Pferde aus Atlantis

In Nordeuropa begann die Bronzezeit erst um 1600 v. Zr., erreichte aber schnell ein hohes Niveau. Das Klima war wärmer als jemals später. Die Bauern lebten in Wohlstand und Frieden: Man fand Waffen, aber kaum Spuren von Kriegen. Vielleicht geht die dänische Sage vom Friedenskönig Frodi auf diese Epoche zurück. Vielleicht war sein Reich auch das legendäre Atlantis. Die von Platon erzählte, ursprünglich ägyptische Story darüber dürfte sich auf die Invasion der "Nord- und Seevölker" beziehen, die 1195 v. Zr. von Ramses III. geschlagen wurden.
Die Theorie, die Atlantis am Nordatlantik ansiedelt, gibt auch einen Hinweis auf mögliche Vorstellungen der Nordleute über den Ursprung des Pferdes, die in der Wikingerliteratur fehlen: Nach ihr soll mit dem "Poseidon", den Platon als Hauptgott von Atlantis nennt, der friesische Fosite gemeint sein. Poseidon aber war in Griechenland als Schöpfer des Pferdes bekannt und nahm selbst manchmal Hengstgestalt an.
Zum Poseidon-Kult gehörten daher auch Pferdeopfer und Pferdewettkämpfe.
Beides hat es im Norden immer gegeben. Und auf Platons Atlantis gab es eine riesige Pferderennbahn - wie sie am Nordatlantik tatsächlich gefunden wurde: bei der megalithischen Kultanlage von Stonehenge.
Rennen und Reiterspiele

Pferderennen wurden im bronzezeitlichen Nordeuropa mit hoher Professionalität betrieben. Es gab eigens dafür entwickelte Wagen in Leichtbauweise, die so gut waren, daß sie mitunter auch exportiert wurden. So gelangten - wie auch der Bernstein - nordische Rennwagen bis nach Ägypten, wo ein Exemplar aus dem 14. Jh. v. Zr. erhalten blieb.
Renntage waren vermutlich wie in Griechenland die großen religiösen Feste, zu denen die Menschen von weither zusammenkamen. Die Teilnehmerzahlen an den Rennen waren entsprechend groß, wie auf Felszeichnungen zu sehen ist.

Eine weitere Gelegenheit zu Pferderennen boten die Begräbnisfeiern bedeutender Toter. Waren es Krieger gewesen, so fanden dabei auch Kampfspiele statt. Davon dürfte ein Felsbild aus Südschweden berichten, das kämpfende Reiter zeigt. Die beiden Männer zu Fuß könnten die Schiedsrichter sein. Der Kampf wäre dann nicht blutiger Ernst, sondern ein Spiel nach Regeln wie die späteren Ritterturniere gewesen.

Nordische Pferderennwagen als Darstellung im Steinkistengrab von Kivik, Schweden, und Originalwagen aus einem ägyptischen Grab, der aufgrund der verwendeten Materialien als Import aus dem Norden identifiziert wurde. Die Verarbeitung von mehreren Holzarten wie Ulme, Buche und Esche im Verbundsystem mit Birkenbast und Birkenteer als Bindemittel ermöglichte eine filigrane, für Kriegszwecke ungeeignete Bauweise, die eigens für Rennwagen
entwickelt worden war.
Weniger gefährliche Reiterspiele gab es auch. Eines könnte in Zusammenhang mit den "Trojaburgen" gestanden haben, labyrinthischen Steinsetzungen, die in mehreren Teilen Europas gefunden wurden. Die engen Wege zwischen den Steinen dienten kultischen Reigentänzen, um die Labyrinthe herum wurde geritten. Das läßt sich zumindest aus einer Gravur auf einer etruskischen Kanne aus Italien ersehen. Die Form des Labyrinths ist die gleiche wie im Norden, auch die Reigentänze waren an Nordsee und Mittelmeer gleich. Es handelte sich um einen europaweiten Brauch, der mit dem Sonnenkult in Verbindung stand.
Sonnenpferde
Der Kult der Sonne war in der Naturreligion der nordischen Bronzezeit ein zentrales Thema. Er geht auf die Megalithkultur zurück, deren bedeutendstes Monument Stonehenge in Südengland ist: ein offener Sonnentempel, dessen Steinkreise zugleich Marken für die Kalenderberechnung waren. Stonehenge besaß auch eine Pferderennbahn, die noch gut erkennbar ist.
Zwischen der Sonne und dem Pferd sahen die Menschen damals eine enge Verbindung: Sie stellten sich ihre Reise über den Himmel als Fahrt mit einem Pferdewagen vor. Der berühmte Sonnenwagen von Trundholm in Dänemark, ein Kunstwerk aus vergoldeter Bronze, zeigt die von einem Pferd gezogene Sonnenscheibe. Ursprünglich waren es zwei Pferde.
Noch in dem Liedern der Wikinger fährt die Sonne auf einem Pferdewagen: Alsvinnur und Arvakur ("Allbehende" und "Frühwach") heißen die beiden Hengste, die sie ziehen. Ein Mondgespann gibt es auch. Unabhängig vom Gestirnlauf ziehen außerdem die Hengste Skinfaxi ("Leuchtmähne") den Tag und Hrimfaxi ("Reifmähne") die Nacht über den Himmel.
Das mag poetische Phantasie sein, steht aber noch in der Tradition des alten Sonnenkults, dem es vor allem um die Idee einer sicheren kosmischen Ordnung ging: um die verläßliche Folge der Jahreszeiten, von der die Bauern abhingen. So kam das Pferd an den Himmel. Seine Verlässlichkeit erschien als Garantie für den Bestand der Naturordnung.
So konnte das Pferd nicht nur den Sonnenwagen ziehen, sondern selbst die Sonnengottheit verkörpern, wie ein Pferd mit Sonnenrad und Strahlenkranzmähne auf einer schwedischen Felszeichnung zeigt.

Die Kelten glaubten das auch. In Pferden verkörperten sich ihre Himmelsgötter Taranis, Teutates und Grannus, dessen Name "Sonne" bedeutet.
Die Wagenfahrer enden in Armut

Die Bronzezeit dauerte im Norden bis etwa 500 v. Zr. Um die Jahrtausendwende hatte die Wanderung der "Urnenfelder-Leute" in Mitteleuropa die Handelswege in den Süden unterbrochen. Bronze wurde knapp, ein Klimasturz verschlechterte die Chancen obendrein. Der Norden verarmte und blieb kulturell zurück, während in Mitteleuropa längst die Eisenzeit begann.
Ein Reitervolk aus dem Kaukasus, die Kimmerer (im Bild ein Trensenbeschlag aus ihrer Kultur), gab hier den Anstoß zur Hallstattkultur, aus der später die keltische entstand. Während die Hallstattfürsten eifrig Pferde züchteten, ging im verarmten Norden die Tradition der Wagenfahrer zugrunde. Die Germanen kehrten als Reiter in die Geschichte zurück.
   

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