[Inhalt]

Peter Torstein Schwanke
 
POETISCHE DOGMATIK
 
 
„Stets ist die Gottheit euch nah!“
(Ovid)
 
 
 
ERSTER GESANG: DAS BUCH MOSE
 
I
 
Anfangs schuf Gott die Himmel und Erden, grundsätzlich geschaffen
Sind die Erden und Himmel von Gott, im Prinzip. Und es schaute
Auf zum Himmel die Erde in duftender Anbetungsliebe,
Und der Himmel überwölbte mit herrlichem Schimmer,
Mit dem Glanze der Tage und dem Geheimnis der Nächte,
Glorios die Terra, unsere Mutter die Erde.
Daß die göttliche Gottheit Himmel und Erde geschaffen,
Ist bezeugt in der Offenbarung der heiligen Schriften.
Ebenso glauben auch alle Religionen der Völker,
Nun, ob Allah die Welt schuf, ob sie aus Brahman entstanden.
Wir aber glauben, daß Gott der Vater, allmächtiger Schöpfer,
Alles Geschaffene einzig durch den Logos geschaffen,
Denn im Logos ist alles geschaffen, und nichts ist geschaffen,
Was nicht im Logos geschaffen wäre. Ob Gott durch sein Wort schuf:
Jhehi! es werde! oder ob der göttliche Logos
Konkretion des ewigen Gottes, der heiliger Geist ist,
Ist, des Gottes, der wohnt in unzugänglichem Lichte,
Wissen wir nicht. Chinesen und manche Völker erzählen,
Daß die Schöpfung aus Gliedern eines Urmenschen wurde,
Göttlicher Urgestalt, so sagen Germania und China.
Gott schuf die Welt im Logos, in dem ewigen Sohne,
Auf ihn hin ist alles geschaffen und durch ihn ist alles
Von der Gottheit geschaffen für die schöpfrische Gottheit!
Alle sichtbaren Welten und unsichtbaren desselben
Sind die Glieder Christi. So nannte Franziskus die Vögel
Und die Blumen Brüder und Schwestern und die Sonne und Sterne
Brüder und Schwestern und den Esel, den menschlichen Körper.
Alle Schöpfung ist um des Menschen willen geschaffen,
Aber der Mensch ist einzig geschaffen zum Bilde der Gottheit.
Gott sprach: Wir machen den Menschen zu unserem Ebenbild! Siehe,
Mann und Weib sind beide geschaffen zum Ebenbild Gottes!
Abbild Christi ist der Mensch, in der Ähnlichkeit Christi
Erst erfüllt sich sein Schicksal, die Bestimmung des Menschen.
Mit dem Menschen wird aber auch die seufzende Schöpfung
Und die ächzende Kreatur erlöst, in dem Menschen,
Der in Christus, dem Gottmenschen, ist der Gottheit verbunden.
Aber als Gott die Himmel und die Erde geschaffen,
War noch die Ur-See ein grenzenloses Tohuwabohu,
Urabgründig wogendes Chaos, aber darüber
Schwebte der Geist des Schöpfers. Der schwebende Geist ist nicht faßbar,
Ein behütender Geist, der breitete Schatten der Schwingen
Über den jüdischen Dichter in der Stunde des Todes,
Der in der Stunde der Gottesgeburt im Menschen die Jungfrau
Mirjam überschattete, sie durchatmete göttlich.
Dieser Geist, verkörpert in der Gestalt einer Taube,
Einer sanftmütigen Taube, derselbe brütete quasi
Aus dem Meere des Chaos die Gestaltung der Schöpfung,
Darum ist der Heilige Geist der schöpfrische Odem,
Veni creator spiritus! ruft ihn die Hymne von Pfingsten.
Daher stammen die Mythen der Völker, die sichtbare Welt sei
Aus einem kosmischen Ei gekommen, vom Winde bebrütet,
Denn der Geist ist Gottes lebenspendender Odem.
Gott ist langmütiger Gott und Gottes Geduld ist unendlich.
Wieviel Jahrtausende, Myriaden Äonen gebrauchte
Gott, die sichtbare Welt aus dem Tohuwabohu zu schaffen,
Diese Frage ist ebenso überflüssige Frage,
Wie die Frage, ob auf dem Punkte der Spitze der Nadel
Hundert oder Tausende Engel zu sitzen vermögen.
Auf die Frage aber, was Gott vor der Schöpfung getan hat,
Sagte der Mönch Martinus, er habe Ruten gebunden
Für die närrischen Fragesteller närrischer Fragen.
Auf die Frage, ob zuerst das Ei gewesen oder die Henne,
Will ich nichts sagen, in der Jugend gab ich die Antwort,
Vorher war der Fisch (heißt aber im Griechischen ICHTHYS).
 
 
II
 
Gott sagt übrigens nicht allein zu den Walfischen, Vögeln
Oder Lämmern: Seid fruchtbar und mehret euch! sondern dasselbe
Sagt er auch zu den ersten Menschen. Da Menschen und Tiere
Also unter dem gleichen Gesetze der Fruchtbarkeit stehen,
Kann man sie nennen Kinder eines einigen Vaters,
Eines alle Fruchtbarkeit stiftenden Gottes, des Lebens
Liebhaber. Dieser Gott nahm den ersten Menschen von Erde,
Von der Materie, von der Mater, von Adama: Adam!
Dies ist ein Typus von Christus, den Gott aus Maria genommen,
Den Maria, die Mutter Erde, jungfräulich geboren.
Tauet, ihr hohen Himmel, und regnet herab den Gerechten!
Blühe, Erde, und bringe hervor den heiligen Sprößling!
Gott gab dem Menschen den Odem des Lebens, lebendige Seele,
Die nur der Mensch besitzt, die macht ihn zum Ebenbild Gottes,
Der da Geist ist, wie es gesagt der Apostel Johannes.
Nur durch den Lebensgeist lebt der Mensch, den hauchte die Gottheit
In den Menschen, den göttlichen Odem, zur Stunde der Schöpfung.
Dieser Geist ist der wesentliche Atem, heißt Atman
Bei den Indern, das göttliche Lebensprinzip in der Schöpfung.
Auch spricht Indien von dem goldenen Samen des Lebens,
Von dem göttlichen Keime, der da Brahman genannt wird
Und aus Brahma stammt, das ist die schöpfrische Gottheit.
Den nennt die Mystik den Seelenfunken, den feurigen Samen,
Der da die Gottesebenbildlichkeit darstellt des Menschen.
Der lebendige Gott schuf den Menschen männlich und weiblich,
Gott ist Geist und erhaben über geschlechtliche Zweiheit.
Der Prophet verkündete Gott als tröstende Mutter,
Die wir trinken die Milch des Trostes von Brüsten der Weisheit.
Alles Männliche, ebenso alles Weibliche findet
Seines Wesens Urbild in der lebendigen Gottheit,
Ja, in Gott ist vereint die Idee von Männlich und Weiblich.
Das ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. Wie auch die Gottheit
In sich dreifaltig, ist ein Gott in Liebesgemeinschaft.
Gott der Vater ist der Liebende, Christus der Sohn ist
Der Geliebte, der Geist die lebendige Flamme der Liebe,
Wie es so schön der Heilige Augustinus bekannte.
Die dreifaltige Gottheit wollte Liebe verströmen,
Darum schuf die Gottheit allein aus Liebe die Schöpfung.
Gott ist ein Gott der Hingabe. Männer und Frauen in Liebe
Sind in liebender Hingabe Ebenbilder der Gottheit.
Darum wird die im Paradies gestiftete Ehe
Adams und Evas auch genannt ein Mysterium Gottes,
Sakrament Christi durch das Wirken des Heiligen Geistes,
Denn sie ist Bildnis und Zeichen der Liebeshingabe Gottes
An die geliebte Braut, die heilige Kirche des Christus!
Wie aus der Seite Adams die schöne Eva geboren
In der Stunde, da Adam schlief im Schatten des Baumes,
So auch ward aus der Seite des Christus, als Jesus am Kreuze
War entschlafen, da ward aus der Wunde die Kirche geboren,
Aus dem Wasser der Taufe und Blut des heiligen Kelches
Taucht Ecclesia auf, die schöne Braut des Messias.
Eva, die Lebendige oder der Lebenden Mutter,
War eine Jungfrau im Garten der Freude, Abel und Kajin
Waren noch nicht geboren, sie lebte im Garten der Freude,
Auf der fruchtbaren Erde im Paradiese der Wonne.
Denn die ersten Menschen in ihrer ursprünglichen Unschuld
Lebten in der beständigen Freude ewigen Lebens
Der unsterblichen Seele im verherrlichten Leibe,
Ihnen allein aus Gnade Gottes gegeben, und immer
Lebten sie in der seligen Wonne vertrautesten Umgangs
Und intimer Vereinigung mit der lebendigen Gottheit.
Da spricht der Mythos von der blauen romantischen Stunde
Tauichter Abenddämmerung, da ging Elohim leise
Durch die blauen Blumen von Eden zur träumenden Eva.
Hat ein Jüngling gefunden eine schöne Geliebte,
Wird er verstehen das Bild der zärtlich-seligen Liebe.
Eva war also Jungfrau, so war Maria auch Jungfrau.
Gott gab den ersten Menschen göttliche Weisung, doch Eva
Widersetzte der Weisung sich. Maria dagegen
Sagte: Mir geschehe nach deinem Worte und Willen,
Ich bin die Magd des Herrn! So ist der Widerstand Evas
Umgekehrtes Vorbild der Ergebenheit Mirjams.
In dem Garten war nun der Baum des Lebens gewachsen
Und der Baum des Wissens von Gut und Böse. Wir wollen
Jüdischer Mystik folgen. Siehe, der Lebensbaum spendet
Leben, doch wenn die Menschen vom Baum des Wissens die Früchte
Essen, so werden sie sterben. Ja, was wisst ihr nicht alles!
Wisst von jeglichem Jota, kennt des Antichrist Zahl und
Wisst, daß der Nachfolger Petri der Rattenschwanz Satans,
Und ihr wisst auch, wer in die Hölle gelangt, denn da werden
Kinder der katholischen Kirche schmoren am Spieße,
Wisst, wann die Welt geschaffen, auf Tag und auf Stunde,
Daß der leibliche Tod kein Bruder den gläubigen Christen,
Daß wir gerettet sind, uns so recht an den Dirnen zu freuen,
Daß Gebet ein Spaß ist, ein Spaß des Heiligen Geistes,
Daß die Verehrung der Heiligen Dienst an heidnischen Göttern,
Daß Maria von Katholiken angebetet
Und daß Christus auf Erden nicht ist und das heilige Opfer
Heiliger Messe ein verabscheuungswürdiger Frevel!
Haben die Deutschen der Offenbarung Geheimnisse nicht im
Rationalismus der Aufklärung kleiner Männergehirne
Abgeschafft? Ist selbst doch das Elefantenhirn größer!
Die Franzosen haben Altäre niedergerissen
Und der Göttin der Menschenvernunft errichtet das Standbild.
Und die Russen haben byzantinische Mönche
Hingemordet, und ihre widergöttlichen Lehren,
Aufgestellt durch menschenfeindliche Ideologen,
Als Ersatzreligion gegeben; das Jesusgebet ward
Nun ersetzt, der Mensch war nicht mehr von Gott her bestimmter,
Sondern durch Arbeit sei der Mensch zum Menschen geworden.
Ja, die Menschen wollen sich selbst zu Göttern erheben,
Da sie schaffen den Homunculus in den Laboren,
Paracelsus aber vernichtete zornig den seinen,
Denn er konnte nicht schaffen die lebendige Seele.
Die lebendige Seele aber vermag nur zu leben,
Wenn sie vom Baume des Lebens die Frucht des Lebens empfangen.
O Madonna mit dem goldnen Granatapfel, Cypros’
Himmlische, wie sie Sandro Botticelli gemalt hat,
Jesus hält die Frucht des Lebens, umgeben von Kindern!
Staunen müsst ihr, auf daß ihr lebt, und glauben an Wunder
Und prophetische Träume träumen! Tiefere Schichten
Hat die ahnende Seele als des Mäusehirns Wissen,
Brautgemächer liegen in den Herzen verborgen,
Und nur eine den ganzen Menschen erfassende Liebe
Darf sich nahen dem Baum des Lebens, Hingabe, Liebe,
Eines Kindes Vertrauen, Selbstvergessenheit, Feuer
Mystischer Minne in allen sieben Mysterien Gottes!
Siehe, ich sah, in Minne brennend, in dieser und jener,
Das geliebte Ebenbild Gottes im Garten der Freude,
Stellvertreterinnen Mariens, Vikarinnen Unsrer
Lieben Frau Maria, da erkannt ich im Spiegel,
Daß Maria der Lebensbaum, daß Lebensfrucht Jesus.
Dieser göttlichtrunkne Granatapfel seliger Wonne
Wird zur Hostie, wird zum blutdurchfeuchteten Brote.
Denn wer mein Fleisch ißt und trinkt mein Blut, wird leben, sagt Jesus,
Auch wenn er stirbt. Mysterium du der brennenden Minne
Gottes, ich bete dich an, in dir allein ist das Leben!
Jesus sagte: Ich bin Weg und Wahrheit und Leben,
Leben und Auferstehung! Dies sind heilige Worte.
Aber der Feind und Widersacher der göttlichen Liebe
Ist des Menschen Feind. Zwar Gott will sie sammeln, die Kinder,
Aber der Satan will alle zerstreuen, verderben, vernichten.
O wie herrlich warst einst du, Morgenstern Lucifer, Engel
Allen Lobpreises droben auf dem Berg der Versammlung,
Funkelnd wie Edelsteine, gekränzt mit den strahlenden Sphären,
Träger des göttlichen Lichts! Wie tief bist du, Engel, gefallen!
Wie die Giganten türmten Berge übereinander,
Um in Rebellion den olympischen Zeus zu entthronen,
Aber Zeus und Herakles unterwarfen die Frevler!
So schlug Christus, der ewige Herr der Heerscharen, Satan
Und die rebellische Heerschar der widergöttlichen Engel
Nieder, Sankt Michael stand ihm bei, der Erzengel Hauptmann.
Aus dem Himmel geworfen wurden die Engelsrebellen,
Satans Engel der Finsternis und der Hölle Dämonen.
Ja, für Satan und seine Engel und all seine Söhne
Ist bereitet die feurige See der ewigen Qualen
Und der schrecklichsten Pein! Denn Gott ist allmächtige Liebe
Und verabscheut den Bösen, den Feind der göttlichen Liebe,
Satan, den Vater des Hasses und Krieges, den Gegner der Menschheit.
Halleluja dem Jüngsten Gericht, da Erde und Kosmos
Sind gereinigt mit Feuer vom Bösen und jeglichem Übel!
Halleluja dem Tag des Triumphs der göttlichen Liebe,
Tag der Hochzeit Gottes mit seiner geheiligten Menschheit!
Noch geht der Teufel auf Erden herum, ein brüllender Löwe,
Sucht er, wen er verschlingen kann, sagt der heilige Petrus.
Satan reizte Evas Begierde, die listige Schlange,
Eigenherrlichkeit sich zu verschaffen, nicht Hingabe mehr und
Liebe zu Gott, er reizte den himmelstürmenden Ehrgeiz,
Voller Wollust, selbst sein aller Erkenntnisse Göttin,
Gottheit unendlichen Wissens, die Wollust stachelte Satan
Auf in der lieblichen Jungfrau. Aber der Hochmut wird fallen,
Gott ist Gott allein und wir sind seine Geschöpfe!
Evas Liebe zu Adam ward ungeordnet und wüste,
Alles wollte sie teilen mit ihm, auch des Gebotes Mißachtung,
Göttlicher Unterweisung zum Leben. Der Mensch ist gefallen
Aus dem geschenkten Gnadenstand unsterblichen Lebens,
Und der Tod kam als geistige, physische Macht in den Erdkreis.
Seneca pries den Selbstmord unter der Herrschaft des Todes,
Jeder Schwermutverfallene, der an Nacht sich und Nichts sich
Wenden will, auf den auch fällt ein Schatte des Todes,
Auch die Leiden des jungen Freiers sind tödliche Lyrik,
Unter der Finsternis und dem Todesschatten gedichtet.
Mord und Tyrannenherrschaft und Hungersnöte und Kriege
Sind die dämonischen Werkzeuge des satanischen Todes.
Aber der Herr, der das Leben ist, hat den Tod unterworfen!
So ward an Eva, die Jungfrau, die gute Botschaft verkündigt:
Sieh, von der Mutter der Lebenden wird entspringen der Same,
Doch in die Ferse stechen wird ihn die giftige Schlange,
Er aber wird ihr den Nacken zertreten mit siegreichem Fuße!
Darum ist auch Maria die wahre Mutter des Lebens,
Denn aus ihr kommt der Sproß, das Reis aus Isais Wurzel,
Christus, der am Kreuze durch sein erlösenden Sterben,
Durch seinen Tod entmachtet den Tod und dämonische Mächte,
Der im Siege der Auferstehung die Pforte zum Leben,
In der Verherrlichung ewigen Lebens Pforte erschlossen,
Dieser Christus besitzt die Schlüssel zu Hölle und Himmel!
Selig, Eva, die du dem Evangelium glaubtest,
Selig bist du, Adam, weil du die Hoffnung gesetzt hast
Auf des Weibes Samen. Heilige Eva und Adam,
Erste Heilige aus dem Bund der Messiaserwartung,
Betet für alle, die durch Tod und Teufel versucht sind!
Adam und Eva, vertrieben aus dem gottseligen Stande
Erster Unschuld, es heißt, sie wurden bekleidet von Gott selbst,
Welcher vor der Mauer von Eden ein Böcklein geschlachtet,
Euch, ihr Nackten, mit heiligen Opfers Vlies zu bekleiden.
So wird niemandem seine Schande bedeckt und Verschuldung,
Als allein mit dem Blute des Opfers, welches vollkommen
Ist im blutigen Opfer des Lammes, gekreuzigten Christus,
Welches zu allen Zeiten vergegenwärtigt lebendig
Im unblutigen Meßopfer Christi - Kyrieleison!
 
 
III
 
Gott aber hat die Menschheit, die da bevölkert die Erde,
Als die Söhne der Arche an alle Enden der Erde
Zogen, Gott hat die Menschheit nimmer alleine gelassen,
Sondern den zweiundsiebzig Völkern Engel gegeben,
Engel als Hüter. Der Gottes-Engel am Indus war Deva,
Und der Chinesen Engel Shangdi und Zeus der der Griechen.
Aber unter allen den Völkern hat Gott der All-Eine
Sich zum Eigentum auserwählt ein Volk seiner Gnade,
Ihnen die heilige Offenbarung anzuvertrauen,
Diesem Volke, dem Augapfel Gottes, war Abraham Vater.
Dieses Volk verehrte den Gott des Sinai, ICH BIN,
Gott, der war und ist und kommt, den Seienden, Jahwe,
Wie ihn die Kirche ehrt, in vorigen Zeiten Jehowah,
Das ist Adonai Jahwe, der war Abrahams Gottheit,
Dem Gott gab die Verheißung: In deinem Nachkommen werden
Alle Völker gesegnet, alle Geschlechter der Erde.
Diese Nachkomme Abrahams aber war Jesus, der Christus.
Sara, die Frau des Abram, gebar den verheißenden Erben,
Als im Leibe schon aufgehört die Blutungen hatten
Und die Brüste schon schlaff, im hohen Alter gebar sie.
Der Messias aber wird jungfräulich geboren
Durch Maria. Abraham aber, der Vater des Glaubens,
Unser aller Vater, zog aus Ur in Chaldäa
Aus auf Gottes verheißung, die zukünftige Stätte
Suchend, die bleibende Statt, der Vater der Pilger,
Die keine Stätte auf Erden, sondern die himmlische suchen.
So sprach einst Jesus, wie es der Islam überliefert:
Diese Welt ist wie eine Brücke: sich niederzulassen
Wäre nur eine Torheit, sie ist geschaffen,  hinüberzugehen!
Sara und Abraham glaubten an die Verheißungen Gottes,
Glaubten Gott, daß sie einen Segenserben bekämen,
Auch als ihre Leiber schon alt und welk und erstorben.
So sind sie Vater und Mutter aller Glaubenden, die da
Hoffnung hegen auch wider alle menschliche Hoffnung,
Hoffen allein auf Gott, wie Sara und Abraham hofften.
Vater des Glaubens, heiliger Abraham, segne du alle,
Die das Gesetz der Liebe im Herzen tragen, im Leben
Gottesliebe verwirklichen, Christen, Juden, Muslime,
Aller Völker Gottsucher, alle Liebhaber Gottes,
Und erwirke ihnen Glauben an Abrahams Erben,
Jesus, die Hoffnung der Welt, in ihm werde jeder gesegnet!
Abram verlor die Geduld und ging zur ägyptischen Hagar,
Die ihm den Ismael für die Herrin Sara geboren.
Hagar und Ismael, der er nicht war der verheißene Erbe,
Wurden verstoßen. Aber Gott, die lebendige Gottheit,
War es, der Hagar sah. Und der Engel des Herrn grub der Mutter
Und dem Kind einen Brunnen voll von lebendigem Wasser.
So ruht Gottes barmherziger Blick auch auf Ismaeliten.
Gott erfüllte seine Verheißung, und Sara, die Herrin,
Sie gebar noch im hohen Alter den Isaak, aber
Gott gebot, den Isaak auf dem Berge Moria
Droben zu schlachten. So auch gebot der Mythische Pluto
Orpheus, sich nach der folgenden Frau Eurydice nimmer
Umzuschauen, nimmer über die Schulter zu blicken,
Um ihn zu prüfen, ob er treu den Geboten der Götter.
Nämlich wen Gott liebt, den prüft er. Im Feuerofen der Prüfung
Wurde geprüft der Vater Abraham, treuer als Orpheus.
So ist das religiöse Dasein mehr als ästhetisch.
Abraham war bereit, den liebsten Menschen zu opfern,
Einzig um Gott in Treue seine Huld zu beweisen,
War er bereit, auf die Hoffnung, auf die erfüllte Verheißung,
Auf den Segen ganz zu verzichten, um Gott anzubeten.
Aber Gott ist barmherzig und gab dem Glaubenden, Abram,
Seinen Sohn zurück, gab stellvertretend den Widder
Ihm zum Opfer, der trug die Dornenkränze vom Dornstrauch.
Dies ist bekanntlich ein Vorschatte auf das Opfer des Christus.
Isaak lebte und trug den Segen Abrahams weiter,
Seines Vaters, und übertrug ihn auf Jakob, den Erben.
Krumme Wege ging da der Gottheit geradester Segen.
Jakob ruhte in Bethel und sah, das Haupt auf dem Steine,
Sah im Traume die Himmelstreppe, die himmlischen Engel
Auf und nieder schweben, und stehen am obersten Ende
Sah der Träumer den segnenden Herrn, die erschienene Gnade.
Laßt uns die Himmelstreppe auf Gottes Mutter auslegen,
Denn an ihr stieg der göttliche Logos herab auf die Erde,
Der das Fleisch aus der Jungfrau annahm, in ihr seine Gottheit
Mit der Menschheit einend. So werden wir auch Maria
Auf dem steigenden Weg in das Himmelreich nimmer vergessen.
Siehe, auch Platon spricht von der Himmelstreppe der Liebe,
Nicht aber Sokrates’ Weisheit vertraut er diese Idee an,
Sondern Diotima, der Liebe Lehrerin, Muse
Der platonischen Weisheit. Wir steigen von sinnlicher Liebe
Eines geliebten Leibes hinauf zur geistigen Liebe
Seelischer Schönheit und steigen zur philosophischen oder
Religiösen Liebe zur Schönheit des Guten und Wahren,
Das ist das Höchste Gut, die Ur-Idee, oder Theos!
Aber an jener Himmelstreppe, die Jakob erblickte,
Steigt nicht allein der Mensch hinan, nach christlichem Glauben
Kam ja Gott hernieder, vom Himmel nieder zur Erde,
Kommt in der Inkarnation des Logos. Der ewige Gott-Sohn
Sinkt am Kreuze in Schmerz und Ohnmacht und Sterblichkeit, siehe,
Gott ist tot, wird aber am dritten Tage erstehen,
Daß die Menschheit an seines Kreuzes himmlischer Leiter
Aufsteigen kann, im Glauben getrost, zu Gott dem Versöhnten.
Denn wie die Väter lehrten, ist Mensch die Gottheit geworden,
Um den Menschen aus Gnade zu vergöttlichen. Christus
Sagte darum: Die werden Götter genannt, an die Gottes
Wort ergangen. Aus Gnade werden durch Teilhabe aber
An den Gottmenschen gläubige Menschen teilhaft der Gottheit,
Wie in Maria vollendet, die ihren Aufenthalt in dem
Herzen Gottes besitzt, der dreifaltig-einigen Gottheit.
Darum nennt der Poet sie im Überschwang seiner
Dichterischen Begeisterung, von der Ecclesia gnädig
Freigegeben der Titel, mit dem Titel der Göttin,
In dem Wissen, daß sie Geschöpf ist, und Schöpfer der Herr Gott,
Aber die einzig wahre und einzig lebendige Gottheit
Hat in Jesus Christus Maria aus Gnade vergottet.
 
 
IV
 
Gott ist Befreier des Gottesvolkes aus jeglicher Knechtschaft,
Aus der Knechtschaft der Sünde. Er setzte den heiligen Seher
Moses ein. Gott erwies sich mächtig und kämpfte als Gott-Held
Für sein heiliges Volk und war schrecklich den Dienern der Götzen,
Feinden des Heiligen. Dem verstockten Mächtigen hat sich
Gott Jehowah erwiesen als die allmächtige Gottheit.
O vertrauenswürdige Gottheit, fähig zu helfen,
Mächtig, o Gott, zu befreien, du führtest alle die Deinen
Durch die Wasser des roten Schilfmeers, ein Bild ists der Taufe,
Wie der heilige Petrus sagt; zugrunde gegangen
Ist die Sünde im Wasser, und die Gerechtigkeit siegte.
Mirjam, die heilige Seherin, sang und tanzte zur Cymbal
Gottes Lobpreis dem Gott, der die Mächtigen stürzt von dem Throne.
Sie ist ein Bild der Lobpreissängerin Jungfrau Maria,
Die im Magnificat gepreist die befreiende Gottheit,
Darum der heilige Augustinus die Jungfrau Maria
Paukenschlägerin nannte, als ob sie tanzte zur Cymbal.
Gott verhieß seinem Volk das Land, da Honig und Milch fleußt,
Und er führte sie durch die Wüste, die heiligen Pilgrim.
Alle die Jahre ihrer Pilgerschaft über ernährte
Gott sein heiliges Volk mit dem Mannah. Man-hu, was ist dies?
Es ist das Brot vom Himmel, Christus, die himmlische Speise,
Die die pilgernde Kirche in der Eucharistie nährt.
Gott begleitete unsichtbar gegenwärtig die Juden
In der Lade des Bundes, in dem heiligen Zelte.
Der Messias wanderte mit dem Volke als Felsen,
Diesem Felsen entquoll das süße Wasser des Lebens.
Siehe, der Heilige Geist ist mitgewandert mit Jakob
In Gestalt der wandernden Wolkensäule am Tage
Und der ruhenden Feuersäule in Nächten der Wüste.
Auf dem Berge Sinai gab Jehowah Gebote,
Gab das Gesetz, das steht auch in der Völker Gewissen,
Gott vertraute es Moses an auf dem rauchenden Berge,
Diese goldene Regel aber der menschlichen Sitte
Schrieb der barmherzige Gott auch in die Herzen der Weisen,
Daß sie auch Gautama, Konfuzius, Sokrates lehrten.
Schließlich ließ Gott den Mose vom Nebo aus schauen
Das Gelobte Land. Oh, so nah wars und doch nicht betretbar,
Wie die Geliebte dem Dichter nah, doch darf er nicht küssen!...
Mose wurde gerufen in die Versammlung der Ahnen,
Michael aber und Satan umkämpften den Leichnam des Mose,
Aber über den Teufel triumphierte der Engel
Gottes, und Gott begrub den Moses mit eigenen Händen.
 
 
 
 
 
 
 
ZWEITER GESANG: DAS EVANGELIUM VON JESUS CHRISTUS
 
I
 
Als die Zeit war herangekommen, von göttlicher Vorsicht
Ausersehen, als Rom die Ökumene beherrschte,
Als der augustäische Frieden herrschte im Erdkreis,
Maro Virgil sein Hirtengedicht vom kommenden Sprößling
Schön gesungen, als die Sibylle dem Kaiser verkündigt
Die Geburt des göttlichen Herrn, der Könige König,
Ward in Bethlehem von Maria der Christus geboren.
Siehe der Engel des Herrn verkündigte heiliger Jungfrau,
Daß sie werde den Gottessohn, werde den Retter gebären.
Und sie wunderte sich, wie sollte sie ihn denn gebären,
Da sie erkennt keinen Mann. Es wird die heilige Wolke
Göttlicher Herrlichkeit, wird der Heilige Geist überschatten
Mirjam und über sie kommen. Siehe, sagte Maria,
Ich bin die Magd des Herrn, Leibeigene, Dienerin, Sklavin
Gottes, mir geschehe nach deinem Wort, sprach Maria.
Evas Nein zu Gottes Gebot, die Jungfrau Maria
Wandte es um in Ja zu Gottes Wort und Verheißung.
Damit ist Mirjam die erste Christin, Vorbild der Christen,
Aller Menschen Vorbild, denen ist eines geboten:
Ja zu sagen zu Gottes erlösender Liebe in Christus!
Damit hat Maria den Glauben bezeugt an das Wunder,
So ist sie unser aller Mutter des Glaubens geworden.
Selig ist sie, weil sie geglaubt hat. So sagen die Väter,
Daß sie seliger ist aus Glauben als weil sie geboren.
Dennoch preist sie auch Jesus selig als Nährmutter Jesu,
Nämlich ist selig gepriesen die glückselige Mutter,
Deren gottseliger Schoß uns den Messias geboren,
Jesus, der an ihren lieblichen Brüsten getrunken.
Mirjam hat im Glauben zuerst empfangen den Logos,
Ihn aufgrund des Glaubens auch im Fleische empfangen.
Darum sagen die Väter, Maria habe empfangen
Durch das Ohr, denn sie hörte gehorsam die englische Botschaft
Und ergab sich voll Demut in den göttlichen Willen.
Mirjam, vom Heiligen Geist erfüllt, singt jubelnden Lobpreis,
Da sie in seliger Freude besingt den göttlichen Retter
Und verheißt, sie werde seliggepriesen von allen
Kommenden Generationen. Darum wird auch gepriesen
In dem eucharistischen Hochgebete Maria
Als die glorwürdige Gottesmutter und selige Jungfrau.
Auch die Freundin Elisabeth ward vom Heiligen Geiste
Vor dem Antlitz Mariens erfüllt und segnete Mirjam
Als die Allgebenedeite: Du bist gesegnet
Unter den Frauen und gesegnet die Frucht deines Leibes!
Dies wird seit Jahrhunderten mit dem Englischen Gruße
In dem Rosenkranz gebetet: Ave Maria,
Freue dich, Mirjam, der Herr ist mit dir, begnadete Jungfrau!
Darum ist Ave Maria evangelischer Lobpreis.
Mirjam gebar Messias, nicht unter dem Fluche der Eva,
Nicht unter Schmerzen gebärend, mit jungfräulichem Hymen,
In der Grotte, wie es sagt die Kirche des Ostens,
In dem Stalle, wie es sagt die Kirche des Westens,
Zwischen Ochs und Esel: denn der heidnische Ochse
Weiß von seinem Besitzer und der jüdische Esel
Kennt die Krippe seines Herrn. Der Sohn wird von Heiden
Angebetet in Gestalt der drei Magier oder
Weisen des Morgenlandes und von Israel gleichfalls
In den Huldigern aus den bethlehemitischen Hirten.
Jesus war von Anfang an dem Gesetze der Juden
Untertan, Maria stellte ihn dar in dem Tempel,
Wo er beschnitten ward. Dort pries die prophetische Anna,
Welche manche halten für die Mutter Mariens,
Jesus, und der greise Simeon hat ihn empfangen
Aus den Armen der Mutter Gottes; erfüllt von dem Geiste
Pries er: Gott mein Herr, nun kann ich scheiden in Frieden,
Meine Augen haben meinen Heiland gesehen!
Auch von Sankt Antonius, wenn er es war, wird berichtet,
Daß die Mutter Gottes aus ihren Armen ihm Jesus
Reichte, das göttliche Kind von der Brust - o Süße des Himmels!
Dieser Seligmacher Jesus war ja Mariens,
War des Menschen Sohn und war Gottes Sohn, darum
Nennt man ihn den Gottmenschen auch, das Wort in dem Fleische,
Der die zwei Naturen der Gottheit und Menschheit vereinigt
In der eignen Person, zwar ungemischt, aber verbunden,
Denn in Jesus vollzog sich die Versöhnung des ganzen
Menschlichen mit dem Göttlichen, in dem Gottmenschen Jesus.
Er war als Gottheit Stifter des Gesetzes, in seiner
Menschheit war er dem Gesetze untertan, wie auch
Seinen Eltern, nicht allein der heiligen Mutter,
Sondern dem Ziehvater auch, dem heiligen Zimmermann Josef.
In der menschlichen Seele nahm Jesus zu an der Weisheit
Und an Vollmacht, mit der er deutete heilige Schriften.
In dem Alter der Mündigkeit überraschte er in dem
Tempel die Schriftgelehrten mit seiner Weisheit und Vollmacht,
Mit der Vollmacht, mit der er deutete heilige Schriften.
Ganz erfüllte er das Gebot, die Eltern zu ehren
Und war doch sich bewußt, den einen Auftrag zu haben,
Gottes Willen zu tun, den Willen des himmlischen Vaters.
Diese Souveränität war Maria zwar schmerzlich,
Aber der Schmerz ließ sie reifen. Als sie Jesus im Tempel
Einst verloren, suchte sie Jesus in Ängsten und Schmerzen,
Darin das Vorbild aller wahren Gottsucher, Beistand
Aller, die meinen, Jesus Christus verloren zu haben.
Jesus ließ sich finden von der Jungfrau Maria
Und verkündet, er müsse sein in dem was des Vaters.
Sie bewahrte dies Wort in ihrem gläubigen Herzen
Und bewegte die Worte, die Jesus ihr sagte, im Herzen.
Also wuchs sie auf dem Pilgerpfade des Glaubens,
Nahm an Reife zu und Erkenntnis des göttlichen Weges.
Hier nun wollen wir reden von den Brüdern des Christus.
Siehe, die Offenbarung der apostolischen Predigt
Und der Tradition der Kirche, in Vätern lebendig,
Spricht von der immerwährenden Jungfrauschaft Mutter Marias,
Vor und in und nach der Geburt. So wird sie geheißen
Tor des Tempels, von welchem Hesekiel redet, durch welches
Einzog der Herr und welches danach für immer verschlossen.
Jenes griechische Wort für Brüder bedeutet zugleich auch
Nahe Verwandte, Vettern etwa. Einer der Brüder
Jesu war Joses, es ist im Evangelium von der
Mutter des Joses die Rede, die nicht die Mutter des Christus,
Sondern die Mutter des Joses und des Jakobus, Maria,
Scheint die andre Maria zu sein, die Schwester Mariens,
Die mit der Mutter Jesu und mit Magdalena
Unter dem Kreuze stand, die vielleicht man Salome nannte.
Dieses oder doch ähnliches wird in den Kirchen des Ostens,
Von den Reformatoren und der katholischen Kirche
Angenommen, nur fundamentalistische Sekten
Mit haarsträubendem Haß auf den katholischen Glauben
Leugnen die immerwährende Jungfrauschaft Mutter Marias.
Aber uns scheint, es entspricht der Würde des göttlichen Sohnes,
Daß die Gottesgebärerin aus dem jungfräulichen Schoße
Nicht noch Sünder gebar. Maria ist durch das Blut nicht
In besonderer Weise, sondern durch Glaubenshingabe
Mit dem Menschensohne, dem Sohne Gottes verbunden.
Ja, wohl selig ist sie, an deren Brüsten gesogen
Jesus, seliger aber ist die, die den Willen des Vaters
Immer getan (das müssen ehrliche Menschen bezeugen).
 
 
II
 
Wir begleiten nun den Sohn des Menschen und Gottes
An die Furt des Jordan, da der Täufer Johannes
Taufte mit Wasser der Buße zur Umkehr viele der Sünder.
In der Taufe Jesu offenbarte auf einmal
Sich die Dreifaltigkeit. Gott der Vater sprach von dem Himmel:
Dieser ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören,
Er ist mein Wohlgefallen! Gott der Sohn stand im Jordan,
Gott der Geist kam herab wie eine Taube vom Himmel.
Auch auf dem Berg der Verklärung, galiläischem Tabor,
Offenbarte vor Petrus und den Söhnen des Donners
Sich die Dreifaltigkeit Gottes, da der Vater geredet
Aus der Wolke der Herrlichkeit, in dem Heiligen Geiste,
Die den Sohn im gloriosen Lichte verklärte.
In der Taufe unterwarf sich der Menschensohn aber,
In der johanneischen Taufe der Buße zur Umkehr,
In der Solidarität mit den menschlichen Sündern
Auch der Buße, obwohl er war der Einzig-Gerechte.
Er, der selber sollte getauft sein mit anderer Taufe,
Mit der blutigen Taufe seines Todes am Kreuze,
Er war ja selber der, der taufen wird seine Jünger
Mit der Feuertaufe, der Taufe des Heiligen Geistes.
Er war Gottes Sohn, jedoch die Kinder der Menschen,
Wie er Nikodemus gelehrt im nächtlichen Dunkel,
Würden allein durch die Neugeburt zu Söhnen und Töchtern
Gottes, diese Wiedergeburt sei Wiedergeburt aus
Wasser und Geist, dem Wasser der Taufe und Heiligem Geiste,
Denn das Wasser der Taufe ist ein sakramentales
Zeichen für die göttliche Gnade der Wiedergeburt des
Menschen, daß Gott annimmt die neugeborenen Menschen
Als die Kinder des Reiches, des Lichtes, die Kinder Gottes.
Säkularisierung und Vermenschlichung eines
Gottesgeheimnisses ist dagegen die irrige Lehre
Fundamentalistischer Wiedertäufer, die lehren,
Taufe sei nichts als öffentliches Bekenntnis des Frommen,
Denn da wird Gott nicht mehr zugestanden das Wirken der Gnade.
Aber das Bad der Wiedergeburt wäscht ab von der Seele
Allen Makel der Erbschuld, die trennt von der Gottheit,
Diese Taufe prägt dem Gotteskinde ein Siegel
Der dreifaltigen Gottheit neugeborener Seele
In die Seele der Seele, unauslöschliches Siegel
Ihrer Gotteskindschaft. Aber wer nur dem Leib nach
Und nicht im gläubigen Herzen trägt das Geheimnis der Taufe,
Wie denn kann der gerettet werden? Gerechtfertigt werden
Wir aus Gnade durch Glauben an die dreifaltige Gottheit.
Darum ging auch aus einem Taufbekenntnis des Petrus
Einst hervor das Apostolische Glaubensbekenntnis.
Jesus, als er schied aus der Welt, hat darum gesprochen:
Geht zu allen Völkern und tauft sie all auf den Namen
Gottes, den Namen des Vaters, des Sohnes, des Heiligen Geistes,
Lehrt sie, alles zu halten, was ich euch habe geboten.
Dies ist aber das höchste Gebot, das Christus verkündet,
Gott zu lieben, den Nächsten wie sich selber zu lieben!
 
 
III
 
Dreißig Jahre währte sein verborgenes Leben
Und drei Jahre sein öffentliches Leben als Heiler,
Wundertäter und Lehrer, drei Tage sein heiliges Leiden,
Dessen wir nun gedenken wollen in Andacht des Herzens.
Wie ein Lamm zur Schlachtbank ward er geführt, und verstummte,
Seine Stimme ward nicht gehört in den Straßen der Klage.
Herr, lehr uns dulden! Getragen hat er auf männlichen Schultern
Alles Weh der Welt, bereit, den bitteren Becher
Aller Leiden zu tragen. Herr, laß uns auch bereit sein,
Unsere Leiden zu tragen! Als Schmerzensmann war er, der Schönste
Aller Menschensöhne, von unerfreulichem Aussehn,
Und ist unter der Last und Schwere unserer Frevel
Überlastet zusammengebrochen. Herr, wenn wir straucheln,
Hilf, erhebe uns wieder! Und Maria am Wege
Seiner Leiden stand und sah die Leiden des Sohnes,
Und im Blicke der Mutter fand er lindernde Tröstung.
Herr, erhalt uns Heimgesuchten der Trösterin Beistand
Auf dem Pilgerweg in der Nacht unschauenden Glaubens!
Simon von Kyrene ward es befohlen, dem Christus
Jesus sein Kreuz zu tragen. Herr, laß auch uns unsre Kreuze
Tragen, tragen gemeinsam mit Christus! Das Antlitz der Schmerzen
Christi, die Vera Icon, sie prägte sich ein in das Schweißtuch
Der Veronika. Herr, präg dein Antlitz in unsere Seele,
Nimm du, o Christus Jesus, Gestalt an in unseren Herzen!
Unter der Last der Verachtung sank der heilige Retter
Auf dem Kreuzweg. Herr, wenn wir fallen, Jesus, vergib uns!
Jesus begegnete auf dem Weg den weinenden Frauen
Von Jerusalem. Herr, laß uns voller Reue beweinen
Unsre Verfehlungen gegen Gottes heilige Liebe
Und erhöre alle Gebete unserer Tränen!
In den irdischen Staub gebeugt ist die Seele des Christus
Durch die Last unsrer Schuld. O Herr, erhebe uns, Jesus,
In die Reinheit des Gewissens aus schuldigem Makel!
Sinken wir einsam und verlassen auch in den Staub hin,
Sei du bei uns, o Tröster, in allem unserem Elend!
Angespuckt und gegeißelt hat man, entblößt den Messias.
Herr, laß uns tragen Spott und Verachtung, lehr uns zu ehren
Alle Erniedrigten, alle Beleidigten unserer Erde!
Und dann haben die Heiden Jesus ans Kreuz genagelt
Und ihm Essig und Galle gereicht. O Herr, zieh uns zu dir,
Daß wir nicht allein betrachten das Kreuz, sondern mit dir
Hangen am Kreuze! Steh uns bei, wenn die Menschen uns Galle
Reichen statt Wein und mach uns dir gleich, geduldig im Leiden!
Siehe, der Vater hatte sich abgewendet, und Er starb,
Gottes Sohn, dem göttlichen Vater den Geist anbefehlend.
Herr, sei uns nah in der Nacht des Glaubens, der bittern Erfahrung
Schrecklicher Gottverlassenheit, in der Nacht unsrer Seele!
Aber die Pieta, sie beweinte den Leichnam des Sohnes.
Sei, o Mutter der Schmerzen, bei uns in Leiden und Sterben!
Magdalena Maria und Josef trugen den Leichnam
Jesu zum Felsengrabe. Herr, in der Stunde des Todes
Steh uns bei, laß uns jubeln am Tage der Auferstehung!
Herr, Herr, Gott, erbarme dich unser aller in Christus!-
Weh mir Armem! Die sieben letzten Worte des Christus
Von dem Kreuze seien mein Trost! Von blutendem Herzen
Geht der Gesang mir, Tränen netzen die gelblichen Blätter.
Himmlischer Vater, die Menschen sind kalt und fern meinem Herzen,
Kaltherzig, hartherzig, egoistisch. Ohrfeigen in das
Antlitz des Herzens sind ihre Worte. Von dem, der sie lieben
Wollte, entfernen sich alle. Alleine hängt der Messias
An dem Kreuze: Vergib ihnen, ich auch ihnen vergebe!
Vater, ich glaub, sie wissen gar nicht, was sie mir antun!
Christus, denke an mich in deinem himmlischen Reiche!
Was soll ich sagen? Bin ich schuldig, daß ich so leide?
Wenn ich es bin in deinen Augen, ewiger Vater,
Laß mich leiden und läutere mich durch Leiden, auf daß ich
Komme ins Paradies! O du Paradiesgarten, meine
Sehnsucht, dort zu sein in ewiger Liebe gebettet,
In dem Lichte der Sonne ewig-glückseligen Lebens
Von den Früchten des Lebensbaumes in Eden zu speisen!
Herr, du Wundertäter, darf ich nicht heut schon mit dir im
Paradiese sein? in Gemeinschaft leben mit Mirjam,
Deiner Mutter! O Mutter der Barmherzigkeit, Mutter
Aller Schmerzen, siehe, ich bin Jünger des Christus,
Jesu Jünger, den er liebhat, Geliebter des Christus,
Dich gab er mir zur Mutter, Maria, zur mystischen Mutter!
Wehe, wehe mir Armen! Der Himmel ist mir verschlossen,
Waisenkind bin ich im Kosmos, Nacht ist, Nacht meiner Seele,
Wo ist das Licht des Herrn und wann erfahr ich die Güte,
Wann die Liebe Gottes? In der Wüste der Leiden
Hat mich mein Gott allein gelassen, Gott mich verlassen,
Wandern muß ich die Straße der Schmerzen, kein Morgenstern schimmert
Und kein Meeresstern scheint mir, ich bin verlassen von allen
Engel und Heiligen, weh mir, ich schreie zu Gott, aber Hilfe
Ist mir ferne, erbarme dich, Herr, erbarme dich, Christus!
Eli, Eli, lama sabachthani! Doch darum
Kam ich in diese Stunde, in Gottverlassenheit Gott! Gott!
Zu verherrlichen! Ewiger, o du ewiger Vater,
Siehe, mich dürstet nach dem Wasser des ewigen Lebens,
Nach der Quelle des Paradieses, mich dürstet, mich dürstet
Nach der Milch des Trostes, der Milch von den Brüsten der Weisheit,
Öl der ewigen Freude, Jubelwein himmlischer Liebe!
Siehe, nach den Strömen des Paradieses, mich dürstet
Nach dem Quell von Eden, paradiesischer Liebe,
Nach Umarmung und Küssen Gottes dürstet die Seele!
Aber die Menschen, weh mir, reichen Galle und Essig!
Herr, erbarme dich! Christus, der du in erlösenden Leiden
Gottes Werk vollbrachtest, durch deine Passion, o Messias,
Ward die heilige Pforte des ewigen Lebens eröffnet!
Teilhaben laß mich an deiner Passion der Seele, Messias,
Anteilhaben laß mich an deinem Siege des Lebens,
An der Auferstehung Triumph, an inniger Freude!
Küss von den Lippen mir die Seufzer der dürstenden Seele,
Kosmischer Christus, o du Vollender allen des Lebens!
Ewiger Vater im Himmel, meinen Geist, den gequälten,
Meine traurige Seele, mein zerrissenes Herze,
Meinen schmerzenden Leib mit dem nassen Angesicht, alles
Was ich bin, mein Ich, von dir erschaffen, o Schöpfer,
Leg ich in deine Hände, mein Hort und Zufluchtsort, Retter!
Ewiger Gott, erbarme dich über mich, sei du mir gnädig!
Sei gepriesen das Vorbild aller Leidenden, den ich
Künde, der gekreuzigte Christus! Christus zu Ehren
Will ich vollbringen, was aussteht an den Leiden des Christus,
Denn ich trage sein Sterben an mir, so werd ich auch leben.
Halleluja der österlichen Hoffnung, der Hoffnung
Auf die Auferstehung des Fleisches, Vollendung des Menschen
In dem triumphierenden Reich des Himmels, des König
Gottes Sohn ist, Jesus, der auferstandene Christus!
Siehe, das sag ich mit einem Worte des Herrn einem jeden
Jünger Jesu, den Jesus liebet: Sieh deine Mutter!
Wie Johannes wollen wir aufnehmen Mutter Maria,
Ists doch undenkbar, daß Jesus in heilsentscheidender Stunde
Von dem Kreuze verkündet einzig dem Sohn Zebedäus’,
Sondern uns allen! Denn Maria ist uns von Christus
Anvertraut als geistliche Mutter. Sie stand bei dem Kreuze
Mit Maria Magdalena, der andern Maria
Und der Schwester der Mutter Jesu. Die Mutter Gottes
Hat sich vereinigt in vollkommener Weise dem Leiden
Ihres Sohnes und Gottes. Er litt an der Seele die Peine
Der Verspottung durch die Menschen, die er doch liebte,
Litt am Leibe die schwersten Schmerzen, schreckliche Schmerzen,
Sie aber litt im Herzen mit die Leiden des Sohnes.
Die aber, welche selig ist, weil sie geglaubt hat, die glaubte
Auch in der Nacht der Passion, daß Gott die Menschen durch Jesus
Christus erlösen wollte, darum gab sie sich gläubig
Allen Leiden hin. Darum ist sie Mutter der Schmerzen,
Weil sie des Schmerzensmannes mitleidende Mutter gewesen.
Allen steht sie als Vorbild vor Augen, welche ihr Leiden
Anzunehmen im Glauben bereit, ob Leiden des Leibes
Oder der Seele Pein. Mit Maria die Leidenden schauen
Auf zum am Kreuz erhöhten Christus. O Mutter der Schmerzen,
Mater Dolorosa, du bewahrtest den Glauben
Auch in der Nacht, du lehre uns, nimmer Gott zu verklagen
Wegen unserer Leiden, lehre uns, Ja zu den Leiden
Um der Leiden Jesu Christi willen zu sagen,
Daß wir wie Jesus Christus im Garten Gethsemane sagen:
Vater, dein Wille geschehe! Trösterin all unsrer Trübsal,
Sag uns, der Betrübten Trösterin: Leiden sind Gnaden,
Werden sie aufgeopfert Gott im gekreuzigten Christus!
Mutter der Schmerzen, in deinem Herzen wollen wir alle
Unsere Leiden weihen dem gekreuzigten Christus,
O Maria, in deinem Herzen, vom Schwerte durchbohrten!
Wenn wir von dem Kreuz nicht alleine spitzfindig reden,
Sondern selbst gekreuzigt werden, dann sind wir Christus
Ähnlich. So sagte der heilige Augustinus: Wir sollen
Nicht allein Christen heißen, sondern Christus werden!
Paulus verkündigte einzig allein den gekreuzigten Christus!
Wir, wenn wir annehmen Christi Kreuz, dann wir uns zuteil auch
Christi Herrlichkeit! Darum wollen wir Leiden nicht fliehen,
Sondern steigen in den Läuterungsofen der Leiden
Und wie die Freunde Daniels mitten im Feuer lobpreisen
Gott, der verherrlicht Jesus, den gekreuzigten Christus!
Darum bezeichnen wir uns mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes.
Einsam und traurig zu sein wie einst in Gethsemane Christus,
Einen bitteren Kelch zu leeren, in Bangnis des Todes,
Galle und Essig zu trinken, zu tragen die Krone der Dornen,
Von dem Hohn und Spotte der Welt gegeißelt zu werden,
Von den Nägeln des Hasses durchbohrt zu werden, dies Sterben,
Dieses Leben ist selig, weil es Jesus gelebt hat!
 
 
IV
 
Christus starb. Und wie am Anfang des irdischen Lebens
Jesu Maria und Josef standen, so an dem Ende
Ward er abgenommen vom Kreuz und zu Grabe getragen
Von Maria von Magdala, Josef von Arimathäa.
Wie dereinst die Inkarnation der Ewigen Weisheit
An die Jungfrau Maria verkündigt worden, erging nun
Gottes Evangelium von der Auferstehung
Jesu zuerst an Maria Magdalena. Maria
Magdalena war die, die der Herr von sieben Dämonen,
Die der Herr befreite von schweren seelischen Leiden,
Einige sagen, befreite von dämonischer Schwermut.
Magdalena folgte immer als Jüngerin Jesus,
Hat sich mit Johanna und Susanna gekümmert
Um das leibliche Wohl des wandernden Sohnes des Menschen.
Als Messias Jesus ward von den Meisten verlassen,
Hat Maria Magdalena unter dem Kreuze gestanden.
Als sie den Leichnam salben wollte am Morgen des Sonntag,
Sah sie als erster Mensch den auferstandenen Jesus.
Sie erkannte ihn nicht, hat ihn für den Gärtner gehalten,
Aber als er sie ansprach mit ihrem Namen: Maria!
Da erkannte sie ihn an der Liebe und Zärtlichkeit, wahrlich,
Voller Liebe und Zärtlichkeit sprach er den Namen Maria.
Daraufhin wollte sie liebend seine Füße umklammern.
Halt mich nicht fest! sprach der auferstandene Herr zu Maria,
Denn ich bin noch nicht aufgefahren zu Gott meinem Vater,
O Maria, Gott deinem Vater! Er setzte Maria
Magdalena ein als der freudigen Botschaft von Jesu
Auferstehung Apostelin seiner Apostel, zu künden
Allen Menschen: Christ ist erstanden, Christ ist erstanden!
 
Ehre sei Gott, dem Vater, dem Sohne, dem Heiligen Geiste!
[Inhalt]


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