Strahlende Helden

herausgegeben von Ernst Wurdack

Taschenbuch A5
210 Seiten

ISSN 1618-9647
Band 8

Preis: 10 Euro


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Das Buch:
220 Einsendungen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, Liechtenstein, England und Russland sind zum Thema Strahlende Helden eingegangen. Die 42 besten sind in dieser Wettbewerbs-Anthologie veröffentlicht.
Auch wenn das Cover auf den ersten Blick vermuten lässt, dass es sich dabei nur um SF-Erzählungen handelt, lassen Sie sich nicht täuschen: Drachentöter, edle Ritter, Hausmeister, Roboter, Raumfahrer und derlei mehr geben sich in diesem Band die Ehre. Es ist für jeden Geschmack etwas dabei, egal ob Fantasy-, SF-, Horror- oder Phantastik-Fan.
Und da in diesem Jahr besonders viele gute Geschichten zur Story-Olympiade eingegangen sind, wurde kurzerhand der Umfang des Buches auf beinahe das Doppelte aufgestockt.


Die Autoren:
Siegfried Dierker, Birgit Erwin, Leo Wolf, Oliver Wöbbeking, Christiane Kleine, Thomas Kohlschmidt, Claudia Hornung, Andrea Tillmanns, Anne Grießer, Jörg Maurer, Anja Labussek, Tatjana Stöckler, Klaus Vor der Landwehr, ODeeN, Oliver Hohlstein, Christian Savoy, Nanette Geiger, Barbara Schinko, Silvia Sladek, Dirk Wonhöfer, Fran Henz, J. Th. Thanner, Olaf Trint, Sonja Weiller, Oliver Stahmann, Gisela Lipsky, Bernhard Schneider, Heidrun Jänchen, Bernhard Weißbecker, Carmen Pia Günther, Robert Holbach, Judith Stanislawska, Sandra Henke, Armin Rößler, Hans Peter Roentgen, Corinna Jaeger, Cornelia Ehses, Henry Bienek, Rainer Innreiter, Markus Jendrossek, Ariane Filius und Heike Rau.


Mars

(Leseprobe)

Celine hatte sich nichts mehr gew�nscht, als dass es so werden w�rde, wie es fr�her gewesen war. Und zun�chst erschien ihr auch alles wunderbar zu sein.

Marten hatte sich auf den ersten Blick nicht ver�ndert, dieser gro�e, gut aussehende Mann. Um seine breiten Schultern spannte sich der Stoff der n�chternen Uniform, trotz der langen Reise in der Schwerelosigkeit schien sein K�rper noch immer vollkommen durchtrainiert zu sein. Sein Haar, durch das sie so oft z�rtlich mit den Fingern gefahren war, trug er nun milit�risch kurz. Bei seiner Ankunft baumelte um seinen Hals die Medaille, die er f�r seine Tapferkeit erhalten hatte.

Sie bem�hte sich zwar, nicht allzu �berschw�nglich auf seine R�ckkehr zu reagieren, konnte ihre Freude aber kaum zur�ckhalten. Als sie ihm endlich wieder gegen�berstand, stammelte sie erst ein paar zusammenhanglose S�tze, dann fiel sie ihm stumm um den Hals und dr�ckte ihn fest, entschlossen, ihn nie wieder loszulassen.

"Du bist wieder da", sagte sie schlie�lich und lachte und weinte dabei gleichzeitig. Er sagte wenig, aber er war ohnehin noch nie ein Mann vieler Worte gewesen. Celine f�hlte, dass sich auch Marten freute, wieder hier bei ihr zu sein.

Zur Feier seiner R�ckkehr veranstaltete Celine ein gro�es Fest. Fast alle von ihren und seinen alten Freunden kamen und Marten schien sich pr�chtig zu am�sieren. Er war fast schon ausgelassen, a� und trank, lachte und feierte wie alle anderen. Auch danach verbrachten sie einige ungetr�bte Tage miteinander. Dann erst fing sie langsam der Alltag wieder ein. Und Celine erkannte, dass sich Marten doch ver�ndert hatte.

Sie schob es auf die verschiedensten Umst�nde. Nach der langen Zeit im Weltraum war es nur zu verst�ndlich, dass er Schwierigkeiten hatte, sich wieder auf das normale Leben auf der Erde einzustellen. Einiges von dem, was auf dem Mars geschehen war, hatte sie auf dem Bildschirm gesehen. Sie erinnerte sich an die Bilder der Fremden: absto�ende Gestalten mit kahlen, aufgedunsenen K�pfe und gierig aufgerissenen M�ulern, in denen spitze Z�hne funkelten; massige K�rper mit lederartiger Haut, unter der sich pulsierende Muskelstr�nge abzeichneten; silbern gl�nzende Waffen, aus denen grelle Energiestrahlen schossen. Und die M�nner von der Erde, die sich ihnen entgegenwarfen. Kein Wunder, dass Marten, der einer von ihnen gewesen war, sich damit besch�ftigte und nicht so einfach dar�ber hinwegkam.

Als sie aber endlich bemerkte, dass Marten entschieden anders war als fr�her, fragte sie sich, ob die Zeichen schon die ganze Zeit �ber da gewesen waren. Ob sie diese schlicht nicht gesehen hatte. Nicht sehen wollte. Hatte die Freude ihren Blick vernebelt? Oder hatte Marten sich einfach nur gut verstellt? Wann hatte es angefangen? Gleich mit seiner R�ckkehr? Oder sp�ter?

Er fing an, an bestimmten Abenden allein auszugehen, um sich mit seinen Kameraden zu treffen. Veteranentreffen, nannte er diese Zusammenk�nfte. Sie blieb davon ausgeschlossen. Wenn er dann zur�ckkehrte, wurde ihr Gef�hl, dass sie dabei war, Marten zu verlieren - ihn vielleicht schon l�ngst verloren hatte - ein St�ck intensiver.

Sie sa� allein zu Hause und f�hlte sich einsam und verloren.

Tr�nen liefen ihr �ber die Wangen, als er an diesem Abend nach Hause kam. Sie schluchzte laut.

"Was ist nur geschehen?", fragte sie mit erstickter Stimme. "Was ist dort oben nur mit dir geschehen?" Sie l�ste sich aus seiner Umarmung und er hielt sie nicht auf. Sie floh regelrecht vor ihm, hastete hinaus auf den winzigen Balkon. Mit zitternden Fingern riss sie eine Zigarette aus der Schachtel. Beim ersten Zug gl�hte die Spitze mit einem leisen Zischen auf. Gierig sog Celine den Rauch tief ein.

Marten folgte ihr. Sie sah seinen missbilligenden Blick. Immerhin - eine Regung. Meist ignorierte er sie inzwischen v�llig. Trotzig rauchte sie weiter, obwohl sie wusste, dass er es verabscheute.

"Du bist mir fremd", sagte Celine.

"Ich war vier Jahre weg", antwortete er. Seine Worte kamen nur stockend, als wisse er nicht, was er sagen sollte. "Das war auch f�r mich keine leichte Zeit, wie du dir vielleicht vorstellen kannst."

Sie starrte ihn an. "Ich habe auf dich gewartet. Die ganzen vier Jahre. Ich habe mir das anders ausgemalt. Ein Wiedersehen mit Freude und Begeisterung. Mit Leidenschaft. So wie es die ersten Tage auch war. Oder hast du mir nur etwas vorgegaukelt?"

Er sagte nichts, sondern schaute sie nur an.

Doch sie konnte ihm nicht l�nger in die glanzlosen Augen sehen. Sie f�hlte die unsichtbare Barriere, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatte, als w�re sie real. Sie stand hier pl�tzlich vor einem v�llig Fremden, zumindest kam es ihr so vor. Konnte das wirklich noch der Mann sein, mit dem sie so viele gl�ckliche Momente erlebt hatte? Den sie liebte?

Celine wusste es nicht in diesem Moment. Aber sie wollte nicht, dass er ging. "Erz�hl' mir, was auf dem Mars geschehen ist. Was ich auf dem Bildschirm gesehen habe und was dazu berichtet wurde, klingt alles so ... so unglaublich. Ich m�chte es aus deinem Mund h�ren." Er sch�ttelte entschlossen den Kopf. "Ich darf nicht �ber die Einzelheiten reden. Dazu habe ich mich verpflichtet. Alles andere hast du schon gesehen. Die Fremden, die aus dem Nichts kamen, ihren �berfall auf die Kolonie, wie sie gew�tet haben. Unser Einsatz kam f�r die Menschen dort oben zu sp�t. Aber wenigstens haben wir es geschafft, die Invasoren zu vertreiben."

"Warum darfst du nicht einmal zu mir dar�ber reden?" Ihre Stimme hatte nun einen schrillen Klang.

"Es tut mir Leid", fl�sterte er.

Sie weinte erneut, konnte �berhaupt nicht mehr aufh�ren. Die innere Leere bet�ubte ihre Gedanken. Die Tr�nen flossen von ganz allein. "Was soll jetzt werden?", wollte sie schlie�lich wissen.

"Wir brauchen Zeit", sagte er.

Dabei war schon so viel Zeit vergangen.


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