Allerseelen.
Gegen jede Ideologie
Um
Politik und Ideologie kommt man als Journaillist im Interview mit Allerseelen
augenscheinlich nicht herum. Doch nicht, weil das künstlerische Schaffen Allersselens
Anlass zur kritischen Auseinandersetzung bieten würde, sondern weil selbsternannte
Tugendwächter in der Arbeit der Österreicher eine latente faschistoide Grundtendenz
auszumachen glauben. Auch hier gilt, wie für viele andere Künstler des Neofolk- und
Industrialgenres, die politisch stigmatisiert werden, dass sich kaum jemand ernsthaft oder
persönlich mit den Künstlern direkt auseinandersetzt. Vor allem bei der Beschäftigung
mit dem künstlerischen Werk Allerseelens müsste der unvoreingenommen Betrachter dann
unweigerlich zu dem Schluss kommen, dass hier das völkerübergreifende, verbindende
Element und die unterschiedlichen Traditionen und Kulturen viel stärker sind, als die
entgegengebrachten Vorurteile. Die letzten Alben Allerseelens sprech hier durchweg eine
ganz deutliche Sprache, und auch "Flamme", das im le tzten Jahr
erschienende Album macht da keine Ausnahme und so entstand das nachfolgende
Interview.
Alben
wie Neuschwabenland oder Venezia entstanden unter dem Eindruck des
Reisens; der Stimmungen, die Du an den jeweiligen Orten empfunden und erfahren hast. Was
war der inspirative Ausgangspunkt für Dein neues Album Flamme? Der
Begriff der Flamme und des Feuers an sich lässt eine Reihe verschiedener
Assoziationen zu: die Flamme der Erneuerung, die alles verzehrende Flamme, die Flamme der
Begierde, die Flamme des Lebens, die Flamme, die alles zerstört
welche Bedeutung
verbindest Du mit dem Feuer und der Flamme an sich?
Was
hat Dich musikalisch zum neuen Album inspiriert? Musikalisch, finde ich persönlich, sind
viele Elemente aus Postpunk und frühen Wave Sachen erkennbar. Ist diese Rückbesinnung
auf ältere musikalische Einflüsse eine ganz bewusste Entscheidung gewesen?
Die
wesentlichen Inspirationen finde ich immer außerhalb der Musik - Begegnungen,
Erfahrungen, Dichtungen. Bewußte Entscheidungen gibt es in der Kunst fast nie, zu oft
zeigt sich, daß Dichtungen, Bilder, Lieder, auch einzelne Klänge eine Eigendynamik
besitzen, die stärker ist als der Künstler selbst. Ein einzelnes Wort, ein bestimmter
Rhythmus, auf den ich durch eine Fügung stoße, entscheidet oft darüber, was aus
der ursprünglichen Idee entstehen soll, entstehen wird. So
entsteht manchmal aus einer Hymne ein Liebeslied, aus etwas Lyrischem eine brachiale
Klanglandschaft. Die
Kunst ist ein Kraftfeld, das sehr häufig stärker ist als der Künstler. Wenn mich Musik
tatsächlich beeinflußt hat, dann wohl andalusische Flamenco-Klänge. Ist
es tatsächlich eine Rückbesinnung? Vielleicht im positiven Sinne als
alchimische Verschmelzung sehr alter Einflüsse mit neuen musikalischen Erkundungen.
Meine Musik erfährt jedenfalls eine recht starke Erdung durch die Verbindung mit
kraftvollen, rauhen, auch rockigen Elementen, die auf der portugiesischen MCD Pedra wohl
am stärksten sind.
Von
Deinen früheren Alben weiss ich, dass sie lyrisch häufig von Rilke inspiriert waren,
oder auch Vertonungen von Rilke-Gedichten selbst waren. Hast Du diese Tradition auch auf
Flamme wieder aufgegriffen? Wenn ja, bei welchem Lied und warum, wenn nein,
gibt es andere Dichter, Autoren, die ihre lyrischen Einflüsse auf Flamme
hinterlassen haben?
Bei
den Aufnahmen zur CD und DoLP Flamme haben mich verschiedene Autoren beeinflußt..
Manchmal ist es einfacher, einen eigenen Text für ein instrumentales Lied zu verfassen.
Manchmal eignet sich etwas bereits Bestehendes viel besser. Viele verschiedene Wurzeln und
Zweige fügen sich da, wachsen da ineinander. Das Lied Sonne golthi-ade zum Beispiel, das
in mehreren Fassungen vorgetragen wird, ist ein Gedicht des deutschen
Runenkundigen Friedrich Bernhard Marby aus seinem Buch Die drei Schwäne.
Dieses Lied ist ein Flamenco - gerade dieses Stück zeigt sehr gut, wie gut scheinbar
Gegensätzliches sich vereinen kann - nordische Mythologie und andalusisches Licht.
Selbstverständlich ist der Gegensatz nur scheinbar, die germanischen Vandalen und
Westgoten lebten ja lange Zeit in Andalusien. Das Stück Söhne der Sonne stammt von
Hölderlin aus seinem Werk Hyperion. Aus diesen Zeilen ist ein sehr energetisches Lied von
Allerseelen geworden. Hölderlins Text ("von ihren Taten nähren die Söhne der
Sonne sich, sie leben vom Sieg, mit eignem Geist ermuntern sie sich, und ihre Kraft ist
ihre Freude") klingt sehr deutsch und sehr nach zwanzigstem
Jahrhundert, ist glücklicherweise aber um einiges älter - sonst könnten mir manche
Gegner wieder daraus einen Strick drehen. Ich widme mein Lied auch den Töchtern der
Sonne. Bei Als wärs das letzte Mal handelt es sich um eine Coverversion eines recht
bekannten Stückes von DAF.
Wie
und in welcher Stimmung entstehen Deine Lieder? Hast Du für Deine kreative Arbeit so
etwas wie eine gängige Formel gefunden, nach der es sich arbeiten lässt? Bedarf es eines
bestimmten Anlasses, dass Du Dich hinsetzt und Lieder schreibst, oder ist ein innerer
Zwang, Dich in dieser Form künstlerisch zu verwirklichen?
Die
Grundstimmung ist eine alchimische Lust am Schöpferischen. Es ist ein Genuß,
wenn aus dem Nichts etwas entsteht. Ich liebe den magischen Beginn, die Leere.. Spuren,
die langsam entstehen, die werden, die wieder vergehene, die sich langsam aneinander,
ineinander fügen. Das Lustprinzip ist vielleicht das einzige Geheimnis zur
Entstehung von Kunst. Kraftvolles entsteht dann, wenn sich Kraft und Freude vereinen.
Ist die Freude da, die Lust, dann springen die göttlichen Funken leicht und spielerisch
über. Meine besten Lieder sind spielerisch entstanden. Ein Gefühl für Zeitqualität ist
sehr wichtig. Alexander Lernet-Holenia schreibt in seinem Roman Die Auferstehung des
Maltravers: "Die Gegenwart ist göttlich. Der Moment ist der einzige Zeitraum, in dem
die Götter sich offenbaren."
Welchen
Stellenwert besitzen die Texte für Dich? Musikern, die besonders viel Wert auf textliche
Aussagen oder die Wichtigkeit ihrer Texte im kreativen Kontext legen, wird ja häufig eine
gewisse Kopflastigkeit vorgeworfen, hinter der die Musik zurück zu stecken hat.
Es
gibt auch allerseelische Texte, die trauriger, schwermütiger sind, im Grunde aber
schätze ich Texte, wenn sie etwas Helles, Heiteres enthalten. Musik soll ja Munition
und Medizin sein, soll Kraft geben, nicht nehmen. Mich interessiert das Prinzip der
Musiktherapie - mit Musik heilen, mit Musik die Stimmung aufhellen, mit Musik Zuversicht
verleihen. Da ich ein einfacher Mensch bin und die einfachen Dinge und Wörter liebe,
das Schlichte, Spartanische, fließt auch in meine Musik nichts Intellektuelles oder gar
Ideologisches. Ich beurteile Menschen und Werke nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Herz.
Ich liebe die einfachen Wörter. Apfel, Herz, Weg - dann erst kann ich mit einem Text
etwas anfangen. "Das Göttliche ist immer ganz einfach", schreibt Alexander
Lernet-Holenia im gleichen Werk - wir haben einige seiner Zitate auf der
Allerseelen DoLP Archaische Arbeiten abgedruckt.
In
einem Interview mit Zinnober hast Du Dich auch dahingehend geäussert, dass Hesses
Narziss und Goldmund wohl Dein Buch für die Einsame Insel wäre. Ein Buch,
dass auch mich stark beeindruckt hat, eben aufgrund der geschilderten Zerrissenheit
zwischen dem wohlbehütetem Klosterleben und dem Leben ausserhalb dieser Klostermauern.
Siehst Du für Dich selbst eine Verbindung zwischen Deinem Leben und der Hauptperson des
Buches? Was hat Dich besonders an diesem Buch fasziniert, dass Du ausgerechnet dieses Buch
mit auf die einsame Insel nehmen würdest?
Es
gibt eigentlich zwei Helden in diesem Buch, der eine, der den weltlichen Weg wählt und
der, der den geistigen Weg gewählt. Ich bin aber überzeugt, daß beide Helden ein
einziger Mensch sind. Hermann Hesse hat oft über diesen scheinbaren Gegensatz, diese
Zerrissenheit in vielen Suchenden geschrieben. Ich liebe das Buch, weil es so
lustvoll ist, so mystisch und gewaltig und auch gewalttätig. Ich sollte es wieder einmal
lesen, auf der Toteninsel wird es zu spät sein. Ich mag auch das Glasperlenspiel von
Hermann Hesse sehr, das ich letzten Sommer gelesen habe.
Für
jemanden, der über lange Jahre neben Jay Kay von Forthcoming Fire/Weissglut/Von
Thronstahl und Michael Moynihan das personifizierte Feindbild der linken Szene darstellte
und vielleicht immer noch darstellt? gibst Du auf Deiner Netzseite
erstaunlich viel über Dich selbst und Deine Lebensweise preis. Warum diese Offenheit,
macht sie doch auch angreifbar und verletzlich.
Ich
habe keine Geheimnisse. Ich weise jedenfalls die Unterstellung, rechtextrem oder
faschistisch zu sein, entschieden zurück. Es gibt keine politischen Aktivitäten in
meinem Leben, keine Wehrsportübungen, keine Ideologie. Wenn es Menschen des politischen
Lebens gibt, die ich schätze und im Zusammenhang mit Allerseelen erwähnt sehen möchte,
dann sind es manche Gestalten aus der Antike und die österreichische Kaiserin Elisabeth,
von der ich einige sehr schöne Auszüge aus ihren Tagebuchblättern auf der Allerseelen
DoLP Heimliche Welt abgedruckt habe. Die einzige Ausnahme aus dem zwanzigsten Jahrhundert
ist wohl Corneliu Codreanu mit seiner Legion Erzengel Michael, die als ursprüngliche
religiöse Bewegung sehr kraftvoll war, allerdings verwässert wurde, als er in die
Politik ging und immer mehr Anhänger um sich scharte. Meine Arbeit ist und bleibt die
Kunst. Dieses Kraftfeld ist eine Angewandte Mythologie, sie bewirkt mehr als jede Waffe.
Ich brauche keine geheime Waffenschmiede. Offenbar sehen das auch andere so, sonst würden
sie manche Musiker nicht so bekämpfen. Ein Samurai ist dann unverletzlich, wenn er
zur richtigen Zeit am richtigen Ort steht.
Heimat
ist eine magische Welt heisst es auf Deiner Homepage, wo aber liegt Deine Heimat? In
Deinem Herzen, einem geographisch fest umrissen Gebiet?
Meine
Heimat liegt im oberösterreichischen Salzkammergut mit seinen Seen und Hügel und Bergen.
Wenn ich Österreich liebe, dann hat das natürlich mit dem politischen Österreich oder
gar der einstigen Ostmark nichts zu tun. Heimat ist dort, wo Herzlichkeit herrscht - so
fühle ich oft auch Heimat an Orten, die mit Österreich nichts zu tun haben, zum Beispiel
in Katalonien, in St. Petersburg oder Oregon. Glücklicherweise habe ich Freunde und
Gefährten und Kameraden in vielen Teilen der Welt, wo ich mich heimisch fühle. Gerade
meine Liebe zu kleinen Ländern und Regionen wie das Baskenland, wie Katalonien, Korsika,
Österreich, Südtirol, Slowenien bewahrt mich davor, totalitäre oder autoritäre
Strukturen und Systeme zu verherrlichen. Meine Aufgabe und die befreundeter Künstler
ist es, in einer feindlichen Welt, die die Umwelt zerstört und rücksichtlos Menschen
tötet, weil es darum geht, fast food und soft drinks weltweit zu vermarkten, Inseln und
Inselketten zu errichten, in denen andere Gesetze herrschen, nicht die Gesetze des
Kapitalismus oder Totalitarismus. Das ist etwas, das mit Politik überhaupt nichts zu tun.
Langsam gelingt das, einzelne Inseln lösen sich auf oder werden wieder kleiner. Andere
aber gewinnen an Größe und Umfang, schließen sich zusammen mit anderen.
Auch
aus Deiner Naturverbundenheit machst Du keinen Hehl und so entstehen Deine Lieder, wie ich
gelesen habe, zum Teil inmitten der Natur. Welchen Einfluss haben die verschiedenen
Landschaften auf Deine Lieder? Hat die vielleicht schroffe Berglandschaft ein
aggressiveres Grundgefühl zur Folge, die Ruhe des Meeres ein eher besinnliches Gefühl? Eine
besondere Affinität scheinst Du zum Gebirge zu haben (als Österreicher vielleicht
zwangsläufig ;o) , wenn man sich Deine Homepage ansieht
was aber fasziniert Dich
so am Gebirge? Dieses Monumentale, Unverrückbare? Die Möglichkeit, sich als Mensch mit
den Kräften des Berges zu messen, ihn zu bezwingen und dadurch eine neue Perspektive auf
die Welt zu bekommen?
Die
Lieder selbst entstehen nicht in der Natur, das wäre technisch nicht möglich. Die Lieder
selbst entstehen in meiner Dunkelkammer, es fließen aber oft Geräusche ein, die ich in
der Natur aufnehme. Manchmal spiegelt sich in meinen Arbeiten die schroffe, kantige,
schneidige Bergwelt, manchmal das sanfte, scheinbar weibliche Meer. Die kalten
Schultern des Berges, denen es gleichgültig ist, ob ich in einem Sturm oder einer
steinschlaggefährdeten Wildnis am Leben bleibe oder nicht, besitzt auch das
Meer. Die Berge können sehr harmonisch sein, der Atlantik sehr wild - deshalb ist es
nicht ganz so einfach. Landschaften bereichern mein Leben. Prinzipiell geht es im
ganzen Leben darum, Stätten, Orte, Inseln, Wege zu finden, die Kraft geben, nicht nehmen.
Das ist in der Natur einfach, in der Stadt sehr schwer - der gleichförmige Asphalt raubt
Kraft. Es ist anstrengender, in einer Stadt wie Rom zehn Tage unterwegs zu sein als zehn
Tage in den Dolomiten. Deshalb heißt eines meiner Lieder Steingeburt - Kraft aus dem
Untergrund, aus dem Wurzelwerk schöpfen. Die Steingeburt ist ein Mythos aus den
Mithras-Mysterien - Mithras kommt aus einem Stein oder auch einem Pinienzapfen zur Welt.
Und es gibt etliche Mithras-Tempel in den Alpen, zum Beispiel in Ptuj in den Julischen
Alpen Sloweniens, die noch heute zugänglich sind. Es gab auch in Südtirol mehrere
Mithras-Stätten. Ein sehr schönes Mithras-Relief befindet sich noch heute im
Archäologischen Museum in Bozen. Die Steingeburt - so geht es mir auch in den Bergen. Die
Berge laden auf, erneuern. Vielleicht ist es auch die Menschenleere, die Einsamkeit, die
so viel Kraft gibt, die Klarsicht, die Übersicht, die man mit den neuen Horizonten
gewinnt. Auch Berge sind Inseln. Aber ich mag das Heroische, Pathetische nicht. Es liegt
mir fern. Auch sind nicht die Gipfel für mich das eigentlich Beeindruckende. Der Weg
ist das Eigentliche, das Ziel. Ich habe auch vor, zum Thema Erster Weltkrieg in den
Dolomiten ein Album aufzunehmen. Auch das wird nicht heroisch. Ich verherrliche weder
Gewalt noch Krieg. Ich liebe nicht die Stahlgewitter, sondern die Steingeburt.
Sucht
man im Internet nach Allerseelen, so stösst man auf eine Vielzahl von Kommentaren und
Links, die Deine Arbeiten stets in einen faschistischen Kontext rücken. Stört es Dich,
dass Du als Künstler von vielen leider nur auf diese Aspekte reduziert wirst und Dir eine
darüber hinaus gehende Anerkennung aufgrund von Voreingenommenheit möglicher
Interessenten verwehrt bleibt?
Ich
habe mich daran gewöhnt. Das bekannteste Lied von Allerseelen ist das Sturmlied,
geschrieben von Ricarda Huch, einer vehementen Kritikerin des Nationalsozialismus. Wird
diese Aussage etwas bewirken? Wird die Aussage etwas bewirken, daß das Allerseelen-Lied
Sonne Golthi-ade von jemand geschrieben wurde, der in Hitlerdeutschland mehrere Jahre im
KZ war? Vermutlich nicht. In dieser Auseinandersetzung gibt es auf der Gegenseite eben
keine Gegner, sondern nur Blindgänger, für die auch Charles Baudelaire und Friedrich
Hölderlin rechts sind. Letztlich nützen diese ganzen Kontroversen Allerseelen, sie
steigern den Bekanntheitsgrad und damit auch meinen Einfluß. Glücklicherweise werden in
diesem Jahr alle meine Traktate in den Schriftenreihen Aorta und Ahnstern -
selbstverständlich auch die umstrittenen Texte über Karl Maria Wiligut, Otto Rahn,
Corneliu Codreanu, Blood Axis und Burzum mit den Interviews -als Buch erscheinen, dann
können sich jene, die wirklich an einer differenzierten Sicht der Dinge interessiert
sind, sich ein unmittelbares Urteil über meine Arbeit verschaffen, ohne auf Ferndiagnosen
ideologisch Verblendeter angewiesen zu sein. Dieses Buch namens Blutleuchte wird mit
zahlreichen Fotos und einer exklusiven Allerseelen CD auf Ajna erscheinen und am
einfachsten über Aorta erhältlich sein.
Hast
Du vor diesem Hintergrund je Probleme mit der Zensur gehabt? Wie ist überhaupt Deine
Einstellung zur Beschneidung und Bevormundung der künstlerischen Freiheit? Was denkst Du
in diesem Zusammenhang von der Art und Weise, wie Alfred Schobert und die Grufties
gegen Rechts ihren Kampf gegen das Böse im Menschen führen? Würdest
Du sogar so weit gehen und sagen, dass die Methoden dieser beiden Parteien schon selbst
faschistoide Züge in sich tragen?
In
Österreich, Westdeutschland und der deutschsprachigen Schweiz gibt es manchmal
Schwierigkeiten, aber der künstlerische Kampf geht selbstverständlich weiter.
Schwierigkeiten mit einer Zensur gab es niemals - es ist ja kein Tonträger von
Allerseelen verboten. Ich bin selbstverständlich für absolute Meinungsfreiheit. Wenn ich
das Feuer als Symbol schätze, dann sicher nicht als Sinnbild für Bücherverbrennungen.
Was
können wir, nach der Veröffentlichung der Single mit O Paradis und Flamme,
als nächstes von Allerseelen erwarten?
Es
gibt viel zu tun. Ich nehme derzeit etliche Stücke für die Allerseelen DoLPs auf, die
auf dem österreichischen Label Ahnstern erscheinen. Die Allerseelen DoLP Sturmlieder ist
eben erschienen. Die CD Sturmlieder ist seit Jahren vergriffen. Die DoLP enthält einige
zusätzliche Stücke, ein Requiem für den Coil-Künstler John Balance und anderem ein
sehr blues-artiges Stück mit der neapolitanischen Sängerin Gaya Donadio. Es gibt auf
Ahnstern eine Holzschatulle mit diesen zehn DoLPs, die in den nächsten zwei Jahren
vollständig sein wird. Ich arbeite auch an neuen Stücken mit der katalanischen Sängerin
Rosa Solé. Weitere Auftritte in Europa, auch in Deutschland, sind in Vorbereitung.
Im September werden Allerseelen auch wieder an der pazifischen Westküste der USA
auftreten, die Mannschaft wird sich von der europäischen Besetzung unterscheiden, ich
arbeite mit dem Schlagwerker und Akkordeonisten von Waldteufel zusammen. In diesem Jahr
erscheint auch auf Ahnstern eine Holzbox mit einer Weinflasche und einer Split-7" von
Allerseelen und Sangre Cavallum aus Portugal zum Thema Wein. Das Lied von Allerseelen, mit
der Stimme eines Mitglieds von Sangre Cavallum, ist bereits fertig aufgenommen. Eine
Weinflasche wird ein Allerseelen-Etikett haben, die andere ein Sangre Cavallum-Etikett.
Wie man sieht, geht es in meiner Arbeit um Bewußtseinserweiterung, um Kunst, um
Symbolismus, um Rausch und Traum und nicht um irgendwelche rückwärtsgewandten
Ideologien des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts. Meine Musik ist
völkerverbindend, ich arbeite mit Musikern und Musikerinnen aus vielen Ländern zusammen,
aus Italien, Litauen, Katalonien, Neuschwabenland, Ungarn. Schon alleine der Name meiner
Gruppe Allerseelen sollte ein deutliches Zeichen sein, daß Ideologie und Politik in
meinem Werk keine Rolle spielen.