[Inhalt]

DIE FRAUE DER VÖLKER

Von Peter Torstein Schwanke

„Du, Kind, bist das Werkzeug, um diese Dinge zu überbringen... Sag, dass ich sein will: Die Fraue aller Völker!“
(Maria von Amsterdam, 1951)


ERSTES LIED


An dem ersten Frühlingsabend
Saßen speisend beieinander
Herrin Freyja, Barbarossa
Und Horatio und Klingsor.

Nudeln langen Lebens speisend,
Tranken sie vom roten Weine,
Tranken von dem Ungarn-Weine,
Bis sie wankten, bis sie schwankten!

Hob Horatio die Stimme:
Als ich jung war und noch närrisch,
Ganz in meiner Jugendtorheit,
Glaubt ich an den Neuen Menschen.

Kennt ihr den, den Neuen Menschen?
Ist geschaffen von der Arbeit.
Das Prinzip der Arbeit bildet
Schöpferisch den Neuen Menschen.

Der Materie Fundamente
Bilden Überbau des Geistes.
Ändre das Gesetz des Stoffes,
Änderst so den Geist des Menschen.

Wo die Arbeit der Proleten
Und der Bauern liegt zugrunde
Allgemeinem Eigentume,
Da wird frei der Geist des Menschen.

Dem privaten Eigentume
Der Beherrscher ihrer Völker
Müssen frönen alle Sklaven,
Selbstentfremdet durch die Arbeit.

Aber die Profit-Tyrannen
Fegt hinweg die Weltgeschichte.
Das Gesetz der Weltgeschichte
Ist die große Dialektik.

Denn im Anfang der Geschichte
Primitiver Kommunismus
Herrschte in der großen Sippe,
Goldner Zeit Ur-Kommunismus.

Aber dann die Klassenherrschaft
War der These Antithese,
Sklaverei und Feudalismus
Und das Bürgertum des Geldes.

Aber auf die Antithese
Im historischen Gesetze
Dialektisch die Synthese
Folgt vollkommnen Kommunismus.

Ein Gesetz nur herrscht, die Arbeit,
Arbeit bringt den Völkerfrieden,
Allen Menschen eignet alles,
Alle alles auch genießen.

Jeder schafft nach eignen Kräften
Und genießt nach eignen Lüsten.
Ist ein Paradies auf Erden,
Das der Mensch sich selbst bereitet.

Also in der Jugend Torheit
Glaubt ich an den Neuen Menschen.
Selbst war ich ein Müßiggänger,
Taugenichts und Grillenfänger.

Doch wer weiß, was ist die Wahrheit
Und die höchste Menschenwürde,
Wer gibt uns die Menschenrechte
Und was ist der Mensch von Wesen?

Also nahm er tiefe Schlucke
Von dem roten Ungarnweine
Und stieß an mit Barbarossa,
Barbarossa hob die Stimme:

Einmal lag ich müd im Garten,
Traten zu mir wilde Tiere,
Das Kamel, der Aar, der Löwe,
Schließlich aber Zarathustra.

Hört ich von dem Übermenschen?
Doch was tut der? Er zertrümmert
Alle Tafeln des Gesetzes,
Der Moral, des Christentumes.

Alle Werte einzureißen,
Neue Werte aufzubauen,
Kommt er als Prophet des Menschen,
Kündet er den Übermenschen.

Fort mit aller Hundedemut
Unerlöster Christenmenschen
Und dem Jammerbild am Kreuze –
Gott ist tot, sprach Zarathustra.

Wenn die Tafeln sind zertrümmert,
Der Prophet schreibt neue Worte:
Gilt ein Wille nur, der Wille
Zu der Macht des Übermenschen.

Einzig das Gesetz der Stärke
Schafft den neuen Übermenschen.
Fort mit allen Untermenschen,
Mit den Juden und den Christen!

Starke deutsche Übermenschen,
Dionysisch und barbarisch,
Macht nur wollend, Macht und Stärke,
Sind die wahren neuen Götter.

Fort mit allen alten Göttern,
Mit dem alten Gott der Juden
Und dem Sohne Jesus Christus!
Komm, des Antichristen Herrschaft!

Klingsor mit dem Kreuzeszeichen
Gab den Segen Barbarossa,
Sprach im Stillen: Herr, verzeih ihm,
Denn er weiß nicht, was er redet.

Aber unsre Herrin Freyja
Auch nahm von dem roten Weine
Und von dem kristallnen Wasser
Tiefe Schlucke, und so sprach sie:

Alles Heil kommt von den Frauen!
An dem Anfang der Geschichte
In der Mütter goldnen Zeiten
Herrschten Jungfraun-Priesterinnen,

Lebten in dem Jungfraun-Kloster
Ihrer großen Jungfraungöttin,
Ihre Jungfraungöttin war die
Göttin Hagia Sophia!

Auch die Männer, Junggesellen
In dem priesterlichen Bunde,
Lebten in dem Bundeskloster
Ihres großen Bundesgottes.

Logos war der Gott des Bundes
In der Junggesellen Kloster.
Doch die Junggesellen-Priester
Lauschten Jungfraun-Priesterinnen.

Denn das Göttliche-Feminine
Ist das Urprinzip des Lebens,
Mutter, Quelle alles Lebens,
Ur-Prinzip des Großen-Ganzen,

Weiblich ist die Große Runde,
Die Totalität der Einheit,
Und das Göttlich-Maskuline
Von der Mutter abgeleitet.

So sind alle Menschenkinder
In dem Mutterschoß der Mütter
Anfangs weiblich, alle weiblich,
Bis die Knaben männlich werden.

Darum herrscht die Große Mutter,
Große Göttin Magna Mater,
Durch die Jungfraun-Priesterinnen,
Durch der Göttin weise Töchter.

Männer aber, Weisheit suchend,
Wenden sich an weise Frauen.
Frauen inspirieren Männer,
Weihen ein sie in das Leben,

Nämlich weiblich ist das Leben,
Zivilisation der Liebe,
Die Kultur des Todes männlich,
Männer sind dem Tod verbunden.

Das lebendige Geheimnis
Alles Lebens, aller Liebe,
Ist den weisen Frauen eigen,
Töchtern Hagia Sophias.

Aber diese weisen Frauen
Weihen Priester ein und Weise,
Weihen Dichter ein und Künstler,
Weihen Männer ein in Weisheit.

Frauen weihen ein die Männer
In der Liebe Urgeheimnis!
Durch die Vorherrschaft der Frauen
Kommt das Friedensreich der Liebe!

Also statt des Übermenschen
Mit dem Überwinder-Willen
Will das Überweib ich lehren
Mit der Fähigkeit zur Liebe!

Also sprach die Herrin Freyja,
Netzt mit Rotwein ihre Lippen,
Daß Horatio und Klingsor
Wollten ihre Lippen küssen.

Klingsor aber küsst den Kelch nur,
Draus die schöne Frau getrunken,
Statt der Küsse saugt er Rotwein,
Spricht, von Wein und Liebe trunken:

Was ist das, des Menschen Wesen?
Jesus zeigt des Menschen Wesen,
Jesus Christus, Sohn des Menschen,
Jesus ohne Fehl und Tadel,

Jesus ist das Maß des Menschen,
Unentstellt von allem Bösen,
Ganz allein der Liebe lebend
Und mit seinem Gott vereinigt!

Jesus ehrt des Menschen Würde,
Selbst bei Zöllnern noch und Huren
Ehrte er des Menschen Würde,
Rief die Huren in den Himmel!

Jesus liebte alle Kranken,
Jesus liebte alle Kinder,
Jesus liebte alle Frauen,
Jesus liebte alle Fischer!

Jesus war ein Mensch der Liebe,
Eine Seele voll Erbarmen,
Voller Mitleid, voller Güte,
Weise, hilfsbereit und segnend.

Jesus liebte mit Gebeten,
Weisheitsworten, Segensworten,
Mit der zärtlichen Liebkosung
Und der Hilfsbereitschaft Taten.

Jesus tröstete und heilte,
Jesus segnete und küsste,
Jesus betete und lehrte,
Jesus liebte bis zum Tode!

Jesus lehrte Gottesliebe
Und ihr gleich die Menschenliebe!
Menschenliebe: Nächstenliebe!
Menschenliebe: Feindesliebe!

Jesus ist des Menschen Urbild,
Alle Menschenkinder sollen
Gleichsam Jesus Christus werden,
Menschenkinder, Gotteskinder.

Jesus ist der wahre Gottmensch!
Menschen werden durch die Gnade
Und den Glauben Menschengötter!
Gott wird Mensch – die Menschen Götter!

Alle waren nun betrunken,
Wankten, schwankten in die Betten.
Mutter Deutschland, östlich-westlich,
Ruhte unterm Segen Gottes.



ZWEITES LIED


Mit Manuel von dem Ententeich
Geh ich durchs kleine Städtchen,
Uns ist als wie im Himmelreich!
Lauter Marienmädchen!

Manuel schaut die Mädchen an,
Die schönen unschuldigen Wonnen,
Da schaut der kleine dreijährige Mann
Überall schöne Madonnen!

Jedem Mädchen ruft er zu:
Bist du die Jungfrau Maria?
Maria liebt er in kindlicher Ruh
Als seine Mamma mia!

In jedem Bild einer schönen Frau
Sieht er die Schönste der Frauen,
So wandelt er von Schau zu Schau,
Nur Maria zu schauen!

Am liebsten schaut der liebliche Bub
Meine intime Ikone,
Die Jungfrau Maria von Guadelupe,
Die schwanger mit dem Sohne!

So Manuel ist Maria geweiht
Von Kindheit an in Minne,
Maria ist so allezeit
Als Frau meinem Seelensohn inne.

Um Manuel darzubringen Gott,
Trat ich mit ihm in den Tempel,
Die Josefskirche ohne Spott,
Gab ihm den Taufwasser-Stempel,

Hab ihn mit der Taufe genässt
Vor dem Weihwasserbecken,
Zu dem ewigen Hochzeitsfest
Seine Seele zu wecken.

Traten wir ein in Sankt Josefs Haus
In Neuwulmstorf, dem Städtchen,
Grüßten wir im Weihrauch des Kirchenbaus
Maria, das himmlische Mädchen.

Sankt Josef damals erschien vor mir,
Sein Wesen zu offenbaren:
Den heiligen Josef siehst du vor dir,
Den Mann von vierzig Jahren.

Maria zählte vierzehn Jahr,
Die Jungfrau im Glanz der Jugend,
Ein alter Mann ich aber war,
Wenn auch gerecht durch Tugend.

Die vierzehnjährige Jungfrau Marie
Verbrannte mich fast zu Asche,
Ich war so voller Melancholie
Und hing zu sehr an der Flasche!

Als wir nach Ägypten flohn,
Da sprach sie: Pack die Tasche
Nur leicht für mich und dich und den Sohn!
Ich sprach: Doch brauch ich die Flasche!

Da packt ich die Flasche in den Sack,
Der Esel hat schwer getragen.
Die Flasche war leer bald, der Himmelsgeschmack,
Da begann ich zu klagen.

Vierzehnjährige Jungfrau Marie,
Laß mich in die Schenke,
Sonst vergeh ich vor Melancholie
Ohne die Geistgetränke!

Die vierzehnjährige Jungfrau Marie
Sprach: Muß ich die Nase rümpfen?
Trinkst du dich voll aus Melancholie,
Dann denkst du nur an die Nymphen!

Sprach ich: Jungfrau Maria, ach,
Trinke mit mir doch vom Weine!
Ich den Kork aus der Flasche brach
Und trank im Mondenscheine.

Jungfrau Maria, so schön du bist,
Der Wein macht dich noch schöner!
Göttin scheinst du mir, Mutter des Christ,
Göttin mit dem Versöhner!

Die Nacht macht die Frauen schöner noch,
Der Wein erhöht die Reize,
Vom Wein erglühte ihr Wangenjoch.
Gott, nicht mit Rotwein geize!

Die vierzehnjährige Jungfrau Marie
Sprach aber nur vom Fasten
Bei Wasser und Brot! Doch Melancholie
Erschwerte mir die Lasten.

Ich sank betrunken ihr in den Schoß,
Vom Wein Berauschter, Betrübter,
Doch meine trunkene Liebe ist groß,
Ich bin doch Marias Geliebter!

Ich weiß nicht, warum liebte sie mich?
Das war wohl Gottes Wille?
Zahnlos war mein Maul und ich
Trug auf der Nase die Brille.

Schön war ich nicht! Doch Jungfrau Marie
Mit tiefem Seelentriebe
Liebte mich! Es liebte mich Sie,
Die Mutter der Schönen Liebe! –

So ging ich mit Manuel wieder fort
Aus Sankt Josefs Tempel,
Wir spielten in einem Garten dort
Und rochen am Blütenstempel.

Am Morgen aber, alles noch schlief,
Manuel schlief noch im Bettchen,
Sah ich den Morgenhimmel tief,
Den Himmel über dem Städtchen.

Rosa glühte das Morgenrot
Im Äther, dem himmelblauen.
Da sah ich, wie auf strahlendem Boot,
Die Schönste aller Frauen!

Die Schönste der Frauen, ganz aus Geist,
Um sie strahlten Äone,
Der ganze Himmel glänzend gleißt
Und bildet ihre Krone!

Des Friedefürsten Schimmel zog
Den triumphalen Wagen,
Die Göttin sich lächelnd niederbog,
So schön, nicht auszusagen!

Die Göttin der Morgenröte dies
Oder der Griechen Sophia
Oder die Jungfrau vom Paradies,
Die allerreinste Maria!

Die Göttin lächelnd zu mir sprach:
Der Indianer und Inder
Mutter bin ich und deine, ach,
Und aller Menschenkinder! –

Ich aber nannte die himmlische Frau
Die Göttin Hammonia,
Die Göttin von Hamburg, in meiner Schau
War sie die Jungfrau Maria!

Die Göttin in Lichtes Überfluß
Sich neigte zu mir im Fließen
Und gab mir ihren Musenkuß!
So küsst man in Paradiesen!



DRITTES LIED


Und Karol war ein ewiger Student,
Was er vor allem aber liebte nur,
Das war das Wort, fürs Wort das Herz ihm brennt,
So las er gerne gute Literatur.
Er liebte sehr das Wort und Polens Sprache,
Die Muttersprache seiner Mutterheimat,
Sie weilte gerne unter seinem Dache,
Da er für sie oft einen guten Reim hat.
Er war ja selbst ein Pole und ein Dichter
Und sah die Weltgeschichte wie ein Richter
Am Jüngsten Tage, wie der liebe Vater,
Wenn nach des Schicksals Spruch der Liebestod
Sich opfernd ganz sich selbst der Liebe bot
Und Auferstehung feiert das Theater.


Sie aber, Ginka, war des Dichters Muse,
Sie Muse seiner polnischen Gedichte,
Die weisheitsvoll durchgeistigt die konfuse
Tragödie der polnischen Geschichte.
Schauspielerin war Ginka im Theater,
Sie spielten ohne Schmuck und Zier der Szene
Und sprachen nur das Wort für Gott den Vater,
Gott Vater diente so als Muse jene.
Die Muse Ginka war voll Christi Sinn,
Madonnengleich als Muse Künstlerin,
Die inspirierend schuf des Dichters Dichtung.
Der Dichter mit dem tiefsten seiner Triebe
Dem Gottesworte diente, Gottesliebe
Gab ganz alleine seinem Geist die Richtung.


Und Karol liebte seine Muse so
Und das Theater Shakespeares auch gewaltig,
Er wurde selbst zum Minner Romeo
Und war der Mann der Liebe leibgestaltig,
Die Muse aber, Echo seiner Seele,
Sie wurde zu der schönen Julia,
Die schöne Vielgeliebte ohne Fehle,
In der der Mann die schöne Liebe sah.
Ach, ist es schon die Lerche, die da singt,
Ach, ist es noch die süße Nachtigall,
Die schmerzlich Liebe singt in dunkler Nacht?
Vollendet ward die Liebe feuerrot
Im blutigen, geheimen Opfertod,
Die Macht der Liebe hat sie umgebracht!


Im Angesicht des Kreuzes Israels,
Im Angesicht der Macht des Antichristen,
Sich Karol stellte auf den festen Fels,
Das dunkle Licht des Glaubens wahrer Christen.
Gott offenbarte schon in früher Jugend
Die Lehre ihm des heiligen Johannes
Vom Kreuz, da Liebe ist allein die Tugend,
Allein das Liebesleid des Schmerzensmannes.
In dunkler Nacht, geschlachtet gleich dem Lamme,
In dunkler Nacht der Gottverlassenheit
Vereinigt sich der Mensch dem Herrn am Kreuz
Und stirbt den Liebestod, die Ewigkeit
Bricht in die Zeit ein, lichte Liebesflamme,
Die schöne Liebe selbst voll süßem Reiz!


Im Angesicht der großen Macht des Bösen,
Des Antichristen und der Rattenbiester,
Will Karol mit dem Herrn die Welt erlösen
Und mitgekreuzigt sein als Opferpriester.
Er will die Mitternacht der Finsternis
Durchleiden und geschlachtet gleich dem Lamme
Auf dem Altar sich selber opfern, bis
Verzehrt sein Opfer Gottes Liebesflamme!
Denn angesichts der Macht der Satanisten
Die Liebe Christi müssen wahre Christen
Bezeugen liebend in der Mitternacht.
Von Gott der Sinn des Lebens ungeheuer
Ist mehr wert als das Leben selbst... Das Feuer
Der Gottesliebe hat ihn umgebracht!


Gott offenbarte an des Vaters Grabe
Dem jungen Priester Unsre Liebe Frau
Maria, der er sich in Ganzhingabe
Ganz unterwarf in tief entzückter Schau.
Maria sprach: Gib mir dein Herz, mein Sohn!
Und Karol sprach: Schenk mir dein Herz, o Frau!
Die Gottesmutter an dem Gottesthron
Ihm offenbarte sich in trunkner Schau.
Er sprach: Ich bin ganz dein mit aller Liebe,
Der Gottesliebe und dem Liebestriebe
Und mit dem Todestrieb bin ich dein Sklave!
Mein Leben und mein Sterben ganz ist dein,
Ich liebe dich, o Liebe Frau, allein,
In dir, o Liebe Frau, ich liebe Jahwe!


Als Ginka Karol sah im Priesterkleid,
Hat sie geweint der Liebe heiße Tränen.
Ein Dichter bist du, bist nun gottgeweiht,
Du willst die Frauen hören Beichte stöhnen?
Ah weh, Geliebter, du hast mich verlassen,
Der Dichter lässt die Muse nun allein,
Ich kann den großen Liebesschmerz nicht fassen,
So grausam muß die Liebe Gottes sein?
Sprach Karol, sanft voll liebevollem Lächeln,
Liebkosend sie, die Locken ihr zu fächeln:
Nein, sondern tiefer bin ich dir verbunden,
Ich liebe dich zutiefst in Gottes Sohn,
Bin dir vereinigt in der Kommunion,
Wir zwei sind Eins in Christi Liebeswunden!


Und Karol war ein Priester am Altar
Und opferte allein dem Höchsten Gut,
Dem Höchsten Gut allein, das offenbar
Geheim gewärtig war in Fleisch und Blut.
Und Karol ward Professor für die Ethik
Und lehrte klug die Philosophie der Liebe,
Die Liebe liebte er in der Poetik,
Die Würde war und mehr als Sinnentriebe.
Da trat zu dem gelehrten Priester leise
Die Freundin Ginka: O du bist so weise,
Wird unsre Liebe denn nicht immer fester?
Ich liebe, Ginka, dich wie eine Schwester
Und mehr als eine Schwester noch, denn schau,
Du bist die Schwester in mir, innre Frau.


Und Ginka sah die Macht des Antichristen,
Des Gottesvolks Martyrium und Weh,
Und sprach: Wo ist der liebe Gott der Christen,
Wenn Juda ich so höllisch leiden seh?
Im Angesicht des Bösen und der Hölle
Auf Erden (alle Hoffnung lasse fahren!),
Wo ist der liebe Gott, der Liebe Quelle,
Wenn ich muß Satanas’ Triumph erfahren?
Und in der Mitternacht der Finsternis
Sanft Karol seine Freundin an sich riß,
Die in der Nacht sich so verloren meinte,
Umfing die Schwester mit den Bruderarmen
Und schweigend voll von blutendem Erbarmen
Im Herzen blutend der Geliebte weinte.


Und Ginka sprach: Nun hab ich einen Mann,
Er liebt mich und ich lieb ihn irgendwie,
Noch steh ich unter deinem Zauberbann,
Mein weiser Freund. Und süß verstummte sie.
Dann wieder sprach sie: Meinen Blumenanger
Gepflügt hat er und von des Lebens Saat
Ist von dem Gatten deine Freundin schwanger.
Die Freiheit hasst der Kommunisten Staat,
Die Freiheit ist die Göttin doch von Polen.
Bevor mir aber wird mein Kind gestohlen,
Entflieh ich heimlich nach Amerika.
Sprach Karol und verschwieg die bittern Schmerzen:
Du bleibst doch immerdar in meinem Herzen,
Und bist du auch nicht da, doch – Ich bin da....



VIERTES LIED


Ostern in dem Jahr der Freyheit!
Pavel pilgerte nach Praha,
Wollte auf der Goldnen Schwelle
Schauen den Geheimen Kaiser!

Saß er im Café des Ostens,
Trank den gut gekühlten Weißwein
Marke Poesie. Poeten
Prahas lieben diesen Weißwein.

Saßen geistig rings um Pavel
Zärtlich die Poeten Prahas,
Lyriker mit weißen Lyren,
Rochen an des Weißweins Blume.

Zärtlich die Poeten, lyrisch
Lyren stimmend auf den Weißwein.
Mädchen, weiß, in rosa Kleidern,
Schwebten zart wie Schmetterlinge.

Mädchen, zart wie Blumenelfen,
Badeten in Fliederblüten,
Weißen Leibes in dem Schaumbad
Düftereicher Blütentrauben.

Und mit ihren schlanken Fingern,
Weißen Elfenbeines Stäben,
Spielten sie, mit Perlmutt-Plektren,
Auf den Lyren der Poeten.

Dichter leerten die Kristalle
Weißweins im Café des Ostens.
Auf dem Grunde der Kristalle
Schimmerten die süßen Mädchen.

Rutschten ihre rosa Kleider
Von Delphinenschultern schneeweiß
Und mit ihren Perlmuttfingern
Zupften sie am weißen Schleier.

Die Poeten Prahas trunken
Taumelten wie Schmetterlinge
Um der Mädchen schlanke Kerzen
In der Liebe goldne Flamme.

Da sie allesamt betrunken,
Tanzten sie auf grünen Hügeln
Mit Laurentia den Reigen,
Mit Laurentia, der Schönen!

O Laurentia, du Schönhe,
Ach wir sinken in die Kniee
Vor der Grazie deiner Anmut,
Du Modell der Dichter-Musen!

O Laurentia, wir küssen
Deine schlanken weißen Händchen!
Streiche mit der Händchen Fächer
Segnend unsre Dichterstirnen!

O Laurentia, du Muse,
Du Modell der schönen Musen,
Laß den rosaweißen Schleier
Fallen auf die bloße Schulter!

Heute küssen die Poeten
Mit der Augen Schmetterlingen
Der Delphinenschulter weiße
Rose in dem Rausch des Weißweins.

Also sangen die Poeten
Dem Modell der Musen lyrisch.
Pavel und die Dichter Prahas
Waren froh am Osterfeste!

Pavel ging am Moldaustrome,
Hörte er die Moldau tönen,
Die Musik der Moldau stammte
Von den Kaisern auf dem Grunde.

Aber auf der Karolsbrücke
Pavel schaute den verschwiegnen
Nepomuk. Der Mystik Schweigen
Siegelte selbst Dichterlippen!

Aber in dem Goldnen Gässchen
Pavel schaute Tycho Brahe,
Soror Mystica, die Schwester,
Sah er auch beim Großen Werke.

Auch Jan Hus und die Hussiten
Sah er, und er hatte Mitleid,
Wenn sie auch der Muttergottes
Wehgetan mit sieben Säbeln.

Aber der Apostel Dutzend
War der Mutter Praha Zeitmaß.
Simon Petrus, der Apostel
Fürst, schlug die Gespensterstunde.

Pavel stand vorm großen Dome,
Theyn genannt war diese Kirche.
Kleine Engelkinder jauchzten
Zu dem lieben Jesuskinde!

Um die Mitternacht in Praha
Pavel sah in seinem Geiste
Mutter Prahas Jesuskindlein
Gold von Glitzer-Liebesstürmen!

Mutter Prahas Jesuskindlein
War ein Meisterwerk der Liebe!
Wunderwerk und Engelkönig!
War das frohe Lachen Gottes!

War des Ewigen Liebkosung!
War der Kuß des Großen Gottes!
War des Ewigvaters Liebling!
War der Schönste aller Menschen!

War der Magier der Liebe!
War das Große Werk des Goldes!
War der König der Apostel!
War der Moldau stiller Kaiser!

Der Musik geweihter Priester!
War der Liebling der Poeten!
War der Kaiser aller Kaiser!
O, der Sohn der Schönsten Mutter!

Dieses Prager Jesuskindlein
Betet an der deutsche Dichter,
Böhmen und Europa weihen
Jesus wir als unserm Kaiser.

O du Prager Jesuskindlein,
Du geheimnisvoller Kaiser,
Die Welt-Monarchie der Menschheit
Weihen wir dem Jesuskindlein!



FÜNFTES LIED

In dem schönen Zarentum der Heiden
Lebte einst der wunderschöne König,
Unbeweibt Wassili war, der König.
Alle Fürsten, Händler und Bojaren
Lud er ein zum Mahl, zum feuchten Gastmahl.
Schon im Abend steht die schöne Sonne,
Geht der Schmaus vergnügt, sie aßen alle
Satt sich und sie tranken alle voll sich
Und begannen allesamt zu prahlen,
Jeder prahlte, was er prahlen konnte.
Ging der König in der Königshalle
Auf und ab: Wer weiß von einem Weibe,
Die ich freien kann, mir ebenbürtig,
Schöne Frau, in irgendeinem Lande
Oder jenseits auch des blauen Meeres?
Weiß wie Schnee soll sein ihr lichtes Antlitz,
Rot wie Wildmohn ihre Purpurwangen,
Springen soll sie wie ein Hasenweibchen,
Wenden flink sich wie ein Hermelinchen,
Wandeln soll sie wie die weiße Hirschkuh,
Lichte Augen haben wie ein Falke,
Schwarze Augenbrauen wie der Zobel
Und zum Küssen einen Mund aus Zucker!
Torokasko sprach: Ei Zar und Vater,
Ei du wunderschöner Heidenkönig,
Eine Zarin weiß ich, eine Schönheit,
Weiß wie Schnee ist ihr das lichte Antlitz,
Rot wie Wildmohn ihre Purpurwangen,
Springen kann sie wie ein Hasenweibchen,
Flink sich wenden wie ein Hermelinchen,
Ihre Augen sind wie lichte Falken,
Ihre Augenbrauen schwarz wie Zobel
Und wie Zucker köstlich ist ihr Kussmund!
Jenseits wohnt die Frau des blauen Meeres
In Jerusalem, beim weisen Zaren
Salomo, die Zarin Salomona!
Sprach der wunderschöne Heidenkönig,
Sprach Wassili: Ei mein Torokasko,
Narrenreden sprichst du, Torokasko,
Wie kann man dem Mann die Frau entführen,
Wie dem weisen Zaren seine Zarin,
Wie dem Salomo die Salomona,
Mir nichts dir nichts, diesem weisen Manne?
Antwort Torokasko gab dem König:
Ei Wassili, wunderschöner König,
Baue nur drei rabenschwarze Schiffe,
Ziere sie mit Marderfell und Fuchsfell
Und belade sie mit Edelsteinen.
Ich will fahren über blaue Meere
Und dir holen Zarin Salomona.
Bauen ließ er rabenschwarze Schiffe,
Zierte sie mit Marderfell und Fuchsfell
Und belud mit reichem Schatz die Schiffe,
Unschätzbar der Schatz von Edelsteinen.
Dann entließ der König Torokasko
Übers blaue Meer, die blauen Meere,
Nach Jerusalem zum weisen Zaren.
Nach Jerusalem kam Torokasko,
Fuhr mit Schiffen in den Handelshafen,
Nimmt der Russen Wässerchen, den Rauschtrank,
Meldet sich bei Salomo, dem Zaren,
Aber Salomo war nicht zuhause,
Salomo war auf der Jagd im Felde.
Torokasko stellt sich vor der Zarin,
Schenkt Geschenke ihr und sagt: Ei Zarin
Salomona, Schönste aller Frauen,
Laß mich hier im Hafen Handel treiben,
Komm auch selbst, die Schätze abzuschätzen.
Kam die Zarin selbst auf die drei Schiffe,
Um die Handelswaren abzuschätzen,
Schätzte ab das erste Schiff, das zweite,
Schätzte ab das dritte, saß am Tische.
Er begann die Zarin zu bereden:
Salomona, Schönste aller Frauen,
Trink der Russen Wässerchen, den Rauschtrank!
Auf dem goldnen Stuhl am Eichentische
Salomona saß, der Frauen Schönste,
Trank der Russen Wässerchen, den Rauschtrank,
Becher über Becher, ward betrunken,
Nieder sank sie auf dem schwarzen Schiffe.
Legte ab das schwarze Schiff vom Ufer,
Fuhr dahin auf hochberühmten Meeren.
Mitten auf dem blauen Meer erwachte
Salomona, Schönste aller Frauen,
Sagte: Ei du Händler Torokasko,
Willst du selbst mich oder will dein Freund mich?
Sprach er: Von dem Zaren zu dem König
Bring ich dich, von Salomo dem Weisen
Zu Wassili, wunderschönem Heiden.
Kamen sie ins Zarentum der Heiden,
Sprach Wassili, wunderschöner König:
Große Ehre, große Freude! Heute
Ward mir eine Frau, die Allerschönste!
Ließ der König sich nach Heidenweise
Mit der schönen Salomona trauen,
Ohne Gottesdienst und Priestersegen,
Nur indem er küsste die Geliebte,
Und sie feierten die feuchte Hochzeit!
Nach Jerusalem zurückgeritten
Kam von seiner Jagd der Zar, der weise.
Sprachen seine Diener: Zar und Vater,
Aus dem fernen Zarentum der Heiden
Jenseits blauer Meere Torokasko
Kam, entführte Zarin Salomona.
Ward nachdenklich Salomo, der weise:
Wie kann man dem Mann die Frau entführen,
Mir nichts dir nichts, einem weisen Manne?
Wenn ich das gestatte, wird man lachen
Über Salomo, den weisen Zaren,
Jenseits blauer Meere bei den Heiden.
Salomo blies in das Horn, blies dreimal:
Meine Heerschar, vierzigtausend Ritter,
Sattelt nun und zäumet auf die Rosse,
Reiten wir ins Zarentum der Heiden.
Ritten alle übers Meer, das blaue.
Kamen sie zum Zarentum der Heiden,
Hielten an die Ritter in dem Felde.
Sprach der Zar: Ei vierzigtausend Ritter,
Blase ich das Horn zum ersten Male,
Sattelt dann geschwind die edlen Rosse,
Blase ich das Horn zum zweiten Male,
Zäumet auf geschwind die edlen Rosse,
Blase ich das Horn zum dritten Male,
Reitet dann geschwind auf edlen Rossen,
Eilt, ihr Ritter, rettet mir das Leben!
Barg das Horn er unter seinem Mantel,
Nahm den Wanderstab mit seiner Rechten,
Kam zur Königshalle. Sah die Zarin
Salomona Salomo, den Zaren,
Küsste sie ihn mit dem Zuckermunde,
Nannte ihn geliebten Mann und Gatten,
Setzte ihn an eine Eichentafel,
Trug ihm auf die zuckersüßen Speisen
Und der Russen Wässerchen, den Rauschtrank.
Sprach sie: Ei mein Salomo, mein Buhle,
Mich entführte listig Torokasko
Und vermählt ward ich dem wunderschönen
Heidenkönig, ward vermählt Wassili.
Ritt zur Jagd Wassili in die Felder.
Ei mein Salomo, laß mich noch Einmal
Mit dem wunderschönen Heiden schlafen!
Morgen kehren wir dann in die Heimat.
Sagte Salomo: Wo soll ich bleiben?
Sprach sie: Setze dich in diese Truhe.
Kam Wassili aus dem freien Felde,
Mit der Gattin fing er an zu plaudern,
Saß die Gattin lächelnd auf der Truhe,
Sprach sie: Wunderschöner Heidenkönig,
Schau, ich sitz auf einem weisen Zaren,
Plaudere mit schönem Heidenkönig.
Sprach Wassili: Sitzt auf welchem Zaren?
Sprach sie: Sitz auf Salomo, dem Zaren.
Ließ sie Salomo aus ihrer Truhe.
Sprach der wunderschöne Heidenkönig:
Ei du weiser Salomo, geraten
Bist du unter eines Weibes Hintern!
Sprach die schöne Zarin Salomona:
Ei du wunderschöner Heidenkönig,
Hingerichtet werden muß der weise
Salomo, so rasch es geht und eilends!
Sagte Salomo: Ei Heidenkönig,
Richte mich nicht hin wie einen Bettler,
Richte hin mich wie im Heilgen Russland
Heilge Zaren hingerichtet werden!
Grab im Felde ein zwei Eichenpfosten,
Richte auf von Ahornholz die Stange,
An die Stange bind drei Seidenschlingen,
Eine rot und seiden für den Schädel,
Eine weiß und seiden für die Hände,
Eine schwarz und seiden für die Füße.
Tat der König nach der Weisen Weisung.
Führte man dahin den weisen Zaren
Salomo, den Zaren hinzurichten.
Fuhren zu dem Richtplatz hin drei Wagen,
Saß Wassili in dem ersten Wagen,
Salomona in dem zweiten Wagen,
Torokasko in dem dritten Wagen.
Sagte Salomo: Ei Heidenkönig,
Als ein Knabe weidete ich Kühe,
Spielte auf dem Horne gerne damals,
Laß mich einmal auf dem Horn noch blasen.
Sprach die Zarin: Ei du wunderschöner
Heidenkönig, Salomo ist listig,
Laß ihn nicht auf seinem Horne blasen.
Sprach der Heidenkönig: Ei Geliebte,
Blasen soll er auf dem Horne ruhig.
Salomo blies in das Horn des Hirten,
Hört das Blasen seine ferne Heerschar,
Fingen sie zu satteln an die Rosse,
Und es bebte Mutter feuchte Erde.
Sprach der König: Salomo, du Weiser,
Scheint als bebte Mutter feuchte Erde.
Sprach der weise Zar: Ei wunderschöner
Heidenkönig, in der Tochter Zion
Habe ich im Teiche schwarze Schwäne,
Habe ich im Teiche weiße Schwäne,
Diese hören meines Hornes Blasen,
Schlagen mit den Flügeln auf dem Wasser,
Davon bebt die Mutter feuchte Erde.
Sprach der weise Zar: Ei wunderschöner
Heidenkönig, laß mich noch mal blasen.
Sprach die Zarin: Ei du wunderschöner
Heidenkönig, Salomo ist listig,
Laß ihn nicht auf seinem Horne blasen.
Sprach der Heidenkönig: Ei Geliebte,
Blasen soll er auf dem Horne ruhig.
Salomo blies in das Horn des Hirten,
Hört das Blasen seine ferne Heerschar,
Fingen an zu zäumen auf die Rosse,
Und es bebte Mutter feuchte Erde.
Sprach der König: Salomo, du Weiser,
Scheint als bebte Mutter feuchte Erde.
Sprach der Zar: E wunderschöner
Heidenkönig, in der Tochter Zion
Hab ich eine Herde wilder Rosse,
Hören die das Blasen meines Hornes,
Stampfen sie den Boden mit den Hufen,
Davon bebt die Mutter feuchte Erde.
Sprach der weise Zar: Ei wunderschöner
Heidenkönig, laß mich noch mal blasen.
Sprach die Zarin: Ei du wunderschöner
Heidenkönig, Salomo ist listig,
Laß ihn nicht auf seinem Horne blasen.
Sprach der Heidenkönig: Ei Geliebte,
Blasen soll er auf dem Horne ruhig.
Salomo blies in das Horn des Hirten,
Hört das Blasen seine ferne Heerschar,
Ritt sofort heran auf edlen Rennern.
Sagte Salomo: Ei wunderschöner
Heidenkönig, schau nach allen Seiten,
Sätest auf dem Felde Türkenweizen?
Kommen meine schwarzen Trauerschwäne,
Kommen meine weißen Höckerschwäne,
Augzupicken deinen Türkenweizen!
Ritter reiten zu den Seidenschlingen,
Legten in die rote Seidenschlinge
Den Wassili, um ihn aufzuhängen,
Legten in die weiße Seidenschlinge
Salomona, um sie aufzuhängen,
Legten in die schwarze Seidenschlinge
Torokasko, um ihn aufzuhängen.
In dem fernen Zarentum der Heiden
Machten nieder sie die Heidenheere,
Brachten alle Gaben aller Güter
Auf die Schiffe, trieben ihre Rosse
Übers blaue Meer zur Tochter Zion.
So singt man vom Zarentum Bylinen!

Unter schlanker, weißer, langgelockter
Birke, unterm wunderbaren Kreuze
Sind gewandelt sieben Goldne Kälber,
Sind an Kiew still vorbeigezogen,
An der hochberühmten Stadt in Russland.
Und die Kälber sahen über Kiew
Scheinen etwas wahrlich Wundersames:
Auf der Mauer eine schönste Jungfrau
Wandert mit der Bibel in den Händen!
Und die Kälber liefen fort von Kiew
Und begegneten der Kuh, der Mutter,
Und begrüßten so die Kuh, die Mutter:
Sei gegrüßt, o Mutter Kuh, o Mutter! –
Seid gegrüßt, ihr Goldnen Kälber, Kindlein!
Woher kommt ihr, wohin geht ihr, Kindlein? –
Von dem hochberühmten Kiew kommen
Deine Kinder, sahen Wundersames:
Auf der Mauer eine schönste Jungfrau
Wandert mit der Bibel in den Händen!
Liest im Evangelium die Jungfrau,
Werden ihre Augen Tränenquellen!
Spricht die Goldne Mutter Kuh, die Mutter:
Ei wie töricht seid ihr, liebe Kindlein,
Ihr wisst nichts, ihr kleinen Kinder, Kindlein!
Nicht ein Mädchen wandert auf der Mauer,
Sondern Unsre Mutter Gottesmutter
Wandert mit der Bibel in den Händen,
Diese Jungfrau ist die Mutter Gottes!
Und es weint die Jungfrau Gottesmutter
Über Kiew und den Christus-Glauben,
Denn sie sieht die Übeltäter kommen!
Trösten wir die Jungfrau Gottesmutter,
Unsre Schwarze Mutter Gottesmutter,
Weihen Kiew ihrem Mutterherzen
In der Kirche Hagia Sophia!



SECHSTES LIED


Maria, Unbeflecktes Herz Mariens,
Du Stern des Meeres, Mutter des Erbarmens,
Ich weihe dir die Friesen-Insel Baltrum!
Ich weihe dir die Vierte Inselkirche,
Dir auch die Kirchenglocke an dem Galgen,
Dir die Ecclesia Sanct Nikolaus,
Da der Altar aus Einer Muschel ist.
Da diente einmal ich in einer Messe
Als Lektor, da ich aus Jesaja las.
Dir weihe ich das schlafende Dornröschen
Der Nordsee mit dem kleinen Inselfriedhof:
Komm, Kyrie Christe, zu uns übers Meer!
Weinrosen- oder Hagebutten-Hecken;
Sie machen dies Dornröschen Baldur-Inge
Zum stillen und verschlossnen Rosengarten.
Hier in dem Jubeljahre des Millenium
Mein erstes Ave habe ich gebetet,
Gedacht an die Ägyptische Maria,
Die Hure, die gefahren übers Meer,
Vom Kapitän und den Matrosen allen
Beschlafen, kam sie nach Jerusalem,
Erschien ihr überm Tor Jerusalems
Maria mit dem Unbefleckten Herzen:
Hier darfst du nicht herein, du Sünderin!
Da eilte die Ägyptische Maria,
Die Hure, in die Wüste, um zu büßen.
Ich grüße dich, Maria, Gnadenvolle,
Mit dir ist Gott, du auserwählte Frau,
Die mehr gesegnet ist als alle Frauen,
Gesegnet deine Leibesfrucht, Messias!
Santissima Madonna, Liebe Fraue,
Tritt ein für uns verbannte Kinder Evas,
Jetzt, und im Augenblicke unsres Heimgangs!


Maria, unbeflecktes süßes Herz,
Ich weihe deinem Herzen Dänemark!
Ich weihe dir das Schloß von Kopenhagen,
Wo einst die Königin von Dänemark,
Wo Margarethe einst Klaus Störtebecker
Und Godeke Michels nahm in ihre Dienste,
Piraten in dem Dienst der Königin.
Klaus Störtebecker stürzte seinen Becher
Mit Honigbier hinab in Einem Zug
Und warf den leeren Becher in die See,
Aus diesem Becher soll kein andrer trinken.
Hier Friedrich lebte einst, den Klopstock sang.
Maria, Mutter Jesu, segne Klopstock,
Laß sein Unsterbliches Jehowah preisen!
Ich weihe dir die Insel Langeland
Und alle Wiesen purpurfarbnen Mohnes,
Laß uns nicht sterben, Mutter, laß uns schlafen
Und auferwachen an dem Jüngsten Tag!
Den Menschen auf der Erde aber laß
Erscheinen der Verwandten Totenseelen,
Sie, die da ruhn im Schoße Abrahams,
Daß sie die irdischen Verwandten warnen,
Die Toten aus dem Purgatorium,
Die Väter, Söhnen sollen sie erscheinen
Und bitten um Gebet für ihre Seelen,
Die armen Seelen aus dem Fegefeuer
Verwandeln sich in Engel für die Beter.
Maria, Königin des Meeres, Mutter,
Laß Milch aus deinem vollen Busen spritzen
Den armen Seelen in das Fegefeuer
Zum Troste. Bitte du für Hamlets Vater
Und führ Ophelia zur Schau der Liebe!
Sei du die Königin von Danus Mark!


Dir, Unsre Liebe Süße Frau von Schweden,
Dir weihe ich das Königreich von Schweden,
Maria, sei du Königin von Schweden!
Ich sah ja auf der schönen Insel Öland
Die Sommerresidenz der Königin
Von Schweden; ziehe darin ein, Maria!
In Öland an dem Strande fand ich Lehm
Und formte aus dem Lehme eine Vase,
Tat in die Vase eine Seidenrose,
Die Seidenrose war für meine Oma.
So weih ich deiner Liebe meine Oma,
Großmutter Paula Margarethe Meyer
Unsterblich weih ich deinem Mutterherzen!
So träumt ich einmal, Jungfrau, einen Traum,
Da goldne Vögel oder Engel kamen
Und hoben einen weißen Totenschädel
Aus einem dunkelgrünen Epheugrab
Und trugen fort den weißen Totenschädel
Und sprachen, dass sie ihn nach Schweden tragen,
Auf Schweden träumte ich das Reimwort: Eden!
Maria, du als Königin von Schweden,
Du mögest wohnen auch im Schloß von Stockholm.
Die Wächter wachen dort der Königin.
Ich will ein Wächter sein der Königin
Von Schweden, dir als Beter Schweden weihen.
Doch als der Einen Christus-Kirche Mutter
Empfehl ich dir den Dom von Upsala,
Daß dort, wo Lutheraner Predigt hören,
Der Gottesmutter werde tief gedacht
Und Christus in dem Abendmahl gespeist
(Noch fehlt mir viel an Einsicht in die Wahrheit).
Der Dom von Upsala sei Unsrer Fraue
Geweiht, der schönen Königin der Liebe.
Germanias zentrales Heiligtum
War hier in finstrer Zeit des Aberglaubens
An all die alten Götzen von Walhalla.
Hier möge Unsre Liebe Süße Fraue
Und Große Mutter der Germanen wohnen
Und Schwedinnen und Schweden Jesus schenken!
Denn wie der Seherin Vision der Edda
Du prophezeist uns auch das Weltgericht
Und dann das Friedensreich des Friedefürsten,
Da herrschen Gottes Sohn und Unsre Fraue!


Norwegen weihe ich Marien Herzen,
Norwegen und das Wasser seiner Fjorde,
Kristallenklar die keusche Schwester Wasser.
Vom Lachs will ich dir singen, Thron der Weisheit,
Denn weise ist der Lachs, sagt ein Druide,
Der Lachs schwimmt in dem Strom zurück zur Quelle,
Drum speisen auch germanische Druiden
Den Lachs als Sakrament im Opfermahl
Als fischgewordne Weisheit, denn der Lachs
Zur Quelle kehrt zurück. Wir alle sollen
Zurück zur Quelle, zu der Lebensquelle.
Und Christus als die fischgewordne Weisheit
Führt uns zurück zur Lebensquelle, Gott.
O Mutterschoß des Schöpfers, o Maria,
Ich weihe deinem Herzen auch das Nordkap,
Den höchsten Kreis im Norden von Europa,
Wo ich gestanden auf dem steilen Felsen
Und schaute von Europas Nordkap aus
Hinüber in der Arktis weißes Jenseits.
Wenn man so will, sind hier Walhallas Pforten,
Noch höher in dem Norden thronen Götter,
Allvater herrschen dort und Fraue nur!
O Fraue, Königin der Mitternacht
Sei du der allumspannenden Gemeinde
Und Königin des Nordens, Liebe Fraue,
Du bist ja Königin der dunklen Nacht,
Die Königin der dunklen Nacht des Nichts,
Der dunklen Nacht der Gottverlassenheit!
Im Jenseits aber sei der weiße Eisberg
Mit dem kristallenklaren Glanz dein Thron,
Vor dem die wilden Wellenbrecher donnern,
Du aber thronst auf deinem Weißen Thron,
Schneekönigin der winterlichen Weihnacht,
Dein Kleid ist rein wie frischgefallner Schnee,
Dein Leib ist licht wie transparentes Eis!
Dich wähle ich zur Königin Norwegens!


Nun wende ich vom Norden mich zum Osten
Und schaue aus dem königlichen Finnland
Und grüß die königlichen Schwesterkirchen
Der Baltenschwestern und der Mutter Rusj.
In Finnland aber finnisch-orthodox
Des Schöpfers Vögel singen Lob Maria,
Der Gottesmutter mit dem Gottessohne.
Und oft geht noch die Liebe Gottesmutter
Durch Finnland, mitten durch die Preiselbeeren,
Und sucht die kleinen reinen Kinder auf,
Unmündige und Säuglinge vor Gott,
Um ihnen zu erscheinen, Gottes Mutter,
Zu offenbaren ihnen Gottes Sohn,
Marias Kind, das kleine Jesuskind.
Der Kleine Jesus liebt die kleinen Kinder,
Besonders die noch keine sieben Jahre.
Da spielt das Jesuskind Verstecken gern
Und lachend spielt er mit den Menschenkindern.
Dir, Mutter Jesu, weihe ich die Lappen,
Dir weihe ich das bunte Volk von Lappland.
Dir weihe ich die weißen Birkenwälder,
Dir weihe ich die tausend Seen Finnlands,
Dir weihe ich die schönen Rentierherden,
Du allerschönstes Meisterwerk der Schöpfung,
Des Schöpfers Mutter du gewissermaßen,
Weltseele, Stellvertreterin der Schöpfung,
Schutzengel der Natur, o Große Mutter,
Du Herrscherin der wilden freien Tiere,
Du ideales Musterbild der Schöpfung!
Dir weihe ich die nordische Natur,
Dich kröne ich zur Königin von Finnland!
Hier geht auch in der Mitternacht des Sommers
Die Sonne nicht am Horizont hinunter,
Beim zwölften Stundenschlag die Sonne noch
Erleuchtet die Gebirge rosenfarben,
Ein rosazarter oder goldner Glanz
Glänzt wie dein Mantel über den Gebirgen
Von Finnland, Frau im Kleid der Weißen Nacht,
Du Jungfrau-Königin der Weißen Nacht!
Hier triumphiert dein Unbeflecktes Herz!
Hier bist du Lichtglanz von dem Lichtglanz Gottes!


Den Osten Deutschlands will ich dir nun weihen,
Des Atheismus Wüste, Leere, Öde,
Verbranntes Land, verbrannt vom Kommunismus.
Ich seh das weiße Schloß noch von Schwerin
So herrlich schweben überm stillen See;
Regiere du dort, Mutter wahrer Weisheit.
Vor allem komme du nach Berolina,
Erobere Berlin mit der Armee
Liebreizender Madonnen-Jungfraun schön
Und rein und zart wie Morgenrot im Äther!
Mit deiner Schönheit, Jungfrau, ziehe ein
Im Christus-Dom der Hauptstadt Berolina,
Vereine alle Christus-Konfessionen
Im Christus-Dom, o Mutter du der Kirche.
Laß auch die Wälder von Grünheide segnen
Durch deine Engel und die frommen Dichter.
Ich las in Salomonis Hohem Liede
Im Walde von Grünheide einst im Osten
Und las die Hymnen dort des deutschen Sehers,
Geweiht der heiligen Urania,
Gesegnet von dem Mutterkuß der Gottheit,
Der schönen Königin der Harmonie.
Da schwor ich mit dem Wort des deutschen Sehers
Unwandelbaren Bund dem Genius
Der Wahrheit! Schau, da ward mir prophezeit:
Vermodert, Knechte ihr des alten Frevels,
Doch über euern Gräbern steigen auf
Unsterblich-schön des Friedens freie Tage!
O Jungfrau-Mutter-Braut der Offenbarung,
Dir weih ich auch die schöne Insel Rügen.
Vom weißen Kreidefelsen schau ich aus
Aufs Meer und sehe schweben auf der Ostsee
Die Hagia Sophia, Lichtgestalt
Der Weisheit, Kraft und schönen Liebe Gottes!
Vom Norden drangen an die alten Götter
Walhallas, Wodan-Satan und Dämonen
Des Krieges und der alten Barbarei,
Doch über diese nördlichen Dämonen
Sah ich die Jungfrau siegen, o Maria,
Wie Weizen golden, purpurn wie der Wein!
Du presst die Bibel fest an deine Brust,
Du bist die Jungfrau der Dreifaltigkeit,
Der Allmacht und der Weisheit und der Liebe!
Du bringst das tausendjährige Reich des Friedens!


Ich weih dir ebenfalls den Westen Deutschlands,
Dir der katholischen Ecclesia
Geweihten Dom am Vater Rhein in Köln.
Ich weihe dir die schöne Lorelay,
Die Schöne sitzt auf ihrem hohen Felsen
Und lässt das lange Haar herniederfallen,
Des schönen Haares lange Lockenschlangen
Umrahmen ihr Gesicht, das glänzt vor Schönheit,
Das Antlitz leuchtet auf vor Frauenschönheit,
Der Frauenschönheit Macht und Zauberei
Betört den Seemann auf dem Vater Rhein,
Und wenn sich Lorelay vorüberbeugt
Und selbstbewusst sie schönen Brüste wölbt,
Der Frauenreichs imperiale Äpfel,
Dann weiß der Seemann und der Minnesänger,
Daß Frauen sind die Königinnen Deutschlands.
Weh dem, der seiner Leidenschaft verfallen
Und von dem Zauber der Erotik töricht
Vernunftlos wie ein Tier wird, er wird scheitern,
Sein Schiff zerschellen an des Weibes Felsen!
Madonna in der Kupfergasse, schwarze
Madonna in der Kupfergasse Kölns,
Wenn nun der Papst die Messe zelebriert
Vorm goldnen Schrein der Magier des Ostens,
So laß mich auch die fleischgewordne Weisheit
Als Manna speisen oder Engelsspeise.
Die Magier des Morgenlandes wussten,
Dies Jesuskind im Schoße der Madonna
Ist Gottes Liebling und ist Gottes Weisheit,
Allschöpferische Weisheit, Schöpferin,
Erretterin, Unsterblichkeit verleihend,
Die Trösterin und Ehefrau des Weisen
In einer geistlichen, doch wahren Ehe
Lebt Hagia Sophia mit dem Weisen.
Frau Weisheit aber hat ihr Mahl bereitet,
Das Fleisch geschlachtet und den Wein gemischt,
Und lädt den Weisen ein zum Hochzeitsmahl,
Da darf der Weise seiner Herrin Fleisch
Verzehren, trinken seiner Freundin Blut,
Der göttlichen Geliebten Blut wie Wein,
Der göttlichen Geliebten Fleisch wie Brot,
Sophias Gottheit und Sophias Menschheit
Im Hochzeitsfest vereinigend empfangen!


Prag weihe ich der Königin von Böhmen!
Hier wandle geistig ich im Goldnen Gässchen,
In goldnen Gassen von Jerusalem.
Ich schau den Mystiker und Alchemisten
Vermählen in dem Innern der Phiole
Den roten Löwen (Löwen von Judäa)
Mit weißer Lilie (Lilie aus dem Tal).
Der rote Löwe und die weiße Lilie
Im Innern der Phiole im Gemach,
Zusammen wirken sie das Große Werk,
Homunculus im Innern der Phiole,
Homunculus im Innern des Gemachs,
Gezeugt-gebornes Kind des Magiers.
Den Stein der Weisen aber braucht der Weise,
Das ist der Schoham-Stein des Paradieses,
Ist Eckstein, der das Blei in Gold verwandelt.
Man nennt den Stein der Weisen auch das Pulver
Der Projektion, das kennt der Weise nur
Durch seine Braut, die Soror Mystica,
Geheimnisvolle Schwester seines Werks.
Denn nur die Soror Mystica hat Pulver
Der Projektion, so dass die weiße Lilie
Sich offenbart in Soror Mystica,
Der rote Löwe aber in dem Weisen.
Der Alchemist und Soror Mystica
Vermählen sich in magischer Erotik,
Der rote Löwe und die weiße Lilie
Vermählen sich in mystischer Erotik.
So wird allein das Blei in Gold verwandelt.
Die weiße Lilie aber ist Maria,
Maria in dem Schnee im goldnen Prag,
Der rote Löwe aber ist Messias,
Messias Jesus aus dem Judenghetto.
Das Große Werk, das Blei in Gold zu wandeln,
Gottwerdung der begnadeten Geschöpfe
Ist das in der katholischen Magie
Der Hochzeit des durchbohrten Herzens Jesu
Mit dem durchbohrten Herzen Unsrer Fraue.
Ja, Jesus ist der wahre Stein der Weisen,
Madonna seine Soror Mystica.
Der rote Löwe und die weiße Lilie,
Das ist die königliche Doppelherrschaft
Des Herzens Unsrer Frau und Unsres Herrn,
Daß Menschen Göttinnen und Götter werden!


O wilde, freie, heilige Natur
Von Polen, sei geweiht der Muttergottes!
Du Bäuerin, im Mutterschoß das Huhn,
Zigeunerin im kurzen schwarzen Röckchen,
Du junge Hure und du Katholikin,
Gesegnet seid von Gottes Großer Mutter!
O Krakau, Stadt des Ethik-Professoren,
Dein Bischof sei gesegnet und gekrönt
Zum König Polens, Sankt Johannes Paulus!
Hier an der San am Fuße der Karpaten
Und nah der Grenze zu der Ukraine
Begann ich, in der Biblia zu lesen.
Zwei Freundinnen bei mir in einem Zelt,
Las ich im Wort von Martha und Maria,
Da Martha nur besorgt um Alltagsdinge,
Maria aber lauschte Jesu Weisheit.
So spürte ich der Wahrheit Prophetie
Und wie die Biblia das Leben deutet
Und des prophetischen Messias Weisung
Ins Leben spricht und weist den Weg der Liebe.
Maria von Bethanien, o Freundin
Der Weisheit Jesu, sitzend ihm zu Füßen,
In Muße nichts als nach der Weisheit fragend,
Du hast das Bessere erwählt, Maria,
Das soll dir nicht genommen werden, Freundin
Der Weisheit! Aber ich hab auch gelernt,
Den Herrn zu imitieren, ja, noch mehr,
Zu sagen: Ich bin du und du bist ich!
Da trat ich in der Mitternacht in Polen
Auf einem Hügel der Karpaten Polens
Und mitten unter den Zigeunern Polens
Sang ich mit tiefer Sehnsucht in der Seele
Nach der geheimen Liebe meines Lebens:
Eröffne mir das Tor zum Amor Gottes!
Die Pforte zu der Schönen Liebe Gottes
Eröffne mir die Königin von Polen,
Die Große Mutter Schwarze Muttergottes!


Madonna delle Grazie! Königin
Venezias sei du, Venezias,
Du Meer-Kybele mit der Stadt-Tiara!
Salute! Du befreitest von der Pest,
Pestflöhe brachten Ratten und den Tod,
Die Unbefleckt Empfangne aber Heilung!
Ich weihe dir Venezia, die Schöne,
Die Fee, die Nymphe und des Meeres Göttin!
Bleikammer, laß mich auf der Seufzerbrücke
Venezia noch einmal sehn und sterben!
Doch unter dieser Seufzerbrücke freien
Sich Asiaten gern, die Marco Polo
Dereinst besucht. Das Reich des großen Khan
Und China weih ich dir, o Königin
Und Gnadenmutter der Barmherzigkeit.
Wie Casanova will ich in der Gondel
Durch den Canale Grande fahren, Frau
Der Frauen, dir zu weihen alle Frauen,
All die Geliebten Don Giovannis dir,
Du höchste Herrscherin der lieben Frauen,
Du Ur-Idee der lieben schönen Frauen,
Du Frau der Frauen, du der Frauen Urbild,
Du makellose Konzeption der Frau,
Du Frau der Offenbarung, Frau des Herrn,
Frau Gottes, Spiegel femininer Gottheit,
Du Ebenbild des Göttlich-Femininen!
Venezia, Venezia, du Schöne,
Madonna delle Grazie ist die Nymphe,
Die herrscht in deiner Stadt aus Gold und Marmor,
Die herrscht auf den opalnen Wasserstraßen,
Auf deinen Inseln der Glückseligen!
Der Markus-Löwe mit den Flügeln legt
Sich herrlich seiner Herrscherin zu Füßen.
Die Gondoliere in den schwarzen Schwänen
Lobpreisen süßen Stiles das befreite
Jerusalem. Madonna delle Grazie,
Ich kröne dich zur Göttin von Venedig,
Zur Königin Italias und Romas,
Zur Königin des Papstes und der Kirche,
Madonna delle Grazie, Nymphe Christi!


Dir, Notre Dame, dir weih ich die Provence,
Midons, dir weihe ich die Troubadoure,
Das Paradies, da einst Petrarca sang,
Dir Avignon, der Santa Clara Dom,
Da Donna Laura vor der Pforte saß
Und Honig aß mit Quark auf Sesambrot,
Dir die Ardeche, wo Echo wohnt, die Nymphe,
Ein andres Patmos, wo der Dichter-Seher
Den Engel hört: Das Göttliche ist innen!
Die Weinterrassen mit den Prozessionen,
Das Sakrament von Ceres und von Bacchus
Und Bacchus’ Stab wird dort durchs Land getragen.
Die Nymphen baden in den klaren Wassern.
Das Mittelmeer sei dir geweiht, Maria,
Die drei Marien von dem Meere grüß ich,
Die heilige Maria ist die Größte
Der drei Marien, schöner Liebe Bild!
Die schwarze Sarah grüß ich auch, die Magd,
Die schwarze Muttergöttin der Zigeuner.
Maria Magdalena grüß ich liebend
In Aix, dort küss ich ihren Totenschädel.
Ich weihe dir Bordeaux, o Königin,
Ich weihe dir den Rotwein von Bordeaux,
Verwandle ihn der Geist in Christi Blut!
Ich weihe dir Saturn und seinen Ring
Und die drei Schönen an dem Sommerhimmel,
Den Schwan, die Leier und den Adler, Herrin.
Ich weihe dir den Strom Garonne, meerbreit,
Ich weihe dir Atlantik und Atlantis.
Ich weihe dir die Pyrenäen, Mutter,
Des Orients und Okzidents Gebirge.
Ich weihe dir die Basken, Königin,
Ob sie in Frankreich oder Spanien leben.
Sankt Jakob sei gegrüßt mit dem Orion,
Auch Roland grüß ich und Angelika,
Die Kaiserin von China sei gegrüßt,
Aus Liebe Roland den Verstand verlor,
Doch sein Verstand ward aufbewahrt im Mond.
Ich weihe dir die Hirten und die Herde,
Ich weih dir meiner Jugend Konkubine
Und Buffodontel dir und Akkadanu –
O Königin im Paradies der Liebe!


Nun krön ich dich zur Königin Europas,
Immaculata, Unbefleckte Jungfrau!
Ich kröne dich im Wallfahrtsorte Lourdes,
Wo du erschienen bist in einer Grotte.
Dort standest du im weißen Seidenkleid,
Maronenfarben deine langen Locken,
Die Augen leuchtend wie zwei große Monde,
Um deine Hüfte einen Zaubergürtel
Und um die Arme lange Perlenschnüre,
Auf deinen bloßen Füßen goldne Rosen.
So sprachest du in der Erscheinungsgrotte:
Ich bin die Makellose Konzeption!
Hier lag ich in des Sommers Sonnenhitze
Den Felsenbergen in dem grünen Schoß
Und abseits von der Kirchenleute Masse
Verehrte ich in Minne die Madonna,
Madonna, meine höchste Minnedame!
Ich habe Minne immerdar gesucht,
Umworben viele sterbliche Geliebte
Und nur gefunden unsagbare Schmerzen,
Das blutige Martyrium der Minne!
Doch darum bei den sterblichen Geliebten
Fand niemals ich ein offnes Herz voll Liebe,
Weil du mich auserwählt und mich bewahrt,
Weil du mich für dich selber haben willst!
Bevor ich dich geliebt hab, Unbefleckte,
Hast du mich schon geliebt und auserwählt!
Auf deiner unbedingten Liebe Wort
Geb ich die Antwort meiner Liebe dir.
So spricht die Makellose Konzeption:
Du hast mich oft um Liebe angefleht
Und sagtest oft, du wolltest mich zur Braut,
Nun mach auch ernst und sprich zu mir dein Ja,
Gib mir dein Ja-Wort für die Ewigkeit!
Maria, Makellose Konzeption,
Im Heiligtume der Erscheinungsgrotte
Verlobe ich mich mit der Unbefleckten
Und bin ganz dein und sage Ja zu dir,
Ich sage Ja zu dir mit Gottes Hilfe.
So spricht die Makellose Konzeption:
Im Paradies schenk ich dir meine Perle.
Gebenedeite Königin Europas,
Nun kröne ich dich mit der Schönheit Krone,
Nun kröne ich dich mit der Weisheit Krone,
Nun kröne ich dich mit der Liebe Krone,
Nun kränze ich dich mit der Einheit Kranz!



SIEBENTES LIED


Der neuen Schöpfung Unbefleckte Mutter!
Du bist als Erste der Erlösten durch
Den Christus, deine Leibesfrucht, erlöst
Und ziehst mit uns den Pilgerweg des Glaubens
Nach Golgatha zum Kreuze Jesu Christi.
Du bist die Erste, die vollkommne Zeugin
Des ganzen göttlichen Geheimnisses
Der Rettung und Erneuerung der Menschheit,
Der Rettung und Erneuerung der Welt,
O wende deine milden Augen zu uns,
O wende deine Augen auf die Stadt,
Die in sich birgt das Erbe der Apostel,
Schau du auf Roma und auf Roms Probleme,
Rom will die Ordnung der Gerechtigkeit,
Des Friedens Ordnung unter diesem Volk
Befestigen, das dein ist, Heil der Römer!
Schau auf Italien und schau auch auf seine
Probleme, den Problemen Romas gleich,
Die Wege solidarischer Erneurung
Und der gerechten Neugestaltung suchend.
Schau auf Europa vom Atlantik aus,
Schau auf Europa bis hin zum Ural,
Auf diesen Kontinent der neuen Einheit,
Noch mit dem Erbe alter Spannungen.
Schau auf die Balkanländer und den Krieg
Der Brüder, schau die Steppen Osteuropas,
Schau auf die weiten Steppen Russlands nieder,
Komm, Mutter von Kazan, von Czernichow, o Mutter
Von Russland, Muttergottes von Wladimir,
Komm du als Pilgerin zu den Nationen,
Komm zu dem Volk von Russland, das dich liebt!
O schau auf uns und komm als Pilgerin
Vom Osten bis zum Westen, von den Slawen,
Vom Tor des Morgenrots in Vilnius
Und von Aglona nach Silvua komm,
Du Schwarze Muttergottes von Tschenstochau!
Komm durch das große Erbe der Germanen,
Durch alle Völker der Germanen wandle,
Und komm nach Frankreich, Spanien, Portugal,
Du Liebe Frau von Lourdes und La Salette,
Du Unsre Liebe Frau von Fatima,
Du Unsre Liebe Frau von Kevelaar
Und Schwarze Muttergottes von Altötting
Und Magna Mater von Mariazell,
Du Schwarze Muttergottes von Einsiedeln,
O sei du bei uns, Mutter, wenn das zweite
Jahrtausend seit Geburt des Wortes Gottes
Im Stall von Bethlehem zuende geht,
Und bleibe bei uns, wenn wir uns bemühen,
Den Abstand zu verringern, der die Kirchen
Von Rom, Byzanz und Wittenberg noch trennt,
Und schau auf uns, die wir uns sorgen um
Gerechtigkeit und Frieden in der Gegend
Des Mittelmeeres und des Nahen Ostens,
Und segne Israel, o Tochter Zion,
Und das glückselige Arabien
Und auch den schwergeprüften Libanon.
Schau auf uns Christen, du der Christen Mutter,
Hilf uns, die Einheit auf der ganzen Erde,
Vor allem in Europa, neu zu finden,
Wo Paul und Peter wirkten als Apostel,
Nachdem sie von Jerusalem gekommen.
Schau mit uns auf das schöne Afrika
Des großen Kirchenvaters Augustinus,
Einst war es eine blühende Oase
Des Evangeliums von Jesus Christus.
Hilf uns im Dialog mit allen Frommen,
Die glauben an den Einen Gott allein,
Die heut die Länder Afrikas bewohnen,
O Schwarze Muttergottes, schau voll Gnade
Und Mutterliebe auf Schwarzafrika,
Das geht auf vielen Wegen zu dem Herrn.
Und schau mit uns auch in den Fernen Osten,
Schau auf die Philippinen, Muttergottes,
Nach Ozeanien, Australien,
Neuseeland, schau den alten Kontinent
Von Asien, wo Christus kaum bekannt,
Und wo wir die Begegnung mit den Brüdern
Und Schwestern suchen, die Buddhisten sind
Und Hinduisten sind und Schintoisten
Und Taoisten sind und Konfuzianer,
O Königin von China, Gnadenmutter,
Und Große Muttergottes Indias!
Maria, pilgern wollen wir mit dir
Durch Mittel- und durch Südamerika
Und Nordamerika und Kanada,
Patronin Nordamerikas bist du,
Du Unbefleckte Jungfrau, Kanada
Ist dir besonders liebevoll ergeben,
Du Muttergottes von Aparecida
Brasiliens, du Jungfrau von Lujan
In Argentinien, du Muttergottes
Von Kuba du in Caridad del Cobre,
Du Unsre Liebe Frau von Coromoto
Venezuelas, Unsre Liebe Frau
Copocabanas in Bolivien,
O du mein vielgeliebtes braunes Mädchen,
Du Himmelsmuse meiner Künstlerseele,
Siegreiche Königin des Universums,
O Jungfrau von Guadelupe!



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