Spinnen spinnen
Herausgegeben von Ernst Petz und Heinrich Droege

298 Seiten
Aarachne Verlag
ISBN 3-85255-057-2

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Kurzgeschichten von Heinrich Steinfest, Andreas Gruber, Hahnrei Wolf K�fer, Peter Zingler, Armin R��ler, Florian F. Marzin, Uwe Neuhold, Peter Brandst�tter, Klaus von der Landwehr, Ernst Petz, Heinrich Droege, Georg Meschek, Georg Biron, Volker Kieslinger, Christa Brauner, J. Th. Thanner, Verena Blecher und Achim Wagner


Nachts
(Leseprobe)

Er h�rte sich selbst sto�weise und hastig atmen, sonst konnte er kein einziges Ger�usch vernehmen. Die ihn umschlingende Dunkelheit war nur an einem einzigen Punkt durchbrochen, einem Punkt an der Wand, auf den seine Augen gerichtet waren. Dort sah er das Tier, die Spinne, gro� wie eine ausgewachsene M�nnerfaust, langsam, fast schon beh�big, aber doch stetig gen Boden krabbeln. Wie gel�hmt beobachtete er die sorgf�ltig koordinierten Bewegungen der acht Beine, die keine Form des Fehltritts zu kennen schienen. Merkw�rdig genug, hatte diese Spinne doch nur zwei starre Augenpaare, die im Dunkeln einen schwachen Glanz ausstrahlten. Vorne am Kopfbrustst�ck bewegten sich die zwei Paar Mundwerkzeuge v�llig ger�uschlos, wenngleich er meinte, ein leises Rascheln zu vernehmen. An den Kieferf�hlern, das wusste er, befanden sich die Giftdr�sen, aus denen bald das l�hmende und t�dliche Gift in seinen schon reglosen K�rper str�men w�rde.

Die Spinne hatte jetzt fast schon den Boden erreicht, er sah am Ende des Hinterleibs einen einzigen Faden aus einer der Spinndr�sen austreten, ein zus�tzlicher Halt wohl f�r das Tier an der glatten, kalten Wand. Am Boden angelangt, setzte sich die Spinne zielsicher in Richtung Bett in Bewegung, verharrte nur kurz, um sich zu orientieren. Wieder glitten die Beine v�llig synchron �ber den Teppich, leuchteten die vier Augen schwach und er wunderte sich einen Moment lang, warum er das Tier auf dem dunklen Teppich in dem dunklen Raum �berhaupt sehen konnte. Jetzt hatte es fast das Bett erreicht, er wollte aufspringen, konnte es aber nicht, blieb liegen, regungslos, immer noch war nur sein Atem zu h�ren, der sich inzwischen noch mehr beschleunigt hatte. Die Spinne kroch an einem der Beine des Bettes nach oben, ber�hrte schon das Bettlaken, das ihn verh�llte, n�herte sich seinem Gesicht. Ganz deutlich sah er jetzt die hektisch, in Vorfreude auf das hilflose Opfer vibrierenden Chelizeren, aus denen die Dr�sen m�ndeten, die l�ngst mit dem giftigen Sekret gef�hlt waren. Die Spinne n�herte sich jetzt rasch, hatte fast schon den Punkt erreicht, an dem das Laken seinen Oberk�rper, den Hals und den Kopf freigab. Sie spann weiter ihren einzelnen Faden hinter sich. Er sp�rte ihr Gewicht erst, als sie auf seiner Brust angekommen war, von dort auf den blo�en Hals weiterkroch. Nur wenige Zentimeter trennten sie noch von ihrem offensichtlichen Ziel, er konnte sich immer noch nicht bewegen, obwohl er Panik erf�llt aufspringen wollte, um die Flucht zu ergreifen vor dieser t�dlichen Bedrohung. Sein Atem raste jetzt ebenso wie sein Puls, er war so hilflos, konnte das gleich in sein Blut ausstr�mende Gift bereits riechen, wie �berhaupt die Spinne einen ekelhaften Gestank verbreitete, einen Geruch von Abfall und Verwesung, der sein bevorstehendes Schicksal eindeutig vorhersagte. In seiner Kehle sammelte sich die Kraft f�r einen Schrei, w�hrend die Spinne mit einem der F�hler bereits sein Kinn ber�hrte. Da schrie er.


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