[Inhalt]

DAS GÜLDENE ABC MARIENS

Von Peter Torstein Schwanke


A – ALLMUTTER


Allmutter, ich hab dich gesehen,
Sah vor dem himmlischen Altar
Als Hohepriesterin dich stehen!
Wie goldne Sonne war dein Haar,
Dein Antlitz eine lichte Leuchte,
Das Rosenlippenpaar, das feuchte,
War lächelnd, freundlich, sanft und warm,
Voll fraulich-mütterlichem Charme.
Schwarz war dein langer Rock und Mantel
Und der Gebetsschal violett,
Die Augensterne heiter, nett,
Geschnitten in der Form der Mandel.
Um dich des Weihrauchs Wohlgeruch,
Du reichtest mir der Psalmen Buch.

Du betetest zu Gott dem Vater,
Dem Schöpfer, der das Leben schafft,
Zum Sohn im tragischen Theater,
Zum Geist, der Liebe Schöpferkraft.
Ich aber sah nur deinen Rücken,
Entzückt ich schaute voll Entzücken,
Allmutter, wie dein Antlitz war
Gewendet zu des Herrn Altar,
Zu Gott dem Herrn, zu der Drei-Einheit.
Dann wandtest du dich aber um,
Zu segnen im Mysterium
Den kleinen Knaben voller Reinheit,
Den Knaben Midda, den ich lieb!
Allmutter, deinen Segen gib!

Allmutter, spendest du den Segen
Des Ewigen vom Gnadenthron,
Dann finden wir auf unsern Wegen
Herrn Jesus leicht, den Menschensohn.
Wie aber, wenn wir dich nicht finden,
Wie können wir dann Gott verbinden
Im Glauben uns mit treuem Bund?
Allmutter, lehre uns dein Mund
Die Weisheit, dass wir werden weise!
Allmutter, spende deine Brust
Den Himmelswein, der Engel Lust,
In deinem Schoß brich uns die Speise
Des Manna und Ambrosia,
Mit dir ist uns die Weisheit nah!

So weih ich dir die Freundin Haura,
Die Gott nicht findet ohne dich,
Begieß mit Lichtglanz ihre Aura,
Mit Weisheit und mit Geist ihr Ich.
Sie sucht vor allem doch die Mutter,
Das Land von Honigseim und Butter.
Schon steht an Hauras Bett so mild
Der schwarzen Mutter Gnadenbild.
Bei Lilith, Eva, Mona Lisa
Dein Bild, Allmutter, schön und braun,
Als ob die Schönste aller Fraun
Die Freundin einst im Paradies sah,
Allmutter, Hauras Ideal,
Der ich im Geist bin Brautgemahl.

Allmutter, o du schwarze Rose,
Ich sing des Nachts als Nachtigall,
Du Königin des Kosmos, große
Schutzhimmlische des Sternenall,
Schutzengelin des Kosmos, Herrin,
Erleuchte doch die schöne Närrin,
Die sucht des Kosmos Energie.
Allmutter voller Weisheit, sie,
Die sie die Kraft des Kosmos preiste,
Sie führe zu der Weisheit Kraft,
Zur Energie, die Leben schafft,
Zur Kraft, die fließt aus Gottes Geiste,
Zu Gottes Weisheit führe sie
Und zu des Geistes Energie.

Die Energie der Weisheit nämlich
Durchströmt von Gott das ganze All,
Die Kraft zu suchen, ist nicht dämlich,
Gott spricht sein Schöpferwort im Schall
Und formt, ich sag das nicht ironisch,
Die Schöpfung schöpferisch harmonisch
Und gießt der Liebe Harmonie
Und seiner Weisheit Energie
Ins All und ist der Kräfte Quelle.
Zerstört den Kosmos auch der Krieg,
Erringt die Liebe doch den Sieg,
Die schöne Liebe auf der Welle
Des Chaos, auf dem Gnadenthron,
Die siegt durch Amorisation!



B – BRAUT, DIE IN DER DREIFALTIGKEIT LEBT


Der Vater ist der Grund der Wesen,
Er ist das personale Sein,
Der Vater hat uns auserlesen,
Erwählt hat uns das Einig Ein.
Wie sind dem Vater wir verbunden?
Die Tochter haben wir gefunden,
Der Tochter hat er uns vertraut,
Die Tochter, sie ist unsre Braut,
Die Tochter sie, des Herrn und Königs
Erwählte Tochter, uns vermählt,
Zu ihr die Liebe uns beseelt,
Die Glut der Liebe wie ein Phönix
Steigt auf, dem Ewigen geweiht,
Zur Tochter, zu der Braut und Maid!

Der Sohn ist unser aller Heiland,
Der uns erlöst von Schuld und Tod:
Wir waren alle Sünder weiland
Und waren all in großer Not,
Bis ihn geboren Gottes Mutter.
Sein Fleisch ward unser Seelenfutter,
Der uns sein Fleisch als Seelenbrot
Und Wein als Blut des Heilands bot,
Zur Mutter gab uns Gottes Mutter,
Das ist sein Testament am Kreuz.
Ihr großer Busen ist voll Reiz,
Ist süß wie Honig, weiß wie Butter,
Daß uns die Mutterbrust erlab,
Weil Gott uns seine Mutter gab!

Der Geist, das ist die schöne Liebe,
Das ist der Atem, ist der Hauch.
Wir sind nur Lehm, voll wilder Triebe,
Wir sind nur Schatten, Schall und Rauch,
Der Geist macht aber uns lebendig.
Der Geist ist Trost, wir sind elendig,
Der Geist ist Stärkung, wenn uns graut.
Du aber bist des Geistes Braut!
Dir als dem Sakrament des Geistes
Sind wir geweiht, der Trösterin,
Der Advocatin, deren Sinn
Fürsprache ist für uns, so heißt es,
Und also dich dein Diener preist
Wie Gottes mütterlichen Geist!

Doch immer schau ich dich im Innern
Als Mädchengöttin jung und rein,
An manchen Traum mich zu erinnern,
Da war ich als dein Träumer dein,
Da warst du Himmelsköniginne,
Die Maienkönigin der Minne,
Das Himmelsmädchen benedeit,
Die Makellose und die Maid,
Die wandelte im weißen Kleide
Und war noch keuscher als der Mond,
Die Maid, die auf der Sichel thront,
Die Himmelsbraut in weißer Seide,
Die Himmelsgöttin ewig jung,
Mein Inbild der Begeisterung!

Dann sah ich dich als meine Wonne,
Madonna in dem roten Rock,
Du heiße Sonne, du Madonne,
Da eilte der Gazellenbock,
Der Dichter pries mit den neun Musen
Den wonnevollen Frauenbusen
Voll Milch und süßem Honigseim.
Du warest seiner Seele Reim,
Die Königin der schönen Liebe,
Warst Liebesgöttin, Morgenstern,
Am Busen bargest du den Herrn,
Du Herrin aller Lebenstriebe,
O Liebesgöttin makellos,
Ich weihte ganz mich deinem Schoß!

Dann in der Ruhe, Stille, Leisheit,
Wie eine Greisin sah ich dich,
Großmütterlicher Thron der Weisheit,
Du wohntest in dem tiefsten Ich,
Nicht wie die Hexe mit der Warze,
Nein, als großmütterliche schwarze
Allgöttin Weisheit makellos!
Dir weihte meines Schicksals Los
Ich ganz und meines Leibes Sterben.
Du machtest mich zum Enkelsohn,
Frau Weisheit, die vom Gnadenthron
Mich auserwählt als ihren Erben,
Frau Weisheit, Göttin ohne Spott,
Großmutter Weisheit mein in Gott!



C – CHRISTUSBRINGERIN


O Christusbringerin, am Kreuze
In Schmerz verloren war dein Sohn,
O Pieta, in höchstem Reize
Ich sehe dich am Kreuzesthron
In Qual und Ohnmacht ganz vereinigt
Dem Sohn, der ward zu Tod gepeinigt,
Dem Schmerzensmann! In meiner Schau
Bist, Mutter, du die Schmerzensfrau,
Die opfert auf der Schädelstätte
Den eignen Sohn, dass er voll Glut
Den Leib zerbricht, vergießt sein Blut
Und durch sein Opfer alle rette!
Du Frau, die mit dem Sohne litt,
Du leidest uns erlösend mit!

Nun seh ich auf der Schädelstätte
Am Kreuz auf dem Kalvarienberg
Den Heiland sterben, dass er rette,
Vollbringen so sein großes Werk,
Daß auferstehend er uns rette!
Vereint dem Herrn im Kreuzesbette
Ich schaue dich in meiner Schau,
Des Schmerzensmannes Schmerzensfrau,
Uns zu erlösen, die Verlornen,
Du bettest dich nicht süß und nett
Im Lilien- und im Rosenbett,
Du bettest dich im Bett aus Dornen,
Wo Christus gibt ganz hin sein Blut,
Du weinst mit stiller Opferglut!

Nun sehe ich den Herrn vereinigt
Mit seiner auserwählten Braut,
Der Einzigen, die ganz gereinigt,
Der er in Liebe sich vertraut.
Und er umschlingt in Todesnächten
Als Gottmensch dich mit seiner Rechten,
Die Menschengöttin, die es schmerzt,
Der Gottmensch mit der Linken herzt.
Madonna, aber in Ekstase
Singst du dem Herrn dein Hoheslied,
Des neuen Bundes Sulamith!
O Lilie in kristallner Vase,
Mein Geist die Menschengöttin schaut,
Die sich der Gottmensch kor zur Braut!

Nun schaute ich ein Bild Marias:
Was ich statt ihres Herzens sah?
Den eucharistischen Messias
Sah ich als weiße Hostia!
In Mandelleuchtern brannten Kerzen,
Maria mit dem Brot im Herzen
Gab Speise meiner Seelennot,
Eucharis gab sie uns als Brot,
Die messianische Eucharis,
Die fleischgewordne Hostia!
Im Herzen der Madonna sah,
Im Herzen, Ave stella maris,
Sah ich das gottgewordne Brot,
Das spendet Leben nach dem Tod!

Die Hostia in meinen Händen
Lag friedlich und voll Seelenruh,
Den Seelenfrieden mir zu spenden.
Und Hostia sprach leise zu
Der Seele mein: Dein Seelenfutter
Will ich dir sein und deine Mutter
Und Mutterliebe dir im Brot
Und Leben ewig nach dem Tod
Will ich dir sein und deine Mutter
Und Gottheit aus dem Paradies,
Frau Weisheit bin ich, ich bin süß
Wie Honig, nahrhaft wie die Butter,
Bin Mutter, die dir Liebe gibt,
Dein Gott, der dich als Mutter liebt!

Und da ich Hostia verspeiste,
Ging Hostia hinein ins Herz
Und ward zu liebevollem Geiste
Und tröstete der Kindheit Schmerz.
So betete ich nicht vergebens
Zur Liebes-Gottheit meines Lebens:
Spricht nur ein Wort mit deinem Mund,
So wird die Seele mein gesund!
O Gottesmutter Sankt Maria,
Da sprach zu mir die Hostia:
Ich bin die Sapientia,
Ich bin die göttliche Sophia,
Und wer sein Leben mir vertraut,
Dem bin ich Mutter, bin ich Braut!



D – DIE MUTTER


Die Mutter sprach zu mir im Stillen:
Ich bin zwar Himmelskönigin,
Doch Mutter auch nach Gottes Willen,
So dass ich deine Mutter bin.
Die Mutter bist du, meine Mutter,
Dein Busen ist so weiß wie Butter,
Ich wende mich an deine Brust,
Der wehen Liebe Schmerzenslust
Will ich dir in der Nacht gestehen,
In meiner Nacht der Einsamkeit
Der wehen Liebe süßes Leid
Gestehen dir, der Seele Wehen.
Du tröste meine Schmerzenslust
Mit dem Erbarmen deiner Brust!

Als ich dich kennenlernte, Fraue,
Sprach ich vor deinem Angesicht:
Als die Geliebte ich dich schaue,
Doch Mutter nenne ich dich nicht!
Denn, Mutter, was soll das bedeuten?
Die Mütter sind in unsern Zeiten
Nicht unbefleckt und makellos,
Nicht in der reinen Liebe groß,
Nicht wie die Taube zu dem Tauber.
Sie achten nur auf äußern Schmutz,
Ob äußerlich der Dinge Putz,
Ob auch die teure Wohnung sauber.
Zum Troste sind sie nicht bereit,
Sind ohne die Barmherzigkeit.

So konnt ich Mutter dich nicht nennen
Und nannte dich: Geliebte Frau,
Zur Hohen Frau mich zu bekennen,
Zu Allgeliebten meiner Schau.
Nicht irdisch eine Provencalin,
Du warst die mystische Gemahlin,
Idee, die meine Seele schaut,
Des Geistes Braut und meine Braut.
Du warst die Diva, warst die Herrin,
Die Göttin der Ecclesia.
Ich aber voller Minne sah
Begierlich an die schönste Närrin
Und wußt nicht, wen ich freien soll,
Das Weib? Die Jungfrau gnadenvoll?

Ich flehte an die schönste Närrin:
O werde du doch meine Braut!
Doch anders wollt es meine Herrin,
Sie wollte selbst mir sein vertraut!
Da schrie ich mit gebrochnem Herzen
Und unter Liebe voller Schmerzen:
Maria, sei du mir vertraut
Als meine religiöse Braut!
Da kam die Mutter meiner Mutter
Vom Himmel her mit Mutterhuld,
Und so begann mein Mutterkult,
So spürte ich die Gottesmutter.
Großmutter meines Herzens, du
Führst mir die Gottesmutter zu.

Geworden bist du meine Mutter,
Maria, wie großmütterlich,
Wie Honig süß und weiß wie Butter
Dein Mutterbusen wonniglich.
Da habe ich dich angebetet,
Da hat zu mir ein Mönch geredet:
Die Gottesmutter ohne Spott
Führt dich zum mütterlichen Gott!
So Gott geworden mir zur Mutter,
So mir zur Mutter wurde Gott,
Ich musste dulden vielen Spott.
Doch süß wie Honig, weiß wie Butter
War Gottes pralle Mutterbrust,
Des Gotteskindes süße Lust!

Die Mutter bist du, bist die Mutter,
Die ich in meiner Seele sah.
Die Liebe ist mein Seelenfutter,
Der Mutterliebe Hostia.
So lehrst du mich die Mutterliebe,
Daß ich im tiefsten Seelentriebe
Heil finde meinem Kindheitsschmerz.
Mir schenkt ihr feminines Herz
Im Fleisch die göttliche Sophia,
Ihr feminines Herz aus Fleisch,
Vereinigt sind wir mystisch keusch.
Dank Unsrer Lieben Frau Maria,
Die unbefleckt und makellos,
Bin eins ich Gottes Mutterschoß.



E – ERHABENE MUTTER


Erhabne Mutter, bei dem Tode
Der Mutter meiner Mutter sah
Ich Christus! Aus der Gnosis Mode
Zum Gott der Liebe rief mich da
Herr Jesus. Ich hab angebetet
Gott auf dem Angesicht. Geredet
Hat Gott, der Gott der Liebe ist,
Zu meinem Geist: Nun bist du Christ!
So steht es in der Schrift geschrieben:
Wenn Vater mein und Mutter mein
Verlassen mich, so Gott allein
Wird mich als Gott der Liebe lieben!
Als die Großmutter mich verließ,
Maria kam vom Paradies!

Erhabne Mutter, o Maria,
Des Christen Mutter warest du.
Voll Jammer ich wie Jeremia
Und weinte jammernd immerzu:
Was, Mutter, hast du mich verlassen?
Ich kann den Todesschmerz nicht fassen!
In Seelenqual die Seele sieht
Immaculata Sulamith
Madonna, dass die Milch mir quölle
Aus des Erbarmens Mutterbrust,
Ich schmeckte Paradieseslust
Und steckte doch im Schlund der Hölle!
Da riß mich aus dem Suizid
Ins Heil Madonna Sulamith!

Erhabne Frau, den Unbekannten
Erforschen wollte ich, die Schrift,
Da unterwiesen Protestanten
Mich, wie es sich im Leben trifft,
So also ward ich evangelisch.
Ich liebte manche Nymphe melisch
Und ehrte immerdar das Bild
Der Gottesmutter gnadenmild,
Sie, die Sixtinische Madonne.
Doch warest du mir kaum bekannt,
Und doch, obwohl ich Protestant,
War deine Schönheit meine Wonne.
Im evangelischen Roman
Die Mutter Jesu sang ich an.

In Minneschmerzen melancholisch
Die Jungfrau ist erschienen mir.
Madonna machte mich katholisch,
Ich dank der Kirche Glauben ihr.
Sie lehrte mich Sankt Petri Dogma,
Sie lehrte mich der Bibel Chockmah,
Und was der Protestant nicht kennt,
Des Hochaltares Sakrament.
Madonna führte mich zur Firmung
Und rief zur Wallfahrt mich nach Lourdes,
Es war wie eine Neugeburt,
Mariens Mantel, Schutz und Schirmung,
Wie die Plazenta mich umgab,
Marien Mutterschoß mein Grab.

So groß die Sehnsucht in dem Christen
Nach der erhabnen Mutter war,
Ich hörte auf die Feministen
Und sah Maria wunderbar
Als meine Große Muttergöttin,
Geheimnisvolle Seelengattin.
So groß die Muttersehnsucht war,
Gott ward mir Mutter wunderbar!
Dem kirchlichen Sakraltheater
Mit Seelenschmerzen ich entfloh,
Sophia suchte Salomo,
Jedoch den Gottesnamen Vater
Besetzte ohne Unterlaß
Mein Herz mit tief verletztem Haß.

Erhabne Mutter, die Erscheinung
Mariens wieder mich belehrt,
Mit Offenbarung, nicht mit Meinung,
Die Gottesmutter mich bekehrt.
Erhabne Mutter, melancholisch
Bin ich, doch will ich sein katholisch,
Weil du gesprochen wunderbar
Vom Liebessakrament-Altar,
Vom Papste und der Gottesmutter.
Erhabne Mutter, ja ich sah,
Die Mutter der Ecclesia
Bist du allein, erhabne Mutter.
Ich bin ganz dein und Gott geweiht,
Der Ewigen Dreifaltigkeit.



F – FRAU AUS DEM ALL


Ich war noch unter Kommunisten
Und sagte mir: Ich bin Poet!
Mich führten anonyme Christen,
War manch ein Dichter ein Prophet!
Da sah ich einmal Maid Maria,
Sie war die russische Sophia!
Ich blieb die ganze Nacht lang wach
Und dachte an Maria, ach,
Ich kämpfte mit dem Herrn der Fliegen,
Geschmeiß, das diente Beelzebul,
Den Ratten aus dem Höllenpfuhl.
Doch Maid Maria, sie wird siegen
Und nach dem Grauen und dem Tod
Erscheint die Frau im Morgenrot!

Ich stieg hinan die Himmelstreppe,
War ganz von Gold Marias Schloß.
Die lange weiße Seidenschleppe
Die Treppenstufen niederfloß.
Des Ritters Minne-Abenteuer
Ihn führte durch das Fegefeuer,
So kam er bis ans Himmelstor,
Umflort von roter Rosen Flor.
Da sprach der Minneritter: Ave
Maria, Himmelskönigin,
Dein Diener und Geliebter bin
Ich immer, immerdar dein Sklave,
Ob deine Hoheit mich bestraft,
Ich bleib der Herrscherin versklavt!

Im Geist trat ich in einen Tempel
Und steckte Tempelkerzen an.
Von deiner Offenbarung Stempel
Geprägt war innerlich der Mann.
Ich schaute Märchenfeen und Träume
Und Phantasieen durch die Räume
Des Tempels ziehn in der Vision.
Ich sah dich auf dem hohen Thron,
Der Jungfrau Bild in der Ikone,
Ich sah dein schönes Angesicht,
Dein Angesicht von Glanz und Licht,
Ich sah dich in der Glorienkrone.
Du warest siebzehn Jahre jung,
Mir ewige Begeisterung!

Herab kamst du die Himmelstreppe
Mit deinem jugendlichen Schwung.
Wie Frühling blühte deine Schleppe,
Du Mädchen, siebzehn Jahre jung.
Ich rief dich goldene Aurora,
Ich rief dich Blumenmädchen Flora,
Da gabest du mir einen Kuß:
Das Reich ist nah, so tu nun Buß!
Dann stiegest du zum Höllenschlunde
Und triebest fort charakterfest
Die Ratten Satans und die Pest,
Die Gifte Satans, Satans Hunde.
Dann schenktest du mir deinen Schuh,
Zurück gen Himmel stiegest du.

Es war in einer Burg in Franken,
Ich wachte bis zum Morgenrot,
Mit meinem Wachen dir zu danken,
Die du erlöst mich von dem Tod,
Die du erlöst mich aus der Hölle,
Daß aus der Qual mir Gnade quölle.
Das ging herauf das Morgenlicht,
Ich sah im Geist dein Angesicht
Wie Tau auf keuscher Rosenblüte.
Ich streute in dem ganzen Haus
Die Rosen deiner Liebe aus,
Mariens Liebesrose glühte,
Die Liebe allen Menschen gilt,
Die du bist Gottes Ebenbild!

Als ich nach einem Namen fragte,
Wie ich dich nennen soll, o Frau,
Der Geist in meinem Innern sagte:
Die Schöne Dame deiner Schau
Gekommen ist von hohen Sternen
Herab zu dir, aus Weltalls Fernen,
Zu dir, vom Stern der Phantasie.
So nannte einst der Dichter sie,
Die Phantasie, die große Göttin,
Die Gott der Vater gnädig gab,
Daß sie den Menschensohn erlab,
Dem Dichter gab zur Seelengattin!
Du aber nenn sie, scholl der Schall:
Die Hohe Fraue aus dem All!



G – GROSSE SCHWESTER


O Große Schwester, meine Freundin,
Laß schauen mich dein Angesicht!
Es freue sich nicht meine Feindin,
Weil mir so Nacht ist, doch mein Licht
Ist Jesus doch, mein Herr und Meister.
Du lehrtest mich, du Gott der Geister,
Daß Weisheit meine Freundin sei,
Die schöne Freundin mein im Mai,
Frau Weisheit sei mir meine Schwester!
Frau Weisheit meine Schwester nenn
Ich dankbar, der ich sie erkenn,
Die schön wie Judith, Ruth und Esther.
Herr Jesus doch mein Bruder heißt,
Frau Weisheit Schwester ist im Geist.

Nun lehrte Jesus Sirach weise,
Frau Weisheit rein und makellos
Sei auf geheimnisvolle Weise
Gewärtig in dem Mutterschoß
Mit jenem, den sie auserkoren.
Bevor die Mutter ihn geboren,
Frau Weisheit wehrte allem Fluchen,
Fruchtwasser sie und Mutterkuchen
Im Mutterschoß gesegnet hat.
Mein Geist ward an Frau Weisheit satt.
Fort alle Torheit der Philister,
Der Weise war der Bruder schon
Der Schwester Weisheit, ohne Hohn,
Im Schoße waren sie Geschwister,
Die Zwillingsschwester mein im Geist,
Sophia meine Schwester heißt.

Und weil ich sie im Schoße schaute
Als angebornes Ideal,
Ich schaute auch die Tiefvertraute
Als jugendlicher Brautgemahl
In einem Frühlingshain im Maien.
Geist war die Schwester. Sie zu freien
War all des Jünglings Lustbegier,
Anbetend schaute er zu ihr,
Sophia lächelte im Baume,
Als Geist im Frühlingswipfel grün,
Der Jüngling sah die Schwester blühn,
Sie war so schön in seinem Traume,
Als er der Luft im Laube lauscht,
Der Duft der Schwester ihn berauscht.

Weltseele nennen Philosophen
Sophia, Seele der Natur,
Und wenn im Mai die hübschen Zofen
Die Herrlichkeit der Kreatur
Und Gottes Liebreiz offenbaren,
Dann wird der Philosoph gewahren
Sophia, die als Blüte blüht,
Pfingstrose, die in Weißglut glüht.
Natur trägt ihre Frühlingsmode,
Die Taube im Kastanienbaum
Ist weiß wie Schnee und Meeresschaum,
Des Baumes Blüte als Pagode
Ist wie ein Tempel der Natur,
Da schaute ich Sophias Spur.

Den Adelsbrief der Makellosen
Und das Diplom der Schönheit sie
Besaß, die Schönste aller Rosen,
Die Große Schwester-Braut Sophie!
War jeder Tag wie eine Messe,
Wo dankbar ich genießend esse,
Was meine Schwester gnädig gibt,
Ich schmecke, wie die Schwester liebt,
Ich schmeck die Grünkraft ihrer Liebe,
Ich schmecke ihre Energie,
Ich schmeck die Schwester-Braut Sophie!
Sie lebt in jedem Lebenstriebe!
Vereinigt ist der Brautgemahl
Der Schwester, seinem Ideal.

So eins der Weisheit ist der Weise,
So eins der Bräutigam der Braut,
Wer schaut den Weisen an, wird leise
Bekennen oder preisen laut,
Daß er im Geist Frau Weisheit schaute.
Mein Knabe Midda mir vertraute,
Daß er in seinem Geiste sah
Die Diva Sapientia,
Er sah die göttliche Sophia:
So wunderschön ihr Angesicht,
Das denkst du nicht, das glaubst du nicht,
So unaussprechlich schön Maria!
Die Schönste aller Frauen, Christ,
Die Schwester-Braut Maria ist!



H – HOHE FRAU


O Hohe Frau, die Christen sagen:
Der Mann sei Abglanz Christi und
Soll seine Dornenkrone tragen
Und leidend lieben alle Stund,
Die Frau sei Abglanz nur des Mannes.
Und der Apostel Paulus kann es
Begründen, wie ein Mann es kann:
Der Erstgeschaffne ist der Mann,
Die Frau schuf Gott der Herr als Zweite.
Die Schöpfungsordnung also ist:
Der Mann ist Haupt, so sagt ein Christ,
Der Mann die Frau und Kinder leite.
Die Frau ist in der Christen Schau
Die Kirche, Christi Braut die Frau.

So in der christlichen Ästhetik
Ein Anglikaner-Philosoph
Schrieb eine christliche Poetik,
Nicht ein Poet am Minnehof,
Der seiner Diva weiht die Strophen.
Nein, nach dem Wort des Philosophen
Der Dichter schaut zum Höhern auf,
Zum Höchsten strebt hinan sein Lauf,
Nun stehen Männer über Frauen
Und über Männern steht der Geist,
Der Dichter so den Geist lobpreist,
Den Herrn in allem anzuschauen,
Wie Milton in dem Epos tat,
Wo Eva hatte niedern Grad.

Und auch die Karmeliter-Nonne,
Die liebe Freundin Edith Stein,
Schrieb: Jede Frau ist die Madonne,
Die Männer sollen Christus sein.
Der Mann ist vorgeordnet nämlich
Der Frau. (Die Frau ist also dämlich,
Doch herrlich ist vor Gott der Mann?)
Die Frau im Mann schaut Christus an,
Der Mann schaut in der Frau die Mutter
Des Christus an, die Liebe Frau.
Ein Mann war Jesus Christus, schau!
Die Mutter gibt den Kindern Futter,
Der Mann dient aber reinem Geist,
Weil er ein Abbild Christi heißt.

O Hohe Frau, verzeih die Sünde,
Die gegen mein Gewissen ich
Beging, indem ich dies begründe,
Was ich nicht denk. Ich liebe dich,
O Hohe Frau, du Licht im Düster,
Ich bin ein wahrer Musenpriester,
Vollkommenheit in meiner Schau
Versammelt ist in einer Frau,
Der Dichter schaut hinauf zum Weibe,
Das Ewigweibliche den Mann
Zur Schönen Liebe zieht hinan,
Der Dichter an dem Frauenleibe
Den Liebeshimmel zündet an,
Am Glanz des Frauenleibs der Mann.

Der Musenpriester dient den Musen,
Der Minner an dem Minnehof
Der Dame mit erhabnem Busen.
Was weiß von Gott ein Philosoph,
Was von der Liebe Theologen?
Wen Liebe je hinangezogen,
Der schaut in einer Frau als Mann
Vollkommne Schönheit Gottes an.
Er schaut in seiner Minnedame
Sein Ideal und die Idee
Der Schönheit an. Im Weibe seh
Ich Gott und Liebe ist sein Name,
Der Gottheit Name Liebe ist,
Frau Liebe betet an der Christ.

So kann ich auch nur vor dir knieen,
O Hohe Frau, als Gottesmann,
Mir ist es anders nicht verliehen,
Ich bete die Madonna an!
Die Hohe Frau, geheime Gattin
Der Mystik und aus Gnade Göttin,
Die Hohe Frau, die Frau in Gott,
Die Frau an sich, die ohne Spott
Die Hohe Frau in Himmelsreinheit
Als makellose Ur-Idee
Im Herzen Gottes ist! Ich seh
Die Hohe Frau in der Drei-Einheit.
Als Dichter und als Christ und Mann
Ich bet die Hohe Fraue an!



I – IMMERWÄHRENDE JUNGFRAU


Du Immer-Jungfrau! Aphrodite
Verzehrt doch nur mit Eros’ Gift!
So lehrt es uns der Griechen Mythe
In des Tragöden Dichter-Schrift.
Kommt Aphrodite mit dem Eros,
Vernichtet wird der fromme Heros
Von eines Stieres starker Kraft,
Als von dem Horn der Leidenschaft!
Denn Aphrodite in der Mode
Lasziver Sinnlichkeit halbnackt
Und Eros mit dem Trieb zum Akt,
Den Heros führen sie zum Tode,
Begierde so erscheint als Fluch,
Als Fluch nach dunklem Schicksalsspruch.

Doch eine Göttin preist der Dichter,
Das reine Licht in Finsternis,
Die Königin der Himmelslichter,
Die keusche Jungfrau Artemis!
Der keuscher Artemis sich weihte,
Jungfräulich selbst als Jungfrau freite
Die keusche Jungfrau Hippolith,
So singt es uns des Dichters Lied.
Die Göttin, Jungfrau der Jungfrauen,
So rein und makellos und keusch,
Kein Mensch darf sie im lichten Fleisch
Nackt im geweihten Bade schauen!
Den, der sie schaute nackt, zerriß
Jungfräulich-zürnend Artemis!

Du Immer-Jungfrau! Wie die Franken
In Frankreich krank geworden sind
Durch eine Frau, wie sie erkranken,
Heil bringt die Jungfrau! Schau, der Wind
Kommt von dem blauen Ozeane,
Der Wind bläst in der Jungfrau Fahne,
Auf blauem Grund drei Lilien gold,
So rein und keusch die Jungfrau hold,
Es geht ihr nicht nach Frauenweise,
Nur Mädchen ruhn in ihrem Bett.
Ob sie das Hymen auch noch hätt,
Die Nonnen prüfen weiblich-weise.
Jungfräulich war sie, keusch und stark,
Der Franken Retterin, Jeanne d’Arc!

Jungfräulichkeit der keuschen Jugend
War ihre Kraft, aus Keuschheit stark
Und Retterin aus Macht der Tugend
Die Gottgesandte war, Jeanne d’Arc!
Das Land in Chaos ward gebettet
Durch eine Frau, die Jungfrau rettet
Durch die Jungfräulichkeit das Land,
Jungfräulichkeit, von Gott gesandt.
In reiner Hand geweihte Waffen,
Jeanne d’Arc errang im Völkerkrieg
Den Sieg, den gottgewollten Sieg!
Jeanne d’Arc starb durch die falschen Pfaffen,
Im Feuertod anbetend sie
Nur Jesus, Jesus, Jesus schrie!

Du Immer-Jungfrau! O Maria,
Ganz unbefleckt und makellos,
Ganz wie die göttliche Sophia
Bist du die Freundin fleckenlos,
Bist du die sündenfreie Seele,
Ganz ohne Makel, ohne Fehle,
Vom reinsten Ur-Licht reinster Schein,
Idee der Schönheit, strahlend rein,
Du gehst nur ein in reine Seelen
Und machst sie zu Propheten und
Zu Freunden Gottes in dem Bund,
Die reinen Seelen nur erwählen
Dich, dir allein sind sie geweiht
In himmlischer Jungfräulichkeit!

Maria, wer im Geist dich schaute,
Der schaut den keuschen Mond im All,
Den Morgentau, der glitzernd taute,
Der schaut die Vase aus Kristall,
Der schaut den Marmor von Sankt Peter,
Der schaut die Jungfrau in dem Äther,
Der schaut des Schöpfers Ideal,
Dich, lichter noch als Sonnenstrahl,
Wie transparenter Hauch von Seide
Ein Lichtkleid um dein lichtes Fleisch,
Dein Lichtfleisch transparent und keusch,
Ein Hauch und doch ganz Augenweide,
Von Gott die Göttin, Licht vom Licht –
Wie Midda sagt: Das glaubst du nicht!



J – JUNGFRAU IM ÄHRENKLEID


O Jungfrau in dem Ährenkleide,
Heut las ich also im Talmud:
Mit Kindern spielt der Narr und Heide,
Nicht ist gereift das Traubenblut,
Weinbeeren sind sie, ungereifte.
Wer auf die Weisheit sich versteifte,
Der rede nur mit einem Greis,
Der viel von Welt und Menschen weiß,
Weinbeere ist er, reif und süße,
Der Weise grüßt mit Ehrfurchtsgruß
Den Greis und sitzt zu seinem Fuß,
Des Greisen Rede reichlich fließe,
So wird es seinem Hörer sein
Als tränke er von altem Wein.

Ein Rabbi aber sprach dagegen:
Der Weise fragt danach nichts, welch
Gefäß enthält des Weines Segen,
Ob alter Becher, junger Kelch,
Ob junger Kelch, ob alter Becher,
Der Wein allein erquickt den Zecher.
Im jungen Kelch kann alter Wein
Voll tiefer Weisheit Gottes sein.
Im alten Becher eines Alten
Kann Wein sein, der wie Essig schmeckt.
Des Weines Geist im Innern steckt.
Der alte Becher kann enthalten
Nur Essig zu des Zechers Spott,
Der junge Kelch das Blut von Gott!

O Jungfrau in dem Ährenkleide,
Den lieben Sohn Jedidja seh
Ich wieder, meine Augenweide,
Jedidja, den ich als Idee
Im Geist seh, trotz des Teufels Lügen.
Jedidja ging dereinst auf Rügen
Mit mir an einem Weizenfeld
Spazieren. Augenblicklich hält
Der Knabe inne, meinem Sohne
Scharfarbe zeig ich weiß und zart,
Kornblumen blau von schöner Art,
Und Wiesenkerbel, wilde Mohne,
Den Purpur-Poppie auf dem Feld:
Sohn, also schön ist Gottes Welt!

Sohn, schau den schönen goldnen Weizen,
Wie sich die Ähren Halm an Halm
Erheben und die Arme spreizen!
Sohn, singen möchte ich einen Psalm
Und singen von dem goldnen Weizen
Und singen von den blonden Reizen,
Wie Salomo sang Sulamith
Einst in der Liebe Hohemlied:
Dein Schoß wie eine Weizengarbe,
Umstickt mit zarter Blüte Flor!
Mir rauscht die Hymne noch im Ohr,
Der Liebsten Schoß von blonder Farbe
Erscheint in meinem Geiste hold,
Ich sehe Sulamith wie Gold.

Sohn, sage ich, Jedidja, schaue,
So ist Maria licht und hold,
Im Ährenkleid die Liebe Fraue
Maria ist so schön wie Gold!
Maria ist wie goldner Weizen,
Von Gott geschmückt mit allen Reizen!
Von Horizont zu Horizont
Ausbreitet sich Maria blond,
Sohn, schaue ihrer Glieder Spreizen!
Das Kornfeld ist Marias Bett,
Sie lächelt wie die Blüte nett,
Sie lacht wie Sonnenlicht, wie Weizen,
Ganz strahlend ist ihr Angesicht,
Sie ist wie Gold und Sonnenlicht!

Mein Sohn, wir wollen niemals geizen
Mit Liebe zu der Lieben Frau!
Sie ist so fruchtbar wie der Weizen,
Schön wie des Kornes Blume blau,
Sie ist so golden wie die Ähren,
So wollen wir Maria ehren,
Mit Frieden nur und nie mit Zorn,
Des Brotes Mutter sie, das Korn,
Sie füllt die Töpfe mit dem Mehle,
Sie schenkt den Kuchen und das Brot,
Das macht gesundes Wangenrot,
Nährmutter ist sie unsrer Seele!
Jedidja rief vor aller Welt:
Maria geht durchs Weizenfeld!



K – KÖNIGIN DER LIEBE


O Königin der Schönen Liebe,
Marienmond und Minnemai
Ist nun, der Saft im Lebenstriebe
Treibt stark, gewaltig, wild und frei,
Erfüllt von grenzenlosem Sehnen
Und jammervollen Lebenstränen
Ich hungere nach einem Weib,
Der Liebe Blut, der Liebe Leib,
Ich sehn mich nach der Frauenseele,
Zu atmen ihren Atem ein,
Zu atmen ein ihr Frauensein!
Und dennoch, o Madonna, wähle
Ich dich als meine Braut,
Dir habe ich mich anvertraut!

So saß ich in dem Frühlingsgarten
Auf einer Gartenbank im Licht,
Ich schaute an die himmlischzarten
Und lieblichen Vergissmeinnicht,
Las in der Bibel wie die Frommen,
Da sah ich dich, Maria, kommen,
Du lächeltest wie Frühlingsnacht,
Du hast mich himmlisch angelacht,
Mit bloßen Füßen auf dem Moose
Du nahtest mir, du hast genickt
Und liebevoll für mich gepflückt
Vom grünen Strauche die Pfingstrose,
Die glühte rein wie Weißglut weiß,
Pfingstrose aus dem Paradeis!

Du aus dem Paradies der Venus,
Vom dritten Himmel kamest du,
Du Jungfraumutter Nazarenus,
Der Liebe Herrin, neigtest du
Dem Dichter dich in sanfter Minne,
Mir schwanden selig alle Sinne,
Ich war durchströmt von süßem Trost,
Mein Haupthaar hast du mir gekost,
Gestreichelt meine blonden Locken.
Glückseligkeit der Gegenwart
Der Zärtlichkeit unendlich zart!
Gott sprach sein Amen durch die Glocken
Und eines Falters stillen Schrei
Vor lauter Seligkeit im Mai!

O Königin der Schönen Liebe,
Ich will dich etwas fragen, sprich,
Wie werden heilig meine Triebe?
Auch will ich gerne fragen dich,
Ob Jesus Christus an dem Kreuze
Gehangen hat in allem Reize
Des schönen Menschenleibes nackt?
Die Kirche stellt doch dar als Fakt,
Daß Jesus trug den Schurz der Lenden,
Nichts als um seine Blöße kurz
Und um die Scham den Lendenschurz.
Wenn Räuber an dem Kreuz verenden,
So waren diese Räuber nackt,
Ganz splitternackt, das ist doch Fakt.

Die Königin der Schönen Liebe
Voll mütterlicher Weisheit sprach:
Wie Adam nackt in seinem Triebe
Im Paradies gesündigt, ach,
Wie Adam nackt im Paradiese
Gesündigt, musste Christus diese
Erbsünde zu versühnen, nackt
Am Kreuze sterben, das ist Fakt,
Drum Christus hing am Kreuz entkleidet
Als neuer Adam an dem Baum
Des Lebens, an dem Kreuz. Und kaum
Hing er am Kreuze, dass er leidet,
Nahm ich vom Haupt den Schleier, kurz
Und gut: Er starb im Lendenschurz.

O Königin der Schönen Liebe,
Du bandest deinen Schleier um
Die Scham des Herrn, um seine Triebe
Zu hüllen im Mysterium
Der Keuschheit. Reden wahr denn jene,
Die sagen so, dass Magdalene
Hing deinen Schleier um die Scham
Des Herrn, der war ihr Bräutigam,
Die Sünderin war Braut in Buße,
Ist das die Wahrheit, Liebe Frau?
Die Königin der Liebe, schau,
Sie sprach bei ihrem Abschiedsgruße:
Ich selber hing dem Bräutigam
Den Schleier um die nackte Scham.



L – LIEBES HIMMELSMÜTTERCHEN


O Himmelsmütterchen, du Liebe,
Du heilest allen Liebesschmerz!
Mir strebten sehnlich meine Triebe
Zum ehelichen Minnescherz,
All mein Verlangen war die Aura
Der schönen Liebsten, nämlich Haura,
Als Haura, mich nicht liebend, ach,
Mein Herz in tausend Stücke brach!
O Himmelsmütterchen von Roma,
Da schrie ich zu dem Engel mein,
Großmutter kam, Großmütterlein,
Großengelin vom Himmel, Oma
Mich voller Liebe hüllte ein
In ihrer weißen Schwingen Schein.

Maria, lange hab ich Mutter
Dich nicht genannt, ich rief dich Braut.
Nun, süß wie Honig, mild wie Butter,
Hab ich dein Mutterherz geschaut.
Großmutter voll der Liebe Flamme,
Mir Kinderfrau und liebe Amme,
Sie offenbarte mir im Schmerz
Vom Himmel her ihr Mutterherz.
Ach, Asche war allein mein Futter
Und Tränen mir allein mein Trank,
O Frau, ich war vor Liebe krank!
Großmütterlich als Himmelsmutter
Mein Engel brachte mir den Trost,
Großengelin hat mich liebkost.

O Himmelsmütterchen, du Liebe,
Du lehrtest mich, Maria, nun,
Mit allem meinem Seelentriebe
Dir an der Mutterbrust zu ruhn.
Dein Mutterbusen, weiß wie Butter,
In marmorner Gestalt, der Mutter
Barmherzig-mütterliche Brust,
War meines innern Kindes Lust!
Als kleines Kind voll Liebe küsste
Ich allezeit mit reinem Kuß
Und sog die Milch in Überfluß
Und barg mich zwischen deine Brüste
Und sog die Milch des Trostes ein,
Maria, du mein Mütterlein!

Die Hostie war mein Seelenfutter,
Liebfrauenmilch war Christi Blut.
O Große Mutter Gottesmutter,
Ich drang zu dir mit Liebesglut!
Die Mutterliebe aller Mütter
Ist lieblos, seelenleer und bitter,
Verglichen mit dem Muttersein
Mariens, mit der Liebe dein!
Maria, himmlische Lorettin
(Der deutsche Jude fand den Reim),
Du Reich von Milch und Honigseim,
Du wurdest mir zur Muttergöttin
Und offenbartest ohne Spott:
Dir will zur Mutter werden Gott!

O Himmelsmütterchen, du Liebe,
Du makelloses Spiegelbild,
Du reiner Spiegel ohne Trübe,
Der Mutterliebe Gottes mild,
Mit allen meinen Kindheitsschmerzen
Zu Gottes mütterlichem Herzen
Du führtest mich ganz ohne Spott,
Hinan zum mütterlichen Gott!
Du lehrtest mystisch mich das Dogma
Der Weisheit. Ich hab angeschaut
Gott-Mutter Weisheit, Gott als Braut,
Frau Weisheit (Juden sagen Chockmah),
Wie Jesus Sirach mir vertraut:
Frau Weisheit Mutter ist und Braut!

O Frau, der Offenbarung Göttin,
Die du geheim dich offenbart,
Geheimnisvolle Seelengattin
Und Gott voll Mutterliebe zart,
Du gibst dein Fleisch als Seelenfutter,
Du nährst mit Brot wie eine Mutter,
Des Trostes Wein mir allzeit gib,
Das Blut des Mutterherzens lieb!
Und trat ich zu dem Seelenfutter
Der Hostie in die Kirche ein,
So hörte ich Frau Weisheit fein
Mir flüstern: Ich bin deine Mutter,
Will ewig deine Mutter sein,
Ich, Gottheit, gehe in dich ein!



M – MADONNA MIT DEM KIND


Madonna mit dem lieben Kinde,
Wie ward beleidigt doch mein Herz!
Lieblosigkeit und manche Sünde
Mir fügte zu so bittern Schmerz,
Es war so leer in meinem Herzen,
So ausgebeutet ich von Schmerzen!
Doch was mich füllte, das war da,
Die Liebe wars der Hostia
Und Sankt Marien Mutterliebe!
Da sprachest du: Der Sonne Licht,
Es kehrt zu Gottes Angesicht,
Am Samstag ist vorbei die Trübe.
Dann geht in triumphalem Lauf
Die Sonne meines Sohnes auf.

Am Sonntagmorgen, o Madonne,
Da sprachest du so süß zu mir:
Die Kinder seien deine Wonne,
Es kommt das Jesuskind zu dir!
Den zarten Jesus sollst du fühlen,
Das Jesuskind in Kinderspielen!
Nicht Meditieren und Gebet
Ist was als Pflicht heut vor dir steht,
Mit Kindern sollst du dich versöhnen.
So Gottes Mutterliebe lernst
Du, Gott die Mutter ist auch ernst,
Streng ist die Mutter zu den Söhnen.
Doch wenn der Kinder Schar bereut,
Gott-Mutter wieder sie erfreut!

Madonna, so sprachst du am Morgen,
So ging ich folgsam deinen Weg.
So ging ich gänzlich ohne Sorgen,
Da stand ich an der Straße Steg,
Da sah ich wandeln die Madonne,
So himmlisch schön, dass ich voll Wonne
Verehrte ehrfurchtsvoll die Frau!
Schau, die Madonna meiner Schau
War hoch und schlank, von lichter Reinheit,
Der Rock war schwarz, das Kleid war weiß,
Sie lächelte so lieblich leis,
Ihr langes schwarzes Haar von Feinheit,
Es wehte schleiergleich im Wind.
Madonna, wo war da dein Kind?

Dein liebes Kindlein sah ich warten,
Da plötzlich sah ich die Vision,
Der Jesusknabe stand im Garten,
Im Frühlingsgarten stand der Sohn,
Der Gottessohn, der Sohn Marias,
Ich sah den kindlichen Messias
Im Glorienglanz der Sonne süß,
Den Friedefürst im Paradies,
Er betend faltete die Hände
Und war versunken im Gebet,
Und wie er stille betend steht,
Nach dem Gebete er am Ende
Weit öffnete die Arme er,
Mich segnete der kleine Herr!

Als Jesus so gebetet hatte,
Da kam der kleinen Kinder Schar,
Sie tanzten auf der Blumenmatte,
Kastanienblüten in dem Haar,
Kastanienblüten, rosa Flocken,
Wie Segen in den goldnen Locken.
Die Kinder nahten fröhlich sich,
Das liebste Kind umarmte mich
Und sagte, dass es lieb mich habe
Und dass es nicht mehr böse sei.
Die Kinder jauchzten Jubelschrei,
Die Taube flog, es flog der Rabe,
Die Hennen auf dem Wiesenplan
Versammelten sich um den Hahn.

Madonna mit dem lieben Kinde,
Mein Leiden nicht vergebens war,
Ich sühnte leidend manche Sünde,
Mein Schmerz war wie ein Sühnaltar.
Von dir, Madonna, von der schönen
Madonna ausging das Versöhnen
Und nach der Buße Jubilus
Und nach der Reue Liebeskuß!
Wie fröhlich war der Kinder Trubel,
Wie liebend war der Kinder Blick,
Wie schenkte Jesus mir das Glück,
Madonna Jauchzen mir und Jubel!
Madonna mit dem Kinde, da
Sang ich dem Herrn Hallelujah!



N – NOTRE DAME DE LA MATERNITÉ


O Königin der Mütter Frankreichs,
O Liebe Frau der Mutterschaft,
Ich weihe dir die Mütter Frankreichs.
Nur Sinnlichkeit und Leidenschaft
Und Oberflächlichkeit und Narrheit,
Kein Interesse an der Wahrheit,
Gemordet wird die Leibesfrucht,
Geliebt die Unzucht, nicht die Zucht,
Man sucht nur fleischliche Genüsse,
Man sucht nur ohne Unterlaß
Gewissenlos den eignen Spaß,
Die Frau will vieler Männer Küsse.
In Egozentrik groß du bist,
Dein Ego Axis Mundi ist!

O weh, zur Strafe meiner Sünden,
Weil ich vom Herrn mich abgewandt,
Die große Venus zu verkünden,
Weil ich geopfert Herz, Verstand
Und Glaubensgeist und Liebesseele
Der großen Venus, dass ich wähle
Zum Abgott meiner Liebeskraft
Das Götzenbild der Leidenschaft,
Drum, weh mir, traf mich Gottes Strafe!
Gott schickte mich ins Heidenland,
Dort herrschte Torheit, Unverstand,
Ich wurde unterdrückt als Sklave,
Mein Leib und Geist war nicht mehr frei,
Versklavt der Torheit Tyrannei!

Was habe ich für die Franzosen
Getan nicht alles als ihr Knecht,
Geduldig trug ich ihr Erbosen,
Mein Leben ward mir zum Gefecht,
Es machten, ach, mir Frankreichs Mütter
Die Seele wütend, zornig, bitter,
Vernichtet ward mein Frauenkult
Durch Frankreichs Frauen, deren Schuld
Mich machte fast zum Weiberhasser!
Ich schrie: Die Weiber taugen nichts,
Sie sind die Geißel des Gerichts,
So ständig tropft das Regenwasser
Ins Haus durch das kaputte Dach,
So plappern diese Zungen, ach!

O Frauen Frankreichs, wehe, wehe,
Wie hat doch Jesus Sirach recht
Und Salomonis Weisheit sehe
Ich auch bestätigt und ich dächt,
Ist besser, ganz allein im Winkel
Zu wohnen als mit Weiberdünkel!
Frau ohne Zucht, ein hübsches Ding,
Im Maul der Sau ein goldner Ring!
Die Weiber schwatzen, wortereiche,
Das Weib unendlich plappern kann,
Das ist für einen weisen Mann
Wie für den Greis der Weg am Deiche,
Er keucht, den Stock in seiner Hand,
Hinan sich mühsam durch den Sand.

Die Frauen Frankreichs, o Prophete,
Französin, welche niemals schwieg,
Sie ist wie eine Kriegstrompete,
Der Mann beständig lebt im Krieg!
Frau Weisheit bleibt da fern, Frau Wahrheit,
Frau Torheit aber herrscht, Frau Narrheit!
Gestohlne Brote schmecken süß,
Gut das geraubte Fleisch am Spieß.
Das wilde Weib weiß viel zu schwatzen,
Unwissende voll Unverstand,
Frau Narrheit herrscht im ganzen Land,
Sie lieben in der Hand die Spatzen,
Verschmähn die Tauben auf dem Dach,
Frau Torheit herrschte herrisch, ach!

Wie fein weissagte doch der Dichter
Von Frankreichs Frauen im Gedicht,
Wie sagte wahr der Minnerichter:
Wie Püppchen hübsch ist das Gesicht,
Der Leib voll Wollust, voll der Busen.
Doch Frankreichs eitle Aftermusen,
So hoch man ihre Reize preist,
Sie haben leider keinen Geist!
Ich duldete des Weibes Spotten,
Mein Fegefeuer, mein Gericht,
Doch weil ich dulde, glaube nicht,
Ich würde göttlich dich vergotten!
Ah Notre Dame, ah Notre Dame,
Ah Vierge Marie, plus belle des femmes !



O – OELBERGMUTTER


Du Ölbergmutter meiner Leiden,
Durch Leiden ward ich Katholik.
Die Liebe in dem Duftkleid seiden
Und mit der Stimme wie Musik
Bescherte Minne melancholisch.
Durch Schwertmut wurde ich katholisch,
Als ein katholischer Poet
Mir wie ein christlicher Prophet
Die Weisheit brachte von dem Karmel,
Daß Leiden ist der Weg zu Gott.
Der Weg des Kreuzes ohne Spott,
Nicht Venus, Götzenbild aus Marmel,
Nicht Lust ist Liebe, Lust voll Reiz,
Die Liebe ist der Gott am Kreuz!

Da schickte Gott mir von dem Kreuze
Den Kreuzweg nach Gethsemani.
Die schöne Liebe voller Reize
War Garten meiner Schwermut, sie
War mir Gethsemane voll Wermut,
Voll Schierlingskraut der bittern Schwermut!
Die Liebe in des Lichtes Kleid
Ward mir zur Nacht der Einsamkeit.
Da wurde ich zum Minneritter
Und zwar von trauriger Gestalt.
Der Schmerz mit brennender Gewalt
Durchbohrte mich, das Herz ward bitter,
Der Liebe Bitterkeit im Herz,
Ich schmeckte Christi bittern Schmerz.

Die Freunde hatten mich verlassen,
Die Freundinnen in meiner Not.
Ich aber liebte, die mich hassen,
Ich starb den kleinen Liebestod,
Ich aber hasste, die mich lieben.
So ward ich durch die Nacht getrieben,
Geplagt von wilder Schmerzen Wut.
Von Schwermut schwarz mein heißes Blut,
Ward ich am bittern Wermut Zecher
Und schwitzte Blut mit meinem Schweiß,
Das Herz war mir wie Glut und Eis,
Ich leerte ganz der Leiden Becher.
O wüssten die Gottlosen, welch
Schmerz strömt aus Christi bitterm Kelch!

Doch Heinrich Seuse und der Priester
Geheime Weisheit lehrten mich:
Der Seele Nacht, des Glaubens Düster,
Sie reinigen durch Schmerzen dich.
Du in des Glaubens Abenteuer
Auf Erden schon im Fegefeuer
Erfährst im Kreuzmysterium
Schon hier das Purgatorium.
Es war wie bei dem Dichter Dante,
Der Beatrice sich geweiht.
Den siebten Kreis der Sinnlichkeit
Im Fegefeuer ich erkannte.
Gereinigt durch der Schmerzen Kraft,
Purgiert durch Glut die Leidenschaft!

So aber sang der weise Dante,
Durch Beatrices Weisheit fromm:
Wer in dem Fegefeuer brannte,
Schrie: Unbefleckte Jungfrau, komm!
Der Liebe Sünden in dem Fleische
Nur heilt die Makellose, Keusche,
Maria, nach des Dichters Schrift,
Nicht kostete der Venus Gift.
Mariens unbefleckter Reinheit
Die Sünden meiner Sinnlichkeit
Als Büßer habe ich geweiht
Und so erlangte ich die Einheit
Im Geist mit Unsrer Lieben Frau
Und schaute sie in trunkner Schau!

Im Jahr Zweitausend in der Weihnacht
Sah ich in visionärer Schau
Madonna, schön wie eine Mainacht,
Liebreizend Unsre Liebe Frau.
Am Himmel schwebte die Madonne
So schön wie Paradieses Wonne,
Die Schönheit makellos, perfekt,
Die klare Reinheit unbefleckt.
Ich rief zur heiligen Maria:
Barmherzigkeit, o Liebe Frau!
Du Schöne Dame meiner Schau,
Bist du die göttliche Sophia,
Platonische Urania,
Divina Sapientia?



P – PANHAGIA


Panhagia, ganz rein und heilig,
Ich schreibe dir in dieser Nacht,
Ich schreibe trunken dir und eilig
Und preise deiner Schönheit Macht!
Ganz schön in makelloser Jugend,
Ganz heilig in vollkommner Tugend,
Idee der Schönheit meiner Schau,
Du Gottes Ideal der Frau,
Du allen Gutseins reiner Spiegel,
Du voller Güte, mild und gut,
Du Weiblichkeit von Fleisch und Blut,
Du Jungfrau auf dem Zionshügel,
Du aller Heiligkeit Idee,
Vollkommne, die ich geistig seh!

Panhagia, so preisen Griechen
In Zyperns Heiligtume dich,
Panhagia, den Weihrauch riechen
Der Hochverehrung lasse ich
Dich, Aphroditissa, die auf Zypern
Jungfräulich überwindet Vipern
Und alles kriechende Gezücht!
Dir, Aphroditissa, mein Gedicht
Geweiht sei, Königin der Musen,
Ich schaue dich im Marmor an,
Umarme dich als Gottesmann,
Lebendig wird dein weißer Busen
Und spritzt die Milch mir in den Mund
Und meine Seele wird gesund.

Ich preise dich wie Philosophen
Und sing dir wie Empedokles
Und weihe meine weisen Strophen
Dem Höchsten Gut des Sokrates,
Ich weihe alle meine Triebe,
Maria, Königin der Liebe,
Dir, die in triumphalem Sieg
Noch überwindet Vater Krieg!
Denn in den kosmischen Gefechten
Frau Liebe streitet mit dem Haß,
Frau Liebe ohne Unterlaß
Als Königin in dunklen Nächten
Erscheint zu süßer Liebe Spiel
Und führt das All zu seinem Ziel.

Panhagia, dem Vater Kriege
Setzt Aphroditissa mächtig zu,
Verheißung schafft von deinem Siege
Mir wundervolle Seelenruh.
Dein Mutterbusen, weiß wie Marmor,
Nährt in dem Weltall Gottes Amor,
O Aphroditissa, denn dein Sohn
Erwirkt die Amorisation
Des Universums durch die Liebe.
Verbannt wird aber Vater Krieg,
Der Haß besiegt wird durch den Sieg
Der Weihe unsrer Seelentriebe,
Die Aphroditissa sind geweiht,
Der göttergleichen Himmelsmaid.

Panhagia, auf meine Weise
Ich preise deine Schönheit, die
In allem lebt, so sagt der Weise,
Die Herrlichkeit der Pan-Sophie!
Denn Aphroditissa ist Maria,
Panhagia ist Pansophia,
Sophia lebt in allem tief.
Ein Lied in allen Dingen schlief,
Das nur der liebe Gott erweckte,
Die Pansophia ist die Kraft,
Die liebend alles Leben schafft,
Weltseele ist sie, unbefleckte,
Des Logos Femininität,
So lehrt es mich mein Nachtgebet.

Panhagia, o Pansophia,
Du bist die Seele der Natur,
So schön wie Unsre Frau Maria
Bist Herrin du der Kreatur.
Ich bin ihr Diener, ganz der ihre,
Sie ist die Herrin aller Tiere,
Die Liebe Frau im Blumenreich,
Und alle Menschen göttergleich
Lobsingen ihr als Gnadengöttin!
Denn Gott aus Gnaden machte sie
Zu meiner Göttin Pansophie,
Zur Göttin und zur Seelengattin,
Die sie getauft von Gottes Geist
Auf Zypern Aphroditissa heißt!



Q – QUELLE DES HEILIGEN ÖLS VON DER IMMERWÄHRENDEN SALBUNG


Quell meiner Salbung, meiner Firmung,
In deinen Armen ging ich ja
Mit deines Mantels Schutz und Schirmung
Zum Hause der Ecclesia,
Wo ich empfing des Geistes Siegel,
Du Braut des Geistes, reiner Spiegel
Der Kraft, die weht im Gotteshaus.
Zu des Gemeindevolks Applaus
Der Priester von gelehrter Sorte
Empfing mich im gelobten Land
Der Kirche, der einst Protestant,
Der Kirche dient nun mit dem Worte,
Ist Sohn nun der Ecclesia
Und Ehemann der Biblia!

Quell du der Salbung meines Geistes,
Auf mir nun lag des Geistes Glanz,
Des Geistes Sakrament, so heißt es,
Es war in mir wie Hochzeitstanz,
Ich war vom Geist so überselig
Und tanzte mit dem Winde fröhlich,
Wie Mechthild einst im deutschen Land
Froh tanzte an des Geistes Hand
Und schwang im Freudentanz die Lenden,
Die Hüften schaukelte vor Lust,
Vor Wonne hüpfte ihr die Brust,
So tanzt ich an des Geistes Händen.
Mit roter Rosen Blumenstrauß
Für Haura tanzte ich nach Haus.

Du Quelle vom geweihten Öle,
Du sprachst im innern Heiligtum
Der dir ganz hingegebnen Seele,
Frau du vom Evangelium:
Schau meinen Paradiesesgarten,
Den sollst du als mein Gärtner warten,
Präsent als Paradiesfrau bin
Im Garten deiner Nachbarin
Ich, Heilige und kleine Engel.
Auch Christus wie ein Gärtner war,
Als neuer Adam wunderbar
Befreie du den Lilienstengel
Von Nesseln, Disteln, Dornen. Sei
Mein Gärtner in dem Minne-Mai!

Wie Adam in dem sauren Schweiße,
Der rann ihm von dem Angesicht,
Ich aus der schwarzen Erde reiße
Mit ihren Wurzeln geil und dicht
Taubnesseln, Unkraut, Feuernesseln,
Die mit den geilen Trieben fesseln
Den keuschen reinen Rosenstrauch.
Hauch Gottes, süßer Maienhauch
Liebkoste mich, die rosa Rosen
Erblühten neu im Paradies,
Als Christ und Gärtner tat ich dies
Zu Preis und Ruhm der Makellosen,
Der ich Marien Minner bin
Im Garten meiner Nachbarin.

Du Quelle der Begeisterungen,
Kaum kam ich von dem Rosenstock,
Da hörte singen ich in Zungen
Von Weisheit Alexander Blok:
Frau Weisheit glorios zu krönen,
Schau ich den Wettbewerb der Schönen!
Was doch die schöne Welt enthält,
Die allerschönsten Fraun der Welt
Erscheinen, Frauen stolz von Spanien,
Voll Glut aus Südamerika,
Voll Weiblichkeit aus India,
Die Schönste stammte aus Germanien,
Die Frau in Evas schönstem Kleid,
Die Venus unsrer neuen Zeit!

Ich über allen schönen Frauen
Mit Philosophen-Auge seh
Und darf im Geiste trunken schauen
Die idealische Idee
Der Schönsten aller schönen Frauen,
Maria darf ich selig schauen!
Ideen im Ideensaal
Mich führten zu dem Ideal
Im Geiste Gottes. All die Musen
Mich führten zu der Frauen Frau,
Glückselig durch die trunkne Schau
Madonna stürzt ich an den Busen!
Madonna lächelnd spricht im Geist:
Ur-Schönheit deine Gottheit heißt!



R – ROSE DER HIMMLISCHEN ANMUT


O Rose voller Anmut, Rose
Voll Himmelsanmut graziös!
Ich sah im Traum die Makellose,
O liebe Haura, sei nicht bös,
Soviel ich dir Gedichte danke,
Heut preise ich die Überschlanke
In ihrem Lilienstengelleib.
So hat sich Gott gedacht das Weib,
Als Gott erschuf die Makellose,
Da hatte gute Laune Gott.
Madonna Spaniens, ohne Spott
Ist ihr Gewand wie eine Rose,
Aus Rosenblüten fein gewebt,
Im Rosenkleid die Lilie lebt.

Ich sah die Spanische Madonna
In ihrem roten Rosenrock
(Die Italiener sagen Gonna).
Der roten Rose Blumenstock
Mit seinem Blütenpavillone
Aufblühte hoch auf dem Balkone,
Madonna war im Raum allein,
Allein mit ihrem Rosesein,
Und tanzte in dem roten Rocke,
Sie tanzte wie ein Liebestraum,
An roten Rosenrockes Saum
Granaten läuteten als Glocke,
Sie schlang bei ihrem Liebestanz
Um ihre Hand den Rosenkranz.

Sie zündete geweihte Kerzen
Vor Christus an auf dem Altar.
Die Rose mit dem Rosenherzen
Mit aufgestecktem Lockenhaar
Nun sah herab von dem Balkone,
Da vorm Balkon ein Sänger ohne
Ein andres Weib Madonna sang,
Die Leier voller Kunst bezwang.
Und der Poet war ich. Und später
Madonna kam zu mir herab
Und einen keuschen Kuß mir gab
Und sprach: O mein Poet Sankt Peter,
Ich sah dich heut im Traum und ich
Gestehe dir: Ich liebe dich!

O schöne Königin der Rosen
In deinem Gartenparadies,
Ich flehte zu der Makellosen,
Mein Beten war ein Singen süß:
Madonna, gib mir Kraft und Stärke
Und Liebe mir für Liebeswerke!
Ich badete im Wasserbad
Und hüllte mich in Frühlingsstaat,
Da rief mich, dass er mich erlabe,
Da rief von weither durch den Wind
Mich das geliebte Jesuskind,
Marien süßer Jesusknabe:
Komm her, ich wünsche von dir viel,
Mit Jesus spiel ein schönes Spiel!

Der Jesusknabe spielte König,
Von Ewigkeit geschrieben steht,
Daß Jesus ist ein König gnädig.
Da rief ich: Eure Majestät,
Ihr seid mein Kaiser hocherhaben,
Dem Kaiser mein, dem Jesusknaben,
Ich der geringste Diener bin!
Wie wurde heiter mir der Sinn,
Da ich und Jesus waren Freunde
Und in der Sonnenhitze Dampf
Wir kämpften den gerechten Kampf
Und überwanden alle Feinde,
Da rief der König aller Welt:
Ich bin ein König und ein Held!

Reichsapfel war ihm Mutter Erde,
Der Apfel war von reinem Gold.
Auf dass er ganz ein König werde,
Wie Gott von Ewigkeit gewollt,
Lag auf dem Haupt dem Gottessohne
Und Menschensohne seine Krone.
O Kaiserliche Majestät,
Phantastisch sprach ich als Poet,
Mein Kaiser, lieber Jesusknabe,
Ein Kaiser seid Ihr aller Welt,
Ob auch die Welt für tot Euch hält.
Ich aber festen Glauben habe,
Denn Ihr kommt wieder wie der Wind,
Gott-Kaiser, o mein Jesuskind!



S – SCHÖNE MADONNA


O Schönste aller der Madonnen,
Sei deine Schönheit hochgepreist!
In dunkler Nacht hab ich begonnen
Die Wallfahrt, mich ergriff der Geist
Und brachte mich zu den Maltesern.
Scheint unglaubwürdig dies den Lesern?
Auf Malta eine Prozession
Von Büßern trug den Gnadenthron
Mariens, alle Welt zu retten.
Daß Gott die Menschheit nicht bestraft,
Ein jeder Büßer war versklavt,
Trug an den Füßen Eisenketten.
Madonna aber schwarz vor Schmerz!
Erlösend blutete ihr Herz!

Die Schönheit der Madonna, Rosa
Mystica, Schönheit voller Zier,
Erschien als Mater Dolorosa.
Da kämpfte wild ein schwarzer Stier,
Doch der Torero siegte. Spanien
Schrie auf, der Pilger aus Germanien
Schrie auf, die Königin erschien,
Die Pilger alle vor ihr knien,
Von Guadelupe im Lande Spanien
Erschien die Schwarze Königin.
Kolumbus sah ich betend knien.
Wer anders holt uns die Kastanien
Aus Gottes Feuer als die Frau,
Die schwarze Jungfrau meiner Schau!

Dann griff der Geist mich bei den Haaren
Und führte übers blaue Meer
Mich zu den Inseln der Kanaren.
Noch nicht war Spaniens Ritterheer
An Teneriffas Felsenküste
Gelandet, als Maria küsste
Dort liebend den Guanchen-Stamm.
Ein Hirte dort mit seinem Lamm
Madonna schaute an dem Strande.
Der Häuptling der Guanchen kam,
Madonna in sein Zelt aufnahm,
Da sie auf diesem Insellande
Ward Königin im Hirtenstaat
Und Mutter-Braut im Matriarchat!

Dann überm weiten Ozeane
Mit Sankt Maria fuhr ich hin,
Die Unbefleckte meine Fahne,
Die schöne Völkerkönigin.
Der Pilger tragisch und germanisch
Die Inseln sah amerikanisch
Und stöhnte seufzend Ah und Oh
Und kam ins schöne Mexiko
Und schaute Indianer feiern
Und tanzen freudenreichen Tanz.
Die Jungfrau voller Sternenglanz
In sieben Universums-Schleiern
Und langem schwarzen Seidenhaar
Die Muse eines Künstlers war.

Der hielt in Händen die Gitarre
Und sang Maria-Sulamith:
Wie lang ich seufzend dich erharre,
Geliebte, sang sein Liebeslied,
Einst war ich gläubig und katholisch,
Dann suchte ich sehr melancholisch
Die Mutter-Braut in India,
Doch fand sie in Amerika,
Mein braunes Mädchen, Morenita,
Die Große Frau von Mexiko,
Nun stöhne ich dir Ah und Oh,
Dir, Virgencita, Indianita,
Du bist die wahre Mutter-Braut,
Der ich mein Herz ganz anvertraut!

Des Künstlers Hände die Gitarre
Zum Bild der Jungfrau hoben auf:
Nicht länger ich vergeblich harre!
Das Mädchen tänzelnd kommt im Lauf,
Die Allerschönste der Madonnen,
Geschmückt von Gott mit Schönheitswonnen,
Wie dunkle Nacht vom Karmel war
Ihr wunderschönes schwarzes Haar,
Der Körper war von Überschlankheit,
Die Haut des Mädchens südlich braun.
Die Schönste aller schönen Fraun,
Sie heilt von aller Liebeskrankheit
Und legt den Freier voller Lust
Im Bett nachts an die volle Brust!



T – THRONENDE MADONNA


Im Himmel thronende Madonna,
Als heimging zu dem höchsten Gut
Großmütterlein, die liebe Nonna,
Da lag ich auch in meinem Blut
Und zappelte in meinem Blute,
Da sah ich dich im Geist, du Gute,
Die Mutter mit dem Kind im Arm,
In Todeskälte liebeswarm,
Da sahst du aus wie die Sixtina!
Dann lag ich starr im Irrenhaus,
Da schickt ich einen Brief hinaus
Zur Freundin Anna Katharina:
Schick du mir der Sixtina Bild,
Denn ganz so ist Madonna mild!

Die pathologische Begeistrung
Verging, ich sah das Erdenland,
Des Pastors Predigt und Bemeistrung
Verfing, ich wurde Protestant.
Madonna inspirierter Maler,
Ich wurde Evangelikaler
Und strenger Fundamentalist
Und ehrte doch als frommer Christ
Noch die Sixtinische Madonna,
Die Mutter meines Herrn, die Maid,
Im rosenroten Oberkleid
Und in dem meeresblauen Gonna
(So nennt in Rom man ihren Rock).
Fast blind ging ich am Blindenstock.

Getauft ward ich vom Feuergeiste
Der pfingstlichen Begeisterung,
Daß etwas ich der Gnade leiste,
Sang ich Madonna schön und jung,
Des Ewigvaters Nymphe melisch,
Sang charismatisch-evangelisch
Madonnas Schönheit im Roman,
Madonnas Schönheit war mein Plan,
Die Jugendschönheit der Sixtina.
Als Haura mir zur Muse ward
Mit ihres Tanzes Liebreiz zart,
Gepaart mit Anna Katharina,
Ich singend vor Sixtina stand,
Ihr Bild hing stets an meiner Wand.

Vor Minneschmerzen melancholisch
Ich hab zur Kirche mich bekehrt
Und charismatisch und katholisch
Ward von Propheten ich belehrt
Vom Wesen unsrer lieben Mutter
Und von der Hostie Seelenfutter.
Da kam ein Dichter und Poet
Und sophianischer Prophet
Und sprach: Verlobter der Sophia,
Ich der geringste Diener bin
Der reinen Himmelskönigin,
Kind der sixtinischen Maria.
Novalis wars, der Seher zart,
Der süß besang Sixtinas Art.

Von allen den Madonnenbildern
Von Menschenhand das schönste dies,
Sixtina, keiner kann dich schildern,
Du Königin vom Paradies,
O Frau auf bloßer Füße Sohlen.
Ein alter frommer Mann aus Polen
Vor meiner Göttin Himmelsglanz
Belehrte mich im Rosenkranz.
Ist keine Mädchengöttin reiner
Als die Sixtina ohne Spott,
Weil unbefleckt geformt sie Gott.
Des weiteren sprach Rudolf Steiner:
Wer betend vor Sixtina weilt,
An Leib und Seele wird geheilt.

Nun breite aus dein Reich, du Schöne,
Maria, deiner Schönheit Ruhm,
Mich lehre höchste Lobpreistöne,
O, bei dem Evangelium,
Du Göttin, die du wohnst in Dresden,
Ich bitte dich für meinen Nächsten
Und für das ganze deutsche Land:
Mein Nächster ist ein Protestant,
Rationalistisch-evangelisch.
Doch sah in Dresden er dein Bild
Und sprach: Maria ist so mild,
Gott-Vaters Tochter, Nymphe melisch,
Daß sich ein frommer Gottesmann
Verlieben in Sixtina kann!



U – UNSERE LIEBE FRAU ÜBER ALLEM


Du Liebe Fraue über allen
Den lieben Frauen in der Welt!
Mein Liedlein soll dir wohlgefallen,
Denn schau, es war einmal ein Held,
Aus alter Zeit ein Minneritter,
Der kämpfte bis zum Lanzensplitter,
Der einmal sah in einer Schau
Madonna, Unsre Liebe Frau,
Von dem Gesichte ward er irre,
Vor großer Liebe ganz verrückt,
So von der Schönheit war entzückt
Der Minneritter im Gewirre
Der Welt vor seiner Königin,
Er zog als Narr in Christo hin.

Er trug nicht Schmuck von schönen Damen
Und nicht den Strumpf von einem Weib,
Er schrieb sich nur Marien Namen
Mit Blut auf seinen weißen Leib.
Er legte keine Silberketten
Um seinen Hals, um sich zu retten
Er legte sich zum Schutze an
Mariens Wundertalisman.
Und trotz des kalten Männerspottes
Er schrieb auf seinen Ritterschild
Den Namen der Madonna mild:
Gegrüßet seist du, Muttergottes!
Gekleidet er von Kopf bis Fuß
Der Gottesmutter nur zum Gruß!

Er schaute nicht nach schönen Weibern,
Es grüßte keine mehr sein Gruß,
Ob sie mit makellosen Leibern
Und Kussmund oder bloßem Fuß
Und einem halbbedeckten Busen
Ihm nahten, stolze Minne-Musen,
Mariens ritterlicher Mann
Sah keine Minnedame an,
Er diente nur der Frau der Frauen,
Dem göttergleichen Himmelsweib,
Nur ihren ätherlichten Leib
Im himmlischen Gesicht zu schauen
Und oftmals mit dem Ave-Gruß
Zu küssen einen keuschen Kuß!

Kreuzritter ritten zu dem Grabe
Des Herrn, im Kampf mit dem Islam.
Marien Ritter gab die Gabe
Und zu dem Grabe Christi kam.
Wo Gottfried, Tankred und die andern
Im Kampf zum Grabe Christi wandern
Und wo gesunken ist Rinald
Vor Macht der weiblichen Gestalt,
Die Ritter alle, die da kamen,
Um zu befrein Jerusalem,
Die nannten alle angenehm
Die Namen ihrer stolzen Damen,
Marien Ritter aber, schau,
Maria rief, die Liebe Frau!

Als von Jerusalem heimkehrte
Der Ritter Unsrer Lieben Frau,
Der Ritter einsam sie verehrte
In seinem Eremitenbau.
Nicht mit der Christenheit gemeinsam,
Maria feierte er einsam
Und pflegte einsam seinen Kult
Abgöttischer Marienhuld
Und suchte auf geheimen Wegen
Maria, seiner Minne Kult
Archaisch wurde und okkult,
Er suchte den Liebfrauensegen
Der Lieben Frau vom Paradies,
Die er als seine Göttin pries!

Und als es kam zum ersten Sterben,
Da trat kein Priester an sein Bett,
Er wollte nicht als Büßer werben,
Ob Gott noch eine Gnade hätt.
Ihm war das kirchliche Theater
Gleichgültig, und auch Gott der Vater
Und Gott der Sohn und Gott der Geist.
Er nur Maria Göttin preist.
So an sein Lager trat der Teufel,
Daß er ihn in die Hölle reißt.
Da riß der Gottesmutter Geist
Den Sterbenden aus allem Zweifel
Und sprach vor Gott für ihren Mann,
Er so das Paradies gewann.



V – VERLASSENE MUTTER


Verlassne Mutter, ach, erinnre
An Mirjam dich, dein liebes Kind,
Sie lehrte einst mich doch die innre
Verehrung der Madonna. Sind
Gerichtet heut noch deine Blicke
Auf Mirjam, deine scheue Ricke?
Sie kniete vorm Altar, ich sah
In Mirjam die Ecclesia.
Und als sie sang gregorianisch
Marienhymnen auf Latein
Und lud mich zur Verehrung ein
Der Jungfrau südamerikanisch,
In meine Seele Mirjam grub
Die Huld der Maid von Guadelupe!

Sie lehrte mich der Kirche Dogma
Und mich die Mystik vom Karmel,
Und wenn ich sprach: Ich will der Chockmah
Jungfräulich sein ein Junggesell,
Nicht Taugenichts und Grillenfänger,
Nein, der Madonna Minnesänger
Will ich mit meiner Gabe sein,
Wie lächelte dann Mirjam fein.
Und wenn in der Erscheinungsgrotte
Der Unbefleckten Frau von Lourdes
Im Geist erfuhr ich Neugeburt
Und trotz der Welt und ihrem Spotte
Trug Unsrer Frau Verlobungsring,
Da Mirjam lächelnd mit mir ging.

Sie war ja selber Jesu Christe
Verlobt als eine keusche Braut,
Die Christus mit dem Munde küsste,
Den sie im Brote angeschaut.
Sie lebte in dem Geist als Freie,
Als Sklavin in Marien-Weihe,
Als Magd der starken Magd des Herrn.
Oft sang sie Ave Meeresstern,
O Mutter Gottes, ich dich grüße!
Novizin wollte werden sie
Und dienen in der Hyperdulie
Maria, dass sie sühnend büße
Der kalten Menschen Liebesgeiz
Als Braut des Christus an dem Kreuz!

Doch der Studentin Germanistik
Sie führte nicht zum Gottesstaat
Sankt Augustins und zur Patristik,
Nein, zu der Heiden Matriarchat,
Zuerst zum Heiden-Feminismus,
Dann zu der Sünder Hedonismus,
Zur Eitelkeit der eitlen Welt.
Ein Sünder sie umfangen hält,
Ein Gatte von zwei Ehefrauen,
Sie aber auch noch sündenvoll
In lesbischer Verliebtheit toll
Die Frauen liebte, sie zu schauen
Als Lesbierinnen nackt im Fleisch,
Nicht gläubig mehr und nicht mehr keusch.

Ob Gott sei Mutter oder Vater,
Sei gleicher Toren Narrenspott.
Im kirchlichen Sakraltheater
Sei nicht der wahre Herr und Gott.
Und wenn Großmütter sich versammeln,
Maria murmelnd Ave stammeln
Und beten ihren Rosenkranz
In der Kapelle Kerzenglanz,
Ward Mirjam davon abgestoßen.
Die Leere der Gottlosigkeit
Sprach aus den Briefen dieser Maid,
Die sonst doch ehrte fromm die großen
Propheten und Poeten. Doch
Nun war sie wie ein leeres Loch.

Sie hatte einst in der Kapelle
Gesehn Therese von Lisieux,
Gehört die Schwester an der Stelle:
Je t’aime, je t’aime, l’amour de Dieu!
Nun, daß sie mit den Wimpern winke,
Nun mit der Eitelkeit der Schminke
Sie schminkte die Gottlosigkeit
Aus dem Gesicht aus Eitelkeit.
Und als die Summe ihrer Zweifel
Verkaufte sie zum eitlen Ziel
Des Ruhmes für ihr Geigenspiel
Die Seele Welt und Fleisch und Teufel.
Verlassne Mutter! Dir geweiht
Sei Mirjam jetzt und alle Zeit!



W – WEISSE DAME


O Weiße Dame, Weiße Dame,
Ich sah dich oft in meinem Traum,
Bevor bekannt mir Gottes Name,
Du Ätherfrau im lichten Schaum,
Sah ich dich, Jungfrau ohne Fehle,
Als Lichtgestalt in meiner Seele.
Du führtest mich zum Christenglauben.
Nicht Isis ist die Königin,
Nicht Venus ist die Lieblingin,
Mir gurren alle Turteltauben:
Sei du im Geist ein Bräutigam
Allein Madonna Mariam!

Und als ich kam zum Christenglauben,
Ich sah die Weiße Frau im Traum.
Die Frau mir keiner konnte rauben,
Die auftaucht aus der Seele Schaum.
Madonna in dem weißen Kleide,
Dem Lichtgewand von weißer Seide,
Als Lichtgestalt im Dunkel thront,
Mondgöttin droben auf dem Mond,
Ganz wie die göttliche Diana
Sah ich die keusche Lichtgestalt
Dereinst im Teuteburger Wald
Und betete, bei Teut und Mana,
Madonna Mariam als Mann
In grenzenloser Minne an.

Die marianische Madonna
Ich für ein Erdenmädchen hielt,
Die junge Friesin Marionna.
So hab mein Leben ich verspielt,
Vergebens um die Frau zu werben
Und ohne sie schon jung zu sterben,
Als ich im Blut gelegen rot
Und eilte beinah in den Tod,
Als bei mir war nur Jesu Name.
Doch Jesus hatte mich so lieb,
So dass ich noch am Leben blieb
Und bei mir blieb die Weiße Dame,
Die Seele meiner Seele, schau,
Die Muse mein, die Weiße Frau!

Als ich im Jubeljahr Zweitausend
In Minne im Millennium
Den Odem sausend, Odem brausend
Verseufzte im Martyrium
Der Minne, Minne-Marterzeuge,
Mich vor der Weißen Dame beuge,
Und schwand mein Leben auch wie Rauch,
Ihr Leib war Licht, ihr Kleid war Hauch,
In meiner Seele war ihr Same,
Die traumgeboren aus der Flut
Der Seele war, getaucht aus Blut,
Die Göttin mein, die Weiße Dame,
Sie, die nichts trug als Sonnenschein,
War meine Liebe Frau allein.

Und ich versank in dunklen Nächten
Und schaute in der tiefen Nacht
Als wie in schwarzen Erdenschächten
Der Minne Macht, die heilig wacht.
Ich lebte ja schon längst jungfräulich,
Doch quälte mich Begierde gräulich
Und ich verlangte nach dem Weib,
Nach eines Weibes liebem Leib,
So quoll in mir der Wollust Same.
Doch hat vor Frauenliebe zart
Die Seelengöttin mich bewahrt.
Wie triumphiert die Weiße Dame?
Kein Weib, trotz allem Lustgestöhn,
Ist wie die Weiße Dame schön!

So ging ich einsam unter Buchen
Und wandelte allein im Wald,
Allein die Lichtgestalt zu suchen,
Der Weißen Dame Lichtgestalt.
Da wurde mein Gebet ekstatisch,
Da bat ich Gott, mir charismatisch
Zu geben Ehelosigkeit
Und christliche Jungfräulichkeit.
Ich weihte mich der Weißen Dame,
Als ich sie plötzlich lächeln seh
In Lourdes, la Vierge Immaculé,
Die Makellose war ihr Name.
Ekstatisch meine Seele tobt!
Ich ward der Weißen Frau verlobt!



Z – ZÄRTLICHE MUTTERGOTTES


O Zärtlichkeit der Muttergottes,
Unzärtlich Haura brach mein Herz,
Verletzt vom Stolz der Frauenspottes
Maria rief ich an im Schmerz!
Es war im Frost der schwarzen Weihnacht,
Madonna, süß wie eine Mainacht,
In meine Klosterzelle kam
Und lächelnd sprach: Mein Bräutigam,
Ich führe dich zum Großen-Ganzen,
Von Milch und Honig ist das Land,
Doch heute will ich Hand in Hand
In deiner Zelle mit dir tanzen!
O Holy Mother, I am mad,
My heart is broken, I’m so sad!

Zwölf Weihenächte, Rauhenächte
Maria war bei mir, die Maid.
Und ob ich auch die Schwermut zechte
In bitterlicher Einsamkeit,
Ich dennoch lebte mit der Reinen,
Die kam zu mir von dem All-Einen,
Von Gottes Weisheit mir vertraut
Zur Trösterin, geheimen Braut.
Laß fahren doch die hübsche Närrin,
Die sich nur selbst liebt, kalt vor Stolz!
Wem brach das Herz für dich am Holz?
Wer öffnet dir sein Herz? Die Herrin,
Sie will dir Brautgenossin sein,
Des Herzens Lieblingin allein!

Ob Närrinnen Sylvester feiern,
Ich blieb allein in dunkler Nacht.
Da löste sich aus ihren Schleiern
Madonna voller Liebe sacht
Und war im Lichtleib sanft und süße
So rein wie in dem Paradiese
Und lag auf meinem Lager leis.
Ich sah den Hauch von Duftkleid weiß,
Ich sah die festen Jungfraunbrüste,
So makellos, so rund und fest!
Ich betend hab den Mund gepresst
Auf ihre Brüste, keusch sie küsste!
Am Morgen zog die Göttin-Maid
Erneut an ihre Herrlichkeit...

O lieber Vater in dem Himmel,
Gott Schöpfer aller Herrlichkeit,
Nun die Natur voll Lustgewimmel
Im Minnemond der Maienzeit
Vorangeschritten ist, vergangen,
Und alles, was ich angefangen,
Im Maienmond an Gotteslob,
Vergangen, tonlos stumm verstob,
Ich ruf zu deinem Heiligtume,
Bewahre meinen Minnesang,
Maria sang ich fromm und bang,
Ich Ebenbild im Schöpfertume,
Ihr sang mein Odem im Schamott,
Maria und dem lieben Gott!

O Jesus Christus, meine Weisheit,
Mein Meister und mein Heiland du,
Vergangen meiner Seufzer Leisheit
In Seelenqualen immerzu,
Der Maienmond ist abgeschieden,
Noch hab ich keinen Seelenfrieden,
Noch walle ich im tiefen Tal
Des Jammers und der Seelenqual,
Und Trost gibt mir allein der Schlummer.
Was doch betört mich Frauenreiz
So herzlos? Ist denn das mein Kreuz?
Ist denn mein Kreuz der Liebe Kummer?
O Herr, du bist wie Rotwein rot,
Ich sterbe ewig Liebestod!

O Ruach ha kadosch, o Liebe,
Der Weisheit und der Liebe Geist!
Ich hab mit meinem Seelentriebe
Des Geistes Braut im Lied gepreist,
Maria wähle ich zum Moste,
Zur Trösterin und meinem Troste,
Sie ist des Geistes Sakrament,
Sie meines Herzens Element,
Weltseele ist mir Sankt Maria,
Der Maien duftet ihr Arom,
Ihr Herzschlag pocht noch im Atom,
Sie ist die irdische Sophia –
Und in Sophia ohne Spott
Lieb ich den mütterlichen Gott!


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