Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik -
Der ewig dunkle Traum

herausgegeben von Alisha Bionda & Michael Borlik

Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik Band 1
Dark Fantasy

387 Seiten
ISBN 3-89840-351-3
9,95 Euro


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Diese Anthologie entf�hrt den Leser mit morbiden Erz�hlungen von Barbara B�chner, Markus Heitz und anderen namhaften Autoren �ber Gesch�pfe der Nacht in Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik.

Subtiler Horror, Welten feinsten psychischen Grauens erschaffen eine Chronik des Schreckens.

Die Titelstory, die erste Einblicke in die neue Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik-Serie rund um die Vampirin Dilara gibt, ist vom Meister der Fantasy selbst.


Die Geschichten:

Eddi M. Angerhuber �Das Nachtbuch�
Markus Heitz �Ein besonderer Geschmack�
Mark Freier �Das H�llenwunder�
Armin R��ler �Vergn�gungspark�
Frank W. Haubold �Die Stadt am Fluߓ
Alisha Bionda �Seelenpfand�
Markus K. Korb �Die Brut�
Barbara B�chner �Die Nahrung der Toten�
Michael Borlik �Engel der Nacht�
Dominik Irtenkauf �Mumienglanz in der Nekrophilharmonie�
Wolfgang Hohlbein �Die Schattenchronik�
Boris Koch �Heilig Abend bei Manfred�
Linda Budinger �Schattentrinker�
Christel Scheja �Der Verfluchte von Tainsborough Manor�
Marc-Alastor E.-E. �Lang lebe die K�nigin�
Dominik Irtenkauf & Javier Hurtado �Trauerflug aus dem S�den�

Infotainment:

Christel Scheja �Gesch�pfe der Nacht� und ihre Urspr�nge im Volksglauben
Christel Scheja �Wolfsgedanken�
Christel Scheja �Von den Toten, die unzerfallen ruh`n�
Dominik Irtenkauf �An die Ewigkeit verschworen�

Cover: Mark Freier
Innenillustrationen: Pat Hachfeld


Vergnügungspark (Leseprobe)

Sie starrte auf die schwere T�r, die den Eingang zur Geisterbahn versperrte. Ein Totenkopf, mit blutroter Farbe aufgemalt, grinste ihnen entgegen. Die Schienen, auf denen sich der Wagen jetzt ratternd in Bewegung setzte, endeten wie abgeschnitten vor dem Tor.

Adrian dachte schon, die Fahrt w�rde gleich hier wieder vorbei sein, weil sich - vielleicht durch einen technischen Fehler, vielleicht durch schlichte Schlamperei - die T�r nicht rechtzeitig �ffnen lie�. Doch da schoben sich die beiden Fl�gel mit einem angestrengten Knarren, aber wie von Geisterhand bewegt, beiseite. Undurchdringliche Dunkelheit empfing sie. Julie r�ckte n�her, was ihm nicht ungelegen kam. Er legte besch�tzend seinen Arm um sie. Die T�r schloss sich mit dem gleichen unheimlichen Ger�usch wieder hinter ihrem Wagen. Abrupt ging es abw�rts, und Adrian f�hlte, wie sich sein irritierter Magen hob. Nicht schon wieder, dachte er. Doch die Geisterbahn hielt ganz andere Schrecken bereit.

Links vor ihnen blitzte ein helles Licht auf. Sobald ihre Augen nicht mehr geblendet waren, sahen sie erneut einen Totensch�del - allerdings kein Bild, sondern den echten Kopf eines Skeletts, der im Zentrum des Lichtscheins ruhte. "Wie spannend", h�hnte Adrian. Doch in diesem Moment �ffnete sich der Mund des Sch�dels, und ein durch Mark und Bein gehendes Heulen war zu h�ren. Julie zuckte tats�chlich erschrocken zusammen, und auch Adrian war �berrascht. Trotzdem lachte er.

Eine Ber�hrung lie� ihn verstummen. Sanft streichelte etwas �ber sein Haar, aber er konnte nicht sehen, was es war. Julie kreischte. Er langte nach oben und bekam tats�chlich etwas zu fassen. Seine Finger schlossen sich um einen Gegenstand, der ein extrem d�nnes Seil h�tte sein k�nnen, w�ren da nicht die feinen, kaum wahrnehmbaren H�rchen gewesen, die sich in gro�er Zahl auf der Oberfl�che des Dings befanden. Adrian fragte sich noch, um was es sich handeln konnte, da sp�rte er pl�tzlich, da� es lebte. Er f�hlte ein schwaches Pulsieren, als pumpe ein angestrengtes Herz Blut durch die Bahnen eines K�rpers. Dann bewegte das Ding sich. Es hob sich langsam und zog dabei Adrians Hand mit sich. Verbl�fft verga� er, seine Finger wieder zu �ffnen. Erst als er schon halb aus seinem Sitz gezogen worden war, lie� er los und fiel zur�ck in die tr�gerische Sicherheit des Wagens.

"Was zur ...?"


Rezension von Marlies Eifert

Immer wieder hat man zu verschiedenen Zeiten versucht, Sinngebungen vorzunehmen Ph�nomene, Vorg�nge, die uns im t�glichen Leben begegnen, zu deuten, sie in einen Zusammenhang zu bringen. So wird die Welt besonders in der christlicher Tradition des Barock als st�rmische See gesehen, als Ort der �Bew�hrung' f�r den einzelnen. Am Ende steht nach vielen Widrigkeiten die Einfahrt in den 'Hafen'. Eine Belohnung f�r die M�hen liegt m�glicherweise im Jenseits. Angenommen wird eine h�here Gerechtigkeit. Nichts davon in den �Schattenwelten', wie sie als Folie f�r die Geschichten in der Anthologie �Der ewig dunkle Traum' dienen. In dieser Welt f�hlen sich Wesen wohl, die Freude am T�ten anderer haben: Vampire. Es ist eine Welt, in der Grauen, Horror, Not vorherrscht. Not? Weniger im materiellen als im existentiellen Sinn. Die Protagonisten leben h�ufig in �besseren' Kreisen. Mit Vorliebe in Adelskreisen.

Im �Das Nachtbuch' (Eddie M.Angerhuber) wird �roter Wein' im �Licht der Kerzen' serviert. In �Schattenchronik- der ewig dunkle Traum'(Wolfgang Hohlbein) steht das Haus Dilaras in vornehmer Gegend, bei Marc Alastor E.-E. handelt es sich bei der Protagonistin um eine K�nigin. �Mumien-Auswickel-Parties'in �Schattentrinker' (Linda Budinger) k�nnen nur in exzentrischen Kreisen stattfinden, die sich um den �berlebenskampf nicht zu k�mmern brauchen etc. Die Sprache pa�t sich diesen Gegebenheiten an. Keine Experimente, selten abgebrochenen Satzteile. In der Regel flie�en die S�tze in �altem' Stil. Auch die traditionelle Rechtschreibung, �berhaupt die �u�ere Gestaltung, alles pa�t sich der vornehm- d�steren Welt, in der Vampire agieren, an. Variiert werden die typischen Vampirmotive : Blut saugende �Untotote', die Jagd machen auf Menschen- meist sehr junge M�dchen. Gelegentlich erfolgt eine Umwandlung von Menschen in Vampire nach festen Regeln der �Unterwelt'.. Am ungebrochensten kommen diese Elemente in Michael Borliks �Engel der Nacht'vor.

Interessanter sind sublimere Formen. Formen, die beispielsweise in einem Zwischenbereich zwischen Wirklichkeit und Traum spielen. So ist sich �Dilara' bei Wolfgang Hohlbein (s.o.) nicht sicher, ob es sich bei dem Erlebten um Alptr�ume handelt. Die Spannung besteht im langsamen Weg des Erkennens bei gleichzeitigen Fluchttendenzen. Flucht aus der phantastisch d�steren grausigen Welt, die trotz allem Widerstand auch eine gewisse un�bersehbare Anziehungskraft auf die Heldin besitzt.

Den sublimeren Formen ist auch Alisha Biondas Erz�hlung zuzurechnen. - Bei �Seelenpfand' fehlt der Bi� in die Halsschlagader des anderen; das �Aussaugen' erfolgt auf subtilere Art. Die Handelnden, zwei Liebende, haben das Gef�hl des Ausgeliefert - Seins. Sie sehen sich als Marionette des anderen. Beide m�chten aus der Beziehung ausbrechen. Fast hat man den Eindruck , da� die Autorin dieser Geschichte etwas aus dem wirklichen Leben eingehaucht hat. Die Liebenden leben wirklich, sind also nicht halbtot oder scheinlebend. Und als Lebende haben sie eine Chance, vielleicht anders als man es von Vampiren gewohnt ist. Deutlicher als bei den anderen Geschichten der Anthologie wird bei �Seelenpfand' das Vampirprinzip zum Lebensprinzip von realen Menschen: Wie der eine sich am Leben erh�lt, indem er sich anderes Leben in gewisser Weise einverleibt, dies wird an Protagonisten demonstriert, die im Hier und Jetzt leben, und die nicht die Verfremdung zu typischen Vampiren �ber sich ergehen lassen mu�ten.

Die Welt der �Schattenchronik' Bd.1 ist mit wenigen Ausnahmen in der Vergangenheit angesiedelt, einschlie�lich Alt�gypten. Mumien haben an sich schon etwas Grausiges, um so mehr, wenn der Vorgang des Einbalsamierens aus der Sicht des Toten beschrieben wird- zwischen Hoffen und langsam sicher werdender Gewi�heit der K�nigin(s.o.), da� es sich bei den Handlungen der Priester nicht um lebenserhaltende Ma�nahmen handelt. (Marc Alastor E.-E.). Oder wenn die auszuwickelnde Mumie bei den �Auswickelparties' auf bestimmte Mittel eines Gelehrten so reagiert wie erwartet oder auch wieder nicht erwartet: Sie wird wieder zum Leben erweckt und reagiert auf nicht vorhersehbare und vor allem nicht erw�nschte Weise. Es kommt auch vor, da� Vampire in unserer Welt agieren, sich wie in der Geschichte von Markus Heitz in �Ein besonderer Geschmack' moderner Technologie bedienen, d.h. wissen, wie man mit Internet, Mails umzugehen hat. Das ist interessant zu lesen, hat Witz. Aber man hat doch den Eindruck, da� sie �fremd' gehen, nicht so recht in die Netz- Gemeinschaft geh�ren.

Anders wenn das Phantastische, Groteske auf eigent�mliche Weise in unsere Welt eindringt, wie dies am ehesten in �Vergn�gungspark' von Armin R��ler oder auch in �Die Stadt am Flu�' von Frank H. Haubold greifbar ist. Fast Allt�gliches- ein Vergn�gungspark als Ablenkung an einem arbeitsfreien Tag aufgesucht - verwandelt sich kafkaesk in einen nicht mehr begreifbaren Alptraum. - In �Die Stadt am Flu�' verwandelt sich eine normale Kleinstadt nach Jahren in einen Raum, wo �trust in the night' m�glich ist. Das Strandbad verrottet in kniehohem Unkraut. Brennesseln, Disteln, die Umkleider�ume mutieren zur Ruine. Alles in der Stadt, die der Protagonist nach Jahren wieder aufsucht, ist fremd und bekannt zugleich. Erkl�rungsversuche erweisen sich als sinnlos. So wenn die jung gebliebene �Erste Liebe' in einem Tunnel am Stra�enrand steht und als Anhalterin mitgenommen werden will. Langsam - kaum wahrnehmbar wie in �Die Stadt am Flu� - oder auch pl�tzlich wie in �Vergn�gungspark' w�chst Phantastisches in den �normalen' Raum hinein. In einen Raum, in dem - bezogen auf nahezu alle Geschichten- bekannte moralische Gesetzm��igkeiten, Vorstellungen von Recht und Ordnung, Lohn f�r sozialen Einsatz u. �. nicht mehr gelten.

Bleibt man als Leser ratlos zur�ck, wenn in �Die Nahrung der Toten' (Barbara B�chner) das Opfer einer jungen Frau f�r ihren toten Geliebten einem grausigen Ende zugef�hrt wird? Oder wenn der �Lehrer', der dem unheimlich �Wispernden' im Auftrag von Dorfbewohnern nachgeht, das Abenteuer nicht ehrenvoll beendet, sondern am Ende das Leben verliert(Dominik Irtenkauf & Javier Hurtado:'Trauerflug aus dem S�den.')

Dominik Irtenkauf weist in dem lesenswerten Essay am Ende der Sammlung auf Nietzsche hin, der von Gut und B�se als altem Wahn spricht. Auf jeden Fall trifft dies, wie zu sehen war, auf die Vampirwelt zu, wie sie uns unter anderem in dieser Sammlung vorliegt. Von der ersten Erz�hlung mit dem Titel �The Vampyre'(1819) - zu Unrecht Lord Byron zugeschrieben - die den Vampir - Aberglauben mit suggestiv erotischen Z�gen versetzt, bis zu den heutigen �Vampiren' ist es ein langer variationsreicher Weg. Ein Variationsreichtum, der gerade auch in dieser Anthologie zur Geltung kommt. Die Sammlung zeigt, welche unglaublich vielf�ltigen M�glichkeiten gestalterischer Art- bezogen auf die Darstellung seelischer Prozesse, existentieller Not, unheimlich grotesker Atmosph�re im Vampir- Mythos enthalten ist.

Der Vampir - ein gedankliches Muster, das Aufschlu� gibt, �ber Facetten menschlicher Pers�nlichkeit - wie Dominik Irtenkauf im abschlie�enden Essay meint? In gewisser Weise ist er mehr als ein gedankliches Muster oder Teil eines Welterkl�rungsmodells. Er zeigt in allen seinen Facetten Z�ge von Leben.

Marlies Eifert


Rezension von Peter Sch�nemann

BLITZ, mittlerweile einer der r�hrigsten Verlage in Sachen Dark Fantasy und Horror, beginnt mit diesem Band eine neue Serie, welche die Geschichte der Vampirin Dilara erz�hlen soll, wie ich vermute. Dilara ist auch die zentrale Figur in Hohlbeins Titelstory, ausdr�cklich gedacht als "Appetizer" f�rs Kommende und vom Meister mit dem gewohnten K�nnen in gewohnt spannender Manier verfasst. Der Leser mag gegen Ende stutzen, denn eigentlich bleibt alles offen; er m�ge aber bedenken, dass Dilaras Schicksal ja von anderen fortgeschrieben wird. "Der ewig dunkle Traum" soll also (hier) gar kein Ende haben.

Ansonsten haben die Herausgeber Alisha Bionda & Michael Borlik in diesem Band viele der Autoren versammelt, die in der Szene mittlerweile Rang und Namen haben: Eddie M. Angerhuber, Barbara B�chner, Linda Budinger, Christel Scheja, Marc-Alastor E.-E., Boris Koch und Markus K. Korb, um nur einige zu nennen; und nat�rlich ist Markus Heitz ein Schriftsteller, der wie Hohlbein unangefochten zur ersten Liga in Deutschland z�hlt. Wer das Inhaltsverzeichnis liest und sich auskennt, wird den Band bedenkenlos erwerben und nicht entt�uscht werden. Viele Geschichten handeln nat�rlich von Vampiren, jedoch stehen auch andere Spezies untoter oder b�ser Wesen zur Auswahl.

Gelangweilt habe ich mich bei keiner Geschichte, das stand auch nicht zu erwarten. Sehr gern w�rde ich weiter verfolgen, was Markus Heitz' in "Ein besonderer Geschmack" beginnt, denn die spannende Story um das jagende und gejagte Paar Elaine und Gedeon liest sich gleichfalls wie ein Auftakt. Besonders hervorzuheben aus der Menge des hier gebotenen Guten w�ren auf jeden Fall noch Boris Kochs Groteske "Heiligabend bei Manfred", die Christian von Aster gewidmet ist und dieser Widmung vollauf gerecht wird, sowie Linda Budingers "Schattentrinker", eine gelungene Verbindung von �gyptischen Mysterien und Vampir-Stoff. Auch Christel Schejas "Der Verfluchte von Tainsborough Manor" hat es mir angetan, denn schon der erste Satz entf�hrt in eine sehr sch�n geschriebene Gothic Tale, die exquisit endet. Und schlie�lich will ich noch "Die Brut" von Markus K. Korb erw�hnen, eine weitere gelungene Hommage an Howard Philips Lovecraft aus der Feder dieses Autors.

Abgerundet wird der Band mit drei Essays von Christel Scheja und einem von Dominik Irtenkauf. Scheja wendet sich eher an ein "Einsteiger-Publikum", informiert kurz, aber faktenreich �ber Vampire, Werw�lfe und Mumien in der Geschichte und den Mythen der V�lker; dabei schl�gt sie stets die Br�cke ins Heute, zu modernen Filmen, B�chern und Spielen. Irtenkauf schlie�lich brilliert mit einem eloquent-ironischen Text �ber Vampire und K�nstler, er bietet Essayistisches in Reinkultur, gelungenes Pendant zu seinem (positiv) auff�lligen Stil aus den Geschichten "Trauerflug aus dem S�den" (gemeinsam mit Javier Hurtado) und "Mumienglanz in der Nekrophilharmonie".

Folgt au�erdem noch eine Autorengalerie mit Fotos sowie Kurzbio- und -bibliographien, eine sch�ne Erg�nzung, wie ich finde, ich lese so etwas immer mit Interesse und sehe mir auch gern die Gesichter der Schreibenden an, die ich aus vielen anderen Publikationen kenne, zum gr��ten Teil aber noch nie pers�nlich treffen konnte.

Und nat�rlich verleihen die Illustrationen von Pat Hachfeld, liebevoll gestaltete Titelbl�tter der Geschichten, dem ganzen Band ein d�ster-romantisches Flair ...

Alles in allem: BLITZ bietet uns hier aus der semiprofessionellen und professionellen dunklen Szene wiederum Schwergewichtiges - und das bezieht sich nicht auf Dicke und Grammzahl des Buches!

Peter Schünemann, Solar-X


Rezension von Florian Hilleberg

Der erste Band der neuen Serie aus dem BLITZ-Verlag pr�sentiert eine Anthologie der besonderen Art. Um diese Sammlung von Kurzgeschichten mit drei Worten zu beschreiben: Grotesk, bizarr, morbide.

Die Geschichten lesen sich wie albtraumhafte Phantasien und spiegeln damit den �u�eren Eindruck, den man dank des Titels und des Covers, von dem Buch bekommt. Mark Freier leistet eine hervorragende Arbeit, was das Layout der neuen Serie betrifft und zeigt ganz nebenbei, dass er auch mit dem geschriebenen Wort umzugehen versteht, denn die dritte Geschichte "H�llenwunder" ist von ihm selbst verfasst worden.

Die Illustrationen der einzelnen Storys wurden von Pat Hachfeld gezeichnet und sind sehr stimmungsvoll und d�ster. Von ihrer bizarren Gestaltung her, passen sie sich perfekt dem Geist der Geschichten an und bilden ein stimmiges Gesamtbild.

Die Titelstory von Wolfgang Hohlbein selbst f�hrt den Leser behutsam in die Welt der Vampirin Dilara ein und gibt einen ersten Einblick in die Schattenchronik und den B�sewicht Antediluvian. Die Charakterisierung gelingt dem Meister der Fantasy spielerisch und weckt die Lust mehr �ber Dilara und ihren Feind zu erfahren. Vielleicht tr�gt Hohlbein noch weitere Beitr�ge zu der Serie bei, w�nschenswert w�re es allemal.

Auch die Herausgeber Alisha Bionda und Michael Borlik haben f�r diese Anthologie zur Feder gegriffen und dunkle, phantastische und teils melancholische Storys zum besten gegeben. Alisha Biondas "Seelenpfand" handelt von der bedingungslosen Liebe und Abh�ngigkeit eines Paares, erz�hlt aus der Perspektive der Frau, des Mannes und schlie�lich Beider. Borliks "Engel der Nacht" spiegelt die Faszination einer Sterblichen an dem todbringenden Treiben eines Vampirs wider.

Die erste Geschichte, "Ein besonderer Geschmack", von Markus Heitz, wirkt ein wenig aus dem Zusammenhang gerissen und liest sich wie eine Episode zu einer ganzen Serie, doch der Autor bietet dem Leser eine spannende Erz�hlung �ber zwei versto�ene D�monen, die Jagd auf ihre ehemaligen Artgenossen machen. Eine Story in der Tradition von "Blade" oder "Hellsing".

Eddie M. Angerhuber tr�gt mit "Das Nachtbuch" ihren Beitrag zu dieser Sammlung bei und beschert dem Leser eine kurzweilige Geschichte �ber ein Buch, welches die Geheimnisse des Todes h�tet. Armin R��ler und Fank H. Haubold entf�hren uns in "Vergn�gungspark" und "Die Stadt am Flu�" in die ganz pers�nlichen Albtr�ume zweier M�nner, die der Schrecken pl�tzlich und unerwartet �berf�llt.

"Trauerflug aus dem S�den" handelt vom Verschwinden mehrerer Menschen in einer d�steren Moorlandschaft und zweier M�nner, die sich auf die Suche der Vermissten machen und selber den Schrecken finden.

Barbara B�chners Geschichte "Die Nahrung der Toten" handelt von der nekrophilen Abh�ngigkeit einer Liebenden zu ihrem Geliebten �ber den Tod hinaus, doch auf dem Friedhof macht sie die Bekanntschaft mit ghoulenhaften Untoten. Die Story ist atmosph�risch dicht und poetisch erz�hlt worden, so dass man entt�uscht ist, als die Geschichte schon nach drei Seiten vorbei ist.

Boris Koch tr�gt mit seine Story "Heiligabend bei Manfred" den humoristischen Teil zu dieser Anthologie bei, rundum gelungen.

Marc-Alastor E.-E., Dominik Irtenkauf und Linda Budinger verkn�pfen geschickt die �gyptische Mythologie mit dem Vampirismus und verleihen dem Genre neue Aspekte. Insbesondere Linda Budingers "Schattentrinker" hat mir gefallen, denn neben dem viktorianischen London als Schauplatz, wird auch der Mythos "Jack the Ripper" mit neuem Leben erf�llt.

Auch Christel Scheja bleibt dieser Epoche treu und pr�sentiert dem Leser eine wildromantische Geschichte, um einen verfluchten Mann, der die Unsterblichkeit s�te und Einsamkeit erntete.

Markus K. Korb liefert mit "Die Brut" eine fesselnde Story �ber Leichenfresser, die in einem Labyrinth hausen, welches direkt aus H.P. Lovecrafts Cthulu-Mythos zu stammen scheint.

Abgerundet wird dieser einmalige Erz�hlband mit informativen, spannend geschriebenen Essays, �ber die Urspr�nge des Vampir- und Werwolfglaubens, die sich hinter den Erz�hlungen nicht zu verstecken brauchen.

Diese Anthologie bietet allen, die sich f�r Vampire interessieren, kurzweilige Unterhaltung mit einem informativen Background.

Florian Hilleberg


Rezension von Stefani H�bner-Raddatz

Faszinierend vielseitig - das ist der erste Eindruck dieser morbiden Anthologie, in der die Herausgeber Alisha Bionda und Michael Borlik sechzehn Horrorgeschichten bekannter Genreautoren versammelt haben. Unglaublich spannend - das ist der zweite Eindruck, den der erste Band der neuen Serie "Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik" aus dem BLITZ-Verlag hinterl�sst. Doch halt - haben Sie das geh�rt? Dieses Kratzen und Knirschen? Dieser schleifende Laut auf dem Boden? Das Wispern in den dunklen Zweigen? Und waren da nicht Tropfen von Blut auf dem Teppich? Dann sollten Sie dieses Buch vielleicht nicht nach Einbruch der Dunkelheit lesen, denn einige der Geschichten, wie "Das H�llenwunder" von Mark Freier (von dem �brigens auch das sehr passend gestaltete Cover stammt) oder Barbara B�chners "Die Nahrung der Toten" sind wirklich nichts f�r schwache Nerven.

Der Band startet mit der zun�chst eher konventionell anmutenden Story "Ein besonderer Geschmack" von Markus Heitz. Die Geschichte eines D�monenp�rchens auf Rachefeldzug, das aus ureigensten Motiven auch mal das Werk des Herrn tut und sich dabei einer ganz besonders "explosiven Mischung" bedient, entwickelt allerdings beim genaueren Hinsehen einen feinen unterschwelligen Witz.

Eddie Angerhubers "Das Nachtbuch" erz�hlt von einem seltsamen Folianten, dem einzigen Trost einer in ewiger Nacht Gefangenen. Am Ende der Geschichte ist nichts so, wie es am Anfang schien ... mehr soll hier nicht verraten werden.

�berhaupt scheinen seltsame B�cher in der Anthologie eine besondere Rolle zu spielen, schlie�lich verdankt die Serie einem solchen auch ihren Titel, n�mlich der "Schattenchronik", aus Wolfgang Hohlbeins "Schattenchronik - der ewig dunkle Traum". Der Meister der Fantasy verwebt in der Geschichte der jungen Dilara, deren Leben kurz vor ihrer Verlobung v�llig aus den Fugen ger�t, geschickt Gegenwart, Erinnerungen und Visionen der Zukunft, w�hrend Dilara in den Seiten des mysteri�sen, alten Buches bl�ttert. In Gedanken durchlebt sie noch einmal die vorhergegangene Nacht, an die sie nur bruchst�ckhafte Erinnerungen hat und in deren Verlauf ihr Verlobter auf grauenvolle Weise zu Tode kam. Oder ist auch das nur eine der verst�renden Visionen, die mit der Schattenchronik zu tun haben und Realit�t und Wahnsinn ineinander flie�en lassen? Gibt es Antediluvian, den uralten Vampir aus dem Buch wirklich? Was will er von ihr und wer ist die Frau aus dem Buch, die ihr so frappierend �hnelt? Der Leser kann Dilara ihre Verwirrung gut nachempfinden, denn so wie es ihr beim Durchbl�ttern der Schattenchronik geht, f�hlt man sich als Leser dieser Anthologie gelegentlich auch.

Aber auch f�r diejenigen, die es weniger blutig m�gen, ist gesorgt. Boris Kochs "Heiligabend bei Manfred" ist mit knapp zwei Seiten ein echter Quickie und beleuchtet auf heiter witzige Weise die Frage, ob Vampire eigentlich Weihnachten feiern.

Die Geschichte der Herausgeberin Alisha Bionda f�llt ebenfalls aus dem Rahmen. Sie erz�hlt mit �berraschenden Perspektivwechseln von einer obsessiven Liebesbeziehung, der nur auf den ersten Blick etwas Vampirisches anhaftet und die den Leser recht nachdenklich zur�ck l�sst.

Auch in Frank Haubolds "Stadt am Fluss" wird kein Blut vergossen, der Leser f�hlt sich trotzdem bei der Fahrt des heimkehrenden Ich-Erz�hlers durch seine offenbar (fast) verlassene Heimatstadt auf beklemmende Weise an "Die M�chte des Wahnsinns" erinnert. Das Gegenteil einer Coming-of-Age Geschichte und dazu gut geschrieben.

Soliden Horror bieten die Geschichten von Armin R��ler �ber einen Grusel-Vergn�gungspark, in dem einiges realer ist, als man denken sollte und Dominik Irtenkauf und Javier Hurtados "Trauerflug aus dem S�den" in dem ein in spanischer Sprache gewisperter Hauch eine ganz besondere Rolle spielt.

Michael Borlik, der andere Teil des Herausgeber-Duos geht in "Engel der Nacht" der Frage nach, wie ein Vampir versucht, seine sterbliche Angebetete zu erobern und wie diese darauf reagiert - Romantik auf Vampirart, garantiert nicht unblutig!

Zwei weitere Geschichten verquicken das Vampirthema mit �gyptischer Mythologie, n�mlich die Geschichten von Linda Budinger, die den Leser mit der k�stlichen Idee ( hoffentlich!?) einer "Auswickelparty" �berrascht, bei welcher einem vertrockneten englischen Lord seine Faszination f�r Mumien zum Verh�ngnis wird.

Marc-Alastor E.E. schafft das wirkliche Kunstst�ck, die Vorg�nge bei der Vorbereitung einer Mumie aus Sicht der Mumie selbst zu schildern - sehr gelungen! Eine Geschichte, nach der man gleich im Lexikon nachschlagen w�rde, wie das noch mal war, mit der Mumifizierung - wenn man sich nicht gerade zu sehr gruseln w�rde, versteht sich.

Zwei wirkliche Highlights h�lt der Band f�r den Leser noch zum Schluss bereit. Markus K. Korbs "Die Brut" erinnert von der Grundidee her an Stephen Kings "The Boogeyman", variiert das Thema aber sehr sch�n auf eine Weise, die eher an Poe oder gar Lovecraft denken l�sst. Christel Schejas "Der Verfluchte von Tainsborogh Manor" beschw�rt gekonnt die Atmosph�re jener Gothic Novels herauf, die ihre Heldin so gerne liest und erz�hlt auf diese Weise eine eher romantische Vampirgeschichte. Der Band wird durch verschiedene Essays zum Thema abgerundet.

Erw�hnenswert ist noch, dass alle Stories mit exclusiven, inhaltlich passenden Ilustrationen des Wolfsburger K�nstlers Pat Hachfeld versehen sind - sehr ungew�hnlich f�r dieses Format und f�r den Leser noch ein zus�tzliches "Sahneh�ubchen". Ach ja: Das Preis-Leistungsverh�ltnis �berzeugt ebenfalls: 387 Seiten praller Horror und mehrere Stunden wohlig, gruseliges Lesevergn�gen plus Hintergrund-Informationen f�r 9,95 Euro - was will man mehr?

Stefani H�bner-Raddatz


Rezension von Jürgen Seibold

Mit dem circa 380 Seiten umfassenden Buch "Der ewig dunkle Traum" startet der BLITZ-Verlag eine neue Serie unter dem Oberbegriff "Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik". "Der ewig dunkle Traum" ist entgegen den Folgeb�nden eine Sammlung morbider Kurzgeschichten, die sich s�mtlichst um das jedem Horrorleser vertrauten Subgenres - dem Vampirismus, bzw. dem ewigen Leben - ranken. In diesem Buch befinden sich 16 Kurzgeschichten, die sich trotz der gleichen Grundlage als unwahrscheinlich differenziert und erfrischend unterschiedlich darlegen. Durch die geschickte Autorenauswahl zeigt sich ein sehr sch�nes Spektrum der gegenw�rtigen und zuk�nftigen deutschen Gruselliteratur. Die Autorennamen pendeln spielerisch zwischen "Newcomern" und "Ber�hmtheiten", wobei sich die "Newcomer" sicherlich nicht hinter den Gr��en des Genres zu verstecken brauchen.

Meines bisherigen Wissens werden die zuk�nftigen B�nde dieser Serie jeweils einen geschlossenen Roman beinhalten, die - dargestellt durch unterschiedliche Autoren - das Leben und Wirken der Vampirin Dilara zum Thema haben und dieses aus wohl unterschiedlichsten Blickwinkeln zu betrachten wissen. In "Der ewig dunkle Traum" wird dieser Reigen lediglich durch den Namensgeber dieser Serie - Wolfgang Hohlbein - anhand seiner Geschichte "Schattenchronik - der ewig dunkle Traum" er�ffnet. Dies hat aber keinerlei negativen Einflu� auf die anderen Geschichten zur Folge, da sich diese ja um ein �hnliches Thema bewegen und ohne Probleme zu �berzeugen wissen.

�brig bleibt somit ein sch�n aufgemachter Kurzgeschichtenband - gew�rzt mit einigen Essays am Ende des Buches - , der nicht nur durch seine Verpackung, sondern auch durch seinen abwechslungsreichen und gut ausgew�hlten Inhalt den Leser geschickt von der Qualit�t dieses Er�ffnungsbandes und somit den noch folgenden Romanen �berzeugen kann. Ich denke, jedem Leser bleibt nur der Drang zum n�chsten Werk...

J�rgen Seibold, www.hysterika.de

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