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KLEINE REISE-ASTROCAMERA
( Auszug aus dem im ORION, Helvetia,  im Oktober 1975 erschienenen Artikel )

Mit diesem Artikel soll eine kleine, nicht ortsgebundene Astrocamera vorgestellt werden, die, leicht zerlegbar, in einem Flugzeug-Suitcase Platz hat und dennoch mit Brennweiten bis 200 mm korrekt nachgeführte Langzeitaufnahmen von Himmelsobjekte ermöglicht, wie sie mit Optiken dieser Brennweiten erzielbar sind. Normalweise wird mit einer SLR-Kamera gearbeitet, aber prinzipiell kann an diese Montierung jede Mittelformatkamera angeschlossen werden.

1) Grundplatte und Lagerbock für die Polachse

Die Grundplatte wird aus einer Hartholzplatte gefertigt und enthält Schraubfüsse zu ihrer Nivellierung, die durch eine Libelle kontrolliert werden kann, sowie einem Kompass, die eine grobe Ausrichtung der Polachse erlaubt.
Unten ist ein Stativgewinde zum Aufsetzen auf ein Photostativ eingebaut. Auf der anderen Seite findet der Antriebsmotor für den Stundenachse Platz; in der Mitte der Grundplatte wird der Träger für die Polachse aus dem gleichen Material wie die Grundplatte, sowie der Lagerbock für die Schnecke der Stundenantriebs montiert, wobei die Polhöhe-Einstellung fix ist (kleine Abweichungen del Polhöhe bei Standortwechsel müssen durch Neigung des Stativs ausgegliechen werden. 

2) Polachse und Declinationsachse

Die Polachse wird in einem mit der Lagerbock starr verbundenen Stahlrohr in Kugellagern gelagert und gegen achsiale Verschiebung gesichert. Um Gewicht zu sparen, und um das Instrument per Durchsicht grob auf den Polarstern orientieren zu können, ist es zweckmessig, sie aus einem sauber bearbeiteten Stahlrohr zu fertigen. Auf sie wird unten das Schneckenrad und oben über den Stundenkreis ein T-Rohrstück aufgesetzt, durch das senkrecht zur Polachse die Declinationsachse, die ebenfalls ein kugelgelagertes Rohrstück sein kann, geführt wird. Auch sie ist gegen achsiale Verschiebung gesichert und ausserdem klemmbar. Sie trägt auf der einen Seite einen Declinationskreis und eine Platte mit Stativschraube für die Befestigung der Kamera mit Objektiv, und auf der anderen Seite ein Gegengewicht oder auch ein Leitrohr oder zweite Kamera. Für längere Optik-Rohre sind auf der Platte zwei Rohrböcke und zwei Spannbänder vorgesehen.

3) Optiken und Kamera

Da die kleine Astrokamera prinzipiell mit hochwertiger Kleinbildoptik bestückt wird, genügt es für Brennweiten bis zu 200 mm, diese per Schraubgewinde oder Bajonett an die auf der Platte Festgeschraubte Kamera anzuschliessen. Für längere Brennweiten bis 400 mm und darüber werden auf die Platte zwei Rohrböcke aufgesetzt und es wird das Mittelteil des Objektivrohres mit zwei Spannbänder gegen die Rohrböcke fixiert, wobei die Gewichtsverteilung in der Rohrachse durch Verschieben des Rohres ausgegliechen wird. Kamera oder Okularstützen mit Okular und Zenitprisma oder –Spiegel werden in diesem Fall freitragend angeschlossen. Visuell sind dann Vergrösserungen bis 100x und darüber möglich.
Für den Gebrauch muss die Polachse der kleinen Reise-Astrocamera auf den Himmelspol angerichtet werden. Diese Ausrichtung beginnt mit der Orientierung auf Alfa Polaris, erst visuell durch die Polachse, dann durch das optische System; sie wird schliesslich under Berücksichtigung der Koordinaten von Alfa Polaris durch verschieben um etwa 2 Monddurchmesser in der durch den Stundenwinkel gegebenen Richtung vollzogen.

4) Leitrohr

Bei Langzeitaufnahmen ist das „am Ort halten" des Aufnahmeobjekts vermittels eines Leitrohres unumgänglich. Ein kleines Leitrohr, das am Objektivtubus befestigt werden kann, lässt sich mittels einer kleiner Sammellinse von etwa 250 mm Brennweite, einem Rohrstuck und einem Okular mit Zenitprisma leicht erstellen. In die Brennweite der Linse setzt man eine runde Planglas-scheibe, auf die man mit einem feinen Kugelschreiber einen Kreuz zeichnet. Eine kleine 6 V-Glühbirne, ausserhalb des Strahlengangs so vor das Sucherobjektiv gesetzt, dass kein direktes Licht auf die Glasscheibe fällt, beleuchtet das Fadenkreuz in der gewünschten Weise.

5) Nachführungseinrichtung

Hierzu dient ein kleiner, batteriegespeister 6V-Getriebemotor, der über eine doppelte Schneckenuntersetzung die Stundenachse dreht. Die erste Schnecke wird direkt auf der Antriebswelle des Gertriebemotors befestigt; das erste Scheckenrad und die zweite Schnecke erfordern eine sorgfältige Lagerung in Bronze oder Messing . Bei der Montage der Nachführungseinrichtung ist sehr darauf zu achten, dass ein leichter und doch möglichst spielfreier Lauf erzielt wird. Mittels eines in der Träger der Polachse eingebauten Potentiometers regelt man die Motorspannung so, dass die Nachführgeschwindigkeit ein wenig zu klein ist; man korrigiert sie dann durch kurzes, wiederholtes Betätigung des Druckschalters laufend auf den richtigen Wert. Mit diesem Druckschalter wird dem Motor eine erhöte Spannung zugeführt, die seinen Lauf beschleunigt.

6) Allgemeines

Diese Astrokamera wurde gebaut vor allem um Langzeitaufnahmen des Komenten Kohouteks machen zu können. Leider war sie noch nicht fertig, als der Komet kam, und ich musste mich mit der Aufnahme mit ständiger Kamera begnügen!

Bei der Entwurf und dem Bau der kleinen Reise-Astrokamera wurde darauf geachtet, dass sie leicht zerlegt, in ein Flugzeug-Suitcase verpackt und am Beobachtungsort ohne Zuhilfenahme von Werkzeug wieder zusammengesetzt werden kann. 
Folgende Bilder zeigen, welche Aufnahmen mit diesem kleinen Instrument erzielbar sind. 
Die Venus-Aufnahme wurde mit dem Kleinrefraktor von 50 mm Öffnung gewonnen.
Die Aufnahme von Altair (Alfa Aquilae) - meine erste Langzeitaufnahme überhaupt - wurde mit einem Pentax-Objetiv 3,5/135 mit gelbgrünem Filter auf Kodak 103a-F und 20 Min. Belichtung gewonnen. Das Bild zeigt über 2500 Sterne, wo doch mit blossem Auge nicht mehr als 10 Sterne sichtbar sind. 
Die Aufnahme von Antares (Alfa Scorpionis), wo man die Erdumdrehung schätzen kann, ist ein weiteres Beispiel der Ergebnisse, die man mit solchen kleinen Apparaten erzielen kann.
                                                                                 
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