Tod, Jenseits und Seelenwanderung
 

Wir neigen dazu, unser Leben und den Tod als zwei komplett unterschiedliche Dinge zu betrachten. In diesem Bericht wird man mit Geschichten von jenen, die zuerst gestorben und dann wieder ins Leben zurückgekehrt waren, von Heiligen, die schon vor langer Zeit verstorben waren und deren Körper nicht zerfielen, und von Yogis, die lange Zeit in einem Grab beigesetzt waren, konfrontiert.

 

Sämtliche Berichte und Texte stammen aus dem Buch "Unglaubliche Berichte über das Leben nach dem Tod" von Chris Henry Hercun aus dem Jahre 1999. Meine eigene Meinung oder Ansicht ist hier nicht vertreten, ich gebe lediglich die Aussagen dieses Buches weiter. Das heißt, ich bin für deren Inhalt nicht verantwortlich und distanziere mich davon.

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Zurück ins Leben (Durdana´s Geschichte)
An der Schwelle des Todes (Shirley Wood´s Geschichte)
Astralkörper  
Die "Unverderblichen"
Lebendig begraben
Seelenwanderung
Was passiert nach dem Tode?
Der Tod - ein Traum?
Leben nach dem Tod
Mysteriöse Erinnerungen 
 OOBE-Erfahrungsgeschichten
 
Zeitsprung in Versailles ( Anne Moberley´s Story)
Stimmen / Kompositionen aus dem Jenseits (Tonbänder, das Medium Rosemary Brown,...)
Der Fall Edgar Vandy - Klärung des Todes durch Medium?
Tier - Extras
Malerei aus dem Jenseits
Fingerzeig eines Toten - Der Fall Joan Norkot
Verschieden Kurzepisoden
Das Medium Eusapia Palladino
Medien - Test
Speicher des Unterbewußtseins
Zeitreisen/Zeitsprünge
Anderes, Wissenswertes, Info
Zitate

 

 

 

 

 

 

Zurück ins Leben

Ein kleines, lebensgefährlich erkranktes Mädchen war eine Viertelstunde lang "tot". Wie es später erzählte, begab es sich in eine neue Welt in den Sternen, traf längst verstorbene Verwandte und sprach mit Gott. Ihr Vater erzählt die erstaunliche Geschichte:

Im Spätherbst des Jahres 1968 war Durdana, die jüngere meiner beiden Töchter, damals zweieinhalb Jahre alt, etwa eine Viertelstunde lang "tot". Ihre Krankheit bestand seit einigen Monaten und hatte sich zunehmend verschlechtert. Lähmungserscheinungen und phasenweise Erbrechen und Blindheit traten auf. Ich war damals Militärarzt. Wir brachten Durdana ins nächstliegende Militärhospital, doch führten die Untersuchungen zu keinem Ergebnis. Eines Morgens meldete man mir, mich schnellstmöglichst bei meiner Frau zu melden, es wäre etwas mit Durdana geschehen.

Meine Frau stand regungslos neben Durdanas Bettchen. Ich konnte bei unserer Tochter keinerlei Lebenszeichen feststellen. "Es ist vorbei", sagte ich. Die Vorschriften der Armee verlangen gewisse Notfallmaßnahmen, und so beeilte sich einer meiner Mitarbeiter, der mir aus der Praxis gefolgt war, alles Notwendige zu holen. Mein Frau trug das Kind in unser Schlafzimmer und legte es auf mein Bett. Nach einer erneuten Untersuchung begann ich mit den erforderlichen Maßnahmen - eher halbherzig, denn ich wußte, sie würden wohl kaum eine Wirkung zeigen. Währenddessen hörte ich mich immer wieder beschwörend murmeln: "Komm zurück, mein Kind, komm zurück."

In ihrer Not träufelte meine Frau Durdana einige Tropfen einer Herzstimulans in den Mund, das wir ihr in der Nacht zuvor gegeben hatten, doch sie rannen wieder heraus über ihre Wange. Voll Trauer schauten wir auf sie nieder, da sahen wir fassungslos, wie sie die Augen aufschlug, das Gesicht verzog und uns so zu verstehen gab, dass die Medizin bitter schmeckte. Dann schloss sie die Augen wieder. Ich untersuchte sie sogleich und konnte beobachten, wie sie immer mehr, wenn auch zunächst nur schwache Lebenszeichen von sich gab.

Einige Tage später, als sich Durdana von ihrem "Tod" erholt und auch meine Frau ihren Schock überwunden hatte, waren beide zusammen im Garten. "Wo ist meine kleine Tochter denn neulich hingegangen?" fragte meine Frau. "Weit, weit weg, zu den Sternen", kam die überraschende Antwort. Durdana war ein intelligentes Kind, das sich klar ausdrücken konnte. Nahm man ihre Wort nicht ernst, wurde sie zornig. "Wirklich", rief meine Frau aus "und was hat mein Liebling dort gesehen?" "Gärten", sagte Durdana. "Und was war in diesen Gärten?" "Äpfel und Trauben und Granatäpfel." "Und was noch?" "Da waren Flüsse, ein weißer Fluß, ein brauner Fluß, ein blauer Fluß und ein grüner Fluß." "Und war auch jemand dort?" "Ja, Großvater war dort und seine Mutter und eine andere Frau, die aussah wie du." Gespannt fragte meine Frau weiter: "Und was sagten sie?" "Großvater sagte, er sei froh, mich zu sehen, und seine Mutter nahm mich auf den Schoß und gab mir einen Kuss." "Und dann?" "Dann hörte ich, wie Papa mich rief: "Komm zurück , mein Kind, komm zurück." Ich sagte zu Großvater, dass Papa mich rufe und ich jetzt gehen müsse. Er meinte, wir müssen Gott fragen. Dann gingen wir zu Gott, und Großvater sagte ihm, dass ich zurück wollte. "Möchtest du zurück?" fragte Gott mich. "Ja", sagte ich. "Mein Papa ruft mich." "Gut", sagte Gott, dann geh." Und ich kam von den Sternen nach unten bis auf Papas Bett."

Dies erschien mir äußerst bedeutungsvoll. Durdana war tatsächlich auf meinem Bett "zu sich gekommen", einen für sie ungewöhnlichen Platz, denn die Kinder schliefen oder spielten in ihrem eigenen Bett oder in dem meiner Frau, aber nie in meinem. Und als Durdana wieder zu Bewußtsein kam, war sie nicht imstande zu erkennen, wo sie sich befand. Meine Frau aber interessierte sich mehr für Durdanas Gespräch mit dem Allmächtigen.

"Wie sah Gott aus?" wollte sie wissen. "Blau", lautete die verblüffende Antwort. "Aber wie sah er sonst noch aus?" "Blau." Sosehr wir uns auch weiter bemühten, wiederholte sie immer nur "blau". Bald danach brachten wir Durdana zur Behandlung in die Neurochirurgie des "Jinnah Post-Graduate Medical Centre". Nach einer komplizierten Schädeloperation ging es ihr allmählich besser. Ich nahm meinen Dienst wieder auf, meine Frau kümmerte sich um Durdana.  Bevor sie schließlich nach Hause fuhren, besuchten sie noch Verwandte und Freunde in Karatschi. Als sie sich bei meinem Onkel aufhielten, ging Durdana im Zimmer umher. Plötzlich rief sie nach meiner Frau und zeigte aufgeregt auf ein altes Foto. "Das ist die Mutter von Großpapa. Ich habe sie auf den Sternen getroffen. Sie nahm mich auf den Arm und gab mir einen Kuss."

 Durdana hatte recht, allerdings starb meine Großmutter lange vor Durdanas Geburt. Es gibt nur zwei Fotos von ihr und beide sind im Besitz meines Onkels. Durdana war zum ersten mal in seinem Haus und konnte die Fotos unmöglich zuvor gesehen haben. Später zogen wir nach London, wo die Medien auf Durdanas Geschichte aufmerksam wurden. 1980 stellte die BBC sie in einer Sendung über Nahtod-Erfahrungen vor. Vor Beginn der Dreharbeiten besuchte und Angela Tilby, die Produzentin, und bewunderte einige Bilder Durdanas. Durdana hatte eine Begabung für Landschaftsmalerei und schon etliche Preise gewonnen. Mrs. Tilby machte einen interessanten Vorschlag. Durdana solle doch versuchen das zu malen, was sie bei ihrem Besuch auf den Sternen gesehen habe.

Später trat Durdana in einer weiteren BBC-Sendung auf, bei der ihre Bilder von den Sternen gezeigt wurden. Am Tag nach der Sendung rief mich eine meiner Patientinnen an, Mrs. Goldsmith, eine sehr intelligente und belesene Jüdin deutscher Abstammung. Sie hatte Durdana am Tag zuvor im Fernsehen gesehen und wollte sie gerne persönlich kennenlernen und ihr Bilder sehen. Es stellte sich heraus, dass Mrs. Goldsmith eine ähnliche Nahtod-Erfahrung wie unsere Tochter erlebt hatte.

Mir kam sie zunächst etwas exaliert (hysterisch erregt) vor, bis mir klar wurde, dass sie nicht meinte, ganz ähnliche Gärten selbst schon gesehen zu haben, sondern uns begreiflich machen wollte, dass sie genau an der Stelle gewesen sei, die Durdana gemalt hatte. Anscheinend wußte sie mehr über den Ort als unsere Tochter - ich hatte sie zu früh zurückgerufen. Mrs. Goldsmith erkannte alle Einzelheiten auf dem Bild und beschrieb auch Dinge, die nicht abgebildet waren.

Wie aber steht es mit Durdanas Gefühlen während ihres Erlebnisses? Sie ähneln verblüffend dem, was Mrs. Goldsmith und viele andere, die solche Nahtod-Erfahrungen machten, berichteten. Sie war sehr glücklich auf den Sternen und kehrte nur aus Gehorsam zurück, weil ich sie rief. Sie hatte ein Gefühl von Freiheit, das Empfinden, überall zugleich zu sein und alles erreichen zu können, was sie wollte. Es gab keine Lichtquelle und daher auch keine Schatten, sondern alles strahlte aus sich selbst heraus. Auch gab es keine Geräusche und keine Tiere, oder zumindest sah sie keine. Gegenstände schienen keine Materie, kein Gewicht zu haben, sondern waren rein ätherischer Erscheinung. Sie hatte das Gefühl sie kenne alles und jeden.

Ich habe Durdanas Geschichte so einfach wie möglich erzählt, so, wie sie geschah. Aber was steckt dahinter? Wo verbrachte Durdana die Viertelstunde, in der sie "tot" war? Sie selbst meint, dass ihr Erlebnis irgendwie ihre eigenen Erwartungen widerspiegele: "Als Marsmensch wäre ich vielleicht zu einer Kopie vom Mars geschickt worden. Dort wäre Gott mir vielleicht rot erschienen." Dennoch muß Durdanas Erlebnis mehr sein als nur eine Dramatisierung ihrer übersteigerten Phantasie, da Mrs. Goldsmith den Ort sofort wiedererkannte.

 

 

 

An der Schwelle des Todes

Viele Menschen, die starben und dann wiederbelebt wurden, berichten von einem Dasein im Jenseits. Hier beschreibt Shirley Wood, was sie nach ihrem Tod erlebte.

Den 17. Mai 1987 werde ich niemals vergessen. Dieser Sonntag hat mein Leben völlig verändert. Es war der Tag, an dem ich "starb". Eigentlich beginnt die Geschichte bereits drei Monate vorher. Eines Nachts gegen Ende Februar war ich schlafen gegangen und hatte das Licht ausgeknipst. Ich lag auf der linken Seite und war kurz vor dem Einschlafen, als etwas merkwürdiges geschah: Ich konnte plötzlich durch mein fest geschlossenes rechtes Auge hindurchsehen.

Ich erblickte allerdings nicht mein Schlafzimmer, sondern einen unbekannten Raum, in dem ich frei umherschwebte. Dann fiel mir etwas auf und ich bewegte mich darauf zu. Es war ein leerer Sarg vor zwei Goldbrokat-Vorhängen. Der Deckel war halb aufgeklappt. Mit einem Schaudern wurde mir klar, dass ich mich in einem Krematorium befand. In dem Moment verschwand der Raum, und ich befand mich wieder in meinem stockdunklen Schlafzimmer.

Ich weckte meinen Mann auf und erzählte ihm davon. Er hielt es für eine Todesahnung, und wir überlegten, wer wohl demnächst sterben würde. Ich dachte, er wäre es, denn 1981 hatte er eine schwere Krankheit gehabt, und ich fürchtete, dass sie wieder aufflackern könnte. Er versicherte mir jedoch, dass er sich wohl fühlte. Dann dachten wir an meinen Vater, der schon über 80 und nicht sehr gesund war. Damals machten wir uns sehr große Sorgen, aber es sollte ganz anders kommen.

Ein paar Monate später, im Mai, stand ich eines Sonntags in der Küche und bereite das Mittagessen zu. Ich erinner mich genau, wann mein Erlebnis begann, denn in diesem Moment setzte ich die Kartoffeln auf und schaute deshalb auf die Uhr. Es war 12.20 Uhr, als ich unterhalb meiner linken Brust jäh einen stechenden Schmerz fühlte. Mein Mann hörte mich aufschreien und kam in die Küche geeilt. Ich rang nach Luft. Er half mir ins Wohnzimmer und ich setzte mich aufs Sofa.

Ich bekam immer weniger Luft, und mir wurde schwarz vor Augen, obwohl ich bei Bewußtsein war. Plötzlich verschwand der Schmerz, und ich empfand ein Gefühl von Glück und Frieden. Dann befand ich mich auf einmal ausserhalb meines Körpers und schwebte leicht wie eine Feder in ein schwarzes Loch. "Nun, jetzt ist es also soweit. Ich sterbe. Das ist der Tod ...." sagte ich laut.

Meine Stimme klang ganz klar. Ich hatte keine Angst, obwohl es um mich herum stockdunkel war. Irgendwie hörte ich dann auf, nach unten zu fallen, und begann aus dem Loch emporzutauchen. Ich spürte in der Nähe meinen Körper, konnte ihn aber nicht sehen. Auf einmal erschien links neben mir eine graue, menschenähnliche Gestalt. Sie war etwas größer als ich, und wir waren miteinander verbunden, so, als ob wir uns an den Händen hielten.

Gemeinsam entfernten wir uns von meiner kraftlosen Körperhülle und schwebten geradeaus. Die Dunkelheit umhüllte uns wie ein Nebel bis zur Hüfte hinauf. Das Wesen erklärte mir telepathisch, dass wir beim Verlassen unseres irdischen Körpers alle körperlichen und  geistigen Schmerzen hinter uns lassen. Auch die "Zeit" hat im Jenseits keine Bedeutung mehr. Hundert Jahre können in einer Minute ablaufen. Unser alltäglicher Zeitbegriff verliert alle seine Gültigkeit.

Nachdem wir eine Weile unterwegs waren, wurde das Wesen plötzlich ganz aufgeregt, und ich bemerkte , wie es tanzte und herumhüpfte. Ich hörte auch Gelächter und Singen. Das Wesen war so unbeschreiblich glücklich, dass ich sein Hochgefühl beinahe körperlich empfand. Dann teilte es mir mit, dass wir auf dem Weg zum Himmel wären.

Ich lief nun immer schneller. Obwohl ich meine Familie innig liebe, habe ich keinen Moment an sie gedacht. Mein Geist war nur noch von einem Gedanken erfüllt. Die Woges des Glücksgefühls, die von den Wesen ausgingen, übertrugen sich auch auf mich.

Endlich erreichten wir die Himmelspforte. Mich beschlich ein ehrfürchtiges Gefühl. Ich wußte, sobald sich die Tore öffneten, würde die Dunkelheit wie ein schwerer Vorhang beiseite gezogen, und dieses wunderbare, warme  Licht würde hervorströmen. Aber je länger wir warteten, desto mehr verwandelte sich unser Glücksgefühl in Enttäuschung. Die Pforten blieben geschlossen. Mein Begleiter war sehr aufgeregt und sagte zum ersten Mal laut und deutlich hörbar: "Das Licht ist nicht da!"

Nun konnte ich auch sein Antlitz deutlicher erkennen. Das Wesen hatte sehr tiefliegende Augen, und sein Gesicht zeigte alle Grauabstufungen von weiß bis schwarz. Es zögerte einen Moment und schien zu überlegen, was nun zu tun sei. Dann legte es den Arm um meine Taille und wir flogen mit hoher Geschwindigkeit wieder zurück. Das Glücksgefühl war zerstoben, und ich hörte mich sagen: "Ich kann noch nicht sterben -meine Familie braucht mich."

Ich hörte noch das pfeifende Geräusch unseres schnellen Flugs, und dann trat ich wie ein Blitzstrahl durch die Stirn wieder in meinen Körper ein. Im gleichen Moment tauchte ich aus der Dunkelheit heraus und hörte mich nach Luft schnappen. Ich war gerettet. Die Uhr vor mir zeigte 12.40 Uhr an - das ganze Erlebnis hatte als nur 20 Minuten gedauert.

Der Arzt sagte, dass mein Anfall auf einen Eisenmangel im Blut beruhte, der einen Sauerstoffmangel ausgelöst hatte. Bei dem Versuch, Sauerstoff ins Gehirn zu pumpen, hatte ich einen Herzkrampf erlitten. Meine Reise ins Jenseits hatte nichts mit einem Traum gemein. Das Wesen, das mich bis zur Himmelspforte begleitete, hat es wirklich gegeben. Aber Gott hatte offenbar entschieden, dass meine Zeit auf der Erde noch nicht abgelaufen war. Aus irgendeinem Grund war es mir vergönnt, meinen eigenen Tod zu erfahren und ins Leben zurückzukehren. Heute bin ich davon überzeugt, dass der Tod kein Ende, sondern ein Neubeginn ist.

 

 

Astralkörper

Was ist das für ein Gefühl, wenn man plötzlich außerhalb seines Körpers existiert und von einer losgelösten höheren Warte das Geschehen auf der Erde verfolgt?

"Einen Bruchteil einer Sekunde lang sah ich mein eigenes Gesicht wie in einem Spiegel. Es war ein graues, vor Angst verzerrtes Geistergesicht. Ich versuchte, die Augen abzuwenden, doch eine unsichtbare Kraft hielt meinen Kopf fest, wollte, dass ich dieses Zimmer und was sich darin befand, sah." Mit diesen Worten beschrieb Shirley Wood (siehe "An der Schwelle des Todes") ihre Erfahrung mit dem Phänomen der Todesnähe am 17. Mai 1987.

Erlebnisse dieser Art, sogenannte OOBEs ("Out-of-Body Experience"), unterscheiden sich zum Teil ganz erheblich voneinander. Der häufigste Auslöser dafür scheint Streß zu sein. Der Zustand der Körperlosigkeit kann z.B. während einer Operation auftreten, bei Unfällen oder einer schweren Krankheit, aber auch in ganz alltäglichen Situationen wie beim Einkaufen, der Gartenarbeit oder auch im Schlaf.

Berichten zufolge fühlen sich die Betroffenen zu Beginn einer OOBE-Erfahrung nicht anders als sonst, außer, dass sie sehr viel Energie zu haben scheinen und es ihnen rundum sehr gut geht. Es gibt auch Fälle, wo der Astralleib durch eine dünne Schnur mit seinem tatsächlichen Körper verbunden bleibt; diese Schnur ermöglicht es den "Seelen", in den Normalzustand zurückzukehren.

Mit dem Begriff "astral" bezeichnet man jenen Körper oder Leib, der sich in unserem eigentlichen Körper befindet. Der Astralleib ist eine exakte Kopie seiner aus Fleisch und Blut bestehenden Version, besteht jedoch aus feinerem "Material" und hat ein leuchtendes Aussehen. Er kann sich vom materiellen Körper lösen und frei bewegen und selbst feste Gegenstände durchdringen. Der Astralleib existiert auf der sogenannten Astralebene, zu der auch unsere Alltagswelt gehört; die Astralebene reicht jedoch über die uns bekannte Welt hinaus. Der Astralleib kann angeblich auch den Tod überwinden.

In den Schriften des Altertums findet man zahlreiche Hinweise auf den Astralleib, wie z.B. in indischen, die von acht "Siddhis" sprechen, d.h. von übernatürlichen Kräften, die man sich durch Meditation aneignen kann. Das sechste Siddhi "fliegt am Himmel", vermutlich ein Hinweis auf die Astralprojektion. In einigen Indianerkulturen herrscht der religiöse Glaube vor, dass ein Schamane seinen Körper willentlich verlassen kann, um die Seele eines Verstorbenen ins Land seiner Stammesväter zu begleiten.

Unser heutiger Aberglaube, man dürfe einen Schlafwandler nicht aufwecken, könnte auf den Glauben zurückgehen, dass die Seele oder der Astralleib dann nicht mehr in den Körper zurückkehren kann. Für die Einwohner von Haiti gibt es noch einen erschreckerenden Gedanken - dass die Seele von bösen Geistern geraubt und der Tote versklavt wird. Zombies z.B. sind nach dem Volksglauben auf Haiti seelenlose Körper.

1978 veröffentlichte Dean Shiels, außerordentlicher Professor an der Universität von Wisconsin, USA, die Ergebnisse seiner OOBE-Studie, für die er in rund 70 nichtwestlichen Kulturen Material gesammelt hatte. Seine Studie ergab, dass in fast allen diesen Ländern (95 %) der Glaube an OOBE erhalten ist. Professor Shiels, sich durchaus bewußt, dass er weitere Nachforschungen anstellen mußte, um seine Theorie zu beweisen, stellte dennoch fest, dass "die fast universelle Verbreitung des Glaubens an OOBE und die Übereinstimmung zwischen den einzelnen Glaubensformen bemerkenswert sind".

Aber auch in den westlichen Kulturen hat der Glaube an OOBE eine lange Tradition. Der heilige Antonius von Padua (1195 - 1231), ein aus Portugal stammender Franziskanermönch, der in Frankreich und Italien als Priester große Berühmtheit erlangte, gehört zu den wenigen Menschen, dessen Fähigkeit als Astralreisender von der römisch-katholischen Kirche anerkannt wurde. Heute gilt er als Schutzheiliger der Armen und wird oft zu Hilfe gerufen, wenn man etwas verloren hat oder wenn einem etwas gestohlen wird.

Als der heilige Antonius 1226 in der Kirche zu Limoges eine Predigt hielt, fiel ihm plötzlich ein, dass er in einer anderen Kirche am anderen Ende der Stadt ebenfalls eine Predigt halten sollte. Er hielt mit der Predigt inne, zog seine Kapuze tief ins Gesicht und verharrte kniend einige Minuten. Genau zu dem Zeitpunkt erschien er in der anderen Kapelle, hielt seine Predigt und verschwand wieder. Er war in seinen Körper zurückgekehrt und setzte seine Predigt fort.

Das OOBE-Phänomen stellt Philosophen und Psychologen vor einige Probleme. Skeptiker halten daran fest, dass es sich bei OOBE-Erfahrungen um nichts anderes als Halluzinationen oder Wahnvorstellungen handelt. Diejenigen jedoch, die eine solche Erfahrung gemacht haben, betonen, dass es ein tatsächlicher und nicht ein imaginärer Vorgang war. Selbst wenn sie zur besagten Zeit bewußtlos waren, konnten die Betreffenden später erstaunlich detailliert von den Vorgängen berichten, die von Augenzeugen bestätigt wurden. Auch sind sich die Betroffenen bewußt, was mit ihnen passiert.

Viele Menschen, die während einer Operation oder nach einem schweren Unfall vorübergehend ihren Körper verlassen, haben dadurch eine völlig neue Einstellung zum Leben erhalten und wurden von ihren Todesängsten befreit. Carl Sagan, Direktor des Laboratory for Planetary Studies (Labor für Planetarische Studien) in New York, hat eine interessante Theorie zu dieser Erfahrung mit der Todesnähe entwickelt. Laut Dr. Sagan ist sie uns allen gemein, wir haben sie nur vergessen:

Jeder von uns hat die Erfahrung eines Astralreisenden gemacht, der aus dem Reich des Todes zurückkehrt - die Erfahrung zu fliegen und von der Dunkelheit ins gleißende Licht vorzudringen. Es gibt nur eine universelle Erfahrung, die auf diese Beschreibung zutrifft: die Geburt.

 

 

 

Andere OOBE-Erfahrungsgeschichten

An der Schwelle des Todes

Viele Menschen haben ihre erste OOBE-Erfahrung während eines schweren Unfalls gemacht. David Taylor und ein Freund hatten z.B. in den letzten Wochen ihrer Ostafrika-Tour, die sie in den Norden von Tansania führte, einen Zusammenstoß mit einem LKW. David: "Wir hatten das Wildschutzgebiet hinter uns gelassen und waren in die Haupstrasse nach Moshi eingebogen. Die Dämmerung war hereingebrochen und ich saß halb schlafend auf dem Beifahrersitz. Ich wurde aus meinem Schlummer geweckt, als mein Freund Freudenrufe ausstieß, da wir seit sechs Stunden das erste Fahrzeug sahen; es kam auf uns zu. Wahrscheinlich waren mein Freund oder der Fahrer des LKWs ebenfalls eingenickt, denn innerhalb weniger Sekunden prallten die zwei Fahrzeuge frontal zusammen.

Im Momnent des Zusammenstoßes fand ich mich plötzlich ein paar Meter über den Fahrzeugen in der Luft, von wo aus ich den gnzen Vorfall beobachtete. Ich sah, wie unser Landrover mit dem LKW zusammenstieß und wie ich aus dem Auto geschleudert wurde. Mein Freund, der unverletzt war, stieg aus und untersuchte meinen Körper. Ich sah auch, wie der LKW davonfuhr. Ich erinnere mich daran, dass mir durch den Kopf ging, dass ich fürchterlich zugerichtet und vielleicht sogar tot war. Als nächstes erinnere ich mich daran, wie ich im Krankenhaus von Moshi zu mir kam.

Ich hatte schwere Verletzungen und war zwei Tage bewußtlos gewesen. Ich erzählte meinem Freund, was ich erlebt hatte, und er bestätigte, dass wir tatsächlich mit einem LKW zusammengestoßen waren, dessen Fahrer dann Fahrerflucht begangen hatte. Meine Rettung verdanke ich einem anderen Auto, dass kurz danach an der Unfallstelle vorbeigekommen war und mich ins Krankenhaus gebracht hatte. Dieses Erlebnis liegt nun schon Jahre zurück, doch es hat mir die Angst vor dem Tod genommen."

 

Tot oder vorzeitig bestattet?

In Stephen Piles Buch-Bestseller Book of Heroic Failures (Buch der heldenhaften Mißerfolge) finden wir Die mißlungenste öffentliche Aufbahrung und Das Begräbnis, das den Toten weckte. Die erstgenannte Geschichte handelt vom Bischof von Lesbos, der 1896, nachdem er zwei Tage lang aufgebahrt lag, sich plötzlich aufrichtete und wissen wollte, warum die Trauernden ihn so anstarrten. In der zweiten geht es um einen Missionar namens Schwartz, der um 1890 in Neu Delhi "starb", aber während seiner Beerdigung aus dem Sarg heraus in das Trauerlied mit einstimmte. 

In Piles Buch nehmen sich die beiden Geschichten sehr lustig aus, doch ein vorzeitiges Begräbnis war und ist eine makabre Angelegenheit. Zu Zeiten, als die Ärzte nur den Puls fühlten oder mit dem Spiegel überprüften, ob der Betroffene noch atme, liefen kateleptische (Katalepsie = Muskelstarre) Patienten Gefahr, für tot erklärt zu werden - bei lebendigem Leibe. In rückständigen Gegenden dürfte man dann Klopfzeichen aus einem frisch zugeschütteten Grab für Geistererscheinungen gehalten und daher ignoriert haben. Doch trotz des heutigen medizinischen Fortschritts ist der tatsächliche Zeitpunkt des Todes noch immer Gegenstand kontroverser und hitziger Debatten. Nach wie vor gibt es in den Fachkreisen keine eindeutige Antwort: Sind wie "tot", wenn unser Herz aufhört zu schlagen, oder erst dann, wenn unsere Gehirnzellen keine elektrischen Ströme mehr aussenden?

 

 

Die "Unverderblichen"

Von den vielen Wundern, die man mit Heiligen in Verbindung bringt, ist keines rätselhafter als das der nichtverwesten Toten. Immer wieder stoßen wir auf Berichte, die von Leichen handeln, die nicht dem natürlichen Verfallsprozess unterworfen zu sein scheinen. Gibt es eine natürliche Erklärung?

Immer wieder trifft man auf die Überzeugung, dass Heilige die Macht hätten, die physische Zersetzung ihrer Körper nach dem Tod zu verhindern. Nach den Worten des frühchristlichen Cyril von Jerusalem etwa sollen den Körpern der Heiligen, selbst wenn die Seele gegangen ist, Kraft und Tugend erhalten bleiben. Doch schon eine oberflächliche Überprüfung ergibt, dass die große Mehrheit der christlichen Heiligen nicht dieses Zeichen "göttlicher Gnade" erhielt, während es bei einer Reihe von Menschen, die nicht selig- oder heiliggesprochen wurden, der Fall war. Für fromme Menschen stellte sich diese Art der Verewigung manchmal sogar als schreckliche Drohung dar, so dass sie die Fassung verloren.

So wird von der sterbenden Thérése von Lisieux erzählt, dass sie, als eine Novizin anmerkte, Gott würde ihren Körper sicherlich vor der Verwesung bewahren, erwiderte: "O nein. Nicht dieses Wunder ...." Gott erhörte ihren Wunsch. Als Wunder bezeichnete die sterbende Thérése das interessante Phänomen der "Unverderblichen". Eine befriedigende Erklärung dafür hat die Wissenschaft bisher nicht gefunden. Ja, sie hat diese rätselhafte Escheinung nicht einmal einer gründlichen Untersuchung gewürdigt, obwohl zahlreiche Berichte von Exhumierungen vorliegen, die fast immer vor vielen Zeugen, Ärzte und medizinische Sachverständige eingeschlossen, durchgeführt wurden.

Herbert Thurston, ein Geistlicher, der sich im späten 19. Jahrhundert mit dem Thema auseinandersetzte und Heiligenbiografien und Legenden auswertete, beschrieb sechs Faktoren des Phänomens, die jedoch nicht in jedem Fall gemeinsam auftraten. Sehr häufig wird von einem anhaltenen Duft des toten Körpers und vom Fehlen der Leichenstarre berichtet. Die Fäulnis kann ausbleiben, und gelegentlich kommt es lange nach dem Tod zu Blutungen, etwa aus Wunden eines Martyriums oder aus heiligen Stigmata. In einigen Fällen fühlt sich der Körper noch lange nach dem Tod warm an, und sogar Bewegungen der Glieder, die nicht auf bloße Muskelzuckungen zurückgeführt werden können, wurden schon beobachtet. Für Leichname, die solche und ähnliche Phänomene aufweisen, hat man den Begriff "Unverderbliche" eingeführt.

Vielfach offenbart sich den Entdeckern der Ort eines lang vergessenen Heiligengrabs durch einen Traum oder eine Vision. Manchmal ist die erste Bestattung auch von ungewöhnlichen Erscheinungen begleitet, wie den seltsamen Lichtern am Grab des Antoniters Scharbel Makhluf. Zuweilen kommt es vor, dass sie noch lange nach dem Tod ein duftendes, klares Öl absondert, dessen Herkunft und Zusammensetzung unerforscht ist.

Ein solches Wunder schreibt man den Gebeinen der heiligen Walburga zu, die im Jahre 779 starb und im bayerischen Eichstätt begraben ist. Diesen aussergewöhnlichen Absonderungen werden, wie auch den Gebeinen, dem Blut und der Kleidung von Heiligen, große Heilkräfte zugeschrieben, deren Erfolge in zahllosen uns bekannten Mirakelbüchern aufgelistet sind.

Bisher wurden 102 Fälle von "Unverderblichkeit" von der katholischen Kirche anerkannt. Daneben kann es noch viele andere unverweste Leichname geben, die unentdeckt in ihren Gräbern ruhen oder zu denen Informationen in den geheimen Archiven des Vatikans verborgen sind. Höchst erstaunlich lesen sich die offiziellen Untersuchungsberichte, und man fragt sich, warum es bis dato noch kein Naturwissenschaftler unternommen hat, diesem absolut ungewöhnlichen Phänomen auf die Spur zu kommen. Was uns zur Verfügung steht, sind die Feststellungen der Gelehrten, die bei den Obduktionen anwesend waren.

Im folgenden geht es um den unverwesten Leichnam von Maria Anna Ladroni, die 1624 in Madrid starb. 107 Jahre später wurde sie von einer kirchlichen Kommission im Rahmen ihrer Seligsprechung untersucht. Hier ein Ausschnitt ihrer offiziellen Biografie:

"Nicht weniger als elf Professoren der Medizin und Chirurgie, die alle zu den besten und berühmtesten am Hof der Stadt von Madrid zählten, nahmen an dem Verfahren teil und machten Zeugenaussagen. Sie holten ihre Instrumente aus den Taschen und führten einige lange und tiefe Einschnitte in das Fleisch aus, andere öffneten die Brust, andere untersuchten die dadurch dem Blick zugänglichen Körperhöhlen, weitere erforschten sämtliche Öffnungen, durch die es möglich gewesen wäre, Konservierungsmittel gegen die Fäulnis einzubringen. Tatsächlich führten die gemeinsamen Anstrengungen zu einer  .... vollständigen Sezierung dieses unschuldigen Körpers ..... Die inneren Organe, die Eingeweide und das Fleisch waren sämtlich erhalten, unversehrt, feucht und kräftig. Die Flüssigkeit, die man aus dem Körper austreten sah, hatte das ganze Körperinnere und die Fleischzubstanz durchdrungen. Je tiefer die Einschnitte gingen ..... desto süßer war der davon ausgehende Duft ....."

Einer der erstaunlichsten Aspekte dieser Art von Mumifizierung ist, dass sie häufig gerade unter solchen Bedingungen auftritt, die normalerweise den Prozess der Zersetzung fördern würden: Einige, wie der selige Scharbel Makhluf, die heilige Katarina von Bologna und der heilige Pacificius von San Severino wurden in die nackte Erde gelegt. Andere Leichname überdauerten die Bestattung in feuchter Umgebung - die Kleidung faulte, die Körper blieben erhalten, wie es bei der heiligen Theresa von Avila und der heiligen Katharina von Genua geschah. Der Sarg der heiligen Katharina von Siena stand sogar einige Zeit im Regen, bevor er bestattet wurde. Und als man den Leichnam der Mystikerin Catherine Labouré 1933, 56 Jahre nach ihrem Tod, in Paris exhumierte, fand man ihn unversehrt, obwohl die Feuchtigkeit ihren Sarg angegriffen hatte.

Eine Reihe dieser Heiligen waren zu Lebzeiten Stigmatiker gewesen, und teilweise blieben die rätselhaften Wunden bis über den Tod hinaus bestehen. Die heilige Katharina von Siena glaubte, sie trüge die Zeichen der Leiden Christi unsichtbar an ihrem Körper. Bei ihrem Tod erschienen die Wunden an den Händen, den Füßen und an der Seite. Als man ihren Körper untersuchte und Teile als Reliquien abtrennte, war noch 217 Jahre nach ihrem Tod eine solche Wunde an ihrem vollkommen erhaltenen linken Fuß zu sehen. Bei der heiligen Osanna von Mantua, die 1830 starb und deren unversehrter Körper noch heute dreimal im Jahr in der Kathedrale von Mantua zu sehen ist, zeigten sich die Stigmata nach dem Tod stärker als am lebendigen Leib. Bei der Besichtigung von 1965 beschrieb man ihren Körper als getrocknet, gebräunt und geschrumpft, jedoch ohne Zeichen von Verwesung.

Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel ist der Antonitermönch Scharbel Makhluf, der 1898 in Beirut starb. Gemäß dem Brauch seines Ordens wurde er - wie viele andere "Unverderbliche" auch - ohne Sarg beerdigt. Mehrere Wochen lang konnte man seltsame Lichter um sein Grab herum sehen - wie beim heiligen Johannes vom Kreuz, der 1591 starb und dessen Körper 1955 bei der letzten öffentlichen Besichtigung in Segovia, Spanien, noch beweglich und nicht ausgetrocknet, wenn auch etwas verfärbt war. Wegen der ungewöhnlichen Lichter um Scharbel Makhlufs Grab wurde eine Exhumierung angeordnet und 45 Tage später das Grab ordnungsgemäß geöffnet. Der Anblick ließ die Beteiligten erschaudern:

Der tote Körper war trotz Regen und Überschwemmung vollkommen unversehrt. Man wusch und kleidete den Leichnam und legte ihn in einen hölzernen Sarg in die Kapelle des libanesischen Klosters Mar Maroun Annaya. Nach kurzer Zeit trat eine solche Menge öliger Flüssigkeit - angeblich Blut und Schweiß - aus den Poren, dass die Kleidung des Toten zweimal wöchentlich gewechselt werden mußte. Diese Kleidungsstücke sollen viele Menschen geheilt haben. Der Körper blieb dort bis zum Jahre 1927 und wurde nach einer medizinischen Untersuchung in einen mit Holz ausgekleideten Zinksarg gebettet.

Die Berichte von Ärzten und Zeugen versiegelte man in einer Zinkröhre und legte sie zu seinen Füßen, dann wurde der Sarg in die Mauer des Klosters eingemauert. 23 Jahre später stellten Pilger fest, dass Flüssigkeit durch die Mauern sickerte, und der Sarg wurde geöffnet. Wieder fanden die kirchlichen und medizinischen Autoritäten den Leichnam wie im Leben und ohne Starre vor. Seine teilweise verrottete Kleidung war von einer öligen Flüssigkeit durchtränkt, von der sich eine große Menge im Sarg verfestigt hatte. Die Zinkumhüllung war stark korrodiert, der Körper selbst jedoch unversehrt. Seitdem ist sein Sarg jedes Jahr für eine Untersuchung geöffnet worden. Jedesmal erscheint der Leichnam frisch und gut erhalten, und die öligen Ausscheidungen werden abgelassen und an die Kranken verteilt.

Auch England kennt Heilige, die nicht verwesten. Am berühmtesten ist möglicherweise die angelsächsische Gründerin des Klosters Ely, die heilige Ertheldreda (Edeltrud), die 679 starb. 16 Jahre später wurde das Grab geöffnet, weil man den sterblichen Überresten der Heiligen einen würdigen Platz in der Kirche geben wollte. Einer der Zeugen der Exhumierung war der Arzt namens Cynefrid, der nur drei Tage vor Etheldredas Tod ein Geschwür aus ihrem Kiefer entfernt hatte. Später berichtete er dem großen Kirchenlehrer Beda Veneralilis von den wundersamen Begebenheiten bei der Exhumierung.

Die Brüder des Ordens hatten sich auf der einen, die Schwester auf der anderen Seite des kleinen Gebäudes versammelt, das sich über dem Grab der Etheldreda erhob. Nachdem die Äbtissin mit wenigen Helfern hineingegangen war, um die Gebeine zu waschen, hörten die Aussenstehenden plötzlich laute Schreie. Kurz darauf wurde Cynefrid hereingerufen. Er betrat die Gruft und sah den Körper da liegen, unversehrt, wie schlafend.

Zu seinem Erstaunen stellte Cynefrid fest, dass an der Stelle, wo sich nach der Entfernung des Geschwürs die große Wunde an Etheldredas Kiefer befunden hatte, jetzt nur eine, wie er es nannte, "ausserordentlich schwache Narbe" zu sehen war. Selbst die Kleidung war vollkommen erhalten. Daraufhin wurde die neue Ruhestätte der heiligen Etheldreda zu einem der bekanntesten Wallfahrtsorte Englands, bis König Heinrich VIII. die Zerstörung der Kirche und die Zerstreuung ihrer Reliquien befahl.

Ein besonders denkwürdiges Beispiel ist die heilige Caecilia. Sie stammte aus einer edlen römischen Familie und starb 177 den Märtyrertod - so jedenfalls berichtet die Legende. Ein unerfahrener Henker köpfte sie stümperhaft, so dass sie ganze drei Tage lang mit halbdurchtrenntem Hals zu Hause bei ihrer Familie lag, die Hände zum Gebet gekreuzt, mit dem Gesicht nach unten auf dem Fußboden. Nach ihrem Tod wurde ihr Körper in feine Gewänder gehüllt und in der Kathedrale des heiligen Callistus bestattet, in derselben Körperhaltung, in der sie auch gestorben war.

Ihre Grabstätte wurde vergessen, doch im Jahre 822 erfuhr Papst Paschalis I. in einer Vision davon und gab ihrem Leichnam unter dem Altar der ihr geweihten Basilika eine neue Ruhestätte. Wiederentdeckt wurde er 777 Jahre später während der Restaurierung der Basilika. Eine große Menschenmenge war Zeuge, als man 1599 den Sarg öffnete und den unverwesten Körper der heiligen Caecilia in eben der Haltung fand, in der sie gestorben war. Einen Monat lang konnten die Gläubigen den Leichnam mit der noch gut sichtbaren Halswunde besichtigen, bevor sie wieder unter dem Altar beigesetzt wurde.

Ein höchst erstaunlicher Fall ist der politische Jesuit Andreas Bobola, der 1657 von den Kosaken getötet wurde. Nachdem man ihn brutal zusammengeschlagen hatte, wurde er mit Pferden von einer Stadt zur anderen geschleift, ganze Hautpartien wurden ihm vom Leib gezogen und Teile des Gesichts und der Glieder grausam abgerissen, bevor man ihn mit einem Säbel zerteilte.

Überstürzt begrub man ihn auf einem Friedhof in Pinsk. 40 Jahre später entdeckte man seinen Körper unversehrt, die Wunden des Martyriums waren deutlich zu erkennen. Seither ist der Leichnam mehrmals medizinisch untersucht worden. 1917 konnte man ihn besichtigen, und er soll noch immer gut erhalten gewesen sein. Fünf Jahre danach umzingelten Truppen der Roten Armee, die von der Legende gehört hatten, die Kirche in Pinsk und brachen den Sarg auf. Nachdem sie den Leichnam herausgezogen und ihre Neugierde befriedigt hatten, ließen sie ihn liegen. Er wurde nach Moskau gebracht und kehrte erst Jahre später auf Bitte von Papst Pius XI. zurück. Jetzt befindet er sich wieder in Polen in der Kirche vom heiligen Andreas Bobola in Warschau.

Viele Menschen würden solche Geschichten wohl als das Resultat eines übertriebenen Glaubens abtun und die Erscheinungen der Phantasie eines unaufgeklärten Geistes zuschreiben. Und auch die katholische Amtskirche steht heute solch unerklärlicher Phänomene eher skeptisch gegenüber. Im Volksglauben jedoch genießen "Unverderbliche" höchste Verehrung - haben sie doch anscheinend die vergängliche Natur des Menschen überwunden und symbolisieren so etwas wie Ewigkeit. (im Forum weitere Geschichten zu den "Unverderblichen", z.B. die Mönche, die nicht verwesen.)

 

 

Lebendig begraben

Wie ist es möglich, dass ein Mensch - und sei er auch ein meisterhaft geübter indischer Yogi - seine Körperfunktion soweit kontrolliert stillegen kann, dass er in einen todesähnlichen Zustand verfällt .... ?

Es erscheint einem Bewohner der westlichen Welt beinahe unmöglich, dass Menschen sich bewußt in einen totenähnlichen Zustand versetzen können. Dabei regulieren sie ihre autonomen Körperfunktionen. Stunden, Tage oder Gerüchteweise sogar Jahre bleiben sie unter der Erdoberfläche begraben, um dann lebend wieder hervorzukommen. Seit Jahrhunderten wird berichtet, dass indische Fakire oder Yogis schon oft solche unglaublichen Leistungen vollbracht haben.

Der Yogi entwickelt solche Übungen, um innere und äußere Ablenkung in seinem Streben nach höherem Bewusstsein - "Samadhi" (Erleuchtung) - auszuschalten. Der indische Fakir versucht dagegen lediglich seinen Körper zu beherrschen. Für ihn bedeutet das lebendig Begrabenwerden den absoluten Beweis seiner Herrschaft über Körper und Geist. Laut Andrija Puharich, einem Wissenschaftler und Autor, gehört es zu den Zielen eines Fakirs, die vollständige Kontrolle über vier Zustände zu erhalten: über das Wachen, Schlafen, Träumen und den "Scheintod", den biologischen Stillstand bei einer Katalepsie (Muskelstarre), die der Fakir oft selbst herbeiführt. Während der Zeit im Grab befindet er sich in einem Zustand tiefer Meditation.

Wie und warum diese Übung entstanden ist, weiß man heute nicht mehr. Der Arzt James Braid zitiert in seinem Buch Observations of trance, of human hibernation (Berichte von Trance und menschlichem Winterschlaf) einen Abschnitt aus dem Dabistan, einem persischen Klassiker über die indische Religion: "Es ist bei den Yogis fester Brauch, sich selbst zu begraben, wenn eine Krankheit sie heimsucht." Dies legt nahe, dass das Selbstbegräbnis ursprünglich als Behandlungsform bei Krankheiten entstanden ist.

Wo immer die Ursprünge auch liegen mögen, so treten ähnliche Fälle auch in anderen Ländern auf. Sie könnten mit ritualisierter Trance gleichgesetzt werden, wie sie Mircea Eliade in Schamanismus beschrieb. In More Things (Mehr Dinge) berichtet Ivan Sanderson von einem Fakir, der sich 24 Stunden lang unter zwei Lastwagenladungen nasser Erde begraben ließ, unter Aufsicht von fünf Ärzten, darunter einem englischen Oberstabsarzt.

Der Fastentod

In Japan gab es einen merkwürdigen Kult der Selbstmumifizierung, den Carmen Blackers in The Catalpa Bow (Der Catalpa-Bogen) schildert. Offenbar gelobten einige Buddhisten, eine Fastenzeit von bis zu 4 000 Tagen einzuhalten. Sie begannen mit einer streng eingeschränkten Diät und nahmen dann überhaupt keine Nahrung mehr zu sich, um bewußt ihren Tod herbeizuführen. Von mindestens zwei Mitgliedern dieser "höchst interessanten, aber jetzt ausgestorbenen" Gruppe weiß man, dass sie lebend in ihre Gräber stiegen.

Nach einem Bericht der südamerikanischen Pretoria News wurde Ende 1974 ein togolesischer Schamane namens Togbui Siza Aziza in Accra für drei Stunden in einem gewöhnlichen Sarg begraben, der von Steinplatten und einer Mörtelschicht bedeckt war. Nach zwei Stunden geriet die Menge in Panik und beschwor Aziza, dessen gedämpfte Stimme man noch immer schwach hören konnte, aufzugeben. Schließlich bebte die Erde, und Aziza brach durch den Mörtel, indem er die Platten mühelos beiseite schob. Der Sarg aber war noch zugenagelt. Interessanterweise erklärte Aziza, er erlange seine  magischen Kräfte durch Meditation unter der Erde: Dazu gehören die Fähigkeit der Krankenheilung, das Verstehen der Tiersprache und die Unempflindlichkeit gegen Schmerz.

Die Unterwassergänger

Unter anderen Berichten von todesähnlichen Zuständen aus Afrika sind die "Unterwassergänger" hervorzuheben, auf die Ivan Sanderson zuerst 1932 von N. H. Cleverley, dem englischen Gouverneur in Calabur, Kamerun, aufmerksam gemacht wurde. Cleverley hatte einen Beamten aus der Verwaltung und einen Wachtmeister der einheimischen Buschpolizei ausgeschickt, um zu erkunden, warum sich mehrere Dörfer im Gebiet des Ibibio-Stammes weigerten, ihre Steuern zu zahlen. Die Dorfbewohner waren auf ihren großen, sumpfumsäumten Inseln nirgends zu entdecken, bis der einheimische Wachtmeister seine Uniform ablegte und "getarnt" auf Suche ging. Dabei machte er eine verblüffende Entdeckung.

Als der Polizist über die knapp zwei Meter hohe Uferböschung spähte, sah er "die gesamte Gemeinde (über 100 Seelen: Männer, Frauen, Kinder und ihre Haustiere, die in durchbrochenen Körben eingeschlossen waren und zu schlafen schienen) reglos am Grund des Gewässers mit dem Rücken zum Ufer sitzen". Der Anblick des vor Angst zitternden Wachtmeisters und die Aussichtslosigkeit, die Dorfbewohner in zweieinhalb Meter Tiefe "aufzuwecken", waren zuviel für den europäischen Beamten und er kehrte schleunigst nach Calabar zurück. Eine zweite, erfahrenere Mannschaft wurde auf den Weg geschickt, doch als sie im Dorf ankam, nahm das Leben dort längst wieder seinen normalen Gang, und der Wachtmeister hatte die Steuern eingetrieben.

Diese Geschichte hat einen deutlichen Bezug zu den lebendig begrabenen Fakiren. Entweder konnten die afrikanischen Dorfbewohner spontan ihre Körperfunktionen stillegen, oder sie hatten die Dienste eines Schamanen in Anspruch genommen, der eine der Hypnose ähnliche Technik beherrschte. Von Dr. R.J. Vakil stammt ein Bericht in der Zeitschrift Lancet über einen Yogi, der am 15. Februar 1950 in Bombay ein sehr ähnliches Phänomen durch einen reinen Willensakt vorführte. Vor einer großen Zuschauermenge und unter Aufsicht von Dr. Vakil wurde ein ausgemergelter Sadhu mittleren Alters namens Shri Ramdasji für 56 Stunden in eine kleine unterirdische Kabine eingeschlossen. Die Kammer maß 1,5 mal 2,5 Meter, sie war aus Beton gefertigt, mit großen Nägeln gespickt und mit einem Betondeckel verschlossen. Nach Ablauf der Zeit bohrte man ein Loch in den Deckel, pumpte mit einem Schlauch 6.400 Liter Wasser hinein und versiegelte das Loch erneut. Das Wassergrab wurde erst nach fast sieben Stunden aufgebrochen. Der Sadhu lag unter Wasser, aber er hatte überlebt. 15 Jahre lang versuchte Sanderson mehr über den Ibibio-Stamm herauszufinden, jedoch vergebens. "Das Problem ist", schrieb er, "dass ich niemanden auf der Welt finden kann, der über die Sache vernünftig mit mir diskutieren will ...."

 

 

Seelenwanderung

"Leben" die Seelen der Verstorbenen weiter? Gelangen sie in den Himmel, in die Hölle oder ins Fegefeuer - oder auf andere unbekannte Existenzebenen? Wie können wir etwas über ihre Daseinsformen erfahren?

Selbst wer in irgendeiner Form an ein Leben nach dem Tod glaubt, steht angeblichen Botschaften aus dem Jenseits häufig skeptisch gegenüber - vielleicht, weil man solche Dinge allzu leicht auf Wunschdenken, falsche Hoffnungen und Ängste zurückführen kann. Dabei gibt es eine enorme Fülle von Berichten, in denen Menschen ihr "Leben" im Jenseits schildern. Wenn wir für einen Moment unsere Skepsis beiseite lassen, dann finden wir nicht nur eine Menge von Anhaltspunkten für ein Leben nach dem Tod, darüber hinaus weisen die Beschreibungen auch verblüffende Übereinstimmungen auf.

Natürlich entziehen sich diese Schilderungen jeglicher Überprüfung, und es fällt schwer, sich unvoreingenommen damit auseinanderzusetzen. Die grundlegende Frage lautet: Wer sind diese Wesen, und wer sind die Vermittler ihrer Botschaften? Ein sehr begabtes Medium war Mrs. Winifred Coombe-Tennant, in parapsychologischen Kreisen als Mrs. Willett bekannt. Sie war Friedensrichterin und Delegierte (das ist ein Ausschuss von Bevollmächtigten) des Völkerbundes, also kein Berufsmedium. Allerdings nahm sie an den berühmten Kreuz-Korrespondenzen der SPR teil. Später empfing das Medium Geraldine Cummings auf dem Weg des automatischen Schreibens eine Fülle von Informationen, die angeblich von der verstorbenen Mrs. Coombe-Tennant stammen. Vieles davon handelte von dem Dasein, in das sie nach ihrem Tode übergegangen war. Zu dem Problem der "mehreren Ichs" sagte sie:

"Ein Mensch besteht aus verschiedenen Ichs oder Aspekten sowie einem primären Ich, das deren Gesamtsumme darstellt .... Erst auf der höheren Ebene erfolgt die geistige Verschmelzung."

Der Tod ist nicht das Ende, das die meisten so fürchten. Es scheint danach lediglich ein anderer Bewußtseinszustand einzutreten, in dem man sich allerdings nicht einfach von seinem irdischen Selbst lossagen kann: Alle persönlichen Unzulänglichkeiten bleiben bestehen, bis wir sie bewältigt haben.

Der Tod selbst verändert uns also nicht, vielmehr eröffnet er eine neue Chance, an uns zu arbeiten. In spiritistischen Botschaften wird das Leben nach dem Tode häufig als ein Fortschreiten durch sieben Sphären beschrieben, von denen jede geistig höherstehend und anspruchsvoller ist als die vorangegangene. Diese sieben Sphären stehen im Grunde für verschiedene Bewußtseinsebenen, und jede davon kann erst dann erreicht werden, wenn eine Öffnung und Vertiefung der seelisch-geistigen Aspekte erfolgt ist. Dabei helfen uns Lehrer, die bereits eine höhere Bewußtseinsebene erreicht und den Horizont der "Neuankömmlinge" weit hinter sich gelassen haben. Um sich verständlich zu machen, passen sie sich jedoch vorübergehend deren niedrigerem Niveau an.

Das große Erwachen

Zumeist wird das Sterben als friedlicher, schmerzfreier Übergang beschrieben - selbst wenn der Betreffende in seinen letzten Stunden sichtbar große Schmerzen gelitten hatte. Das Sterben sei ein allmählicher Prozess des Zurückziehens, mit dem abwechselnd Phasen von Schlaf und Bewußtlosigkeit einhergehen; der Schmerz wird dann gar nicht wahrgenommen. Danach kommt das "Aufwachen" und die Begrüßung durch nahestehende, kürzlich verstorbene Menschen. Auch andere Verstorbene kommen herbei - keine Engel, die zum jüngsten Gericht zusammenkommen, sondern bereits höher entwickelte Seelenwesen.

Die Erfahrungen decken sich natürlich nicht hundertprozentig und hängen zum Teil auch von alten Denk- und Verhaltensmustern ab. Diese erste Erfahrungsebene stellt immer genau das dar, war man sich persönlich darunter vorstellt. Überhaupt ist das Vorstellungsvermögen von großer Bedeutung: Kaum denkt man an etwas, ist es bereits da, man spricht daher manchmal auch von einer "ideoplastischen " Ebene - einer Schöpfung allein aufgrund der Kraft der Gedanken. Manche bauen um sich herum ihre irdische Umgebunf und ihe Besitztümer auf, von denen sie sich nicht lösen können. Auf dieser Bewußtseinsebene gilt es zu begreifen, dass die Materie nur von feinstofflicher Struktur und stark den Gedanken unterworfen ist. So mancher, der nie an ein Weiterleben im Jenseits glaubte, merkte zunächst gar nicht, dass ihn der Tod ereilt hat.

Wer den Willen dazu mitbringt, kann in diesem Reich - im "Sommerland", wie Frederic Myers es nannte - endlich das vollbringen, was ihm in seinem irdischen Leben versagt geblieben ist. Aber, so betonen bereits erleuchtete Seelen, dies sei mitnichten das sogenannte Himmelreich. Im "Sommerland" stellt sich vielmehr schrittweise heraus, dass unsere Vorstellungen vom Jenseits letztendlich doch nicht weise oder vergeistigt, sondern immer noch selbstsüchtig und materialistisch sind. Und schließlich erkennen wir, dass wir nach nichts anderen als einer Art ewigem Sommerurlaub gestrebt haben. Wie aus dem Jenseits verlautet, besteht der Zweck des "Sommerlandes" darin, den Menschen vor Augen zu führen, dass viele Unterfangen, die sie für bedeutsam hielten, im Grunde wertlos sind.

In was für einer Welt finden sich jene wieder, die auf der Erde selbstsüchtig, gewalttätig oder verbrecherisch waren? Auch hier spiegelt sich deren irdische Umgebung wider, und ihre seelische Verarmung wird zur gnadenlosen Realität. Viele beschreiben Dunkelheit, öde Landschaften und trostlose Räume. Das ist dann das "Winterland". Das eigennützige Denken des Betreffenden dauert fort, und er ist über sein Los häufig entrüstet und zornig. In dieser kalten Sphäre hilft keiner dem anderen, und alle sind nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Leider ist es auch so, dass die Betreffenden jenen, die aus höheren Ebenen kommen und ihnen helfen wollen, nur mit Verachtung begegnen.

Da es jedoch kaum jemanden gibt, der wirklich durch und durch verdorben ist, muß derjenige, der ins "Winterland" geraten ist, nur so lange dort bleiben, wie er sich weigert, auf die Stimme seines höheren, inneren Ichs zu hören. Wer die einzelen Stufen des "Sommerlandes" durchlaufen hat, gelangt angeblich in das erste Himmelreich. Hier können gemeinsam mit anderen erleuchteten Seelen selbstlose Ideale verwirklicht werden. Solche Freuden sind jedoch nicht nur altruistischer Natur, sondern dienen der geistig-seelischen Weiterentwicklung.

 Dieser Prozess wird meistens als "Urteil" bezeichnet - so betonen die Botschaften aus dem Jenseits - allerdings nicht von einem Gott verkündet, sondern auf gewisse Weise selbst gefällt wird. Sich selbst zu erkennen und sich dann zu beurteilen ist schmerzhaft, vor allem, da man nun viele Makel bemerkt, die einem vorher gänzlich unbewußt waren. T.E. Lawrence (Lawrence von Arabien) zum Beispiel soll sich posthum als den "mönchisch-selbstgefälligen Moralapostel" erkannt haben, der er zu Lebzeiten war. Das Urteil führt einem vor Augen, was man aus sich hätte machen können - eine oftmals alles andere als angenehme Erfahrung. Wer dies aber erkannt hat, vermag über sich selbst hinauszuwachsen und eine neues, besseres Selbst zu entwickeln.

Obwohl man selbst das Urteil über sich fällt, stehen einem andere zur Seite, die einen unterstützen und in die richtige Richtung lenken. Persönliche Beweggründe sind von großer Bedeutung. Die eigenen Handlungen wirken sich gnadenlos so aus, wie sie sind - nicht, wie man sie gern hätte. Jede Freude, aber auch jedes Leid, das man anderen zufügt, wird von einem selbst nacherlebt und empfunden. Dies können recht schmerzhafte Erfahrungen sein - vergleichbar mit Gefühlen wie Angst oder Ekel, die in Träumen ganz besonders intensiv empfunden, bei Tage jedoch durch die Ablenkung der Außenwelt gemildert werden. Auf dieser Bewußtseinsebene jedoch gibt es kein "außen" mehr - alles spielt sich im Inneren ab.

Aufgrund all dieser Informationen kann man annehmen, dass wir nach dem Tode verschiedene Stufen durchlaufen. Meistens folgen diese nacheinander, manchmal kann eine Seele aber auch mehrere Aufgaben gleichzeitig haben oder zwischen den Stufen wechseln. Es scheint keinen festen Plan zwischen der Stufenfolge zu geben, und wie im irdischen Leben haben die Menschen auch im Jenseits individuelle Bedürfnisse, denen Rechnung getragen wird.

Es fällt schwer, sich vorzustellen, was genau auf diesen Ebenen erlernt wird. Es wid wohl kaum mechanischer oder praktischer Natur sein, denn materielle Objekte existieren ja nicht mehr. Unter den gegebenen Umständen ist es auch unwahrscheinlich, dass philosophische Überlegungen über die "Natur des Lebens" angestellt werden. Der Lernprozess wird vermutlich eher moralische bzw. geistige Lektionen umfassen, wie viele Berichterstatter aus dem Jenseits bestätigen. Dieser Lernprozess beginnt jedoch erst dann, wenn der Betreffende innerlich motiviert und bereit dazu ist.

Jede nächste Stufe ist uns verschlossen, bis wir reif genug sind, ihren Wert zu erkennen. Vielleicht gelangen viele niemals über das "Sommerland" hinaus. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass jeder irgendwann eine höhere Ebene erreicht. Diese Phasen - das Dasein im "Sommerland" bzw. im "Winterland", das erste Himmelreich und die Urteilsfindung - bilden die astrale Welt des Bewußtseins. Jeder von uns beginnt zu lernen, dass er sich von Vergangenem lösen muß, um die Freiheit zu erlangen, sich den geistigen Aspekten seines Ichs zu widmen.

Die Erfahrung, die uns daraufhin erwartet, ist der sogenannte "zweite Tod". Nun muß jeder allmählich bereit sein, alles bisher Errungene abzustreifen, so wie er vormals seine Körperhülle auf der Erde zurückließ. Wir erkennen, dass unsere Wünsche in der Astralwelt - sosehr sie auf Kameradschaft, Güte und selbstlose Liebe ausgerichtet waren - größtenteils doch nur wieder auf eigennützigen Motiven beruhten: Wenn wir anderen Liebe entgegenbrachten, so taten wir das letztlich zu unserem eigenen Besten. Bei unserem "zweiten Tod" müssen wir daher alle Werte aufgeben, die wir für ehedem edel erachtet haben.

Aus dem Jenseits beschrieb Conan Doyle diese Phase als "furchtbar und wundervoll zugleich" und fügte hinzu, dass man "nach dem zweiten Tod nichts Überflüssiges mehr mit sich herumträgt". Dies traumatische Ergebnis bereitet die lernende Seele, die alle eitlen Anmaßungen entgültig über Bord werfen mußte, auf die nächste Stufe vor. Nun endlich kann man beginnen, sein "wahres Selbst" zu finden und das vollkommende Wesen zu werden, das man schon immer sein wollte.

 

 

Was passiert nach dem Tod?

Zum Leben eines jeden Menschen gehört der Tod. Aber nur wenige Menschen machen sich über diese unanzweifelbare Gewissheit Gedanken oder bereiten sich gar auf den Tod vor.

Was erwartet uns nach dem Tod? Das endlose Nichts? Die ewige Glückseligkeit - das immerwährende Leben? Oder eine unbestimmte, nichtmaterielle Existenz? Für Atheisten und Materialisten ist das Leben ein rein biologischer Ablauf - wenn der Körper stirbt, vergeht auch die Persönlichkeit. Sie verneinen ein Leben nach dem Tod.

Rationalisten weisen häufig darauf hin, dass der Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod lediglich die menschliche Furcht vor dem Sterben und die Angst vor dem Vergessenwerden widerspiegelt. Im Verlauf der Geschichte wurde das Undenkbare von den Menschen entweder tabuisiert oder mit Ritualen und naivem Optimismus umgeben. Materialisten bezeichnen ein solches Verhalten als feige: Jeder vernünftige Mensch müsse zugeben, dass die einzige wirklich sichere Tatsache in diesem Leben die ist, dass wir alle einmal sterben werden. Man muß lernen, diese Tatsache zu akzeptieren und das Leben mit dem Tod als beendet anzusehen.

Nahezu alle Religionen verkünden jedoch, dass wir den physischen Tod in der einen oder anderen Form überleben. Wenn die Materialisten recht haben, erübrigt sich jedes weitere Hinterfragen. Sollte jedoch stimmen, was die Religionen verbreiten, obliegt es jedem einzelnen, sich beizeiten um seine Erlösung zu kümmern. Jeglicher Glaube an ein Leben nach dem Tod beruht auf einer höchsteigenen Überzeugung, und erst im Moment des Todes werden wir vielleicht erfahren, ob sie sich bewahrheitet.

Wenn nun aber keines dieser starren Konzepte zutrifft? Was wäre, wenn irgendein "Etwas" - eine Art Lebensfunke oder eine Spur der menschlichen Persönlichkeit - nach dem Tod weiterbestehen und in eine neue Existenzform übergehen würde? Nicht als Belohnung oder Strafe, sondern einfach einem Naturgesetz folgend? Eine Reihe von Parapsychologen sind heute der Ansicht, dass die vielen bisher vorliegenden Hinweise darauf hindeuten, dass nach dem Tod ein Teil der Persönlichkeit weiterbesteht, wenn auch nicht unbedingt für unbegrenzt lange. Bevor dieses "Etwas" irgendwann später vielleicht für immer ausgelöscht wird, bestehen Erinnerungsfragmente und Wesensmerkmale eines Menschen noch eine Weile fort. Dieses Weiterbestehen von Teilen der Persönlichkeit des Verstorbenen ermöglicht den Hinterbliebenden, ihn zu erkennen.

Eine der Haupttätigkeiten der 1882 in London gegründeten "Society for Psychical Research" (SPR-  Gesellschaft für parapsychologische Forschung) ist die objektive Analyse der angeblichen Nachweise dieser Theorie. Diese Gesellschaft wäre wohl kaum ins Leben gerufen worden, wenn sich nicht einige Jahrzehnte zuvor bestimmte Vorfälle ereignet hätten. Diese sind ihrerseits eng verknüpft mit der Emanzipation des Denkens, die man mit der Renaissance eingesetzt hatte.

In den vergangenen Jahrhunderten machte die Wissenschaft ununterbrochen Fortschritte. Durch die neuen Erkenntnisse wurde die materialistische Position gefestigt. und spätestens ab Mitte des 19. Jahrhunderts galt ein "rational denkender Mensch" allgemein als jemand, der sich von den Fesseln des Aberglauben befreit hatte. Fromm-religiöse Menschen fühlten sich dadurch angegriffen und verschlossen sich geflissentlich gegenüber allem, was ihrem Glauben widersprach. Groteskerweise nahmen sie damit genau dieselbe Haltung ein, die selbst heute noch viele Wissenschaftler gewissen paranormalen Vorfällen gegenüber an den Tag legen, trotz der überwältigenden Faktenfülle.

Angesichts dieser rational geprägten Denkhaltung war man intensiv auf der Suche nach einem Glauben, der sich "beweisen" ließ. Als im Haus der Fox-Familie in Hydesville (New York) 1848 Poltergeister umgingen, erregte dies in der Öffentlichkeit enormes Aufsehen. Nun endlich ließ sich "beweisen", dass der Geist den leiblichen Tod überleben kann und die Materialisten mit ihren trostlosen Aussichten im Unrecht waren. Dies war die Geburtsstunde des Spiritismus, einer bedeutenden Bewegung in der modernen, westlichen Welt.

Die Spiritisten glauben an ein Leben nach dem Tod. In vielen Séancen der Spiritisten sollen Geister schwere Tische bewegt, auf Musikinstrumenten gespielt und Objekte herbeigeschafft haben; sollen sich verstorbene Angehörige und Freunde mit ihren Stimmen über Ereignisse unterhalten haben, die nur ihnen oder einem Séance-Mitglied bekannt sein konnten, und manchmal seien sie sogar in materieller Form wie leibhaftig erschienen. Die zeitgenössische Wissenschaft weigerte sich, derlei Phänomene zu untersuchen, während Spiritisten sich wie fundamentalistische Christen in den einfachen Glauben flüchteten, dass Erscheinungen dieser Art ein Machwerk des Teufels darstellten - wenn sie dabei auch nicht gerade vereint maschierten.

 

Objektive Untersuchungen

In dieser von gegensätzlichen Meinungen aufgeladene Atmosphäre wurde das "SPR" ins Leben gerufen. Zu den Gründungsmitgliedern zählte eine Gruppe englischer Intellektueller, die die festgefahrenen Positionen der "Gläubigen" und der "Skeptiker" leid hatten und meinten, es wäre endlich an der Zeit, diese umstrittenen Phänomene einmal unvoreingenommen unter die Lupe zu nehmen. Die seither von der "SPR" und ähnlichen Institutionen in anderen Ländern zusammengetragenen Informationen liefern jedem, den die Frage quält, was wohl nach dem Tod geschieht, ernstzunehmende Anhaltspunkte.

Das enorm umfangreiche seit 1882 gesammelte Material kann in folgende Teilbereiche untergliedert werden: Phantasmen, mediale Kommunikation, Kreuz-Korrespondenz, Kommunikation durch unsichtbare Dritte. "Willkommens"-Trugbilder von Sterbenden, Erlebnisse von "klinisch toten" Patienten, exsomatische Erfahrungen (Verlassen des eigenen Körpers), Tests mit Codewörtern und Zahlenkombinationsschlössern, Erscheinungspakte, Reinkarnations-Nachweise und schließlich elektronische Stimmphänomene. Die erste große Untersuchung der "SPR" war eine großangelegte Fragebogenaktion zum Thema "Halluzinationen". Von den 17 000 eingegangenen Antworten blieben - nachdem alle nur denkbaren Erklärungsmöglichkeiten ausgeschöpft waren - etwa 8 % übrig, die wahre Erscheinungen schilderten.

Diese Berichte wurden von führenden Mitgliedern der "SPR" kritisch untersucht und die Ergebnisse in den Bänden Apparitions of the Living (Erscheinungen von Lebenden) und Human Personality and its Survival (Das Überleben der menschlichen Persönlichkeit) niedergelegt. In ersterem werden verschiedene Erscheinungen von Verstorbenen beschrieben, die bis zu zwölf Stunden nach deren Ableben auftraten. Die Forscher gehen davon aus, dass es sich hier möglichweise um eine Form der Gedankenübertragung zwischen dem gerade Verstorbenen und seinen noch lebenden Angehörigen handelt, die sich vielleicht so lange verzögerte, bis die Bedingungen dafür "stimmten". Selbst dann lassen sich viele dieser Fälle nach wie vor als Nachweis für ein - zumindest vorübergehendes - Weiterleben nach dem Tode einstufen.

Die meisten Parapsychologen, die Phantasmen für erwiesen halten, sind sich darüber einig, dass die Übertragung von Gedanken, Gefühlen und Bildern in visueller wie auch akustischer Form - die man heute in den Bereich der außersinnlichen Wahrnehmungen (ASW) einreiht - eine besonder Fähigkeit des menschlichen Geistes darstellt. Dies scheint bestätigt zu werden durch Berichte von Personen, die behaupten, sie könnten sich kraft ihrer Gedanken außerhalb ihres Körpers versetzen und sich auf eine "Astralreise" zu Freunden begeben. Sie "sehen" dabei nicht nur die Zimmer, in die sie sich "hineindenken", sondern können beispielsweise auch Veränderungen in den Räumen beschreiben, von denen sie nichts gewußt haben können. Oftmals werden sie bei diesen "Besuchen" auch von ihren Freunden selbst wahrgenommen oder von zufällig anwesenden Fremden bis ins Detail beschrieben.

Etwa 6 bis 7 % der im Rahmen der "SPR"-Umfrage ermittelten Phänomene ereigneten sich jedoch erst so lange Zeit nach dem Tod, dass sie  nicht mehr als verzögerte telepathische Kommunikation erklärbar sind. Diese kleine Zahl von Fällen blieb übrig, nachdem man alle denkbaren Erklärungsmöglichkeiten - Trickserei, Übertreibung, verwechselte Identitäten, Träume usw.  - in Erwägung gezogen und verworfen hatte.

Interessanterweise wiesen alle Fälle, die als echte Erscheinungen oder Trugbilder von Toten klassifiziert wurden, bestimmte Gemeinsamkeiten auf. In vielen Fällen gab die Erscheinung Informationen preis, die dem Empfänger bis dahin nicht bekannt waren. In anderen Fällen schienen sie einen ganz bestimmten Zweck zu verfolgen, und in wieder anderen Fällen war die Erscheinung dem Empfänger zunächst unbekannt, bis er den Betreffenden später auf einem Porträt oder auf einer Fotografie wiedererkannte. Oftmals erblickten auch zwei Menschen unabhängig voneinander zum selben Zeitpunkt dieselbe Erscheinung.

Über den Tod hinaus

Viele Parapsychologen sind der Auffassung, dass nur diejenigen Fälle, in denen die Toten aus einem bestimmten Grund nochmals erscheinen, als Beweise für ein - wenn vermutlich auch nur kurzzeitiges - Weiter"leben" nach dem Tod herangezogen werden können. Es wäre auch denkbar, dass der Wunsch des Sterbenden, den Lebenden noch etwas Wichtiges mitzuteilen, so stark ist, dass er so lange über den Tod hinaus andauert, bis der Wunsch erfüllt ist: Dann endlich kann auch der Tote Ruhe finden.

Seit Beginn der Arbeit der "Society for Psychical Research" wurden die Hinweise für ein angebliches Weiterleben nach dem Tod genaustens dokumentiert und untersucht. Einige Wissenschaftler glaubten daran, dass wir nach unserem Ableben weiter existieren, andere nicht. Sicher ist jedoch, dass kein einziger Forscher, der sich mit dieser Thematik beschäftigt hat, rein aufgrund solcher Erscheinungen davon überzeugt war, dass es ein Weiterleben nach dem Tod gibt.

Neben der Untersuchung von Phantasmen widmete sich die "SPR" auch den Aktivitäten von Medien oder, wie sie treffender bezeichnet werden, von Sensitiven. Diese Menschen - in der Mehrzahl Frauen - verfügen über ungewöhnliche parapsychische Fähigkeiten, die auf verschiedenste Weise zum Ausdruck kommen. Je nach der individuellen Begabung unterscheidet man in der Regel zwischen "paragnostischen" und "physikalischen" Sensitiven.

Ein paragnostisch veranlagter Sensitiver vermag sich in Trancezustand zu versetzen, in dem ein "Geistwesen" oder ein "geistiger Führer" durch sie oder ihn spricht, oftmals mit einer völlig anderen Stimme. Manchmal verändert sich auch das Aussehen des Sensitiven. Durch den Sensitiven kann der Geist angeblich noch weitere Geister herbeirufen, die anhand ihrer Stimme, einer bestimmten Gestik oder aufgrund von Informationen identifizierbar sind. Sensitive verfügen häufig über beeindruckende Fähigkeiten wie Hellhören, Hellsehen und andere Formen der außersinnlichen Wahrnehmung. Oft leiten sie während einer Sitzung Botschaften mittels einer Planchette (Schreibbrett) und über automatisches Schreiben weiter.

In unmittelbarer Nähe von einigen Sensitiven kann ein Zuhörer direkt, d.h. ohne selbst in Trance zu sein, Stimmen vernehmen - manchmal sogar in Fremdsprachen. Die Kommunikation mit solchen Erscheinungen verläuft sehr unterschiedlich; vieles ist schlichtweg trivial und überraschend "diesseitig". In den Anfängen des Spiritismus wurde oft darüber gespottet, dass die Geister sich im Jenseits anscheinend im Rauchen und Whiskeytrinken ergehen. Diese irdischen Gelüste stimmen aber mit den Lehren einiger östlicher Religionen überein, die besagen, dass man sich unmittelbar nach dem Tode in einem illusionären Stadium befindet, in dem das Ego in all dem schwelgt, was es sich zu Lebzeiten gewünscht und sich nicht erfüllen konnte.

Andere Botschaften wiederum sind höchst ethischer und literarischer Natur. Bittet man die Geister jedoch um Auskunft darüber, was uns nach dem Tod konkret erwartet, wird meistens erwidert (wohl nicht ganz zu Unrecht), dass sich die spirituelle Existenz nicht beschreiben ließe. Zuweilen zeigt sich der ein oder andere Geist allerdings gesprächiger, und solche Botschaften vermitteln uns ein Bild vom Leben nach dem Tod, das in geradezu unheimlicher Weise mit den Aussagen anderer Geister übereinstimmt.

In Gegenwart sogenannter "physikalischer" Medien ereignen sich - mit oder ohne Trance - häufig psychokinetische Vorfälle, z.B. können laute Klopfzeichen (Raps) zu vernehmen sein. Manchmal scheinen diese Laut Sinn zu geben, als wollten sie eine Botschaft übermitteln. Häufige Erscheinungen sind auch Telekinese (wobei feste Objekte von Geisterhand bewegt werden), Levitation des Sensitiven selbst oder anderer Gegenstände und Materialisation von Geistererscheinungen. Auch musikalische Phänomene sind nicht selten, wobei ein Instrument, ohne berührt zu werden, plötzlich anfängt zu erklingen.

Leider haben sich in der kurzen Geschichte des Spiritismus viele Phänomene als Betrug herausgestellt, aber es gibt nach wie vor überwältigend viele Fälle, die sich jeglicher "rationalen" Erklärung entziehen. Unzählige Tests wurden durchgeführt, um eventuelle Betrüger zu entlarven. Bei einem solcher Tests wurde für eine Séance eine Schale mit geschmolzenem Wachs bereitgestellt. Ein materialisierter Geist tauchte seine Hand hinein, woraufhin das Wachs rasch erstarrte. Anschließend löste sich die Hand wieder in Nichts auf, ließ aber einen unversehrten Wachsabdruck zurück. Für die verblüffenden Zeugen war das ein sicherer Beweis dafür, dass nicht alles Bluff ist und dass mit dem Tod eben doch nicht alles endet. Harry Houdine, der berühmte Entfesselungskünstler und der Schrecken betrügerischer Medien, konnte jedoch beweisen, dass dahinter nichts als ein simpler Trick steckte.

 

 

Der Tod - ein Traum?

Beweise für ein - wie auch immer geartetes - Leben nach dem Tod wurden bisher nicht gefunden. Trotzdem glauben fast alle Menschen hartnäckig an ein Leben "danach". Ist dieser Glaube tatsächlich begründet?

Geht das Dasein wirklich "ohne ein Finale ins Nichts", wie der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche es formuliert hat? Oder wird die vom Leben eingekerkerte Seele durch den Tod endlich erlöst, um mit ihrem Auszug aus dem sterbenden Leib in die Ewigkeit einzugehen? So sah es Platon, und so lehrt es auch das Christentum. Ist der Tod das Ende, oder ist er ein Neubeginn? Zwei Behauptungen stehen sich gegenüber, nichts scheint sie zu verbinden. Wie bei vielen existentiellen Fragen gibt es keinen goldenen Mittelweg. Und es gibt kein sicheres Wissen.

Dass der Körper, also die materielle Existenz stirbt, wird niemand bezweifeln wollen. Und doch gibt es auch in unserem Körper etwas Unsterbliches - es sind die Gene, die wir unseren Kindern weitervererben, und es ist unser Leichnam, der sich wieder in den Kreislauf der Natur eingliedert. Wenn wir vom unendlich langen Bestehen der Erde ausgehen, dann ist der Tod eine eher junge Erscheinung; denn niedrig organisierte Lebewesen, die sich nicht geschlechtlich, sondern durch Teilung fortpflanzen, haben theoretisch das ewige Leben.

Der Mensch kann sich das Nichts nicht vorstellen, es steht jenseits seiner Phantasie. Lehnt er deshalb den Tod als "Finale ins Nichts" so vehemend ab? Tatsächlich glauben ja die meisten Menschen an ein irgendwie geartetes Leben nach dem Tod. Die Religionen haben diesen vagen Vorstellungen eine Form gegeben. Sei es das schattenhafte Dasein in der Unterwelt, die Wiedergeburt oder Reinkarnation in dieser Welt, Himmel, Hölle und Fegefeuer der Christenheit, wo der allmächtige Richter-Gott die Ungerechtigkeiten dieser Welt ausgleicht. Oder ist der Tod ein Traum?

Wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, dann werden wir es ohne die sterbliche Hülle führen müssen, die wir als unseren Körper bezeichnen. Wie können wir uns eine solche Existenz vorstellen? Eine Antwort auf diese Frage finden wir vielleicht im Traum. Wenn wir träumen, sind wir höchst aktiv; wir sehen und hören Dinge, sprechen mit Menschen und bewegen uns, wir denken und wir haben Gefühle. Währenddessen liegt unser Körper im Bett und schläft. Wenn wir träumen verfügen wir also ganz offensichtlich über zwei Körper: der eine, der ruhig im Bett liegt, und der andere, der im Traum lebt und erlebt.

Wir könnten ihn als "Traumkörper" bezeichnen. Dieser Traumkörper wird, wie unser physischer Körper im Wachzustand, innerhalb des Traumes als gegeben hingenommen, er erscheint uns real. Auch wenn er vielleicht gar nicht in unsere gegenwärtige Lebensphase passt - wir träumen uns als Kind, obwohl wir alt sind; wir träumen uns als Gesunder, obwohl wir krank sind. Meist merken wir erst beim Aufwachen, dass wir geträumt haben und dass die Traumwelt nicht unserer physisch-realen Welt entspricht.

Vielleicht können wir uns den Tod als Traum vorstellen, als einen unendlichen Traum, aus dem es kein Erwachen gibt. Denn der physische Körper, in den wir zurückkehren könnten, existiert nicht mehr. In einem solchen Zustand des Todes würden der Traumkörper und auch die von uns erlebte Traumwelt als real erscheinen, obwohl sie nicht physischer Natur sind - genausowenig, wie unsere gewöhnlichen Träume physisch sind.

Manchmal haben wir Hellträume, dann erkennen wir, beispielsweise während eines Alptraumes, dass die erlebten Ereignisse nur ein Traum sind. Manche Menschen haben ziemlich regelmäßig Hellträume und erforschen sie bewußt. Tatsächlich stellen sie fest, dass die Welt, die sie in den Hellträumen erleben, meist realistischer und logischer ist als in den üblichen Träumen und sich manchmal kaum von der alltäglichen im Wachzustand erlebten Welt unterscheidet. Und dennoch sind es Träume, d.h., sie setzen sich über die Zwänge der Realität hinweg.

In Hellträumen kann es vorkommen, dass man seinem eigenen Schlafzimmer einen Besuch abstattet und sich selbst schlafend im Bett vorfindet. Dabei scheint sich das Bewußtsein des Traumkörpers direkt und ausdrücklich als vom physischen Körper getrennt zu empfinden.

Sterbe-Erlebnisse

Das Faszinierende an solchen Erfahrungen im Helltraum ist, dass sie eine erstaunliche Ähnlichkeit mit den außerkörperlichen Erfahrungen aufweisen, die in der Kindheit relativ häufig sind und bei Erwachsenen unter außergewöhnlicher Belastung auftreten können, etwa bei schwerer Krankheit. Manche Menschen haben die Fähigkeit entwickelt, außerkörperliche Erfahrungen (wie auch Hellträume) mehr oder weniger willentlich herbeizuführen. Tatsächlich beobachten Menschen, die sowohl Hellträume als auch außerkörperliche Erfahrungen haben, dass beides fast identisch ist. Das scheint darauf hinzuweisen, dass das in den Träumen erlebte Bewußtseinszentrum - der Traumkörper - und das bei der Astralprojektion vom physischen Körper gelöste Bewußtseinszentrum den gleichen Ursprung haben.

Derartige Erlebnisse könnten in der Tat auf die Art der Existenz nach dem physischen Tod hinweisen. Mehrere Menschen, die kurz vor dem Sterben standen, haben beschrieben, wie sie sich außerhalb ihres eigenen Körpers wiederfanden - beispielsweise von oben auf ihn herabsahen. Denselben außerkörperlichen Zustand, in dem das Bewußtseinszentrum vom physischen Körper getrennt ist, kennen viele von uns aus ihren Hellträumen.

Es gibt keinen logischen Grund dafür, warum dieses "andere" Bewußtseisnzentrum nicht auch nach dem Tod und vom Körper losgelöst weiterleben sollte, selbst nachdem die körperliche Hülle verwest ist. Leider ist die Wissenschaft noch nicht in der Lage, das Wesen dieses außerkörperlichen Bewußtseinszentrums zu erkennen. Aber vielleicht müssen wir ganz einfach akzeptieren, dass nicht alles wissenschaftlicher Erkenntnis zugänglich ist.

Angenommen, dies passiert, welches Leben wäre dann nach dem Tod möglich? Wieder ist es das individuelle Erleben der nichtkörperlichen Traumwelt, das uns weiterhilft. Die Art und der Inhalt unserer Träume werden von unseren Erinnerungen, Hoffnungen, Ängsten, Sehnsüchten und Überzeugungen bestimmt - kurzum von unserer ganzen Persönlichkeit, einschließlich des Unterbewußtseins. Es gibt durchaus Hinweise darauf, dass wir in Träumen empfänglicher sind als sonst für die telepathischen Einflüsse anderer sowie für präkognitive Visionen von der Zukunft. Genauso wie unsere Träume die Persönlichkeit widerspiegeln und von den Handlungen und Überzeugungen des Wachzustandes bestimmt werden, könnte die Welt, in der wir nach dem Tod eintreten, von dem geprägt sein, was wir zu Lebzeiten getan und geglaubt haben. Einige Menschen erfahren vielleicht eine traumartige Fortsetzung ihres irdischen Lebens. Andere erleben die fantastischsten Abenteuer. Wieder andere leiden unter sich ständig wiederholenden Alpträumen und sind in einer Art Hölle gefangen, die ihr eigenes Bewußtsein geschaffen hat. Oder sie finden sich in einer Art Paradies, das sie durch ihre eigenen Erwartungen herbeigerufen haben.

Aus dem Jenseits

Wenn die Vorstellungskraft das Leben nach dem Tod bestimmt, so muss das nicht heißen, dass es auf eine persönliche Phantasiewelt beschränkt sein wird, in der man nicht mit anderen kommunizieren kann. Obwohl aufgrund des Fehlens eines materiellen Körpers die Kommunikation über die Sinne ausgeschlossen ist, könnte es doch telepathische Kontakte geben - sowohl zwischen den Verstorbenen als auch zwischen den Toten und den Lebenden.

Einige der von spiritistischen Medien mitgehörten Gespräche "von der anderen Seite" könnten dazu zählen. Vorstellbar ist auch, dass das nichtsterbliche Bewußtsein wieder in einen materiellen Körper eintritt und dort gleichsam erneut in einer physischen Welt erwacht. Diese Übernahme des Körpers einer lebenden Person würde dem entsprechen, was man landläufig als "Besessenheit" bezeichnet. Tritt das Bewußtsein eines toten Körpers jedoch in Verbindung mit einem Embryo oder einem Neugeborenen, wäre dies mit einem Vorgang gleichzusetzen, den viele religiöse Menschen als Reinkarnation ansehen. Darüber hinaus wäre es denkbar, dass das traumartige Bewußtsein nach dem Tod für geistige Einflüsse empfänglich wird, die sich dem menschlichen Verstand und seiner Vorstellungskraft entziehen.

Dies alles ist natürlich reine Spekulation. Wir können es erst erleben, wenn wir sterben. Doch selbst dann ist es unwahrscheinlich, dass wir einen objektiven Eindruck unabhängig von unseren Überzeugungen und Erwartungen erhalten. Denn das, was mit uns passiert, scheint aller Wahrscheinlichkeit nach von unserer eigenen Sicht des Lebens und des Todes abzuhängen. Wenn wir unser Bewußtsein allem Jenseitigen verschließen, verdammen wir uns möglichweise selbst dazu, auf ewig Gefangene unserer Ängste zu sein.

 

 

Leben nach dem Tod

Vermeintliche Mitteilungen aus dem Jenseits deuten darauf hin, dass die Toten ein bewegtes und sinnerfülltes Dasein führen. In vieler Hinsicht sogar "lebendiger" sind als wir.

Wenn der Tod nicht die Persönlichkeit eines Menschen ausgelöscht, sondern eher den Beginn einer Art "Pilgerfahrt" darstellt, wie viele Parapsychologen behaupten, dann sollte man alles daransetzen, diese abenteuerliche Reise zu erforschen. Es heißt, der körperlose Geist begegne geliebten Menschen wieder, die vor ihm gestorben sind, und lebe dann zunächst im "Sommerland" oder im "Winterland" (wie Frederic Myers das Reich nannte), die beide der guten bzw. schlechten gedanklichen Haltung des einzelnen entspringen. Sie bestehen jeweils auf der ideoplastischen Ebene und scheinen dazu zu dienen, den Menschen aus seinem irdischen Kontext zu lösen und in ihm die Sehnsucht nach höheren, geistigen Fähigkeiten zu erwecken. Als erstes aber muss sich der Verstorbene dem Gericht und dem "zweiten Tod" unterziehen. Dabei erkennt er wie in einem Spiegel, wer er einmal war, und wird aller Illusionen über seine Person beraubt. Er erfährt, was er anderen Menschen zugefügt hat, indem er für einen Moment in ihre Haut schlüpfen muss.

Durch diese einerseits zerstörende, andererseits heilsame Erfahrung des "zweiten Todes" "verdient" sich der Geist den Eingang in den zweiten Himmel. Er entdeckt, dass er bei diesem traumatischen Prozess lediglich sein äußeres Selbst verlor, das ihm auf Erden so wesentlich erschienen war. Diese Persönlichkeit (abgeleitet vom lateinischen persona = Maske des Schauspielers) wird abgelegt, und er kommt als sein wirkliches "ungeteiltes Selbst" zum Vorschein.

Seelenverwandtschaft

Sinn des zweiten Himmels ist es offenbar, dem suchenden Geist die Möglichkeit zu Wachstum und Entwicklung zu geben. Dieser Prozess läuft in einem Bereich ab, der in vielen Berichten "das große Schweigen" genannt wird. In dieser Phase löst sich die frühere Identität auf, und man empfindet ein Gefühl großen Friedens. Man weiß nicht mehr, wer oder wo man ist, doch wirkt diese Erfahrung keineswegs "erschreckend", sondern läßt sich etwa mit der Metamorphose einer Raupe zu einem Schmetterling vergleichen.

An diesem Punkt verliert der Geist den Kontakt mit allen Menschen, die er zu Lebzeiten kannte. Dies ist nur eine Durchgangsphase, doch sie scheint für ihn unabdingbar zu sein, um ale Energien auf die neue, unermeßlich weitere Welt zu konzentrieren, der er nun gegenübersteht. Hier finden äußerst bedeutungsvolle Begegnungen mit anderen statt. Männern wie Frauen, zu denen er eine tiefe geistige Verbindung und eine enge Vertrautheit empfindet. Wie es heißt, gleicht dies einem Wiedersehen mit alten Freunden, mit denen man wichtige Erfahrungen teilt. Die Geister auf dieser Ebene sind in der Tat alte Freunde, doch aus Beziehungen, die im Laufe vieler Leben entstanden. Diese Tatsache ist sehr wichtig, um das Wesen des Lebens nach dem Tod zu verstehen. Mit diesen Freunden aus früheren Zeiten lebt der Geist alte Erinnerungen erneut durch, zu denen seine unmittelbar vergangene Persönlichkeit keinen Zugang hatte. Zusammen wiederholen sie gemeinsame vergangene Erlebnisse, und dabei erkennen sie allmählich, dass ein klares Ziel und eine Bedeutung aus den scheinbar unvereinbaren und bruchstückhaften Persönlichkeiten erwachsen, die sie in der Vergangenheit im Verlaufe zahleicher Wiedergeburten angenommen hatten.

Hier erkennen sie, dass ihr Leben keineswegs zufällig ist, sondern Teil eines sinnvollen Ganzen, das noch vollendet werden muss. Jedes Leben ist ein Schritt zur Erkenntnis des sogenannten "Kausalkörpers" und ein steter Annäherungsprozess. Dieser "Kausalkörper" birgt in sich die Samen aller früheren Leben, aber auch Hinweise darauf, was in zukünftigen Inkarnationen kommen wird. Der zweite Himmel ist Rückblick und Vorausschau zugleich - eine Ebene der Einsicht in die Vergangenheit wie Zukunft.

Die verstorbene anglikanische Nonne Frances Banks soll aus dem Jenseits mitgeteilt haben: "Dies ist die erste Stufe auf einer Reise ins Licht, bei der die überlebende Wesenheit langsam mit der ganzen Seele wiedervereint wird." Nun sieht man sein früheres Erdenleben aus der richtigen Perspektive - als winziger Bruchteil eines weitaus umfassenderen Plans. Laut dieser Theorie ist das vergangene Leben nur das jüngste Kapitel eines dicken Buches, dessen Handlung viele irdische Jahrhunderte umfassen kann. Sobald der Geist das Panorama seiner Leben zu überschauen beginnt, erkennt er unweigerlich, dass vieles in seinem letzten Leben die direkte Folge seines Handelns in anderen, früheren Inkarnationen war.

Die meisten Geister durchleben angeblich zahlreiche Inkarnationen, denn nahezu jeder bedarf vieler Schicksale, um alle notwendigen Lektionen zu erlernen. Wie Frances Banks sagte: "Noch ist es eine Fortsetzung, eine Abfolge, die eindeutig ein roter Faden durchzieht." Diese Bereicherung der Seele durch die Enthüllung der Vergangenheit ist die erste Stufe in dem Prozess der Neubewertung, der sich im zweiten Himmel vollzieht. Es folgen zwei weitere wichtige Stufen.

Die erste umfasst Ratschläge weiserer Wesen über den Umgang mit dem künftigen Erdenleben. Die zweite Stufe erhellt die wahre Natur der Beziehungen des Geistes mit seinen Mitmenschen, den "alten Freunden", mit denen er gerade wiedervereint wurde. Irdische Familienmitglieder mögen sich geistig nahestehen oder einfach nur genetisch verwandt sein, ihre spirituelle "Familie" aber liegt anderswo.

Das Leben geht weiter

Wenn diese Behauptungen über die Bedingungen eines Lebens nach dem Tod - und damit über den Sinn des Lebens selbst - stimmen, dann können wir unser individuelles Leben auf Erden in die richtige Perspektive bringen. Zwar scheinen diese Berichte im Grunde dem herkömmlichen christlichen Glauben an Fegefeuer, Hölle und Himmel zu entsprechen, doch die in etwa vergleichbaren Stadien stellen keine abschließende Strafe oder Belohnung für ein einziges Erdenleben dar, sondern Stadien einer kontinuierlichen Entwicklung. Jeder muss die Teile seines Selbst erlösen. Im zweiten Himmel lernt der Geist, dass es weitere Stufen der Glückseligkeit gibt, die er aber noch nicht vollziehen kann.

 

 

Mysteriöse Erinnerungen

Während jene im Westen Lebenden dazu neigen, an ein Leben nach dem Tod im Paradies zu glauben, konzentrieren sich die östlichen Religionen mehr auf die Idee der Wiedergeburt - die Erneuerung der alten Seelen in neuen Körpern. Einige Leute können sich frühere Leben unter Hypnose ins Bewußtsein rufen, während andere eigenartige visionäre Erfahrungen haben, in welchen sie scheinbar zwischen vergangene und zukünftige Leben hin und her wechseln.

Unter Hypnose vermögen sich manche Menschen an erstaunliche Einzelheiten aus früheren Leben zu erinnern. Vielleicht sind es nur Phantasien - aber wie kann man dann authentische Informationen erklären?

Der berühmte Fall Bridey Murphy aus den 50er Jahren gilt für die Forschung als Paradebeispiel für frühere Inkarnationen. Damals erinnerte sich die 29jährige Amerikanerin Virginia Tighe unter Hypnose daran, dass sie zu Anfang des 19. Jahrhunderts schon einmal gelebt hatte - als Irin mit dem Namen Bridey Murphy. Der Fall erregte sofort großes Aufsehen und stärkte bei vielen die Hoffnung auf Reinkarnation - gerade zu einer Zeit, als in Europa wie in den USA herkömmliche Glaubensvorstellungen in Frage gestellt wurden.

Da bei diesem Fall der Kassettenrecorder eine große Rolle gespielt hatte, bot sich nun offensichtlich jedem, der ein solches Gerät besaß, die Möglichkeit zur Erforschung früherer Leben. Kein Hypnotiseur brauchte lange nach willigen Versuchspersonen zu suchen, die angeblich aus ihren früheren Leben erzählen konnten. Als manche von ihnen dann aber auch noch über ihr Dasein im hohen Alter und zuweilen sogar über ihre zukünftigen Leben plauderten, wurden die Hypnotiseure stutzig. Handelte es sich hier vielleicht doch nur um Trugbilder des Unterbewußtseins - erfunden, um sich wichtig zu machen? Und wenn dem so war, galt dasselbe dann für alle mühsam aufgedeckten Rückerinnerungen? Handelte es sich womöglich nur um eine Mixtur von Gelesenem, Gesehenem und Gehörtem - im Unterbewußtsein gespeichert und unter Hypnose mit großer Überzeugungskraft als Erinnerungen an frühe Inkarnationen präsentiert (Kryptomnesie)?

1956 machte sich Dr. Edwin S. Zolik von der amerikanischen Universität Marquette daran, dieser Sache auf den Grund zu gehen. Er überlegte sich ein zweistufiges Experiment, an dem ein Student freiwillig teilnahm, den er "Jamie O´Toole" nannte.

In der ersten Sitzung wurde Jamie schrittweise bis zu seinem dritten Geburtstag zurückgeführt. Dann wurde er aufgefordert: "Gehe nun zurück in die Zeit, bevor du Jamie O´Toole warst, und erzähle, wer du damals warst und was du tatest." Nach einer Weile berichtete Jamie, dass er als Brian O´Malley im Jahre 1850 geboren wurde. Er lebte in Cork und war Offizier des irischen Garderegiments. Er war nicht verheiratet, hatte aber eine Freundin, "eigentlich viele verschiedene, aber nicht zur selben Zeit .... ausnehmend hübsche Mädchen, Französinnen und Irinnen". Er starb mit 42 Jahren bei einem Reitunfall.

Einge Tage später fand die zweite Sitzung statt, in der die Versuchsperson im Wachzustand gefragt wurde: "Weißt du, wer Brian O´Malley ist?" Erst war Jamie kurz verwirrt, aber dann erinnerte er sich bis ins Detail an alles, worüber er bei der ersten Sitzung berichtet hatte. Als nächstes fragte man ihn, wo der Name Brian O´Malley herstamme und ob er ihn vielleicht aus einem Buch oder aus einem Film kenne. Jamie konnte sich an nichts dergleichen erinnern.

Dann wollte Zolik wissen, ob Jamie die Geschichte von den Eltern gehört hatte. Darauf kam die prompte Antwort: "Ja, ja .... genau, mein Großvater - von meinem Großvater." auf die simple Frage "Kannst du mir die Geschichte erzählen?" kam dann folgende Antwort: " .....nicht Brian. Sein Name ist Timothy O´Malley .... Timothy O´Malley war ein englischer Soldat .... ja, jetzt erinnere ich mich. Er und mein Großvater waren zusammen im Krieg. O´Malley war Ire. Großvater und er kämpften gegeneinander. O´Malley wurde getötet - er kam bei einem Reitunfall ums Leben .... ja, Großvater kämpfte und verletzte ihn .... ich glaube, O´Malley war daran schuld, dass Großvater aus Irland vertrieben wurde ... Großvater haßte ihn."

Hier brach Jamie ab. Nach einer Weile wurde die Sitzung fortgesetzt, und auf die Frage, ob der Großvater auch O´Malleys Freundin erwähnt habe, sagte er: "Er hielt O´Malley für einen Gauner" - keine definitive Aussage, aber vage genug, um aus O´Malley einen Schürzenjäger zu machen. Aus weiteren Antworten ging hervor, dass Jamie diese Erzählungen als kleiner Junge auf der Farm seines Großvaters mitbekommen hatte.

Der finnische Psychiater Dr. Reima Kampman hingegen verbrachte Jahre damit, den krypomnetischen Ursprung von Erzählungen aus angeblichen früheren Leben systematisch nachzuspüren. Er begann seine Arbeit in den 60er Jahren an der psychologischen Fakultät der Universität von Oulu in Nordwestfinnland. Als Versuchspersonen meldeten sich freiwillig zahlreiche Schüler aus Gymnasien der Stadt. Wer für Hypnose empfänglich war, wurde für eine nähere Untersuchung ausgewählt. Kampman fand heraus, dass es realtiv einfach war, jemanden zu Schilderungen aus einem früheren Leben zu bewegen. Er mußte die Versuchsperson lediglich auffordern: "Gehe zurück in die Zeit vor deiner Geburt, als du ein anderer warst und woanders gelebt hast."

In einem Fall erzählte ein 15jähriges Mädchen aus ihrer früheren Inkarnation im Jahre 1780, als sie Malina Bostojevski hieß. Damals herrschte Krieg, und sie berichtete von Unglücksfällen und Katastrophen.

Sieben Jahre später erinnerte sich dasselbe Mädchen noch an eine Reihe weiterer früherer Leben. In einem davon war sie ein 7jähriger Junge, dessen Vater Altmatov als Kapitän den kirgisischen See Issyk-kul befuhr. Der Junge fristete ein einsames Dasein und sah seinen Vater nur selten, obwohl er sich sehr nach ihm sehnte. Er wurde immer betrübter und beneidete schließlich die Fische, die frei im See herumschwimmen konnten. Wenn er doch nur ein Fisch wäre, dachte er, dann könnte er mit seinem Vater zusammen sein. Und eines Tages phantasierte er, er sei wirklich ein Fisch, sprang ins Wasser - und ertrank. Im Wachzustand konnte sich das Mädchenn weder an den Jungen noch an den See oder an den Vater erinnern. Bei einer weiteren Sitzung wurde sie gefragt, wann sie von der Geschichte von dem traurigen kleinen Jungen zum ersten Mal gehört hatte. Prompt nannte sie den Titel eines Romans, der genau das beschrieb was das Mädchen berichtete. Der Autor dieses Buches hieß bezeichnenderweise Altmatov ....

Höchst verblüffend waren auch die acht früheren Inkarnationen einer 19jährigen Studentin, die zunächst im alten Babylonien lebte, dann in der chinesischen Stadt Nanking, danach in England, Norwegen, Paris, wieder England und schließlich im alten Russland. Als Engländerin im 13. Jahrhundert trug sie den Namen Dorothy und war die Tochter eines Gastwirtes. Zu aller Erstaunen gab sie unter Hypnose in mittelalterlichem Englisch ein Lied zum besten. Später konnte sich die junge Frau allerdings nicht im entferntesten an Text oder Melodie erinnern. Des Rätsels Lösung kam bei einer weiteren Sitzung zum Vorschein. Man forderte sie auf, sich in eine Zeit zurückzuversetzen, in der sie dieses Lied möglicherweise schon einmal gehört hatte. Daraufhin erinnerte sie sich, dass sie in ihrem jetzigen Leben im Alter von 13 Jahren in der elterlichen Bibliothek einmal zufällig in einem Buch herumgeblättert hatte. Verblüffenderweise vermochte sie nicht nur den Titel zu nennen, sondern auch die Stelle, wo sie auf das Lied gestoßen war. Es handelte sich um die finnische Übersetzung der Musikgeschichte von Benjamin Britten und Imogen Holst; tatsächlich fand man in diesem Werk den Kanon Sumer is icumen, dessen Text in mittelalterlichem Englisch abgefasst war.

In einem anderen Leben hieß sie Karin Bergstrom und war bei einem Luftangriff 1939 ums Leben gekommen. Sie konnte nicht nur Ort und Straße nennen, wo sie damals gewohnt hatte, sondern auch die Namen und Berufe ihrer früheren Eltern. Nachforschungen ergaben, dass zu dem genannten Datum tatsächlich ein Luftangriff stattgefunden hatte und das besagte Haus dabei zerstört wurde. In den einschlägigen Meldelisten tauchte der Name Bergstrom jedoch nicht auf. Bei der nächsten Sitzung wurde das Mädchen gefragt, wann sie von den Bergstroms und dem Bombenangriff zum ersten Mal gehört hatte. Daraufhin wurde sie in ihre Kindheit zurückversetzt, wo sie eines Tages in einem Buch herumgeschmökert hatte. Es enthielt Bilder von zerbombten Häusern und Schilderungen vom Leben der Menschen im Krieg. Auch das Datum des Luftangriffes war angegeben, und auf einem der Fotos von den Opfern dieses Angriffs waren eine Mutter und ihre 7jährige Tochter abgebildet. Auch dieses "frühere Leben" betand also lediglich aus bruchstückhaften Eindrücken aus einem Buch.

Eine Fülle weiterer Resultate dieser Art führte Kampman zu folgender Schlußfolgerung: "Die Erlebnisse der aktuellen Persönlichkeit spiegeln sich in Sekundär-Persönlichkeiten wider - das gilt für realistische Details ebenso wie für emotionale Erfahrungen. Die Tatsache, dass sich ein mittelalterlicher Liedtext schon beim ziellosen Durchblättern eines Buches offenbar fest im Unterbewußtsein eines 13jährigen Kindes verankern kann, ist ein Paradebeispiel dafür, dass unser Gehirn selbst winzigste Einzelheiten zu speichern vermag, ohne dass wir dessen bewußt sind, und dass man solche Informationen unter Hypnose zutage fördern kann."

 

 

Speicher des Unterbewußtseins

Manche Menschen verfügen über die bemerkenswerte Gabe, anschaulich und detailliert aus ihren früheren Leben zu erzählen. Allzuoft stellt sich aber dann heraus, dass sie nur Gesehenes oder Gehörtes wiedergeben (siehe hierzu auch "Mysteriöse Erinnerungen")

Das Unterbewußtsein kann man sich als ein riesiges Lagerhaus vorstellen, in dem in wildem Durcheinander Informationen gespeichert sind. Diese Informationen stammen aus Büchern und Zeitschriften, aus Vorlesungen, Fernsehen usw. In der Regel sind die meisten dieser Wissensfragmente nicht mehr aufrufbar. Unter bestimmten Umständen können sie aber spontan wiederbelebt werden.

Manche davon bezeichnet man als Kryptomnesien - das sind Erinnerungen unterhalb der Bewußtseinsschwelle, deren Herkunft gänzlich in Vergessenheit geraten ist. So kann es geschehen, dass man etwas bereits Erlebtes als vollkommen neu empfindet. Helen Keller - Mitte des 19. Jahrhunderts blind und stumm geboren - gilt als Opfer einer solchen Kryptomnesie. 1892 verfasste sie eine reizende kleine Erzählung mit dem Titel The Frost King (Der Frostkönig). Sie wurde publiziert und hoch gelobt - bis sich nach einigen Monaten herausstellte, dass es sich um eine leicht abgewandelte Fassung der Erzählung The Frost Fairies (Die Frostelfen) von Margaret Canby handelte, die 29 Jahre zuvor erschienen war. Helen konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, jemals von dieser Geschichte gehört zu haben, aber dann fand man heraus, dass ihr ein Freund 1888 aus Canbys Werken vorgelesen hatte - darunter auch The Frost Fairies. Helen Keller war vollkommen niedergeschmettert.

"Alle Freude verließ mein Herz. Ich hatte Schande über mich selbst gebracht .... Wie konnte das nur geschehen? Ich zerbrach mir den Kopf, was ich über Frost gelesen hatte, bevor ich meine Geschichte schrieb, aber ich konnte mich beim besten Willen nicht erinnern."

Ähnlich verhielt es sich auch mit einer ganzen Reihe von Werken automatischen Schreibens - angeblich nach dem "Diktat" Verstorbener entstanden -, die letztlich doch nur bereits veröffentlichtes wiedergaben. So behaupteten in den 20er Jahren zwei Sensitive, der verstorbene Oscar Wilde würde ihnen aus dem Jenseits neue Werke diktieren, die sich dann aber als Plagiate (geistiger Diebstahl) aus verschiedenen seiner bekannten Werke entpuppten.

Unwiderlegbare Beweise?

Derlei unbewußte Plagiate sind verblüffend, aber noch erstaunlicher sind die lebhaften Erinnerungen an frühere Leben, die unter Hypnose oder Trance zum Vorschein kommen. Die einen tun das als klaren Fall von Kryptomnesie ab, während sich andere durch die reiche Fülle oftmals auch obskurer Einzelheiten beeindrucken lassen. Um die Jahrhundertwende gab es zwei klassische Fälle von Kryptomnesie, die uns bis heute Respekt abnötigen. In einem davon ging es um das Schweizer Medium Hélène Smith.

Hélène wurde von Theodore Flournoy untersucht, Professor für Psychologie an der Genfer Universität. Die wichtigsten Ergebnisse veröffentlichte er in seinem Werk From India to the Planet Mars (Von Indien zum Planeten Mars), indem er Hélènes angebliche frühere Existenz als Marie-Antoinette von Frankreich darlegt. Noch früher, im 15. Jahrhundert, will sie die Gemahlin des Hindu-Prinzen Sivrouka Nayaka gewesen sein. Ihre Erinnerungen an Indien waren reich ausgeschmückt mit Beschreibungen von Zeremonien und Palästen. Sie komplizierte ihre Geschichte noch dadurch, dass sie behauptete, Flournoy sei ebenfalls dort gewesen - als ihr Ehemann.

Später stellte sich dann heraus, dass Hélènes merkwürdige Indien-Erinnerungen aus einer Geschichte von de Marles stammten, die 1923 erschienen war. Den wahren Beweis für ihre Fähigkeit, subliminale Erinnerungen auszugraben und neu zu strukturieren, lieferte sie mit der Schilderung ihrer Beziehung zu einem Marsmenschen. In ihrer "Mars-Phase" füllte Hélène ein kleines Album mit exotischen Zeichnungen von marsianischen Landschaften, Häusern, Menschen und Pflanzen - alles mit einem Hauch kindlicher Phantasie und leicht orientalisch anmutend.

Wesentlich beeindruckender war die Mars-Sprache, die sie fließend sprach und schrieb. Flournoy konnte jedoch nachweisen, dass die Laute dieses "Marsianisch" nur ein geschickt verändertes Französisch und die unbeholfene Grammatik eine Parodie auf Hélènes Muttersprache waren. Lediglich das Vokabular war ihre eigene Erfindung. Wie auch immer, die Beherrschung dieser Mars-Sprache setzte eine wahrhaft verblüffende Denk- und Erinnerungsleistung voraus, denn Hélène gebrauchte sie mit bemerkenswerter Konsequenz. Und all das entsprang offenbar allein ihrem Unterbewußtsein.

1906 behauptete die Pfarrerstochter Miss C., mit der verstorbenen Blanche Poynings in Kontakt zu stehen, die zur Zeit der Herrschaft von Richard II. gelebt hatte. Unter Hypnose berichtete sie aus Blanches Leben. Blanche war anscheinend mit der Gräfin von Salisbury befreundet gewesen und entpuppte sich als schwatzhafte Klatschtante. Sie plauderte nicht nur Einzelheiten über die Liebesaffären der Gräfin aus, sondern nannte zudem die Namen ihrer zwei Ehemänner, ihrer Kinder und der angeheirateten Verwandtschaft. Ebenso enthüllte sie zahlreiche Einzelheiten über ihre eigenen vier Ehen und ihr Leben am Hof.

Detailliert und anschaulich

Auch über alltägliche Dinge ließ sich Blanche aus, wie z.B. über die damalige Mode. Sie selbst trug angeblich häufig "ein hermelingesäumtes Seidenbrokatgewand und eine spitze Hermelinkappe". Unter anderem erzählte sie von den drei Brotarten, die von den verschiedenen Gesellschaftsständen gegessen wurden. Kurz und gut, Blanche lieferte ein buntes Lebenspanorama des 14. Jahrhunderts. Außerhalb des Trancezustandes erinnerte sich Miss C. allerdings an nichts mehr davon.

Diese Séancen stellten Lowes Dickinson von der britischen "Gesellschaft für Parapsychologie" (SPR) vor ein großes Rätsel. Bei der Überprüfung all der Namen, Beziehungen und Ereignisse stellte er überraschend fest, dass sie nahezu alle stimmten, denn "über manche der Fakten, die sie nannte, würde nicht einmal ein Student Bescheid wissen, der sich intensiv mit dieser Epoche beschäftigt". Die historische Blanche Poynings war eine relativ unbedeutende Person, die von zwei Chronisten lediglich als Kammerzofe der Königin erwähnt wird. Dickinson konnte sich also nur vorstellen, dass Miss C. einmal eine historische Novelle gelesen hatte. Sie konnte sich allerdings nur an eine Novelle erinnern, die von jener Epoche handelte - und diese enthielt nichts von dem, was sie in Trance erzählt hatte.

Seine weiteren Nachforschungen verwirrten Dickinson  nur noch mehr. Es kamen immer mehr Fakten zutage, die Blanches Geschichte bestätigten, wovon einige jedoch auf derart komplizierten Stammbäumen beruhten, dass man sie unmöglich in einem Roman hätte verarbeiten können. Eine Zeitlang hielt er es für möglich, dass Miss C. wirklich in ihrem früheren Leben Blanche Poynings war. Des Rätsels Lösung ergab sich schließlich bei einer Teeparty, die bei Miss C. stattfand. Ihre Tante und ihr Bruder unterhielten sich dabei über Planchettes, die damals sehr beliebt waren (eine Planchette ist ein kleines Brett auf Laufrollen mit einem speziellen Bleistift, mit dem man angeblich Botschaften aus dem Jenseits aufschreiben kann, ohne dass der Stift bewußt geführt wird.)

Dickinson amüsierte sich über die von Miss C. auf diese Weise gezeichneten Gesichter, stellte dann jedoch übliche Fragen. Schließlich fragte er nach Blanche Poynings, woraufhin sich die Dame aus dem 14. Jahrhundert prompt meldete. Nach einigen Fragen und Antworten tauchte unerwartet der Name "E. Holt" auf. Keiner der Anwesenden kannte ihn, aber dann enthüllte die Planchette: "Mrs. Holt .... schrieb ein Buch .... alle Leute sind darin ..... ich bin darin ....Countess Maud [Die Gräfin Maud] von Emily Holt." Und da fiel es Miss C. plötzlich wieder ein: Sie hatte einmal ein Buch dieses Titels gelesen, was ihre Tante bestätigte. Aber keine von beiden konnte sich an den Inhalt erinnern - nicht einmal, in welcher Zeit es spielte.

Es fand also eine letzte Hypnosesitzung statt, in der Miss C. in ihre Kindheit zurückversetzt wurde. Als man sie nach ihrer Tante fragte, die ihr das Buch vorgelesen hatte, konnte sie das Titelbild und die Hauptperson beschreiben. "Ich blätterte die Seiten durch. Ich habe kaum etwas gelesen, weil es langweilig war. Blanche Poynings kam darin vor, nichts Besonderes."

Dickinson nahm den Roman sorgfältig unter die Lupe und stellte fest, dass - bis auf unbedeutende Ausnahmen - jede Person und fast alle Details mit den Erzählungen aus den Hypnosesitzungen übereinstimmten. Allerdings hatte Miss C. Blanche bedeutender dargestellt, als sie eigentlich war, einige Vorfälle ausgelassen und manches selbst dazuerfunden. Durch geschickte Umstellungen wirkten die Erzählungen so natürlich. Dickinson kam zu dem Schluß:

"Ihr unterbewußtes Ich verfügte über einen erstaunlichen Erfindungreichtum und dramatische Begabung .... Wären wir  nicht zufällig auf die Informationsquelle gestoßen ... hätten Miss C.s Besuche in einer anderen Epoche und ihre Unterhaltungen mit den Menschen dort vielleicht als denkbar gegolten. Nun jedoch ist alles in Mißkredit gebracht - insbesondere die detaillierten Schilderungen, mit denen Miss C.s Unterbewußtsein so reich bedachte."

Viele der genealogischen Informationen, die Dickinson so beeindruckt hatten, fanden sich übrigens nicht in dem Haupttext des Romans, sondern in seinem außergewöhnlich ausführlichen Anhang. Als Miss C. unter Hypnose gefragt wurde, ob sie diesen Anhang jemals gelesen hatte, verneinte sie das; auch ihre Tante will diesen Teil nie vorgelesen haben. Vergleicht man jedoch den Anhang mit "Blanche Poynings´ Berichten", dann kann dies nicht stimmen ... was wieder einmal beweist, dass Aussagen, die unter Hypnose erfolgen,  mit größter Skepsis zu behandeln sind.

 

 

Zeitreisen/Zeitsprünge

Menschen, die Visionen aus der Vergangenheit oder Zukunft erleben, bleiben dabei im allgemeinen passive Beobachter. In einigen Fällen wurde der Zeitreisende jedoch in das Geschehen mit einbezogen. Die Zeit ist eine Art Einbahnstraße, die uns eine Rückkehr in die Vergangenheit verwährt. Trotzdem scheint es viele Fälle zu geben, in denen Menschen in die Vergangenheit zurückgesprungen sind bzw. ein paar genaue Eindrücke von der Zukunft erhaschen konnten.

Die meisten Zeitreisen sind einseitig angelegt: Die Person merkt, dass sie Menschen oder Ereignisse der Vergangenheit oder Zukunft beobachtet, während sie selbst unsichtbar oder abseits des Geschehens bleibt. Es kommt jedoch vor, dass der Beobachter aus unserer Zeit mit den Menschen in der Vergangenheit oder Zukunft in Wechselwirkung tritt, wobei sich jeder des anderen bewußt wird.

Ein derartiges Erlebnis wird von einem pensionierten leitenden Polizeibeamten geschildert und betraf das Herrenhaus Littlecote Manor in der Grafschaft Wiltshire im Südwesten Englands, in dem verschiedene Geister umgehen sollen. Eines Tages war der Polizeibeamte wegen eines Einbruchs nach Littlecote gerufen worden. Der Verwalter S. berichtete ihm von einer Begegnung, die weit mehr als bloßer Spuk zu sein schien.

Er war vor einiger Zeit die lange Galerie des Hauses entlanggegangen, als er einen Soldaten Cromwells aus dem 17. Jahrhundert auf einem Stuhl beim Fenster sitzen sah. Da Littlecote tasächlich einmal von Cromwells Revolutionsarmee besetzt gewesens war, zeigte sich Mr. S. über die Apparition (= Erscheinung, Geist) nicht besonders überrascht oder verängstigt. Was ihn jedoch erstaunte, war der Umstand, dass der Soldat den Kopf wandte und Mr. S. beobachtete, wie dieser sich ihm näherte. Jeder wurde sich der Anwesenheit des anderen bewußt, bevor der Soldat schließlich langsam verschwand.

Bei diesem besonderen Zwischenfall gibt es kein Anzeichen dafür, dass der Soldat bewußt jemanden sah, der sich in einer fremden Zeitzone befand. Doch diese Eigenart wurde bei einer Reihe von "wechselseitigen" Zeitreisen beobachtet. Anfang der 60er Jahre besuchte Mr. B., ein ehemaliger Mitarbeiter des Britischen Museums, einen Ort im Nordosten des Neuenburger Sees in der Schweiz. Ihn begleitete ein befreundetes amerikanisches Ehepaar, Dr, Charles Muses, ein bekannter Parapsychologe und Autor, und dessen Frau. Das Dorf war an der Stelle einer ehemaligen römischen Stadt erbaut, wovon bis heute die Überreste eines römischen Amphitheaters Zeugnis ablegen.

Die Besucher gingen zuerst in die Arena und überquerten einen Weg, um zum Theater zu gelangen. Ein Großteil der Bühne wie auch einige der nach oben ansteigenden Sitzreihen waren erhalten. Nach der Besichtigung der Bühne gingen die drei Freunde dann in die Orchestra hinab (der halbkreisförmige Platz vor der antiken Bühne, wo der Chor sang und tanzte). Dann trennten sie sich, und Mr. B. kehrte zur Bühne zurück. Seine Freunde stiegen zu den oberen Sitzreihen hinauf, um die Akustik zu überprüfen: Mr. B. sprach mit "normaler Vorlesungsstimme", wie er es nannte, und seine Freunde, ganz hinten im Auditorium, konnten ihn ausgezeichnet hören. Danach stieg Mr. B. wieder hinunter in die Orchestra - geradewegs hinein in eine äußerst bemerkenswerte Zeitverschiebung.

Plötzlich fand er sich im völlig unbeschädigten Amphitheater wieder. Menschen strömten herein und nahmen ihre Plätze ein. Und obwohl es Mr. B. im Augenblick des Erlebens nicht auffiel, meinte er doch später, dass sein Sichtfeld "enger als im wirklichen Leben" gewesen war. In einer oberen Sitzreihe (die, wie sich bei der späteren Untersuchung ergab, gar nicht mehr vorhanden ist) sah er eine Gruppe junger Römerinnen stehen, in ihrer Mitte ein hübsches Mädchen im gelben Kleid. Im gleichen Augenblick, als Mr. B. sie bemerkte, sah sie ebenfalls in seine Richtung, und ihre Blicke trafen sich. Sie schien von dem ,was sie sah, schockiert zu sein. Aufgeregt wollte sie die Aufmerksamkeit ihrer Begleiterinnen auf die "fremde Erscheinung" lenken und zeigte mehrere Sekunden direkt auf Mr. B. Ihre Freundinnen konnten ihn aber offensichtlich nicht sehen.

Dann betrat ein junger Mann mit einer Kithara (einer antiken Laute, Musikinstrument) die Bühne und begann zu spielen. Die ersten Klänge erreichten Mr. B. noch sehr schwach, dann verschwand die Vision, und die seltsame Begegnung war vorbei. "Ich nehme an", schrieb er später in einem Brief, "ich gehöre zu den Menschen, die vor etwa 1 700 Jahren dieses Theater besuchten. Genau das ist meine Erinnerung an dieses Ereignis. Ein wirkliches zweiseitiges Erkennen zweier Personen in zwei Zeiten. Wie merkwürdig muss ich für das römische Mädchen ausgesehen haben."

Antike Visionen

Ein weiterer Zwischenfall ereignete sich Anfang der 50er Jahre in den Ruinen des römischen Verulamium (heute Saint Albans) in Hertfordshire, England. Mr. B. besuchte die Ruinen in Begleitung zweier Hochschullehrer. Die drei Männer lehnten sich gegen einen Holzzaun bei den zerfallen Mauern, die einst ein Tor der römischen Stadt gebildet hatten. Plötzlich entstand das Tor vor den Augen von Mr. B. wieder neu, und die Zufahrtsstraße schien in einen langen Tunnel zu führen. Daraus kam ein kleiner weißer Wagen hervor, der von zwei walisischen Pferden gezogen wurde. Der Wagenlenker, ein junger Mann in einer Tunkia aus einem ungewöhnlichen, feingewebten Material, trieb sie mit der Peitsche an.

Als der Wagen auf gleicher Höhe mit Mr. B. war, sahen ihn die Pferde, die nun scheuten und dem Wagenlenker nicht mehr gehorchten. Der Mann selbst jedoch schien Mr. B. nicht wahrzunehmen. Mr. B. merkte an, dass die Szene (die er deutlich in Farbe erlebte) nur wenige Sekunden dauerte. Dann verblaßte sie, und er fand sich wieder neben dem verfallenen ehemaligen Tor von Verulamium. Während des gesamten Erlebnisses hatte Mr. B. keinerlei Geräusche vernommen. Bei beiden Zeitreisen war seinen Begleitern nichts Ungewöhnliches an ihm aufgefallen. Später sagten sie allerding aus, dass er während der Zwischenfälle irgendwie eigentümlich ausgesehen habe.

Eigentümlich ist kaum das richtige Wort für das, was dem britischen Sensitiven Matthew Manning zustieß. Als Jugendlicher war er lange Zeit von Poltergeistphänomenen betroffen, die erst eingedämmt werden konnten, als man seine Fähigkeit für das automatische Schreiben und Zeichnen entdeckte.

Mannings Eltern hatten in der Nähe von Cambridge ein altes Haus gekauft, das aus denm 18. Jahrhundert stammte. 1971 soll Manning dort mehrmals einem Geist begegnet sein. Das erste Mal traf er die Apparition (ERscheinung) auf der Treppe. Sie schien fest und genauso wirklich wie Manning selbst zu sein. Die Apparition behauptete, Robert Webbe zu sein, dem das Haus einmal gehört hatte. Er entschuldigte sich für den Schrecken, den er Manning versetzt hatte, und erklärte, dass er sich etwas Bewegung verschaffen müsse, da seine Beine schmerzten. Manning sah, dass er sich auf zwei Stöcke stützte.

Das sollte aber nur die erste von vielen Begegnungen mit dem Geist sein. Webbe "lebte" mit den Mannings, zündete Kerzen an, materialisierte Gegenstände wie Bücherseiten, kleine Geschenke und einen Brotlaib und entfernte bisweilen Sachen, die der Familie gehörten und die er in seinem "Safe", wie er es nannte, deponierte. Wie sich herausstellte, war dieser Safe ein Loch unter den Fußbodendielen eines Schlafzimmer, das er Manning zeigte. Dort fand man schließlich die meisten vermißten Gegenstände wieder.

Mit Hilfe des automatischen Schreibens führte Manning seine Unterhaltung mit dem Mann aus dem 18. Jahrhundert fort. Eine erstaunliche Antwort erhielt er von Webbe auf die Frage, ob es einen Geist im Haus gäbe. Webbe verneinte das empört. Wenn es einen gäbe, würde er ihn selbstverständlich fortjagen. Als Manning darauf beharrte, dass seine Familie einen Geist gesehen hatte, antwortete Webbe, dass er dies nicht glaube - Manning wolle ihm wohl Angst einjagen.

Auf Mannings Frage, mit wem er zu sprechen glaube, antwortete Webbe mit der Andeutung, dass auch er ein Problem mit dem Zeitreisen habe: "Manchmal glaube ich, verrückt zu werden. Ich höre eine Stimme in meinem Kopf, die mit mir spricht ... Erzähl das ja niemandem, sonst sperren die mich ein."

Manning erklärte Webbe die wirkliche Situation, dass der alte Mann außerhalb seiner Zeit existierte und der junge Mann echt war. Die Apparition schien verzweifelt und nicht fähig, diese Neuigkeit zu begreifen. Schließlich fand er für sich die Erklärung, dass Manning ein "Dämon von morgen" sein müsse.

Diese seltsame Begegnung trägt Merkmale eines Spukes und einer Zeitreise. Da die Beteiligten miteinander kommunizieren konnten, und jeder darauf bestand, seine Zeit wäre die "richtige", deutet alles auf eine wirkliche Wechselbeziehung von Zeitzonen hin. Ähnliche Vorkommnisse gibt es aus dem kleinen englischen Ort Smarden in Kent zu berichten. Ein junger französischer Kriegsgefangener, der im 19. Jahrhundert lebte, soll im dortigen Gasthaus Chequers Inn noch immer ein aktives "Leben" führen, Gegenstände verstecken und Apporte bewirken. Einmal hat er sogar eine Besucherin berührt und ein Kreuzzeichen auf ihrem Körper hinterlassen. In einem der Schlafzimmer hat man die Apparition eines kleinen, dunkelhaarigen Mannes gesehen, doch kam es zu keiner Kommunikation zwischen ihm und den Bewohnern aus dem 20. Jahrhundert.

 

Verflochtene Zonen

Mit dem "Hausbesitzer Webbe" und dem französischen Leutnant dringt eine Zeitzone der Vergangenheit in die Gegenwart ein, die sich länger und wechselseitiger gestaltet, als das bei Mr. B. der Fall war - oder bei der britischen Familie, die in Deutschland auf Urlaub war und behauptete, die Insassen eines silberfarbenen, zigarrenförmigen Fahrzeuges mit bullaugenähnlichen Fenstern (scheinbar ein Gerät aus der Zukunft) gesehen zu haben und von ihnen gesehen worden zu sein. In einigen Fällen sind es die Menschen des 20. Jahrhunderts, die in eine andere Zeit reisen, in anderen Fällen empfängt unsere Epoche Besucher aus anderen Zeitzonen.

Wie und warum derartige Dinge auftreten, ist noch ein großes Rätsel. Ein Mensch des 20. Jahrhunderts, der in die Zukunft reist, wird von den Menschen der Zukunft sicherlich als Geist der Vergangenheit angesehen. Reist er dagegen in die Vergangenheit, wird er als Vision aus der Zukunft erscheinen. Beide Phänomene lassen auf die Ko-existenz von verschiedenen Zeitzonen schließen. Die interessantesten Fälle sind zweifelsohne diejenigen, bei denen sich die Zeitzonen anscheinend verflechten und die Individuen der verschiedenen Zonen miteinander kommunizieren.

Theorie

Zum Mechanismus der Zeitreisen sind mehrere Theorien aufgestellt worden. So wird die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass Informationen über vergangene oder zukünftige Ereignisse auf (noch) unbekannten elektromagnetischen Wellen "transportiert" werden, die das menschliche Gehirn gelegentlich aufgreift. Hinzu soll eine Art auslösender Faktor kommen, der das Ereignis in Gang setzt. Bei einer Reihe von Fällen hat man auch das völlige Fehlen von Geräuschen über die ganze Zeitreise hinweg registriert. Wenn wir je in der Lage sind, das Phänomen Zeitreise zu verstehen, werden wir möglicherweise auch dem Rätsel des Universums auf die Spur kommen.

Zurück aus der Zukunft

Wäre die Wissenschaft imstande, das Phänomen des Zeitsprungs zu untersuchen, so könnten wir zugleich aufschlußreiche Erkenntnisse über die Natur dessen gewinnen, was wir gemeinhin als Realität bezeichnen.

Für die meisten Menschen gehören Zeitsprünge oder Zeitreisen in den Bereich des "Übernatürlichen". Das "Übernatürliche" als solches kann es indes nicht geben, denn jedes Ereignis, das in unserem Universum stattfindet, ist natürlichen Ursprungs. Selbst wenn sich ein Phänomen mit den bekannten Naturgesetzen nicht erklären läßt, so muss dies daran liegen, dass unser derzeitiges Wissen Lücken aufweist.

Was bei einem Zeitsprung tatsächlich geschieht, ist noch immer nicht ergründet. Wir können also nur das Beweismaterial durchforsten und nach gemeinsamen Nennern und möglichen Bezügen zu den bekannten physikalischen Gesetzmäßigkeiten suchen. Bislang ist bekannt, dass ein "Trigger", ein Auslösefaktor, den Zeitsprung in Gang zu setzen scheint, und zwar meist sehr abrupt. Gewöhnlich stellt sich dabei das Empfinden ein, in zwei Zeitebenen zugleich zu weilen. Ferner hat der Betroffene das Gefühl, in das Geschehen einbezogen zu sein. Es herrschen absolute Geräuschlosigkeit und zuweilen ungewöhnliche Lichtverhältnisse wie etwa "silbriges Licht".

Eine Betroffene berichtete vom "Kribbeln in Armen und Beinen und einem Gefühl, "eingeschaltet" zu werden". Damit kam sie der Wahrheit vielleicht sehr nahe, denn es gibt Hinweise, dass eine Form von elektrischer Aktivität bei vielen paranormalen Erfahrungen eine Rolle spielt.

Der "Trigger" war ein entscheidener Faktor im Fall von Anne May, einer norwegischen Lehrerin. Im Mai 1973 erlebte sie in Clava Cairns, Schottland, einen Zeitsprung, der sie in die ferne Vergangenheit dieser Gegend versetzte. Bezeichnenderweise vollzog sich ihre Reise in die Vergangenheit in dem Augenblick, in dem sie sich gegen einen Steinblock lehnte, so, als sei damit ein Schalter betätigt worden. Mehrere andere Personen verwendeten genau diese Formulierung, um ihre Erfahrung zu beschreiben. Alle Betroffenen betonen auch das unvermittelte Eintreten des Zeitsprungs. Man gewinnt den Eindruck, als berge das Auslöser-Objekt selbst (im Fall von Anne May der Stein) die Kraft, das Ereignis von alleine in Gang zu setzen.

Faszinierende Wellentheorie

Vorausgesetzt, die Zeitsprünge basieren auf einer Übermittlung von Informationen aus der Vergangenheit oder Zukunft in die Gegenwart, dann - so eine äußerst interessante Theorie - müssen diese Informationen bereits irgendwo existieren. Vielleicht sendet jeder einzelne Bestandteil unserer Welt ständig Informationen über sich selbst aus. Und zwar mittels Wellen, die von der Wissenschaft bislang nicht entdeckt werden konnten.

Theoretisch könnten einige dieser Informationen durch Material in der Umgebung empfangen und absorbiert und, wenn geeignete Bedingungen vorliegen, vom Empfänger erneut ausgesendet werden. Jeder Mensch in der Nähe, dessen Gehirn zu diesem Zeitpunkt auf derselben Frequenz wie der "Sender" arbeitet, könnte dann einen akustischen oder optischen Eindruck des vom ersten "Sender" abgegebenen "Wellenmusters" empfangen. Entsprechend sendet vielleicht jeder von uns in Augenblicken starker Erregung Signale aus, die von einem anderen sensiblen Wesen womöglich Jahre später aufgenommen werden.

Was sind das für geheimnisvolle Wellen, die Bilder und Geräusche durch die Zeit transportieren können? Bislang wissen wir es noch nicht. Immerhin ist physikalisch bewiesen, dass alle Objekte Wellen ausstrahlen. Lichtwellen, die uns die Wahrnehmung unserer Umgebung ermöglichen, sind nur ein Beispiel.

Die Zukunft jetzt

 Ein faszinierender Forschungszweig der Physik, den man als Quantenmechanik bezeichnet, geht davon aus, dass sich die Atomelektronen zeitlich ebenso rückwärts wie vorwärts bewegen können. Demnach wäre es denkbar, dass Informationen aus der Zukunft durch irgendeinen uns nicht bekannten Mechanismus in die Gegenwart zurückbewegt werden. Ist dies tatsächlich möglich, dann muss die Zukunft "irgendwo" und in irgendeiner Form bereits existieren. Eventuell tragen also wir selbst in uns, wie auch jede atomare Materie, die Keime unserer eigenen Zukunft. Wäre dies wahr, so müsste unser Leben, sogar die gesamte Menschheitsgeschichte vorherbestimmt und die Zukunft unausweichlich festgelegt sein. Es hat jedoch den Anschein, dass wir unser Schicksal - zumindest gelegentlich - durch Willenskraft beeinflussen und ändern können.

Es liegen mehrere Berichte von Menschen vor, die sich als Akteure in historischen Situationen wiederfanden. Eine Frau, die nahe dem Stadttor Bootham Bar in New York spazierenging, wurde plötzlich in die Vergangenheit zurückversetzt, als ein Sonnenstrahl ein Wappen auf dem mittelalterlichen Stadttor traf. Unvermittelt schwand ihre Wahrnehmung der Gegenwart und sie fand sich inmitten einer mittelalterlichen Szene mit Mühlkarren, Kutschwagen und einer großen Menschenmenge wieder. Berittene Soldaten bahnten einen Weg für eine hochgestellte Persönlichkeit, die ihnen folgte. Dann brach die Sonne durch, und das Bild verschwand vor ihren Augen.

Wieder einmal ist ein Auslösefaktor vorhanden, in diesem Fall der Sonnenstrahl, der plötzlich das Wappen auf dem Stadttor traf, es wäre sogar vorstellbar, dass das Stadttor Bootham Bar selbst die Szene aus der eigenen Vergangenheit "aufgezeichnet" hatte und die besonderen, durch den plötzlichen Sonnenstrahl entstandenen Lichtverhältnisse den "Schalter" für den Zeitsprung betätigten. Wenn dies zuträfe, warum "wählte" Bootham Bar gerade diese Szene aus all den Millionen aufgezeichneter Augenblicke? Und warum erlebte und berichtete diese Szene sonst keiner der Menschen, die sich alle zu diesem Zeitpunkt in der Nähe von Bootham Bar im York des 20. Jahrhunderts aufhielten? Hatte vielleicht gerade diese Szene eine besondere Bedeutung? Oder war das Gehirn dieser Frau als einziges auf der richtigen "Wellenlänge", um die Informationen zu empfangen und sie in Bilder und Geräusche umzusetzen?

Auf gleicher Wellenlänge

Das menschliche Gehirn arbeitet mit elektrischen Impulsen und verwendet dabei mehrere Frequenzen, die jedoch von Mensch zu Mensch individuell verschieden sein können. Es wäre also vorstellbar, dass sich Menschen, die empfänglich für übersinnliche Wahrnehmungen sind, lediglich zufällig auf bestehende Wellenmuster (aus Vergangenheit oder Zukunft) einstellen und ihr Gehirn gerade auf der richtigen Empfangsfrequenz arbeitet. Es ist aber auch eine Tatsache, dass viele rätselhafte Zeitsprungerfahrungen sich als Halluzinationen erklären lassen.

Zeitsprung Versailles - Anne Moberley´s Story ( gekürzt )

Was zwei Engländerinnen bei einem Besuch von Versailles 1901 erlebten, erregte noch Jahre später die Gemüter. Die Damen behaupteten, einen Zeitsprung zurück ins 18. Jahrhundert erlebt zu haben.

Am 10. August des Jahres 1901 verbrachten die beiden englischen Lehrerinnen Miss Anne Moberley, Rektorin des St. Hugh´s College in Oxford, und Miss Eleanor Jourdain, Leiterin einer Mädchenschule in Watford nahe London, ihren Urlaub in Paris. An einem sonnigen Nachmittag beschlossen sie, Versailles zu besichtigen, das beide noch nicht kannten. Beide Frauen interessierten sich für Geschichte und zeigten keinerlei Neigung zu Leichtgläubigkeit und emotionalen Überreaktionen.

Nachdem sie das Schloss besichtigt hatten, ruhten sie sich eine Weile in der Spiegelgalerie aus. Danach brachen sie in Richtung des Petit Trianon auf, jenem Lustschloss, das Ludwig XV. im Park hatte erbauen lassen und das sein Nachfolger, Ludwig XVI., Königin Marie-Antoinette zum Geschenk gemacht hatte. Schließlich gelangten sie zu einem langgestreckten See mit einem Wäldchen und von dort zu einem Gewässer. Von hier aus wanderten sie zu einer breiten grünen Auffahrt, die zum Petit Trianon führte.

Statt der Auffahrt zu folgen, überquerten die Frauen sie, mittlerweile orientierungslos, und schlugen einen Seitenweg ein. Später erinnerte sich Miss Moberley, in einem Gebäude an der Abzweigung des Weges eine Frau gesehen zu haben, die am Fenster ein weißes Tuch ausschüttelte. Sie hatte sich gewundert, dass ihre Freundin sich bei der Frau nicht nach dem Weg erkundigt hatte. Wie sich später herausstellte, war dies jedoch nicht möglich gewesen, da Miss Jourdain weder die Frau noch das Gebäude gesehen hatte.

Zu diesem Zeitpunkt waren die Frauen so in ein Gespräch vertieft, dass ihnen nichts Seltsames in ihrer unmittelbaren Umgebung auffiel. Sie bogen nach rechts, passierten einige Gebäude und sahen durch eine offene Tür einen geschnitzten Treppenaufgang. An einer dreifachen Weggabelung schlugen sie, ohne innezuhalten, den mittleren Weg ein. Das einzige Motiv für diese Wahl bestand aus zwei Männern, die dort anscheinend mit einer Art Schubkarre und einem spitzen Spaten arbeiteten. Offensichtlich handelte es sich um Gärtner, wobei den beiden Frauen ihre ungewöhnlichen, langen, graugrünen Gewänder und die kleinen Dreispitze auffielen, die sie auf dem Kopf trugen. Nach dem Weg befragt, wiesen die Gärtner die beiden Damen weiter geradeaus.

Etwa ab diesem Zeitpunkt begannen sich beide Frauen bedrückt und melancholisch zu fühlen, ohne dies jedoch der anderen zu sagen. Auch nahmen sie ihre Umgebung nur noch als Fläche wahr, als wäre die Landschaft plötzlich zweidimensional geworden. Dieser Eindruck wurde geradezu übermächtig, als sie sich einem kleinen Gartenhäuschen näherten, das kreisrund war, ähnlich eines Pavillions, und neben dem ein Mann saß. Keiner war der Mann mit seinem düsteren, unsympathischen Gesicht so recht geheuer. Er trug einen Hut, und einen Umhang, der einem Sombrero ähnelte. Obwohl sie sich nicht sicher waren, welchen Weg sie einschlagen sollten, wären sie um nichts auf der Welt an diesem Mann vorbei gegangen.

Erleichtert vernahmen sie hinter sich das Geräusch eiliger Schritte. Als sie sich aber umwandten, war niemand auf dem Weg zu sehen. Doch bemerkte Miss Moberley ganz in der Nähe einen anderen Mann, der ohne warnende Geräusche plötzlich aufgetaucht sein musste. Nach Aussagen der Damen handelte es sich um einen hochgewachsenen Gentleman mit großen, dunklen Augen und gelocktem schwarzen Haar. Auch er trug eine Art Sombrero und einen dunklen Umhang und wies ihnen scheinbar erregt und, wie die Frauen fanden, mit einem eigenartigen Lächeln den Weg zum Haus. Als sie sich jedoch umdrehten war er verschwunden. Wieder hörten sie, diesmal dicht neben sich, das Geräusch eiliger Schritte. Und wieder war niemand zu sehen.

Daraufhin überquerten die Frauen eine Brücke über eine kleine Klamm (schmale Felsschlucht) und erreichten schließlich ein quadratisches, solide gebautes, kleines Landhaus. Miss Moberley sah eine Dame im Gras sitzen, die vermutlich mit Zeichnen beschäftigt war. Als die beiden an ihr vorbeigingen, blickte die Dame ihnen direkt ins Gesicht. Sie war, wie Miss Moberley bemerkte, zwar recht hübsch, hatte jedoch kein junges Gesicht. Auffallend war das üppige blonde Haar, auf dem ein weißer Hut saß.

Wortlos gingen die beiden Engländerinnen an ihr vorbei. An der Südwestecke der Terrasse erblickten die beiden ein zweites Haus, aus dem ein junger Mann trat und anbot, die beiden Damen herumzuführen. In diesem Augenlbick stieß eine ausgelassene Hochzeitsgesellschaft zu ihnen, und ihre Melancholie verschwand.

In der folgenden Woche sprachen die beiden nicht über die Ereignisse. Erst als Miss Moberley ihre Erinnerungen niederschrieb, übermannte sie erneut diese unerklärliche Melancholie. Daraufhin stellte sie ihrer Freundin gegenüber die Vermutung an, dass es im Petit Triasnon wohl spuke. Als sie ihre Aufzeichnungen verglichen, stellten sie mit Erstaunen fest, wie unterschiedlich sie manche Geschehnisse wahrgenommen hatten. Drei Monate nach ihrem Besuch schrieben beide ausführlich ihre Erlebnisse unabhängig voneinader nieder. Der große zeitliche Abstand war einer der Faktoren, der Kritiker später zu Skepsis veranlaßte. Man warf den Damen vor, sich nicht genau erinnert, sondern die Dinge "phantasievoll rekonstruiert" zu haben.

Es wurden jedoch Erklärungen gefunden, die die Begebenheiten am Trianon zu untermauern schienen. So erhielt Miss Jourdain von einer Pariser Freundin die Mitteilung, dass einige Einwohner von Versailles an einem Augusttag Marie-Antoinette gesehen hätten. Angeblich trug sie ein rosa Kleid und einen großen weißen Hut und saß im Garten des Petit Trianon. Nach Meinung der Freundin schien die gesamte Szene - die anwesenden  Menschen und die gebotenen Amüsements - eine exakte Wiedergabe der Geschehnisse vom verhängnisvollen 10. August 1792 gewesen zu sein. An jenem Tag wurden die Tuilerien geplündert, die königliche Familie musste nach Paris fliehen und das Königspaar wurde eingesperrt. Miss Jourdain und Miss  Moberley faßten den Entschluß, nach Versailles zurückzukehren.

Miss Jourdain suchte das Trianon im folgenden Januar ein zweites Mal auf, und wieder spührte sie die seltsame Atmosphäre. Diesmal jedoch fand sie einiges verändert vor. Der Pavillion schien nicht der gleiche wie vorher, und anfangs strahlte der Ort auch nichts Unheimliches aus. Die bedrohliche Stimmung kam erst zurück, als sie eine Brücke passierte. Sie sah einen Karren, auf dem zwei mit längeren Jacken und Kapuzenumhängen bekleidete Arbeiter Zweige luden. Als sie sich umsah, waren die Männer verschwunden. Dann sah sie einen Mann, der zwischen den Bäumen umherstreifte, und hörte das Rascheln von Seidenkleidern. Sie spührte Scharen unsichtbarer Menschen um sich und hörte weit entfernte Orchestermusik.

Noch mehrere Male kehrten die zwei Frauen gemeinsam nach Versailles zurück, ohne jedoch ähnliches erlebt zu haben. Beide begannen in den nächsten Jahren intensiv zu forschen. Der dunkle, unsympathiche Mann wurde als der Comte de Vaudreuil "identifiziert", der während der letzten Monate von Marie-Antoinettes Herrschaft eine zwielichte Rolle gespielt hatte. Was tatsächlich am 10. August 1901 geschah, läßt sich nicht mehr rekonstruieren. Wahrscheinlich hatten die beiden Frauen eine Langzeithalluzination zusammen mit einem retrokognischen Zeitsprung, so Kritiker. Vielleicht, aber 50 Jahre später erlebten zwei andere Engländerinnen in Dieppe (Frankreich) etwas ganz Ähnliches.

Die vollständige und genau detaillierte Geschichte kann man nachlesen in dem Buch " Unglaubliche Berichte über das Leben nach dem Tod" von Chris Henry Hercun, oder evtl. in dem von Miss Moberley und Miss Jourdain veröffentlichten Buch "An Adventure" (ein Abenteuer), wenn es das irgendwo gibt. Bei sonstigen Fragen könnt ihr euch ans Forum wenden oder mich per mail kontaktieren. [email protected]

 

 

Stimmen / Kompositionen aus dem Jenseits

Liefern moderne Tonbandgeräte Beweise für das Leben nach dem Tod? Tausende Stimmen - angeblich von Verstorbenen - wurden aufgenommen, ohne vernünftige Erklärung für ihre Herkunft. Was sollen wir mit ihnen anfangen?

Thomas Alva Edison war einer der größten Erfinder des 19. Jahrhunderts. Ihm verdanken wir die Perfektion des Duplextelegraphen, die Erfindung des Phonographen und die Einführung des elektrischen Lichts (die Glühbirne) in den USA.  Trotz derart solider Erfolge gab er 1920 dem Scientific American ein Interview, dass einige seiner Landsleute glauben ließ, der 73jährige wäre senil geworden. Was er in der Ausgabe vom 30. Oktober vorschlug, war nichts Geringeres als ein Gerät zur Kommunikation mit Toten.

Edison arbeitete an der Entwicklung eines solchen Gerätes bzw. Instrumentes, war jedoch nicht in der Lage, Stimmen von Toten aufzuzeichnen. Nach Ansicht vieler moderner Wissenschaftshistoriker wurde er 1959 offenbar bestätigt.

Geister in der Maschine

Damals ging der gefeierte schwedische Maler, Musiker und Filmemacher Friedrich Jürgenson mit seinem batteriebetriebenen Tonbandgerät in eine entlegende Gegend nahe seines Landhauses, um Vogelstimmen aufzuzeichnen. Als er die Bänder später abspielte, hörte Jürgenson nicht nur die Vögel, sondern auch schwache menschliche Stimmen, die in Schwedisch und Norwegisch über den Gesang von Vögeln sprachen. Trotz des gleichen Themas dachte Jürgenson zunächst, er habe eine atmosphärische Radiosendung aufgenommen. Als er den Versuch jedoch wiederholte, hörte er weitere Stimmen, die diesmal ihn persönlich anredeten und sich als tote Verwandte oder Freunde ausgaben.

Während der folgenden Jahre sammelte Jürgenson Material, das er 1964 in seinem Buch Stimmen aus dem Universum vorstellte. Es erwies sich als so überzeugend, dass es die Aufmerksamkeit des deutschen Psychologen Hans Bender erregte. Ein Team hervorragender Wissenschaftler entdeckte, dass ein fabrikneues Band, das unter verschiedenen Bedingungen und Umständen in einer völlig ruhigen Umgebung über einen gewöhnlichen Aufnahme-Tonkopf läuft, anschließend bei der Wiedergabe menschliche Stimmen enthält, die erkennbare Worte sprechen. Die Herkunft dieser Stimmen ist unerklärlich, und die Stimmen selbst sind insofern objektiv, als sie die selben Spuren hinterlassen wie normale Stimmen.

Auch die NASA zeigte Interesse. Ende der 60er Jahre besuchten zwei Ingenieure von Cape Kennedy Dr. Raudive, der höchst erfolgreiche Testaufnahmen mysteriöser Stimmen zwischen 1965 und seinem Tod 1974 machte. Die Besucher prüften seine Versuche minutiös, stellten "viele ungewöhnlich genaue Fragen" und machten hilfreiche Bemerkungen. Leider weigerten sie sich, dem Wissenschaftler irgendeine Auskunft über die mögliche Bedeutung des Stimmphänomens für das amerikanische Raumfahrtprogramm zu geben.

Doch Dr. Raudive meinte, wenn er mit seiner einfachen Ausrüstung klare und regelmäßige Ergebnisse erzielen konnte, um wieviel wahrscheinlicher war es, dass die ausgeklügelten Tonbänder, die in Raumschiffen verwendet werden, die Stimmen aufgreifen würden? Woher auch immer sie kommen, Jürgensons Stimmen stehen am Anfang eines völlig neuen Gebiets in der Untersuchung des Paranormalen. (mehr dazu im Forum)

Kompositionen aus dem Jenseits

Einige medial begabte Menschen behaupten, musikalische Meisterwerke lang verstorbener Komponisten zu empfangen. Werden diese automatischen Kompositionen tatsächlich von den Geistern der Großen übermittelt, oder entspringen sie dem Unterbewußtsein der Medien?

Beethoven arbeite noch immer an seiner 10. Symphonie - eine verwirrende Vorstellung. Und doch ist sie vielen Spiritisten und Medien geläufig: Musiker und Komponisten scheinen Jahre und selbst Jahrhunderte nach ihrem Tod noch Meisterwerke hervorbringen zu können.

Rosemary Brown aus London, eines der bekanntesten Medien, behauptet, für mehrere verstorbene Komponisten die Feder zu führen. Sie empfange Kompositionen von Liszt, Beethoven, Brahms, Debussy, Chopin, Schubert und in jüngster Zeit auch von Strawinsky. Die bescheidene englische Hausfrau besitzt nur rudimentäre (= verkümmerte) Kenntnisse der klassischen Musik. Die Werke, die ihr "diktiert" werden, gehen weit über ihr eigenes kompositorisches Können hinaus. Frau Brown betrachtet sich lediglich als "Schreibgehilfin" und Vertraute der verstorbenen Genies - für die musikalische Umsetzung und den letzten Schliff sorgen professionelle Musiker.

Rosemary Brown glaubt an ein Leben nach dem Tod. Als junges Mädchen erschien ihr in Visionen ein älterer Herr. Dieser erzählte ihr, er und andere große Musiker würden bald ihre Freunde sein und ihr herrliche Kompositionen vermitteln. Doch erst viele Jahre später - sie war inzwischen verwitwet und mußte ihre beiden Kinder versorgen - sah sie das Bild von Franz Liszt (1811 - 1886) und erkannte ihn sofort. Es war ihr gespenstischer Freund aus ihrer Kindheit.

1964 traten weitere berühmte Komponisten mit ihr in Verbindung - unter ihnen auch Beethoven und Chopin - und sie nahm ihre eigenliche Lebensaufgabe in Angriff: die Fortführung der unvollendeten Werke großer Komponisten. Die Kompositionen, die ihr "eingegeben" werden, sind keine bloßen Entwürfe, sondern bereits fertig komponiert. Die Musiker, so erzählt Rosemary, diktieren sie ihr einfach, so schnell sie nur eben schreiben könne. Tatsächlich ist die Geschwindigkeit mit der ihr die Noten aus der Feder fließen, so Beobachter, frappierend. Kein Musiker könnte so schnell ein Werk niederschreiben, das er gerade komponiert.

Meist handelt es sich um Werke für Klavier, teilweise auch für Orchester. Während des Schreibens unterhält sich Rosemary völlig zwanglos mit ihren unsichtbaren Gästen. Mit dem Stift über den Notenblättern lauscht sie den Anweisungen. "Ich verstehe ...", sagt sie zu Franz Liszt, "diese beiden Takte kommen hierher ... nein, ist klar ... Entschuldigung, das geht jetzt aber zu schnell für mich. Könnten Sie das bitte noch einmal wiederholen ... ?"

Manchmal unterbricht sie das Schreiben und schimpft mit Franz Liszt, weil dieser vor Eifer wieder einmal in das ihm geläufige Deutsch oder Französisch verfallen ist. Auch Frédéric Francois Chopin vergißt sich gelegentlich und spricht mit ihr in seiner Muttersprache Polnisch.

Tragen diese posthum Werke unverkennbar die Handschrift der großen Meister? Sind sie tatsächlich als Kompositionen von Liszt, Chopin oder Beethoven zu identifizieren? Die Konzertpianistin Hephzibah Menuhin meinte dazu: "Ich habe enormen Respekt vor diesen Manuskripten. Jedes einzelne dieser Werke weist den charakterischen Stil des Komponisten auf."

Seit ihrem unvergeßlichen Durchbruch im Jahre 1964 soll Frau Brown auch von verstorbenen Malern, Dichtern, Dramaturgen, Philosophen und Wissenschaftlern kontaktiert worden sein. Vincent van Gogh (1853 - 1890) hat durch sie einige Bilder malen lassen - zuerst nur in Kohle ("das war alles, was ich hatte"), danach in Öl. Debussy bevorzugte es, durch Frau Brown zu malen, anstatt zu komponieren.

Kritiker führen ins Feld, dass die Werke, die angeblich von den großen Komponisten stammen, gewöhnlich etwas unter deren Niveau liegen und meistens nur mit ihren frühesten Arbeiten verglichen werden können. Rosemary Brown hat zahlreiche Freunde und Bewunderer, die sich nicht mit spirituellen Fragen beschäftigen - unter ihnen auch nahmhafte Musiker - die an ihr Talent glauben.

 Rosemary ist nicht das einzige Medium, dem Musik aus dem Jenseits übertragen wird. Auch der britische Konzertpianist John Lill behauptet, seine Inspiration aus dem Reich der Toten zu erhalten." Es ist nicht einfach, sich solche Inspirationen vorzustellen, wenn man es selbst noch nicht erlebt hat. Ich glaube nicht, dass es aus einem selbst kommt. Es ist etwas, das man empfängt", so John.

Wenn diese Musik nicht von den verstorbenen Musikern stammt, wie einige der seriösen Forscher glauben, woher stammen sie dann? Sicherlich nicht aus dem Bewußtsein einer Rosemary Brown, die offensichtlich schon große Mühe hat, bei den übersinnlichen Diktaten Schritt zu halten. Einige Forscher verteten die Ansicht, dass wir unsere tiefere Inspiration aus der Akasha-Chronik oder aus dem Buch des Lebens schöpfen, in dem alles Wissen niedergeschrieben ist. In einem bestimmten Bewußtseinszustand kann dieses versteckte Wissen für den Menschen zugänglich werden.

Rosalind Heywood, eine mittlerweile verstorbene PSI-Forscherin und Autorin des Buches Der Sechste Sinn, fand eine andere Erklärung. Rosemary sei der Typ des übersinnlichen Menschen, den eine künstlerische Enttäuschung dazu anspornt, die bewußten eigenen Fähigkeiten weit zu übersteigen. Für diejenigen, die an die Allwissenheit des menschlichen Unterbewußtseins glauben, werfen automatische Kompositionen wie die von Rosemary Brown mehr Fragen als Antworten auf. Für das Medium selbst ist alles ganz einfach: Es gibt keinen Tod, und Genie währt ewig.   Na dann !

Der Fall Edgar Vandy

Als man Edgar Vandy leblos  in einem Teich auffand, stellte der Arzt "Tod durch Unfall" fest. Mit Hilfe eines Mediums wollten Edgars Brüder - George und Harold - dieses Urteil jedoch revidieren lassen ....

"Er hat nicht Selbstmord begangen, und er sagt auch, dass es keine Ungeschicklichkeit von ihm war. Ihn trifft keine Schuld. Da war noch jemand anderes." Die Stimme der jungen Frau klingt klar durch den Raum. Dann wendet sie sich an Nelson Charters, der alles mitschreibt, und fährt fort: " Und Sie waren ganz in der Nähe, als es passierte." George Vandy, der dritte Anwesende im Raum, beißt sich verzweifelt auf die Lippen, denn am liebsten würde er jetzt eine Menge Fragen stellen. Aber die Frau darf auf keinen Fall wissen, wer er ist.

Eine aufregende Séance - als sie vorüber war, ließ sich der schweigsame George Vandy das Protokoll geben und fügte seine eigenen Eindrücke hinzu. Nachdem er die Blätter mit Ort und Datum versehen hatte, heftete er sie säuberlich ab. Dies war nicht die erste und auch nicht die letzte Séance, mit der George das Schicksal, das über seine Familie hereingebrochen war, zu ergründen suchte.

Am 6. August 1933 war Nelson Charters bei den Vandys vorbeigekommen, um Georges Bruder Edgar abzuholen. Die beiden waren Freunde, seit sich Edgar bei Nelson, einem Fahrradfabrikanten, einmal Material besorgt hatte. Edgar war ein begabter Ingenieur und Erfinder, und an diesem herrlichen Sommertag wollten die beiden Edgars jüngste Erfindung ausprobieren.

Sie fuhren zu dem Landsitz Chapelwood nach East Sussex hinaus, wo Nelsons Schwester als Privatsekretärin für Sir Stephenson Kent arbeitete. Nelsons Mutter war mit von der Partie. Da die Kents nicht daheim waren, wurden die drei vom Verwalter empfangen. Kurz darauf brachen Nelson und Edgar zu dem etwa zwei Kilometer entfernten Waldsee auf. Dieser lag gut abgeschirmt vor neugierigen Blicken und war ein herrlicher Badeplatz. An diesem Sonntag schienen die beiden Männer den kleinen See ganz für sich allein zu haben.

Heute ist er fast zugewachsen - Baumzweige hängen in das brackig-grüne Wasser hinab, und das Badehaus ist völlig verfallen. Man kann sich kaum mehr vorstellen, dass dies 1933 einmal ein sehr gepflegter Badesee war. Die beiden Männer zogen sich im Gebüsch aus. Was in den nächsten Stunden geschah, sollte die Familie Vandy noch jahrelang wie ein Alptraum verfolgen.

Nelson Charters erzählte, dass Edgar als erster zum See gelaufen war- Wegen der Büsche konnte er ihn aber nicht sehen, und als er schließlich selbst ans Ufer kam, sah er Edgar mit dem Gesicht nach unten und ausgebreiteten Armen auf dem See treiben; seine Hände machten nur noch schwache Schwimmbewegungen. Nelson sprang sofort ins Wasser und versuchte vergeblich, ihn zu retten - der Freund entglitt ihm und versank. Obwohl der See nur zwei Meter tief war, konnte er ihn trotz verzweifelter Suche nicht mehr finden.

Voller Panik rannte Nelson den ganzen Weg nach Chapelwood zurück, um Hilfe zu holen. Er alarmierte den Butler, der die Polizei und den ansässigen Arzt informierte. Schon bald hatte sich die Neuigkeit im Dorf herumgesprochen. Der Gärtner Fred Kirby, der ein sehr guter Schwimmer war, begann mit der Suche. Zuerst wirbelte er eine Menge Schlamm auf, schließlich bemerkte er eine Stelle, wo das seichte Ufer jäh und steil in die Tiefe abfiel, und genau dort fand er Edgars Leiche.

Obwolh der Arzt Dr. Alec Cooke Edgar 15 Minuten lang untersuchte und ihn dann offiziell für tot erklärte, wurden noch eine Stunde lang Wiederbelebungsversuche unternommen. Schließlich wurde der Leichnam nach Chapelwood gebracht, wo Polizeiwachtmeister William Millis mit der Zeugenbefragung begann.

Währenddessen saß George Vandy daheim im Garten und las ein Buch. Es war ein heißer, friedlicher Nachmittag, bis der Anruf kam.. Nelson informierte ihn über den tragischen Tod seines Bruders. George war am Boden zerstört - für ihn und seine Familie war dies ein Schlag, von dem sie sich nie vollständig erholten.

Tags darauf wurden Nelson Charters, der Butler, der Wachtmeister und der Arzt vom Untersuchungsrichter Edward Hoare vernommen. Weder Miss Charters noch Fred Kirby wurden zur Sache befragt, was George später sehr zu denken gab. Unter Eid sagte Nelson bei der Vernehmung aus, dass er Edgar die seichten ebenso wie die tiefen Stellen des Teiches gezeigt hatte. Er war davon ausgegangen, dass Edgar schwimmen konnte und vermochte sich nicht zu erklären, warum er so schnell bewußtlos wurde. Es kam die Vermutung auf, dass Edgar an der seichten, nur etwa ein Meter tiefen Stelle ins Wasser gewatet war, bis er plötzlich an den Rand des Abgrundes geriet und unversehens abrutschte.

Der Arzt konstatierte Abschürfungen an Kinn, Schultern und Rippen, die kurz vor dem Tod verursacht worden waren und nicht, als man ihn aus dem Wasser zog. Bei der Obduktion entdeckte man weiterhin kleine Schnittwunden an der Nase, auf der Wange und am Kiefer, außerdem Blutergüsse an der linken Schulter, am Ellbogen und am Knie. Edgars Herz war in Ordnung gewesen , und Dr. Cooke vermutete, dass er mit dem Knie irgendwo aufgeschlagen war, das Bewußtsein verlor und ertrank. Der Untersuchungsrichter stellte zweifelsfrei "Tod durch Unfall beim Baden" fest. Edgar Vandy war erst 38 Jahre alt gewesen.

Widersprüchliche Aussagen

Nicht nur George, sondern auch Harold, der dritte Vandy-Bruder, wollte sich damit nicht zufrieden geben. Dieser war nur wenige Tage vor dem tragischen Ereignis zusammen mit Edgar in einem Londoner Hallenbad gewesen und konnte sich noch gut an dessen Unsicherheit beim Schwimmen erinnern. Sollte sich Edgar wirklich allein in einen unbekannten See gewagt haben? Aber wie war er dann ums Leben gekommen? War er am Ufer ausgerutscht und bewußtlos ins Wasser geglitten? Oder wurde ihm ein Stoß versetzt? Vielleicht hatte ihm jemand aufgelauert, den Nelson vom Gebüsch aus nicht sehen konnte? Möglicherweise war das Unglück auch geschehen, als die Männer allzu waghalsig im Wasser herumtollten?

Obwohl der Untersuchungsrichter jede kriminelle Tat ausschloß, konzentrierte sich der Verdacht der beiden Vandy-Brüder schon bald auf Nelson Charters. Sie nahmen ihn ins Kreuzverhör, aber er blieb bei seinen Aussagen. Schließlich wandte sich George an die "Britische Gesellschaft für Parapsychologie" (SPR), wo man ihn an das Medium Frances Campbell verwies.

Die Korrespondenz mit der SPR hatte George unter seinem richtigen Namen geführt - aber bei den Séancen mit dem Medium wollte er unerkannt bleiben. Frances Campbell sollte nicht erfahren, dass er direkt mit dem Edgar-Vandy-Fall zu tun hatte. Unter dem Namen "Mr. Felton" besuchte er Miss Campbell am 24. August 1933 in ihrer Londoner Wohnung. Er wurde begleitet von Nelson, der Stenografie beherrschte. Vielleicht war dies nur ein Vorwand - möglicherweise erhoffte George, dass sich Nelson während der Sitzung zu einer unvorsichtigen Äußerung hinreißen ließ. Aber selbst als das Medium Edgars letzte Sekunden schilderte, sagte Nelson kein Wort.

"An seinem Tod war noch etwas anderes beteiligt. Ich meine nicht direkt, sondern indirekt - Unvorsichtigkeit oder Unfähigkeit. Zum Zeitpunkt des Todes war er allein, aber kurz darauf wimmelte es dort von Menschen. Etwas hat ihn getroffen. da war ein Schlag auf seinen Kopf. Sein Kopf wurde heftig zurückgeschleudert, so dass er zuerst dachte, er hätte sich den Hals gebrochen. Es gab Quetschungen. Zu diesem Zeitpunkt war niemand bei ihm. Er zeigt mir das Wasser."

George beschlich das Gefühl, dass Miss Campbell seine Gedanken las, aber plötzlich sagte sie dann: "Edgar ist nicht sehr erpicht auf diese Untersuchung. Er möchte nicht, dass Sie der Ursache für seinen Tod allzusehr auf den Grund gehen."Aber George beachtete diesen Wunsch des toten Bruders nicht. Obwohl weder er noch Harold an eine Kontaktaufnahme mit ihm glaubten - sie hielten das Ganze eher für eine Art Telepathie -, nahm Harold eine Woche später, ebenfalls unter anderem Namen, an einer weiteren Séance teil. Diesmal äußerte Miss Campbell folgendes: "Da ist jemand, der mir ein Gefühl vermittelt, dass er etwas zu verbergen versucht. Er sagt: "Sie hatte Angst und ist weggegangen." Ich weiß nicht, was das bedeutet." und sie fügte hinzu: "Keiner wußte von ihrer Anwesenheit."

Wer war diese geheimnisvolle "Sie", von der das Medium in Trance erzählte? Leider gab es dazu keine weiteren Informationen. Wie bei ihrer ersten Séance schilderte Miss Campbell ihre Vision: Ein Mann legt seine Kleider ab, springt ins Wasser, stürzt und schlägt sich den Kopf an. In einer weiteren Vision beschrieb sie den Körper - und diese Beschreibung deckte sich mit der von Nelson. Weiter sagte sie: "Jemand neben ihm hatte große Angst. Er war außer sich vor Panik. Er wußte nicht, was er tun sollte. Er war  nicht zornig, nur voller Mitleid und Trauer."

Später erkannten die Brüder, dass sich aus den merkwürdigen Sitzungen drei Schlüsse ziehen ließen: Entweder das Medium schwindelte, oder es fand eine Gedankenübertragung zwischen Miss Campbell und den Lebenden statt - oder aber es bestand tatsächlich eine Verbindung zwischen ihr und dem Toten. Vor Beginn der Ermittlungen hatten die beiden Vandys nicht an ein Leben nach dem Tod geglaubt, dann aber lieferte das Medium denkwürdige Informationen, die sich später als wahr herausstellten.

Die Vandys beschlossen, das Experiment fortzusetzen und mehr über das Projekt zu erfahren, an dem Edgar beschäftigt war. Stand er kurz vor einer bedeutenden Erfindung, die ihm Ruhm und Reichtum gebracht hätte? Die Vandys führten Ermittlungen mit Hilfe von Miss Campbell fort - was das ergab:

Ende August schienen George und Harold Vandy bei ihren Bemühungen, Licht in das Dunkel um den Tod ihres Bruders Edgar zu bringen, endlich Erfolg zu haben. Bei den Séancen mit dem Medium Frances Campbell waren bereits einige Fakten über die letzten Minuten vor Edgars Tod ans Licht gekommen - aber die endgültige Gewißheit, dass es dabei nicht mit rechten Dingen zugegangen war, stand noch aus.

Auch über die Erfindung, an der Edgar gearbeitet hatte, wollten die Brüder mehr erfahren. Während der ersten Séance hatte Harold bruchstückhafte Einzelheiten über den Tod seines Bruders erfahren, es war von Glocken, Drähten und Batterien die Rede gewesen. Einmal meinte das Medium Campbell "Warum zeigt er mir diese Holztafeln? Er versucht mir klarzumachen, womit er sich beschäftigt hatte - irgendetwas Ungewöhnliches, Künstlerisches ..." 

Edgar Vandys letztes Projekt war die sogenannte Lectroline, eine Art Reproduktionsmaschine. Auf einem Holzbrett waren verschiedene Hebel mit Zeichenstiften befestigt. Diese wurden mittels eines Elektromotors bewegt und von einem Programm gesteuert, das auf  Lochkarten gestanzt war. Die Papierrollen ähnelten den Walzen eines automatischen Klaviers. Auf diese Weise leißen sich komplizierte Schriften, Linien und Ornamente endlos reproduzieren.

Der Prototyp dieser Maschine, die niemals zum Einsatz kam, befindet sich heute im Naturwissenschaftlichen Museum in Hayes, Middlesex, England. Edgar hätte nur noch einige betriebstechnische Probleme beheben zu brauchen. Doch sein plötzlicher Tod bedeutete auch das Aus für dieses Projekt

Am 8. September fand eine weitere Séance mit Frances statt. Das Medium wandte sich an Harold und fragte ihn: "Kennen Sie einen Mann namens Mac? Er sagt, dass ein Litograph namens Mac über sein Projekt Bescheid weiß." In der Tat hatte Edgar gemeinsam mit dem Künstler Macnamara an einem Mechanismus zum Linienziehen gearbeitet. "Er zeigt mir ein rotes und ein grünes Licht", fuhr das Medium fort. Was die Vandys damals noch nicht wissen konnten: Die Azeigelampen an Vandys Maschine waren tatsächlich rot und dunkelgrün.

Der nächste Schritt ihrer Nachforschungen bestand darin, neue Medien hinzuzuziehen. Am 15. September traf sich George mit einer gewissen Mrs. Mason. Durch ihren Kontrollgeist Maisie schilderte sie das Gefühl des Fallens und Ertrinkens. Ansonsten ergab sich bei dieser Séance nichts Neues. Dann aber trat eine überraschende Wende ein. Harold Vandy organisierte am 19. Oktober eine Séance mit Miss Naomi Bacon. Sie verband sich die Augen, und Harold gab ihr eine Papierrolle der Lectroline in die Hand. Es vergingen einige Minuten, dann sagte sie: "Mir ist ganz kalt, wenn ich das halte. Ich spüre Kälte und Nässe ... habe das Gefühl, ich treibe auf dem Wasser. Irgend jemand hier ist ertrunken ... Er war nicht daran schuld. Ich sehe, wie sich zwei Leute über ihn beugen. Oh, er tut mir so schrecklich weh."

Harold fragte sie, wo ihr Schmerzen zugefügt wurden, und sie zeigte von ihrer linken Hüfte bis zur rechten Schulter. Dies schien mit den Verletzungen übereinzustimmen, die nach Edgars Tod festgestellt wurden. Die Séance war bereits abgeschlossen und Naomi nicht mehr im Trancezustand, als sie Harold noch einen weiteren Hinweis gab. Sie bezeichnete Edgars Tod als einen verhängnisvollen Fehler und fügte hinzu: "Sagt Ihnen der Name Charles oder Childs etwas? Ich höre ein Ch - ähnlich wie Charles ... Ch-er, Ch-ar, Shah oder so ähnlich."

Konnte das auf Nelson Charters hindeuten, den Mann, den die Vandys verdächtigten, an Edgars Tod schuld zu sein? "Wäre der andere, der bei Ihrem Bruder war, nicht so feige gewesen, würde Ihr Bruder noch leben", fuhr Miss Bacon fort. George und Harold Vandy waren überzeugt, dass sie Charters nun auf der Spur waren. Kurz darauf organisierten sie eine weitere Séance mit Naomi Bacon. Wieder sprach sie von Fallen, Ertrinken und unterlassener Hilfeleistung. Schließlich nannte sie zögernd den Namen dessen, der sich durch sie hindurch mitteilen versuchte: "Da ist ein "D" im Namen - Ed ... Ed ... Ed-gar oder Ed-ward." Und dann war sie sich sicher: "Edgar".

George starrte ins Kaminfeuer und versuchte, seine Ergriffenheit zu verbergen. Auf dem Heimweg fragte er sich, ob er nun wirklich eine Nachricht aus dem Reich der Toten erhalten hatte oder ob es sich nur um eine erstaunliche Gedankenübertragung handelte. Am Vorabend seines 88. Geburtstages schrieb George, dass er den Schock, den er empfunden hatte, als man ihn telefonisch über den Tod seines Bruders unterrichtete, zeitlebens nicht überwunden hatte.

Was ist nun, Jahrzehnte später, von den minuziösen Aufzeichnungen der Vandy-Brüder zu halten, die George 1953 der "Britischen Gesellschaft für Parapsychologie" (SPR) übergeben hatte. Waren die beiden schlicht hinters Licht geführt worden?  Hatten die Medien vielleicht nur ihre Gedanken gelesen? George war davon mehr als überzeugt. Oder hatte sich der verstorbene Edgar tatsächlich zu Wort gemeldet? Wahrscheinlich wird niemals geklärt werden, wie Edgar zu Tode kam und ob es tatsächlich Edgar war, der in den Séancen zu seinen Brüdern sprach.

 

Der Fall Edgar Vandy wurde damals mit Alaric Cotter und Tony Poole verfilmt (Ich weiß den Titel leider nicht, da er anscheinend nur in England gezeigt wurde) und es gab damals eine BBC-Doku über den Fall.

 

 

Tier - Extras (Tiergeister auf Fotos)

Geisterhafte Katzen, Hunde und andere Tiere, in der Regel aber Haustiere, erscheinen als überraschende "Extras" auf Spiritfotografien, die sowohl Amateure wie auch Experten aufnahmen.

Die meisten Fotos mit Tier-Extras kamen unbeabsichtigt zustande. Sie stammen gwöhnlich von Amateuren, die die seltsamen Geisterformen zwar nicht erklären, aber doch identifizieren konnten.

Ein interessantes Beispiel lieferte eine Aufnahme, die Major Wilmot Allistone im August 1925 in Clarens (Schweiz) machte. Auf den ersten Blick wirkt sie wie ein nicht sonderlich gelungener Schnappschuß von der Familie, erweist sich bei näherem Hinsehen aber als bemerkenswertes Geisterfoto. Der Major machte die faszinierende Entdeckung, dass auf dem Abzug über der rechten Hand seines Sohnes neben dem Plüschtier in seiner linken verschwommen ein weißes, halb durchsichtiges Kätzchen zu erkennen war. (siehe Bild).  

Bei der Aufnahme hatte der Junge kein solches Kätzchen im Arm gehalten. Noch mehr erstaunte den Major die Tatsache, dass dieses Kätzchen verblüffend dem des Jungen ähnelte, das nach einem Angriff durch einen Bernhardiner einige Tage zuvor gestorben war. Negativ und Abzüge dieses Fotos wurden später ohne Ergebnis von Experten gründlich untersucht, sogar unter einem binokularen Mikroskop.

Um einen weiteren, in gewisser Hinsicht noch seltsameren Fall handelt es sich bei dem Foto, das 1927 dem "British College of  Psychic Science" vorgelegt wurde. Die Aufnahme, die eine Mrs. Filson gemacht hatte, zeigte Lady Hehir mit ihrer irischen Wolfshündin Tara. Das ungewöhnliche Extra ist hier kein durchscheinender Geist, sondern der recht konkrete Kopf eines jungen Hundes, der sich seltsamerweise am hinteren Rumpfende der Wolfshündin befindet. (siehe Bild 2) Sowohl Mrs. Filson als auch Lady Hehir erkannten in dem Teil-Extra den jungen Cairn-Terrier Kathal, einen engen Spielgefährten Taras, der im August 1926, etwa 6 Wochen vor der Aufnahme, gestorben war. (siehe Bild)

In einer unterzeichneten Erklärung an das College schrieb Lady Hehir: "Ich bin überzeugt, dass er [der Cairn-Terrier] oft mit Tara und mir im Zimmer ist, denn sie spricht sanft knurrend zu etwas, das sie offensichtlich sieht." Jeder, der lange Zeit Haustiere hält, dürfte beobachtet haben, das sie mitunter Besucher zu sehen scheinen, die dem menschlichen Auge verborgen bleiben. Ob es sich dabei um Geister, Elementargeister oder andere Wesenheiten handelt, sei dahingestellt.

Es existiert ein ungewöhnliches Foto, auf dem ein Tier tatsächlich eine Erscheinung beobachtet, die für den Fotografen wahrscheinlich nicht sichtbar war. Dabei handelt es sich um eine normale Blitzlichtaufnahme, die Alfred Hollidge 1974 von seiner Katze Monet machte. Die Familie hatte nur eine Katze. Und ohne Zweifel befand sich zum Zeitpunkt der Aufnahme keine zweite im Haus. (siehe Bild)

Auf den entwickelten Negativen ist jedoch ein dunkles Tier zu erkennen, das vor Monet herläuft -. eine kleine Katze oder eine große Ratte mit einem seltsamen wie ein langer Schwanz hinterherschleifenden Fortsatz. Was Hollidge selbst sah, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen, da er den Film erst nach einigen Monaten zum Entwickeln schickte und starb, befor die Bilder zurückkamen. Allerdings hätte er bestimmt darüber gesprochen, wenn ihm etwas Außergewöhnliches aufgefallen wäre. Der vielleicht interessanteste Aspekt dieser Spiritfotografie ist, dass Monet die Stelle zu fixieren scheint, an der das Extra auf dem Bild erscheint (leider hier nicht so gut zu erkennen, auf dem Bild im Buch war es deutlicher, also müßt ihr mir jetzt einfach glauben, dass ich diese Aussage so bestätigen kann).

Eine Reihe von Fotos mit Tier-Extras stammen von Experten. Beispielsweise schoß der berühmte amerikanische Geisterfotograf  Edward Wyllie eine Aufnahme, auf der die Geister einer Frau und eines Hundes zu sehen sind. Das Bild entstand 1897 in Los Angeles im Auftrag von J. Wade Cunningham, der später dem englischen Journalisten und Spiritisten William T. Stead einen langen Bericht über die Entstehung schickte. (hierzu kein Bild vorhanden)

Laut Cunningham erzählte ein weibliches Medium ihm oft von einer schönen Frau, die gelegentlich in seiner Gegenwart erschien. Sie sei häufig in Begleitung eines Hundes, der freudig belle und hochspringe, sobald er Cunninghams Stimme vernehme. Eines Tages fragte das Medium die Erscheinung, ob sie bereit sei sich mit dem Hund fotografieren zu lassen. Wyllie erhielt den Auftrag für das Foto, ohne jedoch über die näheren Umstände informiert worden zu sein. Die Aufnahme zeigte sowohl die schöne Frau wie auch das Tier, das Cunningham erfreut als seinen früheren Hund identifizierte.

Der englische Sensitive und Geisterfotograf William Hope nahm selten Bilder im Freien auf. Während eines Urlaubs in Exmouth, Devon, im Jahre 1924 machte er jedoch einige Schnappschüsse von seiner Assistentin Mrs. Buxton, und ihrer Familie auf den Stufen ihres Wohnwagens. Zwar ist das Bild inzwischen stark verblaßt, doch läßt es immer noch einige erstaunliche Extras erkennen. (siehe Bild).

Mrs. Buxton verschwindet beinahe hinter einer Ektoplasma-Wolke, und über ihr ist, eingehüllt in diesen Nebel, das Gesicht ihres Sohnes zu sehen, der im Jahr zuvor gestorben war. Später sagte sie, sie habe im Augenblick der Aufnahme "gewünscht, er könne dabei sein". Rechts neben dem Gesicht ist eine weitere Erscheinung erkennbar, die deutlich an den Kopf eines Pferdes erinnert. Die Familie erkannte darin Tommy, das weiße Pony des Sohnes, das kurz vor ihm gestorben war. ( ich mußte auch ein wenig suchen, um es zu erkennen. Zur Erleichterung: das Antlitz ist zu finden beim oben sitzenden Mann, direkt in der Mitte der Weste, direkt links neben dem Gesicht des anderen Mannes).

Ein drittes Extra ist schwieriger auszumachen. Es überlagert die Weste von Mr. Buxton und zeigt das Bild eines alten Mannes, den Mr. Buxton als seinen vor einer Weile verstorbenen Bruder identifizierte. Wie das verblaßte Hope-Foto ahnen läßt, halten nur wenige Geisterfotos dem Zahn der Zeit stand. Leider gehört auch jene Aufnahme dazu, die der kaum bekannte Geisterfotograf  Dr. Stanbury in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts machte.

Eine gewisse Mrs. Cabell besaß offenbar zwei Hunde, einen alten Dalmatiner mit dem klangvollen namen Sekretär Stanton und einen kleinen englischen Pinscher namens Fanny. Die beiden waren gute Freunde und starben hochbetagt im Abstand von wenigen Stunden. Etwa vier Jahre später verbrachte Mrs. Cabell den Sommer in Onset Bay, Massachusetts (USA), wo sie zu einer Séance eingeladen war.

Das Medium nahm auf der übersinnlichen Ebene ein "kleines Hündchen" wahr, das um Mrs. Cabell herumsprang, und identifizierte bei näherer Untersuchung des Halsbandes die Inschrift "Fanny". Mrs. Cabell war verständlicherweise sehr bewegt und ging auf den Vorschlag ein, den in der Nachbarschaft lebenden Dr. Stanbury aufzusuchen und um den Versuch zu bitten, ihren alten Hund zu fotografieren. Später erzählte Mrs. Cabell diese Geschichte:

"Man stelle sich meine Überraschung vor, als ich, unter meinem Arm gekuschelt, das Hündchen sah. Wie sprachlos war ich, als ich auch Stanton, meinen alten Dalmatiner, erblickte, läßt sich gar nicht schildern. Er nahm den vordersten Platz ein und hatte in seinem Eifer, sich zu behaupten, seinen kleinen Freund beinahe aus dem Bild gedrängt ... Die Hunde wurden auf dem Foto von Hunderten von Leuten identifiziert, die sie selbst gekannt hatten ... Diese Aufnahme entstand vier Jahre nach ihrem Tod und ist deshalb für mich nicht mit Gold aufzuwiegen."

Auch andere Tiere erscheinen mitunter bei Séancen. So tauchten beispielsweise auf einem Foto des bekannten polnischen Mediums Franek Kluski einmal ein affenartiges Wesen und ein anderes Mal ein eulenähnlicher Vogel auf. Dieser Vogel, der über Kluskis Schulter schwebt und ihn beinahe anzugreifen scheint, wurde weder vor noch nach der Séance in dem Zimmer gesehen: die völlig unerklärliche Abbildung eines fledermausartigen Wesens über einer Ektoplasma-Wolke ist auf einem Foto zu sehen, das Staveley Bulford, Mitglied des "British College of Psychic Science", 1921 aufnahm. Das Gesicht des Tieres, das Züge einer menschlichen Leiche aufweist, scheint aus einem besonderen Ektoplasma gebildet, laut Bulford selbst "einer ziemlich anderen Art von Ektoplasma, sehr dicht und gar nicht leuchtend".

Die Séancereihe, während der sich die Fledermaus zeigte, wurde zwischen Mai und Juli 1921 im Fotostudio eines Mr. Scott abgehalten. Dabei kamen einige außergewöhnliche Spiritfotografien und später auch "Mitteilungen" der abgelichteten Geister zustande.

Andere während dieser experimentellen Séancen entstandenen Fotos zeigten Verschiedenes, häufiger jedoch Geister, eingehüllt in wattiges Ektoplasma oder umgeben von seltsamen unzuammenhängenden Ektoplasma-Strukturen. Auf einem erschien eine Pflanze, deren dicke, samtige Blätter und edelweißähnlichen Blüten sehr klar und in allen Feinheiten zu erkennen waren. Auf einem Foto von Scott selbst ist über seinem Kopf auch ein Tier zu sehen, ein kurioses Wesen mit einem langen Ringelschwanz in einer Wolke aus glänzendem Ektoplasma.

Während viele Geisterfotografen gezielt menschliche Geister mit der Kamera einzufangen versuchen, bemühen sich nur wenige bewußt um die Aufnahmen von Tiergeistern. Vielleicht liegt hierin der Grund, weshalb Tier-Extras eine solche Seltenheit sind. Die wenigen Fotografien, die wir kennen, geben allerdings schon genügend Rätsel auf.

Malerei aus dem Jenseits

Pablo Picasso, der im April 1973 starb, schuf drei Monate nach seinem Tod mehrere Federzeichnungen und Gemälde - durch den Briten Matthew Manning, der mittels seines außergewöhnlichen Wahrnehmungsvermögens mit dem spanischen Maler in Kontakt getreten war. Während Manning sich konzentrierte, spürte er, wie seine Hand vom Geist des großen Malers geführt wurde.

Automatische Malerei stellte die Parapsychologen vor dieselben Fragen, die bereits durch automatische Literatur und Musik aufgeworfen wurden. (siehe auch Stimmen / Kompositionen aus dem Jenseits). Für Furore sorgte in diesem Zusammenhang die Sensitive Rosemary Brown.

Mannings intelligente, nüchterne und objektive Auseinandersetzung mit seinen mysteriösen Erlebnissen und Erfahrungen liest sich äußerst spannend. In seinem Buch, The Link, erzählt er, wie er verstorbene Künstler "kontaktierte". Er nahm Platz mit Stift und Block in die Hand und konzentrierte sich auf eine Person. Dabei fiel er niemals in Trance, sondern war sich in jedem Augenblick  der Vorgänge um ihn herum bewußt. Beinahe unverzüglich begann sich der Stift zu bewegen und ließ, gewöhnlich in der Mitte beginnend, nach und nach auf dem Blatt ein durchkonzipiertes Kunstwerk entstehen. Fast immer trug das Ergebnis erkennbar die Handschrift des Künstlers, auf den er sich konzentriert hatte, manchmal war das Werk sogar signiert.

"Kein anderer Kommunikator ermüdet mich so wie Picasso", sagt Manning. "Bereits nach ein paar Minuten, der Zeit, die er für eine Zeichnung braucht, fühle ich mich völlig ausgelaugt und kann mindestens 24 Stunden nicht mehr arbeiten ... " Zuweilen wies ein fertiges Bild sogar große Ähnlichkeiten mit einem berühmten Meisterwerk des jeweiligen Künstlers auf.

Forscher wie Kritiker haben Theorien entwickelt, die das Phänomen der automatischen Kunst mit unterdrückter Kreativität oder einer Sekundärpersönlichkeit erklären. Vielleicht werden sie das Wie und Warum dieser Vorgänge niemals ergründen.

 

 

Fingerzeig einer Toten - Der Fall Joan Norkot

Ein alter Aberglaube besagt, dass ein Ermordeter auf die Gegenwart seines Mörders reagiert. Der seltsame Fall eines verwesenden Leichnams scheint dies in erschreckender Weise bestätigt zu haben: In Anwesenheit eines Verdächtigen zwinkerte er nicht nur mit den Augen - sondern deutete mit dem Finger auf ihn ....

Nur wenige Menschen, die man bereits für tot erklärt und begraben hatte, gaben je Lebenszeichen von sich. Geschah dies aber doch einmal, oder wurde jemand angeblich wiederbelebt, so reagierten die Zeugen verständlicherweise mit Scheu und Furcht. Besonders erstaunlich war der Fall der 1629 verstorbenen Joan Norkot. Sie wies buchstäblich mit dem Finger auf ihre Mörder, die man daraufhin verurteilte.

Wiederaufgedeckt wurde dieser seltsame Fall im Jahr 1851, als man für die Juli-Ausgabe von The Gentleman´ Magazine and Historical Review einige gerichtliche und historische Ereignisse aus den Tagebüchern eines gewissen Dr. Henry Sampson auswählte:

"Der nächste Auszug schildert einen einzigartigen Rechtsfall, der uns von einem überaus glaubwürdigen Gewährsmann überliefert ist - einem alten Advokaten, der zu den ersten Mitgliedern des Langen Parlaments von Karl I. gehörte und später als Vorsitzender des Gerichtshof König Wilhelm 1688 zu seiner Thronbesteigung beglückwünschte ... Es dürfte schwerfallen, einen ähnlichen Fall von Aberglauben und kläglichem Mangel an rechtlichen Beweisen zu finden ... "

Der gewisse Advokat war Sir John Mainard, "ein Mann von höchstem Ansehen und Urteilsvermögen bei Gericht". Seine Version des Norkot-Falls fand sich in einem Manuskript, "das er eigenhändig erstellt hatte" und das anno 1690, bei seinem Tod im Alter von 88 Jahren, unter seinen Papieren entdeckt wurde. Ein gewisser Mr. Hunt vom "Temple" (einem der Londoner Gerichtshöfe) fertigte eine Kopie der Tagebücher an und gab sie Dr. Sampson für seine Aufzeichnungen.

Joan Norkot hatte mit ihrem Mann Arthur, ihrem kleinen Sohn, ihrer Schwester Agnes, ihrem Schwager John Okeman und ihrer Schwiegermutter Mary Norkot in einem nicht näher bezeichneten Ort in der englischen Grafschaft Hertfordshire gelebt. Sie galt als fröhliche, attraktive, glücklich verheiratete Frau und gute Mutter. Man hatte sie eines Morgens mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden, das Kind hielt sie noch fest im Arm. Sie war offenbar das Opfer einer Gewalttat geworden, doch ihre Familie bestand auf Selbstmord.

Die Blutprobe

Am Vorabend ihres rätselhaften Todes hatte sich Joans Ehemann nach Aussage von Mary Norkot und den Okemans bei Freunden aufgehalten. Sie behaupteten ferner, zwichen Joan und Arthur habe es in letzter Zeit "eine Menge Ärger" gegeben. Hatte sie sich tatsächlich in einem Anfall von Verzweiflung ein Messer in die Kehle gestoßen? Joans Freunde und Nachbarn gaben sich damit jedoch nicht zufrieden. Nachforschungen in dem kleinen Haus der Norkots brachten neue Beweise zutage, und man glaubte nun allgemein, Joan könne sich nicht selbst das Leben genommen haben. Die Geschworenen "ersuchten den Untersuchungsrichter, den Leichnam wieder aus dem Grab zu nehmen. Der Untersuchungsrichter gab diesem Wunsch statt, und dreißig Tage nach ihrem Tode wurde Joan Norkots Leiche in Gegenwart der Geschworenen und einer großen Zahl von Menschen exhumiert."

Wie der örtlichePfarrer später vor Gericht bezeugte, wurde nach Öffnung des Grabes eine Blutprobe durchgeführt. Man glaubte, der Leichnam eines Mordopfers beginne zu bluten, wenn der Mörder ihn berühre. Diese Erscheinung galt sogar als gerichtlicher Beweis. Meinard berichtete weiter, dass die vier anwesenden Angeklagten einzeln aufgefordert wurden, den Körper der Toten zu berühren.

"Okemans Ehefrau fiel auf die Knie und betete zu Gott, er möge ein Zeichen ihrer Unschuld senden ... Die Beklagten berührten den Leichnam, und auf der Stirn der Toten, die eine Leichen- oder Aasfarbe hatte (das waren die Worte des Zeugen), bildete sich Schweiß, der in Tropfen über das Gesicht rann. Die Farbe der Stirn veränderte sich und wurde lebendig und frisch. Die Tote öffnete plötzlich ein Auge und schloß es wieder, und dies geschah dreimal. Zudem streckte sie dreimal den Ringfinger aus und zog ihn wieder ein, und aus den Fingern tropfte Blut ins Gras."

Diese Zeichen galten im Jahre 1629 als eindeutiger Beweis des Mordes. Als sich der Aufruhr legte, den diese plötzliche Wiederbelebung von Joan Norkot (und ihre ebenso plötzliche Rückkehr zur ewigen Ruhe) auslöste, widerriefen die Geschworenen ihr Urteil.

Man erklärte, Joan Norkot sei "von einer oder mehreren unbekannten Personen ermordet" worden. Der Verdacht jedoch lastete eindeutig auf Arthur, Mary, Agnes und John, und man brachte sie schließlich vor das Gericht von Hertford. Dort wurden sie zunächst freigesprochen, aber der erbrachte Beweis wog so schwer, dass der vorsitzende Richter Harvy vorschlug, es sei "besser, Berufung einzulegen, als dass ein derart abscheulicher Mord ungesühnt bliebe". John Okemans verwaister Sohn wurde zum Ankläger der Berufung, die gegen seinen Vater, seine Großmutter, seine Tante und seinen Onkel eingelegt wurde. Mainard selbst schrieb: "Weil die Beweislage so ungewöhnlich ist, widmete ich mich ihr besonders sorgfältig." Bei der Verhandlung gab der Gemeindepfarrer die Blutprobe sachlich zu Protokoll. Der Chronist schildert ihn als "würdevolle Person", deren Name aber nicht erhalten ist.

Verständlicherweise zog der vorsitzende Richter, Oberrichter Nicholas Hyde, die Aussage des alten Pfarrers in Zweifel. "Wer außer Ihnen hat dieses Ereignis beobachtet?" fragte er den Zeugen. "Ich kann nicht beschwören, dass auch andere es gesehen haben", antwortete der Pfarrer, "aber bei Gott, ich glaube, alle Anwesenden haben es gesehen, und wenn ein Zweifel daran bestanden hätte, wären Beweise erbracht worden, und viele hätten meine Aussage bestätigt ... "

Gegen die alte Mrs. Norkot und die Okemans wurden dann weitere, weniger phantastische Beweise vorgebracht. Sie stützten das Argument, dass sie die Mörder sein mußten, wenn niemand das Haus betreten hatte, zwischen dem Zeitpunkt, als Joan zu Bett ging, und dem Augenblick, als man sie tot auffand. Sie lag im Bett, die Laken waren kaum zerwühlt, und sie hielt ihr Kind im Arm. Ihre Kehle war von einem Ohr zum anderen durchtrennt und ihr Genick gebrochen. Sollte sie sich zuerst die Kehle durchtrennt und dann liegend das Genick gebrochen haben oder etwa umgekehrt?

Ein abscheulicher Mord

Es hatte den Anschein, als sei der Körper bewegt und ein halbherziger Versuch unternommen worden, die Spuren zu beseitigen. Zudem steckte das blutige Messer in einiger Entfernung fest im Boden. Die Spitze zeigte zum Bett und der Griff zur Tür hin. Wenn man von einem Selbstmord ausging, hätte Joan Norkot auch im heftigsten Todeskamp die Messerschneide kaum in diese Position bringen können. Überdies fand sich auf Joans linker Hand der blutige Abdruck einer anderen linken Hand, ein Beweis, den Oberrichter Hyde zuerst in Frage stellte, aber schließlich akzeptierte.

Dann wurden die vier Gefangenen vorgeführt, doch sie konnten nichts zu ihrer Verteidigung anführen. Arthur Norkots Alibi fiel in sich zusammen, als offenbar wurde, dass er keineswegs, wie jahrelang behauptet, Freunde besucht hatte. Die Geschworenen fanden Norkot, seine Mutter und Agnes des Mordes schuldig. John Okeman wurde freigesprochen. Alle drei Angeklagten riefen aus: "Ich war´s nicht! Ich war´s nicht!" Dennoch verurteilte man sie zum Tode. Norkot und seine Mutter starben durch den Strang, doch Agnes Okeman wurde begnadigt, als sich herausstellte, dass sie schwanger war.

Valentine Dyall griff den Fall in ihrem Buch Unsolved Mysteries (Ungelöste Geheimnisse) wieder auf und führte einen möglichen, wenn auch mutmaßlichen Grund für den Mord an: "Das Motiv für das Verbrechen blieb unklar, doch allgemein wurde angenommen, dass Arthur Norkot glaubte, seine Frau habe ihn betrogen. Es war bekannt, dass die beiden anderen weiblichen Familienmitglieder Joan um ihr gutes Aussehen und ihre Position als Hausherrin beneideten. Sie wurden daher wahrscheinlich bereitwillig zu Komplizen, während sie John Okeman einen ziemlich einfältigen Menschen, durch Einschüchterung zum Schweigen brachten."

Für den unglaublichen Vorfall bei Joans Exhumierung gibt es jedoch keinerlei logische Erklärung. Der Gedanke liegt nahe, Joan Norkot sei lebendig begraben worden, aber andererseits steht außer Zweifel, dass sie wirklich tot war. Möglicherweise löste die frische Luft eine spontane chemische Reaktion aus, die ihre Stirn wieder "lebendig und frisch" wirken ließ. Wie aber konnte Joans Auge zwinkern und ihre Finger sich bewegen und frisches Blut hervorbringen? Vielleicht erwachte Joan flüchtig von den Toten, um göttliche Vergeltung und Gerechtigkeit walten zu lassen.

 

 

Das Medium Eusapia Palladino

Eusapia Palladino war eines der am gründlichsten untersuchten Medien aller Zeiten. Obwohl man sie gelegentlich beim Betrügen ertappte, waren doch viele nach der Teilnahme an ihren Séancen davon überzeugt, dass sie zweifelsohne über geheime Kräfte verfügte.

Wer bei Eusapia Palladino an einer Séance teilnahm, konnte jede Menge Aktionen erwarten: Schwere Möbelstücke bewegten sich ungestüm, so, als ob sie einen eigenen Willen hätten, Hände erschienen, die nach den Sitzenden griffen. Hupen ertönten und Lichter blitzten auf. Palladino tat mehr als jedes andere Medium, um Parapsychologen zu überzeugen, dass die physischen Erscheinungen in ihrem Séance-Raum real waren - obwohl sie bisweilen beim Schwindeln ertappt wurde.

Eusapia Palladino wurde im Januar 1854 als Kind einer Bauernfamilie in der Nähe von Bari, Süditalien, geboren. Ihre Mutter starb bei der Geburt, als sie zwölf war, wurde ihr Vater ermordet. Eusapia war fast noch ein Kind, als man ihre medialen Fähigkeiten erkannte. Dies geschah auf bemerkenswerte Weise.

Im Jahre 1872 beteiligte sich die englische Ehefrau eines italienischen Parapsychologen namens Damiani in London an einer Séance. Ein Geist, der sich selbst als John King zu erkennen gab, "kam durch" und erzählte ihr, dass es in Neapel ein starkes Medium gäbe, das die Reinkarnation seiner Tochter, der berühmten Katie King, wäre. Dann gab ihr der Geist die vollständige Adresse des Hauses, in dem man das Medium finden könne. Herr Damiani fuhr nach Neapel und traf in dem besagten Haus auf Eusapia Palladino. In der Folge wurde er der Mentor des jungen Mädchens und half ihr, ihre Kräfte zu entwickeln.

Dr. Ercole Chiaia war der erste Wissenschaftler, der sich für Palladinos Glaubwürdigkeit aussprach, und zwar im Jahre 1888 in einem offenen Brief an Cesare Lombroso. Der berühmte Psychiater und Kriminologe hatte sich in einem Artikel über den Spiritismus lustig gemacht. Daraufhin lud Chiaia Lombroso ein, sich einen besonderen Fall anzusehen - Eusapia Palladino. In seinem Brief am Lombroso führte Chiaia unter anderem aus:

"An ihren Sitz gefesselt oder an den Händen festgehalten ... zieht sie die Möbelstücke um sich herum an, sie läßt sie in die Luft steigen ... und sie in wellenförmigen Bewegungen wieder nach unten sinken, als ob sie ihrem Willem gehorchten. Sie klopft oder pocht dabei in einem bestimmten Rhythmus an die Wände, die Decke und den Fußboden. Diese Frau erhebt sich auch selbst in die Luft - ganz gleich, wie sie festgebunden ist. Wider aller Schwerkraft schwebt sie ruhig in der Luft. Sie spielt Musikinstrumente, ohne sie zu berühren ... Wie viele Beine und Arme hat sie? Wir wissen es nicht. Während ihre Gliedmaßen von skeptischen Zuschauern festgehalten werden, sehen wir, wie andere Glieder erscheinen, ohne dass man weiß, woher sie kommen und wem sie gehören."

Als Lombroso zwei Jahre später Neapel besuchte, nahm er die Einladung zu einer Séance mit Eusapia Palladino an. Er war äußerst beeindruckt. Aufgrund seiner Erlebnisse mit dem Medium verbrachte Lombroso in Folge vieler Jahre mit dem Studium paranormaler Erscheinungen. Seine Bücher zu diesem Thema machen deutlich, dass er schließlich zu der Überzeugung kam, dass die Geister der Toten wirklich für das Auftreten von medialen Phänomenen verantwortlich sind.

Fesselnde Eindrücke

1892 führte eine Gruppe Forscher, die als die Mailänder Kommission bekannt geworden ist, 17 Sitzungen mit Eusapia Palladino durch. In ihrem Abschlußbericht heißt es unter anderem:

"Es ist uns nicht möglich aufzuzählen, wie oft aus dem Nichts eine Hand erschien, die wir auch berühren konnten. Es genügt wohl, wenn wir sagen, dass ein Zweifeln nicht länger angebracht war. Wir sahen und berührten wirklich mitten im Raum eine menschliche Hand, während zur gleichen Zeit der Oberkörper und die Arme des Mediums sichtbar blieben und ihre Hände von den links und recht von ihr Sitzenden gehalten wurden."

Im Unterschied zu anderen Medien saß Palladino während ihrer Séancen nicht hinter einem Vorhang. Sie verwendete zwar eine Kabine, die, wie sie meinte, einigen der Erscheinugen half, sich aufzubauen, saß jedoch immer davor. Gleich, ob sie und die Forscher in völliger Dunkelheit saßen oder ob das Licht ausreichte, sie deutlich zu beobachten, immer gestattete sie den Zeugen, sie an den Stuhl zu fesseln oder sie festzuhalten, damit sie sich selbst überzeugten, dass sie nicht betrügen konnte.

Zu den Mitgliedern der Mailänder Kommission gehörte auch Charles Richet, Professor für Physiologie an der medizinischen Fakultät in Paris, der zu einem ihrer treuesten Anhänger wurde. Er hielt mehr als 100 Séancen mit ihr ab und war als einer der früheren Parapsychologen Europas besser als jeder andere in der Lage, ein Urteil über ihre parapsychischen Kräfte abzugeben - ein positives Urteil. (siehe hierzu auch "Experimente mit Eusapia").

Professor Richet brachte mehrere Kontrollmöglichkeiten in seinen Experimenten mit Palladino ein, um zu verhindern, dass sie betrügen konnte. In seinem Buch Thirty Years of Psychical Research (Dreizig Jahre parapsychologischer Forschung) beschrieb er einen Tisch, der speziell für ihre Séancen angefertigt wurde. "Die Tischbeine liefen spitz zu, was es überaus schwierig machte, den Tisch  mit dem Fuß anzuheben ... Wir hielten ihn außerdem für viel zu schwer (20 Kilogramm), versuchten es aber doch noch am gleichen Abend. Kaum hatte Eusapia den schweren Tisch mit den Fingerspitzen berührt, neigte er sich, schwankte hin und her, und ohne dass die Tischbeine überhaupt berührt wurden, hob er mit allen vier Beinen vom Boden ab." Tiche spielen in Berichten über Eusapia Palladinos mediale Fähigkeiten eine herausragende Rolle.

Einer  der Zeugen bei einer Séance in Cambridge war Dr. Richard Hodgson, der den Verdacht hegte, dass Eusapia Palladinos Wirken auf Betrug beruhe. Bei dieser Séance mogelte Palladino wirklich. Die "SPR" (Society for Psychical Research) bezeichnete sie schließlich als Betrügerin, europäische Forscher jedoch blieben von dieser "Enthüllung" unbeeindruckt. Sie wußten, das Medium würde Tricks versuchen, wenn man ihr die Gelegenheit dazu gab, und hatte das in früheren Berichten auch angemerkt. Sie waren der Auffassung, dass bei strengen Kontrollen seitens der "SPR" die Erscheinungen auch real gewesen wären.

Launen eines Mediums

Auch der bekannte französische Astronom Camille Flammarion begutachtete Eusapia Palladino. Er berichtete, das während einer der von ihm geleiteten Séancen das Medium sehr gereizt war und die Erscheinungen zerstörerische Charakter annahmen. 1908 schickte man erneut drei Forscher zu einigen Séancen nach Neapel, wo weitere Betrügereien aufgedeckt wurden.

Ein Jahr später wurde Palladino wieder beim Betrügen ertappt, diesmal in den USA. Von 1909 bis 1910 verbrachte sie sieben Monate in Amerika und beeindruckte viele Forscher. Bei einer ihrer Séancen jedoch gelang es einem Mann, sich unter dem Vorhang ihrer Kabine zu verstecken, und von diesem Blickwinkel aus sah er, "dass sie einfach mit dem Fuß aus dem Schuh schlüpfte und gewandt mit ihren Zehen nach der Gitarre und dem Tisch in der Kabine angelte".

Während einer weiteren Séance in den USA erwischte sie ein Zauberkünstler, der sich unter den Séance-Tisch versteckt hatte, beim Tricksen. Der berühmte Zauberer Howard Thuston bestätigte jedoch, dass die schwebenden Tische, die er in ihrer Anwesenheit gesehen hatte, "nicht auf Betrug zurückzuführen waren und auch nicht mit Hilfe ihrer Füße, Knie oder Hände bewegt wurden".

Hereward Carrington, einer der drei nach Neapel gesandten Forscher  des "SPR", war der Mann, der Palladino in die USA eingeladen hatte. Nach dem unglücklichen, eben beschriebenen Vorfall merkte er an:

"Praktisch hat jede wissenschaftliche Kommission sie beim Betrugsversuch ertappt. Trotzdem war jede dieser Kommissionen nach den Untersuchungen von der Realität dieser Erscheinungen recht überzeugt, wenn man einmal von den Beobachtungen in Cambridge und in Amerika absieht, die mit ihrer Bloßstellung endeten."

Palladino selber hat nie abgestritten, dass sie zuweilen betrog. Sie erklärte dazu, dass sie in Trance sogar vom Willen der Skeptiker unter ihren Zuschauern gezwungen werden kann, Tricks anzuwenden. Wie immer die Wahrheit auch aussieht, es gibt bei den medialen Kräften von Eusapia Palladino noch einen anderen faszinierenden Aspekt, der nie in Frage gestellt wurde und bei dem ein Betrug unter gegebenen Bedingungen kaum möglich gewesen wäre. Bei vielen Séancen wurden sich spontan materialisierende menschenähnliche Gebilde oder Körperteile erblickt. Manchmal waren sie deutlich sichtbar, ein anderes Mal konnten die Forscher sie durch den Vorhang der Kabine spüren.

Trotz des Umstandes, dass die meisten Forscher von Palladinos übernatürlichen Kräften überzeugt waren, bedeutete die amerikanische Bloßstellung das Ende der internationalen Karriere des Mediums. In den folgende acht Jahren, bis zu ihrem Tode im Jahre 1918, hörte man recht wenig von ihr. Wir wissen aber, dass sie bei Séancen in ihrem Heimatland weiterhin mysteriöse Erscheinungen hervorbrachte.

Bis heute bleibt Eusapia Palladino so etwas wie ein ungelöstes Rätsel, und die Kontroverse über ihre Materialisation ist noch lange nicht beendet. Ohne jeden Zweifel aber war sie für die parapsychologische Forschung des 20.Jahrhunderts von sehr großer Bedeutung.

 

 

Experimente mit Eusapia

In seinem Buch After Death - What?: Researches into Hypnotic and Spiritualistic Phenomena (Nach dem Tod - Was dann?: Erforschung hypnotischer und spiritistischer Phänomene) berichtet der Psychiater und Kriminologe Cesare Lombroso über die vielen Experimente, die er und eine Reihe von Kollegen anstellten, um die vermeintlichen medialen Kräfte von Eusapia Palladino zu überprüfen.

Ursprünglich betrachtete Lombroso alles, was mit Spiritismus zusammenhing, mit größter Skepsis. Sein Interesse erwachte jedoch, als er von einem jungen Mädchen hörte, das plötzlich erblindet war, doch als Ausgleich scheinbar bestimmte bemerkenswerte Fähigkeiten entwickelt hatte - wie z.B. mit dem Ohr sehen, mit dem Füßrücken riechen und die Zukunft vorhersagen.

Lombroso war von solchen Berichten äußerst fasziniert und wurde daraufhin eingeladen, an einer der Séancen Palladinos in Neapel teilzunehmen. Dieses Erlebnis beeindruckte ihn zutiefst und veranlaßte ihn in den nächsten Jahren zu zahllosen Experimenten unter kontrollierten Bedingungen.

Zu den vielen erstaunlichen Ereignissen, deren Augenzeuge Lombroso wurde, zählt auch die Séance, bei der Palladino auf einem Tisch schwebte. Lombroso beschrieb das Geschehen wie folgt: "Es passierte zweimal ... Das Medium, das nahe an einer Seite des Tisches saß, schwebte unter Stöhnen mit dem Stuhl in die Höhe, senkte sich, immer noch auf dem Stuhl sitzend, auf die Tischplatte herunter und kehrte dann in die Ausgangsposition zurück." Er war überzeugt, dass keiner der Anwesenden bei diesem merkwürdigen Vorgang seine Hand mit im Spiel hatte.

Seltsam war auch das Ertönen einer sich hinter dem Medium befindenen Trompete, die Eusapia aber nicht berühren konnte; verwirrend war das Gefühl, angefaßt zu werden, auch wenn Palladino (oder sonst irgend jemand) außer Reichweite war; unerklärlich war es auch, wenn sich Gegenstände aus einer Manteltasche wie von Geisterhand getragen auf den Tisch bewegten. Wurde das Licht im Zimmer wieder angezündet, sah man, dass jetzt Palladino, die quälende Laute von sich gab, den Mantel trug. Dabei war sie die ganze Zeit über von den neben ihr Sitzenden festgehalten worden.

 Bei einem Experiment wurde ein Teil des Raumes verdunkelt und durch Vorhänge abgetrennt. Palladino saß in einem Spalt zwischen den Vorhängen, so dass sich ihre Arme, ihr Gesicht und ihr Oberkörper im Licht befanden. Die Versuchsleiter stellten einen kleinen Stuhl hinter den Vorhang, brachten ein Glöckchen am Vorhang an und befeuchteten ihn mit Lehm. Dann stellten sie sich im hellen Teil des Raumes im Kreis um den Tisch herum auf. Bald sahen sie, wie der Vorhang in ihre Richtung geweht wurde.

Eine unbekannte Kraft zog am Stuhl eines Zeugen, und es erfolgten fünf Schläge gegen den Stuhl, um, wie Palladino meinte, auf das zu helle Zimmer zu verweisen. Daraufhin wurde das Licht abgedunkelt. Ein Zeuge spürte, wie er von Fingern berührt wurde, und der Stuhl, den man hinter den Vorhang gestellt hatte, wurde ihm plötzlich in die Hand gedrückt. Andere berichteten von "einer lebenden menschlichen Hand, die wir sahen und berührten, während wir zur gleichen Zeit den Körper und die Arme des Mediums sehen konnten und ihre Hände von denjenigen, die zu ihren Seiten saßen, festgehalten wurden".

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