Jenseits des Happy ends
Herausgegeben von Barbara Jung

194 Seiten
Go Verlag
ISBN 3-935953-01-1


Vergriffen


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Limitierte Sonderausgabe


194 Seiten
Go Verlag
ISBN 3-935953-01-1


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Kurzgeschichten und Gedichte von Timo Bader, Alisha Bionda, Linda Budinger, Michael Fritzsche, Bj�rn Jagnow, Barbara Jung, Sven Kl�pping, Thomas Kohlschmidt, Thorsten K�per, G�nther Kurt Lietz, Ingo L�chel, Alexander Lohmann, Horst Madynski, Marie Mork, Udo M�rsch, Michael Peller, Maja Rosenberg, Armin R��ler, Torsten Rybka, Christel Scheja, Markus Sch�r, Marc Anton Robin Sittly, Claudia Toman und Albrecht Verron sowie Cartoons mit der Comicfigur �John� von Torsten Rybka


Am Ufer des Sees
(Leseprobe)

Nach wenigen Schritten in den Wald hinein umh�llte ihn dieser beinahe vollst�ndig. Blickte er zur�ck, sah Erno nur noch eine dichte gr�ne Wand und auch oben waren statt des blauen Himmels nur noch die ausladenden Kronen der m�chtigen B�ume zu sehen, so dass es fast zu finster war, um sicher den Weg finden zu k�nnen. Dennoch ging er weiter tiefer in den Wald hinein, lie� sich von der immer schlechteren Sicht nicht beirren und von seinem Ziel abbringen. Hier und dort griff er nach dem Ast eines der B�ume, betastete diesen. Schien ihm einer zweckdienlich, brach er ihn ab und pr�fte sorgf�ltig, wie weit er ihn biegen konnte, ohne dass er brach. Die �ste entt�uschten Erno allesamt: Sie brachen viel zu schnell und waren durchweg ungeeignet. L�ngst hatte er sich darauf eingestellt, einen weiten Weg zur�cklegen zu m�ssen, um an sein Ziel zu gelangen. Vielleicht wurde aber auch einer der anderen f�ndig.

Pl�tzlich sah er geradeaus Licht. Mittlerweile war es v�llig finster im Wald, so dass er unwillk�rlich auf den hellen Fleck, der sich ihm so �berraschend gezeigt hatte, zulief, sich an diesem orientierte. Was konnte das sein? War hier etwa der Wald schon zu Ende? Was w�rde dahinter sein?

Erno verdr�ngte den Gedanken an die Metallm�nner, die mehr als ungehalten reagieren w�rden, tr�fen sie ihn hier an. Er wusste, dass ein Junge aus der Stadt in diesem Wald oder am See nichts zu suchen hatte und dass die Metallm�nner sorgf�ltig und kleinlich auf die Einhaltung der ungeschriebenen Vorschriften achteten. Sie scheuten auch vor grober Gewalt nicht zur�ck, das hatte er oft genug in der gro�en Stadt erlebt.

Er verlangsamte seine Schritte ein wenig, je gr��er der helle Fleck vor ihm wurde. Dann atmete er erleichtert auf, als er erkannte, dass er sich auf eine Lichtung zubewegte, an deren anderem Ende wieder B�ume standen. Das Licht kam vom Himmel, die inzwischen tiefer stehende Sonne durchdrang die Baumkronen gerade noch. Nach seinem langen Weg durch die Dunkelheit des Walds kam es ihm dennoch so vor, als habe er einen pl�tzlichen Umschwung von der Nacht auf den Tag erlebt. Seine Augen ben�tigten einige Momente, bis sie sich an die jetzt schon ungewohnte Helligkeit gew�hnt hatten.

Auf der Lichtung sah Erno dann eine schlichte Holzh�tte, die hoffentlich kaum einen Metallmann beherbergen w�rde. Eher schon konnte er hier auf Menschen treffen oder auf das, was sie zur�ckgelassen haben mochten. In einer H�tte, so relativ nah am See, war die Wahrscheinlichkeit gro�, die notwendigen Materialien f�r eine Angel zu finden, vielleicht sogar eine bereits einsatzf�hige. Oder noch besser: fertige Nahrung, die nur darauf wartete, von ihm und seinen Freunden verzehrt zu werden. Erregt trat Erno auf die Lichtung, jetzt jegliche Vorsicht au�er Acht lassend. Gerade wollte er die T�rklinke der Holzh�tte in die Hand nehmen, da �ffnete sich die T�r knarrend nach au�en, ihm entgegen, und er sprang zutiefst erschrocken zur�ck. Er strauchelte, konnte aber verhindern, dass er hinfiel. Auf dem Boden liegend, w�re er hilflos gewesen. So konnte er der m�glichen Gefahr noch aufrecht entgegen sehen.


Rezension von Michael Baumgartner

Der Titel der Anthologie gibt schon einen Hinweis, welche Richtung der Inhalt nimmt. Happy Ends verbieten sich die Autoren und Autorinnen der hier zusammengestellten Geschichten und Lyrik. Die Texte steuern entweder b�se Enden an, oder handeln vom Tod und den dunklen Seiten des Lebens.

Der Band beginnt mit "Todts Reise", einer guten Geschichte. Ein mysteri�ser Mann namens Todt (sic!) betritt ein Krankenhaus und kurz danach das Zimmer mit einen schwerkranken, vom Leben gezeichneten Patienten. Doch eigentlich wollte er seine "Schwiegermutter" nebenan besuchen, und er hat eine t�dliche Mission zu erf�llen. Eine alte Geschichte, doch wie Timo Bader, der nicht mal 20j�hrige Autor, sie erz�hlt, wirkt sie frisch und originell. Beeindruckend.

Gut finde ich auch die Idee, die dunklen Geschichten zur mentalen Aufhellung oder zumindest Lockerung des Lesers durch schwarzhumorige Cartoons von Torsten Rybka zu trennen. Die Cartoons sind zwar von unterschiedlicher Qualit�t und zeichnerischem Minimalismus, aber das passt zu den Geschichten und Gedichten, die ja auch recht unterschiedlich sind und meist schnell, mitunter zu schnell auf den Punkt, auf die Idee kommen, denn manchmal w�nscht man sich mehr Fleisch um das Gerippe der Erz�hlung. "Anubis Rache", die Geschichte von Udo M�rsch, ist ein solches Beispiel: Zwei Grabpl�nderer, der eine reuig, der andere unbeeindruckt von seinen Freveltaten, treffen einander. Die Reue des einen wurde auch durch die bedrohliche Ausstrahlung einer Anubis-Statuette hervorgerufen. Doch der Grabfluch l�sst sich nicht aufhalten und erreicht sie just im Moment ihres Treffens in Form eines P�ckchens. Die Geschichte ist packend erz�hlt und Emotionen kommen r�ber, aber die Geschichte w�re besser, h�tte sich der Autor mehr M�he mit dem Hintergrund der Geschichte gegeben.

In ihrer Schaurigkeit bem�ht wirken die beiden Geschichten von Alicia Bionda. Abgedroschene Klischees werden bem�ht. Wenn sich ein im Moor ertr�nktes Paar r�cht, Opfer verlangt und eine Frau in den Bann eines Liebhabers aus dem Schattenreich ger�t, geschieht nichts wirklich �berraschendes.

Auch Linda Budinger ist schon mit einem professionell ver�ffentlichten (Fantasy-)Roman hervorgetreten. Von ihren Kurzgeschichten, weiß nur die Fantasy-Story "Mit Gift" zu �berzeugen, die anderen sind mehr Stimmungsbilder denn Erz�hlungen.

Recht unterschiedlich sind die beiden Kurzgeschichten von der Herausgeberin Barbara Jung selbst. Die eine, "Schadenfreude", erz�hlt vom allt�glichen B�sen. Die unsympathische Hauptfigur ger�t bald in eine schlimme Situation, die der Leser selbst ihm nicht w�nscht und in der ihn die Autorin sozusagen bel�sst, wobei das Ende allzu offen erscheint. In der anderen ("Vergebens") beobachten beseelte Wassertr�pfchen den Besuch des ersten au�erirdischen Botschafters auf der Erde und versuchen Schlimmes, ein Attentat auf ihn zu verhindern. Es ist schon eine ziemlich abgefahrene Idee, Regentropfen zu Handlungstr�gern zu machen, aber sie macht insofern schon Sinn, denn was gibt es Einflussloseres als Regentropfen? Die Geschichte ist routiniert und spannend erz�hlt.

Armin R��ler wusste zu beeindrucken mit "Am Ufer des Sees", einer schlichten Geschichte um drei Ausrei�er aus einer namenlosen, hoffnungslosen Stadt der Zukunft . Einer von den Jungen setzt sich aus Hunger �ber ein Verbot hinweg und will in einem See angeln, doch die Bestrafung durch die alles sehenden Metallm�nner folgt auf den Fu�.

"Jenkins' Versteck" von Thorsten K�per ist von �berw�ltigender Melancholie und ihr Pessimismus l�sst sogar den von Schopenhauer alt aussehen. Da es zur zerst�rten Erde vermutlich keine Menschen mehr gibt, aber auch weil der Verantwortliche f�r den Kurs sich in eine virtuelle Welt zur�ckgezogen hat, fliegt ein Raumschiff seinen Untergang entgehen. Zu erw�hnen ist auch ein St�ck Konkrete Poesie, mit dem Sven Kl�pping die Anthologie bereichert hat. Die anderen Gedichte sind leider weniger eindrucksvoll.

Einige der Geschichten sind erz�hlerisch nicht stark genug, um zu �berzeugen, aber dass h�ngt nicht davon ab, ob die Autoren schon (semi)professionell ver�ffentlicht haben. Es sind es in dieser Anthologie eher die Newcomer, die die besseren Geschichten geschrieben haben. Das l�sst hoffen.

mit freundlicher Genehmigung von Michael Baumgartner
der Homepage des Science Fiction Clubs Baden-Württemberg entnommen


Rezension von Roland Weiß

Schlaf, wenn du kannst ...

F�rchten Sie die Begegnung mit dem Unheimlichen? Str�uben sich Ihnen die Haare, wenn Sie an die Zukunft denken und daran, welch unvorhersehbare Entwicklung sie nehmen k�nnte? K�nnen Sie sich vorstellen, welche erschreckenden Formen das B�se im Menschen annehmen kann?

Sie verneinen alle Fragen? Dann sollten Sie besser die Finger von diesem Buch lassen. Es k�nnte Ihnen d�stere Alptr�ume bescheren ...

Diese Wort fand ich auf der R�ckseite des Buches und dachte: Was kann mich noch umhauen? Schlie�lich kann ich mir doch t�glich einen Gruselschocker per TV reinziehen und selbst wenn die Bilder noch so schrecklich und blutr�nstig sind, wirft mich das nicht aus dem Sessel.

Aber ich hatte nicht mit der Vielfalt der Geschichten gerechnet und damit, dass gerade das unausgesprochen, das, was sich ganz knapp hinter meinem Gesichtswinkel befindet, das angedeutete schleichende Grauen mehr an meinen Nerven nagen kann, als die volumin�sen, bluttriefenden Bilder aus dem TV.

Nun bin ich weder zart besaitet, noch schaue ich mir t�glich Gruselfilme an. Aber das Buch wurde mir ans Herz gelegt und so habe ich mich darin vertieft. Es sind deutsche Autoren, die hier ihr K�nnen zu Tage treten lassen. Da es sich um wirklich kurze Kurzgeschichten handelt, hatte ich mir die Stories quasi als Vorspeisen zurechtgelegt. So jeden Abend mal eine vor dem richtigen Roman, das w�re doch was Feines. Dachte ich. Und dazu noch die Bildergeschichten. Einfachste Machart. Doch Markant. Nachdenkenswert. Und immer mit einer �berraschenden Pointe.

Nun, kurz gesagt: So einfach wie ich mir das vorstellte, war es nicht. Bereits die erste Geschichte "Todts Reise" machte mit ihrem tragischen Ende meinen Erwartungen einen Strich durch die Rechnung. Auf meinen weiteren Roman konnte ich mich kaum konzentrieren. Also las ich noch die n�chste Geschichte. Und die war dann von einer Tiefe und einer so starken Ausstrahlung, dass ich erneut nicht aufh�rte. Die Autorin (Alisha Bionda) vermochte es mit schlichten Worten und ihrer Art der Erz�hlung Vergangenheit/Gegenwart, mich vollkommen zu fesseln. Und da die weitere Geschichte ebenfalls von ihr war, habe ich erneut weitergelesen.

Nun, um zur�ckzukommen. Ich bin nicht aus dem Sessel gefallen. Ich habe auch keine Alptr�ume gehabt. Aber zum Nachdenken bin ich gekommen. K�nnte unsere Zukunft wirklich so aussehen, wie sie Bj�rn Jagnow in Sublevel so treffend in wenigen Worten beschreibt oder sind wir wirklich nur Geisteswesen, wie es Michael Fritzsche schildert? Wird auch in den geistigen und seelischen Bereichen des Menschen gesucht auf jede erdenklich Art, wie es G�nther Lietz so pointiert zum Ausdruck bringt?

Manche der Autoren sind mir aus dem Genre bekannt. Doch andere Namen waren mir bisher ein unbeschriebenes Blatt. Doch diese - vorwiegend - junge Generation von AutorInnen hat etwas eindringliches in seinem Erz�hlstil, dem man sich nicht entziehen kann. Die Geschichten, es sind insgesamt 46 St�ck, einzeln aufzuz�hlen w�rde den Rahmen sprengen und des tut mir um jeden Namen leid, den ich nicht genannt habe. Doch wer einerseits etwas zum Nachdenken und �berdenken haben m�chte und auch auf den leichten Schauer im R�cken nicht verzichten will, der sollte sich dieses Buch besorgen. Denn mit der Frage: K�nnte so unsere Zukunft aussehen? besch�ftigt sich letztlich jeder.

Ich w�rde mir w�nschen von dem einen oder anderen Autor demn�chst mal ein Buch zu sehen. Solche Talente sollten ihr K�nnen ausbreiten und einer gro�en Leserschaft zug�nglich machen.

mit freundlicher Genehmigung von Roland Weiß
der Homepage SF Basar entnommen


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