunken

Das Herz versiegelt mit dem Siegel wurd
Der Allerheiligsten Dreifaltigkeit.
Die Seele, die mit fremden Götzen hurt

Und ist doch durch der Taufe Bad geweiht,
Verläßt den eingewohnten Bräutigam,
Den Logos in des menschlichen Fleisches Kleid.

Die Weisheit Gottes Menschenkörper nahm,
Mit aller Menschheit sich zu einigen.
So wohnt in der Getauften Gottes Lamm

Im Herzen. Logos nimmt vom Seinigen
Und teilt die Gnade mit durch frommen Glauben.
Aus Huld wird Gottes Geist zum meinigen,

Der Taube Ruf gurrt in den frommen Tauben.
In des Gewissens Sprache Geistes Reden
Zu hören, mög die Gnade uns erlauben,

Des Geistes Loben, Seufzen, Flehen, Beten,
Verherrlichend die Herrlichkeit des Herrn!
Dein Herz, Getaufte, ist ein Garten Eden,

Wo Gott der Herr dir nah ist und nicht fern.
Ergibst du deinen Willen seinem Willen,
Geht dir im Herzen auf der Morgenstern,

Der Herr des Herzens, liebend zu erfüllen
Das Herz mit göttlicher Glückseligkeit
Und Christi Frieden, Aufruhr sanft zu stillen,

Denn Christi Frieden überwindet weit
Des Menschen kleine Rationalität
Und spendet Weisheit, Huld und Heiligkeit.

Wer aber Gottes Weisheit suchen geht
Und lieben will die Gloria Sophias,
Der bete marianisches Gebet

Zur Mittlerin, zum Herzen Sankt Marias,
Der Weisheit Mutter, Thron und Herrin sie!
Der menschgewordnen Weisheit, des Messias

Jungfrauenmutter ist ja Sankt Marie.
Sie heißt auch Sedes Sapientiae
Und weiß der Weisheit Herkunft, wo und wie

Das Herz die göttliche Sophia säh
Mit menschlichem Gesicht im Glaubenssinn.
Wer will Sophia weilen in der Näh,

Sich wende zu der Weisheit Mittlerin
Und lade in das Herz die Mediatrix,
Die Weisheit menschlich uns gebar und in

Die Schau der Gottheit leitet (wie Beatrix
Den Dichter führte), in die Schau Sophias.-
Auch ist sie in der Trübsal Consolatrix,

So wer sich weiht dem Herzen Sankt Marias,
Wird Trost in Trübsal finden und die Freude,
Vereint zu sein der Mutter des Messias.

Wir sagen nicht, wie in den Sekten Leute,
Daß uns Maria von dem Herrn entfremde,
Vielmehr ihr Werk ist, wie dereinst so heute,

Verbannte Kinder Evas in der Fremde
Der Ewgen Weisheit Gottes zu vereinen!
Wir stehn nicht in des Fluches Nesselhemde

Des Götzendienstes, sondern dem Drei-Einen
Ergeben wir im Unbefleckten Herzen
Der Jungfraumutter uns als ganz die Seinen.

Denn Gott ist Vater. Christus, Mann der Schmerzen,
Wahr Gott und wahrer Mensch, ist unser Bruder.
Die aber Gott empfing im Monde Märzen,

Immanuel ernährt mit Seim und Butter,
Ist in der Weisheit Ordnung und der Gnade
Den Kindern Gottes eine liebe Mutter.

Maria ist der Weisheit Bundeslade.


VII

Es sagte uns die liebe Madonnina
Von Medjugorje, daß ichs nicht vergesse,
Viel Worte übers Beten, o Regina:

„Das mächtigste Gebet ist das der Messe!“
Das schien mir einmal in des Maien Minne,
Daß ich die Frucht vom Baum des Lebens esse.

Da sahen schöne Liebe meine Sinne
Und sahen Anmut liebenswürdig, jung,
Da sprach ich: Würde mir die Liebe inne

In einer mystischen Vereinigung!
Ich jauchzte Jubel in dem Jammertal
In Sehnsucht liebender Begeisterung!

Wer ist die Braut und wer ist der Gemahl
Im Minnesang Johannes‘ von dem Kreuze
Und wo ist in der Welt der Hochzeitssaal?

Du schöne Liebe, voll der Anmut Reize,
Willst du mir Liebenswürdigkeit nicht schenken
In deiner Kargigkeit und deinem Geize –

Ich will zur absoluten Liebe lenken
Den innern Sinn und meine sieben Sinne
Und in der Liebe Gottheit mich versenken!

O Gott, du bist die Liebe, bist die Minne,
Die Schönheit Gottes ich allein erheisch,
Mir werde Weisheit, werde Wahrheit inne,

Und meine Gottheit, Weisheit, komm im Fleisch
In mir zu einer mystischen Vermählung
Und inspiriere mich mit Odem keusch

In innerer Belebung und Beseelung.
Fließt mir der Wein nicht mehr durch meine Kehle,
So geh ich auf dem Wege der Verfehlung

Des Geistes, und mich irren meine Fehle
Und weglos muß ich durch die Wirrnis wallen,
Wenn nicht der Herr mehr leitet meine Seele,

Der Feind lockt, von dem Glauben abzufallen,
Will ich nicht mehr das Sakrament verehren,
Das Hochzeitsmahl in Gottes heilgen Hallen.

Doch durch die Gnade darf ich mich bekehren
Und neu an jedem Gnadentage sein
Und wieder Christi Göttlichkeit verzehren

Und nehmen Fleisch und Blut und Seele ein,
Gottmenschlichem Erlöser mich vertrauen.
Ich sehe den katholischen Verein

Der Witwen, welche gleich den klugen, schlauen
Jungfrauen kommen mit dem Lampenöle,
In Glaubensnacht den Bräutigam zu schauen.

Die Frauen wallen, Herz, Gemüt und Seele,
Jungfräulich zu des Bräutigams Altare,
Daß er sich offenbare in der Höhle

Des Domes, rein sich jeder Dame paare
Im bräutlichmystischen Vermählungsmahl,
Der Gute, Schöne, Liebende und Wahre,

Der Gottmensch als der mystische Gemahl
Der Kirche sich als seiner Jungfrau traut
In der Ecclesia Vermählungssaal.

Der Mann jedoch, der zum Altare schaut,
Er sieht die Majestät der Höhe kommen,
Frau Weisheit kommen, Salomonis Braut!

In salomonischer Begier geschwommen
Ist meine Seele zu der Schönen Liebe,
Die Jahwe ist, die Mutter meinem Frommen.

Frau Weisheit einigt sich dem Seelentriebe
In mystischer Vereinigung, da keusch
Braut Ruach mir durchglutet alle Trübe,

Weil Gottes Charis in der Weisheit Fleisch
Fortan in mir, der Fleisch ist, selig wohnt,
Daß ich allein, sie zu erkennen, heisch.

Das Lamm, das Frieden gibt, die Seele schont,
Ist Hostia versöhnenden Messias.
Seit Himmelsspeise mir im Herzen wohnt,

Einwohnend ist die Ewigkeit Sophias
Im Brautgemach, bewahrt von Madonnina,
Die Weisheit wohnt im Herzen Sankt Marias,

Die Sapientia, die liebt Regina.-

[Inhalt]

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