Ausländer

Ein Völkergemisch aus 160 Nationen

In der Stadt Zürich ist der Ausländeranteil im letzten Jahrzehnt von 24 auf 29 Prozent gestiegen. Immer mehr Personen kommen aus Ländern ausserhalb Europas.

Von Janine Hosp

Steigt der Ausländeranteil, nimmt man selbstverständlich an, dass mehr Menschen ausländischer Nationalität nach Zürich gekommen sind. Das ist nicht falsch, ist aber nur ein Grund: In der zweiten Hälfte der 90er-Jahre ist der Ausländeranteil auch deshalb gestiegen, weil in Zürich so viele ausländische Kinder geboren wurden wie seit 1972 nicht mehr. Tendenz weiter steigend. In den Jahren 1996, 1997 und 2000 überstieg der Geburtenüberschuss gar den Migrationsgewinn (Zugezogene abzüglich Weggezogene). Dies geht aus einer kürzlich erschienenen Erhebung des Statistischen Amtes der Stadt Zürich hervor.

Auffallend ist eine zweite Entwicklung: Immer mehr Ausländerinnen und Ausländer erwerben das Bürgerrecht. Waren es 1990 noch 558, stieg ihre Zahl in den 90er-Jahren kontinuierlich und erreichte vergangenes Jahr mit 2319 Einbürgerungen einen Rekord. Obwohl die Stadt auch im Jahr 2000 einen Geburtenüberschuss bei der ausländischen Bevölkerung sowie einen Migrationsgewinn verzeichnete, sank so der Ausländeranteil erstmals seit den 70er-Jahren: Von 29,3 (1999) auf 29,2 Prozent. 1990 lag der Ausländeranteil noch bei 24,1 Prozent. Der Ausländeranteil ist in den letzten Jahren aber nicht nur gestiegen, weil in Zürich mehr Ausländer leben, sondern weil auch weniger Schweizer gezählt worden sind.

Die ausländische Bevölkerung in Zürich war aber früher nicht nur kleiner, sie setzte sich auch anders zusammen. Vor zehn Jahren kamen neun von zehn Ausländerinnen und Ausländern aus europäischen Ländern, vor allem aus Italien, Jugoslawien, Spanien und Deutschland. Heute stammen noch acht von zehn Ausländern aus Europa; die übrigen kommen aus Asien, aus Nord- und Südamerika und aus afrikanischen Staaten. Am stärksten zugenommen - wenngleich auf tiefem Niveau - hat die Zahl der Dominikaner, Russen, Brasilianer und Thailänder. Insgesamt leben in Zürich Personen aus 160 Ländern.

Wandel der Quartiere

Die grösste ausländische Bevölkerungsgruppe sind im Jahr 2000 nicht mehr die Italiener, sondern die Bürger der Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien. Die Italiener liegen an zweiter Stelle, an dritter die Deutschen, deren Zahl sich seit 1990 um 43 Prozent erhöht hat. Viele Italiener haben sich in den vergangenen zehn Jahren einbürgern lassen oder sind in ihre Heimat zurückgekehrt. So veränderten sich auch die Quartiere (siehe Kasten): Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien ziehen vor allem in Quartiere mit hohem Ausländeranteil (Altstetten, Hard, Seebach, Sihlfeld). Die Italiener ihrerseits verlassen das Sihlfeld. Sie bevorzugen heute Quartiere wie Friesenberg oder Höngg. Überdurchschnittlich viele Deutsche und Österreicher lassen sich im Kreis 7 nieder - dort stellen sie 36 Prozent aller Ausländerinnen und Ausländer. Einfluss hat die veränderte Zusammensetzung der ausländischen Bevölkerung aber auch auf die Religion: Die katholische Kirche verlor mit den Italienern und Spaniern an Boden: Nur noch 40,5 (1990: 55) Prozent aller Ausländer gehören dieser Konfession an. Die Reformierten hingegen konnten seit Mitte der 90er-Jahre dank dem Zuwachs der Deutschen wieder etwas zulegen (5,6 Prozent). Auch muslimische Religionen werden sich vermutlich weiter ausbreiten (1990: 9,8 Prozent), es liegen aber noch keine aktuellen Zahlen vor.

Da viele Ausländer im letzten Jahrzehnt ihre Familien in die Schweiz geholt haben, ist der Männeranteil unter der ausländischen Bevölkerung von 58,8 auf 56 Prozent gesunken. Damit liegt er aber immer noch klar über jenem der Schweizer Männer: Dieser beträgt lediglich 46 Prozent.

Grosse Schwankungen

Der Ausländeranteil war in den 90er-Jahren mit knapp 30 Prozent zwar höher als in den Jahrzehnten zuvor, einen Rekordstand hat er jedoch nicht erreicht. 1910 betrug er 33,5 Prozent, die meisten ausländischen Personen stammten damals aus Deutschland. Während des Ersten und Zweiten Weltkrieges sank der Ausländeranteil kontinuierlich. 1950 betrug er nur noch 8 Prozent - allerdings nicht bloss, weil weniger Ausländer in der Stadt wohnten, sondern auch weil die Schweizer Bevölkerung stark wuchs. Durch zahlreiche Zuzüge von Italienern begann der Ausländeranteil ab 1955 wieder zu steigen. Dieser Zuwachs hielt, abgesehen von einem Knick während der Rezession der 70er-Jahre und einigen Schwankungen, bis heute an.




Deutschland braucht jährlich 300.000 Einwanderer

Berlin - Das deutsche Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA), das am Montag eine umfassende Zuwanderungsstudie veröffentlichen will, hält nach Voraus-Berichten des Hamburger Magazins "Der Spiegel" und der "Welt am Sonntag" eine jährliche Einwanderung von netto 200.000 bis 300.000 Ausländern nach Deutschland für erforderlich. Laut "Spiegel" heißt es in dem Gutachten, die zusätzlichen Arbeitskräfte würden dringend gebraucht, um die Folgen der demographischen Entwicklung auszugleichen. So fehlten der Wirtschaft in den kommenden 20 Jahren rund 1,2 Millionen einheimische Hochschulabsolventen sowie 4,2 Millionen Facharbeiter und qualifizierte Angestellte.

Koalition hofft immer noch auf Einigung

Beim Einwanderungsgesetz sieht die rot-grüne Koalition nach wie vor Chancen für eine Einigung mit der Union. Der Grünen-Rechtsexperte Volker Beck erklärte am Wochenende, dafür brauche man nicht unbedingt die Stimmen aus Bayern. CDU-Chefin Angela Merkel kündigte an, mit dem Thema Wahlkampf zu machen, falls die Vorschläge der Union nicht berücksichtigt werden. Die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) forderte ihre Partei zum Einlenken auf.

Opposition präsentiert Forderungen

Der saarländische Ministerpräsident Peter Müller, Vorsitzender der CDU-Zuwanderungskommission, nannte in der "Saarbrücker Zeitung" (Montagsausgabe) die Punkte, bei denen sich die Bundesregierung bewegen müsse, wenn die Union im Bundesrat zustimmen solle. So müsse das Ziel einer klaren Begrenzung der Zuwanderung im Gesetzestext festgeschrieben werden. Für Erweiterungen des Asylrechts sei kein Raum. Das Nachzugsalter für Kinder sei "im Regelfall" - zumindest, wenn keine Sprachkenntnisse vorhanden seien - auf zehn Jahre zu begrenzen. Außerdem müssten die Integrationskosten zwischen den Beteiligten angemessen aufgeteilt werden.

APA/AP/mb
Berlin: Einigung auf Einwanderungsgesetz

Berlin - Die deutsche Regierung will die Einwanderung künftig am Bedarf des Arbeitsmarktes orientieren. Eine Quote sei dabei nicht vorgesehen, sagte Innenminister Otto Schily am Montag vor Journalisten in Berlin. Führende Politiker der rot-grünen Regierungskoalition hatten sich am Vorabend endgültig auf den Entwurf eines Zuwanderungsgesetzes geeinigt. Die Bundestagsfraktionen von SPD und Grüne sollen den Gesetzentwurf am Dienstag, das Kabinett am Mittwoch beschließen.


"Steuerung und damit auch Begrenzung"

Schily wies die Kritik der konservativen Opposition zurück, dass der Gesetzentwurf die Zuwanderung nicht begrenze. Es gebe "eine Steuerung und damit auch Begrenzung". Alles andere sei "schlicht falsch". Schily zeigte sich zuversichtlich, dass das Zuwanderungsgesetz nicht nur im Bundestag, sondern auch im Bundesrat, wo Rot-Grün keine Mehrheit hat, Zustimmung findet. Er erinnerte die CDU an die von ihr gemachten Vorschläge. "Ich hoffe sehr, dass alle ihre Verantwortung kennen."


"Tragfähiger Kompromiss"

Schily (SPD) begrüßte die Einigung von SPD und Grünen über das geplante neue Zuwanderungsrecht: "Das Zuwanderungspaket hat uns einige Mühe gekostet ­ um so zufriedener bin ich, dass wir uns haben einigen können". Der Minister bestätigte, dass künftig auch Opfer nichtstaatlicher oder geschlechtsspezifischer Verfolgung besseren Flüchtlingsschutz erhalten sollten. Dies waren zentrale Forderungen vor allem der Grünen gewesen. Auch Grünen-Fraktionschefin Kerstin Müller äußerte sich auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Schily erfreut, dass es gelungen sei, einen gemeinsamen Gesetzentwurf vorzulegen. Sie sprach von einem "tragfähigen Kompromiss".


Zähes Ringen vor Einigung

Schily räumte ein, dass der Einigung in der Koalition ein zähes Ringen vorangegangen sei. Mit dem Ergebnis sei er zufrieden. Das Gesetz sei sowohl im Bundestag als auch im Bundesrat zustimmungsfähig. In seinem Gesetz stehe nichts, was nicht mit dem CDU-Einwanderungskonzept des saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller im Einklang stehe. Schily riet allen Skeptikern, seine Pläne mit der geltenden Gesetzeslage zu vergleichen. Jeder, der die Sache offen prüfe, werde erkennen, dass seine Ideen richtig seien.


"Es wird immer abgelehnt"

Schily forderte die Union zur konstruktiven Mitarbeit auf, um die Einwanderungsfrage im Konsens zu lösen. Wer gerade in einer wirtschaftlich schwierigen Situation geregelte Zuwanderung von Arbeitskräften verhindere, "versündigt sich an den Zukunftsaussichten des Landes". Zugleich wies Schily den vor allem von der CSU geäußerten Vorwurf zurück, der Konsens der Koalitionspartner würde zu einer stärkeren Zuwanderung führen. Die CSU verfahre offenbar nach dem Grundsatz, ganz gleich, was die Koalition vorlege, "es wird immer abgelehnt".

APA/dpa/AP/Reuters/ron



D: Stoiber plant Aktion gegen Zuwanderung

Berlin - Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Edmund Stoiber plant Zeitungsberichten zufolge zur Bundestagswahl im kommenden Jahr eine Unterschriftenaktion gegen das Zuwanderungsgesetz, das derzeit von der rot-grünen Bundesregierung vorbereitet wird. Die CSU-Führung gehe davon aus, den Gesetzesentwurf nicht mehr verschärfen zu können und dass die Vorlage auch den Bundesrat passieren werde, berichtete die "Bild"-Zeitung am Montag. Stoiber werde das Thema Zuwanderung auch in den Mittelpunkt seiner Rede auf dem CDU-Bundesparteitag in Dresden in der kommenden Woche stellen.


Die von der Union geführten Länder lehnen den Gesetzentwurf bisher ab. SPD-Fraktionschef Struck deutete jedoch am Sonntag in der ARD die Bereitschaft zu weiteren Zugeständnissen gegenüber der Opposition an.

APA/Reuters/ste

Was meinen die Österreicher ? 

Herr Schrammel, 2001-11-27 07:08   
Richtig!
Ist nur richtig was Stoiber macht. Städte wie Berlin oder Köln belegen das.

Frau Kreuzer , 2001-11-27 18:09   
Re: (1) Richtig!
Ich finde nicht alles richtig, was Stoiber so von sich gibt.
Allerdings sagt er und übrigens viele in der Bevölkerung bei Umfragen oder Direktanrufen (öfter deutsches Fernsehen aufdrehen) mit unterschiedlichen Zugängen, daß die Wirtschaft nur billige Arbeitskräfte zulasten von noch mehr Arbeitslosigkeit haben will. Das Frage, warum sich Deutschlands Wirtschaft nicht EU-Bürger (aus Portugal, Griechenland, Frankreich etc.) holt für den angeblich dringenden Arbeitskräftebedarf der Wirtschaft, steht unbeantwortet im Raum.
Denn es gibt genug Arbeitslose-egal ob In- oder Ausländer - IN Deutschland, die keinen Job finden.
Das neue deutsche Zuwanderungsgesetz ist zumindest in diesem Punkt FÜR eine -zwar geringe, aber doch ZUWANDERUNG.
Insgesamt bedeutet das, daß die Wirtschaft sich billigere Arbeiskräfte durch Zuwanderung holen läßt und Gewinne einsackt, und die sozialen Kosten der deutsche Steuerzahler-also alle- tragen müssen. Und oft zusätzlich noch arbeitslos sind, weil der Staat nicht die Arbeitslosigkeit nicht abbaut, sondern durch Zuwanderung und den Verdrängungseffekt noch vergrößert.

Herr Schmidt, 2001-11-26 09:54   
Stoiber
Der Einzige der noch denken kann in Deutschland

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