[Inhalt]

MINNESANG VOM BERGE KARMEL

Von Peter Torstein Schwanke

“Verherrlicht Gott, meine lieben Kinder, gemäß dem Hohen Lied der Liebe!”
(Maria)


ELIA


Gottes Wort ging an Elia:
Gehe weg von hier und wende
Dich nach Osten und verbirg dich
An dem Bache Krit, Elia.

Krit, der Bach, der fließt zum Jordan,
Er soll dir zu trinken geben,
Ich gebot den schwarzen Raben,
Daß sie dich versorgen sollen.

Und Elia tat wie Gott sprach,
Setzte nieder sich am Bache
Krit und trank vom Bache Wasser,
Raben brachten Fleisch am Mittag,

Raben brachten Brot am Morgen,
Raben brachten Brot am Abend.
Da vertrocknete der Flusslauf,
Denn vom Himmel kam kein Regen.

Gottes Wort ging an Elia:
Auf und geh zu einem Weibe,
Die bei Sidon wohnt in Zarpat,
Diese Frau soll dich versorgen.

Und Elia ging nach Zarpat.
Als er kam zum Stadttor, siehe,
Las die Frau vom Boden Holz auf,
Brennholz, Speise zu bereiten.

Sprach Elia zu dem Weibe:
Hol mir Wasser, dass ich trinke!
Als sie ging, rief noch Elia:
Bring auch Brot mit, dass ich speise!

Sprach die Frau: So wahr dein Gott lebt,
Jahwe, ich hab nichts Gebacknes,
Nur ein wenig Mehl im Topfe
Und ein wenig Öl im Kruge.

Dazu las ich ja dies Holz auf,
Daß ich Speise zubereite,
Mir und meinem Sohn zur Speise,
Daß wir speisen und versterben.

Sprach Elia zu dem Weibe:
Keine Angst! Geh hin und backe,
Mache mir zuerst Gebacknes,
Brings mir her, dann sollt ihr speisen.

Denn so spricht mein Herr Jehowah:
Mehl im Topf soll euch nicht mangeln,
Auch dem Ölkrug soll nichts mangeln,
Bis es regnet auf die Erde.

Also ging die Frau und tat so,
Wie Elia ihr gesagt hat.
Und er aß von dem Gebacknen
Und die Frau aß mit dem Sohne.

Und im Mehltopf war kein Mangel
Und im Ölkrug war kein Mangel
Nach dem Wort des Herrn Jehowah,
Das er durch Elia aussprach.

Aber da, der Sohn erkrankte,
Durch die Krankheit blieb kein Odem
In der Kehle mehr des Sohnes
Und der Wirtin Sohn erstickte.

Sprach die Wirtin zum Propheten:
Was hab ich mit dir zu schaffen,
O du Gottesmann und Seher,
Warum bist du doch gekommen?

Bist du darum nur gekommen,
Meiner Sünde zu gedenken,
Daß zur Strafe meiner Sünde
Gott der Herr mein Söhnchen tötet?

Sprach Elia zu der Wirtin:
Gib mir deinen Sohn, o Wirtin!
Er nahm ihn von ihrem Schoße
Und ging in die Bettenkammer.

Der Prophet Elia legte
In das Bett das tote Söhnchen,
Rief den Herrn an: Herr Jehowah,
Rette dieses Kindes Seele!

Herr, tust du sogar der Wirtin
Unheil an, wo ich zu Gast bin,
Daß du tötest dieses Kindlein?
Mach du dieses Kindes lebendig!

Der Prophet Elia legte
Dreimal sich aufs tote Söhnchen,
Dreimal rief er an die Gottheit:
Heilig, heilig, heilig Jahwe!

Herr, mein Gott, laß du das Leben
Wieder kehren in dies Söhnchen!
Gott erhörte seinen Diener
Und der Knabe ward lebendig!

Und Elia nahm den Knaben
Und sie traten aus der Kammer
Und er gab den Sohn der Mutter
Seiner lieben Mutter wieder.

Und Elia sprach zur Mutter:
Schau, dein Knabe ist lebendig!
Sprach die Frau: Du bist ein Seher,
Du verkündest Gottes Wahrheit!



ELISCHA


Eines Tages ging Elischa,
Ging der Gottesmann nach Schunem,
Dort war eine Frau, die bat ihn,
Daß er bei ihr Mittag esse.

Und so oft Elischa durchkam
Bei der schönen Frau von Schunem,
Kehrte er dort ein am Mittag,
Aß mit ihr die schlichte Mahlzeit.

Und sie sprach zu ihrem Manne,
Zum Genossen ihres Lebens:
Dieser Gottesmann ist heilig,
Der hier speist bei mir zu Mittag.

Machen wir ihm eine Kammer,
Oberkammer unterm Dache,
Stuhl und Tisch mit einem Leuchter
Und ein Bett zum Mittagsschlafe.

Eines Tages war Elischa
Wieder bei der Frau von Schunem,
Ruhte in der Oberkammer,
Schlummerte im Mittagsschlafe.

Drauf sprach er zu seinem Diener:
Ruf die schöne Frau von Schunem!
Rief der Diener nach der Dame,
Trat die Dame zu Elischa.

Sprach Elischa zu dem Diener:
Sage zu der Frau von Schunem:
Du hast uns bedient so freundlich,
Sag, was wünschst du dir vom Seher?

Brauchst du sein Gebet fürsprechend?
Sprach die schöne Frau aus Schunem:
Mir ist wohl, ich bin zufrieden,
Wie ich leb mit meinem Manne.

Sprach Elischa zu der Dame:
Was denn könnte ich dir geben?
Sprach Elischas Diener also:
Sicher wünscht sie sich ein Kindlein!

Sprach Elischa zu der Dame,
Geistig zeugend in der Schönheit:
Heute in neun Monden wirst du
Einem Sohne Leben schenken.

Sprach die schöne Frau von Schunem:
Ach Elischa, Seher Gottes,
Prophezeie keine Lüge,
Laß es aber Wahrheit werden!

Und neun Monde später, siehe,
Sie gebar ein süßes Knäblein,
Wie Elischa prophezeite,
Der sogleich das Knäblein liebte.

Als der Knabe groß geworden,
War der Sohn bei seinem Vater
Bei der Arbeit, als er klagte:
Wehe, wehe, welch ein Kopfweh!

Sprach der Vater zu dem Knechte:
Bring den Sohn zu seiner Mutter!
Aber auf dem Schoß der Mutter
Mittags ist der Sohn gestorben!

Nahm die Frau den toten Knaben,
Legt ihn in das Bett Elischas,
Sie verschloß die Oberkammer,
Rief nach ihrem Ehemanne:

Sattle du mir unsern Esel,
Ich will zu dem Gottesmanne.
Er sprach: Warum willst du zu ihm,
Ist kein Sabbat, ist kein Neumond.

Sie sprach: Laß nur gut sein, Gatte.
Und sie sattelte den Esel
Und sie ritt zum Berge Karmel,
Zur Einsiedelei des Sehers.

Als Elischa sah von weitem,
Daß da kam die Frau von Schunem,
Sagte er zu seinem Diener:
Geh und eile ihr entgegen.

Frag sie, ob es ihr auch gut geht,
Ihr und ihrem Ehemanne,
Ihr und dem erwünschten Sohne,
Jenem Kind, das ich so lieb hab.

Doch die schöne Frau von Schunem
Trat demütig vor den Seher,
Ob ihr gleich der Diener wehtre,
Doch Elischa war ihr gnädig.

Sprach Elischa zu dem Diener:
Ihre Seele ist voll Trauer,
Aber Gott hat mirs verborgen,
Mir nicht offenbart ihr Leiden.

Sprach die schöne Frau aus Schunem:
Sprach ich nicht dereinst zum Seher:
Prophezeie keine Lüge?
Ach, mein Knabe ist gestorben!

Sprach Elischa zu dem Diener:
Geh mit meinem Pilgerstabe,
Rühre an mit meinem Stabe
Du des toten Knaben Antlitz.

Sprach des Knaben Mutter aber:
Gottesmann, bei Gottes Leben,
Ich verlasse dich nicht eher,
Bis du selber kommst zum Kinde.

Ging Elischa mit der Dame,
Eilig ging voraus der Diener,
Legte schon den Stab Elischas
Auf des toten Knaben Antlitz.

Da erwachte nicht der Knabe.
Trat Elischa in die Kammer,
Hinter sich die Türe schließend,
Betete zu Gott dem Schöpfer.

Und Elischa stieg aufs Lager,
Legte flach sich auf den Toten,
Lippen rührten an die Lippen,
Augen rührten an die Augen.

Warm ward da des Toten Körper!
Stand Elischa auf vom Bette,
Er durchschritt die Oberkammer,
Wieder stieg er auf das Lager.

Schau, der liebe Knabe nieste
Sieben Mal, mit offnen Augen!
Und Elischa rief den Diener:
Geh und ruf die Frau aus Schunem!

Trat die Dam e in die Kammer,
Sprach Elischa zu der Dame:
Siehe, schöne Frau aus Schunem,
Schau, dein Knabe ist lebendig!

Und die schöne Schunemitin,
Voller Dankbarkeit und Demut
Fiel sie vor Elischa nieder.
Und er ging zurück zum Karmel.



TERESIA VON JESUS


Ich beschwöre euch, ihr Töchter
Von Jerusalem, verkündet
Dem Geliebten, dass ich krank bin,
Daß ich krank vor lauter Liebe!

Und er öffnet seinen Köcher
Und das Innre meines Schoßes
Wallt entgegen dem Geliebten,
Als er seinen Pfeil gezückt hat.

Und er spannte seinen Bogen
Und er schoß den Pfeil, den scharfen,
Und er schoß den Pfeil, den spitzen,
Und der Pfeil flog wie ein Blitzstrahl.

Du machst deine Boten, Herrscher,
Du machst sie zu Wetterstürmen,
Du machst deine Diener, König,
Du machst sie zu Feuerflammen.

Ah, mein Herz steht ganz in Flammen,
Denn mein Herz entbrennt in Liebe
Und das Innre meines Herzens
Ist verwandelt durch die Liebe.

Meine Brüder, meine Schwestern,
Gottes Wort ist Leben, wirksam
Und durchdringender als Schwerter,
Die den Geist vom Körper scheiden.

Und das Schwert des Wortes Gottes,
Tödlich dringt es bis zur Scheidung
Meiner Seele von dem Marke,
Offenbart das Herz im Herzen.

Als die Seherin des Königs
Weichst du aus dem Haus des Vaters,
Heiden Christus zuzuführen,
O Teresa, und zu sterben!

Dich erwartet sanftes Sterben,
Süßer Pein bist du erkoren,
Gottes Liebespfeil durchbohrt dich,
Voller Schmerzen sinkst du nieder.

Höchster Herrin Liebe Opfer,
Du entflamme unsre Herzen,
Alle, welche dir vertrauen,
Die entreiße du der Hölle!

Lob dem Schöpfer und Erlöser
Einig mit dem süßen Troste,
Allerheiligster Triade,
Ewigkeiten, Ewigkeiten!

Prüfe, Herr, erprobe, läutre,
Schmelze mich zu Gold im Feuer,
In der Feuersglut erprobe
Du mein Herz und meine Nieren.

Schau, es fanden mich die Wächter,
Die da wandeln auf den Straßen,
Sie durchbohrten meinen Mantel,
Sie verletzten meine Seele.

Gott, der du das unberührte
Herz der süßen Maid Teresa,
Deiner Braut und meiner Mutter,
Mit dem Feuerpfeil durchbohrtest,

Sie zum Liebesopfer weihtest,
Laß Teresa für mich bitten,
Daß mein Herz erglüht von Liebe
Und von weißer Glut des Geistes,

Daß ich dich, o Gott, in allem,
Über alles, Gott, dich liebe,
Der du lebst mit Gott dem Vater
Und regierst mit Gott dem Geiste.

Gott verwundet Sankt Teresa,
Jesus Christus sie verwundet,
Sie ist krank vor lauter Liebe,
Preisen will ich Gott die Liebe!

Lege du mich wie ein Siegel
Auf dein Herz und an die Arme,
Stärker als die Macht des Todes
Ist der Gottesliebe Allmacht!

Solche Pfeile sind wie Pfeile,
Wie sie Menschenmörder schießen,
Solche Pfeile kehren nimmer
Ohne Blut und Beute wieder.

Gottes Liebe, sie verwundet
Meine Lenden des Gemütes,
Wunden über Wunden, weh mir,
Wunden über Wunden schlägt sie!

Prüfe, Herr, erprobe, läutre,
Schmelze mich wie Gold im Feuer,
In der Feuersglut erprobe
Du mein Herz und meine Nieren.

Siehe, meiner Pforte Riegel
Tat ich auf dem Vielgeliebten.
Er hat sich hinweggewendet,
Er ist still vorbeigegangen.

Meine Seele schmolz, dem Wachs gleich,
Als er sagte Liebesworte.
Zwar ich suchte, doch ich fand nicht,
Fand nicht meinen Vielgeliebten.

Zwar ich rief, er gab nicht Antwort.
Ach, es fanden mich die Wächter,
Die da wandern auf den Straßen,
Die da stehen auf den Mauern.

Mich verwundeten die Wächter
Und sie nahmen mir den Schleier.
Töchter Zions, sagt dem Liebsten:
Ich bin krank vor lauter Liebe!

Großes tut er, Wunderbares,
Er verwundet, doch er heilt auch,
Er schlägt mit den Waffen Wunden,
Aber seine Hände heilen.

Ich gehöre meinem Liebsten,
Denn er schaut mich an voll Liebe.
Komm, Geliebter, laß uns gehen
Auf das Feld, die grüne Wiese,

Laß uns auf dem Dorf verweilen,
Wir erheben uns am Morgen
Und wir wandern zu dem Weinberg,
Ob der Weinberg schon erblüht ist,

Ob die Rebentrauben reifen,
Ob schon der Granatbaum aufblüht.
Dort schenk ich dir meine Brüste,
Schenk dir meine ganze Liebe!

Die Alraunen hauchen Düfte,
Schau, die Liebesäpfel duften,
Alte von vom letzten Jahre,
Neue schenk ich dir, Geliebter.

Der Allmächtige ist ewig,
Gottes Feuer ist auf Zion,
Seine Hand und seine Rechte
Im Jerusalem des Friedens.

Gott macht sein Gebot zu Stürmen,
Gott der Herr macht seine Diener
Zu entflammten Feuersgluten,
Feuerflammen, die hoch lodern!

Lege du mich wie ein Siegel
Auf dein Herz, an deine Arme.
Stark wie Tod ist deine Liebe,
Leidenschaft ist heiß wie Hölle!

Schau, der Gottesliebe Lichtglanz
Ist wie Gottes weiße Gluten!
Alle Wasser, alle Ströme
Können nicht die Liebe löschen!

Aus der Höhe sandte Jesus
Feuersglut in mein Gebeine
Und so bildete den Körper
Schöpferisch die Liebe Gottes.

Und er ordnete im Innern
Meiner Seele meine Liebe,
Gott zu lieben über alles,
Gott zu lieben in dem Menschen.

Alle meine Eingeweide
Sind entflammt, in heller Aufruhr,
Meine Leber ist verschüttet,
Ausgeschüttet auf die Erde.

Schau, der Gottesliebe Gluten,
Das ist Feuersglut und Flammen,
Er erweckt mein Herz und schmilzt es,
Wird geprüft wie Gold im Feuer.

Schau, mein Herz in meinem Innern,
Es erglüht in weißen Gluten
Und in allen meinen Sinnen
Lodern heiße Feuerflammen!

Als die allerschönste Tugend
Sankt Teresas strahlt die Liebe,
Liebe brannte ihr im Herzen,
Daß sie glühte wie ein Seraph.

Schau, der Meister Jesus Christus
Schenkte mystische Visionen
Und geheime Offenbarung
Ihrer hocherhöhten Seele.

Einmal gab er ihr die rechte
Hand, ihr reichend einen Nagel,
Nahm sie an als Brautgenossin,
Sprach sie an mit diesen Worten:

Meine wahre Brautgenossin,
Eiferst du für meine Ehre,
Ich bin gänzlich dein, Geliebte,
Du bist gänzlich mein, Geliebte!

Ich, der Herr, erforsche Herzen,
Ich vergelte nach den Werken
Und den Früchten deiner Liebe,
Die in deinem Herzen reifen.

O wie gut ist doch die Gottheit
Israels zu den geraden
Menschen mit den edlen Seelen,
Deren Herz auf Gott gerichtet.

Einmal sah sie einen Engel,
Der mit einem Feuerpfeile
Ihr durchbohrte ihre Seele,
Ihr des Herzens Herz durchbohrte!

Ich, Teresa, sah im Geiste
Mir zur Rechten einen Engel
Stehen da im lichten Körper,
War ein kleiner reiner Engel,

War sein Antlitz licht und glühend,
Schien er mir ein hoher Seraph,
Schien er mir ein Amor Gottes,
Himmlischer der Liebesgluten.

Und ich sah in seinen Händen
Einen langen Pfeil von Golde,
An der Spitze dieses Pfeiles
War wie Honig goldnes Feuer.

Mit dem Pfeil durchbohrt der Engel
Mehrmals, oft und immer wieder,
Schmerzlich mir das Herz im Herzen,
Mir das Innerste der Seele.

Zog der Engel seinen Glutpfeil
Wieder mir aus meinem Herzen,
Schmerzlich-süß mein Herz entbrannte
In der Glut der Gottesliebe!

Meines Herzens Wunde schmerzte,
Daß ich oftmals sehnlich stöhnte,
Solche Süßigkeit und Schmerzen,
Daß die Seele nur noch Gott liebt!



DIE KÖNIGIN DES FRIEDENS I


Meinen schönen Regenbogen
Will ich in die Wolken setzen,
Sei er uns ein Bundeszeichen,
Gott den Bund schließt mit der Erde.

Und der Herr wird seinem Volke
Kraft und Stärke neu verleihen
Und der Herr wird seinem Volke
Wiederum den Frieden schenken.

Gott, der du in deiner Gnade
Frieden schenktest allen Menschen
Durch den Sohn Messias Jesus,
Durch den Retter und Erlöser,

Durch Maria uns gewähre,
Deine Gnade zu genießen
Und des ewgen Friedens Freuden
In dem Himmel zu verdienen.

Gott sprach: Dieses ist das Zeichen
Meines Bundes mit den Seelen.
Schaut den Bogen in den Wolken,
Ist mein Bündnis mit der Erde.

Ist der Himmel überzogen
Mit Gewölk, dann wird mein Bogen
In den Wolken euch erscheinen
Und ich denke an mein Bündnis,

Gottes Bündnis mit den Seelen,
Seelen, die das Fleisch beleben.
Keine Sintflut wird mehr kommen,
Alle Sünder zu vertilgen.

Schaut den Bogen in den Wolken,
Ich anschaue auch den Bogen
Und gedenke meines Bundes
Zwischen Gott und allen Seelen.

Schau den bunten Regenbogen,
Preis des Regenbogens Schöpfer,
Prachtvoll ist er in dem Glanze,
In dem Lichtglanz seiner Schönheit.

Er umzieht den hohen Himmel
Überall in lichtem Umkreis,
Schau, des Allerhöchsten Hände
Spannen aus den Regenbogen.

Schau, ein bunter Regenbogen,
Sieben Farben eines Lichtes,
War gezogen um den Thronstuhl
Gottes, wie Smaragd zu schauen.

Gabriel, der liebe Engel,
Ward von Gott herabgesendet
Zu der Nazarener Jungfrau,
Die verlobt war mit Sankt Josef,

Und der Name dieser Jungfrau
War Maria! Und der Engel
Trat zu ihr herein und sagte:
Sei gegrüßt, du Gnadenvolle,

O Maria, Gott ist mit dir!
Unter allen andern Frauen
Bist du die Gebenedeite,
O Maria, Auserwählte!

Schau den bunten Regenbogen,
Preis des Regenbogens Schöpfer,
Prachtvoll ist er in dem Glanze,
In dem Lichtglanz seiner Schönheit.

Herr, wir bringen Friedensopfer
Und wir bitten voller Demut:
Durch Maria du gewähre
Einigkeit der Welt und Frieden!

In den Wolken wird der Bogen
Stehen und ich will ihn sehen
Und gedenken meines Bundes,
Gottes Bundes mit der Menschheit.

Immerwährende Befriedung
Das genossene Geheimnis
Geb uns, dass wir mit Maria
Allzeit Gott das Danklied singen!



KÖNIGIN DES FRIEDENS II


O Madonna, gib mir bitte,
Daß ich lieblich dich besinge,
Schütze mich vor meinen Feinden,
Gib mir Schwerter, gib mir Schilde!

Die Vernunft erleuchte weise,
Mache meinen Willen brennend,
Meine Seele mir befeuchte
Mit der Gnade deiner Liebe.

Vielmals sei gegrüßt, Madonna,
Mit dir ist die Liebe Gottes,
Auserwählte unter Frauen,
Gnadenvolle, Benedeite!

Gottheit, öffne meine Lippen,
Daß mein Mund dein Loblied singe,
Liebe Gottes, sei mir Hilfe,
Sei du meine Gnadenhilfe.

Sei gegrüßt, du Gnadenvolle,
Schönste Königin des Friedens,
Die der Friedefürst gerufen,
Ihm zu sein die große Mutter.

Reichlich hat er dich begnadet
Und erfüllt mit Trost und Wonne,
Herrlich hat er dich gesegnet
Und erfüllt mit Lust und Frieden.

Die Gerechtigkeit, die ernste,
Ist dem Frieden einst begegnet,
Beide küssten sich in Liebe.
Denk an diesen Kuß, Madonna.

Die Gerechtigkeit, der Friede,
Sie erhoben sich zum Throne
Gottes, als du Gottes Liebling
Hast empfangen in dem Schoße.

Gottes Sohn ist eingegangen
In den Tempel deines Schoßes,
Lilien schmückten ihn und Rosen,
Weiße, rote, goldne Rosen.

Alle Schrecken sind verschwunden
Aus dem Trauerspiel der Erde.
Alle Schwerter sind gefesselt,
Weil du trägst den milden Ölzweig.

O Madonna, laß erblühen
Ewig dieses Friedens Frühling,
Laß im Herzen Liebe glühen,
Liebe in den Ewigkeiten.

Selig bist du, Benedeite,
Herrin, alles Lobes würdig,
Weil aus dir hervorgegangen
Ist die Sonne und der Friede.

Die unendlichen Verdienste
Unsrer Herrin, der Madonna,
Uns erwerben von der Gottheit
Heil und Frieden, Heil und Frieden.

Gottheit, Quelle allen Friedens,
Die Erkenntnis ist dir Leben,
Deine Herrschaft ist dein Dienen,
O beschirme deine Diener.

Durch das Bitten unsrer Mutter,
Durch das Beten unsrer Herrin,
Durch die Königin des Friedens
Uns behüte, liebe Gottheit.

Schütze uns, o liebe Gottheit,
Vor den Pfeilen unsrer Feinde,
Schütze Leib und Seele beide,
Daß wir nichts zu bangen haben.

Herr, Herr, Gott, erhör mein Beten,
Laß mein Rufen zu dir kommen,
Gib uns, Gottheit, deinen Frieden,
Ewigkeit im Paradiese.

Sei gegrüßt, o Wohlgesinnte,
Herrscherin des Universums!
Die du wie ein Regenbogen
Zierde bist des Firmamentes,

Schenke uns auf dieser Erde
Wahre Freude unsrer Seele
Und den Trost in allen Leiden
Und die Kräfte für das Leben.

Nicht das Licht der Mittagssonne
Strahlt so rein wie die Madonna,
Selbst der Vollmond in dem Maien
Ist nicht rein wie die Madonna.

Alle Leuchtkraft aller Tugend
Malt dich schön in sieben Farben.
Alle Farben strahlend lachen
Wie die Morgenröte lächelt.

O du göttliche Begnadung,
O du lichter Stern des Friedens,
Niemals wird dein Licht verdunkelt,
Nie bleibt fern uns deine Liebe.

Schenke uns mit Gott den Frieden,
Frieden auch mit allen Menschen,
Auch den Frieden mit uns selber,
Frieden einst im Paradiese.

O du Allgebenedeite,
Bitte du für deine Kinder
Bei dem sanften Friedefürsten,
Schütze uns vor unsern Feinden.

Große Gottheit voller Allmacht,
Durch das Bitten unsrer Herrin
Gib uns Kraft und gib uns Stärke,
Daß wir jede Sünde meiden.

Laß uns leben wie Gerechte,
Mach uns weise, mach uns heilig,
Daß wir einst im Himmelsfrieden
Leben bei des Friedens Gottheit.

Sei gegrüßt mit tausend Grüßen,
Königin der schönen Liebe,
Deiner Gnaden freun sich viele,
Deine Augen sind nicht trübe.

Du ergießt dich wie die Quelle,
Die du strömst in vielen Strömen,
Milch und Honig, Milch und Honig
Dir von deinen Brüsten fließen.

Friede grüßt du, Freude grüßt du,
Ölzweig lauscht und Palmenwedel
Um dein Ufer, Bucht der Wonne,
Wo die Wasser mächtig rauschen,

Deine Gnadenfluten rauschen
Voller Macht herab vom Himmel,
Schwellen an zum Meer der Gnade,
Königin der schönen Liebe!

Süßigkeit nach Lust zu schöpfen
Führt uns Gott zu deinem Bade,
Wellen nicht noch Stürme brausen,
Friede herrscht hier nur und Ruhe.

Möge doch die Hölle wettern,
Strahlend strahlt der Stern der Venus,
O Maria, Stern der Venus,
Lächle du ins unsre Herzen,

Strahle auf in unsern Herzen,
Morgenstern der schönen Liebe,
Stille unsrer Seele Weinen,
Tröste, Mutter, unsre Schmerzen.

Allerheiligste Madonna,
Komm zu Hilfe deinen Kleinen,
Die in Elend und in Kleinmut
Allzu jämmerlich verzagen.

Stehe Priestern bei und Mönchen,
Stehe bei den frommen Frauen,
Stehe bei den Gotteskindern
Und den Menschenkindern allen.

Laß uns deine Hilfe finden,
Dein Gebet empfinden, Mutter,
Bei dem sanften Friedefürsten,
O geliebte Friedefürstin!

Möge uns der Fürst des Friedens
In dem Friedensreich besuchen,
Daß wir mit vollkommner Liebe
Freude schenken seinem Herzen.

O du Gottheit des Erbarmens,
Du bist unsrer Schwachheit Hilfe,
Gib, dass wir durch deiner Mutter
Gnade auferstehn vom Unrecht,

Durch den Glauben an Maria
Und die Liebe zur Madonna
Finden deines Friedens Hilfe
Und geschützt sind vor den Feinden.

Gott, du lebst in Ewigkeiten,
Du regierst in Ewigkeiten,
Herrscher bist du, o Jehowah,
Triumphaler Gott des Friedens!

Sei gegrüßt mit Liebesliedern,
Starke Frau, o Vielgeliebte,
Die du in dem Himmelreiche
Führst zu Siegen und Triumphen.

Seraphine, Cherubinen,
Tausend Engel dich umringen,
Hierarchie der Himmelsheere
Helfen dir die Hölle stürzen.

Davidsturm und Festung Zion,
Turm von Elfenbein, so strahlend,
Wirst dich beugen keinen Stürmen,
An dir hangen tausend Schilde.

Deine Schilde uns beschützen
Und bewahren uns den Frieden,
Alle Feinde deines Friedens
Sind von deinem Schwert geschlagen.

Dir kann keiner widerstehen,
Weil du Mutter bist des Sohnes,
Trittst auf Drachen und auf Schlangen
Und vernichtest ihre Listen.

Schütze uns in allen Nöten
Und erbarme dich, o Mutter,
Wenn uns anficht Tod und Teufel,
Dann errette uns, Maria!

Allerseligste Madonna,
Bitte du den Friedefürsten,
Deine süße Frucht des Leibes,
Daß er uns den Frieden schenke,

Frieden uns in unsern Tagen,
Denn es ist kein andrer Retter
Als allein Messias Jesus
Mit Maria, unsrer Mutter.

Friede sei durch deine Stärke,
Deine Kraft schenk uns den Frieden.
Turm von Elfenbein, sei Friede,
Friede wohnt in deinem Innern.

Gott der heiligen Begierden,
Gott der weisen Unterweisung,
Gott der guten Liebeswerke,
Frieden schenke deinen Dienern

Durch die Hände deiner Mutter,
Sulamith, der Friedefürstin,
Friede, den Frau Welt nicht spendet,
Heil, das spendet nur Maria.

Mögen unsre Herzen immer
Treu nach deiner Weisung leben.
Nimm hinweg die Macht der Feinde,
Nimm den Terror fort der Bösen,

Daß die Menschheit dieser Zeiten
Unter deinem Schutz und Schirme
Lebe still, versöhnt und friedlich,
Friedefürst und Ewigvater!

Sei gegrüßt, du Himmelswonne,
Keusche Jungfrau, keusche Mutter,
Die du auf der Friedensweide
Baust die Wohnung unsrer Zuflucht.

Aufgebaut sind ihre Mauern
Aus den rosigen Korallen
Und geschmückt sind ihre Türme
Mit den glitzernden Kristallen.

Hochentzückt von deiner Schönheit,
O Jerusalem des Himmels,
Bin ich, deine Tür steht offen
Jedem, der zu dir hereinwill.

Schönheit ist in dir zu schauen,
Gottes wundervolle Schönheit,
Christus baut in dir die Wohnung,
Baut das Haus von Gold und Jaspis.

Ohne Riegel sind die Pforten,
Alle Türen gehen nach Osten,
Friede überall und Freude
Spürt man in Marias Wohnung.

Laß mich ein, o Vielgeliebte,
Kümmre dich um mich voll Güte,
Mach mich frei von Qual und Kummer,
Brich die Macht der bösen Geister.

Unter deinen Schirm und Mantel
Fliehen wir, o milde Mutter,
Nicht verschmähe unsre Bitten,
Sondern rette uns aus Ängsten.

Mach die Gottheit uns gewogen,
Deinen Sohn, den Friedefürsten,
Schenk Jerusalem den Frieden,
Deinen Freiern Lebensfülle.

Gott, du schaust mit sieben Augen,
Wie verlassen wir und einsam,
Kraftlos sind und ohne Hilfe,
Mutlos sind und voller Jammer.

Durchs Gebet der milden Mutter,
Unsrer süßen Friedefürstin,
Schütze unsern innern Menschen,
Schütze unsern äußern Menschen.

Schütz uns vor des Leibes Übel
Und vor finmsteren Gedanken,
Lenke unsre wilden Wünsche
Ganz nach deinem weisen Willen.

Deine Gnade soll uns führen,
Deine Gnade soll uns folgen,
Daß wir immer dir gefallen,
Der du lebst in Ewigkeiten.

Sei gegrüßt mit Mund und Herzen,
O du Wonne dieser Erde,
Die du frei von Qual und Kummer
Machst das Jammertal der Tränen.

Wie sich deine Ehre breitet
Und dein Ruhm durch alle Himmel!
Gott hat dich allein erschaffen
Als das Paradies des Schöpfers!

Ja, in dich, den Garten Eden,
Pflanzte Gott den Baum des Lebens,
Hat die Wurzel so vergraben,
Daß kein Schlangenzahn sie findet.

Voller Lotos stehn die Wiesen,
Scheu dort weiden die Gazellen,
Deine Äpfel sind Granaten,
Liebeswonnen ihre Kerne!

O dein Bronnen ist versiegelt,
O dein Garten ist verschlossen,
Doch dem Satan nur verschlossen,
Aber mir geöffnet ewig!

O Madonna, meine Minne,
Speise mich mich mit deiner Feige,
Mich betau mit deiner Wonne,
Treibe fort die alte Schlange.

Du bist wunderschön, holdselig,
Wundervoll in deiner Wonne,
O du keusche Gottesmutter,
Mutter meines Friedefürsten.

Bitte Gott für unsre Seelen,
Der dich auserwählt, erschaffen,
Daß dein Name wie ein Stern glänzt,
Der zur Pforte führt des Himmels.

O dein Name, o Maria,
Tröstet, die voll Trauer weinen,
Und ermutigt, die voll Angst sind,
Und befreit, die da verzweifeln.

Zuflucht du in aller Trübsal,
Zuflucht du in allen Nöten,
Allen denen, die dich rufen,
Die um deine Hilfe flehen.

Herr, Herr, Gott, barmherzig, gnädig,
Voller Langmut, Huld und Treue,
Du verleihe deinen Dienern
Di Erlösung von der Trauer!

Durch die Huld der süßen Mutter,
Durch die Gunst der Friedefürstin,
Unsrer Lieben Frau Maria,
Führ uns in den Garten Eden!

Daß wie Adam wir und Eva
Unbefleckt vom Sündenfalle
In Glückseligkeit der Seele
Ganz genießen Gottes Liebe!

Ehrfurchtsvoll gegrüßt in Treue,
Höchste Kaiserin des Himmels,
Deine Milde unsre Wonne
Ist in Leib und Geist und Seele.

Deine Herrlichkeit entzückt uns
Wie des Universums Wunder,
Mehr als sie beglückst du, Herrin,
Die den Frieden uns geschenkt hat.

Sonnenlicht sind deine Kleider,
Sichelmond zu deinen Füßen,
Gott hat dir den Kranz geflochten,
Deiner Krone Tierkreisbilder.

Hocherhoben ist dein Thronstuhl
Über alle Götterthrone,
Wo der Friede herrscht des Himmels,
Doch kein Unstern bösen Schicksals.

Deine liebevollen Arme
Dienen Gott dem Kind zum Throne,
Da der Liebling ist erschienen,
Salomon, der weise König.

O Maria, Gnadenvolle,
Bei dem Unbefleckten Herzen,
Mach uns selig von den Sünden,
Laß uns ein zur Himmelsruhe.

Allergnädigste Madonna,
Liebenswürdige Maria,
Segne uns in unserm Wachen,
Liebe uns in unserm Schlafen,

Daß wir mit dem Friedefürsten,
Dem Messias Jesus, wachen
Und im Frieden seines Herzens
Tief beseligt schlafen können.

Segne uns der Aqllerhöchste,
Ewige voll Allerbarmen,
Alle Tage unsres Lebens
Und im Augenblick des Todes.

Ewiger, wir bitten flehend
Durchs Gebet der Makellosen,
Deiner Tochter, deiner Mutter,
Deiner Braut, der Friedefürstin,

Wende ab die bösen Feinde
Unsrer Seelen, unsres Heiles,
Sende deine lieben Engel,
Daß sie uns im Frieden hüten,

Daß dein Segen, deine Liebe
Stets sei über uns, o König,
Ewiger, der du bist König
Ewigkeiten, Ewigkeiten!

Ewiger, erhör mein Beten,
Laß mein Rufen zu dir kommen,
Mir und allen meinen Lieben
Ruhe gib im Paradiese!



KÖNIGIN DES FRIEDENS III


Auf den schmalen Pfad des Friedens
Lenke unser aller Schritte,
Fürstin Sulamith Maria,
Allerschönste Friedefürstin.

Mit den schlanken bloßen Füßen
Du zertrittst den Kopf der Schlange,
Fürstin Sulamith Maria,
Allerstärkste Friedefürstin.

Friede lehre unsre Seelen
Und die Wahrheit unsre Geister,
Fürstin Sulamith Maria,
Weisheitsvolle Friedefürstin.

Mit dem Rosenband des Friedens
Du vereine unsre Herzen,
Fürstin Sulamith Maria,
Sanfte süße Friedefürstin.

Frieden in dem Paradiese
Mit dem Herrn schenk unsern Seelen,
Fürstin Sulamith Maria,
Allerliebste Friedefürstin.

Siehe, eine kleine Quelle
Ward zu einem großen Strome
Und verwandelte in Licht sich,
In das Licht der lieben Sonne,

Und ergoß in vielen Strömen
Segensreich sich auf die Erde,
Das ist Esther, die Gemahlin,
Sie, die Königin des Königs.

Heil dir, liebevolle Mutter,
Die du leuchtest wie der Vollmond,
Die du strahlst wie Morgensonne,
Schön gekränzt mit Tierkreisbildern.

Vom bewölkten Himmel droben,
Regenbogen siebenfältig,
Kündest du den Seelen Frieden,
O Madonna, Gnadenvolle.

Reine weiße Turteltaube
Nach der Sintflut Wasserwogen,
Bringst du uns den milden Ölzweig,
Den Olivenzweig des Friedens.

Hohe Herrin, gib den Frieden
Auch in unsrer Zeit der Menschheit,
Frau, durch deiner Bitten Allmacht
Tilge unsrer Seelen Feinde.

Lob dem Vater sei der Liebe,
Lob dem fleischgewordnen Sohne,
Lob dem Geist voll Kraft und Feuer,
Einer Herrlichkeit der Gottheit!

Auf den Weg des Friedens lenke
Du die Schritte deiner Kinder,
O Maria, Gottesmutter,
Mütterliche Friedefürstin.

Frieden gib in unsern Tagen.
Herr, es kämpft für uns doch keiner,
Als nur du, o Herr, o Gottheit,
Und Maria, unsre Mutter.

In Barmherzigkeit geruhtest
Jahwe du, durch Jesus Christus
Frieden unsrer Welt zu schenken.
Höre unsrer Seelen Flehen,

Durch Maria, unsre Mutter,
Schenke uns die süße Gnade,
Zu genießen deinen Frieden
Und den Himmel zu gewinnen.

Sei gegrüßt, Maria, Mutter,
Schöne Königin des Friedens,
Bitte für die Gotteskinder,
Bitte für die Menschenkinder.

Unter allen Menschentöchtern
Du allein strahlst klar vor Reinheit,
Auserwählt vor allen andern
Hat dich Gottes große Liebe.

Gottes Geist hat dich befruchtet
Und der Gottmensch ward geboren,
Aber du bliebst eine Jungfrau,
Bist in Ewigkeiten Jungfrau.

Deine Seele voller Demut
Nichts war als die Gottessklavin,
Nun bist du erhöht im Himmel
Zu dem höchsten Glorienthrone.

Mit dem Herrn, dem Friedefürsten,
Herrschst du als die Friedefürstin.
Uns, die wir uns ganz dir geben,
Schenke Frieden nun und immer.

Jesus Christus Ruhm und Ehre,
Gottmensch, Sohn der Jungfraumutter,
Mit dem Vater und der Geistkraft
Jetzt und alle Ewigkeiten!

Hoch sitzt du auf dem erhabnen
Thron der Königin des Friedens,
Denke du an deine Völker
Vor dem Herrn, dem Friedefürsten.

Bist du darum nicht zur Herrschaft
In dem Himmelreich gekommen,
Um in solchen schweren Zeiten
Ganz bereit zu sein zu retten?

Sprich für uns mit guten Worten,
Mutter, zu dem lieben Vater,
Sprich für alle deine Kinder
Auf der Erde, Friedefürstin.

Siehe, an dem dritten Tage
Aber legte Herrin Esther
Ab die königlichen Kleider
Und trat in den innern Vorhof,

In des Königshauses Vorhof.
Saß auf seinem Thron der König
In dem Raume des Palastes,
Sah er zu der Herrin Esther,

Da gefiel sie seinen Augen,
Streckt er aus das goldne Zepter,
Das er hielt in seiner Rechten,
Küsste sie des Zepters Spitze.

Sprach der König zu der Herrin:
Was begehrst du, meine Herrin?
Willst du meines Reiches Hälfte,
Will ich sie dir geben, Herrin!

Sagte sie: Gefällts dem König,
Komm mit Haman heut zum Mahle,
Zu dem Mahl, das ich bereitet.
Sprach der König: Ja, o Herrin!

Sprach der König: Ruft mir Haman,
Eilends, dass er Esthers Willen
Folge leiste, meiner Herrin!
Und der König kam mit Haman.

Trank der König Wein in Fülle!
Sprach der König liebestrunken:
Was begehrst du, Vielgeliebte,
Alles will ich hin dir geben!

Willst du meines Reiches Hälfte,
Soll sie dir gegeben werden.
Sprach die schöne Herrin Esther:
Meine Bitte, mein Begehren,

Das ist dieses: Fand ich Gnade
In den Augen meines Königs,
Und wenn es gefällt dem König,
Mein Begehren zu erfüllen,

Komm der König doch mit Haman
Morgen Mittag zu dem Gastmahl,
Daß ich euch bereitet habe,
Dann benenn ich mein Begehren.

Bist du darum nicht zur Herrschaft
In dem Himmelreich gekommen,
Um in solchen schweren Zeiten
Uns zur Retterin zu werden?

Trat der König ein mit Haman,
Um mit Esther gut zu speisen.
Sprach der König zu der Herrin,
Als er schon vom Weine glühte:

Was ist dein Begehren, Esther,
Daß ich dein Begehren stille!
Sei es auch des Reiches Hälfte,
Soll sie dir gegeben werden.

Sprach die schöne Herrin Esther:
Habe Gnade ich gefunden
In dem Angesicht des Königs,
Willst du, schenke mir mein Leben

Und das Leben meines Volkes,
Denn wir werden preisgegeben,
Ich und meine Volksgenossen,
Daß man uns vernichtet, tötet!

Würden wir verkauft als Sklaven,
Wer erträglich doch das Übel,
Seufzen würde ich und schweigen,
Still und heimlich würd ich weinen.

Aber nun, o Herr, wir haben
Einen Feind, der ist sehr grausam,
Seine Grausamkeit, o König,
Ist dir schwere Last und Bürde.

Und der König mit der Rechten
Streckte aus das goldne Zepter
Als ein Zepter seiner Liebe,
Perlen an des Zepters Spitze.

Und die Königin erhob sich
Und sie sagte zu dem König:
Könnt ich jemals die Vernichtung
Meines lieben Volks ertragen?

Siehe, Mardochai sprach: Jahwe
Tat dies alles! Ich erinnre
Mich an die Vision des Traumes,
Der dies alles vorbedeutet.

Schreien, Lärmen, Donner, Beben!
War Verwirrung auf der Erde!
Kamen an zwei große Drachen,
Die bereit zum Kampfe waren.

Auf der Drachen Heulen kamen
Alle Völker in Bewegung,
Kämpften gegen die Gerechten,
Das gerechte Volk bekämpfend.

War ein Tag der Finsternisse,
Angst, Gefahr und große Drangsal!
Die Gerechten beten, flehen,
Sie bereiten sich zu sterben!

Die Gerechten riefen Gott an,
Da ward eine kleine Quelle
Rasch zu einem breiten Strome,
Viele Wasser sich ergossen.

Glanz und Sonnenlicht erschienen,
Und erhöht die Kleinen wurden
Und gestürzt die Großen wurden.
Nichts blieb unerfüllt vom Traumbild.

Diese kleine reine Quelle,
Die zum breiten Strome anschwoll
Und zu Licht und Sonne wurde,
Ist die schöne Herrin Esther!

Und die beiden großen Drachen,
Das sind Mardochai und Haman.
Heiden sind die vielen Völker,
Das gerechte Volk ist Juda.

Israel, das Volk der Juden,
Rief zu Zebaoth Jehowah!
Zebaoth Jehowah rettet
Uns durch Unsre Schöne Herrin!

Friedliche Gedanken denk ich,
Nicht Heimsuchungen von Kriegen.
Und der friedliche Gedanke
Steigt herab zum Werk des Friedens.

In dem Himmel hat Maria
Uns geschöpft den Himmelsfrieden
Und hat ihn herabgegossen
Überreich auf ihre Kinder.

Und der friedliche Gedanke
Steigt herab zum Werk des Friedens.
Und das Wort ist Fleisch geworden,
Unter uns wohnt nun die Weisheit.

Sprach der Engel zu Maria:
Gottes Geistkraft kommt hernieder
Und die Kraft des Allerhöchsten
Wird dich liebend überschatten.

Gottes Kraft und nicht ein Engel
Kommt auf dich herab, Geliebte,
Und die Kraft des Allerhöchsten
Und nicht Gabriel befruchtet.

Bleibe du nicht bei den Engeln
Stehen, vielgeliebtes Mädchen.
Einen bessern Trank erwartet,
Junge Frau, von dir die Menschheit.

Wenn du über die verehrten
Himmlischen hinausgehst, Mädchen,
Findest du den Vielgeliebten,
Den Geliebten deiner Seele.

Nur ein wenig steige über
Die verehrten Engelschöre
Du hinaus, du süßes Mädchen,
Nur ein wenig, sag ich, Mädchen.

Nicht als ob der Vielgeliebte
Stünde nicht unendlich höher,
Doch weil zwischen Engelsthronen
Und dem Liebling nichts zu finden.

Steige also über jene
Kraft und Macht der Engelschöre,
Cherubinen, Seraphinen
Und die göttergleichen Throne,

Dann wirst du den Vielgeliebten
Finden, den die Engel preisen:
Heilig, heilig, heilig bist du,
Herr, o Gott der Himmelsscharen!

Denn das Heilige, o Mädchen,
Das da wird von dir geboren,
Gottes Sohn wird es genannt sein,
Gib du ihm den Namen Jesus.

Und das wunderschöne Mädchen
Aufsteigt über alle Menschheit
Hoch bis zu den Götterthronen
Und noch über alle Schöpfung,

Weil sie über allen Geistern
Schöpfen muß das Lebenswasser,
Um es auf die ganze Schöpfung
Und die Menschheit auszugießen.

O, der Weisheit reine Quelle
Ist das Wort des Ewigvaters.
Dieses Wort wird, o Maria,
Durch dich fleischgewordnes Wort sein.

Spricht das Wort: Ich bin im Vater
Und der Vater ist im Worte.
Von dem Vater ausgegangen
Bin ich, bin von Gott gekommen.

In dem Anfang war der Logos.
Schon der Weisheit Quelle sprudelt,
Doch der Weisheit Quelle sprudelt
Vorerst in sich selber, Mädchen.

Bei der Gottheit war der Logos,
Unzugänglichkeit des Lichtes
War bei Gott des Logos Wohnung.
Also spricht der Herr von Anfang:

Ich denk friedliche Gedanken,
Nicht Heimsuchungen der Kriege.
Doch bei Gott ist Gottes Denken.
Was weiß ich von Gottes Denken?

Wem bekannt ist Gottes Weisheit,
Wem bekannt der Sinn des Logos?
Wer gab einen Rat dem Höchsten,
Wer war je des Herrn Berater?

Und der friedliche Gedanke
Steigt herab zum Werk des Friedens.
Und das Wort ist Fleisch geworden,
Unter uns nun wohnt die Weisheit.

Und das Wort wohnt durch den Glauben
Innerlich in unsern Herzen,
Im Gedächtnis und im Denken,
In der Phantasie des Menschen.

Was, vor der Geburt des Logos,
Konnten denken Menschengeister
Über Gott, wenn nicht die Menschen
Götzenbilder sich gebildet?

Gott spricht aus das Wort des Friedens
Über alle seine Kinder,
Seine Heiligen und alle,
Die zu Jesu Herz sich wenden.

Eifrig musst du Sorge tragen,
Daß das Wort nicht leer zurückkehrt,
Das vom Vatermunde ausging
Und zu uns kam durch die Jungfrau,

Sondern durch dasselbe Mädchen
Bring zum Dank für Gottes Gnade
Gnadenfrüchte dar als Opfer,
Liebesfrüchte durch das Mädchen.

Gott, unfasslich, unzugänglich,
Unsichtbar und unausdeutbar,
Wollte sich erfassen lassen,
Sehen lassen, denken lassen.

Wie er da lag in der Krippe,
Thronte auf dem Schoß der Jungfrau,
Auf dem Berge hielt die Predigt,
Im Gebet die Nacht durchwachte,

Oder wie er hing am Kreuze
Und erblasste in dem Tode,
Herrschte in dem Totenreiche,
In der Unterwelt der Schatten,

Auferstand am dritten Tage,
Wie er Thomas wies die Wunden,
Wie er in den Himmel auffuhr,
Die Verborgenheit des Himmels.

Dieses zu betrachten, nenne
Ich die Weisheit, jene Weisheit,
Die Maria für uns schöpfte,
Reichlich über uns herabgoß.

Diese Weisheit aber schöpfte
Unsre Herrin in dem Himmel
Über allen Engelssphären,
Über höchsten Götterthronen.

Diese Weisheit aber schöpfte
Sie, die selbst empfing den Logos,
Logos aus des Vaters Herzen,
Und so steht es auch geschrieben:

Ruft ein Tag dem Tag das Wort zu!
Gott der Herr ist Tag, Maria
Aber auch ist Tag vom Tage.
Warum ist ein Tag die Jungfrau?

Herrlich strahlt der Tag der Jungfrau,
Denn sie ist die Morgenröte,
Strahlend wie das Licht der Sonne,
Milde wie des Mondes Schimmer.

Eine Lilie unter Disteln
Meine Freundin unter Frauen.
Er auch Lilie unter Disteln,
Friedlich unter Friedensfeinden.

Bei Maria weidet Jesus
Wie ein Lamm in Lilienauen,
Maßlos aber bei ihr weidend,
Da sie überreich an Lilien.

Ich will aber Feindschaft setzen
Zwischen Satan und dem Weibe,
Sie wird ihm den Kopf zertreten,
Ihm den Schlangenschädel spalten.

Jesus wird herniedersteigen
Wie der Regen auf die Erde,
Wie die Tropfen Tau des Morgens
Auf das reine Vlies des Lammes.

Sei gegrüßt, Maria, Jungfrau,
Gott ist mit dir, Gnadenvolle,
Auserwählte unter Frauen,
Mehr gesegnet als die Weiber.

Wenn die Stürme der Versuchung
Sich erheben, Zorn und Hader,
Wollust, Trübsal, Angst und Kummer,
Schau zum Morgenstern Maria!

Gabriel, der sanfte Engel,
Ward gesandt vom lieben Gotte
Zu der Nazarener Jungfrau,
Die dem Josef angetraut war.

Und an jenem Tag die Berge
Träufeln lauter Süßigkeiten
Und die Himmel flossen über
Überreich von Milch und Honig.

Als die Himmel den Gerechten
Oben niedertauten segnend
Und die Wolken den Gerechten
Niederregneten in Strömen,

Mutter Erd mit breiten Brüsten
Öffnete den Schoß dem Regen,
Ließ erblühen den Gerechten,
Liebevoll der Heiland sprosste.

Gott gab seinen Himmelssegen
Und die Erde ihre Früchte,
Und auf jenem Berg der Berge,
Überreichlich-fettem Berge,

Kamen liebend sich entgegen
Die Barmherzigkeit und Wahrheit,
Die Gerechtigkeit und Friede,
Küssten sich mit Liebesküssen.

Hätte uns der Gott der Scharen
Nicht gelassen einen Samen,
Wären wir dahin wie Sodom
Und vernichtet wie Gomorrha.

Aber dieser Same blühte
Wundersam in Wunderzeichen
Bei dem Auszug aus Ägypten,
Zeichen, die auf Christus deuten.

Christus nämlich wird mit gutem
Recht gesehn als Frucht des Samens,
Als die allerreinste Blüte.
Es erblühte Jesus Christus.

Und der Engel ward gesendet
Zu der Jungfrau. Sie war Jungfrau
Nach dem Fleische, nach dem Geiste,
Dem Gelübde nach, Geweihte,

Wie sie der Apostel lobpreist,
Heilig, rein an Leib und Seele,
Nicht mit äußerm Schmuck der Schönheit,
Eines sanften stillen Geistes.

Sie ward ja nicht neu erfunden,
War von Ewigkeit Erwählte.
Gott der Allerhöchste hatte
Sie erkannt, für sich bereitet.

Engelchöre sie bewahrten
Und Propheten sie verhießen,
Von den Zeugnissen der Seher
Soll ich hier auch etwas sagen.

Gott sprach nämlich zu der Schlange:
Feindschaft will ich setzen zwischen
Dir, der Schlange, und dem Weibe,
Dies Weib ist die neue Eva.

Zweifelst du noch, ob Maria
Wirklich ist die neue Eva?
Also höre diese Worte,
Wie sie in der Bibel stehen:

Dieses Weib wird dir zertrümmern
Deinen Schädel, alte Schlange!
Welche Frau so triumphierte
Als allein die Frau Maria?

Sie hat ohne allen Zweifel
Diesen Schädel mit dem Giftzahn
Und das Haupt der alten Schlange
Mit dem bloßen Fuß zertreten.

Die Einflüsterung des Bösen
In der fleischlichen Verstockung
Und dem Stolz des Menschengeistes
Ganz zunichte macht Maria.

Welche Dame als Maria
Pries denn Salomon im Liede:
Eine starke Frau voll Tugend,
Wer wird diese Dame finden?

Salomo in seiner Weisheit
Kannte die Verheißung Gottes,
Daß der böse Feind besiegt wird
Durch ein starkes Weib alleine.

Darum pries er voll Bewundrung:
Eine starke Frau voll Tugend,
Wer wird solche Dame finden?
Sie ist mehr wert als Korallen.

Wenn nun von der Hand der Dame
Abhängt unser Heil der Seele,
Sie die Unschuld wieder herstellt,
Ihr der Sieg wird über Satan,

Dann ist es gewiß, dass eine
Starke Frau es sein muß, mächtig,
Solcher Pflicht zu sein gewachsen,
Tüchtig, voller Kraft und Tugend.

Aber dass man nicht verzweifle,
Ob man diese Dame finde,
Diese Dame voller Stärke,
Spricht nun Salomo voll Weisheit:

Aus der Ferne kommt ihr Adel
Und ihr Wert von fernsten Grenzen.
Denn sie ist nicht mittelmäßig,
Ist nicht billig, ist nicht irdisch,

Nicht vom erdenahen Himmel
Kommt der Adel dieser Dame,
Nein, vom allerhöchsten Himmel
Ist Maria ausgegangen!

Aus der Gnadenquelle schöpfst du
Überreiche Gnadenströme,
Du schwillst an zum breiten Strome,
Gibst die Fruchtbarkeit der Erde.

Herrsche denn, o Friedefürstin,
Zwing ins Joch die stolzen Nacken
Und befriede die Empörer
Und erleucht die finstern Herzen!

Wenn des Stolzes und der Ruhmsucht
Wogen dich bedrängen, Ehrgeiz,
Lästerzungen, ruf Maria:
O Maria, Stella Maris!

In dem Himmel ist ihr Lichtglanz,
Hellstes Licht vor allen Lichtern,
Dringt auch durch das Reich des Todes,
Sie erstrahlt noch hell im Hades.

Mutter Erd mit breiten Brüsten
Sie erleuchtet wie die Sonne,
Nicht so sehr die Körper wärmend,
Als den Herzen Weißglut schenkend!

Sie ist das erlesne Sternbild,
Übers Meer erhöhte Schönheit.
Wenn dich Leidenschaft und Wollust
Anficht, rufe zu Maria!

Wenn die Furcht vorm Jüngsten Tage
Dich erschreckt und wenn die Schwermut
Dich verschlingt im schwarzen Abgrund,
Rufe: Ave maris stella!

Sie, die Königin der Liebe,
Ist der Lichtglanz auf dem Meere!
Sie erleuchtet durch ihr Vorbild,
Wende nie von ihr die Augen!

Wende nie von ihr die Augen,
Von der Königin der Liebe,
Königin der schönen Liebe,
Von dem Sterne überm Meere!

Diese Gnade schenkt Maria:
Frieden zwischen Mensch und Gottheit,
Tod des Todes, ewges Leben,
Unschuld in dem Paradiese!



DAS JESUSKIND I


Wer in diesem Bild mich, Seele,
Ehrt mit Frömmigkeit und Treue,
Viele Gnaden wird er finden
Und ich werde zu ihm kommen.

In die Zelle, fromme Seele,
Laß mich ein, schon bin ich bei dir.
Ich bin Gast, empfang mich fröhlich,
Komme froh zu dir im Maien.

Schau ums Herz die Dornenkrone,
Die der Undank mir geflochten,
Statt zu höhnen sei du dankbar,
Dann bin ich zutiefst getröstet.

Flammen brennen auf dem Herzen,
Welche Glut und welcher Lichtglanz,
Zeugen meines Liebeskummers
Voll von Überfluß der Liebe.

Dir und allen Menschenkindern
Brennt mein Herz in heißer Liebe!
Gib zur Sühne deine Liebe,
Statt des Hohnes gib mir Leiden!

Weit geöffnet ist mein Herz dir,
Dring du tief ins Herz des Herzens,
Da sei deine liebste Stätte,
Wo dich hinruft meine Weisheit.

In der Zelle ganz alleine
Gib mir Leiden, gib mir Arbeit,
Nach der Arbeit in der Zelle
Schenk mir deine Seelenruhe.

Beten sollst du, beten, beten,
Sei dein Herz gleich meinem Herzen,
Kämpfe für das Glück der Seelen,
Daß erblüht mein Reich der Liebe.

Schau mein Bild erneut, o Seele,
Schau, mein Herz so reich und liebend
Ist der Lohn für deine Treue
Und die weiße Flut des Friedens.

Friede ist im Herzen Gottes,
Frieden findest du auf Erden
Und für allen Schmerz der Erde
Schenk ich dir das Glück des Himmels!



DAS JESUSKIND II


Kleiner Jesus, zu dir eil ich,
Bitte dich durch deine Mutter:
Rette mich aus meinen Leiden,
Denn ich glaub an dich, o Jesus!

Ja, ich glaub, du kannst mich schützen,
Kleiner Jesus, meine Gottheit,
Voll Vertrauen will ich hoffen,
Daß ich deine Gnade finde.

O ich liebe dich von Herzen,
Ich bereue meine Fehler,
Mir verzeihe meine Fehler,
Kleiner Jesus, meine Schwächen.

Bessern will ich mich, bemühen,
Dich nicht zu betrüben, Jesus.
Darum will ich mich dir schenken
Und geduldig für dich leiden.

Dienen will ich dir, o Jesus,
Alle Menschenkinder lieben
Will ich deinetwegen, Jesus,
Alle wie mich selber lieben.

Ja, ich bet dich an, mein Jesus,
Starkes Kind, ich will dich bitten:
Rette mich aus meinen Leiden,
Kleiner Jesus, große Gottheit,

Daß im Himmel ich genieße
Mit der liebenden Madonna
Dich und mit den schönen Engeln
Ewig! Amen, Amen, Amen.



DAS LIED DER LIEDER


Dieses ist das Lied der Lieder,
König Salomo gewidmet.
Küssen soll mich mein Geliebter,
Küssen mich mit seinem Munde.

Gut ist deine schöne Liebe,
Besser selbst als edler Rotwein,
Herrlich duften deine Salben
Und dein Name ist wie Salböl,

Hingegossen ist dein Name,
Dafür lieben dich die Frauen.
Reiß mich hinter dich, Geliebter,
Rennen wir gemeinsam eilig!

Ja der Herrscher, ja der Herrscher
Brachte mich in seine Räume.
Mit dir wollen wir uns freuen,
Glücklich sein mit dir, Geliebter.

Wollen uns an deine Liebe
Immerdar erinnern, lieber
Uns erinnern als an Rotwein,
Dich liebt man zu Recht, Geliebter.

Schwarz bin ich und eine Schönheit,
Frauen Zions, Töchter Zions,
Wie die schwarzen Zelte Kedars,
Wie der Teppich Salomonis.

Schaut mich doch nicht an, ihr Frauen,
Daß ich schwarz bin, weil die Sonne
Mich getroffen, Frauen Zions,
Weil die Sonne mich verbrannte.

Und die Söhne meiner Mutter,
Sie sind wütend auf die Schwester,
Sollte hüten ich den Weinberg,
Meinen hab ich nicht gehütet.

Den ich wie mein Leben liebe,
Sag, wo hütest du die Herde?
Wo ruht mittags deine Herde,
Wo lässt du die Herde ruhen?

Warum bin ich denn wie eine,
Die verbergen muß die Schönheit
Bei den Herden deiner Freunde?
Sag es mir, mein Vielgeliebter.

Wenn du das nicht weißt, Geliebte,
O du unter Frauen Schönste,
Dann brich auf, geh in den Spuren
Schwarzer Ziegen, weißer Lämmer.

Hüte deine eignen Zicken
Bei den Wohnungen der Freunde,
Weide deine schwarzen Böcke
Bei den Zelten der Genossen.

Ich stell dich mir vor, Geliebte,
Als die Stute vor dem Wagen
Pharaos. Wie reizvoll sind doch
Deine Wangen mit den Ketten

Und dein Hals mit Perlenschnüren.
Kettchen mach ich dir aus Silber,
Kettchen dir mit goldnen Kugeln,
Häng dir um den Hals die Kettchen.

Siehe da, solang der König
Sein Gelage an der Tafel
Feiert, duftet meine Narde,
Schenkt ihm meine Narde Düfte.

Mein ist ganz dann mein Geliebter,
Er ist wie ein Büschel Myrrhe,
Ruhend zwischen meinen Brüsten,
Mir gebettet an dem Busen!

Mein ist ganz dann mein Geliebter,
Eine Zypertraube, Henna,
In dem Weinberg von En-Gedi,
Eine Zyperblume Kopher.

Du bist schön, o meine Freundin,
Deine Augen Turteltauben.
Du bist schön, o mein Geliebter,
Unser Bett ist aus Zypressen,

Grün ist unser Bett und lieblich,
Unsres Hauses Bretter Zedern
Und die Balken von Zypressen
In dem Wald des Libanones.

Ich bin eine weiße Lilie
In den grünen Scharonwiesen.
Ich bin eine rote Rose,
Blühend in den tiefen Tälern.

Eine Rose unter Nesseln,
So ist meine liebe Freundin
Unter all den andern Frauen,
Eine dornenlose Rose.

Wie ein Apfelbaum mit Äpfeln
Unter dem Gehölz des Waldes,
Also ist mein Vielgeliebter
Unter all den andern Männern.

In dem Schatten des Geliebten
Bin ich voll Begierde, lege
Nieder mich. Und seine Frucht ist
Lieblich schmeichelnd meinem Gaumen.

Er hat mich gebracht ins Weinhaus,
Liebe über mir sein Banner,
Er stärkt mich mit Traubenkuchen
Und er steht mir bei mit Äpfeln.

Krank bin ich vor großer Liebe!
Seine Linke unter meinem
Haupte, seine Rechte herzt mich,
Liebend liegen wir umschlungen.

Ich beschwöre euch, ihr Frauen
Von Jerusalem, beschwöre
Euch bei den Gazellen oder
Bei den Hirschkühn auf den Feldern,

Weckt die Liebe nicht, die Liebe,
Bis es selbst gefällt der Liebe,
Stört sie nimmer auf, die Liebe,
Bis es selbst gefällt der Liebe.

Da, die Stimme meines Liebsten!
Ja er kommt! Nun kommt mein Liebster!
Er springt über die Gebirge,
Eilig hüpft er über Hügel.

Der Gazelle und dem Hirsche,
Einem jungen Hirsche ähnlich
Mein Geliebter ist. Da steht er,
Steht er hinter unsrer Mauer,

Und da schaut er durch das Fenster
Und da blickt er durch den Vorhang.
Mein Geliebter, er beginnt nun,
Mein Geliebter spricht die Worte:

Stehe auf, geliebte Freundin,
Komm, o vielgeliebte Freundin,
Meine Schöne, komm, komm eilig,
Komm zu mir, o Vielgeliebte!

Schau, der Winter ist vergangen
Und der Regen ist vergangen
Und der Regen ist entwichen,
Blüten blühen auf der Erde.

Nun ist Zeit für Liebeslieder,
Horch, in unserm Lande lässt sich
Hören nun die Turteltaube,
Taubengirren, Taubengurren.

Und die Feige, sieh, die Feige,
Sie hat Farbe jetzt bekommen,
Und die Rebenblüten duften.
Freundin, stehe auf, komm eilig!

Meine Taube in den Schluchten,
Taube in der Felsenspalte,
Im Versteck des Abhangs, Taube,
Laß mich nun dein Girren hören.

Wahrlich, wahrlich, deine Stimme
Tut mir wohl und dein Erscheinen
Ist ein Wunder, deine Stimme,
Sie ist süß, dein Aussehn lieblich.

Greift den Fuchs, die kleinen Füchse,
Kleine Füchse ruinieren
Alle unsre Weinterrassen,
Doch der Weinberg steht in Blüten.

Mein Geliebter ist mein eigen,
Ich gehöre dem Geliebten.
Und er weidet unter Rosen,
Weißen, roten, gelben Rosen.

Bis die Abendwinde wehen
Und des Tages Schatten fliehen
Wende dich, mein Vielgeliebter,
Sei Gazellenbock, sei Rehbock!

Sei gleich einem jungen Hirsche,
Mein Geliebter, sei du selber
Hirsch auf den getrennten Bergen,
Rehbock auf dem Scheideberge!

Auf dem Bett in meinen Nächten
Suchte ich den Vielgeliebten,
Den ich liebe wie mein Leben,
Suchte ihn, doch fand ihn nimmer.

Ich will aufstehn und herumgehn
In der Stadt, auf Markt und Straße,
Suchen will ich den Geliebten,
Den ich wie mein Leben liebe.

Zwar ich sucht ihn, doch ich fand nicht
Den ich wie mein Leben liebe.
Doch es fanden mich Soldaten,
Die herumziehn in den Städten.

Habt ihr den gesehn, Soldaten,
Den ich wie mein Leben liebe?
Kaum war ich vorbeigegangen,
Fand ich meinen Vielgeliebten.

Fasste ihn, hielt ihn umschlungen,
Ließ nicht los den Vielgeliebten,
Bis ich ihn gebracht zum Hause
Meiner Mutter, in ihr Zimmer,

In das Zimmer meiner Mutter,
Die mich einst geboren hatte,
In die Kammer meiner Mutter,
Deren Kind ich bin alleine.

Ich beschwöre euch, ihr Frauen
Von Jerusalem, beschwöre
Euch bei den Gazellen oder
Bei den Hirschkühn auf den Feldern,

Weckt die Liebe nicht, die Liebe,
Bis es selbst gefällt der Liebe,
Stört nicht auf die schöne Liebe,
Bis es selbst gefällt der Liebe.

Wer ist sie, die da heraufsteigt
Aus der Wüste wie der Weihrauch,
Wie umräuchert von dem Weihrauch,
Vom Parfüm und von der Myrrhe?

Seht sein Bett und seht die Sänfte
Salomonis! Sechzig Helden
Stehn um seine Sänfte, sechzig
Helden von den Söhnen Zions.

Alle tragen sie das scharfe
Schwert im Griff, sind militärisch
Gut trainiert. Ein Mann am Schenkel
Trägt sein Schwert zum Schutz vorm Terror!

Welch ein Prachtbett hat der König
Salomon sich doch gestaltet!
Holz von Libanon die Bretter,
Seine Ständer reines Silber,

Seine Lehnen Gold, das Lager
Purpurrot von Samt und Seide,
Und das Innere gehalten
Von der Liebe seiner Frauen.

Frauen Zions, kommt und schaut auf
Salomo, den weisen König,
Schaut auf seine goldne Krone,
Die geschenkt ihm seine Mutter,

Seine Mutter, die ihn krönte
An dem Tag der Herzensfreude,
Die ihn mit der Krone kränzte
An dem Tage seiner Hochzeit!

Du bist schön, geliebte Freundin,
Deine Augen reine Tauben,
Schaun durch deinen feinen Schleier,
Turteltauben deine Blicke.

Deine Haarflut schwarze Ziegen,
Wallend von dem Berge Gilad,
Deine Zähne elfenbeinern,
Eine frischgeschorne Herde,

Die hinaufsteigt aus dem Bade,
Allerreinste Zwillingslämmer,
Schafe, keine unter ihnen
Ist beraubt der Zwillingslämmer.

Deine Lippen eine Kordel,
Scharlachrot die Lippenschminke.
O wie wohl tut mir dein Sprechen,
Lieblich alle deine Worte.

Eine Spalte der Granate
Deine Schläfe unterm Schleier.
Davids Turm dein Hals, der schlanke,
Ist gebaut als eine Festung,

Tausend Schilde hangen strahlend
An dem Turme, Heldenschilde.
Deine beiden Wonnebrüste
Zwillingskitze einer Hirschkuh,

Deine beiden Wonnebrüste,
Zwillingskitze einer Hirschkuh,
Weiden, beide Zwillingskitze,
In den Lilien deiner Liebe!

Bis die Abendwinde wehen
Und die Tagesschatten fliehen
Gehe ich zum Myrrhenberge,
Gehe ich zum Weihrauchhügel.

Schön bist du, vollkommne Schönheit,
Meine fleckenlose Schönheit,
Makellose, unbefleckte
Schönheit bist du, meine Freundin!

Komm vom Libanon, Geliebte,
Komm vom Libanon, Verlobte,
Komm vom Amana, der Höhe,
Komm vom Senir, komm vom Hermon!

Komm herab vom Löwenlager,
Komm herab vom Pantherlager!
Du hast mir das Herz verwundet,
Schwesterbraut, geliebte Freundin!

Du hast mir das Herz verwundet
Mit dem Blicken deiner Augen,
Mit dem Medaillon des Kettchens
Deines schlanken Schwanenhalses.

O wie schön ist deine Liebe,
Meine Schwesterbraut, Geliebte!
Deine wonnereiche Liebe
Ist mir besser als der Rotwein.

Die Gerüche deiner Salben
Übertreffen die Parfüme,
Honig tropft von deinen Lippen,
Meine Braut und Vielgeliebte,

Milch und Honig, Milch und Honig
Strömen süß von deiner Zunge,
Die Gerüche deiner Kleider
Sind wie Libanon im Frühling.

Du bist ein verschlossner Garten,
Schwesterbraut, o Vielgeliebte,
Du bist ein verschlossner Brunnen,
Eine Quelle, die versiegelt.

Was du ausstrahlst, Vielgeliebte,
Ist das Paradies! Ein Eden,
Reich an Granatapfelbäumen
Mit den purpurroten Äpfeln,

Henna, Narde, Zimt und Safran,
Myrrhe, Aloe und Weihrauch
Und Zitronengras und Balsam,
Wahrlich allerbestem Balsam!

Gartenquelle bist du, Liebste,
Wasserbrunnen voller Leben,
Von dem Libanon hernieder
Fließt dein Wasser in den Garten.

Nun verstumme, scharfer Nordwind,
Nun erwache, süßer Südwind,
Blase mir durch meinen Garten,
Daß die Balsamstauden tropfen!

Kommen soll mein Vielgeliebter
Rasch in seinen Freudengarten,
Speisen soll er seine Früchte,
Spalten meine Honigwabe!

Ja, ich kam in meinen Garten,
Meine Schwester, meine Freundin,
Hab genommen meine Myrrhe,
Hab genommen meinen Balsam,

Hab gegessen deine Wabe
Und geleckt an deinem Honig,
Habe deine Milch getrunken
Und den Rotwein aus dem Becher.

Ja, ich hab den Wein getrunken,
Trinkt auch ihr, o meine Brüder,
Und berauscht euch an dem Rotwein
Und berauscht euch an der Liebe!

Müde war ich, meine Seele
Aber wachte. Da, die Stimme
Meines vielgeliebten Freundes,
Horch, er pocht an meine Pforte.

Öffne mir, Geliebte, Schwester,
O Vollkommne, o mein Täubchen!
Denn mein Haupt ist voll von Nachttau
Und mein Haar ist feucht von Tropfen.

Aber ich hab meine Kleider
Allesamt schon ausgezogen,
Sag mir, soll ich wieder anziehn
Meine Kleider, mein Geliebter?

Meine Füße sind gewaschen,
Soll ich wieder sie beschmutzen?
Meine Glieder sind gebadet,
Soll ich wieder sie beflecken?

Mein Geliebter streckt die Hand aus
Durch die Spalte meiner Pforte
Und das Innre meines Schoßes
Stöhnte meinem Freund entgegen!

Also steh ich auf und öffne
Meinem vielgeliebten Freunde,
Meine schlanken Hände triefen
Von dem edlen Öl der Myrrhe,

Meine feinen Finger triefen
Von den fließenden Balsamen
An dem Riegel meiner Pforte,
Triefen an dem Griff des Riegels!

Ich, ich habe ihm geöffnet,
Meinem vielgeliebten Freunde!
Da hat er sich abgewendet
Und mein Freund ist fortgegangen.

Also brech ich auf! Und meine
Seele aufbricht, seinem Wort nach!
Zwar ich suche, doch ich find nicht,
Zwar ich rufe, doch ich hör nichts.

Doch mich fanden die Soldaten,
Die herumstehn in den Straßen,
Die verwundeten mich stechend
Und sie hoben meinen Rock hoch!

Ich beschwöre euch, ihr Frauen
Von Jerusalem, ihr Frauen,
Sagt doch meinem Vielgeliebten,
Ich bin krank vor heißer Liebe!

Liebste, was denn unterscheidet
Deinen Vielgeliebten, Liebste,
Von den andern Männern allen,
O du Schönste aller Frauen!

Was denn unterscheidet deinen
Liebsten von den andern Männern,
Daß du uns beschwörst, o Freundin,
Bei den Rehen in den Wäldern?

O mein Freund ist rot und strahlend,
Erster unter Abertausend,
Pures Gold sein Haupt, wie Feingold,
Seine Haare Dattelrispen.

Seine Augen Turteltauben,
Die an Wasserbächen sitzen.
Seine Zähne sind gebadet
In der Milch in grader Reihe.

Seine Wangen ein Gewürzbeet
Und wie Türme von Aromen,
Seine Lippen rote Rosen,
Die von Myrrhe überfließen.

Seine Hände goldne Ringe,
Goldne Ringe mit Türkisen.
Und sein Körper ist ein Kunstwerk
Wie ein Turm von Elfenbeinen.

Seine Schenkel Marmorpfeiler,
Festgestellt auf goldner Basis.
Wie der Libanon gestaltet
Er, wie auserlesne Zeder.

Bestem Wein gleich seine Lippen,
Alles an ihm voll Begierde!
Das ist mein Geliebter, Frauen
Von Jerusalem, mein Liebster!

Wohin ist er denn gegangen,
Dein Geliebter, Wunderschöne?
Wohin wandte sich dein Liebster,
Wo nun sollen wir ihn suchen?

Mein Geliebter ist gestiegen
In den Park der Balsambeete,
Um zu weiden in dem Garten,
Dort zu pflücken seine Rose.

Ich gehöre meinem Liebsten,
Ganz gehört mir mein Geliebter!
Mein Geliebter weidet in den
Weißen, roten, goldnen Rosen!

Schön bist du, o Vielgeliebte,
Schön wie Tirza in dem Norden,
Wie Jerusalem, die schöne,
Bist du schön, o Vielgeliebte!

Schrecklich du wie Kriegsbeflaggung!
Wende deine Augen von mir,
Sitze ich dir gegenüber,
Ich verliere sonst die Fassung!

Deine Haare eine Herde
Schwarzer Zicken von dem Berge
Gilead herniederfließend,
Seidenschwarze, lange Haare!

Deine Zähne eine Herde
Mutterschafe, welche steigen
Frischgewaschen aus dem Bade,
Alle haben Zwillingslämmer.

Keins von diesen Mutterschafen
Ist beraubt der eignen Kinder.
Paarweis stehen sie geordnet,
Strahlendreine Zwillingslämmer!

Eine Spalte der Granate
Deine Schläfe unterm Schleier,
Rot wie glühende Granaten,
Purpurrot wie die Granatfrucht.

Da sind sechzig Königinnen,
Da sind achtzig Konkubinen,
Da sind junge schöne Mädchen
Ohne Zahl, des Mannes Wonnen!

Aber du bist meine Eine!
Bist mein Täubchen, o Vollkommne,
Meine reine Turteltaube,
Auserwählte deiner Mutter.

Meine Reine, meine Eine,
Meine Feinde, rein der Mutter,
Ihr, die dich geboren, Tochter,
Unter jenem Apfelbaume.

Junge schöne Mädchen sehn dich,
Königinnen, Konkubinen
Preisen dich glückselig, Freundin,
O du Schönste aller Frauen!

Wer ist jene, die herabschaut
Wie die schöne Morgenröte?
Lieblich ist sie wie der Vollmond,
Herrlich strahlend wie die Sonne!

In den Walnussgarten ging ich,
Um das frische Grün zu sehen,
Ob der Weinstock sprießt, zu schauen,
Ob schon die Granaten blühen.

Meine Leidenschaft versetzt mich
Auf den Wagen meines Volkes,
Streitbereiten Gottesvolkes,
Schrecklich du wie Kriegsbeflaggung!

Dreh dich um im Tanze, dreh dich,
Kehre um, o Schulamithin,
Dreh dich um im Tanze, dreh dich,
Daß wie dich betrachten können!

Was denn möchtet ihr betrachten
Schulamith in ihrem Tanze?
Schauen wollen wir dich tanzen
Mahanajims Hochzeitstänze!

Schön sind deine bloßen Füße
In den goldenen Sandalen,
Schön die Rundung deiner Schenkel
Wie die Spange eines Goldschmieds!

Und dein Nabel ist ein Becher,
Welchem nie der Mischwein mangelt!
Trinken will ich meinen Mischwein
Aus dem Becher deines Nabels!

Und dein Schoß! Ein Weizenhaufen,
Rings umstickt mit Lilienblüten!
Wie das Innre warmen Dampfbrots
Ist dein Schoß, o Vielgeliebte!

Deine beiden Brüste! Kitze,
Zwillingskitze der Gazelle!
Und dein Hals, der lange schlanke,
Ist ein Turm von Elfenbeinen.

Deine Augen wie die Teiche,
Wie der Ententeich von Heschbon
An dem Tore von Bath-Rabbim,
Klare Teiche, Himmel spiegelnd.

Deine Nase wie das Türmchen
Auf dem Libanongebirge,
Niederschauend nach Damaskus,
Deine Nase voll des Odems.

Und dein Haupt, o Vielgeliebte,
Ist so heilig wie der Karmel!
Und in deinen Lockenschlangen
Liegt gefesselt nun der König!

O wie schön und wie so wohlig
Bist du, Liebe voller Wollust!
O du Schönste aller Frauen,
Meine Wonne, meine Wollust!

Da ist die Gestalt der Freundin,
Einer Palme ist sie ähnlich,
Pralle Trauben deine Brüste,
Die Brustspitzen wie Rosinen!

Sag ich mir, ich will besteigen
Die Gestalt wie eine Palme
Und die Palmenwedel fassen
Und die Dattelfeige pflücken!

Deine Brüste sind wie Trauben!
Süße Brüste, süße Trauben!
Und der Atem deines Mundes
Ist erfrischend wie ein Apfel.

Und wie Rotwein edler Sorte
Deine scharlachroten Lippen
Und der Wein des Mundes gleitet
Feucht mir über Schlummerlippen!

Mein Geliebter, ganz mein eigen!
Ganz ich eigne dem Geliebten!
Mein geliebter Freund begehrt mich
Mit unendlicher Begierde!

Auf mein Liebster! Laß uns wallen
Zu den Wiesen, zu den Wäldern,
Laß die Nacht uns dort verbringen,
Laß uns schlafen unter Henna!

Brechen auf wir zu dem Weinberg,
Schaun wir, ob der Liebe Wein sprießt,
Ob sich schon die Knospen öffnen,
Ob schon die Granaten blühen.

Dort will ich dir Liebe schenken!
Will dir meine Liebe schenken!
Meine ganze Liebe schenken!
Meiner Liebe Ganzhingabe!

Liebesäpfel schenken Düfte,
Die Alraunen zaubrisch duften.
Alte Äpfel, neue Äpfel
Hab ich dir bewahrt, Geliebter.

Wärst du doch mein junger Bruder
Und der Säugling meiner Mutter,
Dürft ich dich im Freien küssen,
Keine würde uns verachten.

Führen will ich dich, Geliebter,
In die Wohnung meiner Mutter,
Die mich lehrte in der Liebe
Und der lebenslangen Treue.

Und ich gäbe dir zu trinken
Vom gewürzten Rotwein Zyperns
Und vom Moste meiner Äpfel
Und dem Moste der Granaten.

Seine Linke unterm Haupte
Ruhend, seine Rechte herzt mich,
Zärtlich liegen wir umschlungen,
Arm in Arm, o Vielgeliebter.

Ich beschwöre euch, ihr Frauen
Von Jerusalem, beschwöre
Euch, weckt nimmer auf die Liebe,
Bis es selbst gefällt der Liebe.

Wer ist sie, die da herankommt
Aus der Wüste, sanft sich lehnend
An den Liebling, den Geliebten,
Wer ist diese Makellose?

Unterm Apfelbaum geweckt ward
Die Geliebte, dort in Wehen
Wand dereinst sich deine Mutter,
Wand sich unterm Apfelbaume.

Leg mich wie ein rotes Siegel
Auf deine heißes Herz, Geliebter!
Leg mich wie ein rotes Siegel
An den Finger, Vielgeliebter!

Stärker als der Tod ist Liebe,
Wollust heißer als die Hölle!
Liebesflammen! – Feuerflammen! –
Liebesflammen! – Flammen Jahwes!


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