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DAS JÜNGSTE GERICHT

Von Peter Torstein Schwanke

Maria sagte: „Sag Tom, er möge aufhören zu weinen!“ Und an Tom gewandt, forderte sie ihn auf: „Sei froh! – Sei doch froh, Tom!“ Da lächelte er.
(Maria in Irland 1985)



ERSTER GESANG
DIE PRINZESSIN VON ZYPERN


War einmal ein deutscher König
In dem Königreich der Friesen,
Ulrich war des Königs Name,
Seine Königin hieß Frauke.

Aber krank ward seine Frauke
Und die weisen Ärzte sprachen,
Beste Medizin für Frauke
Seien Apfelbaumes Äpfel.

Vor dem Fenster seines Schlosses
Wuchsen immer im September
In dem schönen Schlosspark Äpfel,
Mondenrund mit roten Wangen.

König Ulrich ließ bewachen
Diesen Apfelbaum im Garten,
Ließ die Äpfel alle zählen,
Kaum dass sie so groß wie Kiesel.

Einmal in dem Mond September,
Da die Äpfel prächtig reiften,
Wachte nachts der König Ulrich
Auf von lautem Flügelrauschen.

Sah er in dem Apfelbaume
Sitzen eine goldne Taube
Und der goldnen Taube Nacken
War von bunten Edelsteinen.

Eben als die goldne Taube
König Ulrich sah im Nachthemd,
Nahm sie sich vom Apfelbaume
Einen Apfel, flog vondannen.

Wozu hab ich denn den Gärtner?
Rief voll Zorn der König Ulrich,
Soll der Gärtner doch bewachen
Fraukes Apfelbaum im Garten.

Schlafen konnte König Ulrich
Diese Nacht nicht mehr im Bette
Und am Morgen in der Frühe
Rief er Eberhard, den Gärtner.

Majestät, o Hoheit Ulrich,
Habt Erbarmen, habt Erbarmen,
Wird kein Apfel mehr gestohlen,
Dafür sorgen meine Söhne.

Meine Söhne sind Joachim,
Stephanus und Peter Torstein,
Sind die besten Bogenschützen
In dem ganzen freien Friesland.

Immer nachts beim Apfelbaume
Werden meine Söhne wachen
Und bewachen Fraukes Äpfel,
Ihrer Herrin Fraukes Äpfel.

Als die Nacht hereingebrochen,
Zog Joachim auf die Wache,
Aber zu der zwölften Stunde
Kam heran die goldne Taube.

König Ulrich hörte Rauschen
Von den goldnen Taubenflügeln,
Sah, Joachim schlief im Garten
Und ein Apfel ward gestohlen.

Voller Zorn war König Ulrich,
Eberhard ward ausgescholten
Und Joachim ward getadelt,
Dann ging König Ulrich schlafen.

In der nächsten Nacht bewachte
Stephanus mit Pfeil und Bogen
Fraukes Äpfel in dem Garten,
Doch auch er versagte schmählich.

Nun sprach aber König Ulrich:
Holt mir her den Peter Torstein,
Daß er seiner Herrin Frauke
Äpfel hüte in dem Garten.

Aber Eberhard der Gärtner
Sprach zu seinem König Ulrich:
Peter Torstein ist ein Träumer,
Taugenichts und Grillenfänger!

Aber König Ulrich sagte:
Peter Torstein ist sehr freundlich,
Immer mild zu allen Leuten,
Ehrerbietig zu den Damen.

Peter Torstein also wachte
Nachts in Fraukes Apfelgarten.
O die Äpfel an dem Baume
Herrlich sind wie Fraukes Brüste!

Eben schlug die Kirchturmglocke
Mitternacht, da kam die Taube,
Rauschte in des Baumes Krone,
Peter Torstein schoß den Pfeil ab.

O das Rauschen dieses Pfeiles
War so laut, dass man es hörte
Auf dem ganzen langen Wege
Gar von Berum bis nach Hage.

Und der Pfeil fiel auf den Boden
Hin mit einer goldnen Feder.
Fortgeflattert war die Taube,
Blieb zurück die goldne Feder.

Diese goldne Taubenfeder
War von reinem Gold, geläutert
Und purgiert im Feuerofen,
Doch so schwer wie Blei der Schwermut.

In der nächsten Nacht im Garten
Wachte wieder Peter Torstein,
Doch es nahte keine Taube,
Keine Taube sieben Nächte.

Sprach der milde Friesenkönig:
Peter Torstein, treuer Diener,
Schlaf dich richtig aus und schlafe
Ruhig bis in alle Puppen.

Peter Torstein schlief ein wenig,
Da sprach Friesenkönig Ulrich:
Wer mir bringt die goldne Taube,
Soll ein Friesenhäuptling werden.

Also Eberhards Joachim
Wanderte davon, zu holen
Seinem Herrn die goldne Taube.
Eingebildet war Joachim.

Kam Joachim in dem Walde
Auf dem Weg an eine Buche,
Die da hatte rote Blätter,
Saß ein Fuchs beim Buchenstamme.

Da Joachim eben speiste
Fladenbrot und Hammelkeule,
Sprach der Fuchs: Gegrüßet seist du,
Gibst du etwas einem Bettler?

Sprach Joachim: Scher dich, Satan,
Satan lehrte dich das Betteln!
Und Joachim mit dem Pfeile
Schoß den Fuchs, doch schoß daneben.

Sprach der Fuchs mit weisem Lächeln:
Gott zum Gruß, dir sei vergeben!
Einen Rat will ich dir geben,
Bist du klug, wirst du ihm folgen.

Dort in jener Stadt, da findest
Eine Schenke du, da trinken
Trinker, spielen Kartenspieler
Und die leichten Dirnen tanzen.

Doch daneben ist ein Häuschen,
Wohnt ein Zimmermann darinnen
Mit der wunderschönen Gattin
Und dem liebevollsten Kindlein.

Meide du die wüste Schenke,
Trank und Tanz und Kartenspiele,
Kehre ein beim Zimmermanne
Und der Mutter mit dem Kinde.

Doch Joachim war so eitel,
Folgte nicht dem Rat des Fuchses,
Zechte mit den wüsten Zechern,
Hurte mit den leichten Mädchen.

Sieben Tage später aber
Stephanus begann zu wandern,
Ebenso ergings dem zweiten
Narren wie dem ersten Narren.

Wieder sieben Tage später
Peter Torstein in dem Walde
Bei dem Baum mit roten Blättern
Traf den Fuchs im dunklen Walde.

Peter Torstein eben speiste
Von dem Weißbrot, trank den Rotwein,
Von der Wurst gab er dem Fuchse,
Folgte dann dem Rat des Fuchses,

Hielt sich fern von Kartenspielen
Und vom hemmungslosen Trinken
Und von Unzucht mit den Dirnen,
Kehrte ein im frommen Hause,

Speise eine leckre Mahlzeit
In dem Haus des Zimmermannes,
Das Holdseligste der Weiber
Machte ihm zurecht das Lager

Und das liebe kleine Kindlein
Schlief im Bett bei Peter Torstein.
In der nächsten Morgenröte
Zog er fromm gesegnet weiter.

Wieder auf dem Wanderwege
Traf er auf den Fuchs, der sagte:
Wo willst du die Taube finden?
Rechten Pfad will ich dir weisen.

Möchtest du die goldne Taube
Finden, reise du nach Frankreich,
Nach Paris zum Kaiser Ludwig,
Denn dort wohnt die goldne Taube.

Aber Peter Torstein sagte:
Ach von Friesland ganz nach Frankreich
Wandre ich wohl sieben Tage,
Das ist eine weite Strecke.

Sprach der Fuchs zu Peter Torstein,
Lächelnd wie Odysseus listig:
Darfst auf meinen Schwanz dich setzen,
Meinen Schwanz nimm du als Sattel.

Auf den Schwanz soll ich mich setzen,
Deinen Schwanz als Sattel nehmen?
Fragte Peter Torstein, tat so,
Und im Flug ging es nach Frankreich.

Rascher als der Sturm der Nordsee
Kamen nach Paris die beiden,
Blieben erst in einem Walde
Vorm Pariser Kaiserschlosse.

Und der Fuchs gab gute Weisung,
Welcher Weise Peter Torstein
Holen kann die goldne Taube
Aus dem Schloß des Kaisers Ludwig.

Peter Torstein trat alleine
In das goldne Schloß des Kaisers.
Vierundzwanzig Wachen wachten
In dem ersten goldnen Saale.

Zwölf Soldaten wachten aber
In dem zweiten goldnen Saale.
In dem innersten Gemache
Aber wachte keine Wache.

In dem innersten Gemache
War ein Tisch, drei goldne Äpfel
Auf dem Tisch, ein goldner Käfig,
Ein Holzkäfig mit der Taube.

Aber Peter Torstein dachte:
Diese schöne goldne Taube
Leben soll im goldnen Käfig!
Da schrie auf die goldne Taube.

Durch den Ruf der goldnen Taube
Eilten nun herbei die Wächter,
Erst die zwölf, dann vierundzwanzig,
Schließlich ganze Heeresscharen.

Und des Kaisers Ludwig Wachen
Nahmen ihn gefangen, führten
Ihn gefangen vor den Kaiser,
Vor den frommen Kaiser Ludwig.

Sprach der fromme Kaiser Ludwig:
O mon Pierre! Willst du die Taube,
Hole mir die schwarze Stute
Von dem König von Marocco!

Peter Torstein schlich vondannen,
Ganz verzagt kam er zum Fuchse.
Sprach der Fuchs zu Peter Torstein:
Nimm du meinen Schwanz als Sattel.

Also auf dem Schwanz des Fuchses
Peter Torstein wie ein Adler
Flog ins Königreich Marocco
Zu dem milden König Hassan.

Und sie blieben in der Wüste
Nah dem Schloss des Königs Hassan.
Gab der Fuchs noch gute Weisung
Seinem Schützling Peter Torstein:

Findest du die schwarze Stute,
Darf sie in dem Pferdestalle
Nichts berühren als die Erde,
So nur kannst du sie entführen.

Peter Torstein also schlich sich
Heimlich in die Pferdeställe.
Frauen, die die Hengste striegeln,
Waren sämtlich eingeschlafen.

Aber nicht die schwarze Stute!
Schwarze Mähne, schwarze Flanken,
Sie trug einen Ledersattel,
Nahe hing ein goldner Sattel.

Dachte Peter Torstein aber:
Auf der schwarzen Stute Rücken
Schöner wär der goldne Sattel!
Da schrie auf die schwarze Stute.

König Hassans Leibgardisten
Nahmen ihn gefangen, führten
Ihn gefangen vor den König,
Vor den milden König Hassan.

König Hassan nun, der schwarze
Mohrenkönig der Muslime,
Aller Afrikaner König,
Sagte so zu Peter Torstein:

Du verdienst die Todesstrafe,
Aber bei Allahs Erbarmen,
Ich geb dir die schwarze Stute
Für die Königin von Zypern!

Diese zyprische Prinzessin
Mit den rötlichblonden Locken
Und dem hochgebenedeiten
Lilienweißen schlanken Körper,

Diese sollst du mir entführen.
Dann darfst du die schwarze Stute
Reiten, wie du es begehrtest,
Sporen in die Flanken jagen!

Peter Torstein schlich vondannen,
Ganz verzagt in seiner Seele,
Kam voll Kleinmut zu dem Fuchse,
Gab der Fuchs ihm gute Weisung.

Sprach der Fuchs zu Peter Torstein:
Sollst auf meinem Schwanze reiten,
Dir mein Schwanz als Sattel diene,
Fliegen wir zur Insel Zypern.

Kamen sie am Strand von Zypern
An um Mitternacht am Meere,
So behend wie der Gedanke,
So behende wie das Denken.

An dem Strand von Paphos-Ktima
Stand im Meer der Fels der Römer.
Petra war der Fels geheißen.
Dort wohnt wie Prinzessin Zyperns.

Peter Torstein schlich ins Schößchen,
Alle Wächter schliefen, träumten,
Also in dem Schlafgemache
Sah er die Prinzessin Charis!

O wie schön Prinzessin Charis!
Wenn sie lächelt, ist sie Venus,
Wenn sie wandelt, ist sie Juno,
Wenn sie spricht, ist sie Minerva!

O wie schön Prinzessin Charis
In dem langen goldnen Schlafrock,
In dem weißen Himmelsbette,
Wie Maria fuhr gen Himmel!

Peter Torstein schaute Charis,
Amor traf ihn mit dem Pfeile,
An des Pfeiles Spitze Honig,
Brannt der Pfeil in seinem Herzen!

Wars der kleine Knabe Amor
Oder wars der Jüngling Eros,
Der die Feuerfackel schüttelt,
Mit dem Pfeil das Herz durchbohrte?

Peter Torstein nahm das Händchen
Seiner lilienweißen Dame
Und der Schläferin im Bette
Küsste er das weiße Händchen.

Schlug sie auf die schönen Augen,
Hob sie auf die langen Wimpern,
Strahlte aus den blauen Augen:
Mandelaugen! Venussterne!

Fragte sie: Was willst du, Sklave?
Da erzählte er das Märchen
Seines Lebens immer wieder,
Bis sie seinen Geist erkannte.

Willst du mich dem Mohrenkönig
Von Marocco denn vermählen?
Soll ich seines Harems Huri
Werden, willst du das? sprach Charis.

Aber Peter Torstein sagte:
Nein, den König der Muslime
Überwinde ich durch Liebe,
Ich will selbst zur Frau dich haben!

Wenn ich dich zur Frau bekomme,
Bin ich alle Tage glücklich,
Lebe schon auf dieser Erde
Wie im Paradiese Gottes!

Charis sagte: Eh wir eilen,
Muß ich aber Abschied nehmen
Von dem Vater, der mich zeugte,
Der schon alt und lebensmüde.

Peter Torstein aber sagte:
Nimm nicht Abschied von dem Vater,
Sondern eil mit mir vonhinnen
Als mir anverlobte Freundin!

Aber Charis, lieblich lächelnd,
Sprach zu Peter Torstein also:
Ehre du auch meinen Zeuger,
Bitte um des Vaters Segen!

Charis küsste ihren Vater,
Wachte auf vom Schlaf der Vater,
Schaute Peter Torstein, brüllte,
Peter Torstein ward gefangen!

Sprach der Vater zu dem Freier:
Willst du meine Tochter freien,
Mußt du auch dem Vater dienen
Als ein Held und starker Kämpfer.

Schau, vor meinem Schlosse lagert
Eine Schlange mit neun Köpfen,
Schlägt man einen Kopf der Schlange,
Wachsen nach zwei Schlangenköpfe.

Du besiege diese Schlange,
Dann erlangst du meine Tochter.
Peter Torstein nahm ein Schwert sich,
Kämpfte gegen jene Schlange.

Schlug er einen Kopf der Schlange,
Wuchsen nach zwei Schlangenköpfe.
Abends von dem Kampf ermüdet,
Lag er müde bei dem Fuchse.

Gab der Fuchs ihm gute Weisung:
Morgen in der Morgenröte
Binde an den Schwanz des Fuchses
Eine Fackel, Peter Torstein.

Also in der Morgenröte
Peter Torstein mit dem Schwerte
Schlug den Schädel ab der Schlange,
Doch bevor gewachsen waren

Wiederum zwei Schlangenköpfe,
Kam der Fuchs mit seinem Schwanze,
Mit der Fackel er verbrannte
Jene Schlange, die verwundet.

Sprach der Vater nun zu Charis:
Ziehe hin mit Peter Torstein.
Nehmt die Pferde und die Kutsche,
Ziehet hin mit Gold und Silber.

Aber Peter Torstein sagte:
Nein, o Vater, sondern lieber
Möchte ich mit Herrin Charis
Reiten auf dem Schwanz des Fuchses!

Und am Abend saßen alle
Bei dem König von Marocco
In dem Afrikanerlande
Beim gebratnen Hirn vom Affen.

Sprach der König von Marocco:
Danke schön für die Prinzessin!
Nimm als Dankeschön des Königs
In Empfang die schwarze Stute!

Peter Torstein sprach zum König:
Laß mich bitte der Prinzessin
Einmal noch die Hände drücken,
Abschied nehmen von der Schönen.

Sprachs, griff der Prinzessin Hände,
Riß sie auf die schwarze Stute,
Eilig ritten sie vondannen,
Peter Torstein ritt mit Charis.

Kamen sie zu Frankreichs Kaiser,
Ludwig sprach zu Peter Torstein:
Danke für die schwarze Stute!
Nun empfang die goldne Taube!

Peter Torstein sprach zu Ludwig:
Laß mich von der schwarzen Stute
Abschied nehmen, zärtlich streicheln
Ihren Hals und feuchten Rücken!

Sprachs und schwang sich in den Sattel
Mit der zyprischen Prinzessin,
Rasch ritt er die schwarze Stute,
In dem Arm die goldne Taube!

Sprach Prinzessin Charis lächelnd:
Schau, wir zwei sind Adler Gottes,
Schauend in die Sonne Gottes,
Schwebend an dem Himmel Gottes!

Peter Torstein sprach zu Charis:
Du versprichst den Garten Eden,
Das ist deine Gnade, Herrin,
Hinweis bist du auf die Gottheit!

Auf dem Heimweg sie erlösten
Auch die zwei versoffnen Brüder.
Hob der Fuchs nun seine Stimme:
Schlagt mir meinen Schwanz vom Leibe!

Peter Torstein schlug dem Fuchse
Ab den Schwanz von seinem Leibe.
Schau, da stand vor ihm sein Engel
Mahanajim von dem Jabbok!

Friesenkönig Ulrich aber
Nun bekam die goldne Taube.
Frauke, Königin von Friesland,
Ward gesund vom süßen Apfel.

Peter Torstein nun mit Charis
Reiste auf die Insel Zypern,
Hochzeit feiernd auf dem Gipfel
Des Olymp im Jungfraunkloster!

Bei dem Gürtel Sankt Mariens
Schworen sie sich ewig Treue!
Und der Papst gab seinen Segen
Und sie lebten wie im Himmel!



ZWEITER GESANG
TOM DER REIMER


Tom der Reimer war ein Dichter,
Manche nannten ihn den Seher,
Konnt er doch Gedanken lesen
Und die Zukunft prophezeien.

Kleine Knaben hörten gerne
Toms des Reimers Wundersagen,
Sagten, seines Wortes Gabe
Habe er von schönen Elfen.

Nämlich eines Tages lag er
In der grünen Wiese träumend,
Schaute der Zitronenfalter
Hochzeitstänze in den Lüften.

Da kam eine schöne Dame
An auf einem weißen Pferde,
Hoheitvoll wie Sankt Maria,
Herrlich wie die Jungfrau Gottes!

Auch wie Artemis, die Göttin
Der Jungfräulichkeit, die Dame,
Um die Schulter ihren Bogen,
An der Hüfte Pfeil und Köcher.

Artemis, du keusche Göttin,
Sang die Hymne Tom der Reimer,
Gib du deinem edlen Hirsche
Eine kurze Zeit zum Atmen!

Tom der Reimer fiel aufs Antlitz
Vor der makellosen Dame,
Huldigte der Göttin-Herrin
Sklavisch als ein Minne-Freier.

Doch die hohe Herrin Jungfrau
Sich verbat die Huldigungen!
Willst du dienen mir, so sprach sie
Zornig, diene mir als Sklave!

Schon in Tom dem Reimer glühte
Unbefriedigte Begierde
Und so wurde er zum Sklaven
Dieser makellosen Jungfrau.

Und sie sprach zu ihm: Nimm Abschied
Von den Feldern und den Wäldern,
Abschied von den kleinen Knaben,
Abschied nimm von deiner Wohnung.

Und er folgte als ihr Sklave
Seiner hohen Göttin-Herrin.
Da verwandelte die Jungfrau
Sich in eine graue Greisin!

Silberlocken auf dem Haupte,
Runzelfalten in dem Antlitz,
Eine Brille auf der Nase,
Strickzeug in den Zitterhänden!

Und es ging in eine Höhle,
Wo drei Tage und drei Nächte
Waren sie im Schoß der Erde
Wie im Bauche eines Wales.

Und sie hörten Ozeane
Branden, Wogenbrausen brüllen,
Donner hörten sie wie Pauken,
Blitze sahen sie wie Waffen.

Und sie sahen Ströme Blutes
Strömen von den Totenleichen
Und die roten Tropfen Blutes
Hörten sie gen Himmel schreien.

Schließlich in das Licht des Tages
Kehrten sie zurück und fanden
Sich im grünen Garten Eden,
In dem Paradies der Erde.

Und die hohe Göttin-Herrin
War nun wieder makellose
Jungfrau, etwa siebzehnjährig
Oder vierundzwanzigjährig.

Und sie lagen auf der Wiese
In dem grünen Garten Eden
Wie in einem Himmelsbette
Auf dem Schaum der Wolkenkissen.

Tom der Reimer sanft liebkoste
Zart die Königin der Elfen,
Streichelte den nackten Rücken
Von der Schulter zu den Hüften.

Dann erhob sie sich vom Bette
Grünen Grases in dem Garten
Eden, sprach im Paradiese
Leise zu dem Tiefbeglückten:

Halte das Geheimnis teuer,
Wahre du der Mystik Schweigen,
Plaudre deiner Göttin Gnade
Aus nicht vor den hohlen Narren!

Tom der Reimer aber schaute
In dem Paradiesesgarten
Apfelbäume an mit Äpfeln,
Die wollüstig anzuschauen.

Wollte er die Früchte pflücken
Von den Apfelbäumen Edens:
Herrin, alle diese Äpfel
Preisen deine Apfelbrüste!

Doch die hohe Göttin-Herrin
Sagte voll Erkenntnis weise:
Pflück vom Baume nicht den Apfel,
Solches hat der Herr verboten.

Sinds doch Bäume der Erkenntnis
Mit von Gott verbotnen Früchten.
Eva sündigte hier weiland,
Adam sündigte mit Eva.

So erhob sich Tom der Reimer,
Sah zu seiner Göttin-Herrin,
Gingen sie ein Stück des Weges,
Kamen sie zu einem Kreuzweg.

Schaue hier die rechte Straße
Zu dem Paradies des Himmels,
Die die Heiligen der Kirche
Gradeaus zu Gott gewandelt.

Sind sie nun im Himmel Gottes
In Unsterblichkeit der Seele,
Freuen sich glückselig ewig
Auf des Fleisches Auferstehung.

Schaue hier die Mittelstraße
Aufwärts in das Fegefeuer.
Arme Seelen, zwar gerettet,
Leiden sie doch Schmerz der Buße.

Die Gebete ihrer Lieben
Und der Kirche Seelenmessen
Werden sie alsbald befreien
In das Paradies des Himmels.

Aber ach! die linke Straße
Führt hinunter in die Hölle,
Zu der ewigen Verdammnis
Aller toten Söhne Satans.

Heulend dort und zähneklappernd
Quälen dort sich die Verdammten,
Die die Liebe Gottes hassen,
Die auf Erden Jesus hassten!

Tom erschrocken sah zur Herrin,
Als er in die Hölle schaute.
Hatte er doch sonst die Hoffnung
Auf der Welten Allversöhnung.

Aber seine milde Herrin
Mit dem schönsten Mädchenlächeln
Wies den vierten Weg am Kreuzweg:
Dieser führt zur Welt der Elfen.

Geh mit mir den Weg der Elfen!
Schau, die Königin der Elfen
Bin ich, du bist mein Geliebter,
Komm und schaue, wo ich wohne.

Und die Königin der Elfen
Führte ihn zum Märchenschlosse
In der Elfen Zaubergarten,
Jenseits sie von Gut und Böse.

O du Königin der Elfen,
Wie doch nach der Nacht des Todes
Du begrüßt mich mit dem schönsten
Lächeln, zauberhaftem Lächeln!

In den Tod geht man ja einsam,
Einsam stirbt das Herz an Schmerzen,
Schmerzlich ist das Herz verblutet
In der bittern Nacht des Todes!

Aber in der Morgenröte
Lächelt über Tom dem Reimer
Süß die Königin der Elfen,
Göttin, die das Lächeln lieb hat!

Die Dämonen unsres Elends
Plagen alle unsre Mühen,
Doch die Himmlischen voll Güte
Mögen voller Gnade lächeln.

Lächelnliebende Prinzessin,
Wie der Mona Lisa Lächeln
Ist das zauberhafte Lächeln
Dieser Königin der Elfen.

O das Lächeln Sankt Mariens!
Unaussprechlich süßes Lächeln!
O das Lächeln der Madonna,
Wie charmant Madonna lächelt!

Und die Königin der Elfen
Führte Tom den Reimer lächelnd
In die Küche ihres Schlosses,
Reichte ihm die beste Speise,

Die sie selber zubereitet
Und es schmeckte diese Speise
Wie die Königin der Elfen,
Appetitlich wie die Liebe!

Tom der Reimer sah im Brote
In geheimnisvoller Weise
Gegenwärtig seine Herrin,
Diese makellose Göttin.

Nach dem Mahl begannen Mädchen
Voller Liebreiz mit dem Bauchtanz,
Zymbeln schwangen, Flöten bliesen,
Mädchen schaukelten die Becken.

Diese Paradiesesmädchen,
Fleischgewordne Männerträume,
Waren alles Ideale,
Die im Tanze sich bewegten.

Doch der Gipfel aller Wonne
War die Königin der Elfen
Selber, sie war die Verheißung
Der Glückseligkeit der Seele.

Ja, die Königin der Elfen
War im Paradiesesleibe
Mit dem süßen Himmelsherzen
Wie ein ewiges Versprechen.

Dieser weiße Elfenkörper
Im gehauchten Elfenkleidchen
War Verkörperung des Himmels,
War ein Paradies auf Erden.

Tom der Reimer ward begnadet,
Ihren Körper zu betrachten,
Ihre Brüste zu bewundern,
Ihre Hüften zu umschlingen!

Himmlisch in dem Himmelsbette
Lag er über seiner Göttin,
Streichelte die nackte Göttin,
Spürte Paradieses Wollust!

Da erhob die nackte Göttin
Aus dem Schaum sich ihres Bettes,
Lächelte mit süßen Lippen,
Mit den süßesten der Lippen:

Sag, wie lange warst du bei mir?
Sieben Tage, sprach der Freier.
Sieben Jahre, sprach die Dame,
Aber heute musst du scheiden.

Kehr zurück in deine Wohnung,
Diene Gott als Dichter-Seher.
Weil sich unsre Zungen küssten,
Singst du nun in Engelszungen!

Also Tom der Reimer kehrte
Wieder in die Menschen-Heimat.
Was er kündete prophetisch,
Das ereignete sich wirklich.

Lange lebte er als Seher,
Diente als Prophet des Höchsten,
Gottes Worte voller Wahrheit
Sprach er aus in reinen Reimen.

Aber eines Tages nahte
Eine Hirschkuh seiner Wohnung,
Ohne Scheu die Hirschkuh nahte
Tom dem Reimer früh am Morgen.

Tom der Reimer sah die Hirschkuh,
Da erkannte er das Zeichen,
Und der keuschen Hirschkuh folgend
Er verschwand im dunklen Walde.

Er verschwand im dunklen Walde,
Ward fortan nicht mehr gesehen.
Aber seine Lieder sangen
Kinder noch und Kindeskinder.



DRITTER GESANG
DAS JÜNGSTE GERICHT


1


Eine Straße fuhr ich eilend,
Langsam durch das Buchenwäldchen,
Schaute auf den Kinderspielplatz,
Lauschte auf das Taubengurren.

Kam vorbei an einer Wiese
Gleich den grünen Wiesen Frieslands,
Schwarz und weiß die Haut der Kühe,
Imposant die vollen Euter.

Kam zu einem Gartenhäuschen,
Das romantisch und verschwiegen
In dem Paradiesesgärtlein
Bot mir Ruhe im September.

Schon verwelkt die Heckenrosen,
Beinah schwarz die roten Rosen,
Purpurn doch die Hagebutten,
Deren Samen Mädchen jucken.

Elstern hüpfen auf und nieder,
Tauben im Kastanienbaume
Gurren zwischen Stachelfrüchten,
Hüpft vertraut auch eine Rotbrust.

In den Gräsern die Kaninchen,
Erpel wandert mit der Ente,
Apfelbäume tragen Früchte,
Spinnen weben Silbernetze.

Dort lag ich im grünen Grase,
Über mir am blauen Himmel
Schwarzer Schwan und schwarze Schwanin
Flogen herrlich majestätisch.

Und ich sank in einen Tagtraum.
Amor kam mit scharfem Pfeile,
Amor, mir das Herz durchbohrend,
An des Pfeiles Spitze Feuer!

Tat ich auf die Augen, schaute
Unsre Liebe Frau vom Himmel
Kommen an im weißen Kleide,
Hohepriesterin des Himmels.

Ihr Gewand von weißer Seide,
Blau der Gürtel um die Lenden,
Glatt und schwarz die langen Haare,
Feminin die Antlitz-Anmut.

Unsre Liebe Frau mit ernster
Stimme sprach zu mir: Erwache!
O mein Taugenichts und Tagdieb,
Zum Gericht bin ich gekommen.

Ach in Afrika der Hunger
Und die Ungerechtigkeiten
Und das Übermaß an Krankheit
Und die Kriege all der Stämme!

Doch das Kapital der Reichen
Nun beherrscht die ganze Erde
Und auch die Kultur des Todes
Übertönt das Lied der Liebe!

Schau in Indien an die Kinder,
Welche Arbeit tun im Steinbruch,
Leben auf dem Abfallhaufen,
Welche sterben an der Lepra!

Schau auch all die Katastrophen
Der Natur, der Erde Beben,
Aufgewühlter Meere Beben,
Die Vulkane, die Kometen!

Wie der Eisberg schmilzt im Norden,
Wie der Süden wird zur Wüste!
Satan will die Mutter Erde
Ganz vernichten und die Menschheit!

Denn die Menschheit ist verkommen,
Politik und Wissenschaften
Schufen atomare Bomben,
Kriegsgeräte in den Sternen!

Aber auch die Liebe leidet
An der Gottvergessnen Sünde.
Keiner heiligt mehr die Ehe,
Kinder werden nicht geboren.

Werden zwar gezeugt die Kinder,
Aber in dem Schoß ermordet,
Abgetrieben und geschlachtet
Und zum Nutzen ausgeschlachtet!

Viele dienen Venus Porno,
Sie versklaven arme Frauen,
Alte werden ausgeschieden,
Kranke werden sanft ermordet!

In Amerika dem Gotte
Dollar dienen sie, der Allmacht
Ihres großen Gottes Dollar,
Bauen atomare Bomben!

Menschenrechte mit den Füßen
Werden überall getreten!
Russland ist noch immer gottlos!
Hofft auf die Bekehrung Russlands!

In den ersten tausend Jahren
Christus siegte in Europa,
In den zweiten tausend Jahren
In Schwarzafrika, Westindien,

In den dritten tausend Jahren
Christus siegen wird im Osten,
Christus in dem Nahen Osten,
Christus in dem Fernen Osten!

Aber du, der träumt am Tage,
Du Poet der Frauenminne,
Komm nach Josaphat, zum Tale
Des Gerichts am Jüngsten Tage!

Also sprach zu mir Maria,
Was sie sprach, sie auch bewirkte,
So in Josaphat, dem Tale,
Fand ich mich zur selben Stunde.


2


Hier im Tale des Gerichtes,
Hier in Josaphat, dem Tale,
Saß Maria auf dem Stuhle
Als die Richterin der Liebe.

Und da nahte meine Herrin
Haura voll der Frauenschönheit,
Lang die glatten schwarzen Haare,
Ihre Augen Mandelaugen,

Rot die schöngeschwungnen Lippen,
Kräftig ihre weißen Arme,
Wohlgeformt die süßen Brüste!
Aber meine Herrin weinte,

Haura, Tränen in den Augen,
Trauernd um das Leid der Liebe
Trat zum Thron der großen Mutter,
Gottes Mutter, Mutter Gottes:

Tausendfach gegrüßet seist du,
Freue dich, du Gnadenvolle!
Lieblich bist du wie der Vollmond,
Glühend wie die Morgenröte,

Strahlend wie die Sommersonne,
Prächtig wie die Sternenscharen!
Komm ich in den Walnussgarten,
Tret vor deinen Thron, o Herrin!

O das Ideal der Ehe
Lebt mir heilig in dem Geiste,
Seelen, die von Gott geschaffen
Sind zum liebevollen Einssein,

Finden sich auf Erden wieder,
Die zuvor im Himmel schauten
Sich im reinen Spiegel Gottes
In vorherbestimmter Ehe.

So vereinigt sind die Seelen,
Daß die Anima des Mannes
Und der Animus des Weibes
Androgynen Menschen schaffen.

Dieses androgyne Wesen
Ist ein Abbild, und der Urmensch
Adam Kadmon ist das Urbild,
Gott schuf ihn im Bilde Christi.

Aber finde ich auf Erden
Den vorherbestimmten Gatten,
Der mir eins in Geist und Seele,
Der mir eins in Herz und Körper?

Wie erkenn ich doch den rechten
Auserwählten Ehegatten,
Den mir Gott vorherbestimmte?
Gott, ich suche deine Weisheit!

Sind doch auf der Erde Kerle,
Sind doch auf der Erde Weiber,
Die nicht an die Seele glauben,
Suchen Wollust nur des Körpers.

Solche Weiber sich verschenken
In der ersten Nacht dem Kerle
Körperlich, allein zum Kitzel,
Treiben Sport in ihren Betten,

Wissen nichts von Seelenliebe,
Nichts von Harmonie des Glaubens,
Bleiben nicht bei einem Partner,
Liegen meist in vielen Betten.

Unbekannten beizuwohnen
Ist Vergnügen ihnen, einzig
Um beim Jucken sich zu kratzen,
Spaß zu haben bei dem Bettsport.

Aber ich begehre Liebe,
Die mir Gottesliebe spendet,
Ich begehre Seelen-Einheit
Und die unbedingte Treue.

Ist der Körper denn der Huren
Und der Venusdienerinnen
Einzig schön und zu begehren?
Nicht begehrenswert mein Körper?

Spitzen sich nicht meiner Brüste
Spitzen wie Rosinen köstlich
Durch das dünne weiße Hemdchen
Vor den Augen meines Freiers?

Wollt er nicht die Brüste streicheln?
Meine Hüfte nicht umarmen?
Küssen meine roten Lippen?
Träumt er nicht, mir beizuwohnen?

Trag ich doch das reine Linnen
Um den Unterleib, das blaue,
Trag ich um den Oberkörper
Doch das Hemd, das weiß wie Schnee ist.

Trag ich doch um meine Lenden
Breiten Gürtel breiter Schnalle,
Einen wahren Liebreizgürtel
Und zugleich auch Keuschheitsgürtel.

Trage ich in meiner Haarflut,
Sie zu bändigen, die Spange,
An den Ohren trag ich Mondstein,
Lapislazuli am Halse,

An dem rechten Handgelenke
Trag ich weißer Perlen Armband
Mit dem Medaillon Mariens,
Mit dem Medaillon von Jesus.

Als ich einmal in der Kirche
Betete mit meinem Minner,
Lobpreis sang dem Geiste Gottes,
Schminkt ich scharlachrot die Lippen.

Aber ich bin nicht mehr siebzehn,
Ich bin nicht mehr vierundzwanzig.
In den langen schwarzen Haaren
Finden sich schon graue Strähnen.

Wie denn find ich wahre Liebe?
Eine alte Dame sagte:
Zählst du aber vierzig Jahre,
Darfst du Kabbala studieren.

Lerne ich den tiefern Schriftsinn
In der Bibel zu erfassen?
Lerne ich den Namen Gottes
Jahwe heilig auszusprechen?

Oder lern ich von den Meistern
Einen reinen Liebeszauber?
Sprechen doch die Kabbalisten
Mystisch auch der Engel Sprache,

Schreiben auch der Engel Sprache
Nieder in der Schrift der Engel.
Soll ich nun den Psalm zur Hochzeit
Davids schreiben auf Papyrus,

Mit dem Tau der Rosenblüte,
Ungebrauchter Schwanenfeder,
Auf das Pergament von Byblos,
Schaffen solchen Liebeszauber?

Also meine Herrin Haura
Seufzte vor dem Thron Mariens,
Sprach am Schluß der Rede: Amen,
Heilig, heilig, heilig Jahwe!


3


Auf dem Richterstuhl Maria
Sich erhob, sie stand nun aufrecht
In der Mitternacht im Mondschein
In dem langen weißen Kleide.

Schau, vier Cherubim mit Flügeln
Trugen nun den Thron Mariens,
Der bedeckt mit weißen Lilien,
Trugen ihn am schwarzen Himmel.

Und Maria, weißgekleidet,
Weißen Schleiers, blauen Gürtels,
Wandelte beim weißen Vollmond,
Wie ein Mond ihr Antlitz lächelnd,

Wie ein Vollmond war ihr Antlitz,
Lieblich lächelnd, sprach sie leise:
Eure einzige Berufung
Ist nicht schwer, ist nur zu lieben!

Haura, Haura, deine Worte
Habe alle ich vernommen,
Möge dich der Vater ziehen
Und die Weisheit dir verleihen.

Die Geheime Offenbarung
Möge dich durchs Leben führen.
Halte fest an dem Bekenntnis
Zu der Wahrheit und der Liebe.

Willst du Jesus kennenlernen,
Dann lies täglich in der Bibel,
Willst du Jesus liebenlernen,
Haura, bete, bete, bete!

Aber allen meinen Töchtern
Will ich dies Gesetz verkünden:
Ehrt das Sakrament der Ehe
Und vertraut die Kinder Gott an!

Frauen, meine lieben Kinder,
Wisst, ich ehr der Frauen Würde,
Ehr den Genius der Frauen,
Wisst, mein Name ist: Die Fraue!

Nennen wird mich Mutter Kirche
Eines Tages nur: Die Fraue!
Nennen werden mich die Menschen
Eines Tages nur: Die Mutter!

Alle Frauen werden lächeln,
Werden lächelnd Amen sagen,
Wenn die Kirche einst verkündigt:
Sankt Maria ist die Fraue!

Denn ich sehe es schon kommen,
Daß der Stellvertreter Christi
Und Nachfolger Petri kündet
Auf dem Stuhle des Apostels

Dieses Dogma vor der Kirche:
Mittlerin ist Sankt Maria,
Und beim Sohn die Advocatin,
Miterlöserin mit Jesus!

Miterlöserin mit Jesus
Ist am Kreuz die Frau der Schmerzen,
Mitgekreuzigt ist mit Jesus
Miterlöserin Maria.

Miterlöserin Maria
Miterlöserin mit Jesus
Ist als Gottesmagd durchs Ja-Wort,
Das sie für die Menschheit sagte.

Unsre Liebe Süße Fraue
Miterlöserin Maria
Segnet alle ihre Töchter
Mit dem Herzen einer Mutter.

Alle die Marientöchter
Im Marienfeminismus
Sagen leise lächelnd Amen
Zu der Fraue, zu der Mutter.

Aber nun Maria wandte
Sich zu mir, der ich im Staube
Mehr erniedrigt als ein Sklave
Lag vor ihren bloßen Füßen!

Mein begehrenswerter Gatte,
Du mein Schatz, mein Vielgeliebter,
Du mein auserwählter Liebling,
Gatte in geheimer Ehe!

Ja, du sollst kein Weib dir nehmen,
Du sollst keine Söhne zeugen,
Du sollst nichts Gemeines reden,
Sondern Mund Jehowahs bleiben!

Ich hab dein Gebet vernommen,
Als ums Charisma gebetet
Du des keuschen Zölibates
Um des Himmelreiches willen.

Minnesänger der Madonna
Sollst du sein, Poet Mariens,
Und Verlobter der Sophia
In der Gottes-Ehe Mystik!

Ich verlobte an der Quelle
Mich von Lourdes mit dir in Liebe,
Sagte Ja zu deinem Leben,
Du sprachst Ja zu meinem Herzen.

In der Liturgie der Kirche
Sprach der Geist zu deinem Geiste:
Josef, Sohn vom Stamme Davids,
Nimm Maria auf als Gattin!

Zu dir sprach die Weisheit Gottes:
Ich will mich mit dir verloben
In Barmherzigkeit und Gnade
Und du wirst den Herrn erkennen.

Zu dir sprach der Stellvertreter
Christi im Apostelthrone:
Ehelos leb Gottes Treue,
Sage Ja zur Gottes-Ehe!

Und nun geb ich dir den Segen:
Leb in der Marien-Ehe,
Sei der Bräutigam Mariens,
Ehefrau ist dir Maria!

Die vier Cherubim am Throne
Sprachen darauf diese Worte:
Deutscher Dichter, deutscher Denker,
Sei du Ehemann Mariens!

Ich erhob mich aus dem Staube,
Stand als Ehemann Mariens
Und verkündete der Menschheit:
Alle Macht der Muttergottes!


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